Wie haben Alleinerziehende die Isolationszeit der Corona-Pandemie erlebt? Um diese Frage ging es im KAB-Seminar „Leben wie in einer Blase?“.
Nach intensiven Reflexionsgesprächen in Kleingruppen und einem kollegialen Austausch darüber, welche Strategien zur emotionalen Unterstützung der eigenen Kinder – der sogenannten „Generation Corona“ – entwickelt und erprobt wurden, ging es in den künstlerischen Prozess. Denn die eigene Lebenswirklichkeit und das Ausmaß der emotionalen Belastung ist oft gar nicht so leicht in Sprache zu bringen. So entstanden atemberaubende Gemälde, die diese Emotionen der unbewussten Bearbeitung mit Farben und Formen überließen und das Erlebte auf einer symbolischen Ebene zu Tage förderten.
Es bedarf einer stark verankerten Atmosphäre des Respekts und der Solidarität, um das eigene, ganz persönliche und biographisch gefärbte Kunstwerk zur Diskussion in der Gruppe zur Verfügung zu stellen. Die Bereitschaft, „sich den anderen auszusetzen“, ist wohl das, was dieses Seminar zur Bereicherung für alle Teilnehmenden machte. Denn der künstlerische Ausdruck der anderen ergreift auch uns, stößt Ungesagtes an und macht es wahrnehmbar. Die gemeinsame Interpretation der entstandenen Bilder, die Entzifferung ihrer Symbolik und das Rückbinden dieser Bedeutungen an innere Widersprüche und Konflikte ermöglichte es, gemeinsame Problemfelder zu erkennen und Lösungen dafür zu entwickeln.
Alleinerziehende sind nach wie vor mit gesellschaftlicher Abwertung als „defizitäre Eltern“ oder zumindest mit der Verweigerung von Anerkennung konfrontiert. Ihnen wird häufig mangelnde Belastbarkeit, Vernachlässigung der Kinder bis hin zu Beziehungsunfähigkeit unterstellt. Und sie erleben, gerade wenn sie einkommensarm sind, häufiger respektlose Einmischung und soziale Kontrolle. Umso bestärkender war es zu sehen, dass sich diese Zuschreibungen im Selbstbild der Teilnehmenden nicht wiederfanden. Stattdessen fand sich viel Bereitschaft, als Gemeinschaft innerhalb der KAB voneinander zu lernen und sich gegenseitig im Selbstbewusstsein zu stärken.