Ein besonders aktuelles Thema hat sich der Ortsverband Kaufbeuren für einen Vortrag ausgesucht: den Wandel der Arbeitswelt aufgrund der Digitalisierung. Als Referenten hat sich Ortsvorsitzender Hans Reich dazu Peter Ziegler, den Augsburger Diözesansekretär der KAB eingeladen. Dieser trug nach einer eingehenden Analyse auch seine Position in dieser Gemengelage vor.

Gleich zu Beginn folgte ein erstes Statement: „Für mich ist die Digitalisierung der Scheinriese der deutschen Wirtschaftspolitik – je näher man ihr kommt, umso überschaubarer wird sie.“ Peter Ziegler spielte damit auf die interessengeleitete Auseinandersetzung in der öffentlichen Diskussion an. In seinen Augen wird das Ausmaß der Veränderung bewusst dramatisiert, um hart erkämpfte Arbeitnehmerrechte auszuhöhlen. Deswegen sollte man die Situation nüchtern analysieren, Schutzstandards für Betroffene aber eher aus- als abbauen.

Im Folgenden beschrieb er die Veränderungen der Arbeitswelt anhand der Plattformökonomie, auf der freie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – im Fachjargon „Freelancer“ – für niedrige Centbeträge überschaubare Aufträge von großen Firmen abarbeiten. Als bezeichnend stellte er dar, dass als „einfach“ deklarierte Tätigkeiten eben doch nicht von den in Computern laufenden Algorithmen, sondern von Menschen überall auf der Erde erledigt werden: „300 € sind in Indien ein guter Monatslohn – und das ist unsere direkte Lohnkonkurrenz“ betonte er in diesem Zusammenhang.

Er warnte zudem davor, vorschnell Veränderungen an Arbeitszeitregelungen vorzunehmen, wie das gegenwärtig von der Arbeitgeberseite gefordert wird. Er plädierte zudem dafür, Produktivitätsfortschritte an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weiterzugeben und die Situation der deutschlandweit eine Mio. Freelancer in den Blick zu nehmen. Diese hätten keinerlei Versicherungsschutz und verdienten so wenig, dass sie sich auch nicht selbst absichern können.