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Wirtschaft frauengerecht gestalten

Wenn es um Wirtschaft geht, haben Frauen häufig das Gefühl, hier nichts zu sagen zu haben. Mit diesem Vorurteil räumte der KAB-Workshop „Anders wirtschaften – Perspektiven für eine frauengerechte Wirtschaftsordnung“, der am 17.4.2021 online stattfand, gründlich auf. Die teilnehmenden Frauen staunten nicht schlecht darüber, dass den 66 Milliarden Stunden Erwerbsarbeit, die jährlich in Deutschland geleistet werden, die viel höhere Zahl von 89 Milliarden Stunden unbezahlter Arbeit gegenüberstand – die großteils „unsichtbar“ von Frauen getragen wird.

Dass Adam Smith, ein Gründervater der modernen Wirtschaftswissenschaft, zeitlebens als Junggeselle bei seiner Mutter lebte und von Hausarbeit vermutlich nicht viel Ahnung hatte, ließ auch seine Definition von Arbeit in einem anderen Licht erscheinen, die nur bezahlte Arbeit als Arbeit gelten lässt. Trotzdem hat diese Definition bis heute Folgen: So trägt es zur Erhöhung des Bruttoinlandsprodukts bei, wenn man sich Fett absaugen lässt, nicht aber, wenn man die eigene Schwiegermutter pflegt. Wessen Wohlstand wird hier eigentlich gemessen?

Dass Sorgeverantwortung weiblich ist und keine wirkliche Arbeit darstellt, schon gar nicht Teil der Wirtschaft oder wohlstandsschaffend ist, haben auch viele Frauen verinnerlicht. In einem Muttertagsgedicht von 1977 heißt es: „Du gehst so ruhig durch die Tage, so selbstverständlich still und, schlicht. Von deinen Lippen kommt nie Klage, du fragest nach dem Danke nicht.“ In lebhaften Diskussionen wurde deutlich, wie wichtig es auch heute noch ist, Frauen zu ermutigen, sehr wohl nach dem Danke zu fragen und auch eine gerechtere Verteilung der unbezahlten Arbeit einzufordern.

Schließlich ist Care-Arbeit die Basis, auf der unsere Wirtschaft erst ihre Gewinne erwirtschaften kann. Wenn Kinder nicht erzogen, Hemden nicht gewaschen und Wohnungen nicht geputzt werden, stehen der Wirtschaft auch keine oder zumindest nur psychisch und körperlich unterversorgte Arbeitskräfte zur Verfügung, die vermutlich wenig produktiv sind.

Zentrale Erkenntnis des Workshops war somit: Unser Wirtschaftssystem beruht darauf, sich Leistungen einzuverleiben, deren Kosten auf Frauen abgewälzt werden. Um Arbeit und Wirtschaft frauengerecht zu gestalten, gilt es gerade die Vorstellungen zu verändern, die das Alltagsverständnis durchdringen und so selbstverständlich wirken, dass sie zu Handlungsanweisungen werden. So wird in wirtschaftlichen Krisenzeiten zuerst im Sozialbereich gespart, weil davon ausgegangen wird, dass Frauen den Ausfall der sozialen Sicherungssysteme ohnehin durch unbezahlte Mehrarbeit auffangen, während dies von den Unternehmen nicht erwartet wird, die vielmehr durch Konjunkturmaßnahmen zur Aktivität stimuliert werden.

Sorgearbeit ist bedürfnisorientierte Arbeit am Menschen und vielfach zeitintensive Beziehungsarbeit. Wenn wir das Ganze der Wirtschaft sehen wollen, müssen wir die „produktive“ Marktökonomie als Spitze des Eisbergs in ihrer Bedeutung relativieren und die „reproduktive“ Care-Ökonomie als gleichberechtigte Form des Wirtschaftens anerkennen, die wesentlich zu unserem Wohlstand, zu unserer Lebensqualität und zum gesellschaftlichen Zusammenhalt beiträgt.

Bild: Hurca! - stock.adobe.com

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