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100 Jahre „Prälat, Prolet, Prophet“

Zum Gedenken an Prälat ALFRED SAUER (*19.01.1923 †04.01.2007)

Im Januar 2023 wäre er 100 Jahre alt geworden, im Jahr 2007 ist er in den Frieden des Herrn heimgegangen – unser ehemaliger Diözesanpräses Alfred Sauer. Hin und wieder hört man auch heute noch Geschichten und Erlebnisse von und mit „Präses Sauer“. Jedenfalls war er ein uriges Augschburger Original, ein sensibler Arbeiterseelsorger und praktisch-frommer Diözesanpriester, ein Gewerkschaftsfreund und liebevoller Begleiter von Betriebsräten und Engagierten in der KAB, der CAJ, der Betriebsseelsorge und der Christen in den Pfarreien. Und nicht nur das.
Er hatte eine geniale und typische Art, Glauben und Leben, Arbeiterdasein und göttliches Leben zu verbinden. Mit großer Überzeugungskraft verkündete und lebte er zwei „Methoden“, die er von der CAJ kannte und in der KAB fortführte.

1. „Die Lebensbetrachtung“ – vom Leben zum Glauben

Er verstand es in einzigartiger Weise zuzuhören, Fragen zu stellen und Verbindungen zum Evangelium herzustellen. Das geschah zumeist in Arbeitskreisen (Aktionskreisen, Gesprächsrunden mit Priestern, Hauptamtlichen, Betriebsräten, Gewerkschaften …). Das Gesprächsthema war dabei immer das Leben. Mein Leben, meine Erfahrung – das ist der Ort, an dem sich alles abspielt. Davon ließ er die Menschen erzählen. Gott ist schon da im Leben, Jesus Christus wirkt bereits im Leben der Arbeiter/innen. Und er braucht uns als Jünger und Jüngerinnen. In Kurzform wird die Lebensbetrachtung auch einfach mit dem Dreischritt umschrieben SEHEN – URTEILEN – HANDELN. Das ist die Methode, durch die der Gründer der CAJ, Kardinal Joseph Cardijn, die Befreiung der jungen Arbeiter/innen voranbrachte.

Präses Sauer vermittelte uns die „echt menschlich gelebten Werte“. Er ließ uns in Arbeitskreisen aus unserem Leben erzählen und Tatsachen aus unserem Leben reflektieren. Dabei sollten wir die echt menschlich gelebten Werte herausfinden, aufschreiben und auf Plakaten berichten. Er sammelte zeitweise eine ganze „Latte“, wie er sie nannte, von diesen Werten, wie: RÜCKSICHT, DANK, MUT, SELBSTLOSIGKEIT, SOLIDARITÄT, TOLERANZ, GERECHTIGKEIT, LIEBE, BEREITSCHAFT zu teilen, HINEINVERSETZEN, HELFEN, MOTIVIEREN, BEGLEITEN, BEISTEHEN, TRÖSTEN….
Später griff er diese Werte immer wieder auf und zeigte uns den Glaubensbezug auf. Diese echt menschlich gelebten Werte sind bereits Evangelium, sind Wort Gottes, sind Lichter in der Welt. - Das hat uns sehr beeindruckt.

2. Das „Lebendige Evangelium“ – vom Glauben zum Leben

Der Präses verstand es hervorragend, die Frohe Botschaft ungemein praktisch und konkret zu vermitteln. Ein wunderbares Beispiel wie er die Bibel lebendig werden ließ, war die Geschichte vom „lehrenden Jesus im Tempel“. Die Überschrift in der damaligen Bibelausgabe war nämlich irreführend. In Wirklichkeit stand im Text nichts vom lehrenden Jesus, sondern vom hörenden und fragenden Jesus. Dort heißt es in der Szene, als der zwölfjährige Jesus im Tempel bei den Schriftgelehrten war:
„Er saß in ihrer Mitte, er hörte ihnen zu und stellte Fragen und alle staunten über seine Weisheit.“ (vergleiche Lk 2,46-47)

Und das ist genau unser pastoraler Weg in der CAJ, in der KAB und Betriebsseelsorge, so erklärte er. Mitten in der Arbeiterschaft da sein und immer wieder hinausgehen in die Welt der Arbeit. In ihrer Mitte sitzen, mitten unter den Arbeiterinnen und Arbeitern, Gewerkschaftern und Betriebsräten. Gut zuhören, was sie sagen und wie sie es sagen, welche Botschaft dahintersteckt. Und Fragen stellen. Gute Fragen. Die Fragen nach den Hintergründen, nach dem „Warum“, nach den Werten, die hinter den Ereignissen, hinter den Menschen und ihren Worten stehen. Das genügt. Das ist Seelsorge. Das ist der Ansatz der Arbeiterseelsorge.

Im Zweiten Weltkrieg hatte „Fred“ seinen rechten Arm verloren. Dieses Kreuz ließ Präses Alfred Sauer nicht los. Er trug es selbst gern im Symbol der KAB, in der Verbindung mit dem Hammer, dem Zeichen der Arbeit, in der ein Schimmer des Kreuzes und der Auferstehung aufleuchtet.  Auf sein Sterbebild ließ er das Bild des Gekreuzigten drucken.  Ein ganz besonderes, seltenes Bild. Es hat viel mit seinem eigenen Leben zu tun. Der Gekreuzigte löst sich vom Kreuz. Er hat bereits den Tod überwunden. Er zeigt seine verklärten Wunden und öffnet seine Arme, um alle zu umarmen. Wir haben Präses Sauer kennengelernt nur mit einem Arm.  Aber mit der ganzen Glut und Hingabe seines Herzens lieh er seinen noch verbliebenen linken Arm dem Herrn und reichte ihn uns freundschaftlich zum Gruß oder zeichnete uns das Kreuz auf die Stirn.

Der ehemalige KAB-Verbandspräses Konrad Seidl hat dies im Nachruf auf Alfred Sauer treffend so formuliert:
„So bleibt er in unserer Erinnerung: mit nur einem Arm aber einem ganzen, liebenden Herzen. Jetzt ist er unser Fürsprecher bei Gott. Präses Alfred Sauer, schon in seinem Leben mit uns und unter uns ein großer Beter und Fürbitter für viele Menschen, vor allem für seine geliebte KAB, für die CAJ, für die Frauen und Männer in der Arbeitnehmerschaft, zuletzt für die Senioren und die Gehörlosen, wird erst recht jetzt vom Himmel aus unser Fürsprecher und Patron sein und bleiben. Wir wissen mit dem Propheten Daniel: ′Die viele zur Gerechtigkeit geführt haben, werden leuchten wie die Sterne für immerwährende Zeiten.′ (Dan 12.3) Amen.“

Erwin Helmer, Betriebsseelsorger, KAB-Diözesanvorsitzender

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