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Zum 160. Geburtstag von Therese Studer (1862 – 1931):

„Lant it luck“– Lasst nicht locker!

Die erste Verbandssekretärin des „Süddeutschen Verbands katholischer Arbeiterinnen“, Therese Studer, wurde am 22. September 1862 in Senden geboren. Gemessen an den ärmlichen Verhältnisse ihrer Herkunft in einer von sozialen Ungleichheiten geprägten Epoche, war ihr späterer Lebensweg keineswegs vorgezeichnet. Nach dem frühen Tod ihrer Mutter und Stiefmutter bestritt die achtjährige Therese bei einem Großbauern ihren Lebensunterhalt mit harter Arbeit. Schulbesuche waren ihr unter diesen Umständen nur im Winter möglich. Erst mit 12 Jahren, nach dem Umzug ihrer Familie nach Altenstadt, konnte Therese regelmäßig eine Volksschule besuchen. Obwohl Therese die Volksschule mit einem guten Abschlusszeugnis verließ, blieb es für sie zeitlebens der ärgste Schmerz, „dass ich nicht lernen durfte, so wie ich es gewollt hätte.“ Denn eigentlich wollte die junge Therese Lehrerin werden, doch in der damaligen Gesellschaft, zu einer Zeit als sich erst wenige Frauen des Bürgertums den Zugang zu diesem Berufszweig erstritten, blieb ihr als Angehörige der Arbeitsklasse eine „Karriere“ als Lehrerin verwehrt. Ihrem persönlichen Wissensdurst sollte dies allerdings nie einen Abbruch tun.

Therese Studer kämpfte zeitlebens als Fabrikarbeiterin und spätere Verbandssekretärin des Katholischen Arbeiterinnenvereins für die Rechte von Frauen und deren Zugang zu Bildung. In ihrem Wirkungsbereich galt sie als eine außergewöhnliche Persönlichkeit, die Respekt und Anerkennung genoss. Sie orientierte sich stets am Wohl ihrer Mitmenschen nach ihrem Motto „Nichts für mich – alles für die anderen!“. Von ihrer Gewissenhaftigkeit, mit der sich die gläubige Christin ihrer Lebensaufgabe widmete, zeugt ein Wort ihrer Freundin Centa Bentenrieder: „Ihre Gesundheit war nicht allein durch die 24-jährige Fabrikarbeit ruiniert, gerade auch die Jahre als Verbandssekretärin hatten ihr zugesetzt, in denen sie auf ihren Touren im Winter durch knietiefen Schnee waten musste und dann mit gefrorenen Kleidern in die Versammlung kam, um dort in kaum geheizten oder überheizten Räumen 1 ½ Stunden zu sprechen, und erst gegen oder nach Mitternacht in ein eiskaltes Bett zu kommen. In der Frühe des anderen Tages war sie schon wieder auf dem Weg, um die vorgesehene Tour gewissenhaft zu erledigen.“ Dabei war die lebensfrohe Therese keine Asketin. Denn sie liebte gutes Essen und guten Wein. Legendär ist die Zigarre, die sich die „Verbandsmutter“, wie sie genannt wurde, ab und zu gönnte.

Therese Studer starb am 21. Januar 1931 im Alter von 68 Jahren in München und wurde auf dem Sendlinger Friedhof beigesetzt. Ihr 160. Geburtstag gibt uns Anlass, ihr Lebenswerk zu würdigen und uns an ihrem Handeln ein Vorbild zu nehmen getreu ihrem Motto: „Lant it luck“ – Lasst nicht locker!

Denn Chancenungleichheiten und Bildungsungerechtigkeiten – und das nicht nur zwischen den Geschlechtern – bestehen auch heute noch fort. Therese Studers Kampf galt den weiblichen Arbeiterinnen, die aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu einem bestimmten Geschlecht und einer bestimmten sozialen Klasse eine doppelte Diskriminierung erfuhren: „Sie (die weiblichen Arbeiterinnen) waren damals überall ausgeschaltet oder besser gesagt, nicht eingeschaltet, und nie war es ihnen möglich, einen guten Vortrag über diese Dinge zu hören, geschweige denn einen Unterrichtskurs zu besuchen.“ Mit Bildungsangeboten diejenigen Menschen zu erreichen, die aus strukturellen Gründen einen erschwerten Zugang zur Bildung haben, sollte auch heute noch ein Ideal und Ziel unseres KAB-Verbands und dessen Bildungsarbeit sein.

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