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Lesetipp des Monats

Lesetipp des Monats Februar 2022

Die Geschichte des Mädchen Tambudzai, das in einem kleinen Dorf in den 1960er Jahren im damaligen Rhodesien (Zimbabwe) um die Chance auf Bildung kämpft, ist mehr als nur der Start eines jungen Menschen in die Berufswelt. Tambu, wie sie auch genannt wird, durchläuft während ihre Schullaufbahn auch die koloniale Geschichte Afrikas. Stammesriten und christlicher Religion, Mission, alte und neue Hierarchien, Frauenbilder und -schicksale, Patriachat und Unterdrückung der Frauen, die Trennung zwischen Menschen weißer und schwarzer Hautfarbe bis hin zu den Regeln einer traditionellen Stammes- und Dorfgemeinschaft.

Die individuelle Selbstbestimmung der Moderne kreuzen sich in dem Roman „Aufbrechen“. Brüche und Aufbruch - nervöse Erkrankungen - erleben auch Tambudzai‘s Mutter und ihre Cousine Nyasha, die mit Essstörungen auf die patriarchale Unterdrückung reagieren.

Rezension von Matthias Rabbe

Lesetipp des Monats Januar 2022

Marco Balzano ist derzeit einer der erfolgreichsten italienischen Autor*innen, der u. a. durch seine Romane ein breites Publikum gewinnen konnte. In seinem neuesten Roman »Wenn ich wiederkomme« wendet er sich einem Thema zu, das aktueller nicht sein könnte: Der Geschichte der Rumänin Daniela, die ihren Mann und die zwei heranwachsenden Kinder Hals über Kopf verlässt, um als Pflegekraft in Italien für sich und die Familie den Lebensunterhalt zu sichern.

Rezension von Michael Schäfers

Lesetipp des Monats Dezember 2021

Der Roman folgt den Mitgliedern der Familie Hildebrandt einen Tag vor Weihnachten 1971 in einer fiktiven Vorstadt von Chicago. Russ, der Patriarch, ist Pfarrer und lebt in einem Gebäude, das sein drogensüchtiger Teenager-Sohn spöttisch "das beschissene Pfarrhaus" nennt, ein Gebäude, "das eher abgerissen als renoviert werden muss". Das Gleiche könnte man über Russ' Arbeit in der Kirche sagen, wo er seine Tage damit verbringt, sich über den charismatischen Pastor zu ärgern, dem es gelungen ist, die hippen jugendlichen Mitglieder der Jugendgruppe, von der der Roman seinen Titel hat, für sich zu gewinnen. Das Gleiche gilt für Russ' Beziehung zu seiner Frau, der rastlos depressiven Marion, die von ihren eigenen Ressentiments geplagt wird. Die vier Hildebrandt-Kinder, mit Ausnahme des “heiligen” 9-jährigen Judson, sind ebenfalls in ihre eigenen Welten abgeschottet.
 

Rezension von Horst Erlenkötter

Lesetipp des Monats November 2021

Ums Totschlagen und Totschweigen geht es in dem neuen Roman von Eva Menasse. Sie hat für diesen Roman einen ganzen, fiktiven Kosmos erschaffen, eine Kleinstadt, bevölkert mit zahllosen Figuren und einer Historie, die mit dem Süd-Ostwall zusammenhängt, jener letzten Verteidigungsanstrengung des Hitler-Regimes, die im österreichischen Burgenland die Rote Armee stoppen sollte und zu dessen Bau jüdische Zwangsarbeiter eingesetzt wurden. Allein im Burgenland kam es zu über 100 Massakern an diesen Zwangsarbeitern, vorwiegend aus Ungarn stammend.
„Ich wollte diese Geschehnisse mit meinem Roman generalisieren, bei gleichzeitiger Fiktionalisierung der Orte und der handelnden Personen. Es ging mir nicht um die Beschreibung des Massakers, sondern um die Ambivalenzen dieses Ereignisses und dessen Auswirkungen. Denn Literatur kann die Motive der Menschen in ihrer Feigheit, in ihrer Tapferkeit, ihren Mut und Verlogenheit herausarbeiten“, so die Autorin.

Rezension von Horst Erlenkötter

Lesetipp des Monats Oktober 2021

In Sanyals Buch geht es in befreiend respektlosem Erzählton um die großen toxischen Streit- und Totschlagthemen der Gegenwart, es geht um Herkunft, Geschlecht und Hautfarbe und damit um alle Aspekte von Identität, mit denen sich Menschen das Leben gegenseitig zur Hölle machen können.

Im Mittelpunkt des Geschehens steht die Starprofessorin Saraswati, eine Frau mit vermeintlich indischen Wurzeln, die an der Uni Düsseldorf Vorlesungen zu Rassismus, Identitätspolitik und Postkolonialismus hält. Ihre Veranstaltungen haben Kultstatus. Dann aber kommt die unvorstellbare Wahrheit ans Licht.....

Rezension von Bundespräses Stefan-B. Eirich

Lesetipp des Monats September 2021

In seinem neuen Erzählband „Mein Sternzeichen ist der Regenbogen“ schnürt Rafik Schami die Themen Liebe, Sehnsucht, Leidenschaft, Geheimnisse, aber auch immer wieder Exil, Tod und Geburt in humorvolle Erzählungen, die für die Leserinnen und Leser eine spannende Reise in eine andere Welt, in andere Kulturen eröffnen.

Und so beginnt natürlich die gleichnamige Geschichte des Buches, mit der Geburt, besser, dem verloren gegangenen Datum der Geburt des Erzählers. Ein Fakt, dem man damals im französisch besetzten Syrien wenig Beachtung schenkte.

Rezension von Matthias Rabbe

Lesetipp des Monats August 2021

Schon bevor das Buch von Sahra Wagenknecht in die Buchhandlungen kam, löste es heftige Kontroversen aus. Die bekannteste Bundestagsabgeordnete der Partei »Die Linke« positioniert sich eindeutig im anhaltenden Richtungsstreit ihrer Partei. Sie wettert gegen eine „Livestyle-Linke“, die in den urbanen Zentren anzutreffen ist, sich kosmopolitisch und weltoffen gibt, Genderdiskussionen wichtiger findet als Gerechtigkeitsdebatten, einer Post-Wachstums-Ökonomie anhängt, sich biologisch einwandfrei ernährt, Bildungsreisen unternimmt und natürlich mit dem Elektro-Zweitwagen durch die Gegend kurvt.

Dieses Milieu schottet sich in seiner Selbstgefälligkeit ab und hat den Kontakt zu den Schichten und Gruppen verloren, die sich im Niedriglohnsektor abrackern und die alten Werte der Arbeiterbewegung, wie Fleiß, Leistung und Solidarität als wertvoll erachten.

Rezension von Dr. Michael Schäfers

Lesetipp des Monats Juli 2021

Träume vom Gelobten Land, vom Schlaraffenland, von Eden und Atlantis – mythische Orte, wo Arbeit selten und Überfluss die Norm ist, haben sich über Jahrtausende gehalten. James Suzman, Sozialanthropologe und Autor, hat diese mythischen Orte in seinem Buch „Sie nannten es Arbeit – eine andere Geschichte der Menschheit“ in die Realität übersetzt. Jäger und Sammler lebten in "Überflussgesellschaften", ihre Bedürfnisse wurden durch 15 Stunden Nahrungssuche, pro Woche!, erfüllt. Gruppen wie die Ju/'hoansi in Namibia genossen, zumindest bis zur Jahrtausendwende, einen stressarmen Lebensstil: Sie hatten nicht viel, aber sie wollten auch nicht viel.

Seitdem hat die Menschheit einen langen Weg zurückgelegt. Heute definiert Arbeit, wer wir sind. Sie bestimmt unseren Status und diktiert, wie, wo und mit wem wir den Großteil unserer Zeit verbringen. Sie bestimmt unser Selbstwertgefühl und prägt unsere Werte. Aber ist es genetisch bedingt, dass wir so hart arbeiten, wie wir es tun? Haben unsere steinzeitlichen Vorfahren auch gelebt, um zu arbeiten und gearbeitet, um zu leben? Und wie könnte eine Welt aussehen, in der Arbeit eine weit weniger wichtige Rolle spielt?

Rezension von Horst Erlenkötter

Lesetipp des Monats Juni 2021

In „Sokrates auf dem Rennrad“ öffnet Guillaume Martin die Schleusen der Phantasie, um uns die Welt des Radsports näher zu bringen und uns zum Nachdenken anzuregen. Hier mischt sich Essay mit der Fiktion, die Fabel mit den tiefgründigsten Meditationen; wir sehen Nietzsche, wie er mutig trainiert, während er philosophische Beiträge im Kulturradio hört, illustre Philosophen, die an der Seite der größten Champions die Bergpässe erklimmen, Heidegger, der in einen Graben stürzt, Sokrates, der die Führung des Pelotons übernimmt, oder sogar Sartre, der die französische Mannschaft trainiert... 

"Treten Sie in die Pedale mit diesen seltsamen Sportlern, diesen philosophischen Reitern, diesen "Velosophen" - wie ich sie gerne nenne. Man sagt, dass sie einen Zaubertrank haben: ihre Intelligenz. Werden sie damit das begehrte Gelbe Trikot gewinnen können?" Diese spannende Frage stellt der Weltklasse-Rennradfahrer Guillaume Martin, selbst Philosoph und zwölfter der letzten Tour der France.

Rezension von Horst Erlenkötter

Lesetipp des Monats Mai 2021

Sie haben die AFD-Politikerin Beatrix von Storch mit Torte beworfen, eine Greenwashing-Veranstaltung des Ölkonzerns Shell gehackt, Rüstungskonzerne mit einem fiktiven Friedenspreis verhöhnt und zum Ladendiebstahl als effektiven Protest gegen unmenschliche Arbeitsbedingungen in der Lebensmittelproduktion aufgerufen. Sie haben in der Vattenfall-Unternehmenszentrale eine Fake-Pressekonferenz abgehalten, Bundesbürger zur Passfälschung animiert, um Flüchtlingen eine sichere Einreise in die Bundesrepublik zu ermöglichen und tausende interne Telefonnummern von US-Geheimdiensten veröffentlicht.

Jetzt hat einer der Peng!-Aktivisten ein Buch über subversive Aktionskunst geschrieben: “Wenn die Hoffnung stirbt, geht’s trotzdem weiter“. Es ist eine Mischung aus Manifest, Gesellschaftsdiagnose und Tätigkeitsbericht, die wohltuend auf Heldengesänge und Selbstbeweihräucherung verzichtet. 

Rezension von Horst Erlenkötter

Lesetipp des Monats April 2021

Julia Friedrichs, Autorin und Journalistin, hat sich in ihren Reportagen und Dokumentationen für ARD und ZDF immer wieder mit den Entwicklungen in der Arbeitswelt beschäftigt. Ihr neues Buch, eine Mischung aus Reportagen vor Ort, soziologischen Deutungen und politischen Statements, geht der aktuellen Lage der Arbeiterklasse nach. Gibt es sie überhaupt noch? Wie geht es den Menschen bzw. wie sind die alltäglichen Lebenslagen der Menschen, die prekär arbeiten oder keine Festanstellungen haben? 

Die Autorin ist nicht nur eine eindringliche Beobachterin der prekären Lebenswelten, in der viele Arbeitende trotz Arbeit arm sind und am Rande des Existenzminimums leben, sondern sie geht den strukturellen Ursachen nach. Politische Eingriffe haben die Reichen systematisch entlastet und den Arbeitnehmer*innen zusätzliche Lasten aufgebürdet. 

Rezension von Michael Schäfers

Lesetipp des Monats März 2021

Für viele Konsumenten in der Stadt ist völlig klar, die Landwirtschaft kostet Milliarden, quält Tiere, vergiftet Böden und Grundwasser und ist außerdem klimaschädlich. Für die Bauern auf dem Land ist völlig klar, sie schuften sich den Rücken krumm und stehen doch ständig vor der Pleite, weil es den Städtern einerseits an der Supermarktkasse nicht billig genug sein kann und sie andererseits nach noch mehr Kontrollen und Auflagen für die Landwirtschaft verlangen.

Über diesen Clash, dieses ständige Missverständnis zwischen Stadt und Land hat die Journalistin und Autorin Uta Ruge ein Buch geschrieben. Die Bauerntochter erzählt darin, wie die Menschen das raue, sumpfige Land im Moorgebiet zwischen Hamburg und Cuxhaven fruchtbar gemacht haben, wie sie selbst auf einem kleinen Bauernhof an der Elbe aufgewachsen ist und wie immer realitätsferner die Vorstellungen werden, wenn es um „das Land“ geht. 

Rezension von Horst Erlenkötter

Lesetipp des Monats Februar 2021

John Ironmongers Roman „Der Wal und das Ende der Welt“ ist in Zeiten der Corona-Pandemie einer der Bestseller auf dem Büchermarkt. Und das ist gut so. Bereits im Jahr 2015 erschien der Roman in englischer Sprache in geradezu prophetischer Vorschau auf die weltweite Ausbreitung des SARS-CoV-2, die wir in den letzten Monaten erleben mussten.

Die Handlung spielt in dem kleinen Fischerdorf St. Piran an der Küste Cornwalls. Ein junger Mann, Joe Haak, wird an den Strand gespült. Ein Wal hat ihm – wie in der biblischen Jona-Geschichte – das Leben gerettet hat. Und dann überschlagen sich die Ereignisse. 

Rezension von Dr. Michael Schäfers

Lesetipp des Monats Januar 2021

Zwischen 1918 und 1920 infizierte die Spanische Grippe ein Drittel der Weltbevölkerung. Sie forderte mehr Menschenleben als der Erste und Zweite Weltkrieg zusammen. Fast ein Jahrhundert später ist das Ausmaß dieser Pandemie immer noch nicht verstanden. 
In der Populär- und in der Geschichtswissenschaft taucht sie immer mal wieder auf, aber niemand hat bisher einen so weitreichenden Ansatz gewählt wie die britische Wissenschaftsjournalistin Laura Spinney in ihrem, bereits 2018 erschienenen Buch "1918 – Die Welt im Fieber". Anhand von Narrativen aus der ganzen Welt erlaubt die Autorin einen neuen Blick auf dieses Schicksalsjahr.

Rezension von Horst Erlenkötter

Lesetipp des Monats Dezember 2020

In seinem Buch beschreibt Meurer seine unkonventionellen Aktionen und die Gestaltung einer lebendigen Gemeinde in Köln Vingst und Höhenberg, Veedel mit einem hohen Anteil an armen Menschen und solchen mit Migrationsgeschichten. Hier arbeitet er intensiv mit der evangelischen Gemeinde, Muslimen und allen „Menschen guten Willens“ zusammen, sei es bei den Projekten „Kinderstadt“, „Familienwerkstatt“ oder beim alljährlichen Sternsingen. Eine offene Gemeinde, die wirklich allen offensteht und zum Mitmachen einlädt.

Die besten Experten sind die betroffenen Menschen vor Ort! Man muss Bedenkenträger und Besserwisser in ihre Schranken weisen und das Problem gut beschreiben. Dann kommt es zu intensiver Kommunikation der Betroffenen zur Problemlösung durch konstruktive Verträge.“

Rezension von Dr. Michael Schäfers

Lesetipp des Monats November 2020

Der Psychologe, Wissenschaftsautor und Kolumnist Christian Stöcker hat ein erschreckendes und zugleich ermutigendes Sachbuch verfasst. Die Ausgangslage ist klar: Wir leben in einem Zeitalter der Beschleunigung, der exponentiellen Zuwächse. Das Wirtschaftswachstum, die Digitalisierung und der Klimawandel sind dafür nur drei exponierte Beispiele.

Ob beim Verbrauch von Primärenergie, von Düngemitteln und von Wasser – überall entwickelt sich in den letzten 50 Jahren der Verbrauch deutlich nach oben. Stöcker nimmt diese Entwicklungen realistisch zur Kenntnis und beschreibt sie anschaulich, auch durch erläuternde Exkurse und Beispiele. 

Rezension von Dr. Michael Schäfers

Lesetipp des Monats Oktober 2020

„Zwischen Ruhm und Ehre liegt die Nacht“ ist eine Sportler-Biographie, aber es ist mehr als das, es ist ein Stück Literatur, und zwar gute. Immer wieder gibt es in dem Buch von Andrea Petkovic Bezüge und Rückkoppelungen zu ihren literarischen Einflüssen, von Dostojewskis Schuld und Sühne über Roberto Bolano bis zu Songtexten von angesagten Musikern, die ihr geholfen haben sich als Mensch zu finden. Nicht ganz einfach im harten Profigeschäft.

Als Kind ex-jugoslawischer Arbeitsmigranten, der Vater Tennislehrer, war ihr frühes Credo: „Alles was ich wollte, war zur Elite zu gehören“ Ihr größter Kulturschock als Teenager war die absolute Rücksichtslosigkeit der großbürgerlichen Kinder gegenüber Regeln und Formen – „das wahre Privileg der Privilegierten“. 

Rezension von Horst Erlenkötter

Lesetipp des Monats September 2020

Wer unten bleibt ist selber schuld – dieses für Wohlhabende so bequeme Gesellschaftsbild hält sich hartnäckig, obwohl es zahlreiche Studien gibt, die ganz klar belegen, Kinder von Unterprivilegierten bleiben es, denn Armut verhindert gesellschaftliche Teilhabe, wird so zum Stigma und vererbbar. Das betrifft ein Fünftel der Heranwachsenden in Deutschland, ein Skandal.

Anna Mayr arbeitet als Journalistin in Berlin, aufgewachsen ist sie im Ruhrgebiet.
Die Familie war arm, die Eltern Langzeit-Arbeitslose. Immer gab es etwas, auf das sie verzichten musste. Mit ihrem Buch „Die Elenden“ hat sie ihre Gedanken dazu aufgeschrieben, eine Reflektion über das, was Armut bedeutet, unter politischen und wirtschaftlichen Aspekten. Natürlich fließt auch ein, was sie selbst erlebt hat. 

Rezension von Horst Erlenkötter

Lesetipp des Monats Juli 2020

Die Schriftstellerin Sandra Lüpkes hat für ihren neuen Roman „Die Schule am Meer“ auf einen historischen Stoff zurückgegriffen, der aktueller nicht sein könnte. 1925 gründeten der Reformpädagogen Martin Luserke und Dr. Paul Reiner sowie seine Frau, die jüdische Lehrerin Anni Reiner ausgerechnet auf der rauen Nordseeinsel Juist ein privat geführtes Landerziehungsheim, das sich einem ganzheitlichen Erziehungsansatz verschrieb. Das Internat war die erste reguläre deutsche „Freiluftschule“, die auch den Schüler*innen Formen der Mitbestimmung ermöglichte. Besondere Schwerpunkte lagen auf der musischen, physischen und handwerklichen Ausbildung der Schüler*innen in der freien Natur der Inselwelt.

Eine weitere Besonderheit der Schule war die Ausbildung von Laienschauspieler*innen. Weit über Deutschland hinaus galt die Schule als Vorbild für eine den Werten der Selbstbestimmung und Eigenständigkeit der Schüler*innen verbundene Pädagogik. 

Rezension von Dr. Michael Schäfers

Lesetipp des Monats Juni 2020

Was wir für "richtig" oder "einfach" halten, ist nicht in Stein gemeißelt - ganz im Gegenteil. In „Beute - Ernte – Öl – Wie Energiequellen Gesellschaften formen“ verwebt Ian Morris, Professor für Klassische Philologie an der Stanford University (USA), mehrere Wissenschaftszweige, vor allem Geschichte, Anthropologie, Archäologie und Biologie, um zu zeigen, wie sich unsere Werte verändern, um ein einziges übergeordnetes menschliches Bedürfnis zu befriedigen: Energie.

Sind Sie der Meinung, dass Ihr Chef in den Augen des Gesetzes als besser angesehen werden sollte als Sie? Ist es in Ordnung, jemanden wegen einer Beleidigung zu erstechen? Oder dass das Militär Ihres Landes ein anderes Land zurück in die Steinzeit bombardiert, nur weil es "der Feind" ist? Erhalten die Führer ihr Mandat vom Volk, von Gott, oder ist Macht etwas, das mit Gewalt genommen werden muss? Ist es in Ordnung, Menschen zu besitzen? Sollten Frauen sich nur um Haus und Familie kümmern, oder können sie ihren eigenen Weg im Leben wählen?

Rezension von Horst Erlenkötter

Lesetipp des Monats Mai 2020

Der Schriftsteller Navid Kermani hat für seine Romane, Essays und Reportagen zahlreiche Preise erhalten. Gerade durch seine Reisereportagen versteht er es, uns unbekannte Welten und Räume zu erschließen. In Zeiten der Corona-Pandemie, in denen das Reisen zur Ausnahme für uns alle geworden ist, nimmt uns Kermani in seinem Buch mit auf eine Reise – von seiner Heimatstadt Köln durch den Osten Europas bis in die Heimat seiner Eltern nach Isfahan.

„Entlang den Gräben“ ist aber mehr als ein Reisebericht. In vielen kleinen Geschichten und Begegnungen mit den Menschen vor Ort werden das Vergangene, das Verdrängte und die vergessenen Opfer der Kriege und von Gewalt wieder sichtbar gemacht. Die heute bestehenden Gräben und Kriege in Europa legen die Wunden offen, den Riss zwischen Ost und West. Es ist eine Reise zu Menschen, die ihre Heimat und Wurzeln suchen, die zwischen Vergangenheit und Gegenwart leben. 

Rezension von Dr. Michael Schäfers

Lesetipp des Monats April 2020

Mit der rasant steigenden technologischen Komplexität, die uns umgibt, wird gleichzeitig unser Verständnis dafür immer geringer. Dieser Trend hat eine einzige Ursache: der Glaube, dass unsere Existenz durch Algorithmen reguliert und verbessert wird, dass immer mehr Daten nötig sind, um eine bessere Welt zu schaffen. „Wir glauben, je mehr Informationen wir haben, desto besser werden wir auch unsere Entscheidungen treffen“, so James Bridle in einem Interview zu seinem Buch.

„Die Fakten sprechen jedoch dagegen. Ein klares Ergebnis unseres seit einem halben Jahrhunderts andauernden Experiments mit der Informationstechnik zeigt, dass Information allein nicht genügt, um unsere Ziele eines vernünftigen Handelns zu erreichen (……) und das wir immer weniger verstehen von der Welt und immer mehr in Extreme abgleiten.“ 

Rezension von Horst Erlenkötter

Lesetipp des Monats März 2020

„Sophia“ ist ein Roman über die Sehnsucht nach Heimat, dem Wunsch, zurückzukehren an den Ort der Geburt und den ersten Geschichten des eigenen Lebens. Es ist der Wunsch, die Familie zu treffen und Damaskus zu besuchen, die die Hauptfigur des Romans, Salman, nach vielen Jahren im Exil in seine Heimatstadt zurückkehren lässt.

Da Salman in der Befreiungsbewegung in Syrien gekämpft hat, handelt es sich bei dem Besuch in Damaskus um ein gefährliches Unterfangen, denn die Schergen des Regimes lassen nicht locker, Menschen in die Folterkeller zu schleppen und verschwinden zu lassen. Sie sinnen auf Rache. Salman verlässt sich auf eine Generalamnestie, die ihn die Reise wagen lässt, nicht ahnend, dass sein Cousin Elias, ein hochrangiger Geheimdienstoffizier, ihn in die Falle lockt. 

Rezension von Dr. Michael Schäfers

Lesetipp des Monats Februar 2020

Nikolaus Groß, ursprünglich Bergmann im Ruhrgebiet, war eine der führenden Persönlichkeiten der Katholischen Arbeiterbewegung, die sich um einen dritten Weg zwischen ungezügeltem Kapitalismus und sozialistischen Klassenkampfvorstellungen bemühte. Er beteiligte sich früh am Widerstand gegen das NS-Regime, wurde nach dem 20. Juli 1944 verhaftet und 1945 hingerichtet. Eingeleitet durch eine Biographie werden in diesem Band die Briefe publiziert, die Nikolaus Groß aus der Haft an seine Familie geschrieben hat. Sie geben das Bild eines Mannes wieder, dessen tiefe Gläubigkeit sein ganzes Leben und bewusst-folgerichtig sein Sterben bestimmte. Über das Religiöse hinaus sind Handeln und Schicksal von Nikolaus Groß mahnendes Zeugnis in einer Zeit, in der manche in Deutschland wieder Zeichen und Ideen der braunen Barbarei propagieren – und zu viele wegschauen.

Über den Autor

Jürgen Aretz, geb. 1946; Dr. phil.; Historiker; Staatssekretär a.D. Veröffentlichte u.a. "Katholische Arbeiterbewegung und Nationalsozialismus" (Mainz 21982). Mit R. Morsey und A. Rauscher Herausgeber der insgesamt 12bändigen "Zeitgeschichte in Lebensbildern".

aus: https://www.aschendorff-buchverlag.de

Lesetipp des Monats Januar 2020

Der Schriftsteller, Drehbuchautor und Regisseur, Andrea Camilleri, starb im Juli des letzten Jahres. Und zum Abschied hat uns der einem breiten Publikum durch seine Motalbano-Krimis bekannte Autor ein herrliches Buch geschenkt, das vor „Lebensweisheiten“ sprüht. Bereits erblindet diktierte Camilleri einen Brief an seine Urenkelin Matilda, indem er sein Leben Revue passieren lässt. 

Camilleri spart auch die Migrationspolitik nicht aus. Er erinnert daran, dass neunzig Prozent der Terroristen, die Anschläge begingen, Staatsbürger dieser Länder waren. „Der Feind kommt also nicht qua Migration von außen, sondern agiert an dem Ort, wo er geboren wurde, aufwuchs und zur Schule ging. Mauern zu bauen, bedeutet, sich zusammen mit dem Feind im eigenen Haus zu verbarrikadieren". 

Rezension von Dr. Michael Schäfers

Lesetipp des Monats Dezember 2019

Im Februar 2013 machte der erzkonservative Papst Benedikt XVI eine aufsehenerregende Ankündigung: er würde zurücktreten und damit der erste Papst nach über 500 Jahre sein, der sein Amt freiwillig aufgibt. Völlig überrumpelt von dieser Sensation eilt das Kardinalskollegium zur Wahl eines neuen Papstes nach Rom. Ihr überraschendes Votum: Franziskus, der erste nicht-europäische Papst nach 1.200 Jahren, ehemaliger Tango-Tänzer, Fußball-Liebhaber und Mann des Volkes.

„Nach Jahrhunderten ist es das erste Mal, dass wir zwei lebende Päpste haben; Einer ist trocken, konservativ und ein Mann des Buches, ohne jedes Charisma, ohne ein Funken von Humor. Der Andere ist witzig, ex-Tango Tänzer, Fußball-Liebhaber, ein Mann des Volkes. Eine Konstellation für eine Komödie. Diese beiden in ihrer jeweiligen Persönlichkeit zusammenzubringen, das war, was ich mit meinem Buch erreichen wollte. Komödie und Drama in einem“, beschreibt McCarten.

Rezension von Horst Erlenkötter

Lesetipp des Monats November 2019

Die Wirtschaftsjournalistin Ulrike Herrmann hat sich in den letzten Jahren durch ihre Sachbücher immer wieder kritisch mit der sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung auseinandergesetzt. Im Jahr 2016 erschien zuletzt von ihr das Buch „Kein Kapitalismus ist auch keine Lösung“, das zum Spiegel-Bestseller avancierte.

Und auch mit ihrem neuen Buch steht Ulrike Herrmann erneut auf der Liste der meistverkauften Sachbücher. Und das ist gut so, denn die gelernte Bankkauffrau leistet mit diesem Buch erneut eine Entlarvung von Mythen, die sich über Jahrzehnte in der Geschichtsschreibung der Bundesrepublik festgesetzt haben und nach dem Fall der Mauer weiter tradiert wurden.

Rezension von Dr. Michael Schäfers

Lesetipp des Monats Oktober 2019

Caracas gilt derzeit als einer der gefährlichsten Städte der Welt. Dieser Stadt hat die Journalistin Karina Sainz-Borgo ihren ersten Roman gewidmet. Borgo kommt selbst aus Venezuela, lebt seit mehr als 10 Jahren in Spanien und blickt mit großer Sorge, ja Verzweiflung auf ihre Heimat, denn es ist nicht absehbar, das die Nacht in Caracas bald enden wird.

4 Millionen Venezolaner haben in den letzten Jahren ihre Heimat verlassen, weil das Leben für viele Menschen in diesem Land unerträglich wird. Es gibt keine Medikamente, es gibt nichts zu essen. Venezuela leidet unter dem korrupten Regime von Präsident Maduro.  Wie können die Menschen leben, ja überleben? Karina Sainz-Borgo schreibt genau darüber.

Rezension von Horst Erlenkötter

Lesetipp des Monats August 2019

Der Mythos der sogenannten „Stunde Null“ ist bis heute in weiten Bereichen nicht aufgearbeitet.Harald Jähner zeichnet in seinem Werk ein differenziertes Bild über die Anfänge der Bundesrepublik unter den Besatzungsmächten. Dabei deckt er Widersprüche auf und beschreibt die Mentalität der Nachkriegsphase auch anhand von „Lebenszeugnissen“.

So entsteht eine Mentalitätsgeschichte durch konkrete Lebensbilder und -bereiche, die in dieser Form bisher einzigartig ist. Indem der Autor etwa die Geschichte von Wolfsburg in einem Unterkapitel nachzeichnet, wird im „Kleinen“ sichtbar, was sich auf der „großen Bühne“ abspielte: Übergänge, Kontinuitäten zur Zeit des Nationalsozialismus, aber auch die Brüche zum Bisherigen, die die Menschen vor schier unüberwindbare Herausforderungen stellte.

Rezension von Michael Schäfers

Lesetipp des Monats Juli 2019

Mario Vargas Llosa, peruanischer Autor mit spanischem Pass und ehemaliger Bewerber um das Präsidentenamt in dem südamerikanischen Land hat mit dem „Ruf der Horde“ eine „intellektuelle Autobiografie“ veröffentlicht.

Im Mittelpunkt steht für ihn dabei "Freiheit" als "der höchste Wert" der Gesellschaft. Freiheit ist für ihn "weder teilbar noch in Teilen zu haben". Sie muss in allen Bereichen zum Ausdruck kommen, sowohl wirtschaftlich als auch politisch, sozial und kulturell. Daher bewundert er Philosophen und Wissenschaftler, die sich zu diesem Grundgedanken bekennen. Um sieben dieser Gelehrten kreist sein Buch.

Rezension von Horst Erlenkötter

Lesetipp des Monats Juni 2019

Eine wegweisende Perspektive hat die Welt deutscher Bücher bereichert – an der Schnittstelle dreier Kampflinien, wo sich Demokraten mit Populisten, Piraten der so genannten Marktwirtschaft mit aufgeweckten Jusos, Chemiearbeiter mit streikenden Schülerinnen auseinandersetzen.

Wolfgang Kessler mischt sich in die gegenwärtige gesellschaftliche Debatte ein und erschließt den oft ratlosen Experten sensibel die Kunst, den Kapitalismus zu verändern. 

Rezension von Friedhelm Hengsbach

Lesetipp des Monats Mai 2019

Dem Schriftsteller und Journalisten, Nathaniel Rich ist mit seinem Buch „Losing Earth“ ein starkes Stück amerikanischer Politikgeschichte gelungen. In einer Reportage, die sich wie ein Krimi liest, zeichnet er das Versagen der amerikanischen Politik hinsichtlich der amerikanischen und internationalen Klimapolitik nach, benennt Ross und Reiter, Helden, die ihr Leben dem Kampf gegen die Klimakatastrophe gewidmet haben, Schurken, die sich ignorant gegenüber den Warnungen und wissenschaftlichen Erkenntnissen zeigten, Unternehmen, die einen schwankenden Kurs verfolgten und Präsidenten und Präsidentenberater, die je nach politischer Großwetterlage ihr Fähnchen in den Wind hingen.

Rezension von Dr. Michael Schäfers

Lesetipp des Monats April 2019

Der Kommunikationsberater Johannes Hillje schlägt in seinem neuesten Buch eine eigene digitale Plattform für Europa vor. “Wie wir den Nationalismus mit einem neuen digitalen Netzwerk überwinden können”, ist seine Idee überschrieben.
In drei Kapiteln (Problem, Ursache, Lösung) versucht der Autor ein Verständnis von den aktuellen Herausforderungen für den europäischen Kommunikationsraum zu geben. Die Basis für ein öffentliches Verständnis eines lebendigen Europas liegt nach Meinung des Autors darin, mit der rasch vorwärts schreitenden Digitalisierung die Öffentlichkeit in die Hände der Öffentlichkeit zurückzugeben.

Rezension von Horst Erlenkötter

Lesetipp des Monats März 2019

Hickel zeigt sehr anschaulich, warum alle bisherigen Bemühungen, etwa durch Entwicklungshilfe, die Armut zu beseitigen gescheitert sind bzw. scheitern mussten. Denn: „Arme Länder brauchen keine. Hilfe von uns; was sie vielmehr brauchen, ist, dass wir aufhören, sie immer ärmer zu machen. Solange wir nicht die strukturellen Ursachen der globalen Armut – die zugrundeliegende Architektur der Extraktion und Akkumulation von Wohlstand – in Angriff nehmen, werden unsere Entwicklungsanstrengungen auch weiterhin scheitern, Jahrzehnt für Jahrzehnt.“ 

Der Autor zeichnet detailliert nach, wie in der Geschichte die reichen Staaten und Konzerne systematisch in ihrer Gier nach Rohstoffen, billigen Arbeitskräften und Ansatzmärkten den Aufstieg der armen Länder – bis hin zu militärischen Interventionen – systematisch verhindert haben. 

Rezension von Dr. Michael Schäfers

Lesetipp des Monats Januar 2019

Wie am derzeit wachsenden Protektionismus zu sehen ist, wächst die Weltwirtschaft nicht automatisch immer weiter zusammen. Und für die verschiedenen Kulturen gilt das schon gar nicht. Die Globalisierung hat die Welt wirtschaftlich zusammenrücken lassen, zugleich aber das Bewusstsein kultureller Differenz geschärft und damit auch die Notwendigkeit verstärkt, fremde Kulturen zu verstehen und sich immer wieder aufs Neue um eine friedliche Koexistenz zu bemühen.

Diese Kompetenz zu befördern ist das Ziel des deutsch-chinesischen Autorenpaares, für ihr Buch ausgezeichnet mit dem deutschen Wirtschaftspreis 2018.

Rezension von Horst Erlenkötter

Lesetipp des Monats Dezember 2018

Nach ihrem Jahresbestseller „Altes Land" aus dem Jahre 2015 hat sich die in Nordfriesland lebende Autorin, Dörte Hansen, erneut in ihrem Roman dem ländlichen Leben mit seinen Menschen und Umbrüchen verschrieben. Die Hauptfigur des Romans, Ingwer Feddersen, kehrt zurück in das Dorf Brinkebüll.

Seit 25 Jahren hat er als Archäologe und Hochschullehrer in einer Wohngemeinschaft in Kiel gelebt. Immer noch ist er auf der Suche nach seinem eigentlichen „Lebensort“, nach dem, was den Sinn seines Lebens ausmachen soll.

Rezension von Dr. Michael Schäfers

Lesetipp des Monats November 2018

Warum erfahren manche Menschen Halt im Glauben und andere stößt er ab? Welchen Einfluss haben Meditation, Gebet oder die Suche nach Erfüllung in der Natur?

In seinem neuen Buch zeigt der renommierte französische Neuropsychiater, Resilienz- und Bindungsforscher Boris Cyrulnik auf, wo im Gehirn spirituelles Bewusstsein stattfindet und wie es uns verändert. Was passiert in unserem Gehirn und in unserer Psyche, wenn wir an etwas glauben, das größer ist als wir selbst?

Rezension von Horst Erlenkötter

Lesetipp des Monats August 2018

Seit Generationen betreibt so die Familie Talaminis die hohe Kunst der Herstellung des Eisgenusses. Und pendelt alljährlich für die Sommermonate nach Rotterdam, um hier mit der ganzen Familie ihr Eiscafé zu betreiben. Die Arbeit ist hart. Die Welt der Eismacher ist kein Zuckerschlecken.
 
Suchen Sie einen Lesestoff in den heißen Sommermonaten, der schon vom Titel her Abkühlung verspricht? Dann nehmen Sie den Roman eines internationalen Bestsellerautors zur Hand: Ernest van der Kwast – Die Eismacher. 

Rezension von Dr. Michael Schäfers

Lesetipp des Monats Juni 2018

„Dieses Buch möchte dazu beitragen, aus dem Fatalismus des unweigerlichen Werdens aus- und zu einem Optimismus des Wollens und Gestaltens aufzubrechen“. So der, vergleichsweise moderate, Anspruch des Philosophen Richard David Precht an sein neues Werk. Dafür schlägt er einen rasanten Erkenntnis-Bogen - von der Dystopie einer ungebremsten Internetwirtschaft bis hin zu einer humanen Utopie, wiewohl die Zeit geschlossener Utopien für ihn vorbei ist.

Er prophezeit das Ende unseres gegenwärtigen Sozialsystems, denn für sehr viele Menschen existiert keine Arbeit mehr, für die jemand Lohn in Form von Geld zahlt. Was wird dann aus der Arbeitsgesellschaft? Aber gemach – weniger zu arbeiten oder gar nicht mehr für Lohn arbeiten zu müssen, ist ein Verspechen und kein Fluch – jedenfalls dann, so Precht, wenn man in einer Kultur lebt, die sich entsprechend weiterentwickelt.

Rezension von Horst Erlenkötter

Lesetipp des Monats April 2018

Der österreichische Autor Arno Geiger, 1968 in Bregenz geboren, legte zu Beginn des Jahres seinen neuen Roman vor. Er spielt in der Endphase des Zweiten Weltkriegs in dem kleinen Ort Mondsee, unterhalb der gebirgigen Drachenwand. Die Niederlage des Deutschen Reiches ist für die, die es sehen wollen, zum Greifen nahe. Die alliierten Streitkräfte und die rote Armee sind unaufhaltsam auf dem Vormarsch. Bomberstaffeln zerstören die großen Städte. So auch Wien.

Aber dennoch prägt der Fanatismus des Endsieges, Durchhalteparolen und das Hoffen auf Hitlers Wunderwaffen in weiten Teilen der österreichischen Bevölkerung auch angesichts der Zerstörungen immer noch die Stimmung. Man hofft auf den Frieden, aber fürchtet ihn zugleich, da er das Ende des Nationalsozialismus bedeutet. Was wird kommen?

Rezension von Dr. Michael Schäfers

Lesetipp des Monats März 2018

Demokratische Politik ist kein »Game«, wie die Medien oft meinen, auch kein »Deal«, sondern ein hohes Gut. Erhard Eppler, Politiker und politischer Denker mit mehr als 60 Jahren Erfahrung, will uns wachrütteln mit einem Plädoyer für die Würde der Politik, die durch nichts zu ersetzen ist. Verachtung zerstört den gesellschaftlichen Frieden und Zusammenhalt. Wir brauchen dagegen politischen Mut und Willen, einen Schub hin zur Politisierung und einen demokratischen Aufbruch. »Die Bundesrepublik ist in eine Verantwortung hineingewachsen, die sie nicht gewollt hat. Sie muss dieser Verantwortung gerecht werden. Unsere Gesellschaft muss politisch wach werden.

(Zitat: Verlagswerbung)

128 Seiten
Broschüre
12,90 Euro 
ISBN 978-3-8012-0529-4

Lesetipp des Monats Februar 2018

Thorpe ist nahe bei den Menschen, die am Fluss und vom Fluss leben. Er schildert ihre Lebensgeschichte, die Umbrüche nach dem Ende des „Eisernen Vorhangs“ in Europa und ihre Auswirkungen auf das alltägliche Leben, die bis heute anhalten. Thorpe beschreibt die Absichten seines Reiseberichtes so: „Wenn ich die Donau von Ost nach West bereise, dann ist es mein Vorhaben, Leben und Ansichten der Menschen darzustellen, die vom und neben dem Fluss leben. Ich habe nicht vor, den Osten zu romantisieren.  

Rezension von Dr. Michael Schäfers

Lesetipp des Monats Januar 2018

Wir kuratieren unser Leben und nutzen dafür alle Ressourcen. Wir leben in einer Gesellschaft der Singularitäten, diagnostiziert Reckwitz und das hat auch ökonomische Gründe. Was macht das mit uns und mit unserer Gesellschaft. Das untersucht Reckwitz anhand von Themenbereichen wie die singularistische Lebensführung, die Singularisierung der Arbeitswelt oder Digitalisierung als Singularisierung. 

Rezension von Horst Erlenkötter

Lesetipp des Monats Dezember 2017

Die weltweit bekannte Aktivistin zeichnet nach, wie die „Marke Trump“ entstand und welche Formen des „politischen Buisness“ seitens des amerikanischen Präsidenten nun umgesetzt werden. Die Präsidentschaft Trumps gestaltet sich wie eine „Reality-Show“  und lenkt damit von den konkreten Gefahren ab, die durch seine Präsidentschaft und seinen harten Kurs der Privatisierung, des Abbaus sozialer Leistungen, der Ausrüstung und Kumpanei mit den Öl-, Gas- und Kohleunternehmen sowie die Leugnung des Klimawandels gegeben sind.

Rezension von Dr. Michael Schäfers

Lesetipp des Monats November 2017

„Katholisch, proletarisch und in der Einheitsgewerkschaft.“
Das ist der Titel eines in überarbeiteter und aktualisierter Fassung erschienenen neuen Buches von Heino Schwarz, Gewerkschaftler und KAB-Mitglied.

Der Autor geht darin kritisch u.a. den Fragen nach, inwieweit der DGB angeblich „kirchenfeindlich“ ist und wieso ein überzeugter Katholik zugleich auch ein engagierter Gewerkschafter sein kann. 
Aktuelle Themen wie die nach den prekären Beschäftigungs- und Lebensbedingungen und die menschenwürdige Arbeit in der globalisierten Welt nimmt der Autor ebenso in den Blick wie die Flüchtlingsproblematik und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Schwarz ist davon überzeugt, dass Arbeit nicht allein betriebswirtschaftlich bewertet werden darf, sondern auch eine soziale und solidarische Dimension hat.

Insgesamt ist dieses Buch das Plädoyer eines, wie er selber sagt, „überzeugten, kritischen Katholiken für die Arbeit in den Gewerkschaften und zugleich eines ‚alten Hasen‘ im DGB für die Offenheit gegenüber den christlichen Wertmaßstäben“. Angereichert ist das Buch durch Episoden aus dem Alltag und durch zahlreiche Zeichnungen des Karikaturisten und Jahrzehnte langen Mitarbeiters der Frankfurter Rundschau, Felix Mussil.

Heino Schwarz: Katholisch, proletarisch und in der Einheitsgewerkschaft“, 148 Seiten, 10,00 €, epubli-Verlag, Berlin, www.epubli.de, ISBN 178-3-7450-5482-8, 10,00 €

Lesetipp des Monats Oktober 2017

Claus Leggewie nennt sein Buch eine "Streitschrift für ein unabhängiges, offenes Europa". Das Szenario für dieses Europa, das der Autor hier entwirft, muss keine Utopie sein, es ist bereits zu sehen. Für die die es wollen. "Die europäische Gesellschaft muss als Lern- und Handlungsgemeinschaft drangehen, ihre Zukunft zu bestimmen und Ziele "guten Lebens" im Einklang mit Natur und sozialer Umwelt zu verwirklichen - kurz; Sie muss praktisch werden".

Rezension von Horst Erlenkötter



Lesetipp des Monats September 2017

Unsere freie Gesellschaft steht auf dem Spiel – der Historiker und Bestsellerautor Philipp Blom analysiert die gegenwärtigen Umbrüche.

Freiheit, Demokratie, Gerechtigkeit: Die Ideen des modernen Staats entstanden während der Aufklärung. Im 21. Jahrhundert haben wir uns längst daran gewöhnt. Dass Populisten mit dem Versprechen einer autoritären Gesellschaft Mehrheiten organisieren, ist dagegen eine neue Erfahrung. Der Historiker Philipp Blom sieht die westlichen Gesellschaften vor einer prekären Wahl: radikale Marktliberale einerseits, autoritäre Populisten andererseits. Sie gaukeln uns einfache Lösungen für die globalen Herausforderungen vor. Nur mit einem illusionslosen, historisch informierten Blick auf die Gegenwart und mit der Überzeugung, dass allen Menschen ein freies Leben zusteht, können wir unsere humane Gesellschaft retten.

Rezension von Dr. Michael Schäfers



Lesetipp des Monats Juni 2017

Der italienische Schriftsteller, Marco Balzano, schreibt Gedichte, Essays, Romane und Erzählungen. Schon in seinem erfolgreichen Roman aus dem Jahre 2011 „Damals am Meer“ hat der in Mailand lebende Autor das Thema der Wanderung vom Süden in den Norden Italiens anhand einer Familiengeschichte aufgegriffen. 

Diesem Thema ist Balzano treu geblieben und im Mittelpunkt seines neuen lesenswerten Romans steht die Lebensreflexion Ninettos, der als kleines Kind auf den Feldern Siziliens arbeiten muss und vom reichen Norden Italiens mit seinen Industriestädten träumt, in denen das Leben leichter und besser sein soll als die tägliche Plackerei auf den Feldern.

Die Rezension von Dr. Michael Schäfers

Lesetipp des Monats Mai 2017

Der amerikanische Autor J.D. Vance legt hier seine Autobiographie vor, die im letzten Jahr in den USA monatelang die Spitzenplätze der Bestsellerlisten belegte und das Land regelrecht erschütterte.

"Hillbilly- Elegie" ist die Geschichte seiner Familie, aber mehr noch, die Geschichte einer Gesellschaft in der Krise. Armut und Chaos, Hilflosigkeit und Gewalt, Drogen und Alkohol: In dieser Abwärtsspirale befinden sich viele weiße Arbeiterfamilien in den USA – entfremdet von der politischen Klasse abgehängt vom Rest der Gesellschaft, anfällig für populistische Parolen.

Früher konnten die »Hillbillys«, die weißen Fabrikarbeiter, darauf hoffen, zu Wohlstand zu schuften. Doch diese Zeiten sind vorbei. J.D. Vance gelingt es eindrucksvoll, diese ausweglose Situation und die Auswirkungen auf die ganze Gesellschaft darzustellen.

Die Rezension von Horst Erlenkötter

Lesetipp des Monats April 2017

Der österreichische Schriftsteller, Kritiker und Essayist Karl-Markus Gauß hat in seinem Buch „Zwanzig Lewa oder tot“ einen weiteren Reisebericht der besonderen Art vorgelegt. Seine Reise ging nach Osteuropa und auf den Balkan, also in Regionen, die hierzulande in den letzten Jahren mehr und mehr aus dem Blick geraten sind. Das Buch ist eine Mischung aus familiären und biographischen Lebenserinnerungen, Beschreibungen von Land und Leuten, Sehenswürdigkeiten und Lebensgeschichten der besonderen Art. Und gerade diese Mischung ist es, die dieses Buch so lesenswert macht.

Es ist ein Reisebericht, der uns die Umbrüche und die Geschichte der bereisten Länder und Städte nahebringt und dies auch durch die Verluste, durch das, was nicht mehr da ist, aber in die Erinnerung an die jetzt Lebenden - sei es zur Mahnung, sei es zur Bewahrung - „eingeschrieben“ werden muss.

Die Rezension von Dr Michael Schäfers

Lesetipp des Monats März 2017

Seit den Zeiten von Karl Marx wurde immer wieder das Ende des Kapitalismus postuliert.
Der englische Journalist und Fernsehmoderator Paul Mason begibt sich mit seinem Buch "Postkapitalismus ‐ Grundrisse einer kommenden Ökonomie" in gute Gesellschaft. Von John Stuart Mill bis John Maynard Keynes, er stellt sich nun auch in diese Ahnenreihe und erinnert uns daran, dass dieses sozioökonomische Gesellschaftssystem keineswegs naturgegeben ist.

"Der Kapitalismus hat vor Jahrhunderten im Niedergang des Feudalismus seinen Anfang genommen, es ist also nicht überraschend, wenn er eines Tages auch ein Ende hat", so Mason in einem Interview mit der Zeit.

Die Rezension von Horst Erlenkötter

Lesetipp des Monats Februar 2017

Armut wird weiterhin in unserer Gesellschaft zu einem Tabuthema erklärt. Aber immer dann, wenn das Thema, etwa durch den „Armuts- und Reichtumsbericht“der Bundesregierung oder Untersuchungen zum Ausmaß der Armut in unserem Land, kurzzeitig die Schlagzeilen der öffentlichen Medien füllt, bricht der Streit erneut darüber aus, was denn „Armut“ eigentlich sei.
Armut ist umstritten; ebenso die Wege zu ihrem Abbau. Segbers schafft Klarheit, indem er in seinem Buch deutlich macht: Nicht nur um Einkommensarmut geht es, sondern um ein umfassendes Lebenslagenkonzept, das die ausgrenzende Armut in den Facetten erfasst, die ein Leben in Menschenwürde, Teilhabe und soziale, politische und gesellschaftliche Integration ausmachen

Die Rezension von Dr. Michael Schäfers

Lesetipp des Monats Januar 2017

Wir bestehen weitgehend aus Wasser und können ohne Wasser nicht lange überleben – und doch sollten wir mehr Sorgfalt auf unser Ur-Lebensmittel verwenden. Das macht eine Broschüre deutlich, die gemeinsam herausgegeben wird von MISEREOR, der Kath. Erwachsenenbildung (KEB) und der Stiftung ZASS der Kath. Arbeitnehmerbewegung.

Die Themen reichen vom Klimawandel und der Vermüllung der Meere über die Umweltprobleme mit Kreuzfahrtschiffen bis zu Konflikten um Wasser und dem Menschenrecht auf Wasser. Verdursten durch Überschwemmung in Indien und Wassermanagement in der Sahelzone sind Beispiele der globalen Perspektive. Eine anregende Meditation über das Element Wasser findet sich ebenso wie je ein Beitrag zum Sonnengesang des Hl. Franziskus sowie zur Umweltenzyklika des Papstes Franziskus. Aber auch Alltagspraktisches kommt nicht zu kurz: Welchen Fisch kann man noch essen, welches Wasser noch trinken, wie Plastikmüll vermeiden – und was können wir jeweils konkret dafür tun, dass Wasser geschützt wird und alle Menschen die Chance auf sauberes Wasser haben. 

Die Rezension von Mechthild Hartmann-Schäfers

Lesetipp des Monats - Dezember 2016

Wer möchte nicht auch mal in den Weltraum fliegen, die Welt aus dem Orbit betrachten?
Um das zu erreichen, muss man nicht Astronaut und körperlich fit sein, sondern nur stinkreich.
Milliardäre und Superreiche wie Dennis Tito, Mark Shuttleworth oder die Iranerin Anousheh Ansari legen knapp 20 Millionen Dollar auf den Tisch, als ob sie eine Woche Schwarzwald gebucht haben.
"Es ist von Bedeutung, dass sich einige Menschen Fahrkarten für Weltraumausflüge leisten können, während andere vor städtischen Tafeln Schlange stehen".

Radikaler und deutlicher kann der Wirtschaftsforscher Sir Anthony Barnes Atkinson die gesellschaftliche und finanzielleUngleichheit nicht beschreiben.

Die Rezension von Matthias Rabbe

Lesetipp des Monats - November 2016

Die zahlreichen Baumwoll- und Textilmuseen in Deutschland erinnern uns noch heute daran, welche wirtschaftliche und soziale Bedeutung die Baumwollverarbeitung und Textilherstellung einst hatte.

Verbinden wir mit dem Aufstieg des Industriekapitalismus oftmals Kohle und Stahl, macht das Buch des Professors für amerikanische Geschichte an der Universität Harvard deutlich: Das Imperium der Baumwolle steht wie kein anderes für die Entwicklung und Transformation des globalen Kapitalismus.


Die Rezension von Dr. Michael Schäfers

Lesetipp

Zur Freiheit berufen.
Christen für ein Grundeinkommen
KAB Diözesanverband Köln (Hg.)

Bonifatius Verlag
ISBN 978-3-89710-829-5
Kartoniert, mit farbigen Abbildungen
174 Seiten

18,90 Euro

Ein Fachbuch, herausgegeben vom KAB Diözesanverband Köln. Darin beleuchten Expertinnen und Experten aus verschiedenen Professionen und Fachrichtungen bestimmte Aspekte oder Herausforderungen vor dem Hintergrund der Idee eines Bedingungslosen Grundeinkommens.

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Diese kritische Auseinandersetzung, verfasst vom Leiter des KAB-Grundsatzreferates, Michael Schäfers, mit „Laudato si“ verdeutlicht, wie der Papst Politik macht und gestalten will.
Die Enzyklika „Laudato si' - Über die Sorge für das gemeinsame Haus“ ist ein prophetischer Aufruf, endlich das Plündern unseres Planeten zu beenden und unsere ausbeuterische Wirtschaftsweise grundlegend zu revidieren. Papst Franziskus ist ein durch und durch politischer Papst, der den Missbrauch der Macht anprangert und sich gleichzeitig der Macht der Medien zu bedienen weiß. Von der Politik fordert er die dringend notwendige Rückgewinnung der Hoheit über die Wirtschaft.
 
Wie kein anderer Papst vor ihm, hat Papst Franziskus zur Pariser Klimakonferenz auf der Grundlage der ökologisch-sozialen Enzyklika alle politischen Register gezogen. Deshalb ist die Enzyklika nicht nur ein soziales Rundschreiben, sondern auch ein politisches Manifest.

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