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Integrationsgeschichten

Die Geschichte eines Äthiopiers

Im Herzen Äthiopiens, inmitten lebendiger Landschaften und lebhafter Kultur wurde mein Vater, als Jüngster von 6 Kindern in der Stadt Addis Abeba geboren. Er wurde in eine sehr warmherzige Familie hineingeboren, deren Werte er bis heute übernommen hat. Aufgrund seines hervorragenden Abiturs wurde ihm ein Stipendium in Europa angeboten, welches seine gesamte Familie mit Stolz erfüllte. Er würde ja bald wieder zurück kehren. Angetrieben von der unermüdlichen Entschlossenheit, eine bessere Zukunft zu schaffen, begab er sich auf eine Reise, die ihn über Kontinente führen sollte. Auch wenn er nun sehr jung seine Heimat verlassen musste, nahm er die Gelegenheit in Tschechien an, zum Maschinenbauingenieur ausgebildet zu werden. Obwohl das Studium nur auf Tschechisch angeboten wurde, konnte er durch seine Arbeitsmoral und die Überzeugung, dass Bildung der Schlüssel zu Fortschritt und Widerstandsfähigkeit sei, entgegen aller Hindernisse, einen guten Abschluss erreichen. Doch in die Heimat zurückkehren war nun unmöglich, da zu dieser Zeit in Äthiopien ein grauenvoller Bürgerkrieg und Generalmobilmachung herrschte. Außerdem wäre er als politischer Aktivist gegen das unterdrückende Regime, bei der Rückkehr sofort verhaftet worden. Nach dem der „Eiserne Vorhang“ gefallen war, floh er nach Deutschland und wurde als politischer Flüchtling anerkannt. Leider wurde das Studium nicht anerkannt, weshalb er eine Umschulung zum Fachinformatiker abschloss. Seine Arbeitsmoral half ihm schnell Arbeit zu finden und bis heute arbeitet er ungekündigt bei der gleichen Firma in München. Deutschland wurde nicht nur zu einem Zufluchtsort, sondern zu einer zweiten Heimat, und Herr Haile schloss dauerhafte Freundschaften, die über kulturelle Grenzen hinausgingen. In Deutschland lernte er dann eine Äthiopierin kennen. Heute sind meine Eltern bereits 25 Jahre glücklich verheiratet. Gemeinsam bekamen sie drei Töchter die er über alles liebt und für die er alles gibt. Seine älteste Tochter ist 20 und studiert nun Jura in Augsburg, während seine mittlere Tochter im Juni ihre Ausbildung als medizinische Fachangestellte in einer Kinderarztpraxis beendet. Das Küken der Familie geht aktuell in die 8. Klasse und hegt bis jetzt den Wunsch in die Fußstapfen ihres Vaters zu treten um später Ingenieurin zu werden. So fand mein Vater der einst im warmen Äthiopien geboren wurde, eine neue Heimat im schönen Deutschland. Seine Reise, geprägt von Entschlossenheit und Überwindung, führte ihn durch Tschechien, über den gefallenen "Eisernen Vorhang" nach Deutschland. Das Leben hatte ihn vor Herausforderungen gestellt, aber er hatte sie gemeistert. Heute, kann er auf ein erfülltes Leben zurückblicken.

Die Geschichte einer Syrerin

Am 27. Oktober 2015, unserem Geburtstag in Deutschland, kamen wir erschöpft an. Ich war überglücklich, dass es mir gelungen war, in 34. Schwangerschaftswoche nach Deutschland zu kommen. Wir hatten große Pläne und Hoffnungen, aber in dieser Zeit drehte sich alles nur um unseren Sohn, der in diesem schönen Land aufwachsen würde. In den ersten drei Wochen verbrachten wir in einer Asylunterkunft in Wertingen. In der ersten Woche unseres Ankommens kaufte mein Mann ein kleines Deutschlehrbuch, damit wir zumindest Grundkenntnisse in der deutschen Sprache erwerben konnten. In dieser zeit lernten wir einfache Begriffe wie Zahlen, Begrüßung und Abschied.

Anschließend wurden wir nach Augsburg gebracht, wo wir uns von Anfang an sehr wohl fühlten. Wir lebten in einer Wohnung in Asylunterkunft mit zwei anderen Familien. Jede Familie hatte ein eigenes Zimmer, während Küche und Badzimmer gemeinsam genutzt wurden. Im Dezember begann mein Mann freiwillige Deutschkurs zu besuchen, und nach der Geburt unseres Sohnes schloss ich mich ihm an. Wir waren entschlossen, so schnell wie möglich die Sprache zu lernen. Im Juli 2016 begannen wir offiziell mit einem Integrationskurs. Mein Mann besuchte den Vormittagskurs, und ich nahm am Nachmittag teil. Jeden Tag trafen wir uns am Königsplatz. Ich gab ihm den Kinderwagen, und dann ginge ich auch in der Schule.
Bis Februar 2019 erreichte ich das B2-Niveau, während mein Mann das C1-Niveau in Deutsch erreichte. In dieser Zeit nahmen wir auch an einem Programm für Ingenieure an der Hochschule Augsburg teil. Unsere Zeugnisse wurden in dieser Zeit auch anerkannt. Ich bin Umweltingenieurin von Beruf, und mein Mann ist Maschinenbauingenieur. Wir beide erhielten die Gelegenheit, Praktikum zu machen, um Erfahrungen zu sammeln. Bei mir verlief die Jobsuche reibungslos, und seit August 2019 arbeite ich im öffentlichen Dienst als Projektleiterin.
Die Jobsuche gestaltete sich für meinen Mann schwieriger, aber er gab nicht auf. Nebenbei arbeitete er in einem Restaurant und begann schließlich eine Umschulung als Mechatroniker. Im Februar 2023 schloss er die Umschulung erfolgreich ab und arbeitet seitdem als Mechatroniker bei einer Firma in Augsburg. Zusätzlich engagiert er sich als freiwilliges Mitglied der Feuerwehr.

Wir fühlen uns in Augsburg sehr wohl, auch wenn wir unsere Familie in der Heimat sehr vermissen. Dennoch sind wir dankbar, dass wir auf eigenen Beinen stehen können und unser Sohn in der Schule sehr gut ist und wir sind sehr stolz auf ihn. Als wir noch in Syrien waren, hatten wir sicherlich andere Hoffnungen und Pläne für unser Leben, aber wir hatten keine andere Wahl.
Die Flucht war für uns keine Entscheidung, wir mussten fliehen.

 

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