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Archiv

Geistliches Wort von Pastoralreferent Hans Gilg, Betriebsseelsorge Augsburg

Die Seele des Seils

Es ist äußerst stabil und tragfähig dieses Kletterseil.
Beim Klettern war es ein wichtiger Teil meiner „Lebensversicherung“. Hier zählt aber nicht das Äußere, die schöne Hülle des Seils - hier zählen wirklich die inneren Werte.
Da drin sind ganz viele weiße Fäden. Jeder einzelne würde sofort reißen – aber zusammen sind sie stark.

Wir kennen das doch auch alle. Natürlich kriegen wir vieles alleine hin, aber manches kann uns dann doch über den Kopf wachsen, uns total überfordern und der Blick für Lösungen und Klärungen kann verloren werden. Wie gut tut es da, wenn andere mitüberlegen, mithelfen und mittragen.

 

Schön finde ich auch wie die Fachsprache das Innenleben eines solchen Seiles nennt: Die Seele des Seils.
Immer wieder höre ich sagen: Ja, das ist die gute Seele in unserer Familie, in unserem Verein, in unserem Betrieb. Das sind Mutmacherinnen und Mutmacher. Sie haben ein großes Ohr zum Zuhören oder packen schnell an, wo praktische Hilfe nötig ist.

Niemand von uns muss alles können, um die „gute Seele zu sein“. Aber irgendeinen kleinen Faden können wir vielleicht doch beitragen.

Geistliches Wort von Pastoralreferent Thomas Hoffmann, Betriebsseelsorge Weißenhorn

Momentensammler

Geht es Ihnen auch so? Eine Liedzeile, ein Liedtitel, eine Formulierung haken sich fest. Mir geht es so mit einem Lied von Werner Schmidbauer: es heißt „Momentensammler“. Viel mehr ist mir von dem Lied nicht in Erinnerung. Aber seit ich das Lied zum ersten Mal gehört habe, bin ich Momentensammler: Ein freundliches Guten Morgen; eine ungefragte Hilfe, wenn mir ein Missgeschick passiert; ein überraschtes „Du hier!“ bei einem Streik aus Freude, dass die Kollegin auch rausgekommen ist; eine kleine unerwartete Aufmerksamkeit, ein Kompliment: Solche Momente, wenn ich sie wahrnehme, bereichern, tun einfach gut.

Vielleicht passt das Stichwort „Momentensammler“ auch zur kurzen Sequenz aus dem Lukas-Evangelium. Die Pharisäer fragen Jesus, wann kommt das Reich Gottes, woran kann man es erkennen? Und Jesus entgegnet, das Reich Gottes kann man nicht an irgendeinem Zeichen, einer Beobachtung festmachen, „Denn siehe, das Reich Gottes ist mitten unter euch.“ (vgl. Lk 17,20f). Das Reich Gottes ist schon mitten unter euch, so lese ich das, in den Momenten wie denen, wo Jesus die gekrümmte Frau aufrichtet, den Blinden sehend macht, den Aussätzigen heilt. Und ist es nicht auch heute in Momenten da, wo Menschen aufrecht gehen lernen, ein Gespräch gelingt, ein solidarischer Kampf erfolgreich ist, wo wir einander in schwierigen Situationen tragen, mir ein Licht plötzlich aufgeht, ich tief berührt werde etwa in einem Gottesdienst, einem Gebet?

Ich bin Momentensammler, Sammler von Momenten, in denen ich spüre, so gelingt Leben. Momente, in denen ich ahne, was Jesus gemeint hat mit der Zusage, „das Reich Gottes ist mitten unter euch.“ – und das gerade auch in Zeiten wie diesen. Achten wir auf solche Momente, nehmen wir sie war, seien wir Momentensammler.

Geistliches Wort von Pastoralreferent Andreas Kohl, Betriebsseelsorge Weilheim

Lied für Europa

Vor jedem Anpfiff jetzt bei den EM-Spielen werden sie geschmettert: die Nationalhymnen! Die Spieler auf dem Feld und die Zuschauer auf den Rängen singen sie mit, mal mehr, mal weniger inbrünstig.

Als kürzlich in der Tageszeitung ein paar Kostproben aus den Texten der 24 Nationalhymnen abgedruckt waren, bin ich regelrecht zusammengezuckt: Soviel schwärmerischer Nationalismus und teilweise arg blutig-kriegerisches Pathos, das einem da entgegenschlägt! Ich dachte: Zum Glück sind bei den Hymen keine Untertitel eingeblendet! Die für die deutsche Nationalhymne ausgewählte dritte Strophe des „Lieds der Deutschen“ kommt da im Vergleich zwar unverdächtiger daher – die beiden ersten, weggefallenen Strophen schlagen allerdings noch einen ganz anderen Ton an. 

Und keine Nationalhymne klingt auch nur annähernd so lieblich wie die der Dänen: „Und das Laub grünt so frisch, und edle Frauen, schöne Mädchen, Männer und flinke Knaben, bewohnen die Inseln der Dänen.“
Auch Gott hat in vielen Strophen der unterschiedlichen nationalen Lieddichtungen seinen festen Platz: Er wird da gerne als himmlischer Hüter in Anspruch genommen – aber einzig und allein des eigenen Landes, wohlgemerkt!
 

Ich frage mich: Welcher Text wäre geeignet für eine zeitgemäße europäische Hymne? Welche Gedanken, Werte und Haltungen müssten in so ein verbindendes Lied aller europäischen Völker Eingang finden?
Klar würde das dann sicher immer nur instrumental aufgeführt werden können, um keine Sprache zu benachteiligen. So wird das ja auch seit 40 Jahren bei der „Europa-Hymne“ gemacht, deren poetischer Text - Schillers Ode „An die Freude“ - aber, finde ich, höchst anspruchsvoll ist.

Ich hätte da einen Vorschlag, vielleicht eine erste Grundlage für einen solchen Text: Es ist ein Gebet für Europa und stammt von Kardinal Carlo Martini, der früher Erzbischof von Mailand und Präsident des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen war.

Hier, als kleine Kostprobe, ein Auszug daraus:

„Gib, dass wir uns einsetzen
für ein Europa des Geistes,
das nicht nur auf wirtschaftlichen Verträgen gegründet ist,
sondern auch auf menschlichen und ewigen Werten:
Ein Europa, fähig zur Versöhnung,
zwischen Völkern und Kirchen,
bereit um den Fremden aufzunehmen,
respektvoll gegenüber jedweder Würde.

Gib, dass wir voll Vertrauen unsere Aufgabe annehmen,
jenes Bündnis zwischen den Völkern zu unterstützen und zu fördern,
durch das allen Kontinenten zuteil werden soll
die Gerechtigkeit und das Brot,
die Freiheit und der Friede.“

Geistliches Wort von Danny Kasche, Geistlicher Leiter der KAB im Diözesanverband Augsburg

Ist meine Arbeit wirklich wertvoll?

Manchmal, in stillen Momenten, wenn der Alltag zur Ruhe kommt, schleicht sich eine Frage in unsere Gedanken: "Ist meine Arbeit wirklich wertvoll?" Diese Frage kann eine innere Sinnkrise auslösen, eine tiefe Reflexion über das eigene Tun und den Platz, den man in der Welt einnimmt.

Eine Sinnkrise ist oft das Ergebnis einer Diskrepanz zwischen den Erwartungen, die wir an unsere Arbeit und unser Leben haben, und der Realität, die wir erleben. Wir können uns in einem Hamsterrad der Aufgaben und Verpflichtungen gefangen fühlen, während die tieferen, bedeutungsvolleren Aspekte unserer Arbeit uns entgleiten. Diese Momente der Unsicherheit und des Zweifelns sind nicht nur schmerzhaft, sondern auch wertvoll, denn sie zwingen uns, innezuhalten und zu reflektieren.

Der Wert der Arbeit wird oft an äußeren Maßstäben gemessen – Gehalt, Status, Anerkennung. Doch diese Aspekte kratzen nur an der Oberfläche. Echte Wertschätzung entsteht dort, wo unsere Arbeit einen positiven Einfluss auf andere hat und uns selbst erfüllt. Ein Lehrer, der einen Schüler inspiriert, ein Krankenpfleger, der einem Patienten Trost spendet, oder ein Künstler, der Emotionen weckt – hier liegt der wahre Wert, der oft im Verborgenen bleibt.

Sinnkrisen erinnern uns daran, dass Arbeit mehr ist als nur ein Mittel zum Zweck. Sie fordern uns auf, nach dem tieferen Sinn zu suchen und unsere Tätigkeiten in einem größeren Zusammenhang zu sehen. Vielleicht geht es nicht immer darum, was wir tun, sondern wie wir es tun. Mit Hingabe, Mitgefühl und Authentizität können selbst die einfachsten Aufgaben an Bedeutung gewinnen.

Es ist wichtig, diese Krisen nicht als Scheitern zu betrachten, sondern als Chance zur Neuorientierung. Sie bieten die Möglichkeit, innezuhalten und sich neu auszurichten. Vielleicht erkennen wir, dass unsere Arbeit bereits wertvoll ist und wir nur den Blickwinkel ändern müssen. Oder wir finden den Mut, neue Wege zu gehen, die uns mehr Erfüllung bringen.

Letztlich liegt der Wert unserer Arbeit nicht nur in den Ergebnissen, sondern in der Reise selbst, in den kleinen Momenten des Wachstums und der Verbindung. Indem wir uns erlauben, zu hinterfragen und zu suchen, finden wir möglicherweise die Antworten, die uns zu einem erfüllteren und bewussteren Leben führen.

Geistliches Wort von Pastoralreferent Andreas Kohl, Betriebsseelsorge Weilheim

Wes Geistes Kind wir sind

Endlich halten wir ihn in Händen: Unseren neuen Flyer vom Arbeitnehmerzentrum in Weilheim. Viel Zeit und gemeinsame Überlegungen im Team hat es gebraucht, bis er frisch gedruckt vor uns lag.

So ein Flyer ist ja wie ein Aushängeschild oder eine Visitenkarte für unsere Dienststellen: Er stellt vor, wer wir sind, wie wir uns verstehen und was wir konkret anbieten. Einzelne Schlagwörter machen deutlich, welche Überzeugungen uns leiten und für welche Werte wir einstehen: „Maßstab Mensch“, „faire statt prekäre Arbeit“ oder auch „Wertschätzung am Arbeitsplatz“.

Wir sind kurz vor der Europawahl. Seit Wochen künden überall die vielen Wahlplakate an den Laternenpfählen und Plakatwänden das wichtige Datum an. Und auch da: Schlagwörter und Slogans, mit denen die verschiedenen Parteien klar machen: Das sind die politischen Positionen und Forderungen, für die wir mit unseren Kandidatinnen und Kandidaten stehen.

Manche dieser Forderungen, die mir da von den Plakaten ins Auge stechen, machen mich wütend. Die haben mit dem europäischen Gedanken überhaupt nichts zu tun. Im Gegenteil: Der Partei am äußersten rechten Rand geht es um Abgrenzung und Nationalismus statt um Einheit und Zusammenarbeit der Völker.

Doch überrascht bin ich nicht: Passen die Phrasen doch ins Bild dieser Partei, die sich immer wieder mit ihrer aggressiven Hetze und böser Polemik gegen alles Nicht-Deutsche hervortut. Längst ist offensichtlich, „wes Geistes Kind“ ihre Vertreterinnen und Vertreter sind.

„Wes Geistes Kind“ jemand oder eine Gruppe von Menschen ist, zeigt sich nicht nur in Äußerungen und Wortwahl. Von welchem Geist wir angetrieben werden, verrät häufig unser Leben: Wie gehen wir mit anderen um, mit denen, die vielleicht anders leben und denken wie wir selbst? Wie treffen wir unsere Entscheidungen in einer immer komplexer werdenden Welt? Das ist gar nicht so einfach, finde ich.

Uns Christen ist ein starker Beistand zur Seite gestellt: Der Geist Gottes, der uns belebt und ausfüllt mit Liebe. Der Geist Gottes, der uns leitet und antreibt zu guten und liebevollen Taten, der uns anstiftet, großzügig zu sein und niemanden auszuschließen oder abzuwerten.

Der Apostel Paulus zeigt auf, was ein Leben aus dem guten Geist Gottes alles bewirkt und auszeichnet: „Die Frucht des Geistes aber ist Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung“ (Gal 5,22f).

Zeigen wir als Christinnen und Christen mit unserem Leben, dass wir Kinder dieses guten Geistes sind!

Geistliches Wort von Pastoralreferentin Martina Bendt-Hoffmann, Betriebsseelsorge Weißenhorn

Kalt erwischt…

- Mitten im Frühling – Neuschnee

- Völlig unerwartet – eine belastende ärztliche Diagnose

- Absolut überraschend – Bruch in einer Partnerschaft oder Freundschaft

- Gänzlich unerwartet – Kündigungen und Personalabbau im Betrieb

Kalt erwischt…. Und dennoch

- Eine Blume mitten im Schnee

- Aussicht auf eine gute Behandlung und Heilung

- Eine bereichernde Begegnung mit einem unbekannten Menschen

- Neue berufliche Perspektiven

Kalt erwischt …. Und dennoch

- viele Zeichen der Hoffnung!

„Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die euch erfüllt“ (zu finden in der Bibel: 1 Petrus 3,15)

Geistliches Wort von Pastoralreferent Thomas Hoffmann, Betriebsseelsorge Weißenhorn

„Nie wieder ist jetzt“
Lust auf eine bunte, lebendige, freiheitliche Demokratie

In vielen deutschen Städten sind Menschen auf die Straße gegangen, um aufzustehen gegen rechtsextreme Tendenzen und für eine bunte, freiheitliche, der Menschenwürde verpflichtete Gesellschaft und Demokratie: Viele Menschen waren darunter, für die es die erste Demonstration ihres Lebens war.

Ein ermutigendes, ja österliches Zeichen in so schwierigen Zeiten. Soziale Spaltung, Ausgrenzung von Minderheiten, Krisen, Ungerechtigkeiten lassen sich nur gemeinsam angehen. Alle sind wir gefordert in unserem Lebensumfeld. Vielleicht entdecken wir auch, wie die Demonstrierenden vielerorts, die Lust daran, gemeinsam Demokratie zu leben.

Ich zitiere den Schlussabsatz der Erklärung der deutschen Bischöfe, Völkischer Nationalismus und Christentum sind unvereinbar:

„Unter all diesen Werten und Prinzipien kommt der gleichen Würde aller Menschen eine grundlegende Rolle zu. Ohne ein umfassendes Verständnis der Menschenwürde gibt es kein freiheitliches und gerechtes Zusammenleben. Die Menschenwürde ist der Glutkern des christlichen Menschenbildes und der Anker unserer Verfassungsordnung. Leisten wir alle Widerstand, wenn Menschenwürde und Menschenrechte in Gefahr geraten! Engagieren wir uns gemeinsam aktiv für die freiheitliche Demokratie!“

– auch eine Selbstverpflichtung für uns Christinnen und Christen, eine Selbstverpflichtung für die Kirche!

Geistliches Wort von Diakon Georg Steinmetz, Betriebsseelsorge Augsburg

Was würde Jesus sagen,

  • wenn er mit uns auf den Rasthof geht, zu den Menschen, die lebenswichtige Nahrungsmittel transportieren und auch Luxusgüter, über die wir uns in unserem Leben freuen?
  • wenn er sieht, dass diese Menschen ausgebeutet werden durch schlechte Bezahlung und Arbeitsbedingungen?
  • wenn er auf den Rasthöfen und Parkplätzen die Platznot sieht,
  • wenn die Fahrer fürs Klo 1€ und fürs Duschen 4 bis 6 Euro von ihrem mickrigen Lohn zahlen müssen?
  • wenn die Fahrer am Wegesrand verscheucht oder sogar ausgeraubt werden?

Was würde Jesus sagen,

  • wenn er in der Fabrik rausgeschmissen wird, wenn er für seine Rechte eintritt?
  • wenn er einen Betriebsrat gründen will und rausgeschmissen wird?

Was sagt Jesus zu Arbeitgebern,

  • die fleißige und engagierte Gewerkschaftsmitglieder auf die Straße setzen?
  • was sagt er denen, die das auch noch vor Gericht bringen und mit fadenscheinigen Gründen streikende Gewerkschafter rausklagen wollen?

Was sagt er den Menschen,

  • die nicht mehr können?
  • die sich als Sklaven fühlen?
  • in den Fabriken, in Leiharbeit und ohne Festvertrag?
  • ohne auskömmliches Einkommen, in der Warteschlange vor der Tafel?
  • ohne Wohnung, die ihre Habseligkeiten in Einkaufswagen zum Schlafplatz schieben?

Jesus würde traurig,

  • wenn er so ist, wie ich glaube,
    • die Ungerechtigkeiten sieht,
    • unseren Egoismus erkennt.
  • wenn Unfriede in Familie, Beruf und unter Staaten herrscht!
  • wenn Hunger und Not Menschen Lebensräume und ihre Würde raubt!


Jesus würde sie sehen, die Menschen,

  • hinsehen
     
    • auf ihre Würde, die sie allein aus ihrem Mensch-Sein unantastbar haben,
    • durch unsere Augen, wenn wir ihnen Raum geben in unserer Wahrnehmung.

Jesus würde für sie einstehen,

  • auf sie zugehen,
    sich ihnen zuwenden,
    durch UNS!

Er zaubert ein Lächeln in Gesichter der gesehenen Menschen,

  • richtet sie auf
    und ermutigt zu Frieden und Gerechtigkeit!

Der Auferstandene erschien in den Reihen der Jüngerinnen und Jünger. Er sagt zu ihnen: „Der Friede sei mit euch!“

Heute sagt er zu uns: „Schaut aufeinander, richtet einander auf, schafft Frieden und Gerechtigkeit, denn ich bin bei euch, wenn ihr gut, würdevoll und in Liebe miteinander umgeht!“

Geistliches Wort von Christine Jesse

Mit wem möchten wir Mahl halten?

Ein gedeckter Tisch, vielleicht noch mit einer schönen Tischdecke, Blumen und einer Kerze geschmückt. Mit wem würde ich gerne mit am Tisch Gemeinschaft haben? Ist es die Familie und Verwandte? Sind es meine Freunde? Jesus hat auch immer wieder die Gastfreundschaft und Tischgemeinschaft gepflegt. Das ist sicher richtig und gut. Auch stiftet er den ewigen Bund Gottes mit uns Menschen mit einem Mahl, wie wir es am Gründonnerstag und in jeder Eucharistiefeier feiern. Doch Jesus hat dazu noch einen anderen Vorschlag wie unsere Tischgemeinschaft sich zusammensetzen soll.

Lk. 14, 12-14

Dann sagte er zu dem Gastgeber: Wenn du mittags oder abends ein Essen gibst, lade nicht deine Freunde oder deine Brüder, deine Verwandten oder reiche Nachbarn ein; sonst laden auch sie dich wieder ein und dir ist es vergolten. Nein, wenn du ein Essen gibst, dann lade Arme, Verkrüppelte, Lahme und Blinde ein. Du wirst selig sein, denn sie haben nichts, um es dir zu vergelten; es wird dir vergolten werden bei der Auferstehung der Gerechten.

Aber mit den Menschen am Rande der Gesellschaft gemeinsamen an einem Tisch sitzen, das fällt uns doch ehrlich gesagt eher schwer. Und doch war dies vor kurzem möglich gewesen. In der ersten ökumenischen Vesperkirche waren vom 03.03. – 17.03.24 in St. Paul in Augsburg alle am Tisch willkommen – ganz gleich ob arm oder reich, gesund oder beeinträchtigt, jung oder alt, keiner fragte nach der Konfession – oder ob man überhaupt eine hat. Jeder bekam seinen Platz, aber auch Speise und Trank. So konnten auch diejenigen, die finanziell nicht so gut dastehen, ein gutes Essen inkl. Getränk bekommen. Da haben sich viele Ehrenamtlichen - neben einem Catering-Service vorbildlich gut (mit einem umfangreichen Beratungsangebot und Kulturprogramm) darum gekümmert. Ein dickes Dankeschön all jenen, die sich in irgendeiner Weise dafür eingesetzt haben.

Gott möchte in der Ewigkeit alle an seinem Tisch versammeln. Vielleicht sollen wir mehr in diesem Leben darauf achten, dass alle Menschen weltweit genug zum Essen und Trinken haben, dass die Güter gerecht verteilt werden, damit sich der Wunsch Jesu einmal auf Dauer erfüllen wird, nicht nur wie jetzt bei der Vesperkirche zwei Wochen lang.

Geistliches Wort von Pastoralreferentin Dorothee Schindler, Geistliche Leiterin der KAB, CAJ und Betriebsseelsorge in der Diözese Augsburg

Helfen wir zusammen, das der Tag am Arbeitsplatz ein bisschen heller wird

In einer Welt, die ständig in Bewegung ist, scheint es, als ob der Druck am Arbeitsplatz unaufhörlich zunimmt. Die ständige Erreichbarkeit durch Technologie, die Forderung nach Effizienz und Produktivität sowie der ständige Vergleich mit anderen können zu einer erdrückenden psychischen Mehrbelastung führen. Der tägliche Kampf mit Deadlines, der Umgang mit schwierigen Kollegen oder Vorgesetzten und die ständige Angst vor dem Versagen hinterlassen tiefe Spuren in unserer mentalen Gesundheit.

Nicht selten höre ich: „Ich gehe mit den Gedanken an die Arbeit ins Bett.“ Oder „Morgens ist mein erster Gedanke die Arbeit!“

Die psychische Belastung am Arbeitsplatz manifestiert sich oft in Form von Stress, oder gar noch schlimmer in Angstzuständen und Depressionen. Wir fühlen uns gefangen in einem endlosen Kreislauf, der uns zu erdrücken droht. Die Arbeit, die eigentlich eine Quelle der Erfüllung sein sollte, wird zu einem Ort der Qual.

Doch trotz dieser Herausforderungen gibt es Hoffnung und Wege, um das Arbeitsklima zu verbessern. Wir können selbst zu einem positiven Umfeld beitragen. Durch kleine, aber bedeutungsvolle Handlungen können wir eine Atmosphäre schaffen, die unterstützend und inspirierend ist.

Zunächst einmal ist es wichtig, offen über unsere Gefühle zu sprechen und Unterstützung zu suchen, wenn wir sie benötigen. Kommunikation ist der Schlüssel, um Missverständnisse zu vermeiden und eine Atmosphäre des Verständnisses zu schaffen.

Darüber hinaus sollten wir darauf achten, anderen gegenüber empathisch und respektvoll zu sein. Jeder hat seine eigenen Kämpfe und Herausforderungen, und ein wenig Freundlichkeit kann einen großen Unterschied machen.

Es ist auch wichtig, ein Gleichgewicht zwischen Arbeit und Leben zu finden. Wir müssen lernen, uns selbst Priorität einzuräumen und uns Auszeiten zu gönnen, um uns zu regenerieren. Indem wir uns selbst gut pflegen, können wir auch besser für andere da sein.

Schließlich sollten wir uns daran erinnern, dass wir nicht allein sind. Kollegen und Vorgesetzte können wertvolle Unterstützung bieten, wenn wir sie brauchen. Indem wir einander unterstützen und zusammenarbeiten, können wir ein Arbeitsumfeld schaffen, das nicht nur produktiv, sondern auch förderlich für unsere mentale Gesundheit ist.

In einer Welt, die oft von Stress und Druck geprägt ist, liegt es in unserer Macht, eine positive Veränderung herbeizuführen. Indem wir selbst zu einem guten Arbeitsklima beitragen, können wir dazu beitragen, dass jeder Tag am Arbeitsplatz ein bisschen heller wird.

Geistliches Wort von Pastoralreferent Danny Kasche, Geistlicher Leiter im KAB-Diözesanverband Augsburg

Kind oder Arbeit?

Die Frage, ob Eltern möglichst schnell wieder in den Beruf zurückkehren sollten, ist ein komplexes und oft kontrovers diskutiertes Thema. Einerseits wird argumentiert, dass der Fachkräftemangel in vielen Branchen dringend eine Rückkehr von Eltern in den Beruf erfordert. Andererseits wird betont, dass die Erziehung von Kindern eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist, die nicht allein den Eltern überlassen werden sollte.

Es ist unbestreitbar, dass der Fachkräftemangel in einigen Bereichen zu einem ernsthaften Problem geworden ist. Unternehmen und Organisationen suchen händeringend nach qualifizierten Arbeitskräften, um ihre Betriebe am Laufen zu halten und weiter zu wachsen. In diesem Zusammenhang wird die Rückkehr von Eltern in den Beruf oft als wichtiger Beitrag zur Bewältigung des Fachkräftemangels angesehen.

Auf der anderen Seite steht die Bedeutung der elterlichen Erziehung für die gesamte Gesellschaft. Die ersten Jahre eines Kindes sind entscheidend für seine Entwicklung, und die Qualität der Betreuung und Erziehung in dieser Zeit kann langfristige Auswirkungen auf das Leben des Kindes haben. Ein frühes Engagement der Eltern in der Erziehung kann zu einer positiven Entwicklung der Kinder beitragen und ihnen wichtige soziale und emotionale Fähigkeiten vermitteln.

Angesichts dieser komplexen Situation ist es wichtig, verschiedene Aspekte sorgfältig abzuwägen und eine ausgewogene Lösung zu finden. Wie können wir sicherstellen, dass Eltern die Möglichkeit haben, in den Beruf zurückzukehren, wenn sie dies möchten, ohne dass die Qualität der elterlichen Erziehung darunter leidet? Wie können wir als Gesellschaft Eltern unterstützen und ihnen die Flexibilität bieten, die sie benötigen, um Beruf und Familie erfolgreich zu vereinbaren? Und wie können wir sicherstellen, dass die Bedürfnisse der Kinder angemessen berücksichtigt werden, während wir gleichzeitig den Fachkräftemangel bekämpfen?

Diese Fragen erfordern eine umfassende und einfühlsame Diskussion, um Lösungen zu finden, die sowohl den Bedürfnissen der Eltern als auch denen der Kinder gerecht werden. Denn letztendlich geht es darum, eine Balance zu finden zwischen den Anforderungen des Berufslebens und der Bedeutung der elterlichen Fürsorge für die nächste Generation.

Geistliches Wort von Pastoralreferent Danny Kasche, Geistlicher Leiter der KAB-Diözesanverband Augsburg

Du bist das Antlitz Gottes!


„Die Kirche muss sich verändern“, „Die Kirche muss sich mal überlegen, dass…“ oder „Wenn sich Kirche nicht langsam bewegt, dann…“.

Diese Sätze liest und hört man allenthalben. Und sie sind auf den ersten Blick sehr verständlich: ich bin unzufrieden mit der Entwicklung der Kirche oder ich hätte gern eine andere Ausrichtung und verorte das Problem auf die Leitung oder bestimmte Gremien.

Und sicher greift das auch und ist valide.

Hält das aber einem zweiten Blick stand? Ich glaube nicht. Machen wir es doch einmal an einem Beispiel: „Die jungen gehen heute ja gar nicht mehr in die Kirche und sind nicht da.“

Ein Satz, der typisch ist für die Lebenswelt vieler Menschen in den Pfarreien. Dahinter steht wohl der berechtigte Frust, eine überalterte Gottesdienstgemeinschaft zu sehen. Diese ist einem auch sehr wichtig und man hätte so gern, dass es weiter geht.

Es stehen also gute Werte hinter dieser Aussage: Gemeinschaft, Halt, Trost, Freude, Vertrauen und vieles mehr. Diese oder andere Werte empfinden die Menschen in der Kirche und kommen deswegen. Aber wenn das doch so gut und wertvoll ist, warum kommen dann die jungen nicht?

Und hier kommt der zweite Blick ins Spiel. Drehen wir doch die Frage einmal um:

Wo können junge Menschen in der Kirche denn erleben, dass sie gewollt und gemocht sind, dass sie Teil der Gemeinschaft und der Gottesdienstversammlung sind? Und verbunden damit ist die wichtige Frage: Wo bin denn ich derjenige, der Gemeinschaft ausstrahlt? Oder um es theologischer zu sagen: Wo bin ich gastfreundlich?

Das gleiche gilt auch für die KAB, die landauf landab ihre Mitglieder verliert und sich fragt, wieso kommen die jungen nicht zu uns?

Wo bin ich denn der Gastgeber, der freundlich junge Menschen willkommen heißt? Wo nehme ich denn junge Menschen wahr, wenn sie tatsächlich auftauchen?

Spitzt man zu, lautet die Frage: Wo bin ich das Antlitz Gottes? Gebe ich anderen die Möglichkeit, durch mich Gott zu erkennen?

Geistliches Wort von Pastoralreferentin Dorothee Schindler, Geistliche Leiterin der KAB-Diözesanverband Augsburg

Man muss täglich neu anfangen.....

Joseph Kardinal Cardijn ist ein ganz besonderer Mensch.

1882 wurde er geboren. Damals wusste noch keiner, welche Bedeutung das Leben und Wirken Cardijns für uns heute noch haben wird.

Cardijn ist der Gründer der Christlichen Arbeiterjugend (CAJ), er erzielte zu Lebzeiten eine erstaunliche Wirkung und gehört zu den prägenden Persönlichkeiten der katholischen Kirche des 20. Jahrhunderts. Einer seiner methodischen Ansätze war der Dreischritt "Sehen - Urteilen - Handeln" und ist zum Allgemeingut in der kirchlichen Soziallehre geworden. Sicherlich könnte ich hier jetzt eine biographische Aufzählung einfügen und viel über sein Leben und Wirken erzählen, dass ich mir angelesen habe. Aber ich möchte heute einen anderen Schritt wählen:

Joseph Cardijn hat einmal gesagt: "Ich habe mit einem, mit zwei, mit drei angefangen. Ich habe so oft angefangen und fange jeden Tag wieder neu an. Man muss täglich neu anfangen, 10-mal, 100-mal, 1.000-mal."

Gerade am Anfang des Jahres machen wir uns viele Vorsätze. Wir wollen dies lassen und davon mehr tun. Und nicht selten, verfallen wir Menschen in unsren alten Mustern, weil das Einüben von neuem Verhalten mühsam ist, weil es Energie kostet. Josef Cardijn macht uns Mut, täglich neu anzufangen um etwas zu verändern.

Bei allen den Vorsätzen, dürfen wir unsere Mitmenschen nicht vergessen. Fangen wir an gemeinsam uns einzusetzen für unsere Mitmenschen, für Gute Arbeit, für Wertschätzung, für ein soziales Miteinander.

Setzten wir uns miteinander ein für gute Bezahlung!
Fangen wir an und sind gemeinsam laut für „Gute Arbeit“!

Fangen wir an – gemeinsam können wir etwas bewegen.

Geistliches Wort von Pastoralreferent Danny Kasche, Geistlicher Leiter KAB-DV-Augsburg

Weihnachten, das Fest des Friedens?

Ohne wenn und aber erzählt die Bibel, die Tradition und die Gebete der Kirche davon: Christus, der Friedensfürst.

So kommt es, dass seine Geburt friedlich und friedenbringend interpretiert und beschrieben wird. „Da liegt es das Kindlein, auf Heu und auf Stroh“ (Stille Nacht), irgendwie romantisch oder? Der Advent und die Weihnachtszeit ist für uns eine der stressigsten Zeiten und doch spricht alles von Ruhe, Besinnung und Frieden.

Das ist eine Diskrepanz, die erst einmal unstimmig ist, zumindest wenn man nur kurz darüber nachdenkt. Verweilt man länger an diesem Punkt, wird klar, warum es diese Spannung geben muss.

Gott wird Mensch, um die Welt zu erlösen. Wenn es das ist, was wir glauben, wenn es also wirklich so ist, dann muss(!) die Welt auch erlöst werden. Aber wovon, wenn nicht genau von dem, was diese Spannungen auslöst: Kriege in der Welt, Hektik des Alltages, furchtbarer und destruktiver Umgang unter den Mitmenschen, Ellenbogengesellschaft, etc.

Die Geburt Jesu ist nicht romantisch. Sie geschieht in das knallharte Leben. Frieden kann Christus nur bringen, wenn Unfriede herrscht. Aber Jesus geht noch einen Schritt weiter: nicht nur er ist der Friedensbringen, sondern mit ihm und durch ihn auch seine Jünger. Wir!

Wir sind Teil seiner Kirche, sind seine lebendigen Steine. Wir sind die Arbeiter, die er in den Weinberg schickt. Wir sind Friedensbringer wo immer wir auf andere zugehen, anderen helfen, für Gerechtigkeit und Fairness einstehen.

Segne Gott uns, damit wir in Weihnachten nicht nur Romantik spüren, sondern einen knallharten Auftrag: bringt Frieden.

Geistliches Wort von Ursula Kasten, Stellv. KAB-Diözesanvorsitzende, Memmingen

Licht in der Dunkelheit

Kennen Sie die heilige Lucia und die Bräuche an ihrem Gedenktag, dem 13. Dezember? Lucia, die „Lichtträgerin“, war eine junge Christin im 4. Jahrhundert in Syrakus in Sizilien. Sie ‚sah‘ die Not der in den Katakomben versteckten Christen und ‚urteilte‘, dass sie Hilfe brauchten. Daher ‚handelte‘ sie und brachte ihnen Brot. Um dabei die Hände frei zu haben, soll sie sich der Legende nach einen Lichterkranz auf den Kopf gesetzt haben, um in der Dunkelheit den Weg zu finden und trotzdem die Hände frei zu haben.

Noch heute bringt in Schweden die älteste Tochter am Lucia-Tag ihren Eltern und Geschwistern die ersten Weihnachtsplätzchen und lässt die Vorfreude auf Weihnachten wachsen. Kannte Lucia den Dreischritt der KAB ‚Sehen – Urteilen – Handeln‘ bereits? Nein, natürlich nicht, aber sie handelte danach und hat vielen Menschen Mut gemacht, weiter ihren Weg zu gehen.

Wenn ich so auf Weihnachten blicke, kommt es mir fast so vor, als ob auch Gott an uns nach diesem Dreischritt handelt: er sieht die Not, die Dunkelheit unserer Welt und unseres Lebens und urteilt, dass es so nicht bleiben soll. Als Konsequenz schickt er seinen Sohn in unsere Welt, damit wir neue Hoffnung schöpfen und uns seiner Führung anvertrauen.

Licht in die Dunkelheit zu bringen, das wünsche ich mir auch heute von mir selbst, von uns als Gesellschaft, von uns als KAB. Und ich denke, wir tun das schon an vielen Stellen. Wenn wir die arbeitenden Menschen wahrnehmen und die Missstände in der Arbeitswelt bekannt machen. Wenn wir an der Seite der streikenden Verkäuferinnen und Verkäufer stehen und ihnen Mut machen, nicht aufzugeben, bis es endlich einen Tarifabschluss gibt. Oder ganz einfach, wenn ich den KollegInnen ein paar selbstgebackene Plätzchen ins Büro stelle und damit ihren Alltag versüße. Mit unserem Handeln für andere verändern wir auch die Gesellschaft, deren Teil wir ja sind. Unser Beispiel kann anstecken. Und die Kraft für unser Tun schöpfen wir aus dem Vertrauen, dass Gott uns trägt und uns voran geht, wenn wir seinem Beispiel folgen und Lichtträger für die Welt werden.

Geistliches Wort von Diakon Erwin Helmer, KAB-Diözesanvorsitzender und Betriebsseelsorger

Was ist eigentlich los in dieser Welt?

Adventsgedanken 2023

Es wird Zeit, dass uns ein Licht aufgeht. So wie jetzt kann es doch nicht weitergehen. So viele Katastrophen, so viele Bilder von Terror, von Tod, Krieg und Vernichtung. So viel Ungerechtigkeit. So viel Nachrichten, die immer Schlimmeres berichten, die mir die Kriege und Unglücke iimmer näher bringen. Ich habe das Gefühl, sie fressen mich manchmal auf! Da tut es gut, dass es Menschen gibt, die an meiner Seite stehen. Vielen geht es genauso wie mir. Im Austausch erfahren wir Gemeinschaft, im Austausch suchen wir Wege aus den vielfachen Krisen unserer Tage. Und so leuchtet hin und wieder ein Licht auf - es kann Advent werden, ganz plötzlich! Wenn Menschen zusammenwachsen, wenn sie zusammenhalten.

Gut, dass es die KAB gibt
In der KAB haben sich Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zusammen geschlossen, die diese Welt aktiv mitgestalten. Deshalb ist es gut, sich immer wieder zu treffen zum Gespräch, zu gemeinsamen Aktionen zu gemeinsamem Gebet, Austausch und Gottesdienst. Dabei kümmern wir uns immer wieder neu darum

  • dass die Schreie der Ausgebeuteten gehört werden
  • dass es keine Hungerlöhne mehr gibt
  • dass es keine Arbeiter zweiter Klasse gibt, wie in Leiharbeit
  • dass endlich die Schöpfung Gottes bewahrt wird
  • dass Pflegeberufe wirklich aufgewertet werden
  • dass Rentner/innen gute Beratung bekommen

und noch viel, viel mehr. KAB kann nicht ein Verband von vorgestern sein, sie geht voraus, entwickelt Pläne und Visionen mitten im Herz der Arbeitswelt. So wird sie akzeptiert und ernstgenommen.

Gut, dass es die Kirche gibt
Als KAB sind wir Kirche, Kirche kommt von „kyriake“. Auf Deutsch, „dem Herrn gehörig“. Wir sind Kirche, mit Überzeugung. Auch wenn wir Fragen haben, auch wenn wir etwas ändern wollen. Wir sind Kirche und wir vertreten die Frohe Botschaft, Wir leben die Frohe Botschaft, wir lieben die Frohe Botschaft. Und wir verbreiten die Sozialbotschaft der Kirche, die Papst Franziskus auf neue Füße gestellt hat. Lasst sie uns verbreiten. Denn jede und jeder ist eine Mission!

Gut, dass es mich gibt
Wir alle sind berufen. Ich spüre diese Berufung und Sendung inmitten der KAB, der CAJ und der Betriebsseelsorge. Wir haben eine große Aufgabe. Wie sagte es Joseph Cardijn, der Gründer der CAJ?
„Wenn ihr glaubt, werden wir die ganze Welt erobern.“  Insofern sind wir alle Visionäre.

Gut, dass es Dich gibt
Einer meiner Lieblingssätze heißt zur Zeit: „Jenseits aller Erscheinung ist jeder Mensch unendlich heilig und verdient meine Liebe und meine Hingabe“. Er steht in „Evangelii gaudium“ von Papst Franziskus. Was für eine wundervolle Vision und deshalb auch eine wundervolle Aktionsform für die Zukunft, Für uns und für alle!

Geistliches Wort von Andrea Holz, CAJ-Diözesansekretärin, Augsburg

„Jeder junge Arbeiter ist mehr wert als alles Gold der Erde, weil er ein Sohn Gottes ist!

Heute, am 13. November, feiern wir den Geburtstag von Joseph Kardinal Cardijn, dem Begründer der internationalen Christlichen Arbeiterjugend (CAJ).

Hineingeboren in eine belgische Arbeiterfamilie sollte er als ältester Sohn in einer Fabrik arbeiten gehen. Aber Cardijn fühlte den Ruf Gottes, Priester zu werden und noch während er im Priesterseminar war, starb sein Vater an den Folgen von Überarbeitung. Cardijn empfing am Totenbett den Segen seines Vaters und schwor, sich sein ganzes Leben für die Rettung der Arbeiterschaft einzusetzen. Und das tat er.

Als Priester ging er in die Armenviertel und zu den Fabriken und schaffte so einen Zugang zu den Menschen, den die Kirche vielfach verloren hatte. Eine Kirche, die sich nicht mehr hinter Worten auf der Kanzel verschanzt, sondern sich ins Leben der Menschen hineinwagt. Cardijn ermächtigte die Menschen zum Auftreten gegen die Probleme in den Betrieben und dem Arbeitsleben. Empowerment – wie man das heutzutage nennt.

Dabei entwickelte Cardijn eine Methode, der nicht nur für die CAJ Bedeutung hat, sondern Eingang in die Theologie gefunden hat. Es ist der Dreischritt von sehen – urteilen – handeln.  Cardijns Philosophie und sein Wirken sind bis heute spürbar und so klingen besonders an seinem Geburtstag seine Worte nach: „Wir müssen anfangen ... Wir stehen erst am Anfang.“

 

Es stimmt, wir müssen oft neu anfangen, aber selten von vorne. 

Denn Jedes Mal, wenn wir etwas Neues anfangen, tun wir dies mit allen bis dahin gemachten Erfahrungen - positiven wie negativen – und so fangen wir zwar neu an, aber nur selten von vorne.

Nicht zuletzt seit KI unterliegt die Realität der Menschen in der Arbeitswelt einem enormen Veränderungsprozess. Gemäß dem Dreischritt von Cardijn müssen wir also in unseren Zugängen und Herangehensweisen beweglich bleiben. Wir dürfen nicht der Versuchung nachgeben zu glauben, zu wissen wie der Hase läuft. Und vor allem dürfen wir niemals der Versuchung nachgeben zu glauben, dass wir an gewisse Gesellschaftsschichten nicht anschlussfähig sind. Also lasst uns gemeinsam, egal ob im Privaten oder in Gewerkschaften oder Verbänden organisiert, immer wieder neu anfangen.

Gott segne unsere Arbeit, wie Joseph Cardijns Arbeit gesegnet war.

Geistliches Wort von Pastoralreferentin Dorothee Schindler, Geistliche Leiterin der KAB

„Nicht aus jedem Taxifahrer kann ein Informatiker werden“

Unsere Welt verändert sich rasant. Transformation bedeutet hierbei nichts anders als einen Wandel in der Art und Weise, wie wir arbeiten, leben und kommunizieren.  Dieser Wandel ist nicht wegzudiskutieren, noch können wir die Augen davor verschließen. Überall begegnen uns Digitalisierung, Technisierung und „Künstliche Intelligenz“.

Dadurch verändern sich auch Arbeitsplätze stetig. Das haben sie schon immer gemacht und werden sie auch immer tun.

Heutzutage ermöglichen Technologie eine Automatisierung und Effizienzsteigerung von Prozessen. Neue Geschäftsideen, neue Produkte und Prozessabläufe entstehen. Unternehmen müssen sich diesen Veränderungen anpassen, um wettbewerbsfähig zu bleiben – ja um überhaupt bestehen zu können.

Natürlich ist es wichtig, bei der Betrachtung von Transformation, Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz auch die Auswirkungen auf Arbeitsplätze zu beleuchten.

Die digitale Transformation und der Einsatz von Künstlicher Intelligenz haben bereits jetzt einen großen Einfluss auf Arbeitsplätze. Automatisierung ermöglicht es Unternehmen, repetitive Aufgaben zu übernehmen und dadurch die Produktivität zu steigern.

Sicherlich entstehen gleichzeitig auch neue Arbeitsplätze. Mit der Digitalisierung ergeben sich neue Berufsbilder, die eine spezifische Expertise im Umgang mit digitalen Technologien erfordern. So werden beispielsweise Data Scientists, Data Analysts oder KI-Spezialisten immer gefragter. Da die Nachfrage nach Fachkräften für diese neuen Berufe steigt, eröffnen sich neue Chancen für Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen.

„Aber nicht aus jedem Taxifahrer wird ein Informatiker“ um es überspitz zu sagen.

Nicht jeder oder jede kann einfach durch Umschulung und Weiterqualifizierungen einen neuen „Beruf“ ausüben.

Sind wir ehrlich: Technologie und Digitalisierung gepaart mit künstlicher Intelligenz kann auch zu Arbeitsplatzverlusten führen, besonders in Bereichen, die stark von manuellen Tätigkeiten abhängig sind. Einfache Tätigkeiten werden in naher Zukunft ersetzt werden können durch Maschinen. 

Bei all diesem Wandel ist es wichtig unsere Werte unsere menschliche Würde – die ein jeder von uns trägt – nicht aus den Augen zu verlieren.

Der Mensch muss im Mittelpunkt all der Überlegungen und Anpassungen sein. „Mensch vor Maschine!“, so muss es eingefordert werden. Immer und immer wieder, damit es nicht aus den Augen gerät.

Setzen wir uns ein für ein Welt, in der die Technik dem Menschen dient und wir keine Menschen zurücklassen.

Geistliches Wort von Pastoralreferent Hans Gilg, Betriebsseelsorge Augsburg

An die Ränder gehen
Ich arbeite ja auch noch in der Fernfahrerseelsorge. Und da war ich vor einiger Zeit auf dem Rasthof Augsburg Ost. Das Fernsehen war mit dabei; die wollten mal sehen, was ein Seelsorger da so macht und wen man da so trifft. Und schon gleich die erste Begegnung hat alle Fernfahrerromantik verschwinden lassen und das harte Leben in diesem Beruf gezeigt. Florian, ein junger Fahrer noch keine 30 Jahre alt, erzählt ganz offen von seiner Arbeit: Der Stress auf der Straße, der hohe Zeitdruck, die überfüllten, dreckigen und lauten Rastplätze. Und von seiner Familie erzählt er: Inzwischen ist er geschieden und seinen kleinen Sohn sieht er nur alle zwei Wochen. Aber er mag seine Arbeit– trotzdem und noch immer. Wir haben lange miteinander gesprochen und am Schluss habe ich ihn noch gefragt, ob ich ihm das kleine Fernfahrerkreuz schenken darf. Er hat ein bisschen herumgedruckst und dann gesagt: Ja, ich nehm´s. Ich habe da so eine Schublade im LKW für so Gruschd. Gruschd – unnützes Zeug verbinde ich damit. Aber ok. Ein bisschen nachdenklich gings dann zum nächsten Fahrer.

Zwei Stunden später kommen wir wieder an Florians LKW vorbei. Und die Kollegin vom Fernsehen will jetzt unbedingt wissen, wo diese Gruschd-Schublade ist, klopft entschlossen an die Fahrertür und – da schau her – das Holzkreuz hängt von der Sonnenblende herunter. „Jetzt haben Sie das Kreuz ja doch aufgehängt“ sagt die Journalistin. „Ja“ meinte Florian „ich fahr viel nachts und da habe ich mit dem da oben schon a bisserl was zu klären.“ Wow - denke ich.

Manchmal fragen mich die Leute: Wie bringst du Gott auf so einen Rasthof? Na gar nicht – sage ich.  Der ist schon da, wenn ich hinkomme.

Rasthöfe sind für mich überhaupt ganz besondere Orte – auch ganz besondere Gottes - Orte. Ich bin gern dort; an den Rändern, wie Papst Franziskus sagt.

Da, wo der Lärm der Autobahn in den Ohren dröhnt.

Da, wo es stinkt nach Diesel und Urin.

Da, wo Fahrerinnen und Fahrer verzweifelt nach einem Stellplatz suchen.

Da, wo ich alle Sprachen Osteuropas, oder aus Mexiko, den Philippinen, aus Südafrika höre. Genau da erzählen sie mir von ihren Familien, von den Kindern die sie nur auf WhatsApp Bildern sehen.

Da höre ich den Wunsch endlich wieder mal nach Hause zu kommen – oft erst nach Monaten. Da sehe ich die Freude, wenn ich „Dankeschön“ sage für ihre Arbeit. Und - Diese Menschen haben oft ein ganz feines Gespür für die großen Fragen des Lebens. Wen wundert´s: Sie sehen es ja tagtäglich, wie schnell es gefährlich wird auf der Autobahn. Sie wissen, dass ein Unfall schwere Folgen hat und viele kennen Kolleginnen und Kollegen, die tödlich verunglückt sind oder schwer verletzt wurden. Und wenn sie dann noch so viele Stunden am Tag allein unterwegs sind, dann haben sie schon Zeit übers Leben, über Gott und die Welt nachzudenken.

Ja. Gott muss ich da nicht hinbringen – der ist schon längst da.

Hans Gilg,  Betriebsseelsorge Augsburg

Geistliches Wort von Pastoralreferentin Martina Berndt-Hoffmann, Betriebsseelsorge Weißenhorn

„Nichts bringt uns auf unserem Weg besser voran als eine Pause!“

Wer wohl die wunderbare Idee für dieses Ruhebänkchen hatte? Sicher eine Frau oder ein Mann mit großer Menschenkenntnis oder Lebensweisheit….Was zuerst einmal widersprüchlich klingt (Wie soll eine Unterbrechung, ein Stillstand vorwärts bringen?), können wahrscheinlich doch viele von uns aus eigener Erfahrung bestätigen:

Schon in der Schule war die Motivation zum Lernen nach der Pause wieder größer, eine Kaffeepause in der Arbeit gibt neuen Schwung oder neue Ideen, eine Pause bei langen Autofahrten stärkt die Aufmerksamkeit, die Brotzeit – oder Trinkpause beim Wandern lässt die nächsten Höhenmeter viel leichter überwinden. Und was wäre eine Konferenz ohne die notwendigen Biopausen?

In Betrieben höre ich immer wieder, dass manche Beschäftigte das Gefühl für die Notwendigkeit von Pausen verlieren und lieber in der Pause weiterarbeiten, um schneller fertig zu sein. Auch die zunehmende Sonntagsarbeit beraubt Menschen, ja sogar die gesamte Gesellschaft einer wichtigen Pause im Alltag. Eine Entwicklung, die mir zu denken gibt.

„Die kürzeste Definition von Religion ist Unterbrechung", hat der Theologe Johann Baptist Metz gesagt. Dieser Gedanke motiviert dazu, im Alltag Pausen einzulegen, einen Moment inne zu halten, im Gebet oder Gottesdienst, sich eine kleine Atempause zu gönnen, um das Leben bewusster zu wahrzunehmen.

Also: Mach mal Pause!

Mit herzlichen Grüßen

Martina Berndt-Hoffmann, Betriebsseelsorge Iller-Donau

Geistliches Wort von Pastoralreferent Thomas Hoffmann, Betriebsseelsorge Weißenhorn

(Urlaubs-) Erinnerung

An einem der zahlreichen heißen Augusttage waren wir mit Freunden in den Südtiroler Bergen beim Wandern. Kühle Höhenluft anstelle der Hitze des Tales. Auf dem Weg begegneten uns mehrere Wegkreuze, geschnitzt, geschmückt mit Blumen. Bei jedem dieser Kreuze lüftete einer der Freunde stets seinen Sonnenhut und grüßte. Mir sind die Kreuze so noch mehr aufgefallen als sonst. Wir haben uns was die Wegkreuze angeht auf den Begriff „Erinnerung“ geeinigt: Die Wegkreuze sind Erinnerungen. Woran? Daran, was oder wer mir Halt gibt im Leben? Daran, dass mein Leben endlich ist? Daran, wieviel Menschen aushalten müssen? Dankbarkeit für die schöne Natur? Daran, dass es guttut, mit anderen über all das zu sprechen? An einen konkreten Menschen?

Wegkreuze im übertragen Sinn können auf unserem Lebensweg auch Gespräche, Texte, Beobachtungen, Erfahrungen sein - oder auch Bibelstellen. Ebenfalls im Urlaub habe ich im Buch des Propheten Micha gelesen. Micha hat etwa im 7.Jh vor Christus ähnlich deutlich wie der Prophet Amos gegen die Ausbeutung von Kleinbauern gewettert, um dann an unser aller Sehnsucht nach einem Ende der Ausbeutung, nach Frieden und Gerechtigkeit zu erinnern, nach einer Zeit, in der Schwerter zu Pflugscharen, Lanzen zu Winzermessern werden, in der alle unter Weinstock und Feigenbaum sitzend deren Früchte genießen (vgl. Micha 4,3f) – unser aller Sehnsucht und, so Micha, die Sehnsucht Gottes. (vgl. Micha Kapitel 3f)

Solche Erinnerungen können „gefährliche Erinnerungen“ (Johann Baptist Metz) sein, gefährlich für die, die von Ausbeutung profitieren, Gewalt anwenden, Unfrieden und Hass säen – gefährlich dann, wenn Christinnen und Christen sich ihrer Sehnsucht nach einem gerechten, die Würde aller achtenden Miteinander erinnern, dafür einstehen und auf Gott an ihrer Seite vertrauen.

Ich wünsche Ihnen, dass Sie Wegkreuze im Alltag entdecken, wahrnehmen und sich erinnern lassen.

Ihr Thomas Hoffmann, Betriebsseelsorger

Geistliches Wort heute von Christine Jesse

Arbeit mit Herz

Seit gut einem halben Jahr darf ich hier in Augsburg in einem größeren Altenheim als Arbeitsgelegenheit (1,50€ Kraft) ganz unterschiedliche Erfahrungen sammeln, indem ich die Kolleginnen und Kollegen in der Betreuung, aber auch in einigen Bereichen der Hauswirtschaft unterstütze. Es gibt manchmal sehr herausfordernde Erfahrungen, aber auch viele schöne Momente, die für mich kostbar und wertvoll sind. In dieser Einrichtung erlebe ich neben Bewohnern, die mich ins Herz geschlossen haben, auch viele Dinge, die ich mit Arbeit mit Herz bezeichnen würde:

  • viel Dankbarkeit und Wertschätzung für meine Arbeit als Hilfskraft – für eine Pflegerin war ich an diesem Vormittag „Du bist heute mein Goldstück“ oder andere sagten mir: „Du bist eine wertvolle Hilfe für uns.“
  • viele Kollegen umarmen mich auch mit als Zeichen der Liebe und Verbundenheit
  • beim Umkleiden ergibt sich oft ein kleiner Dialog und man verabschiedet sich voneinander mit: „Ich wünsche Dir einen guten Tag.“
  • manchmal teilen die Pflegekolleginnen mit mir die Brotzeit, wenn ich schon im Normalfall nicht mit ihnen essen kann. An meinem ersten Urlaubstag hat mich eine Pflegerin gefragt, ob ich mit ihr frühstücken würde (nur weil ich den Stundenzettel unterzeichnen musste und deshalb im Heim war)
  • als mich völlig unerwartet die schwere Todesnachricht von einer langjährigen Freundin erreichte, haben sie mir gleich kondoliert und es eingesehen, dass es für mich in diesem Moment zu schwer ist zu einer Bewohnerin zu gehen, bei der wir auch damit rechnen mussten, dass sie uns in diesen Tagen wegstirbt
  • nach der Begrüßung fragt man sich gegenseitig, wie es einem geht. Es ist nicht nur eine Floskel. Man interessiert sich ernsthaft füreinander und nimmt Anteil an der Freude und des Leid des anderen.
  • jeder wird beachtet und mit jedem wird gesprochen ganz gleich ob Pflege, Betreuung, Hauswirtschaft oder ich als Helferin
  • wenn ich nach meinem Osterurlaub vom Personal mit Jubel empfangen wurde und auch sich die Bewohner jedes Mal sehr erfreut zeigen, dass ich wieder da bin...usw.

Das sind nur ein paar Beispiele wie man die Arbeitskultur ein wenig verbessern kann. Ich wünsche Ihnen, dass auch Sie jemanden haben, der für sie ein Herz in der Arbeit hat oder sie jemand sein können, der ein Herz für andere hat. Egal wie es um uns steht. Gott hat immer ein Herz für uns Menschen.

Geistliches Wort von Pastoralreferentin Dorothee Schindler, geistliche Leiterin derKAB Diözesanverband Augsburg

„Hier arbeitet ein Mensch für den Paktdienst!“

Mittwoch, ich arbeite heute im Homeoffice. Als ich gerade meine Mittagspause beginne und mich auf den Weg an die frische Luft mache, treffe ich an der Haustür einen Paketboten. Sein Gesicht sehe ich erst gar nicht, der Stapel mit Päckchen auf seinem Arm ist riesig. Ich grüße ihn. Das auftauchende Gesicht lächelt mich an. Man kennt ihn, er liefert öfter Pakete in unser Wohnhaus. Das Bestellen hat massiv zugenommen, gerade in den letzten Jahren. Vor allem kurz vor besonderen Tagen, wie Weihnachten oder der Urlaubszeit.  Es ist ja auch viel einfacher, wenn jemand anders mir meine Ware bis vor die Wohnungstür trägt. Er klingelt. Er klingelt ein zweites Mal beim Empfänger der Pakete. Aber niemand öffnet. Da biete ich ihm an, die Pakete entgegen zu nehmen, damit er sie nicht wieder mitnehmen muss. Er lächelt freundlich. „Soll ich Ihnen die Pakete noch hoch tragen!“ Mit dieser Frage hätte ich nicht gerechnet und ich glaube meine Verwunderung sieht man mir an. Ich verneine. „Sie laufen den ganzen Tag bestimmt viel mehr Treppen wie ich!“ Er lächelt. „Aber es sind viele Pakete!“. „Dann lauf ich eben 2 Mal!“ Er bedankt sich. Ein Lächeln in seinem Gesicht.

Paketlieferdienste stehen unter enormem Zeitdruck. Die beste Auslieferzeit ist immer dann, wenn die Menschen zu Hause sind. Mittags und abends. Da muss dann in kurzer Zeit viel abgearbeitet werden, weil man sonst auf seinen Päckchen sitzen bleibt. Der Kunde ist am Ende auch nicht begeistert, wenn er seine Lieferung in einer der Postfilialen oder der Packstation abholen muss. Und der Kunde ist bekanntlich König.

Mir wird bewusst: Unsere Gesellschaft muss umdenken lernen. Vor allem müssen wir uns immer mehr klar machen: „Hier arbeitet ein Mensch für den Paketdienst!“. Keine Maschine, der es egal ist ob Sie Akkord arbeiten muss.

Wir brauchen mehr Anerkennung und faire Bezahlung für die Menschen bei den Paketlieferdiensten!

Geistliches Wort von Pastoralreferent Dany Kasche, geistlicher Leiter der KAB Diözesanverband Augsburg

Eltern werden ist etwas Tolles

Tatsächlich ist es eines der schönsten Geschenke, die man bekommen kann: ein Kind. Eltern werden ist aufregend, ist etwas Wunderschönes und etwas Unvorstellbares.

Allerdings ist es auch unvorstellbar schwer. Dabei sehen wir mal ab davon, was diese Verantwortung für einen kleinen Menschen ausmacht. Zusätzlich stehen Eltern in der Spannung arbeiten zu wollen, vielleicht sogar arbeiten zu müssen. Unsere Gesellschaft braucht Arbeitskräfte und alle Gesetzgebung rund um die Elternschaft ist darauf ausgerichtet, schnell in Arbeit zurück zu kehren. Das nennt sich „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“.

Doch wie gelingt das? Ist es wirklich möglich, dass Beruf und Familie gut miteinander vereinbar sind? Eltern wünschen es sich, der Gesetzgeber scheint es auch zu wollen. Doch an diesem Thema hängen sehr viele Interessen: Kollegen, Vorgesetzte, Firmen, Betreuungsträger, Schulen,…

Bürden wir als Gesellschaft den Eltern etwas auf, dass sie gar nicht tragen können? Können Eltern diesem Druck tatsächlich einfach so entkommen? Oder fühlen sie sich immer in einer Rechtfertigungshaltung?

Christus wendet sich den Menschen zu und spricht sie persönlich an. Vielleicht ist es eine Idee, allen Menschen, und auch den Eltern, mal die Frage zu stellen:

Wie geht es dir?

Was lässt dich durchhalten?

Was brauchst du?

Schön, dass es dich gibt!

Geistliches Wort von Pastoralreferent Andreas Kohl, Betriebsseelsorge Weilheim

Auf Ochsentour

Anfang Juli, in der „Ulrichswoche“, machten sie sich wieder in großer Zahl auf den Weg nach Augsburg: Wallfahrer aus allen Teilen unserer Diözese kamen ans Grab unseres Bistumspatrons, um für ihre Anliegen zu beten.

Vor 1100 Jahren war es genau anders herum: Da machte sich Bischof Ulrich bei seinen Visitationssreisen auf den Weg zu den Gläubigen seines weitläufigen Bistums – auf einem zweirädrigen, mit Ochsen bespannten Wagen, wie überliefert wurde.

Ich muss schmunzeln: Sankt Ulrich „auf Ochsentour“. Dabei war diese Art des Reisens sicherlich sehr beschwerlich und überaus kräftezehrend.

Von einer „echten Ochsentour“ erzählen mir, dem Betriebsseelsorger, auch immer wieder engagierte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in der Arbeitswelt:

Die Betriebsräte, die - mit gewerkschaftlicher Unterstützung - seit Jahren für einen Tarifvertrag in ihrem Betrieb kämpfen und nach vielen zähen Verhandlungen jetzt (zumindest) einen Haustarifvertrag erreichen konnten.

Oder der Schwerbehindertenvertreter, der sich so oft blöde Kommentare von seinem Vorgesetzten anhören und sich immer wieder neu rechtfertigen musste, wenn er seinen Aufgaben als Interessenvertreter nachkommen wollte. Was für eine Ochsentour für ihn in all den Jahren!

Mühsame, anstrengende Wegstrecken kennen wir natürlich auch aus anderen Bereichen unseres Lebens: Ein Kollege mit vier Kindern sagte mir - nicht ohne Augenzwinkern - als das letzte Kind zur Ausbildung das Haus verließ, er habe „die Ochsentour jetzt endlich durch!“

Auch eine Phase der Krankheit oder eine erforderliche Therapie können sich zu einer regelrechten Ochsentour auswachsen je länger sie andauern und je belastender es die erkrankte Person für sich empfindet.

Vom Heiligen Ulrich erzählen fromme Legenden, er hätte auf seinen anstrengenden Reisen quer durch sein Bistum an heißen Sommertagen hier und da eine Quelle „erweckt“, um seinen Durst zu stillen und wieder zu Kräften zu kommen.*

Eine spannende Frage dabei wäre: Welche Kraftquellen können wir selber in uns erwecken, wenn das Leben uns aufgibt, mühsame Wegstrecken durchzustehen?

Betriebsräten rate ich zum Beispiel gerne, Erfolge, auch die kleinen Etappensiege, zu feiern. Das motiviert für die nächsten Schritte.

Um als Eltern gut durch anstrengende Familienphasen zu kommen, können regelmäßige „Paarzeiten“ für eine wohltuende Unterbrechung im Alltagstrubel sorgen.

Für Kranke könnte eine Kraftquelle lauten: Gönne Dir zwischendurch immer wieder etwas Schönes, etwas, auf das Du Dich schon vorher freuen und von dem Du hinterher noch eine Weile zehren kannst. Das vermag auch die dunkelsten Wegabschnitte ein wenig aufzuhellen.

Und wie machen es die eingespannten Ochsen selber? Wie schaffen die eigentlich ihre Ochsentour? Sie gehen ihren Weg beständig, Schritt für Schritt, in ihrem Tempo. Vielleicht nicht die schlechteste Idee, finde ich, für Ochsentouren aller Art!  

*Solche „Ulrichsbrünnlein“ finden sich in der Region der KAB Ammer-Lech gleich an drei Orten: In Eresing, Habach und – wie hier auf dem Foto – in Paterzell (bei Wessobrunn).

Geistliches Wort von Ursula Kasten, Stellv. KAB-Diözesanvorsitzende, Memmingen

WERTvoll arbeiten

Deine Arbeit ist WERTvoll! Wann hat dir das jemand das letzte Mal gesagt? Hat es überhaupt schon mal jemand bemerkt, was du alles so leistest? Meist bleibt es unausgesprochen, sei es für die ‚abhängige‘ Arbeit, sei es für alle unsere sonstigen Tätigkeiten, die wir zum Wohle der Familie, der Gemeinde, der Gesellschaft verrichten. Zumindest, wenn es um die eher unsichtbaren Dienste geht, die im Hintergrund geleistet werden, aber dabei so wichtig sind. Oft merken wir erst, wenn etwas unerledigt bleibt, wie sehr wir uns auf diese Dienste verlassen haben.

Wenn etwas wertvoll ist, dann geben wir darauf Acht, wir passen auf, dass es nicht verloren oder kaputt geht, wir schenken ihm Aufmerksamkeit. Wenn es ein Gegenstand ist, wird er nicht in der Ecke oder im Müll landen. Wenn es eine Person ist, dann freuen wir uns darauf, Zeit mit ihr zu verbringen und wollen möglichst in ihrer Nähe sein. Was wir als wertvoll betrachten, ist sehr individuell, jeder hat da seine eigenen Maßstäbe, und das ist wohl auch ganz gut so. Für uns als Christen sind die Maßstäbe der Bibel wichtig, und dort lernen wir, dass jeder Mensch gleich wichtig, gleich wertvoll ist, egal, wie groß, stark, schön oder klug er ist. Weil Gott uns alle ins Leben gerufen und uns in seine Hand eingeschrieben hat. Er betrachtet uns mit seinem liebevollen Blick und deshalb dürfen wir uns als wertvoll ansehen.

Und das gilt nicht nur für uns als Person, sondern für alles, was wir tun. Wir haben Anteil an seinem liebevollen Handeln an den Menschen und der Natur. Wir sind Teil Heilsgeschichte Gottes mit uns. So bekommt auch der kleinste Beitrag von uns seinen Stellenwert. Und er verdient es, dass er beachtet und wertgeschätzt wird, weil er von einem Menschen geleistet wird. Dann ist es nicht wichtig, ob es eine ‚weltbewegende‘ Aktion ist oder vielleicht ‚nur‘ das Abräumen des Frühstückstisches oder das Händehalten eines Kranken, Alten oder Betrübten. Diese Dinge sind so wichtig, weil sie zeigen, dass wir nicht nur an uns denken, sondern die anderen Menschen und das Gemeinwohl im Blick haben.

Wir könnten einüben, mehr auf solche Dinge zu achten und dann denjenigen zu sagen: deine Arbeit ist WERTvoll!

Ich glaube, dass das nicht nur die und den Anderen freut, sondern auch uns selbst glücklich macht, weil wir bemerken, wie viel Gutes um uns herum geschieht. Dann beginnen wir, mit den Augen Gottes auf die Welt zu blicken und die Welt zu einem etwas besseren Ort zu machen. Lasst uns gemeinsam daran arbeiten.

Geistliches Wort von Andrea Holz, CAJ-Diözesansekretärin, Augsburg

Psalm 31,9: Du stellst meine Füße auf weiten Raum

Egal, ob wir die eigenen vier Wände verlassen, Landesgrenzen überschreiten, ausgedehnte Wanderungen unternehmen, endlich wieder im Café an der Strandpromenade sitzen, neue Menschen treffen, das Meer genießen, von den Bergen in die Ferne sehen oder es uns einfach im eigenen Garten gut gehen lassen. Egal, wonach wir uns in diesem Sommer sehnen. Wir werden vermutlich den Alltag verlassen und Zeit für uns selbst haben.

Zeit haben um uns auch Gedanken und Ideen zu unserem eigenen Leben zu machen. Denn wir sind von Gott nicht erdacht worden als Arbeitssklaven oder als Sorgenträger, sondern als freie, gute und geliebte Menschen.

„Du stellst meine Füße auf weiten Raum“ - vielleicht mag dir das im Moment schwer erscheinen, weil du dich nur eingeschränkt bewegen kannst, dir die finanziellen Mittel fehlen oder weil du das Gefühl hast, eingezwängt zu sein in eine Beziehung, eine Familie oder eine Gruppe, die nur um sich selbst kreist. Und vielleicht fürchtest du dich sogar vor den Konsequenzen, wenn du anfängst über dein Leben nachzudenken.

Aber Gott freut sich, wenn wir innehalten, auf unseren Lebensweg blicken und uns überlegen, was in uns und unserem Leben noch für Möglichkeiten stecken und wie wir den von ihm geschenkten weiten Raum nutzen können.

Und auch wenn uns selbst manchmal der Blick für unsere Talente fehlt wird uns vielleicht bewusst: Gott stellt unsere Füße auf weiten Raum, weil er alle Fähigkeiten schon in uns hineingelegt hat, die wir für unser Leben brauchen. Gott glaubt an uns, weil er uns besser kennt als jeder andere.

Geistliches Wort von Pastoralreferent Thomas Hoffmann, Betriebsseelsorge Dinkelsbühl/Donau Ries

Gut, die Fastenzeit ist vorbei
und doch begleitet mich ein kurzes Gebet aus einem Fastenkalender bis heute:

Wieder beginnt ein Tag.

Jesus Christus will ihn in mir leben.

Er ist mit mir unter den Menschen von heute gegenwärtig.

Begegnen wird er allen, die ins Haus kommen

und allen, die ich auf der Straße treffe.

Ihnen allen zu begegnen, ist er gekommen.

Denen, die mit mir sprechen, hat er etwas zu sagen.

Denen, die etwas brauchen, hat er etwas zu geben.

Gepriesen sei der neue Tag!

Vgl. Madeleine Delbrêl
Aus: KLB, Brecht auf ohne Landkarte, Fastenzeitbegleiter 2023

 

Was, wenn ich mit diesem Gebet in den Tag gehe?

Was, wenn ich mit diesem Gedanken in die Arbeit gehe?

Was, wenn ich mit diesem Gebet zum KAB-Abend gehe?

Was, wenn ich in diesem Geist Menschen begegne?

Was, wenn mich aus den Gesten und Worten anderer der Geist Jesu anspricht?

Könnte doch sein, dass ich so dem Geist Jesu auf der Spur bleibe. Könnte doch sein.

Mir, uns und der Welt täte es gut.

Geistliches Wort von Diakon Georg Steinmetz, Betriebsseelsorge Augsburg Nord/Altbayern

Perspektiv-Wechsel

manchmal entscheidet
die Blickrichtung
der Blickwinkel

ob ich sehe
was ich sehe
was ich wie sehe
was ich worin sehe

schaue ich nach unten
schaue ich nach oben
schaue ich nach rechts
schaue ich nach links
schaue ich vor oder zurück

alles abhängig von
der Perspektive
dem Standpunkt
der Haltung
dem Wollen

wie stehe ich
zu dem
was ich sehe
was ich sehen will
was ich übersehen will

hier
geradeaus schauend
in den Spiegel
im Untergeschoß eines Hauses
ausgerichtet nach oben
zum Licht

Spiegel
Lichtfänger
Lichtbringer
in die Dunkelheit
des Treppenhauses
nach OBEN

wie wir
mit anderem Blick
auf und in
die Welt
der Arbeit

Geistliches Wort von Pastoralreferent Danny Kasche, Geistlicher Leiter der KAB Diözesanverband Augsburg

Arbeitszeit / Lebenszeit
„Nimm dir mal Zeit für dich“

Wie einfach das klingt, sich einfach mal Zeit zu nehmen. Sich einfach rauszunehmen aus dem Alltag, der Arbeit, den Strapazen und den Anforderungen verschiedener Lebenssituationen.

Dabei merken wir alle, wie schwer das ist, sich Zeit zu nehmen. Woher denn auch?

6 Uhr Aufstehen und Duschen
6.15 Uhr Zähneputzen und erstes Kind wecken
6.30 Uhr die anderen drei Kinder wecken und sich anziehen
6.45 Uhr Frühstück herrichten
7.00 Uhr Kind daran erinnern, dass in 5 Minuten der Schulbus fährt
7.15 Uhr die anderen Kinder daran erinnern, dass sie bis 7.30 Uhr gefrühstückt haben sollen
7.30 Uhr Motivationsrede zum Anziehen von Schuhen, Jacken, Mützen und Schals
8.00 Uhr unter Aufbringung aller Kräfte bei der KiTa angekommen
8.30 Uhr Dienstbeginn im Büro
17.00 Uhr Dienstende und Heimfahrt
17.30 Uhr Ankommen und Abendessen herrichten
18.00 Uhr Abendessen
18.30 Uhr Schulsachen durchsprechen, anschauen und beraten
19.15 Uhr Motivationsrede zum Zähneputzen und bettfertig machen, Kinder ins Bett bringen
2.00 Uhr Kinder im Bett, Küche aufräumen, Bügeln, miteinander reden.

Zwischen 22 und 0 Uhr ins Bett gehen

Sicher ist es zu streng dargestellt, doch tatsächlich verbringen wir am Tag normalerweise acht Stunden auf Arbeit, im Idealfall schlafen wir auch acht Stunden. D. h., dass 16 von 24 Stunden bereits belegt sind mit Tätigkeiten, die nicht mit der Familie, mit Freunden oder mit Eigenbeschäftigung gefüllt werden können. Es bleiben dafür also acht Stunden über. In denen sollte man aber auch auf Arbeit fahren und wieder nach Hause kommen, sollte man Einkaufen gehen, seine Steuererklärung machen, sich ehrenamtlich betätigen, den Kindern ebendieses ermöglichen und so weiter.

Ganz schön viel steckt in so einem Leben drin. Viel, das Zeit braucht. Und vieles, das zu kurz kommt: Familie, Gesundheit, ich selbst, Gott,…

„Nimm dir mal Zeit für dich“ – so schwer ist das umzusetzen und doch ist es bitter nötig. Doch wie?

Vielleicht hilft hier das Prinzip der Unterbrechung: eine Minute die Augen schließen und einfach nur sitzen und atmen. Durchschnaufen für einen kurzen Augenblick. Und vielleicht ist es wie mit dem Fahrradfahren oder dem Stricken: je öfter man übt, eine Minute zu unterbrechen, desto leichter fällt es. Und mit einem Mal sind es zwei Minuten, drei Minuten und ganz vielleicht irgendwann soviel Zeit, wie dir wichtig ist.

Geistliches Wort von Pastoralreferent Andreas Kohl, Betriebsseelsorge Weilheim

L’Chaim – Auf das Leben!
„Zum Wohle!“, „Prosit!“ oder - noch kürzer - „Prost!“ – Trinksprüche, die bei uns jede und jeder aus geselligen Runden kennt. Beim Anstoßen wünscht man sich gegenseitig Gutes, Wohlergehen, Gesundheit. Wussten Sie, nebenbei bemerkt, dass „Prosit“ aus dem Lateinischen kommt und übersetzt „es nütze“ - dir oder euch - bedeutet? Eigentlich ein schöner Brauch, finde ich, einen Schluck Bier oder Wein mit einem guten Wunsch für mein Gegenüber zu verbinden.
In Israel sprechen sich die Menschen bei solchen Gelegenheiten oft das hebräische Wort „L’Chaim“ zu, was übersetzt „Auf das Leben!“ heißt. „L’Chaim“ sagt man zum Anstoßen mit Wein, vor allem auch zu religiösen Anlässen.
 

Allein das macht schon deutlich: „Auf das Leben!“ ist kein bloßer Trinkspruch. Wer einen solchen Toast ausbringt, der möchte damit das Leben selbst feiern. Wer „Auf das Leben“ trinkt, der weiß auch: Das Leben ist ein Geschenk, kostbar und verletzlich zugleich. Dass das eigene Leben ganz schnell und unerwartet „in Lebensgefahr“ geraten kann, musste ich vor wenigen Jahren leider selbst erfahren.

An Ostern feiern wir Christen das Leben. In einem gern gesungenen österlichen Lied klingt an, was wir glauben und was wir für uns erhoffen dürfen: „Jesus lebt! Mit IHM auch ich!“ Was für eine hoffnungsvolle und lebensbejahende Perspektive uns da geschenkt ist!

Ich kenne viele überzeugende Beispiele von Menschen, die aus dieser Hoffnung heraus leben. Sie zeigen das durch eine Haltung, die dem Leben zugewandt ist: Sie leben nicht nur für sich allein, sondern stehen in Beziehung mit anderen, sie nehmen Anteil, pflegen den Kontakt von Mensch zu Mensch. Bei Problemen oder in Krisen resignieren sie nicht vorschnell. Sie tun ihr Mögliches, werden aktiv anstatt nur passiv zu erdulden.

Dem Leben zugewandt sein: Dazu hätte ich auch noch eine kleine, persönliche Anregung parat: Ich halte einen Moment inne, atme bewusst ein und aus, lächle und sage zu mir selbst: „Wie schön, dass es mich gibt!“ Ja und falls dann noch ein Glas zur Hand sein sollte: „L’Chaim – Auf das Leben!“

Geistliches Wort von Dorothee Schindler, Geistliche Leiterin, KAB-Augsburg

Kreuzweg der Arbeit

Der Kreuzweg ist ein fester Bestandteil der christlichen Tradition. Besonders in der Fastenzeit und am Karfreitag wird dieser gebetet. Die Stationen des Leidensweges Christi werden gemeinsam begangen, bedacht und an ihnen gebetet.

Heute möchte ich Ihnen einen kleinen Einblick in den „Kreuzweg der Arbeit“ geben. In unserer Arbeitswelt ist nicht alles einfach und leicht. Viele Schicksale sind uns unbekannt, werden von Kollegen nicht gesehen, nicht wahrgenommen, weil keiner drüber spricht.

Hier ein keiner Einblick in die „Kreuzwege“ unseres Lebens:

Jesus wird zum Tode verurteilt:

Arbeit ist notwendig um Leben zu können.
Oder anders gesagt, wir gehen zur Arbeit, damit wir Geld haben um damit unser Leben zu finanzieren. So sollte es sein. Aber die Realität sieht ganz anders aus.

Leistung ja, fairer Lohn nein!

Ich arbeite bei einer Firma, die sich das Gemeinwohl groß auf die Fahne geschrieben hat. Damals dachte ich, es ist nicht der beste Lohn, aber die Werte, die Haltung der Firma gefällt mir. Lieber ein paar Euro weniger, aber dafür ein gutes Arbeitsklima.

Ich bin eine Reinigungskraft, einer von den Menschen, die in der Gesellschaft nicht den besten Ruf haben. Aber meine Arbeit ermöglicht mir, dass ich auch Zeit für meine Familie habe.
Seit einiger Zeit brauche ich noch einen zweiten und dritten Arbeitgeber. Mein Lohn reicht nicht mehr aus um mir mein Leben mit all den Anforderungen finanzieren zu können.
Aber zum Amt möchte ich nicht.
Die Anforderungen sind viel höher geworden: Mehr Räume in weniger Zeit. All das wäre kein Problem. Aber ein fairer Lohn für die komplexer werdenden Aufgaben steht mir wohl nicht zu.
Denn ich bin ja nur eine Reinigungskraft.
Fairer Lohn, guter Lohn der zum Leben reicht—nur für Menschen in erlesenen Berufen?

Gebet:

Jesus, du wirst zum Tode verurteilt – zum Tod am Kreuz.
Keine Würde – kein Recht auf Leben.
Steh du uns bei, wenn menschliche Würde in Frage gestellt wird.
Steh du uns bei, wenn Profit und Leistung vor menschlichem Wohl stehen.
Steh du uns bei, wenn wir und unsere Leistung nicht gesehen wird.
Geh du mit. Amen.

Jesus fällt unter der schweren Last des Kreuzes:

Auch wir fallen im Leben: Krankheit, Sorge, Versagen, Angst um den Arbeitsplatz, Stress, Schicksal – Aber auch wir sind eingeladen immer wieder aufzustehen.

Er arbeitet hier seit über 30 Jahren.
Ist jeden Tag der Erste am Werktor. Seine Kollegen, mit denen er sich die Aufgabe an der Pforte teilt wechseln ständig. Kaum einer bleibt länger.
Er macht seine Aufgabe gerne. Er schenkt den Arbeitern gerne ein Lächeln, wünscht einen schönen guten Morgen oder einen erholsamen Feierabend.
Er begrüßt die LKW-Fahrer, die ihre Ware abladen wollen oder die Ware aufladen, um sie an ihren Bestimmungsort zu fahren.
Seit einiger Zeit hört man, dass diese Aufgabe ausgelagert werden soll. Es reicht, wenn eine externe Firma den Posten der Pforte übernimmt.
Mehr als 30 Jahre für die Firma, das erste Gesicht am Eingang und jetzt soll das alles einfach in fremde Hände gegeben werden.

Das Personal ist wohl zu teuer.

Diese Tatsache drückt die Stimmung. Er hat nicht mehr lange bis zur Rente, das ist gut. Dennoch schmerzt es, zu wissen, dass der eigene Arbeitsplatz nichts wert ist. Das eine einfache Kosten-Nutzen-Rechnung entscheidet, wer bleiben kann.
Es beschäftigt ihn, mal mehr, mal weniger— aber er hat entschieden ich mache meine Arbeit gut und das werde ich auch solange tun, wie ich hier arbeiten darf.

Gebet:

Jesus, du fällst unter der Last des Kreuzes.
Auch wir tragen schwere Lasten in unserem Leben.
Hilf du uns tragen, wenn das Weitergehen uns schwerfällt.
Geh du mit. Amen.

Ich wünsche Ihnen gesegnete Kar- und Ostertage.

Dorothee Schindler

Geistliches Wort von Pastoralreferent Hans Gilg, Betriebsseelsorge Augsburg

Bomben zu Friedensglocken

In der Nähe des Bildungshauses Oase Steinerskirchen habe ich eine Friedenskapelle entdeckt – und nebendran die Friedensglocken. Ganz besondere Glocken sind das, denn mit ihnen wurde unheilvolle Geschichte umgedreht. In den beiden Weltkriegen wurden viele Kirchenglocken eingeschmolzen, um daraus Bomben zu gießen und Tod und Verderben über die Menschen zu bringen.

Pater Norbert Becker von den Herz-Jesu-Missionaren hatte 2005 die Idee ein ganz besonderes Friedenszeichen zu setzen. Aus Blindgängern von Fliegerbomben hat einer seiner Mitbrüder Glocken angefertigt und ihnen einen besonderen Klang verliehen. Schwerter zu Pflugscharen und Fliegerbomben zu Friedensglocken. Ich wünsche uns allen, dass der Klang dieser Glocken das Dröhnen der Bomben und Raketen ablöst und wir Menschen in Europa und weltweit wieder in Frieden und Sicherheit zusammenleben können.

Geistliches Wort von Ursula Kasten, Stellvertretende KAB-Vorsitzende, Memmingen

Fastenzeit à la KAB

Seit gut einer Woche ist Fastenzeit. Ich verzichte auf Süßigkeiten und Kaffee, aber könnte ich nicht auch etwas für die Menschen in der Arbeitswelt tun? Schließlich sind es drei Dinge, die in der Fastenzeit gefordert sind: Fasten, Gebet und gute Werke. Die guten Werke der KAB sind das Einstehen und Begleiten der Menschen in der Arbeitswelt. Zunächst das Hinschauen: wie geht es den Menschen, wo sind die Herausforderungen, mit denen sie klarkommen müssen? Dann urteilen: ist es gerecht, wie die Verhältnisse sind? Müssen sie akzeptiert werden, wie sie sind, oder haben wir eine Möglichkeit, sie zu ändern? Das Handeln kann vielfältig sein: vom Begleiten der Betriebsräte über das Anerkennen der wertvollen Arbeit bis hin zu großen Kampagnen wie der Erhöhung des Mindestlohnes.

Am 7. März ist dieses Jahr der Equal Pay Day, der Tag, von dem an Frauen genau so viel verdienen wie Männer. Frauen verdienen im Bundesdurchschnitt 18% weniger, in Bayern sogar 25%. Das hat vielfältige Gründe, die nicht einfach gelöst werden können, aber wir sollten sie nicht einfach ignorieren.

Wie wäre es damit, dieses Jahr das Thema mal näher zu beleuchten? Warum sind es überwiegend Frauen, die in sozialen und pflegerischen Berufen tätig sind? Warum sind diese Berufe so schlecht bezahlt? Warum sind es immer noch überwiegend Frauen, die in Elternzeit und anschließend in Teilzeit gehen, aus der sie oft später auch nicht mehr herauskommen? All dies sind Gründe für den durchschnittlichen Lohnunterschied zwischen Männern und Frauen und es gibt auch noch in vielen Fällen unterschiedliche Bezahlung für gleiche Arbeit. Eigentlich ein Skandal im Jahr 2023 in Deutschland!

Als KAB engagieren wir uns für gute Arbeitsbedingungen und gerechten und auskömmlichen Lohn.

Kann ich mich hier einbringen? Umkehren und nicht mehr gleichgültig die Verhältnisse hinnehmen, mich informieren über Strukturen, die Ungerechtigkeit auch bei uns festschreiben? Im nächsten Schritt ein Bewusstsein dafür in meinem Umfeld schaffen, die gesellschaftliche Debatte über die Themen am Laufen halten, Menschen ermutigen, die Care-Arbeit in der Familie gerecht aufzuteilen? KAB Mitglied werden / überzeugt bleiben und vielleicht sogar andere zu einer Mitgliedschaft bewegen?

Das wäre in meinen Augen ein Fasten im Sinne der KAB, damit auch ArbeitnehmerInnen ein Ostern erfahren dürfen.

Geistliches Wort von Pastoralreferent Thomas Hoffmann, Betriebsseelsorge Iller-Donau, Dinkelsbühl

Ein Witz? Echt jetzt?

Ja! Es herrscht doch gerade allerorten die sogenannte närrische Zeit.

Witze, Humor, ausgelassene Stimmung: passt das wirklich in diese Zeit? Die Katastrophen, die menschen- wie naturgemachten, wir hören und lesen ständig davon, engagieren uns. Hat Humor da Raum? Hatte er jemals eine Daseinsberechtigung? Seit wir leben, begleiten uns hier und weltweit Kriege, Hunger, Not, Unterdrückung, Schicksalsschläge. Und oft erstirbt in uns jeglicher Humor. Humor, „befreiendes Lachen“ halte ich gleichwohl für ein Geschenk, eine Gabe, die Druck und Spannung wegnehmen kann, nicht um Schlimmes einfach wegzulachen, sondern um wieder Kraft zu schöpfen.

Ich denke an eine Betriebsrätin, wie sie von schwierigen, auch auf der persönlichen Ebene ausgetragenen Konflikten erzählt, und dabei manches immer wieder mit einer humorvollen Bemerkung und einem kurzen Lachen kommentiert. Dies versucht sie auch in den unmittelbaren Konfliktsituationen.

Hatte Jesus Humor, hat er gelacht? Ich weiß es nicht, denke aber schon. Zu lesen ist davon in den Evangelien kaum etwas. Vielleicht am ehesten in der Geschichte von der Heilung eines Besessenen. Jesus treibt ihm den Dämon aus und lässt diesen in eine Schweineherde fahren, die sich daraufhin kollektiv in den See stürzt. (vgl Mk 5,1-20) Da Schweine als unrein galten und ein Eber das Feldzeichen der 10.Legion des römischen Besatzungsheeres war, könnten manche Jüdinnen und Juden diese Geschichte ziemlich komisch gefunden haben. Zumal der Dämon auf die Frage Jesu, wie er denn heiße, antwortet „Mein Name ist Legion“ (Mk 5,9).

Nun aber zum Witz, den mir ein altes Mitglied der Augsburger Synagogengemeinde erzählt hat:

Ein böses und ein gutes Mädchen stehen auf dem Flachdach eines Hochhauses. Sie spucken hinunter und zielen dabei auf Glatzköpfe. Das böse Mädchen trifft von 10 Glatzköpfen 3. Das gute Mädchen trifft von 10 Glatzköpfen 7: Das Gute gewinnt immer.

Ich wünsche Ihnen, dass Sie auch jenseits der närrischen Tage Ihren Humor bewahren.

Und ein zweites wünsche ich Ihnen: „Das Gute gewinnt immer“, das stimmt leider nicht. Aber lassen wir uns nicht die Hoffnung nehmen, dass es sich lohnt, dem Guten „nachzujagen“ (vgl. Psalm 34,15), dem Guten, sprich einem gerechten, friedlichen, solidarischen und fairen Miteinander, das die Würde eines jeden Menschen achtet, die Würde, die eine göttliche ist.

Geistliches Wort von Pastoralreferentin Martina Berndt-Hoffmann, Betriebsseelsorge Weißenhorn

Als Narren unterwegs

Jetzt sind sie wieder unterwegs, die Narren. In unserer Gegend vor allem mit den vielfältigen alemannischen Masken, die manchmal furchterregend, manchmal auch lieblich anzusehen sind. Hinter den Masken stehen oftmals Sagen, aber es werden auch wahre Menschen und ihre Lebensgeschichte verkörpert wie beispielsweise die Holl Hex, die an die Ulmer Bürgerin Maria Holl erinnert, die einst als Hexe angeklagt wurde.

Narren und Närrinnen nehmen die Gesellschaft und die Politik auf die Schippe, halten den Menschen den Spiegel vor, sprechen unangenehme Wahrheiten aus. Narren und Närrinnen lassen aber auch den Alltag vergessen, machen Spaß, bringen zum Lachen, verbreiten Freude.

Manchmal gehören wir in KAB und Betriebsseelsorge auch zu den Narrenzünften, wenn wir uns für unsere Werte oder für Menschen zum Narren machen: wenn wir den Sonntag verteidigen, für Menschenwürde in der Arbeitswelt eintreten oder für mehr Gerechtigkeit in unserem Wirtschaften streiten und streiken. Als Träumer oder Gestrige oder gar als dumm wurden und werden wir immer wieder dafür verspottet oder beschimpft. Aber da befinden wir uns in bester Gesellschaft. Schon die ersten Christen wurden bereits für die „Torheit des Kreuzes“ belächelt.

In diesem Sinn und unter diesem Vorzeichen bin ich gerne ein Narr oder vielmehr eine Närrin.

Ein Nachtrag: Auch wenn wir uns dabei zum Narren machen - vielleicht zaubern wir unserem Gegenüber heute oder morgen einfach mal ein Lächeln ins Gesicht: „Was macht ein Clown im Büro? - Faxen!“

Also: Narri! Narro!

Geistliches Wort von Gemeindereferentin Regina Wühr, Geistliche Leiterin der KAB-Diözesanverband Augsburg

Lichtgestalten

Am 2. Februar steht im liturgischen Kalender das Fest der Darstellung des Herrn, oft auch Maria Lichtmess genannt. Es wird genau vierzig Tage nach Weihnachten gefeiert. Warum? Nach dem Gesetz des Mose war eine Frau nach der Geburt eines Sohnes vierzig Tage unrein und hatte im Tempel ein Reinigungsopfer darzubringen, z. B. ein Paar Turteltauben oder zwei jüngere Tauben. Gleichzeitig wurde der erstgeborene Sohn als Eigentum Gottes betrachtet und ihm symbolisch übergeben. Das galt auch für Jesus und seine Mutter bzw. Eltern, nachzulesen bei Lukas 2, 22 – 24. Liturgisch gefeiert wurde das Fest ab dem 4. Jahrhundert in Jerusalem, darüber berichtet die Pilgerin Egeria in ihren Reiseaufzeichnungen. Im 5. Jahrhundert entstand die Lichterprozession, hinter der die Vorstellung steht, Christus entgegenzugehen, dabei brennende Kerzen in den Händen haltend. Bei diesem Gottesdienst werden auch Kerzen geweiht.

In unseren Breiten fällt das Fest noch in die dunkle Jahreszeit, auch wenn die Tage allmählich wieder länger werden. Es ist neben Weihnachten noch einmal ein Lichterfest, das vor der Liturgiereform das Ende der Weihnachtszeit markierte und uns ChristInnen dazu aufruft, auf DEN zu schauen, der das „Licht der Welt“ (Johannes 8,12) und für uns die Lichtgestalt schlechthin ist.

Das Dunkel in unserer Welt ist nicht zu übersehen und allen, die diesen Text lesen, werden dazu jede Menge Beispiele einfallen – im persönlichen Leben und Umfeld, in der Politik, in der Gesellschaft, in der Völkergemeinschaft und auch in der Kirche. Doch wir ChristInnen lassen uns nicht entmutigen in unserem Einsatz, Licht ins Dunkel anderer zu bringen, nicht nur, weil wir entdeckt haben, dass es einem Sprichwort gemäß „besser ist, ein Licht anzuzünden als über die Dunkelheit zu klagen“, sondern weil wir uns ermutigt und herausgefordert wissen durch den Zuspruch Jesu: „Ihr seid das Licht der Welt!“ (Matthäus 5,14)


So können auch wir zu „Lichtgestalten“ für andere werden. Lassen wir also in unserem Engagement nicht nach!

Noch etwas: Rund um das Fest Maria Lichtmess haben sich im bäuerlichen Bereich viele Traditionen und Regeln herausgebildet. Eine davon war der Dienstbotenwechsel, d.h. zu diesem Zeitpunkt konnte oder musste sich die Magd oder der Knecht entweder eine neue Stelle suchen oder das Arbeitsverhältnis verlängern. Auch wurde der Rest des Jahreslohnes ausbezahlt. Mein Renteneintritt fällt fast genau mit diesem Tag zusammen und so verabschiede ich mich auch an dieser Stelle von Euch und Ihnen. Neben den Impulsen der schon bekannten Kolleginnen und Kollegen werden nun auch die von meinen Nachfolgern, Danny Kasche und Dorothee Schindler zu lesen sein.

Ihnen und Euch allen wünsche ich von Herzen viel Licht fürs Leben und Gottes Segen in Fülle!

Geistliches Wort von Andrea Holz, CAJ-Diözesansekretärin, Augsburg

Wie ein offenes Buch liegt das neue Jahr vor uns

Jahreswechsel sind immer ein guter Grund innezuhalten, um über das vergangene Jahr und die Zukunft nachzudenken.

Das alte Jahr geht zu Ende, das neue Jahr fängt an. Ein Übergang von der einen auf die andere Sekunde. Wir gestalten diesen Übergang mit ganz unterschiedlichen Ritualen: Jahresabschlussgottesdienst, Raclette-Essen, Dinner for one, Glockengeläut, ein Glas Sekt, Wunderkerzen.

Wir schauen in die Welt, Jahresrückblicke im Fernsehen. Es ist viel geschehen.
Wir schauen in unsere Familien, in unser persönliches Umfeld. Auch da gab es Höhen und Tiefen. Vielleicht mussten wir Schwierigkeiten in der Familie oder im Freundeskreis meistern.
Aber Probleme machen auch vor einem Neuen Jahr nicht Halt. Sie prallen am Datum der Jahreswende nicht ab.

So stehen wir vor Gott und fragen uns: Was wird das neue Jahr bringen- wird es besser oder schlechter? Wie geht es im Beruf weiter? Und privat: Werde ich genug Zeit für Familie und Freunde haben? Und mein Glaube? Bleibt er mir auch im neuen Jahr wichtig? Kann ich ihn sogar vertiefen?

Auch wenn wir nicht wissen, was das neue Jahr bringen wird, so haben wir einen Glauben, der uns Halt gibt und einen Gott, der uns stützt. Machen wir uns also auf, voller Zuversicht und voller Hoffnung als Glaubende und Suchende.

365 neue Seiten, 12 neue Kapitel. Und alles ist leer. Machen wir ein gutes Buch daraus!

Geistliches Wort von Pastoralreferent Hans Gilg, Betriebsseelsorge Augsburg


Gar nicht so einfach

Gold zu finden

Den Buckel krumm machen

Das Kleine sehen

Echt von falsch unterscheiden

Gott in der Krippe hat sich ganz bescheiden gemacht

Und er will Dir sagen:

Ich habe Dich eingeschrieben in meine Hände

Denn

Du bist mehr wert als alles Gold der Erde

Geistliches Wort von Pastoralreferent Ulrich Hoffmann, KAB-Kreispräses Iller-Donau

Mehr Licht!

Nur noch wenige Tage, dann ist es geschafft! In gut einer Woche ist endlich die längste Nacht des Jahres – und dann werden die Nächte wieder kürzer und die Tage länger! Die Wochen der Dunkelheit im November und Dezember machen vielen zu schaffen: morgens im Dunkeln aus dem Bett krabbeln, tagsüber hinaus in den Dauernebel schauen – und am Nachmittag um vier wird‘s auch schon wieder richtig düster. Das raubt Energie. Die Stimmung ist bei so viel Düsternis auch oft ziemlich düster.

Vor der Kalenderreform 1582, da war der 13. Dezember bereits der kürzeste Tag des Jahres, die Wintersonnenwende. Und deshalb passt die Heilige, die an diesem Tag im Kalender steht, besonders gut: die heilige Lucia. Ihr Name bedeutet übersetzt "die Leuchtende" oder die "Lichtträgerin". In Italien gibt es ihr zu Ehren Lichterumzüge. Der Legende nach lebte sie im dritten Jahrhundert in Syrakus auf Sizilien und bekannte sich früh zum Christentum, deren Anhänger damals verfolgt wurden. Ihren Glaubensgenossen brachte sie Brot in die Verstecke. Um in der Dunkelheit den Weg besser zu finden und dennoch zum Tragen der Speisen beide Hände frei zu haben, setzte sie sich einen Lichterkranz auf den Kopf. Vor allem in Skandinavien knüpft man mit Bräuchen an diese Legende an: in Schweden zum Beispiel bringen Mädchen mit einem Lichterkranz im Haar der Familie das Frühstück ans Bett.

Frühstück ans Bett mit Lichterkranz auf dem Kopf: Das wird’s bei Ihnen wahrscheinlich eher nicht geben. Aber vielleicht ein gemütliches und ausgiebiges Frühstück am Küchentisch, und zwar am besten erst dann, wenn es draußen schon hell wird, und dazu die Kerzen auf dem Adventskranz brennen.

Licht, das bringt nicht nur die Stimmung zum Leuchten. Es hilft auch dazu, gütiger und gerechter in den Tag zu starten, milder mit den Menschen umzugehen. Licht: Das steht auch für Zuwendung, für Freundlichkeit, ja, sogar für gutes Essen und einen starken Kaffee. In der Legende von der heiligen Lucia wird das deutlich: Sie kam mit dem Lichterkranz auf dem Kopf in die Verstecke ihrer Gefährten. Damit hat sie Licht gebracht, aber eben auch etwas zu essen und die Zusage: Ich bin für euch da, ich riskiere etwas für euch, ich bringe euch meine Liebe und die Liebe Gottes. Dafür steht Licht ja nicht zuletzt auch: für die Liebe.

Es ist kein Zufall, dass nächste Woche Wintersonnenwende und Weihnachten zusammenfallen: Auch Gott kommt an Weihnachten sozusagen mit einem Lichterkranz in unsere Verstecke und Dunkelheiten. Im Weihnachtsevangelium heißt es: „Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, kam in die Welt.“ (Johannes 1,9) Jesu Geburt: Sie will Licht und Liebe und neue Energie in jedes Leben bringen. Auf mehr Licht!

Geistliches Wort von Peter Ziegler, KAB Deutschlands, Köln

Einheit in der Vielfalt

Wie viele von Euch und Ihnen wissen, bin ich gerade beim Bundesverband der KAB als Referent für Verbandsentwicklung und Mitgliederwerbung beschäftigt. Vor diesem Hintergrund gestalte ich heute meinen Beitrag:

Es ist tatsächlich faszinierend zu beobachten, welche unterschiedlichen Ansätze in den verschiedenen Diözesanverbänden verfolgt werden: Manche konzentrieren sich vor allem auf Geflüchtete und bieten Integrationskurse an, andere haben Pflegekräfte oder Beschäftigte von Lieferdiensten im Blick. Einige setzen auf Bildung für nachhaltige Entwicklung, andere auf Weiterbildungen zur Katholischen Soziallehre, auch die Ausbildung von Lotsen und Lotsinnen für das Arbeits- und Sozialrecht oder von ehrenamtlichen Arbeitnehmer:innenseelsorgern wird umgesetzt. Ein wirklich großer Schatz und eine besondere Stärke unseres Verbands.

Und doch läuft alles unter der Überschrift „KAB“. Gerade fällt mir ein, dass sich ein Diözesanverband auch verstärkt der Arbeit mit kirchlichen Mitarbeiter:innen widmet. Dazu passt eine Meldung, die ich in diesen Tagen gelesen habe: Die Vollversammlung des VDD hat eine neue Grundordnung für kirchliche Mitarbeiter:innen verabschiedet. Darin wird – endlich – klargestellt, dass auch unsere Kirche Vielfalt und Unterschiedlichkeit braucht und begrüßt. Es soll zum Markenkern unserer Kirche werden, dass nicht mehr die Lebensweise jedes einzelnen Mitarbeiters auf dem Prüfstand steht, sondern das Zeugnis einer Einrichtung nach außen. Wenn sich dann in kirchlichen Einrichtungen der gemeinsame Geist durchsetzen sollte, dann wird der Begriff der Dienstgemeinschaft mit Leben gefüllt.

Vielleicht ist es ja tatsächlich so, dass unserer Kirche von unserer KAB etwas lernen kann…

Geistliches Wort von Christine Jesse

Wenn Sie das neue geistliche Wort zu lesen bekommen, wird in Kürze wieder Advent sein. Da ist mir im vergangenen Winter eine Bibelstelle sehr nahe gegangen, weil sie ganz viel mit meinem Leben zu tun hat. Ich darf Sie Ihnen heute ein wenig näherbringen.
In dieser Vorweihnachtszeit wird es wieder heißen:

„Doch aus dem Baumstumpf Isais wächst ein Reis hervor, / ein junger Trieb aus seinen Wurzeln bringt Frucht. Der Geist des HERRN ruht auf ihm: / der Geist der Weisheit und der Einsicht, der Geist des Rates und der Stärke, / der Geist der Erkenntnis und der Furcht des HERRN“. Vgl. Jes. 11,1-2

Abgesägt: So fühle ich mich, wenn ich seit 8 Jahren um eine geeignete Arbeit kämpfe und ich trotz intensiver Bemühungen noch keine gefunden habe…

- wenn meine erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten nicht gebraucht werden….

- wenn Beziehungen plötzlich abbrechen oder ich Menschen loslassen muss…

- wenn ich durch den Wegzug vom Allgäu erst einmal in gewisser Weise entwurzelt wurde

- wenn mein Vertrauen schon enttäuscht wurde, was mir sehr weh getan hat.

Doch es kann auch etwas Neues aus meinem Baumstumpf des Lebens wachsen:

- wenn ich meine Begabungen und Fähigkeiten ehrenamtlich einsetzen kann, um so das Gefühl habe gebraucht zu sein…

- wenn ich Kontakte pflege und mich um neue Beziehungen mühe

- wenn ich mich von Gottes Wort immer wieder neu beschenken lasse

- wenn ich in meiner früheren Heimat Augsburg manches wieder aufbauen konnte oder sich ganz neu entwickeln konnte

- wenn sich Menschen für mich Zeit nehmen und mich so annehmen wie ich bin

- wenn sich das Vertrauen wieder neu entwickeln und entfalten konnte.

- wenn ich durch Zeiten der Erholung wieder neue Kraft schöpfen kann

- wenn ich mich an schönen Dingen der Kunst und Musik erfreuen kann, ebenso an der Schönheit und Vielfalt der Natur

- wenn ich mit meiner Aquarellmalerei und Schriftstellerei andere Menschen erfreuen kann.

- durch Worte der Ermutigung und Bestärkung

- durch Zuwendung anderer in Wort und Tat.

Ich wünsche Ihnen, dass auch Sie immer wieder in den Momenten, in denen alles hoffnungslos scheint, auch kleine und große Augenblicke finden können, die Ihnen neue Hoffnung und Zuversicht schenken.

Christine Jesse
Fotos: Christine Jesse

Geistliches Wort von Dorothee Schindler, Pastoralreferentin, Betriebsseelsorge Allgäu

140 Jahre Joseph Kardinal Cardijn

Am 13. November hat ein ganz besonderer Mensch Geburtstag:  Joseph Leon Kardinal Cardijn.
1882 wurde er geboren. Damals wusste noch keiner, welche Bedeutung das Leben und Wirken Cardijns für uns heute noch haben.
Cardijn ist der Gründer der Christlichen Arbeiterjugend (CAJ), er erzielte zu Lebzeiten eine erstaunliche Wirkung und gehört zu den prägenden Persönlichkeiten der katholischen Kirche des 20. Jahrhunderts. Einer seiner methodischen Ansätze war der Dreischritt "Sehen - Urteilen - Handeln" und ist zum Allgemeingut in der kirchlichen Soziallehre geworden. Sicherlich könnte ich hier jetzt eine biographische Aufzählung einfügen und viel über sein Leben und Wirken erzählen, dass ich mir angelesen habe.

Aber ich möchte heute einen anderen Schritt wählen:
Joseph Chardijn hat einmal gesagt: "Ich habe mit einem, mit zwei, mit drei angefangen. Ich habe so oft angefangen und fange jeden Tag wieder neu an. Man muss täglich neu anfangen, 10-mal, 100-mal, 1.000-mal."

Gerade finden Tarifverhandlungen statt. Verhandlungen für mehr Lohn. Mehr Geld für gute Arbeit – so fordert es die NGG in diesen Tagen.
Sicherlich könnte man jetzt sagen: „Uns fehlt allen gerade das Geld!“ „Alles wird teurer!“
Und doch ist es wichtig, „sich auf seine Hinterfüße zu stellen“. Laut zu werden. Sichtbar zu werden und seine Forderungen klar zu machen.

Jeder Mensch hat es verdient, fair entlohnt zu werden für seine Arbeit.

Fangen wir an! Setzten wir uns miteinander ein für gute Bezahlung!
Fangen wir an und sind gemeinsam laut für Tarifverträge, die ein Merkmal für „Gute Arbeit“ sind!

Fangen wir an – gemeinsam können wir etwas bewegen.

Geistliches Wort von Diakon Erwin Helmer, Betriebsseelsorge Augsburg

Wie die Welt in Ordnung kommt 
Die zwei Wege
 

Es war einmal … ein kleiner Bub, der wollte gerne mit seinem Vater spielen. Der hatte aber keine Zeit für ihn, deshalb stellte er ihm eine Aufgabe: Er riss ein detailreiches Bild der Erde aus der Zeitung und zerschnitt es in viele, viele Teile. Das gab er dem Jungen und dachte, dass der nun mit diesem schwierigen Puzzle wohl eine ganze Zeit beschäftigt sei. Der Bub zog sich in eine Ecke zurück, begann mit dem Puzzle und zeigte nach wenigen Minuten dem Vater das fertig zusammengesetzte Bild. Der Vater konnte es kaum glauben und fragte ihn, wie er das geschafft habe. Der Bub sagte: "Ach, auf der Rückseite war ein Mensch abgebildet. Den habe ich richtig zusammengesetzt. Und als der Mensch in Ordnung war, war es auch die Welt."

ICH muss mich ändern – der erste Weg

In einer Welt voller Krisen und immer neuer Unordnung kann dies die Lösung sein. Wenn jeder und jede sich selbst in Ordnung bringt, ist dies der Beginn der neuen Welt, einer neuen Weltordnung. Wenn ich selber täglich neu meinen Frieden mache mit der Umwelt, mit meinen Mitmenschen, mit mir selbst und mit Gott, dann ist das der Beginn einer neuen Wirklichkeit:  der neue Mensch, der mit sich selbst im Reinen ist. Damit aber nicht genug.

Die Welt muss sich ändern – der zweite Weg

Der neue Mensch begnügt sich nicht mit sich selbst. Er setzt sich mit Begeisterung und Freude für die großen Ziele der Menschheit ein.
Er packt an, wo es um die Natur und Bewahrung der Schöpfung Gottes geht. Er tut alles für den Frieden und unterstützt das ukrainische Volk, das im Frieden leben will.
Er sagt laut seine Meinung, wenn es um Hilfen für Niedrigverdiener und Benachteiligte geht, wo es um Getreidefrachter für Hungernde geht.

Wenn wir uns alle um einen vorausschauenden prophetischen Lebensstil bemühen, wird die Welt in Ordnung kommen. „Siehe ich mache alles neu!“ Sagt Gott. Und er fügt hinzu: „Nicht ohne dich, denn du bist mein Ebenbild!“

Geistliches Wort von Pastoralreferentin Martina Berndt-Hoffmann, Betriebsseelsorge Weißenhorn

Tag der menschenwürdigen Arbeit 2022

- The same procedure as every year… ?

Wer kennt ihn nicht, den Sketch „Dinner for one“, der uns Jahr für Jahr an Silvester im Fernsehen präsentiert wird. Vor jedem Gang des Geburtstagsmenüs fragt der alte Butler: “The same procedure as last year, Miss Sophie?” (deutsch: „Der gleiche Ablauf wie im vergangenen Jahr, Miss Sophie?“); diese antwortet auf diese Frage stets: “The same procedure as every year, James.” (deutsch: „Der gleiche Ablauf wie in jedem Jahr, James.“)

Auch in diesem Jahr erinnern wir - wie in den vorherigen - am Tag der menschwürdigen Arbeit, dem 7.Oktober, daran, dass Menschen eine menschenwürdige Arbeit brauchen, von der sie leben können, zu der eine soziale Absicherung ebenso gehört wie die betriebliche Mitbestimmung. Jahr für Jahr müssen wir aber auch beklagen, dass zahlreiche Arbeitnehmer*innen unter prekären Arbeitsverhältnissen leiden, die weit davon entfernt sind, die Existenz zu sichern- in Deutschland und auf der ganzen Welt.

Der 7.Oktober – „The same procedure as every year“ also, weil es halt so vorgesehen ist im Ablauf des Jahres, weil es zum guten Ton bei KAB, Betriebsseelsorge oder in den Gewerkschaften gehört, dieses Thema aufzugreifen?

Nein, den Tag der menschenwürdigen Arbeit begehen wir auch in diesem Jahr, weil es notwendiger denn je ist, an diesen zu erinnern. Nicht, weil es zur Routine gehört, sondern im klaren Bewusstsein und weil es schmerzt, dass die Zahl der Menschen weltweit, die trotz Arbeit arm sind und die unter ihrer Arbeit leiden, immer noch zunimmt. Und mit dem festen Willen, dass dies anders werden muss.

Da hilft es nicht, wegzuschauen oder den Kopf in den Sand zu stecken, da bleibt nur, endlich aufzustehen und gemeinsam dagegen anzugehen. Vielleicht kann uns da der andere Feier- und Gedenktag in dieser Woche Mut machen. Viele, die noch zwei deutsche Staaten und eine brutale Grenze dazwischen erlebt haben, hätten sich nie vorstellen können, dass dies einmal anders werden könnte. Aber es ist passiert. Und da sollte es nicht möglich sein, in Solidarität unsere Arbeitswelt menschlicher zu machen? Wir brauchen allerdings viele dazu, dies wahr zu machen, um eines Tages sagen zu können: It´s not the same procedure as every year!

Geistliches Wort von Pastoralreferent Thomas Hoffmann, Betriebsseelsorge Weißenhorn

Therese wer?

Am 22.9. jährt sich ihr Geburtstag zum 160. Mal. Mit ihrem Geburtsjahr 1862 tauchen wir ein in die Zeit der Industrialisierung. Das ungeheuer schnelle Wachstum des Fabrikwesens bedeutete für die große Masse der Arbeiterinnen und Arbeiter große Not: Arbeitszeiten von 12, 14 Stunden und mehr, geringe Löhne, Kinderarbeit und vieles mehr.

In diese Zeit hinein ist Therese Studer am 22.9.1862 geboren, ohne Mutter aufgewachsen und schon früh, mit 14 Jahren, aufgrund der Krankheit des Vaters gezwungen, in einer Zündholzfabrik in Altenstadt an der Iller arbeiten zu gehen.
Warum an sie erinnern? Ist doch die Welt inzwischen eine andere.

Die Zustände, wie sie während der ersten Phase der Industrialisierung geherrscht haben, sind in der Tat hierzulande überwunden. Weltweit, etwa in den Ländern, die uns mit Textilien beliefern, leiden Arbeiterinnen und Arbeiter freilich unter vergleichbar schlimmen Bedingungen. Zudem lohnt für mich die Erinnerung an Therese Studer, weil sie uns etwas mit auf den Weg geben kann, wenn wir heute für soziale Gerechtigkeit und ein gutes Leben für alle streiten. Vier Aspekte möchte ich nennen:

  • „Meine einzige Freude war das Lernen; und nun durfte ich hier den ganzen Sommer über nicht ein einziges Mal in die Schule gehen, und das war mir das allerhärteste.“*

Ihr Hunger nach Lernen, nach Bildung hat sie ihr Leben lang begleitet. Neben der Fabrikarbeit bildete sie sich weiter, nicht zuletzt auch im Blick auf die soziale Not ihrer Zeit, die sie am eigenen Leib erlebte. Mich beeindruckt als Mensch des 21. Jahrhunderts diese Energie, die eigene Situation zu verstehen, sich zu bilden. Therese Studer prägt so die Selbstorganisation der Arbeiterinnen, den von ihr mit ins Leben gerufenen „Verein für katholische Arbeiterinnen“ in Kaufbeuren sowie als erste Verbandssekretärin den „Verband süddeutscher katholischer Arbeiterinnen-Vereine“.

  • „Nichts für mich, alles für andere!“*

Käme Ihnen eine solche Aussage über die Lippen? Mir, ehrlich gesagt, nicht. Therese Studers Einsatz für die Arbeiterinnen, für deren Selbstorganisation, deren Bildung, für die organisatorische Leistung beim Aufbau des Verbandes, beeindrucken mich und ich fühle mich in dem, was ich so leiste, eher klein und nicht so selbstlos. Dann jedoch denke ich mir, Therese Studers Initiativen wären ins Leere gelaufen ohne die Frauen und auch Männer, die sich haben solidarisieren lassen, die in großer Zahl dem ersten Arbeiterinnen-Verein beigetreten sind, die ihren Kampf gegen Ungerechtigkeit und für das Selbstbewusstsein als Arbeiterin miteinander geteilt haben. Der isolierte Blick auf prominente Vorkämpfer/innen damals wie heute unterschlägt den notwendigen Beitrag der anderen, unter denen ich mich eher wiederfinde, sei es im Verband, in der Gewerkschaft, wo immer. Außerdem gefällt mir an Therese Studer, dass sie das Leben bei aller Selbstlosigkeit auch genießen konnte, Wein, gutes Essen und die „berühmte“ Zigarre nicht missen wollte.

  • „Alles, wie Gott will!“*

Weiß ich, was Gott will? Therese Studer, tief gläubig, wusste auf jeden Fall, dass Gott die soziale Not der Arbeiterinnen nicht wollte. Sie wusste in ihrem Einsatz Gott auf ihrer Seite. Not wahrnehmen, gegen sie angehen in der gläubigen Hoffnung, dass Gott mich – auch auf Irrwegen – begleitet, gilt damals wie heute. Von Therese Studer wird erzählt, wie sie sich regelmäßig zurückzog, um zu beten.

Der kurze Satz darf, wenn es um Therese Studer geht, nicht fehlen:

  • „Lant it luck“, lasst nicht locker!

Therese Studer hat es gelebt auf ihre Art, in ihrer Zeit. Leben wir es heute auf unsere Art. 

* Zitate von Therese Studer aus: Centa Bentenrieder, Therese Studer – das Leben einer Arbeiterin, München 1932

Geistliches Wort von Gemeindereferentin Regina Wühr, Geistliche Leiterin des KAB-Diözesanverbandes Augsburg

Gebt Acht!

Der Urlaub ist für die meisten von uns schon wieder vorbei, nicht vorbei sind die Dauerbrennerthemen, die uns seit geraumer Zeit in Atem halten. Es scheint, als lebten wir in einem andauernden Katastrophen- und Krisenmodus. Da ist die noch nicht ausgestandene Pandemie mit all ihren negativen Begleiterscheinungen, der Krieg in der Ukraine mit befürchteten Auswirkungen auf die Wirtschaft mit steigenden Energie- und Lebenshaltungskosten, die Zunahme der Hungersnöte in Afrika, die Klimakrise mit Dürre- und Naturkatastrophen. Fake News und Hassbotschaften kursieren in den sogenannten sozialen Medien. Die Liste der Schreckensnachrichten kann jede/r für sich selber fortschreiben. Gar von einer Zeitenwende ist die Rede.

Doch seit es die Menschheit gibt, blieb keine Generation vor solchen krisenhaften Erfahrungen verschont. In dieser Situation tut der Aufruf Jesu zur Achtsamkeit gut. Er warnt uns im Matthäusevangelium eindringlich davor, in Weltuntergangsstimmung zu verfallen:
„Gebt Acht, lasst euch nicht erschrecken!“ (Matthäus 24,6b)
Es gilt, gerade in diesem bedrohlichen Szenario in der Nachfolge Jesu sich allem Lebensfeindlichem mutig entgegenzustellen und mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln eine Welt mitzugestalten, in der alle menschenwürdig leben können – und darin nicht nachzulassen, jeder an seinem, jede an ihrem Platz. Das ist unser Job als ChristInnen: Üben wir ihn auch aus?!

Geistliches Wort von Pastoralreferentin Dorothee Schindler, Betriebsseelsorge Allgäu

Arbeitspause

Die Pausen während der Arbeit dienen der Erholung und der Gesundheit des Arbeitnehmers. Soweit klingt das alles ganz positiv. Darüber hinaus sollen regelmäßige Pausen auch die dauerhafte Leistungsfähigkeit des Arbeitnehmers sicherstellen. Soweit ist es den meisten Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen bekannt.

Doch sind wir mal ehrlich:

  •  Wie erholsam ist ihre Arbeitspause?
  • Machen sie wirklich aktiv eine Pause? Schalten sie ab?
  • Gehen sie raus und bewegen sich? Essen sie etwas?
  • Oder wird da eher ein kurzer Informationsaustausch mit dem Bürokollegen getätigt?
  • Oder doch lieber kurz durcharbeiten, dafür kann man theoretisch früher in den Feierabend?

Ich erwische mich selbst immer wieder, wie aus der Pause schnell ein Kaffee im Stehen gemeinsam mit einem Kollegen wird. Dann klingelt das Telefon und gleich ist man wieder in der Arbeit.

Dauerhaft Leistungsfähig sein. Eigentlich ist das unmöglich.

Es gibt solche und solche Tage.

Am einen läuft alles wie am Schnürchen. Die Laune ist gut, die Arbeit geht von der Hand, man fühlt sich voller Elan und ist konzentriert bei der Sache.

Dann gibt es aber auch die Tage, an denen die Konzentration nicht am Stück vorhanden ist, die eigene körperliche Verfassung nicht perfekt ist, oder einfach die Arbeit nicht laufen möchte.

Menschlich.

Völlig normal!

Arbeitspausen.

Nicht nur dann notwendig und wichtig, wenn es nicht läuft.

Arbeitspausen sind für mich da! Und wenn es „nur“ die 30 Minuten gesetzlich vorgeschriebene Mittagspause ist, nach 6 Stunden Arbeit. 

Wir sollten uns daher regelmäßig und fest eingeplant immer wieder Zeiten der Ruhe, der Pause und der Erholung gönnen.

Die Pause ist für mich da!“ – Eine Aussage, die ich mir immer wieder ins Gedächtnis rufen darf. Sie ist nicht für das Gesetz, den Arbeitgeber oder meine Arbeit da. Nein, es ist eine Art „Me-Time“ mitten im Alltag. Mitten in den Aufgaben, die mich fordern.

Auftanken. Kraft schöpfen.

Nicht nur im Urlaub, sondern auch jeden Tag aufs Neue.

Damit dann mit vollem Elan wieder an die Arbeit gegangen werden kann.

Gönnen sie sich doch auch ganz bewusst eine Arbeitspause und machen sie etwas für sich.

Geistliches Wort von Pastoralreferent Ulrich Hoffmann, KAB-Präses im Kreisverband Iller-Donau

Angst essen Seele auf

In Zeiten wie diesen, inmitten gesellschaftlicher Umbrüche (Ukraine-Krieg, Klimawandel, Energiekrise, Inflation ...) dominiert in vielen Herzen und Köpfen die Angst. Angst an sich ist noch nichts Schlimmes - sie warnt uns vor Gefahren. Doch die Angst kann auch lähmen und die Vernunft außer Kraft setzen. Unsere Gesellschaft als Ganze wird heute von Ängsten bestimmt: viele haben in besonderer Weise Angst vor dem wirtschaftlichen Abstieg.

Und das hat ja durchaus einen realen Hintergrund. Immer mehr Arbeitsplätze gehen verloren durch die zunehmende Technologisierung - und das, was wir derzeit davon sehen, ist nur der Anfang. Wer einen Arbeitsplatz hat, muss froh sein, wenn er einen Tarifvertrag hat und keinen zeitlich befristeten oder unterbezahlten Arbeitsplatz. Die Schere zwischen Arm und Reich klafft immer weiter auseinander. Inflation und besonders die stark steigenden Energiepreise nähren die Angst vor der Zukunft.
Angst essen Seele auf: Das Mitgefühl und die Verantwortung für den gesellschaftlichen Zusammenhalt schwinden, wenn der eigene Geldbeutel angeblich schmaler wird.
Angst bewirkt, dass ich mich nicht mehr auseinander setzen will mit der Welt außer mir, um mich herum. Dass ich in ein Zeitkokon krieche namens „Früher war alles besser“. Dass ich Tatsachen nicht wahr haben will oder leugne, weil es Veränderung von mir selbst erfordern würde - und meine Lügen dichte ich dann anderen an („Lügenpresse“ schreien statt konstruktive Kritik zu üben, für die es durchaus Anlass gäbe).

„Was nützte es einem, wenn er die ganze Welt gewönne, aber Schaden an seiner Seele nähme?“ Fragt uns Jesus. Und sagt uns: „In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.“ Vielleicht gibt es nur dieses Mittel gegen die Angst: Vertrauen. Vertrauen, dass im Bund mit Jesus wir nicht bloß eine rosarote Brille aufsetzen, durch die alles lediglich besser aussieht, sondern dass dieses Vertrauen die Grundlage ist, nicht blind vor Angst falsche Schlüsse zu ziehen, sondern die Ursachen der gegenwärtigen Krisen zu bekämpfen, geduldig, mutig („getrost“), damit es besser wird, unbeirrbar von der Angst der anderen.

Geistliches Wort von Peter Ziegler, KAB Bundesverband

Prophet sein – heute noch?

Zu allen Zeiten eckten Propheten an – sie sorgten dafür, dass Sand ins Getriebe der Welt kommt und so einmal wieder neu über manches nachgedacht werden kann – und muss. Sie wiesen darauf hin, dass manches Handeln eben nicht gottgefällig ist und bezahlten häufig mit ihrem Leben – denken wir an Johannes den Täufer.

Manchmal hatten sie auch wie Jona, der sich schon auf ein Untergangsszenario gefreut hatte, unverhofft Erfolg und die Botschaften kamen an bei den Menschen. Nur: sicher war der Ausgang nie!

Aber das waren andere Zeiten – heute gibt´s das nicht mehr. Sind Sie sich da sicher?

  • Ich denke an Pfarrer Peter Kossen, der sich – als katholischer Priester erkennbar – vor das Werkstor von Tönnies stellt und die Arbeitsbedingungen anklagt, um so Veränderung zu bewirken.
  • Ich denke an Pater Jörg Alt, der sich Zugang zu Lebensmittelmülltonnen von Supermärkten verschafft, essbare Ware an Obdachlose verschenkt und sich dann selbst anzeigt
  • Ich denke an Ordensmänner und -frauen, die wegen der Gewährung von Kirchenasyl vor Gericht gestellt werden, weil sie die Rückführung von integrierten Familien verhindern wollten.
  • Ich denke aber auch an Aktivitäten der KAB, mit denen wir prekäre Arbeit anprangern und für wertvolle Arbeit trommeln.   

Nun ist es sicherlich nicht jedem gegeben, sich wie Peter Kossen oder Jörg Alt den Mächtigen entgegenzustellen und öffentlichkeitswirksam gegen die Großen anzutreten. Aber jeder und jede von uns kann dazu beitragen, dass diese Aktionen zum Erfolg führen, indem er persönlich Position bezieht und die Beweggründe hinter den Aktionen verteidigt.

 

 

  • Es geht nicht, dass Menschen wie Sklaven behandelt werden.
  • Es geht nicht, dass Menschen hungern, aber genießbare Lebensmittel entsorgt werden.
  • Es geht nicht, dass Menschen, die mit guten Gründen nach Deutschland geflüchtet sind, rechtswidrig zurückgeschickt werden

Wenn wir das auch so sehen und es zum Ausdruck bringen, können wir alle – zumindest kleine – Propheten sein…

Geistliches Wort von Pastoralreferent Hans Gilg, Betriebsseelsorge Augsburg

Sinn-Gießerei

Gerade komme ich von unserem 3-Länder-Treffen der Betriebsseelsorge in Mulhouse im Elsass. Kolleginnen und Kollegen aus Frankreich, Österreich und Deutschland haben sich getroffen zu Austausch, Begegnung, Bibelarbeit und mehr. Am letzten Abend waren wir zu einem ungewöhnlichen Ort eingeladen. Alte Fabrikhallen waren mit neuem Leben und neuen Ideen gefüllt. Startups haben dort ihren Platz, Studierende arbeiten an verschiedenen Projekten – gerade auch zu den Themen „Künstliche Intelligenz“ – und vernetzen sich unkompliziert untereinander. Ein junger Architekt hat uns diese Welt gezeigt, die alt und neu verbindet und viel Raum für Innovationen bietet.

Eines fehlt ihm dort aber noch – ein besonderer Ort den er „Sinn-Gießerei“ nennt. Weil – neben Technik, Algorithmen, Robotern, Computern braucht es einen Platz, um über das Leben nachzudenken und ins Gespräch zu kommen.

Was gibt mir Halt im Leben, wo sind für mich ethische Grenzen, was tut Menschen gut, woran glauben wir und was treibt uns an? All das kann dort zur Sprache kommen und mit Theologie, Philosophie und Glaube in Verbindung gebracht werden – ohne Grenzen von Religionen oder Konfessionen.

Sinn-Gießerei – ein spannendes Wort, über das ich gestolpert bin. Ein neues Wort für die alte Sehnsucht, Sinn im Leben zu finden – auch wenn um uns herum so manches sinnlos erscheint.

Geistliches Wort von Pastoralreferentin Dorothee Schindler, Betriebsseelsorge Allgäu

„Immer weiter…“

„In den vergangenen Wochen war viel los.“, ein Satz, den ich in Gesprächen gerade immer wieder höre. Nicht nur bei der Arbeit, auch im privaten Umfeld fällt er mir auf.

Mir geht es ähnlich. Ein Termin folgt auf den nächsten, da schenken sich Beruf und Privatleben, Hobby und Verpflichtung gerade nichts. Gefühlt müssen wir viel nachholen, was wir in den vergangenen 2 Jahren vermisst haben.

„Immer weiter…!“ Die Gedanken zu diesem Impuls sind entstanden, als ich in der Kirche saß. Auf dem Weg nach Hause, habe ich kurz einen Stopp eingelegt. Kurz runterkommen, kurz durchatmen.

Sitzend in der Bank, fällt mir ein Madeleine Delbrêl Zitat ein:

„Immer weiter!“, sagst du uns

In allen Kurven des Evangeliums.

Um die Richtung auf dich zu behalten,

müssen wir immer weitergehen,

selbst wenn unsere Trägheit verweilen möchte.


Du hast dir für uns

ein seltsames Gleichgewicht ausgedacht,

ein Gleichgewicht,

in das man nicht hineinkommt

und das man nicht halten kann,

es sei den in Bewegung,

im schwungvollen Voran.


Es ist wie mit einem Fahrrad,

das sich nur aufrecht hält, wenn es fährt;

ein Fahrrad, das schief an der Wand lehnt,

bis man sich drauf schwingt

und auf der Straße davonbraust. 

….

Wir können uns nur aufrecht halten,

wenn wir weitergehen,

wenn wir uns hineingeben

in den Schwung der Liebe. 

(Madeleine Delbrêl, Gott einen Ort sichern, S. 163)


Auch im Trubel unseres Alltags lässt sich Gott finden. Das ist mir gerade bewusst geworden.

Gott braucht nicht immer Stille und volle Aufmerksamkeit um uns nahe zu sein.

Gott braucht nur ein offenes Herz, dass bereit ist, ihn zu erkennen, wenn er vor uns steht. Im Gegenüber, in einem Satz, in einer Geste.

„Immer weiter…!“ sicherlich dürfen wir es nicht übertreiben, irgendwann sollte auch wieder Ruhe einkehren.

Für jetzt nehme ich aber mit: „Immer weiter…!“ - „Brecht auf, ohne Landkarte – und wisst, dass Gott unterwegs zu finden ist, und nicht erst am Ziel. Versucht nicht, ihn nach Originalrezept zu finden, sondern lasst euch finden, in der Armut eines banalen Lebens". (Madeleine Delbrêl, Gott einen Ort sichern, S. 39)

Ich wünsche Ihnen, dass sie mutig aufbrechen und Gott in ihrem Leben, in ihrem Trubel immer wieder neu entdecken können!

Geistliches Wort von Diakon Erwin Helmer, Betriebsseelsorge Augsburg

Pfingstgeist – die 4 Feuerzungen der Einheit

Die Sendung des Heiligen Geistes auf die Jünger Jesu Christi, die Gottesmutter Maria und die Frauen, die „einmütig im Gebet“ verharrten (Apg 1,13) markiert den Beginn der Evangelisierung und Mission der Kirche. Die Kirche ist geboren. Ihre Gemeinschaft verkörpert nun die allumfassende Kirche, die das Erlebnis der Zusammengehörigkeit, der Einheit im Glauben und in der universalen Liebe bezeugt. Im Apostolischen Schreiben „Evangelii gaudium“ hat uns Papst Franziskus im Jahr 2013 vier Prinzipien geschenkt, die uns im Dialog mit den Menschen innerhalb der Kirche und außerhalb eine wichtige Orientierung sein können, um diesen Geist der Einheit zu beleben.

„Das erste Prinzip: Zeit ist wichtiger als der Raum“

Gemeint ist, dass wir uns nicht durch Hektik, Effektivität und Ehrgeiz leiten lassen, um „Raum“ und Einfluss zu gewinnen, sondern dass wir den Geist Gottes in all unseren Beratungen und Aktionen wirken lassen. Die Zeit ist „Botschafterin Gottes“: Und es braucht Zeit, um auf den Heiligen Geist zu hören, um heute die Botschaft des Evangeliums zu verstehen.

Ich denke daran, dass wir uns in der KAB, der CAJ und Betriebsseelsorge immer wieder Zeit nehmen, um zurück zu blicken auf unsere Erfahrungen mit den Menschen in der Arbeitswelt. Im gemeinsamen SEHEN, URTEILEN und HANDELN entdecken wir Gottes Geist, der durch Menschen wirkt. Wenn wir uns für den Schutz der gemeinsam freien Zeit einsetzen, vor allem für den Sonntag, dann ermöglichen wir Zeitreserven und Gemeinschaft für die Menschen in der Arbeitswelt.

„Zweitens: Die Wirklichkeit ist wichtiger als die Idee“

Sicherlich dürfen wir Christen von einer besseren Welt träumen oder von persönlichem Glück. Wir dürfen auch Ideen, Pläne und Konzepte entwickeln, aber immer in dem Bewusstsein, dass das konkrete Handeln im Mittelpunkt stehen muss. Wir dürfen niemals die Armen übersehen, die am Straßenrand liegen, wir dürfen niemals die Schöpfung Gottes ignorieren durch Egoismus und Rücksichtslosigkeit. Denn „Glaube ohne Werke ist tot.“ (Jakobusbrief 2,26)

Wenn wir in der heutigen Arbeitswelt an den Brennpunkten der Ausbeutung dran sind, können wir nicht schweigen. Wir gehen hin zu den Menschen, die unterbezahlt und missbraucht werden, zu den Ungesicherten in prekärer Arbeit, zu den osteuropäischen Wanderarbeitern/innen, zu den überlasteten Beschäftigten in der Pflege und in Reinigungsdiensten, zu den Opfern von Mobbing und willkürlicher Entlassung, zu den Vereinsamten unserer Tage. Sie brauchen uns, für sie sind wir in erster Linie da.

„Drittens: Einheit ist wichtiger als Konflikt“

Das dritte Prinzip des Papstes scheint mir zentral für Gesellschaft und Kirche heute zu sein. Konflikte wird es immer geben, es muss sie geben und darf es geben. Aber immer muss das größere Ganze im Blick sein - die Einheit der Kirche, die (weltweite) Solidarität, der Zusammenhalt in Familie und Gesellschaft, die Botschaft des Evangeliums, die Bewahrung der Schöpfung Gottes. Wenn wir als Kirche in einen ständigen Dialog mit den Menschen eintreten, muss gelten: Trotz Konflikten und in den Konflikten suchen wir immer die Einheit; wir sehen das Gute, das Schöne, das Wahre in den anderen.

Es ist schön, Zeichen der Einheit zu sein. Wir tun dies dadurch, dass wir mit allen reden und zum ehrlichen Dialog bereit sind. An der Kirche kann man viel rumkritisieren, aber die Kirche als Ganzes ist unersetzbar. Sie ist das „Ursakrament“, das zwischen Gott und den Menschen vermittelt. Auch an uns in der Betriebsseelsorge, KAB und CAJ kann man viel rummäkeln. Aber eines ist doch klar: ohne unseren Dienst an den Menschen der Arbeitswelt würde der Kirche ein wichtiger Teil fehlen – die Solidarität mit den Menschen der Arbeitswelt, besonders mit den Armen, Schwachen und Benachteiligten.

„Viertens: Das Ganze ist wichtiger als die Teile“

Natürlich muss der einzelne Mensch, seine Würde, seine Originalität, seine göttliche Sendung immer im Mittelpunkt stehen. Es wird aber immer wieder notwendig sein, dass sich Einzelne mit ihrer Meinung und ihrer Überzeugung etwas zurückhalten und auf das größere Ganze schauen, offen sind für die anderen, Konsens und Kompromisse suchen. Nur so kann es zu gemeinsamem, geisterfüllten Handeln kommen. So kann das Pfingstfest – und der Geist Gottes - auf das ganze Jahr ausstrahlen.

Komm, Heiliger Geist, erfülle die Herzen Deiner Gläubigen und entzünde in ihnen das Feuer Deiner Liebe!

Geistliches Wort von Pastoralreferentin Martina Berndt-Hoffmann, Betriebsseelsorge Weißenhorn

Was der Schneider von Ulm mit Pfingsten zu tun hat…

Albrecht Berblinger ist vielen besser bekannt als der „Schneider von Ulm“. Die Feiern zu seinem 250. Geburtstag im Jahr 2020 werden gerade in Ulm pandemiebedingt nachgeholt. Der Berblinger war einer, der für eine Idee begeistert war, ja regelrecht brannte. Dass der Mensch fliegen kann, war sein großer Traum, der ihn bewegte, der ihn viel Arbeit und Mühen, aber auch Spott und Verachtung in Kauf nehmen ließ. Nach ernsthaften erfolgreichen Flugversuchen am Ulmer Michelsberg stürzte er bei einem Flugversuch über die Donau vor königlichem Publikum in den Fluss. „Der Schneider von Ulm hat's Fliega probiert - no hot'n der Deifel en d' Donau nei g'führt“, lautet seitdem ein Ulmer Spottvers über ihn.

Beim bevorstehenden Pfingstfest lesen wir in der Bibel von der jungen christlichen Gemeinde, die gestärkt durch den heiligen Geist durch und durch begeistert war. Auch sie brannten für etwas: nämlich für ihren Glauben und für die Sache Jesu. Ihre Begeisterung ließ sie lautstark ihren Glauben verkünden, nichts hielt sie mehr davon ab. Was sie erstmals dafür ernteten war Verwunderung und auch Spott, später sogar Verfolgung und Tod.

Für etwas begeistert sein, für eine Sache brennen, heißt nicht immer gleich, auch Erfolg haben. Kennen wir das nicht auch? Werden wir nicht oft belächelt oder als ewig Gestrige verspottet, wenn wir mit Überzeugung für mehr Gerechtigkeit oder Menschenwürde in der Arbeitswelt einstehen? Oder wenn wir versuchen, mehr Nachhaltigkeit im Blick auf die Schöpfung einzufordern? Um unseres Glaubens und der Menschen willen bleiben wir oft dennoch aktiv für unsere Werte, die uns tragen und begeistern.


Lassen wir uns weiterhin nicht unsere Begeisterung nehmen, sagt uns Pfingsten!

In einem schönen Lied über den Schneider von Ulm heißt es außerdem ermutigend zum Schluss: „Mach´s wie der Berblinger, der Ikarus von Ulm, wenn`d schwimma kannsch, passiert dir nichts, leb dein großen Traum…“

Geistliches Wort von Pastoralreferent Thomas Hoffmann, Betriebsseelsorge Weißenhorn

Wie geht das zusammen?

Ich genieße den Frühling. Frisches Grün hübscht die kahlen Zweige auf. Statt altem Laub bedecken Gräser und Blumen den Waldbogen. An der Donau in Neu-Ulm haben wir vor einigen Wochen diesen blühenden Ziermandelzweig fotografiert.

Die Blütenpracht, das aufbrechende Leben: Sie wirken fast provozierend angesichts der Nachrichten von Toten, Verwundeten, Geflüchteten. Wie geht das zusammen? Es war nie einfach nur Frühling, immer waren da auch schlimme Nachrichten aus anderen Ländern, persönliche Schicksalsschläge, Arbeitsplatzverlust, Ängste. Dieses Jahr aber hat es der Frühling besonders schwer.

Mir ist ein Text von Shalom Ben-Chorin eingefallen, der auch vertont worden ist: Freunde, dass der Mandelzweig. Shalom Ben-Chorin, ein Münchner, ist als Jude vor den Nazis geflohen und hat den Text 1942 verfasst, „in der trübsten Zeit“:

Freunde, dass der Mandelzweig wieder blüht und treibt,
ist das nicht ein Fingerzeig, dass die Liebe bleibt?

Dass das Leben nicht verging, so viel Blut auch schreit,
achtet dieses nicht gering in der trübsten Zeit.

Tausende zerstampft der Krieg, eine Welt vergeht.

Doch des Lebens Blütensieg leicht im Winde weht.

Freunde, dass der Mandelzweig sich in Blüten wiegt,
bleibe uns ein Fingerzeig, wie das Leben siegt.

Er hat es besonders schwer, der Frühling, dieses Jahr und lädt doch zur Hoffnung, dass nicht Unterdrückung, Tod, Vernichtung, Ausbeutung, Krankheit … das letzte Wort haben, sondern das Leben, die Liebe, die Solidarität. Eine zutiefst österliche Botschaft.

Geistliches Wort von Gemeindereferentin Regina Wühr, Geistliche Begleiterin der KAB, Diözesanverband Augsburg

Wie das Amen in der Kirche…

Seltsam oder vielleicht gerade deswegen: Seit die Medien über den Krieg Russlands gegen die Ukraine berichten, ist mir bewusst geworden, wie oft der auferstandene Jesus in den Evangelien den Seinen den Frieden wünscht und Paulus beginnt und beendet mit diesem Wunsch alle seine Briefe. Die Formel „Der Friede sei mit euch!“ ist fester Bestandteil der Liturgie geworden und ist - wie etwa beim Friedensgruß oder am Ende des Gottesdienstes, wenn es heißt: „Gehet hin in Frieden“ - über den Wunsch hinaus als Zuspruch,  Zusage und als Aufforderung zu verstehen, aktiv zum Frieden beizutragen und ihn im eigenen Umfeld zu leben. Im Johannesevangelium wird definiert, wie der Friede, den Jesus gibt, zu verstehen ist; dort heißt es: „Frieden hinterlasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch; nicht, wie die Welt ihn gibt, gebe ich ihn euch. Euer Herz beunruhige sich nicht und verzage nicht.“ (Johannes 14,27)

Es geht also um eine innere Haltung, die wir als ChristInnen von Jesus geerbt haben (sollten)! Freilich geben die Krisen unserer Zeit Anlass, beunruhigt zu sein und zu verzagen z.B. angesichts fruchtloser Friedensbemühungen. Hier können Sie selbst das einsetzen, was Sie mit Sorge erfüllt…

Dennoch: Wer sich dieses Erbes bewusst ist und sie zu seiner Lebenseinstellung hat werden lassen, wird nicht wie das Kaninchen vor der Schlange in Angst erstarren, sondern das ihm Mögliche tun. Auch hier können Sie wieder überlegen, was das Ihnen Mögliche in der derzeitigen Situation ist…

Für uns ChristInnen ist Ostern die Überzeugung, dass das Leben über den Tod siegt, Grenzen überwindbar sind, Befreiung aus lebensfeindlichen Strukturen möglich ist – mag es auch noch so hoffnungslos aussehen.

Diese Überzeugung bekommt Hand und Fuß, wenn wir aufstehen und überall dort „einen Aufstand machen“, wo Menschen an Leib und Leben bedroht, eingegrenzt und niedergemacht werden. Tun wir es und lassen wir darin nicht nach!

Rückendeckung dazu gibt die (Hoffnungs-) Gewissheit, dass das Leben sich durchsetzt und auch wieder eine Zeit des Friedens kommen wird, das ist so sicher wie das Amen in der Kirche!

Geistliches Wort von Diakon Georg Steinmetz, Betriebsseelsorge Augsburg

Wegbegleiter

Zwei sind unterwegs, zurück nach Hause in den kleinen Ort Emmaus. Lukas schreibt: „Sie sprachen über all das, was sich ereignet hatte.“ Ich spüre Trauer, Verzweiflung, Angst und große Not, die mit ihnen geht. Der Mensch Jesus, der Schriftgelehrte und Pharisäer mit der Menschenfreundlichkeit Gottes konfrontierte, der vermeintliche Gottesgebote in Frage stellt und der sich solidarisch an die Seite der Habenichtse und der Unterdrückten stellte, er wurde aufs Schändlichste hingerichtet.

Sie kennen ihn aus der Zeit, in der er mit ihnen Mahl hielt, Gemeinschaft unter den verschiedensten Menschen stiftete. Jetzt sind sie mutterseelenallein, ohne ihn und ihre Freunde.

Die Einsamkeit schwindet auf dem Weg, in der Gemeinschaft der Beiden. Alles, was sie in der Zeit vor dem Kreuzweg mit ihm erlebten, erklärt und deutet der zunächst unerkannte Begleiter ihnen, ausgehend aus der Geschichte gläubiger Menschen ihres Umfeldes.

Entscheidend ist das Erkennen beim gemeinsamen Mahl halten, in dem der Gast zum Gastgeber wird. Der unbekannte Begleiter lädt Kleopas und seine Begleitung (seine Frau?) ein, an die Wirkmächtigkeit der frohen Botschaft zu glauben und daraus Kraft zu schöpfen. In der Danksagung geschieht Wandlung der beiden Jünger Jesu. Vollen Mutes gehen sie zurück durch die Nacht, zu ihren Freundinnen und Freunden. In gegenseitigem hören erkennen sie ihren Auftrag, mutig und angstfrei die Botschaft der Solidarität in die Welt zu tragen.

Dieser Auftrag gilt uns allen, die Botschaft der Hoffnung, der gegenseitigen Liebe und Wertschätzung, und die bedingungslose Solidarität untereinander in unserem Leben jetzt sichtbar werden zu lassen.

Die ganze Welt lechzt derzeit sehnsüchtig nach Solidarität aller Menschen untereinander, egal welcher Hautfarbe, Religion oder Sprache. Wir sind eine Menschheit und eine Welt, die sehnsüchtig nach Erlösung schreit.

Christus ist auferstanden und hat uns alle erlöst!

Wir alle, auch die Mächtigen der Welt müssen nur zulassen, dass diese Erlösung an der ganzen Welt wirksam wird, und Hunger, Durst, Krieg und Leid ein Ende finden.

Geistliches Wort von Pastoralreferent Ulrich Hoffmann, KAB-Präses im Kreisverband Iller-Donau

Unterwegs auf dem synodalen Weg

Als glaubende Menschen und als Engagierte in KAB, Kirche und Welt wissen wir: Unser Glaube und unsere Gottesbeziehung machen uns nicht zu besseren
Menschen, aber zu Menschen, die alles in einem anderen Licht sehen. Dieser gläubige Blick verwandelt und befähigt zum Einsatz für die Menschen und die Welt, zur Bereitschaft, Salz der Erde zu sein und Licht in manche Dunkelheit zu tragen.
Die KAB und die Kirche als Ganze sind nicht für sich selbst da, sondern für die Menschen und für die Welt. Die Menschenfreundlichkeit Gottes in Jesus Christus setzt sich fort in den Menschen, die aussteigen aus dem Teufelskreis von Besserwissen und Schlechtreden, die durch ihre Art des Lebens aus dem Evangelium selbst zu einer frohen Botschaft werden.

Ich darf als Synodaler und Mitglied im Synodalforum IV „Leben in gelingenden Beziehungen – Liebe leben in Partnerschaft und Sexualität“ in einer nicht nur kirchenpolitisch spannenden Zeit mitgestalten. Synodalität bedeutet gemeinsamer Weg. In allen Themen, die aktuell auf dem „synodalen Weg“ benannt werden, steckt die Botschaft und das Potenzial des Evangeliums. Das Evangelium kann nicht wirksam an den Sorgen der Menschen vorbei verkündet werden. Vertrauen und Glaubwürdigkeit müssen zurückerobert werden. So ist Synodalität kein Selbstzweck, sondern Antwort, Einladung, Hoffnung.

Die unterschiedlichen Charismen, die dabei sichtbar werden, sind ein Reichtum unseres Christseins und damit ein Reichtum der Kirche. Sie werden jedem Christen und jeder Christin geschenkt. Wir sind als Volk Gottes gemeinsam unterwegs - alle haben die gleiche Würde. Der Glaube, das Christsein, die Kirche und auch die KAB wachsen und leben von innen her, von der Begeisterung jeder Schwester und jedes Bruders.

Nehmen wir diese Begeisterung hinein in die letzten beiden Wochen auf das Osterfest hin!

Geistliches Wort von Peter Ziegler, Diözesansekretär, KAB Diözesanverband Augsburg

Warum mir ein Popsong in meiner Beziehung zur Kirche geholfen hat…

An diesem Wochenende fanden die Wahlen zum Pfarrgemeinderat statt. Erfreulich viele Menschen haben sich wieder bereit erklärt, Verantwortung vor Ort zu übernehmen.

Auch ich habe mich noch einmal zur Wahl gestellt – auch und gerade, weil ich der festen Überzeugung bin, dass sich in dieser – meiner – Kirche etwas ändern muss. Ich bin der festen Überzeugung, dass es anders werden muss, wenn es gut werden soll.

Diese Überzeugung steht am Ende eines Prozesses. Auch ich habe ernsthaft mit mir gerungen in der Beziehung zu meiner Kirche. In dieser Zeit habe ich wieder einmal das Lied „Symphonie“ von Silbermond – die Alten werden sich erinnern – gehört und überlegt, ob das auch für meine „Beziehung“ zu meiner Kirche gelten kann:

Sag mir was ist bloß um uns geschehen
Du scheinst mir auf einmal völlig fremd zu sein

heißt es gleich zu Beginn – es drückt aus, wie ich mich – zumal während Corona – in meiner Kirche gefühlt habe. Viele vertraute Gesichter waren verschwunden: Menschen, die mir wichtig waren; die verbliebenen waren mir (noch) fremd.

Wo willst du hin? Ich kann dich kaum noch sehen
Unsre Eitelkeit stellt sich uns in den Weg

dann kam es zu dieser Debatte um die Segnung gleichgeschlechtlicher Partner:innen und ich habe – obwohl selbst nicht betroffen – erfahren, welche Not das ausgelöst hat.

Klar ist aber auch, dass bei Krisen in einer Beziehung meist beide eine Mitschuld tragen. Meine selbstgerechte Überzeugung, im Recht zu sein, war dieser „Beziehung“ sicherlich auch nicht förderlich.

Denn es ist Zeit
Sich einzugestehen, dass es nicht geht
Es gibt nichts mehr zu reden

hier jedoch habe ich einen – anderen – Abzweig genommen. Ja, es gibt gute, sogar stichhaltige Gründe dafür, aufzugeben und auszutreten. Beinahe täglich finden sich Argumente in den Zeitungen. Menschen mit jahrzehntelanger Bindung an diese Kirche schneiden diese ab. Sie haben für sich gute Gründe gefunden, warum es so gar nicht mehr weiter geht.

Bei mir ist es anders: Wenn eine Beziehung in die Brüche geht, dann oftmals deshalb, weil keine:r der beiden zur Veränderung bereit ist oder eben nur eine:r. Daran scheitert das Miteinander.

Ich nehme wahr, dass meine Kirche sich zur Veränderung aufmacht, dass nicht nur der Synodale Weg dafür sorgt, dass die Kirche wieder stärker auf den Spuren Jesu wandelt. Ich nehme wahr, dass sich Menschen vor Ort nicht trotz, sondern wegen dieses Veränderungsbedarfs einsetzen. Und dann ist das auch weiterhin meine Kirche, auch wenn manche das vielleicht für naiv halten.

Geistliches Wort von Pastoralreferent Hans Gilg, Betriebsseelsorge Augsburg

Jesus, der Anstachler

Vor kurzem hatte ich eine Bildkarte in der Hand mit dem Titel „Jesus, der Anstachler“. Wir sollten in einer Runde erzählen, welche Gedanken uns dazu einfallen. Meine ersten Gedanken dazu haben mich erst mal erschreckt. Donald Trump ist mir spontan eingefallen, der die Menge angestachelt hat das Kapitol zu stürmen.

Der Jesus-Gedanke wurde da erst mal sehr klein.

Dann habe ich an dem Wort „Anstachler“ rumgekaut: Stachel, Anstich, Fassbieranstich… - da bin ich hängen geblieben. Erst durch den Anstich kann der Inhalt fließen. Wenn das Bier im Fass bleibt, ist es irgendwann verdorben und wird ungenießbar.

Der Jesus-Gedanke kam wieder ein bisschen näher.

Hat nicht Jesus auch immer wieder solche „Anstiche“ gemacht, hat er nicht oft genug Menschen aufgerichtet, die sozial Ausgeschlossenen in die Mitte zurückgeholt und ihr Leben wieder fließen lassen? Hatte er nicht die Gabe bei Menschen die guten Talente anzuzapfen und diese wertzuschätzen? Die Bibel erzählt davon und macht uns heutigen Menschen die Zusage, dass Gott auch für uns das Leben in Fülle fließen lassen will und uns Mut macht die eigenen Gaben zu nutzen zum eigenen Wohl und zum Wohl der anderen.

Jesus der Anstachler – für mein Leben und für dein Leben.

Geistliches Wort von Pastoralreferentin Dorothee Schindler, Betriebsseelsorge Allgäu

Wir Menschen mögen nur bestehen,
wenn einer dem anderen die Hand reicht

„Ich muss doch schauen, wo ich bleibe!“
“Erst mal denk’ ich an mich.“

Diese Gedanken hatte ich, als ich neulich im Supermarkt meines Vertrauens eingekauft habe:
In den Gängen alles voller Kartons – es kam eine neue Lieferung. Fleißig und konzentriert räumt eine Mitarbeiterin die Regale ein. Um mich herum Menschen, die sich aufregen, dass der Gang zu voll ist. „Man kommt ja kaum durch“ – Ein Stau bildet sich. Nervös fährt ein Mann mit seinem Einkaufswagen hin und her.  Im Vordergrund scheint bei den Menschen um mich herum nur das eigene Vorankommen zu sein. „Ich muss schauen, wo ich bleibe!“ Hauptsache ich komme schnell nach Hause. Die Stimmung ist getrübt, gestresst.

Was das bei der Mitarbeiterin auslöst, kann ich nur erahnen. Oder lässt sie diese Reaktion der Menschen kalt, weil sie im Laufe der Jahre abgestumpft ist? Weil es anders gar nicht mehr geht? Sicherlich würde sie gerne in Ruhe die Regale einräumen, nicht mitten im Trubel des Samstagmorgens. Gedanken, die mich beschäftigen.

Da höre ich eine Frau sagen:

„Danke“ – ein kleines kurzes Wort mit einer großen Bedeutung. „Danke, für das was du leistest“.

Ein Satz, den wir viel zu selten hören oder auch aussprechen. Viel zu oft nehmen wir alles als selbstverständlich hin. Denken nur an uns und unseren Zeitplan.

Nicht  nur in der Arbeit, sondern auch zu Hause, in den Familien usw. jeder und jede von Ihnen trägteinen Teil in der Gesellschaft bei. Wir dürfen den Blick füreinander und für das was jeder von uns leistet nicht verlieren.

Danke für Ihren Einsatz! Danke für all das, was Sie im Kleinen und im Großen leisten.

Wir Menschen mögen nur bestehen, wenn einer dem anderen die Hand reicht.

Geistliches Wort von Diakon Erwin Helmer, Betriebsseelsorge Augsburg

Aufruf zu den Betriebsratswahlen 2022:
„Franz, wir stehen hinter dir!“

Nicht wenige haben das schon erlebt. Die Firma will einzelne Beschäftigte loswerden. Aber Gott sei Dank gibt es dort einen aktiven Betriebsrat und der sagt dem verängstigten Kollegen Franz: „Wir stehen hinter dir!“ Franz kann erstmal durchschnaufen, denn der Betriebsrat hat das Recht informiert zu werden, mitzureden und in manchen Fragen ein Mitentscheidungsrecht. Deshalb wird Franz nicht allein gelassen. Gespräche werden geführt, die Franz gut tun. Verhandlungen finden statt und Franz wird moralisch und rechtlich gut vertreten -zumal er auch die  Gewerkschaft hinter sich hat. Wir haben in Deutschland diese großartige Besonderheit, die es auf der ganzen Welt so nicht gibt, die Betriebsräte. Darauf können wir auch gerne einmal stolz sein. Alle vier Jahre werden sie wieder neu gewählt, heuer vom 1.März bis zum 31.Mai. Arbeitgeber und Betriebsrat sind zu „vertrauensvoller Zusammenarbeit“ und dem „Betriebsfrieden“ verpflichtet, aber leider akzeptieren Chefs manchmal keinen Betriebsrat. Aktuell können 40 Prozent der Beschäftigten in der Privatwirtschaft demnächst ihren Betriebsrat wählen. Aber, deren Zahl nimmt deutlich ab. Deshalb hat Arbeitsminister Heil gerade einige Verbesserungen bei der Gründung von Betriebsräten in der Schublade -und das ist gut so.

Wir Betriebsseelsorger begleiten Betriebsräte, besuchen sie in den Betrieben, machen Betriebsbesuche, vernetzen sie. Es ist einfach schön zu sehen wie engagiert so manche Betriebsräte sich um ihre Schützlinge kümmern. Sie hören zu, sie bieten Gespräche und Unterstützung, sie packen mit an, sie kämpfen für gerechte, menschliche, nachhaltige Arbeit. Betriebsräte verhandeln mit dem Arbeitgeber über so wichtige Themen wie die Arbeitszeiten, die Eingruppierung in Lohngruppen, Schichtsysteme, Arbeitsschutz und Förderung der Gesundheit, Wiedereingliederung bei Krankheit, neue Technologien, Arbeit 4.0, mobiles Arbeiten, Prämien und bestimmen mit bei Entlassungen, Verlagerung und Personalabbau.

Im aktuellen Aufruf zur Betriebsratswahl des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Georg Bätzing und der Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland, Präses Annette Kurschus, heißt es: (in Auszügen)

„...Es ist unsere christliche Überzeugung, dass der Mensch stets Subjekt und nicht Objekt seiner Arbeit ist, dass gute Arbeit zur Würde des Menschen als Person gehört.

…Als christliche Kirchen unterstützen wir, dass sich die gewählten Arbeitnehmervertretungen in den Betrieben für eine am Menschen orientierte, solidarische, gerechte Arbeitswelt engagieren.

...Die Pandemie hat bestehende Defizite verschärft: so gehören zu einer menschenwürdigen Arbeit neben angemessener und gerechter Entlohnung auch Arbeits- und Gesundheitsschutz sowie die Einhaltung der gesetzlich vorgeschriebenen Ruhezeiten und der Sonntagsschutz.

...Die Wirtschaft ist gefordert, die Weichen sozialverträglich auf Nachhaltigkeit und auf den Schutz von Klima und Umwelt zu stellen.

Wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass in Betrieben mit einem Betriebsrat die Absicherung besser und die Sorge der Beschäftigten vor dem Verlust des Arbeitsplatzes geringer ist. Betriebsräte setzen sich für ihre Beschäftigten ein, sie sind ansprechbar, wenn irgendwo im Betrieb der Schuh drückt. Ihnen gebühren Dank und Anerkennung. Wir rufen alle Beschäftigten in den Betrieben auf, sich an den Betriebsratswahlen 2022 zu beteiligen und ihren Arbeitnehmervertretungen nach besten Kräften den Rücken zu stärken. Haben Sie den Mut, insbesondere in jenen Betrieben einen Betriebsrat zu wählen, in denen bisher noch keine Arbeitnehmervertretung besteht. Damit setzen Sie ein Zeichen für eine menschenwürdige, solidarische und gerechte Wirtschaft und Arbeitswelt.“

Erwin Helmer, Diakon, Betriebsseelsorger, Augsburg,  Mobil 0160 – 9784 9513

Geistliches Wort von Pastoralreferentin Martina Berndt-Hoffmann, Betriebsseelsorge Weißenhorn

Liebe Leserin, lieber Leser,

hat Ihnen heute schon jemand etwas Schönes gesagt? Etwa ihr gutes Aussehen oder ihre erfolgreiche Arbeit gelobt? Nein? Dann wusste ihr Gegenüber wohl nicht, dass heute am 24. Januar* der Tag der Komplimente ist. Dieser Tag wurde laut Internet von zwei Amerikanerinnen erfunden mit dem Ziel, den Menschen, die mir nahestehen, zu zeigen, dass ich sie mag oder wertschätze.

Ich weiß nicht, wie es ihnen damit geht, liebe Leserin, lieber Leser, aber wenn jemand mir am 24. Januar ein Kompliment macht, weil ihn der Tag daran erinnert, dann kann ich auch ganz darauf verzichten. In der schwäbischen Kultur gilt ja oftmals das bekannte Wort: „Net gschimpft is globt gnug.“ Aber ob es bei dieser Grundeinstellung hilft oder sinnvoll ist, dann einmal im Jahr einen Tag zum Loben zu haben?

Ich freue mich dagegen sehr, wenn eine Kollegin, ein guter Bekannter oder jemand aus der Familie mir eine aufrichtig gemeinte positive Rückmeldung gibt. Wie wohltuend ein ehrlich gemeintes freundliches Wort ist, weiß schon die Bibel: „Freundliche Worte sind wie Wabenhonig, süß für den Gaumen, heilsam für den Leib“ heißt es im Buch der Sprüche (16,24)

Auch in der Arbeitswelt wächst das Bewusstsein, dass fehlende Anerkennung Mitarbeiter/innen die Freude an der Arbeit nimmt, ja sie im schlimmsten Fall aus dem Betrieb vertreibt. Im Gegenzug gilt es, eine Kultur der Wertschätzung einzuüben, die die Fähigkeiten der Mitarbeitenden und gute Arbeitsleistung wahrnimmt. Diese Wertschätzung kann vom guten Wort bis hin zur finanziellen Prämie reichen.

Ich würde mir wünschen, dass die wirkliche Wertschätzung eines anderen Menschen und ein liebevolles Interesse für mein Gegenüber zu Kennzeichen für Christinnen und Christen werden. Ohne Vorurteile und mit Wohlwollen auf andere zugehen, zuerst einmal das Gute sehen – ist das nicht Teil echter Nächstenliebe? Wir haben bereits heute die Möglichkeit, uns darin zu üben... Und morgen...und Übermorgen… Ich wünsche uns allen ein gutes Gelingen!

Deine/Ihre

Martina Berndt- Hoffmann, Betriebsseelsorge

*Am 24.Januar wird dieser Tag wohl vor allem in den USA begangen, aber es gibt ihn auch am 1. März als weltweiten „Gedenktag“.

Geistliches Wort von Pastoralreferent Thomas Hoffmann, Betriebsseelsorge Weißenhorn

„… auf einem anderen Weg …“

Ich höre sie wie jedes Jahr, die Erzählung von den Sterndeutern aus dem Matthäus-Evangelium – und bleibe dieses Jahr bei der Wendung, „auf einem anderen Weg“, hängen. Die Sterndeuter kehren nicht zu Herodes zurück, um ihm von der Geburt Jesu zu berichten, sondern wählen einen „anderen Weg“.

Zwei Wünsche oder besser Anregungen für das neue Jahr nehme ich aus dieser Geschichte mit:

  • Dass ich recht deute, was ich wahrnehme und erlebe, dem Stern der Gerechtigkeit, der Liebe und Solidarität folge und meine „Schätze“, sprich Fähigkeiten, Talente, Zeit, Energie, Zuneigung „darbringe“, wo sie gebraucht werden.
  • Dass ich mich auf Begegnungen einlasse, mich durch Begegnungen ändern lasse und „auf einem anderen Weg“ (Mt 2,12) weitergehe, getragen von der Ermutigung „fürchte dich nicht!“. Nicht zuletzt die Geschichten rund um die Geburt Jesu wiederholen es immer wieder: „Fürchte dich nicht!“, „Fürchtet euch nicht!“ (vgl. Mt1,13; 1,20; Lk 1,30; 2,10).

Beides für mich eine Art innerer Kompass, der mich durchs neue Jahr begleiten soll.

Wobei ich aus einer sehr privilegierten Situation heraus spreche: Ich bin nicht vor Not und Unterdrückung geflüchtet und suche nach einer neuen Heimat; ich bin nicht Krieg und Gewalt ausgesetzt; mich belastet kein übergroßer unerledigter Konflikt; meine Arbeitsstelle ist sicher und nicht prekär; ich kann sagen, was ich denke; ich leide nicht an einer schweren Krankheit; mich quält nicht die Sorge darum, wie ich die Wohnung bezahlen und für die Familie sorgen soll; mich plagt nicht die Einsamkeit …

Wie hören sich, gegengefragt, meine Wünsche in solchen Situationen an? Ich fürchte, nicht gut, weiß es aber letztlich nicht. Menschen zu erleben, die trotz allem Kraft, (Gott-) Vertrauen, Solidarität, Zuspruch erfahren und weitergeben, ermutigt.

„Fürchte dich nicht!“, ich bleibe dabei:

Fürchte dich nicht, dem richtigen Stern zu folgen.

Fürchte dich nicht, dich von Begegnungen herausfordern und ändern zu lassen und neue Wege zu wagen.

Fürchte dich nicht vor dem neuen Jahr 2022, weil Gott mit uns ist.

Geistliches Wort von Gemeindereferentin Regina Wühr, Geistliche Begleiterin der KAB im Diözesanverband Augsburg

Herausforderungen

In den letzten Wochen und Monaten ist mir ein Wort aufgefallen, das immer häufiger gebraucht wird, nämlich das Wort „Herausforderung.“ Alles kann zur Herausforderung werden: die eigene Situation, das persönliche Umfeld, die ArbeitskollegInnen, die so- und sovielte Coronawelle und der Umgang damit, diverse gesellschaftliche Strömungen, politische Entscheidungen, der Klimawandel… die Aufzählung kann beliebig fortgesetzt werden und jede und jeder kann sie um die eigenen Herausforderungen ergänzen. Das Leben – eine einzige, womöglich anstrengende Herausforderung? Das Wort hat einen kämpferischen Beigeschmack: In der Sache geht es darum, Stellung zu beziehen und den Kampf gegen oder für etwas aufzunehmen bzw. eine anspruchsvolle Aufgabe zu bewältigen.

Die Tage am Ende des Jahres laden dazu ein, auf das alte Jahr zurückzuschauen. Wenn sich die Herausforderungen aufdrängen, dann lohnt es sich, auch die Bewältigungsstrategien in den Blick zu nehmen und sich zu fragen:

  • Wofür bin ich dankbar?
  • Worauf bin ich stolz?
  • Was hat mich zum Lachen gebracht?
  • Worüber habe ich gestaunt?

Ich bin überzeugt, Sie werden Antworten darauf finden, mit denen Sie auch den Herausforderungen im Jahr 2022 begegnen können. Rückendeckung dazu gibt der Segenswunsch aus dem Buch Numeri 6,24-26, der am Neujahrstag im Gottesdienst als Lesung vorgetragen wird:

Der HERR segne dich und behüte dich.
Der HERR lasse sein Angesicht über dich leuchten
und sei dir gnädig.
Der HERR wende sein Angesicht dir zu
und schenke dir Frieden.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein gesegnetes Jahr 2022!

Geistliches Wort von Diakon Georg Steinmetz, KAB-Diözesanpräses, Augsburg

Glücksmoment

Jedes Mal, wenn wir uns aufmachen zum Rasthof, ist in mir eine besondere Freude. Die Freude ist ähnlich der Freude, die ich als Kind am Nikolausmorgen oder am Heiligen Abend verspürte. Die Freude des verpackten Geschenkes und die Spannung, was sich wohl unter der Verpackung verbirgt.

In der Woche nach Nikolaus war es so weit. Die Tüten waren gepackt, mit Duschgel, Lebkuchen, Nüssen, einem fair hergestellten Schoko-Nikolaus und einer Grußkarte „Frohe Weihnachten“ in den unterschiedlichsten osteuropäischen Sprachen. Der Tüteninhalt wurde von Menschen gespendet, die mit uns gemeinsam den Tag der Autobahnkirchen im Sommer gefeiert haben.

Hans, Hund Gambino und ich steuern über den Hof zu den LKW. Wir geben uns zu erkennen, reichen den Fahrern (Fahrerinnen gabs diesmal nicht) unsere Tüten und versuchen mit ihnen irgendwie in Kontakt zu treten. Ganz wenige sprechen Deutsch, wenige leidlich Englisch (wie leider auch ich).

Abgekämpfte Menschen erleben wir. Fast alle sind lange und weit weg von ihren Familien im fernen Osteuropa. Leere Gesichter schauen uns an, oft sehen sie älter aus, als sie tatsächlich sind.

Die Fahrer sind erstaunt, dass sie von uns eine Geschenktüte zum Nikolaustag bekommen und freuen sich mit großer Dankbarkeit.

Bei einigen ziehe ich unser Fernfahrerkreuz heraus und reiche es ihnen zum Seitenfenster der Fahrerkabine herauf.

Die Reaktion eines Fahrers hat mich tief bewegt. Er strahlt, nimmt das Kreuz entgegen und sagt: „God bless you, I am so happy!“

Ein geschenkter Glücksmoment an diesem Tag, von diesem jungen Fahrer.

Geistliches Wort von Pastoralreferent Ulrich Hoffmann, Kreispräses Iller-Donau, Weißenhorn

„Das Volk, das im Dunkel lebt, sieht ein helles Licht“.

Diese Worte aus dem Prophetenbuch Jesaja sind uns sehr vertraut. Immer wieder haben wir sie in der Advents- und Weihnachtszeit gehört. Wir bereiten uns nun mit der Adventszeit auf Weihnachten vor. Damit verbinde ich die Bitte: Die Weihnachtsbotschaft möge uns neu ergreifen.

„Das Volk, das im Dunkel lebt“. Manche waren oder sind von der Corona-Krankheit erfasst. Andere mussten als Kontaktperson einer infizierten Person in Quarantäne leben. Nicht wenige Menschen leiden an fehlenden sozialen Kontakten, eingeschränkter Freiheit und begrenzten Freizeitmöglichkeiten. Viele haben wirtschaftliche Einbußen. Es geht die Angst vor der Erkrankung um. Die Spaltung zwischen Impfgegnern und Impf-Befürwortern vertieft sich und wird immer öfter aggressiv ausgetragen. Der notwendige Abstand zwischen den Menschen und das Tragen des Nasen-Mund-Schutzes sind lästig. Auch das Leben in unseren Pfarrgemeinden und Verbänden hat sich verändert: Viele Treffen fallen aus, für die Gestaltung von Gottesdiensten gibt es Beschränkungen und Vorgaben, selbst private Treffen stehen unter Vorbehalt. 

„Das Volk, das im Dunkel lebt, sieht ein helles Licht“. Wir erleben das Dunkel. Und machen uns mit dem 1. Advent auf den Weg, das Licht zu suchen, das Gott ist. Viele, die die Kirchen für die Adventsgottesdienste nicht aufsuchen können oder wegen der Ansteckungsgefahr nicht besuchen wollen, verfolgen die Sonntagsliturgie über Rundfunk, Fernsehen oder Internet und verbinden sich über diese Medien mit der gottesdienstlichen Versammlung.

Ein helles Licht sehen: Viele entdecken im anderen Menschen das Licht. Gerade junge Leute verteilen im Advent das Betlehem-Licht; andere bieten sich an, für ältere und kranke Menschen Boten- und Einkaufsdienste zu erledigen, über Pfarrbriefe oder über das Internet können wir Anteil haben an Andachten und Meditationen. Es ist wunderbar zu erleben, dass Menschen füreinander ein „helles Licht“ sein können. Das Evangelium vom Christkönigssonntag klingt nach: Was ihr für einen dieser Geringsten getan habt, das habt ihr mir getan (vgl. Mt 25, 40).

In der Christmette wird uns wieder der Beginn des 9. Kapitel des Jesaja-Buches verkündet. Die Worte werden wir neu hören. Wir hören und lesen die revidierte Einheitsübersetzung, in der es nun heißt: „Das Volk, das in der Finsternis ging, sah ein helles Licht“. Der Prophet spricht von der Hoffnung, die wir haben dürfen, und wohl auch von der Erfahrung, die das Volk Gottes schon gemacht hat. In der Christmette hören und lesen wir diese Worte neu, da wir uns auf den Weg gemacht haben, das Licht zu entdecken. Und vielleicht dürfen wir dann sagen: Wir haben das Licht schon gefunden. 

Geistliches Wort von Peter Ziegler, KAB-Diözesansekretär, Augsburg

„Die an der Mauer bauten und die Träger, die Lasten trugen, taten mit der einen Hand ihre Arbeit, in der anderen hielten sie die Waffe.“

Dieser Vers aus Nehemia 4 wird Euch und Ihnen wohl etwas ungewohnt erscheinen. Und doch sehe ich uns Verantwortliche in Kirche und Verband momentan gerade in dieser Doppelrolle:

Wir bauen – ob im Synodalen Weg, mit dem Leitantrag unseres Verbands oder mit den zahlreichen Gesprächen mit Betroffenen – auf der einen Seite etwas Neues – oder Kaputtgegangenes wieder – auf. Auf der anderen Seite müssen wir uns als Engagierte in unserer Kirche ständig verteidigen. Und es stellen sich ja wirklich zahlreiche Fragen rund um unser Engagement. Immer häufiger steht auch die Aussage im Raum, dass eine KAB ohne das K weit weniger Probleme in unserer Gesellschaft hätte…

In diesen Momenten macht mir das Beispiel aus Nehemia Mut, denn ich engagiere mich ganz bewusst in dieser – in meiner Kirche. Ich habe die feste Hoffnung, dass all unser Aufbauen nicht umsonst ist. Ich trotze auch bewusst den Widrigkeiten, wenn mir gute Freunde sagen, das könnten sie nicht verstehen. Auch wenn dieses Agieren auf zwei Seiten ebenso herausfordernd wie mühsam ist – das ist und bleibt unser Auftrag… 

Geistliches Wort von Pastoralreferent Hans Gilg, Betriebsseelsorge Augsburg

Allerheiligen

Da sind sie endlich sichtbar, die vielen Heiligen unserer Zeit. Irgendjemand hat ihnen mit viel Liebe  einen Gedenkort errichtet. Dicht beieinanderliegen sie  in ihrer Vielfalt und Buntheit. Fast schon wie in einer Kirche oder Kapelle. Hier ist die Straße die Kapelle und dort, wo diese Menschen arbeiten und wirken entsteht heiliger Boden – da kümmert sich jemand, da kommt etwas in Ordnung, da wird etwas wieder heil.

Aller-Heiligen eben.

Und wir selber kommen da auch nicht so leicht raus – nach dem Motto: Heilig werde ich wohl nie. Waren wir nicht selbst schon heilsam für andere? Haben wir nicht auch schon mitgeholfen, dass etwas gut wird und wieder in Ordnung kommt?

Aller-Heiligen eben.

Jesus drückt seine Wertschätzung im Evangelium auf seine Weise aus mit den schönen Worten: Selig seid ihr!

Der große rote Stein auf dem Foto sagt dasselbe in der Sprache unserer Zeit:  

Vielen Dank an alle Heiligen.

Geistliches Wort von Pastoralreferentin Dorothee Schindler, Betriebsseelsorge Allgäu

Wertschätzung motiviert

„Bei uns im Betrieb fehlt die Motivation.“ Diesen Satz hat ein Betriebsrat neulich ganz nebenbei in einem Gespräch geäußert.

„Bei uns fehlt die Motivation“ – eine Aussage, die es in sich hat.

Wenn Menschen nicht mehr gerne zur Arbeit kommen, wenn ein missmutiger Ton zur Tagesordnung gehört, wenn die Arbeitsbelastung stetig steigt, dann ist es nicht mehr weit bis zur fehlenden Motivation überhaupt noch zur Arbeit zu gehen.

Die Frage, die ich mir jetzt stelle: Was motiviert mich bei der Arbeit? Was sorgt für ein gutes Arbeitsklima im Betrieb, in der Werkhalle oder in den Büros?

Mir fallen da gleich ein paar Antworten ein:

  • Gute Kolleginnen und Kollegen, mit denen man die Zeit am Arbeitsplatz gerne verbringt.
  • Aufgaben, die mich fordern und fördern.
  • Der Austausch miteinander, das kreative problemlösen, weiterdenken und entwickeln.
  • Faire und gute Entlohnung meiner Arbeit.
  • Das Lächeln der Kollegen und Kolleginnen, die mir auf dem Gang begegnen.
  • Die Wertschätzung für das, was ich geleistet habe.
  • Eine Arbeit, die ich schaffen kann, ohne ständig hinterher zu sein.
  • Das „Gesehen werden“ meiner Leistung: Sind wir ehrlich, jeder möchte doch ab und an, dass das Umfeld erkennt und wertschätzt, was man selbst leistet.
  • Ein ehrlich gemeintes Lob für gute Ergebnisse, auch vom Vorgesetzten.
  • Ein „Bitte“ und „Danke“, wenn ich einmal einspringe für andere.
  • Ein Feierabend, den ich noch genießen kann, weil ich nicht ausgelaugt und müde vom Arbeiten bin.
  • Eine Nacht, in der ich erholsam schlafen kann, weil ich nicht in Gedanken schon an den nächsten Tag und die Aufgaben denken muss, die mich erwarten.

Und was motiviert Sie?

Wir alle können für ein wertschätzendes und gutes Klima am Arbeitsplatz sorgen.

„Guten Morgen“, „Danke“ oder auch ein „schönen Feierabend“ sind kleine Worte, die aber helfen eine „Kultur der Wertschätzung aufzubauen.

Arbeiten wir gemeinsam an dieser Kultur in unseren Betrieben, bei unserer Arbeit, damit wir motiviert und gerne unserer Arbeit nachgehen.

Geistliches Wort von Diakon Erwin Helmer, Betriebsseelsorger Augsburg

Zum Welttag der menschenwürdigen Arbeit am 7.Oktober 2021

Guter Gott, Du hast uns die Erde anvertraut,
damit wir sie hüten und bebauen - wie einen fruchtbringenden Garten.

Wir sollen in Barmherzigkeit und Wohlwollen
miteinander leben,
geschwisterlich und solidarisch,

vor allem mit den Armen und Schwachen.

Vielen Menschen fehlt das Nötigste zu Leben,
zu viele müssen unter unwürdigen Bedingungen arbeiten.

Hilf uns, die Ursachen zu erkennen,
lass uns Ideen finden für konkrete Verbesserungen.

Gib unseren Herzen Mitgefühl und unseren Händen Kraft,
wenn wir für menschenwürdige Arbeit kämpfen. Amen

Mit diesem Gebet regt die internationale KAB (WBCA) dazu an, den Welttag für menschenwürdige Arbeit zu feiern. Wir tun das gerne seit 10 Jahren in Augsburg Pfersee und in vielen kleinen Aktionen und Gottesdiensten, zu denen die KAB bundesweit aufruft.

In Augsburg haben wir am 7.Oktober hoch engagierte Gäste eingeladen, wenn wir uns um 18 Uhr in Pfersee, Kobingerstraße treffen. Es berichtet Christin Schuldt, die als Gewerkschaftssekretärin arbeitet und sogenannte „Rider“, also Lebensmittel-Kuriere organisiert. In München hat sie das „Repair-Cafe“ gegründet. Hier kommen die Rider zusammen, richten ihre defekten Räder, tauschen ihre Erfahrungen aus, machen Aktionen um ihre Lage zu verbessern. Robin Faber, für Speditionen und Lieferdienste bei Verdi zuständig, berichtet von der Lage der Beschäftigten in Kurierdiensten. Hier gibt es krasse Missstände, miese Sub- und Subsubunternehmen, menschenunwürdige Unterkünfte, Mindestlohnbetrug, „Knebelverträge“ und viel Unglaubliches mehr. In ruhigerem Fahrwasser bewegen sich die Beschäftigten der Post AG. Davon wird ein Post-Betriebsrat erzählen. Als Betriebsseelsorger/innen erleben wir oft hautnah, was diese prekären Arbeitsverhältnisse für die Menschen und ihre Familien bedeuten. So sind wir immer wieder nah am Menschen, nah an denen, die in prekärer Arbeit tätig sind, auch in kniffligen Situationen. Manchmal kommen wir uns vor wie die Propheten des Alten Testaments, zum Beispiel eines Amos, der sagt:

„Weh denen, die das Recht in bitteren Wermut verwandeln und die Gerechigkeit zu Boden schlagen... Sie hassen den, der im Tor zur Gerechtigkeit mahnt und wer Wahres redet, den verabscheuen sie.“ Amos 5,7.10     

In dieser Tradition sehen wir uns als Betriebsseelsorge, als KAB und als CAJ. Deshalb mahnen wir „zur Gerechtigkeit“ und nennen Missstände beim Namen. Jesus Christus nannte es den „Hunger nach Gerechtigkeit“ und nannte die Menschen selig, die „hungern und dürsten nach Gerechtigkeit“. Bewahren wir uns diesen Hunger und diesen Durst! Das wünsche ich uns von Herzen. 

 

Geistliches Wort von Pastoralreferentin Martina Berndt-Hoffmann, Betriebsseelsorge Weißenhorn

Wer die Wahl hat, hat die Qual….

…das gilt nicht nur die oft überreiche Auswahl am Kühlregal im Supermarkt- nein, sondern auch in ganz besonderer Weise  für alle anderen auf uns zukommenden „richtigen“ Wahlen wie Pfarrgemeinderats-, Betriebsrats-, Stadtrats-, Landtags- oder die bevorstehende Bundestagswahl.

„Wen oder was soll ich nur wählen?“ diese Frage habe ich in den vergangenen Tagen aus manchem Mund gehört. Angesichts der vielen zur Wahl stehenden Parteien ebenso wie angesichts der vielen aktuellen  Themen wie Klimaschutz, soziale Spaltung Arm - Reich, Pandemie, weltweite kriegerische Auseinandersetzungen und viele mehr eine wirklich schwer zu beantwortende Frage.

Die Unzufriedenheit vieler mit den in der Politik Aktiven und mit der gesamten politischen Situation drücken oft recht bissig formulierte Anmerkungen im Internet wie auch in satirischen Texten aus: „Die Demokratie verbürgt das Recht, uns in freier und geheimer Wahl unter den Mogelpackungen des Landes zu entscheiden.“(E. Koch) oder „Vor der Wahl erklären Politiker Ideen von gestern zu Lösungen von morgen. Nach der Wahl erklären sie Probleme von morgen zum Geschwätz von gestern“(A. Bechstein). Auch wenn uns diese Sätze vielleicht ein wenig schmunzeln lassen, erzählen sie doch auch vom Frust der Menschen mit der Politik.

Auch mich ärgert und frustriert manches Politikergehabe. Gleichzeitig habe ich Respekt vor allen, die ihren Auftrag ernsthaft versuchen auszufüllen. Oft muss ich auch daran denken, dass das allgemeine Wahlrecht für Männer und (leider noch mehr) für Frauen nicht automatisch zustande kam und in vielen Ländern der Welt bis heute nicht selbstverständlich ist. Deshalb enthält es für mich auch eine gewisse Verpflichtung, es zu schätzen und wahrzunehmen.

Eine kleine „ Wahlhilfe“ habe ich im Evangelium des vergangenen Sonntags gefunden. Dort war zu lesen: „Wer der Erste sein will, soll der Letzte und der  Diener aller sein. Und er stellte ein Kind in ihre Mitte, nahm es in seine Arme und sagte zu ihnen: Wer ein solches Kind um meinetwillen aufnimmt, der nimmt auch mich auf.“ (Mk 9, 35-37)

Das könnte heißen, wer im politischen Handeln das Wohl der Kleinen unserer Gesellschaft nicht aus den Augen verliert, ja vielleicht sogar in den Mittelpunkt stellt, könnte meiner Stimme wert sein, oder ?

Geistliches Wort von Pastoralreferent Thomas Hoffmann, Betriebsseelsorge Weißenhorn

Warum ich gern auf der Welt bin

„ warum ich gern auf der welt bin, hat mich der engel gefragt.“

So beginnt Gottfried Bachl einen seiner „neuen psalmen“.
Es muss ja kein Engel sein. Irgendjemand oder ich selbst kann mich fragen: Warum eigentlich bin ich gern auf der Welt? Aufs erste scheint die Frage zur Unzeit gestellt angesichts des Leids, dem zu viele Menschen oder ich selbst ausgesetzt sind.

Trotzdem:
Warum bin ich gern auf der Welt? Ich lasse mir für die Frage die Zeit, die sie braucht. In der Frage und in den Antwortversuchen liegt vielleicht die Quelle für das, was mich leben, mich kämpfen, mich lieben lässt – und vielleicht können wir unser Nachspüren in Bachls Schlussvers wiederfinden:

„ ich bin, mein gott,
sehr zum bleiben aufgelegt.“

warum ich gern auf der welt bin,
hat mich der engel gefragt.

weil mir das licht
menschengesichter zeigt.

weil es die vögel gibt,
meine charmanten hausgenossen.

weil ich auf spannende weise
mit dem unsichtbaren bekannt werde.

weil ich gern
in frisch gepflügte erde greife.

weil die sonate der grillen
auf dem anger zu hören ist.

ich bin gern auf der welt,
weil ich das feuer bewundere.

ich möchte das graus
nicht versäumt haben.

ich staune
über jeden atemzug, der mir gelingt.

ich bin, mein gott,
sehr zum bleiben aufgelegt.

Aus: Gottfried Bachl, feuer wasser luft erde, neue psalmen, Innsbruck 2011

Geistliches Wort von Gemeindereferentin Regina Wühr, Geistliche Begleiterin im KAB-Diözesanverband Augsburg

Frieden ist möglich!

Beinahe hätte ich es diesmal vergessen, das Augsburger Friedensfest am 8. August – vielleicht, weil es heuer auf einen Sonntag fiel und somit kein eigener Feiertag war. Doch dann drückte ein junger Mann meiner 7-jährigen Begleiterin eine Tüte mit der Aufschrift „friedenteilen“ in die Hand, darin befand sich ein Hefegebäck in Form einer Taube. Seit 1650 wird das Friedensfest in der Stadt Augsburg gefeiert - seit 1950 ist es gesetzlicher Feiertag und erinnert an die Parität der Konfessionen, mit der die religiösen Streitigkeiten im 16. und 17. Jahrhundert nach dem dreißigjährigen Krieg beendet wurden.

Ist Parität im Sinn von Beteiligung und Gleichberechtigung auch heute das Zauberwort, mit dem viele Konflikte und Spannungen im Kleinen wie im Großen beigelegt oder wenigstens Kompromisse herbeigeführt werden können? Ich bleibe an dem „friedenteilen“ hängen, das hier als einziges Wort geschrieben ist. Teilen stiftet Frieden, nicht nur unter Kindern. „Fair teilen statt sozial spalten“ war 2012 der Jahresschwerpunkt der KAB und er ist immer noch hochaktuell. Hier kann jede/r seine eigenen Gedanken spielen lassen, was in der Arbeitswelt, in Politik, Gesellschaft und Kirche und nicht zuletzt im eigenen Alltag fair geteilt werden muss, damit Frieden einkehrt…

Und wenn man nicht auf einen gemeinsamen Nenner kommt? Und wenn man keinen Kompromiss findet?
Wenn es keine einfache Lösung gibt?

Mir kommt dazu eine Geschichte aus dem Buch Genesis in den Sinn; sie findet sich in Kapitel 13. Abram zieht mit seinem Neffen Lot Richtung Negeb; beide sind reich, besitzen große Viehherden und Zelte. Das Land, in dem sie sich beide ansiedeln wollen, reicht nicht für sie aus, es kommt zum Streit zwischen ihren Hirten. Da schlägt Abram Lot vor, dass sie sich trennen, er überlässt ihm sogar die Wahl, welchen Landstrich er für sich in Anspruch nehmen will. So gehen sie getrennte Wege, jeder hat nun seinen eigenen Lebensraum. Ist das nicht auch eine Art von Fürsorge, die Abram walten lässt und die dem Frieden dient? („Fürsorge“ war heuer das Motto der Feierlichkeiten rund ums Friedensfest, die jedes Jahr unter einem anderen Motto stehen.)

Schiedlich – friedlich: Auch dazu wird jede/r eigene Erfahrungen erzählen können…

Ich wünsche Ihnen jedenfalls eine friedliche Urlaubszeit, in der Sie – mit wem oder was auch immer - Ihren Frieden finden können.

Regina Wühr

Geistliches Wort von Diakon Georg Steinmetz, KAB Diözesanpräses Augsburg

Was ist los mit unserer Welt?

Jede Stunde höre ich in den Nachrichten von Unwettern, Katastrophen und Kriegen in der Welt.

Seit wenigen Wochen kommen die Meldungen näher an uns heran. Erst die schweren Krankheiten, dann das Wasser im Westen und Süden Deutschlands und die Feuer, die in Südeuropa und der Türkei toben. Ganz zu schweigen von den Meldungen, die keinen Einzug in die Nachrichten finden, Krieg, Terror, Hunger.

Was ist los mit unserer Welt?

Wir machen weiter wie gewohnt, haben unsere eigenen Probleme und wähnen uns immer noch weit weg von den Orten, an denen Menschen um das blanke Überleben kämpfen.

Vergangenen Samstag durfte ich Magdalena durch die Taufe in die Kirche aufnehmen und ihr zusprechen, dass sie ein geliebtes Kind Gottes ist. Das Segenslied während der Taufe von Lothar Zenetti aus den Texten der Zuversicht, ist eine Bitte der Eltern und Familie, das Kind zu segnen und uns zu helfen, ihm zu helfen.

In einer Welt, die auseinanderzubrechen droht, trauen sich junge Menschen Kinder zu bekommen, von Hoffnung zu singen und um den Segen Gottes zu bitten. Welch starkes Zeichen gegen allen Pessimismus und die um sich greifende Depression in unserer Gesellschaft!

Texte der Hoffnung sind es, die wir gerade jetzt brauchen. Wir brauchen Mut und Zuversicht, der uns aufrichtet und ermutigt neue Wege zu gehen.

Gerade jetzt geben die vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer in den überschwemmten Gebieten doch ein gutes Beispiel, wie gewaltige Krisen durch solidarisches Miteinander bewältigt werden können. Es sind die kleinen Schritte, die die Menschen zusammenführen und das Leben wieder erträglich werden lassen.

Ich glaube unsere Welt braucht Menschen, die aus der Hoffnung und dem Glauben leben, dass es eine Zukunft gibt, die wir immer noch gestalten können. Und sie braucht Menschen, die die Zeichen der Zeit sehen, diese Zeichen besonnen analysieren und weise Maßnahmen ergreifen, die gutes Leben auch der nachfolgenden Generationen ermöglichen.

Die Hoffnung, die das Segenslied von Lothar Zenetti zum Ausdruck bringt, gibt mir auch in trüben Stunden Kraft und Mut.

Denn ich glaube, dass wir auch in schweren Zeiten nicht von Gott verlassen sind.

Euer Georg Steinmetz

Dieses Lied ist im Gotteslob unter Nr. 490

Segne dieses Kind und hilf uns,
ihm zu helfen,
dass es sehen lernt
mit seinen eignen Augen
das Gesicht seiner Mutter
und die Farben der Blumen
und den Schnee auf den Bergen
und das Land der Verheißung.

 

Segne dieses Kind und hilf uns,
ihm zu helfen,
dass es hören lernt
mit seinen eigenen Ohren
auf den Klang seines Namens,
auf die Wahrheit der Weisen,
auf die Sprache der Liebe
und das Wort der Verheißung.

Segne dieses Kind und hilf uns,
ihm zu helfen,
dass es greifen lernt
mit seinen eignen Händen
nach der Hand seiner Freunde,
nach Maschinen und Plänen,
nach dem Brot und den Trauben
und dem Land der Verheißung.

Segne dieses Kind und hilf uns,
ihm zu helfen,
dass es reden lernt
mit seinen eignen Lippen
von den Freuden und Sorgen,
von den Fragen der Menschen,
von den Wundern des Lebens
und dem Wort der Verheißung.

Segne dieses Kind und hilf uns,
ihm zu helfen,
dass es gehen lernt
mit seinen eignen Füßen
auf den Straßen der Erde,
auf den mühsamen Treppen,
auf den Wegen des Friedens
in das Land der Verheißung.

Segne dieses Kind und hilf uns,
ihm zu helfen,
dass es lieben lernt
mit seinem ganzen Herzen.


aus: Lothar Zenetti, Texte der Zuversicht,
J. Pfeiffer Verlag, München 1987

Geistliches Wort von Pastoralreferent Ulrich Hoffmann, KAB-Kreispräses im Kreisverband Iller-Donau

Ich bin dann mal weg

Spätestens seit Hape Kerkelings Buch „Ich bin dann mal weg: Meine Reise auf dem Jakobsweg“ kennen die meisten Deutschen den Jakobsweg. Die erste namentliche Erwähnung dieses Weges findet sich bereits im Jahr 1047, wo in einer Urkunde des Hospitals von Arconada (Provinz Palencia) die nordspanische Hauptverkehrsachse als „Weg, der seit alten Zeiten von Pilgern des hl. Jakobus und Peter und Paul begangen“ werde, bezeichnet wird. Hierin wird die Verbindung zum Grab des heiligen Apostels Jakobus in Galicien hergestellt. So entwickelte sich im Mittelalter die Grabstätte in Santiago de Compostela neben Rom und Jerusalem zum dritten Hauptziel der christlichen Pilgerfahrt.

Der 25.Juli ist der Jakobustag – in diesem Jahr ist das ein Sonntag, was bedeutet, dass wir ein Heiliges Jakobusjahr feiern. Papst Franziskus hat dieses Heilige Jakobusjahr 2021 wegen der Pandemie bis 2022 verlängert. Die überraschende Mitteilung wurde beim traditionellen Ritual zum Auftakt Heiliger Jakobusjahre verkündet: der zeremoniellen Öffnung der heiligen Pforte in der Kathedrale von Santiago de Compostela.

Ich bin dann mal weg – mindestens für bayrische Schulkinder und ihre Familien ist der Jakobustag der Auftakt zu den Sommerferien. Viele suchen Entspannung und Erholung an fernen Orten, weil dort die Unterbrechung des Alltäglichen leichter möglich zu sein scheint.

Unterbrechen, manches vielleicht auch abbrechen – jedenfalls aufbrechen! Dazu lädt die Ferienzeit und ganz besonders der Jakobusweg ein:

Brich auf, gehe, vertraue, wage es, jeden Tag neu dich zu verändern!
Brich auf aus sorgenvollen Gedanken, aus erstarrten Gewohnheiten,
aus lähmenden Vorstellungen, aus einengenden Forderungen!
Sei unterwegs mit Leib und Seele, mit allen Sinnen,
mit vertrauten und fremden, mit ganzem Herzen!
Sei aufmerksam für die Schönheit der Natur, für neue Wege,
für unerwartete Begegnungen, für geschenkte Lebensmöglichkeiten!
Sammle auf dem Weg zum Ziel dich selbst ein!
Brich auf, jeden Tag neu, und du wirst verwandelt ankommen.

Geistliches Wort von Peter Ziegler, Diözesansekretär, KAB Augsburg

Nein, mein Lieber…

Eine kleine Geschichte berichtet davon, dass Winston Churchill mit seiner Frau durch die Gassen von London spazierten, als sie auf einen Straßenkehrer treffen. Während Churchill weitergeht, unterhält sich seine Frau angeregt mit dem Mann. Verwundert fragt er sie anschließend, was sie mit diesem Mann zu bereden hatte. Sie berichtet davon, dass sie einmal liiert gewesen seien. Darauf Churchill spontan: „Wenn Du ihn geheiratet hättest, wärst Du heute die Frau eines Straßenkehrers.“ Schlagfertig antwortet seine Frau: „Nein, mein Lieber. Wenn ich ihn geheiratet hätte, wäre er heute Premierminister.“

Mich begleitet diese Geschichte bereits einige Wochen, sagt sie doch etwas aus über das Miteinander von Mann und Frau, das wir – auch in unserem Verband – neu justieren müssen. Ein partnerschaftliches Verhältnis bedeutet, dass beide die höchsten Aufgaben erreichen und ausfüllen können – in einer Partnerschaft wie in einem paritätischen Führungsamt. Mir macht es Mut, dass mein Verband nun wieder eine paritätisch besetzte Führung hat, die ein positives Beispiel dafür abgeben kann, wir partnerschaftliche Führung geht. Ich freue mich auf diese Erfahrung und darauf, dass wir das positiv begleiten dürfen… 

Geistliches Wort von Christine Jesse und Hans Gilg

In schwierigen Zeiten sind wir schnell dabei, das zu übersehen, was Freude bringt und glücklich macht. Das geht ja auch oft nicht auf Knopfdruck und es hilft ja auch nicht so zu tun, als gäbe es Sorgen und dunkle Stunden nicht.

Mir tut es dann trotzdem gut über einen Text zu stolpern, wie ihn Christine Jesse formuliert hat:

Worüber haben Sie sich zuletzt gefreut? Worüber waren Sie in der letzten Zeit glücklich?

Ich möchte Sie bitten, einen Augenblick inne zu halten und über beide Fragen einmal nachzudenken.

Christine Sinnwell-Backes hat hierzu eine nette kleine Geschichte darüber geschrieben: „Das kleine Glück“, die u. a. auch über youtube zu sehen ist. Und die Schriftstellerin Pearl S. Buck hat uns einen Ausspruch hinterlassen, der mir ganz gut gefällt: „Viele Menschen versäumen das kleine Glück, während sie auf das große vergebens warten.“

Ich bin im Laufe meines Lebens auf immer mehr kleine Glücksmomente bzw. Freuden gestoßen. Ein paar Beispiele will ich Ihnen hier nennen:

Wenn ich früh von einem frohen Vogelgezwitscher geweckt werde.

Wenn nach einer langen Regenzeit wieder die Sonne scheint.

Wenn die Sonne die Regentropfen einer Pflanze anstrahlt, die dann wie leuchtende Diamanten funkeln.

Wenn ich unerwartet einen Anruf für einen kleinen Ausflug bekomme.

Wenn wieder ein leckeres Mittagsessen auf dem Tisch steht.

Wenn es in den Gärten und Wiesen schön blüht.

Wenn man zu zweit bei 30 ° C im Schatten doch noch ein gemeinsames Plätzchen zum Reden findet, auch wenn die Bänke rar sind und man jetzt auf Distanz sitzen muss.

Wenn ich Menschen kennen darf, die in Freude und Leid zu mir stehen und mich so annehmen wie ich bin.

Wenn es mir jetzt wieder möglich ist die Heilige Messe mit dem so vermissten Volksgesang zu besuchen und auch wieder mitsingen kann…

Die Reihe könnte ich noch beliebig lange fortsetzen. Ich würde mich freuen, wenn auch Sie jetzt bewusster das kleine Glück wahrnehmen und von ihm beschenken ließen.

Text und Bilder: Christine Jesse

Geistliches Wort von Pastoralreferentin Dorothee Schindler, Betriebsseelsorge Allgäu

„Bist du schon geimpft?“

Immer öfter höre ich diese Frage in meinem Umfeld – egal ob dienstlich oder privat. Dieser kleine Tropfen, der nach intensiver Forschungsarbeit aufwändig hergestellten Medizin, gespritzt in meinen Oberarm, ist die Ursache größter Hoffnungen.

„Bist du schon geimpft?“ Wer diese Frage bejaht, kann sich mancher Neider sicher sein. Aber das gehört bald der Vergangenheit an.

Die Hoffnung nach Veränderung ist in diesen Tagen mit den Händen zu greifen. Nicht nur aus dem Bereich der Politik und der Medizin kommen die Signale der Hoffnung. Ich spüre sie um mich herum. Viele fangen an, wieder Pläne zu schmieden. Begegnungen und gemeinsame Unternehmungen. Urlaub und Feste. Es wird geträumt, wie es bald wieder sein könnte. Da kommt plötzlich ein neuer Geist in die lange eher sorgenvolle oder gar düstere Grundstimmung.

Warten auf den neuen Geist – eigentlich kein Wunder, in der Zeit um Pfingsten herum.

Im Johannesevangelium wird diese Sehnsucht in einer Geschichte zum Ausdruck gebracht: (Johannes 7,37-39). Jesus besucht das Laubhüttenfest. Eigentlich möchte er gar nicht auffallen. Als das Fest seinen Höhepunkt erreicht, tritt er aus seinem Inkognito-Status heraus. Ihn hält nichts mehr zurück. Er vermag es, dass die Menschen ihm zuhören. Von Bescheidenheit in seinem Auftreten kann hier nicht die Rede sein. Nein, er formuliert seinen Anspruch mit einem kräftigen Bild. Nicht zum ersten Mal wählt er dieses Bild. Schon früher hat er es gegenüber der Frau aus Samarien gewählt, mit der er sich am Brunnenrand unterhält. Jesus beansprucht für sich, dass er die Sehnsucht der Menschen stillen kann. Er ist die „Quelle des Lebens“ - „Kommt her und trinkt!“

Eigentlich gefährlich, so mit den Sehnsüchten der Menschen zu spielen. Wenn heute Menschen so auftreten und in verführerischer Manier für sich beanspruchen, das Monopol für Wege aus der Krise zu besitzen, läuten bei mir alle Alarmglocken. Ich ahne: Da geht’s eher um Populismus als um ein ernstgemeintes Angebot.

Doch Jesus wählt genau diesen Weg. Die Quelle des wahren Lebens und des lebendigen Wassers, die ist er selber. Und die, die aus ihr trinken, werden selber zu solchen Quellen. Auch aus ihnen fließt dann dieses Wasser heraus.

Ein Lebensstoff, der die verändert, die ihn genießen. Weit mehr noch als bei einer Impfung. Die Impfung verhindert, dass ich für meine Mitmenschen noch länger eine Quelle der Gefährdung bin. Aber zu einer Quelle des Lebens werde ich damit nicht. Dazu braucht es andere Ursachen der Vitalität. Dazu braucht es eine Beglaubigung, die diesen Anspruch als berechtigt erweist.

Was Jesus im Bild des Wassers zu erklären versucht, haben wir an Pfingsten als Fest der Ausgießung des Geistes gefeiert. Erstarrtes Leben gerät wieder in Fluss. Wer heute auf den Schutz einer Impfung vertraut, will im Letzten weit mehr als nur vor einem Virus geschützt zu sein. Hinter dem Schutz verbirgt sich die Hoffnung auf einen Mehrwert an Leben.

Um diesen Mehrwert an Leben geht es Jesus immer wieder. Um diesen Mehrwert an Leben geht es, wenn Jesus sich als Quelle des Lebens ins Spiel bringt.

„Geimpft“ von Gottes Geist falle ich nicht mehr hinter meine Sehnsüchte und Erwartungen zurück.

Beim Impfen muss man ein paar Tage warten, ehe der volle Impfschutz sich durchsetzt. Bei der Sehnsucht nach der neuen Welt Gottes warte ich nicht selten deutlich länger, ehe der Geist mich wandelt und neu in die Spur setzt. Aber dieses Warten hat es in sich. Es lässt mir Zeit, mich auf Gottes neue Welt einzustellen. Es lässt mich leben alleine schon von der Hoffnung, alles könnte am Ende noch schöner und heiler sein.

Das Gute: Dieser Geist Gottes ist nicht festgelegt auf zuvor vereinbarte Termine. Er entfaltet seine Wirkung, wenn ich ihm Raum gebe und nicht erst nach einer bestimmten Anzahl von Tagen.  Er lässt mich feiern – schon dann, wenn das neue Leben erst in Gestalt einer Sehnsucht präsent ist.

Nein – nicht mehr: „Bist du geimpft?“ Stattdessen möchte ich mich umso lieber fragen lassen: „Bist du begeistert?“ Und antworte dann - hoffentlich - mit einem fröhlichen „Ja!“

Geistliches Wort von Diakon Erwin Helmer, Betriebsseelsorge Augsburg

Menschliche Arbeit hat göttliche Würde - Das Klatschen und die Wertschätzung der Arbeit

Vor gut einem Jahr haben sich Millionen Menschen in Deutschland und in vielen Ländern der Erde über eine wunderbare Corona-Erfahrung gefreut. Mitten in der Angst vor der Ausbreitung der Seuche klatschten Tausende minutenlang in den großen Wohnvierteln Europas und bedankten sich damit bei den Beschäftigten in der Krankenpflege, auf den Intensivstationen, bei den Reinigungsdiensten, den Paketlieferanten, den Verkäufern/innen im Lebensmittelhandel und vielen mehr. Ein wundervoller Moment! Schön, dass diese oft schlecht bezahlte Arbeit im Dienst am Menschen endlich einmal so wertgeschätzt wurde. Gut so, denn nach unserer Auffassung gibt es keine „minderwertige Arbeit“, weil der, der sie verrichtet eine Person und mit göttlicher Würde ausgestattet ist. Und wie ging es dann weiter, mit der Wertschätzung? Und wie ist es jetzt, ein Jahr danach?

Es scheint mir, dass diese Welle des Wahrnehmens und des Dankens relativ schnell vorbei ging. Es herrschte wieder Alltag. Nun aber kommt es darauf an, wie echt diese Wertschätzung war und wie sie ist. An drei konkreten Baustellen haben wir zur Zeit direkt mit der Aufwertung der Arbeit nicht nur durch Klatschen zu tun:

1.     Wir unterstützen als Betriebsseelsorge, gemeinsam mit der KAB und der zuständigen Gewerkschaft NGG, die ersten Warnstreiks in der Fleischindustrie und konkret zum Beispiel bei Vion Beef in Buchloe, um ein Lohnminimum von 12,50 Euro und deutliche Lohnsteigerungen zu erreichen.

2.     Wir stehen den Verkäufern/innen im Handel bei, die jetzt in Tarifverhandlungen eintreten und statt Klatschen einen existenzsichernden Lohn fordern. Insbesondere unterstützen wir die Forderung nach der Allgemeinverbindlichkeit von Tarifverträgen im Handel, denn dann hätten tausende Verkäufer/innen im Niediglohnbereich deutlich mehr Geld zur Verfügung. Die ausgehandelten Tarifverträge würden dann für alle Unternehmen einer ganzen Branche gelten – auch in solchen Betrieben, die nicht tarifgebunden sind (und auch für Beschäftigte, die nicht der Gewerkschaft angehören). Die entsprechende Erklärung kann das zuständige Arbeitsministerium abgeben – aber nur, wenn diese Allgemeinverbindlichkeitserklärung (AVE) von beiden Tarifparteien gemeinsam beantragt wird. Leider verweigern dies zunehmend die Arbeitgeberverbände. Deshalb braucht es hier dringend eine Gesetzesänderung.

3.     Und ich bin entsetzt über die Haltung der Caritas, zu der von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil vorgelegten Möglichkeit zur „Allgemeinverbindlichkeit“ eines Pflegetarifvertrags. Durch die Ablehnung der Dienstgeberseite der Caritas werden jetzt Pflegekräfte bei den privaten Trägern – und das sind mehrere Hunderttausend! - nicht von einem besseren Tarifvertrag profitieren. Wir haben die Caritas in zahlreichen Briefen und Stellungnahmen um Wiedergutmachung des entstehenden Schadens gebeten. Das tut weh!

Das Wort Nächstenliebe bedeutet übersetzt in die heutige Arbeitswelt vor allem eines: Solidarität! Liebe zu und Solidarität mit den prekär Beschäftigten, den Unterbezahlten, den vielfach Diskriminierten. Überdeutlich verlangt das Wort Gottes einen anständigen Lohn. Wie etwa Im Jakobusbrief (Kapitel 5,4): „Der Lohn den ihr euren Arbeitern ...vorenthalten habt, schreit zum Himmel.“ So ist es. Wer mithilft, einen gerechten Lohn zu erreichen, hilft direkt seinem Nächsten, der im Niedriglohn arbeitet und vielfache Nachteile ertragen muss. Gerechter Lohn bringt ein Stück mehr Menschlichkeit, eine Prise mehr Solidarität und Gerechtigkeit in unser Leben. Deshalb bin ich froh, dass wir als Betriebsseelsorge, als KAB und CAJ aktiv an einem deutlichen Mehr an Menschlichkeit, an Gerechtigkeit und Solidarität – auch durch mehr Lohn – arbeiten. Und das muss im Sinne der Kirche sein, es ist jedenfalls im Sinne des Evangeliums Jesu Christi: „Selig die hungern und dürsten nach Gerechtigkeit, sie werden satt werden!“ Lasst uns gemeinsam dafür einstehen! Nur Mut!

Gott segne unsere Arbeit!

Geistliches Wort von Pastoralreferentin Martina Berndt-Hoffmann, Betriebsseelsorge Weißenhorn

Christlich geht anders!

Wenn in einer der vielfältigen Fernsehquizsendungen danach gefragt würde, wessen 130. Geburtstag am 15. Mai gefeiert wurde, wieviel richtige Antworten gäbe es dann wohl?

Um das Geheimnis zu lüften: Am 15.Mai 1891 veröffentlichte Papst Leo XIII. das erste päpstliche Sozialrundschreiben „Rerum novarum“(RN) („Über die Arbeiterfrage“). Galt bis dahin die kirchliche Morallehre vor allem dem Verhalten des Einzelnen, meldete sich nun die Kirche zu einer schwerwiegenden gesellschaftlichen Entwicklung öffentlich zu Wort. Dies war die Geburtsstunde einer kirchlichen Sozialverkündigung mit ganz neuen Maßstäben. Dahinter stand der Gedanke: christlich geht anders.

Um was geht es Leo XIII. in seinem Sozialrundschreiben? Er schreibt „ das gegenseitige Verhältnis der besitzenden Klasse und der Arbeiter hat sich wesentlich umgestaltet; das Kapital ist in den Händen einer geringen Zahl angehäuft, während die große Menge verarmt;.....Dieses alles hat den sozialen Konflikt wachgerufen, vor welchem wir stehen.“ (RN  1)

Zu diesem sozialen Konflikt nimmt die Kirche nun Stellung. Leo XIII. kritisiert deutlich die sklavenähnlichen Lohn- und Arbeitsbedingungen der Arbeiter und fordert einen gerechten Lohn: „…unehrenvoll und unwürdig ist es, Menschen bloß zu eigenem Gewinn auszubeuten…“ (RN 16)“Dem Arbeiter, dem ihm gebührenden Verdienst vorenthalten, ist eine Sünde, die zum Himmel schreit.“(RN 17) – für die damalige Zeit extrem fortschrittliche, ja fast revolutionäre Gedanken. Er sagt den Menschen seiner Zeit damit: christlich geht anders!

Darüber hinaus geht Papst Leo auf die Frage des Eigentums ein: er betont das Recht, Eigentum zu besitzen, aber auch die damit verbundene Verpflichtung, dieses zum Wohl anderer einzusetzen. Außerdem hält er eine staatliche Sozialpolitik für notwendig. Er fordert vom Staat „wirksame Schutzmaßregeln“ (RN28) für den Einzelnen und das Gemeinwohl. Damit gibt er die ersten Impulse für die Idee der Sozialen Marktwirtschaft.

In der Zeit bis heute folgten kirchliche Äußerungen, die diese Gedanken weiterdachten, aber auch die wirtschaftlichen und sozialen Entwicklungen weltweit aufgriffen. So verurteilt Papst Franziskus unser heutiges Wirtschaftssystem mit dem Satz „Diese Wirtschaft tötet“ (Evangelii gaudium 53)

Magdalena Holztrattner, die Leiterin der Katholischen Sozialakademie Österreichs beschreibt die Rolle der Soziallehre heute so: „Die Soziallehre der Kirche ist kein Kochrezept, das Punkt für Punkt und ohne Abweichungen vorgibt, wie das gute Zusammenleben aller gelingen kann. Man kann sie auch als Ethik der Gesellschaft bezeichnen, da sie darüber reflektiert, welche sozialen Strukturen eine Gesellschaft braucht, damit alle Menschen gut in ihr leben können.“

In Österreich gibt es seit 2016 die Initiative „christlich geht anders“, in der Christinnen und Christen gemeinsam versuchen, Antworten auf die soziale Frage zu finden. Die Initiative möchte sich dabei auf die Seite der Ausgegrenzten stellen und das Ziel der sozialen Gerechtigkeit ins Zentrum gesellschaftspolitischer Debatten rücken.

Lassen wir uns als KAB und Betriebsseelsorge hier vor Ort ebenfalls von der Soziallehre anregen, die Situation in der Arbeitswelt in den Blick zu nehmen und auf Missstände bewusst hinzuweisen: christlich geht anders!

Geistliches Wort von Pastoralreferent Thomas Hoffmann, Betriebsseelsorge Weißenhorn

Unendlich viel mehr als nix

- - . . . - - . . .  „Du musst Dein Mikro anschalten!“ – „Ah ja. Ok, hört Ihr mich jetzt? Ich seh` Euch alle. Peter hat mir geholfen. Es klappt! Hätt nie gedacht, dass ich das hinbekomme.“ Wir üben uns gerade in Video-Treffen. „Sicher“, sagt einer, „persönlich zusammen zu kommen, ist unendlich viel mehr als alles andere. Aber dass wir gerade über Zoom miteinander reden können, ist unendlich viel mehr als nichts.“ Gar nicht so einfach, bei der Aufforderung zur Kontaktbeschränkung in Verbindung zu bleiben, nicht zu vereinsamen.

Die frühen christlichen Gemeinden sind in Verbindung geblieben nicht zuletzt durch Gesandte aus anderen Gemeinden oder durch Briefe etwa von Paulus. Diese Briefe wollten ermutigen, ermahnen, erinnern an das, was die Christinnen und Christen über große Entfernungen hinweg miteinander verbindet. So formuliert der Verfasser des zweiten Thessalonicherbriefes: „Seid also standhaft, Brüder und Schwestern, und haltet an den Überlieferungen fest, in denen wir euch unterwiesen haben, sei es mündlich, sei es durch einen Brief! Jesus Christus selbst aber, unser Herr, und Gott, unser Vater, der uns liebt und uns in seiner Gnade ewigen Trost und sichere Hoffnung schenkt, ermutige eure Herzen und gebe euch Kraft zu jedem guten Werk und Wort.“   (2 Thess 2,15ff)

Bleiben wir in Verbindung untereinander, ob brieflich, telefonisch, „zoomisch“, wie immer. Ermutigen und stärken wir uns so gegenseitig, und halten wir, Corona zum Trotz, fest an unseren „Überlieferungen“, etwa unseren Ideen von einer sozial gerechten, alle Menschen einschließenden, nachhaltigen Gesellschaft. Bleiben wir in Verbindung – Verband kommt ja von Verbindung, sich verbinden. Auch wenn es gerade sehr mühsam ist: All unsere Versuche, die Verbindung zu halten, sind unendlich viel mehr als nix.

Geistliches Wort von Regina Wühr, Gemeindereferentin und Geistliche Begleiterin der KAB Augsburg

Was wäre, wenn die Frauen geschwiegen hätten?

Es trifft mich wieder einmal in der Osterzeit, ein geistliches Wort zu schreiben und ich frage mich, ob ich nicht schon alles, was mich zu Ostern bewegt, geschrieben habe. Beim Nachdenken darüber wird mir bewusst, dass ich es gar nicht tun könnte, wenn es das erste Ostern nicht gegeben hätte, das wir ChristInnen seitdem als d a s zentrale Fest unseres Glaubens feiern – sieben Wochen lang. Wenn uns dabei das Halleluja in Pandemiezeiten aus den unterschiedlichsten Gründen nicht so recht über die Lippen zu kommen vermag (ganz abgesehen davon, dass in den Präsenzgottesdiensten den Anwesenden das Singen sowieso untersagt ist), sind wir in guter Gesellschaft. Der Evangelist Markus erzählt von drei Frauen, die Jesus die letzte Ehre erweisen wollen. Sie finden ihn aber nicht mehr im Grab vor, sondern erfahren dort von einem jungen Mann, dass er auferstanden ist. Den Jüngern und Petrus sollen sie sagen, dass sie Jesus in Galiläa sehen werden. Die Reaktion der Frauen darauf ist bezeichnend: „Da verließen sie das Grab und flohen, denn Schrecken und Entsetzen hatte sie gepackt. Und sie sagten niemandem etwas davon; denn sie fürchteten sich.“ (Markus 16,8)

O ja, in unserem persönlichen Leben und um uns herum kann uns vieles das Fürchten lehren und gewiss ist es uns schon oft zum Davonlaufen gewesen. Doch wohin? Wir können aus unserer Situation nicht entfliehen… Es sei denn, wir machen es wie die Frauen: „Da verließen sie das Grab…“, das heißt, wir lassen wie sie den Ort des Todes hinter uns. Und dann? „Sie sagten niemandem etwas davon…“ – O ja, es gibt Situationen, da geht uns durch den Kopf: „Das kannst du doch niemanden erzählen, das glaubt dir eh kein Mensch!“  Doch irgendwann muss es aus ihnen herausgebrochen sein, „denn wovon das Herz übervoll ist, davon spricht der Mund.“ (Matthäus 12,34b) Hätten sie wirklich geschwiegen, so säße ich jetzt nicht hier und Sie würden diesen Text jetzt nicht lesen.

Die Frauen und die Jünger müssen sich nach Galiläa aufgemacht und Jesus dort gesehen haben, wo sie alle miteinander daheim waren und mit Jesus früher ihren Alltag geteilt hatten. Und es muss ein „Sehen“ gewesen sein, das jeden billigen Trost wie „Das Leben muss ja irgendwie weitergehen“ in den Schatten gestellt hat.

Und wir? Kennen wir nicht auch solche Situationen, in denen wir Jesus in unserem Alltag „sehen“ durften?

Dann „können wir unmöglich schweigen über das, was wir gesehen und gehört haben.“ (Apostelgeschichte 4,20) Das II. Vatikanische Konzil verlangt es sogar von uns: „Jeder Laie*muss vor der Welt Zeuge der Auferstehung und des Lebens Jesu, unseres Herrn, und ein Zeichen des lebendigen Gottes sein“. (Lumen Gentium 38).

Was bedeutet das für mich, was für uns in KAB und Kirche?

*Wer zum Volk Gottes gehört; jeder Christ, jede Christin

Lebendiges Evangelium – Ostersonntag

Evangelium nach Markus
Mk 16, 1-7

1 Als der Sabbat vorüber war,
kauften Maria aus Mágdala,
Maria, die Mutter des Jakobus,
und Sálome wohlriechende Öle,
um damit zum Grab zu gehen
und Jesus zu salben.
2 Am ersten Tag der Woche kamen sie in aller Frühe zum Grab,
als eben die Sonne aufging.
3 Sie sagten zueinander:
Wer könnte uns den Stein vom Eingang
des Grabes wegwälzen?
4 Doch als sie hinblickten,
sahen sie, dass der Stein schon weggewälzt war;
er war sehr groß.
5 Sie gingen in das Grab hinein
und sahen auf der rechten Seite einen jungen Mann sitzen,
der mit einem weißen Gewand bekleidet war;
da erschraken sie sehr.
6 Er aber sagte zu ihnen: Erschreckt nicht!
Ihr sucht Jesus von Nazaret, den Gekreuzigten.
Er ist auferstanden;
er ist nicht hier.
Seht, da ist die Stelle, wohin man ihn gelegt hat.
7 Nun aber geht
und sagt seinen Jüngern und dem Petrus:
Er geht euch voraus nach Galiläa;
dort werdet ihr ihn sehen,
wie er es euch gesagt hat.

[8 Da verließen sie das Grab und flohen;
denn Schrecken und Entsetzen hatte sie gepackt.
Und sie sagten niemandem etwas davon;
denn sie fürchteten sich.]

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Lebendiges Evangelium – Palmsonntag

Evangelium nach Markus
Mk 11, 1-10

Es war einige Tage vor dem Paschafest.
1 Als sie in die Nähe von Jerusalem kamen,
nach Bétfage und Betánien am Ölberg,
schickte Jesus zwei seiner Jünger aus.
2 Er sagte zu ihnen: Geht in das Dorf,
das vor euch liegt; gleich wenn ihr hineinkommt,
werdet ihr einen jungen Esel angebunden finden,
auf dem noch nie ein Mensch gesessen hat.
Bindet das Fohlen los
und bringt es her!
3 Und wenn jemand zu euch sagt: Was tut ihr da?,
dann antwortet: Der Herr braucht es;
er lässt es bald wieder zurückbringen.
4 Da machten sie sich auf den Weg
und fanden außen an einer Tür an der Straße
ein Fohlen angebunden
und sie banden es los.
5 Einige, die dabeistanden, sagten zu ihnen:
Wie kommt ihr dazu, das Fohlen loszubinden?
6 Sie gaben ihnen zur Antwort,
was Jesus gesagt hatte,
und man ließ sie gewähren.
7 Sie brachten das Fohlen zu Jesus,
legten ihre Kleider auf das Tier und er setzte sich darauf.
8 Und viele breiteten ihre Kleider auf den Weg aus,
andere aber Büschel,
die sie von den Feldern abgerissen hatten.
9 Die Leute, die vor ihm hergingen und die ihm nachfolgten,
riefen: Hosanna!
Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn!
10 Gesegnet sei das Reich unseres Vaters David,
das nun kommt.
Hosanna in der Höhe!

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Lebendiges Evangelium – Fünfter Fastensonntag

Evangelium nach Johannes  
Joh 12, 20-33

In jener Zeit
20 gab es auch einige Griechen unter den Pilgern,
die beim Paschafest in Jerusalem Gott anbeten wollten.
21 Diese traten an Philíppus heran,
der aus Betsáida in Galiläa stammte,
und baten ihn: Herr, wir möchten Jesus sehen.
22 Philíppus ging und sagte es Andreas;
Andreas und Philíppus gingen und sagten es Jesus.
23 Jesus aber antwortete ihnen:
Die Stunde ist gekommen,
dass der Menschensohn verherrlicht wird.
24 Amen, amen, ich sage euch:
Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt,
bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht.
25 Wer sein Leben liebt, verliert es;
wer aber sein Leben in dieser Welt gering achtet,
wird es bewahren bis ins ewige Leben.
26 Wenn einer mir dienen will, folge er mir nach;
und wo ich bin, dort wird auch mein Diener sein.
Wenn einer mir dient, wird der Vater ihn ehren.
27 Jetzt ist meine Seele erschüttert.
Was soll ich sagen:
Vater, rette mich aus dieser Stunde?
Aber deshalb bin ich in diese Stunde gekommen.
28 Vater, verherrliche deinen Namen!
Da kam eine Stimme vom Himmel:
Ich habe ihn schon verherrlicht
und werde ihn wieder verherrlichen.
29 Die Menge, die dabeistand und das hörte, sagte:
Es hat gedonnert.
Andere sagten: Ein Engel hat zu ihm geredet.
30 Jesus antwortete und sagte:
Nicht mir galt diese Stimme, sondern euch.
31 Jetzt wird Gericht gehalten über diese Welt;
jetzt wird der Herrscher dieser Welt hinausgeworfen werden.
32 Und ich, wenn ich über die Erde erhöht bin,
werde alle zu mir ziehen.
33 Das sagte er, um anzudeuten,
auf welche Weise er sterben werde.

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Lebendiges Evangelium – Vierter Fastensonntag

Evangelium nach Johannes  
Joh 3, 14-21

In jener Zeit sprach Jesus zu Nikodémus:
14 Wie Mose die Schlange in der Wüste
erhöht hat,
so muss der Menschensohn erhöht werden,
15 damit jeder, der glaubt, in ihm ewiges Leben hat.
16 Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt,
dass er seinen einzigen Sohn hingab,
damit jeder,
der an ihn glaubt, nicht verloren geht,
sondern ewiges Leben hat.
17 Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt,
damit er die Welt richtet,
sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird.
18 Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet;
wer nicht glaubt, ist schon gerichtet, weil er nicht an den
Namen des einzigen Sohnes Gottes geglaubt hat.
19 Denn darin besteht das Gericht:
Das Licht kam in die Welt,
doch die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht;
denn ihre Taten waren böse.
20 Jeder, der Böses tut, hasst das Licht
und kommt nicht zum Licht,
damit seine Taten nicht aufgedeckt werden.
21 Wer aber die Wahrheit tut, kommt zum Licht,
damit offenbar wird,
dass seine Taten in Gott vollbracht sind.

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Lebendiges Evangelium – Dritter Fastensonntag

Evangelium nach Johannes  
Joh 2, 13-25

13 Das Paschafest der Juden war nahe
und Jesus zog nach Jerusalem hinauf.
14 Im Tempel fand er die Verkäufer von Rindern,
Schafen und Tauben und die Geldwechsler, die dort saßen.
15 Er machte eine Geißel aus Stricken
und trieb sie alle aus dem Tempel hinaus
samt den Schafen und Rindern;
das Geld der Wechsler schüttete er aus,
ihre Tische stieß er um
16 und zu den Taubenhändlern sagte er:
Schafft das hier weg, macht das Haus meines Vaters
nicht zu einer Markthalle!
17 Seine Jünger erinnerten sich, dass geschrieben steht:
Der Eifer für dein Haus wird mich verzehren.
18 Da ergriffen die Juden das Wort und sagten zu ihm:
Welches Zeichen lässt du uns sehen,
dass du dies tun darfst?
19 Jesus antwortete ihnen: Reißt diesen Tempel nieder
und in drei Tagen werde ich ihn wieder aufrichten.
20 Da sagten die Juden:
Sechsundvierzig Jahre wurde an diesem Tempel gebaut
und du willst ihn in drei Tagen wieder aufrichten?
21 Er aber meinte den Tempel seines Leibes.
22 Als er von den Toten auferweckt war,
erinnerten sich seine Jünger, dass er dies gesagt hatte,
und sie glaubten der Schrift
und dem Wort, das Jesus gesprochen hatte.
23 Während er zum Paschafest in Jerusalem war,
kamen viele zum Glauben an seinen Namen,
da sie die Zeichen sahen, die er tat.
24 Jesus selbst aber vertraute sich ihnen nicht an,
denn er kannte sie alle
25 und brauchte von keinem ein Zeugnis über den Menschen;
denn er wusste, was im Menschen war.

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Lebendiges Evangelium – Zweiter Fastensonntag

Evangelium nach Markus  
Mk 9, 2–10

2 Sechs Tage danach nahm Jesus Petrus,
Jakobus und Johannes beiseite
und führte sie auf einen hohen Berg, aber nur sie allein.
Und er wurde vor ihnen verwandelt;
3 seine Kleider wurden strahlend weiß,
so weiß, wie sie auf Erden kein Bleicher machen kann.
4 Da erschien ihnen Elíja und mit ihm Mose
und sie redeten mit Jesus.
5 Petrus sagte zu Jesus: Rabbi, es ist gut, dass wir hier sind.
Wir wollen drei Hütten bauen,
eine für dich, eine für Mose und eine für Elíja.
6 Er wusste nämlich nicht, was er sagen sollte;
denn sie waren vor Furcht ganz benommen.
7 Da kam eine Wolke und überschattete sie
und es erscholl eine Stimme aus der Wolke:
Dieser ist mein geliebter Sohn; auf ihn sollt ihr hören.
8 Als sie dann um sich blickten,
sahen sie auf einmal niemanden mehr bei sich außer Jesus.
9 Während sie den Berg hinabstiegen, gebot er ihnen,
niemandem zu erzählen, was sie gesehen hatten,
bis der Menschensohn von den Toten auferstanden sei.
10 Dieses Wort beschäftigte sie
und sie fragten einander, was das sei:
von den Toten auferstehen.

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Lebendiges Evangelium – Erster Fastensonntag

Erste Lesung aus dem Buch Genesis   
Gen 9, 8–15

8 Gott sprach zu Noach
und seinen Söhnen, die bei ihm waren:
9 Ich bin es.
Siehe, ich richte meinen Bund auf
mit euch und mit euren Nachkommen nach euch
10 und mit allen Lebewesen bei euch,
mit den Vögeln, dem Vieh
und allen Wildtieren der Erde bei euch,
mit allen, die aus der Arche gekommen sind,
mit allen Wildtieren der Erde überhaupt.
11 Ich richte meinen Bund mit euch auf:
Nie wieder sollen alle Wesen aus Fleisch
vom Wasser der Flut ausgerottet werden;
nie wieder soll eine Flut kommen
und die Erde verderben.
12 Und Gott sprach:
Das ist das Zeichen des Bundes,
den ich stifte zwischen mir und euch
und den lebendigen Wesen bei euch
für alle kommenden Generationen:
13 Meinen Bogen setze ich in die Wolken;
er soll das Zeichen des Bundes werden
zwischen mir und der Erde.
14 Balle ich Wolken über der Erde zusammen
und erscheint der Bogen in den Wolken,
15 dann gedenke ich des Bundes,
der besteht zwischen mir und euch
und allen Lebewesen, allen Wesen aus Fleisch,
und das Wasser wird nie wieder zur Flut werden,
die alle Wesen aus Fleisch verdirbt.

Hier finden Sie die Impulsfragen zum Gespräch:

 

 

Geistliches Wort - 6./7. KW 2021 - von Pastoralreferentin Dorothee Schindler, Betriebsseelsorge Allgäu

Das Reich Gottes ist mitten unter uns

Nach seiner Taufe im Jordan und den vierzig Tagen in der Wüste tritt Jesus an die Öffentlichkeit und verkündet: „Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um, und glaubt an das Evangelium!“ (Markus 1,15). Auf seine Einladung hin: „Folge mir nach“ verließen damals einige sogar ihre Familien und Berufe und folgten ihm voll Vertrauen, dass alles gut werden wird. Ohne Zukunftsängste, ohne Wehmut – zumindest wird es uns in der Bibel so berichtet.

Was ist mit dem Reich Gottes, mit der Herrschaft Gottes eigentlich gemeint?

Sicherlich nicht nur die endgültige Gestalt der Welt am Ende der Zeit, also der neue Himmel und die neue Erde, wenn Gott mitten in seinem Volk wohnen wird.

In Jesus Christus ist vor über 2000 Jahren das Reich Gottes schon zu uns gekommen (vgl. Matthäus 12,28), und überall, wo Menschen sich auf die neue Lebensweise des Himmels einlassen, „wohnt“ Gott.

Das Reich Gottes ist schon überall dort:

- wo Menschen füreinander da sind.

- wo Menschen sich für Gerechtigkeit einsetzen.

- wo Menschen neben all ihren Sorgen, auch ein Ohr für ihren Nächsten haben.

- wo jeder Einzelne von uns über seinen Tellerrand hinübersieht.

- wo Menschen nicht nur Maschinen sind, die Leistung bringen müssen.

-          …

Ich könnte die Liste hier noch um einiges erweitern.

Wo wird für Sie das Reich Gottes sichtbar?

Welche Menschen zeigen Ihnen, dass das Reich Gottes unter uns ist?

Setzten wir uns ein, für eine bessere, gerechtere Welt, in der das Reich Gottes spürbar und sichtbar ist. 

Geistliches Wort - 4./5. KW 2021 - von Diakon Erwin Helmer, Betriebsseelsorge Augsburg

Der Sonntag hat Geburtstag

Ja, tatsächlich! In wenigen Wochen wird der „Sonntag“ genau 1.700 Jahre alt. Ein Edikt von Kaiser Konstantin I. aus dem 4. Jahrhundert beweist es. Zuvor hatten die ersten Christen keinen eigenen Feiertag der Auferstehung Jesu Christi, sie feierten anfangs am jüdischen Sabbattag ihren „Herrentag“. Sie brachen das Brot und feierten Danksagung, allerdings oft unter Lebensgefahr. Aus dem 3. Jahrhundert, während der Christenverfolgung unter dem römischen Kaiser Diokletian, wird von dem Glaubenszeugnis einer Christin berichtet. Vor dem Verfolgungsgericht bekannte sie sich zum Sonntagsgottesdienst: "Jawohl, ich bin zur Versammlung gegangen und habe des Mahl des Herrn mit den Brüdern geteilt, weil ich Christin bin."

Für dieses klare Bekenntnis musste sie den Märtyrertod sterben, wie tausende ihrer Glaubensgeschwister. Weil sie Christin war, konnte sie nicht anders.

Der Geburtstag des „Sonntags“ (dies solis)

Erst am 3. März des Jahres 321 nach Christus wurde unter Kaiser Konstantin I. für das römische Weltreich der Sonntag (dies solis, also der Tag der Sonne) endlich zum „Staatsfeiertag“. Im Erlass des Kaisers hieß es:
"Alle Richter, Stadtleute und Gewerbetreibenden sollen am verehrungswürdigen Tag der Sonne ruhen."

Seither ist der Sonntag vor allem in den christlich geprägten Ländern der wöchentliche arbeitsfreie Feiertag. Mehrfach in der Geschichte allerdings wurde der Sonntag wieder abgeschafft - zur Zeit der französischen Revolution 1789, während der Industrialisierung in Europa Mitte des 19. Jahrhunderts und auch durch die kommunistische Revolution im Jahr 1919 in der Sowjetunion. Aber alle Versuche, den Sonntag zu eliminieren, scheiterten letztlich.

Kampf um den Sonntag

Gerade in den letzten Jahren verzeichnen wir in Deutschland eine Zunahme der Sonntagsarbeit und immer neue Versuche wirtschaftsliberaler Kreise
(HDE - Handelsverband des Deutschen Einzelhandels, FDP etc.), rund um die Uhr verkaufen und produzieren zu können. Andererseits spüren viele Menschen, dass der Sonntag und die Produktionspausen die eigentlich kreativen Kräfte in unserem Leben sind. „Ohne Sonntag gibt es nur Werktage“, sagen die Kirchen und stehen ein für das Recht auf Erholung und Entschleunigung.

Der Sonntag hat große Bedeutung für unser Zusammenleben und für unsere Zukunft. Als gemeinsamer freier Tag ermöglicht der christliche Sonntag die Begegnung und das lebendige Gemeinschaftsleben vieler Menschen. Als Tag der Nachhaltigkeit trägt er wesentlich bei zur Entschleunigung unserer Zeit und zur Bewahrung der Schöpfung Gottes. Als Tag der Ruhe und Besinnung ermöglicht er das „Abschalten“ und Regenerieren der Menschen und er kuriert als Tag der „Heilung der Beziehungen“ die Beziehung der Menschen zu einander, zu sich selbst und zu Gott (Papst Franziskus).  

Sonntagsallianz für eine erneuerte Sonntagskultur

Vor 15 Jahren haben wir in Deutschland und auf europäischer Ebene die „Allianz für den freien Sonntag“ gegründet. Die Betriebsseelsorge und die KAB gehören zum Kern der Sonntagsallianz, die in den vergangenen Jahren auch juristisch gegen verkaufsoffene Sonntage vorgeht. So haben wir in Deutschland (auch in Augsburg und in der Diözese Augsburg) mehr als 200 Klagen gewonnen und damit viele Verkaufssonntage verkleinert oder abgeschafft.

„Wer den Sonntag feiert, bekennt, Christus ist auferstanden, er lebt!“ So schreiben die Kirchen in einem gemeinsamen „Wort zum Sonntag“. Als Christen sind wir Zeugen der Auferstehung und gerufen, mehr und mehr „österliche“ Menschen zu werden. An unserem Sonntagsverhalten sollten die Menschen ablesen können, wie wir zu ihm stehen. Das 1700-jährige Jubiläum des Sonntagsschutzes am 3. März 2021 ist ein guter Anlass, um den Sinn des Sonntags in seinen verschiedenen Facetten heute neu bewusst zu machen.

Helfen Sie mit!

Hinweise zum Informieren und Mitmachen:

•    Homepage der Sonntagsallianz:
      https://allianz-fuer-den-freien-sonntag.de/

•    Podcastreihe der Betriebsseelsorge „1700 Jahre – Freier Sonntag“.
      Start ist Mittwoch, 3. Februar um 10 Uhr. 
      Mein Beitrag dann am Mittwoch 10. Februar, 10 Uhr.   
                           

Genaueres demnächst hier:
Hört doch mal rein!

Geistliches Wort - 2./3. KW 2021 - von Pastoralreferentin Martina Berndt-Hoffmann, Betriebsseelsorge Weißenhorn

Sternstunde

Vor über 90 Jahren erschien das Buch „Sternstunden der Menschheit“ von Stefan Zweig. Darin erzählt er in Geschichten über von ihm entdeckte entscheidende (Wende-) Punkte der menschlichen Geschichte.

Rund um den Jahreswechsel haben in den Medien Rückblicke Hochkonjunktur, die von „Sternstunden“ des zurückliegenden Jahres berichten- sei es in Wissenschaft, Politik, Gesellschaft oder Kunst.

Am 6. Januar wird in den Gottesdiensten die biblische Geschichte einer Sternstunde vorgelesen: die Geschichte der Sterndeuter aus dem Osten. Sie haben den Stern aufgehen sehen. Sie erkennen die Bedeutung dieses Sternes und machen sich auf, dem Stern auf seinem Weg zu folgen. „Als sie den Stern sahen, wurden sie von großer Freude erfüllt. Sie gingen in das Haus und sahen das Kind…“ Der Stern führt sie an die Krippe und gibt ihrem Leben eine neue Wende und Bedeutung.

Vielleicht gab es bereits in unserem Leben solche Sternstunden? Stunden, die in unserem Leben etwas geändert oder entscheidend beeinflusst haben? Vielleicht die erste Begegnung mit meinem/r Partner/in oder die Geburt eines Kindes, der richtige Arbeitsplatz, der gute Rat eines Freundes oder die ärztliche Hilfe in einer Krankheit? Auch im Ehrenamt von Betriebs- und Personalräten gibt es Sternstunden wie etwa der Abschluss eines lange erkämpften Tarifvertrags, die Erhaltung des Produktionsstandorts oder Verhinderung des geplanten Stellenabbaus.

Ob das vor uns liegenden Jahr auch solche Sternstunden für uns bereithält? Wir wissen es nicht. Wir können aber offen sein und versuchen, in diesem Jahr unsere Welt zu Wohl aller mitzugestalten- begleitet von der Hoffnung und der Zuversicht, dass der Stern, der die Sterndeuter so gut zur Krippe begleitet hat, auch uns auf unseren Wegen begleiten wird.

Geistliches Wort - 53. KW 2020 und 1. KW 2021 von Pastoralreferent Thomas Hoffmann, Betriebsseelsorge Weißenhorn

Denn die einen sind im Dunkeln
und die andern sind im Licht.
Und man sieht die im Lichte
die im Dunkeln sieht man nicht.      (Bert Brecht)

Das Volk, das im Dunkel lebt, sieht ein helles Licht;
Über denen, die im Land der Finsternis wohnen, strahlt ein Licht auf.
Du erregst lauten Jubel und schenkst große Freude.
Denn uns ist ein Kind geboren … und der Friede hat kein Ende.      (Jesaja 9)

Die Zeilen Bert Brechts gelten noch:

Wer nicht im Rampenlicht der Gesellschaft steht, wird meist nicht gesehen. Dies gilt für sämtliche Lebensbereiche, auch für die Arbeit. Das war in diesem ganz besonderen Jahr kein bisschen anders -  trotz Klatschen und der Diskussion um relevante Berufe.

Gleichzeitig denke ich an all die, die sich in Betrieben, Einrichtungen, in KAB, Gemeinde, Gewerkschaft und wo immer sonst täglich einsetzen für andere – oft besonders für die, die prekäre oder schlecht bezahlte Arbeit leisten.

Dort leuchtet für mich bereits etwas auf von dem weihnachtlichen Licht, von dem der Prophet Jesaja in der Bibel spricht. Ein Danke allen, die etwas dazu beitragen, dass es heller und wärmer wir in unserer Arbeitswelt und in unserer Gesellschaft.

Lassen wir uns hineinnehmen in das Geheimnis von Weihnachten, das in unsere Situation hinein von Licht, Neuanfang, Ermutigung erzählen will.

Geistliches Wort - 51./52. KW 2020 - von Gemeindereferentin Regina Wühr, Geistliche Begleiterin der KAB

Anders als sonst?!

Ja, in diesem Jahr ist sie anders als sonst, die Adventszeit, und auch das Weihnachtsfest und Silvester werden „dank“ Corona anders verlaufen. Und die Bandbreite, wie Menschen darauf reagieren, ist groß. Manche vermissen die vielen Adventsfeiern und Weihnachtsmärkte, die damit verbundene „Stimmung“ und das gesellige Miteinander, anderen war der ganze Weihnachtsrummel schon immer zu viel. Manche begrüßen die (erzwungene) Ruhe, weil die sogenannte „staade Zeit“ nun endlich ihren Namen verdient und sind froh, auf diese Weise mancher „Verpflichtung“ entgehen zu können. Manche waren schon immer der Meinung, dass weniger mehr ist, andere vermissen den gewohnten Ski- oder Wellnessurlaub. Manche sehen durchaus die viel zitierte Chance in der Krise und ergreifen sie, während andere das nicht mehr hören können, sondern alles nur als ungeheure Zumutung empfinden.

Und nein, in diesem Jahr ist nicht alles anders als sonst. Der Grund, warum wir Advent und Weihnachten begehen, ist derselbe geblieben: Gott ist in Jesus Mensch geworden, so sagt es die christliche Weihnachtsbotschaft. Seine Geburt in und unter prekären Umständen steht im Gegensatz zu Zuckerguss und (Familien-)Idylle, die es meistens selten gab und gibt. Er lässt sich auf unsere äußere und innere Armut ein, ist Gott für, mit und unter uns. Das zu glauben, mag manchmal eine ungeheure Zumutung sein – nicht nur in Coronazeiten.

Wie jedes Jahr werde ich auch heuer meine ererbte Familien-Krippe aufstellen: billige Gipsfiguren, von denen die Farbe abgesprungen ist; der Esel hat ein Ohr verloren, der Ochse die Hörner, ein Elefant die Stoßzähne, einer aus dem Gefolge der Könige die Hand, das Kind liegt in einer wackeligen Futterkrippe… Diese Figuren sind mir sehr kostbar, denn sie haben mir geholfen, die Weihnachtsbotschaft zu verstehen und zu verinnerlichen: Wir sind verletzbare Wesen und leben in einer angeschlagenen Welt. Das ist unsere Lebenswirklichkeit. Und genau in dieser Realität ist Gott real präsent. Das berührt mich jedes Jahr aufs Neue.

Und wie ist es bei Ihnen? Hier ist Platz für Ihre Gedanken…

Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Advents- und Weihnachtszeit, die in Vielem anders ist als sonst!

Geistliches Wort - 49./50. KW 2020 - von Pastoralreferent Christian Dorn, Cityseelsorge Memmingen

Sich im Ungeborgenen geborgen wissen

In den Räumen der Cityseelsorge Memmingen waren im September und Oktober dieses Jahres Kalligraphien in einer Ausstellung zu bewundern. Zu der Zeit hatte ich gerade neu bei der Cityseelsorge begonnen. Gerne bin ich immer wieder an den guten Worten und Sinnsprüchen vorbeigegangen und habe mich von der einen oder anderen Aussage inspirieren lassen.

Zwei Zitate haben es mit besonders angetan. Auch aufgrund der außergewöhnlichen Zeiten, in denen wir alle miteinander gerade leben. Die Zitate haben in mir die Frage aufkommen lassen: Erleben glaubende Menschen eine solche Zeit anders?

Das erste Zitat stammt von Pablo Picasso. Er spricht von den Menschen, die „im Ungeborgenen sich geborgen wissen“. Das sind für ihn jene, die sich auf Wagnisse einlassen und Wege beschreiten, deren Ziel noch unbekannt ist. Natürlich haben wir alle uns den Weg durch diese Pandemie nicht freiwillig ausgesucht. Und doch stelle ich mir die Frage: Könnte das nicht ein Merkmal für einen Glaubenden sein, dass er sich im Ungeborgenen geborgen weiß? Aus dem Alltag gerissen werden, Einschränkungen erleiden, Gewohntes und Erprobtes vermissen, sich ganz neu organisieren müssen – das erleben Glaubende wie Nicht-Glaubende. Erleben sich aber Glaubende in ungeborgenen Zeiten als geborgen? Geborgen bei Gott, der uns auch in der Ungewissheit führt, ohne dass er für uns wirklich greifbar oder verfügbar wäre?

Ich stoße auf eine zweite Kalligraphie. Dort ist zu lesen: „Er lässt mich lagern auf grünen Auen und führt mich zum Ruheplatz am Wasser.“ Ein Vers aus Psalm 23. Der Herr, mein Hirte. Er ist ein Hirte, der gerade dann bei mir ist, wenn ich durch ein finsteres Tal gehe. Einen Weg, von dem ich weder Verlauf noch Ziel kenne. Gott ist also kein Hirte, der mir alle Mühsal und alle Erschwernisse des Lebens erspart, der mich in Watte packt. Und doch bezeugt der Psalm ihn als einen Gott, der Licht und Leben schenkt, den Durst stillt, mich begleitet und mit vorausgeht. Er schenkt eine Geborgenheit, die mich Ungeborgenen geborgen sein lässt.

Ich stelle mir die Frage: Vertraue ich mich diesem Hirten an?

Geistliches Wort - 47./48. KW 2020 - von Pastoralreferent Ulrich Hoffmann, KAB Kreispräses Iller-Donau

„Sorgt Euch nicht!“?

Doch – ich mache mir Sorgen! Sorgen um Andere und um mich selbst! Und ich kenne kaum einen, der das in diesen Tagen nicht tut. Da sind Eltern in der Sorge um Ihren Arbeitsplatz und die Unterbringung ihrer Kinder. Da sind Geschäftsleute in der Sorge um ihre berufliche Existenz. Da sind ältere und gesundheitlich vorbelastete Menschen. Da sind nahezu alle in Notfalldiensten, in Kliniken und Heimeinrichtungen Beschäftigten. Diese Aufforderung aus der Bibel (Mt 6, 25) provoziert mich gerade in diesen Tagen!

Mir fällt auf, dass sich Kommunikation verändert hat, hier in meiner Nachbarschaft oder auch am Telefon, in den zahlreichen Videokonferenzen, die ich gelernt habe, und in privaten Mails, die ich erhalte. Irgendwie substanzieller, persönlicher, auch ehrlicher. „Bleiben Sie gesund – bleiben Sie zuversichtlich“ - das höre und lese ich immer wieder.
Und dann regen mich die „Hamsterkäufer“ auf, die Panik machen, weil sie „bunkern“, als stünde der Atomkrieg bevor. Und die Verschwörungstheoretiker, Corona-Leugner, die sich als „Quer-Denker“ sehen, gehen mir auf den Geist. Auch die machen sich Sorgen, ja! Aber, sie lassen sich von der Fixierung auf mögliche Einschränkungen in der Versorgung oder befristete Freiheitsbeschränkungen blenden und bemerken vielleicht gar nicht die eigene Rücksichtslosigkeit.

Sorgt euch nicht maßlos! Treibt euch nicht selbst in die Verzweiflung! So könnte es Jesus vielleicht gemeint haben. Und bestimmt hat er auch aus seinem Glauben an den gütigen Vater keinen Hehl gemacht: Gott wird uns nie im Stich lassen, was auch immer wir erleben und durchmachen müssen. Dieses Vertrauen wünsche ich mir und uns!

Geistliches Wort - 45./46. KW 2020 - von Peter Ziegler, KAB-Diözesansekretär Augsburg

„Ich feier´ den voll“ oder: Was Allerheiligen mit der Pandemie zu tun haben könnte…

In diesen Tagen feiert die Kirche Allerheiligen. Ich weiß ja nicht, wie es Ihnen geht: Feiern sie Ihren Namenstag? Haben Sie sich schon einmal Gedanken über den Menschen gemacht, der den gleichen Namen wie Sie trägt oder dessen Namen Sie tragen? Bei mir ist das relativ einfach – sogar meinen Namenstag kennt jeder. Leichter wird es mit so einem „Fels“ auf den Schultern nicht unbedingt…

Allerheiligen ist ein Fest für all jene, die mit „ihrem“ Heiligen nicht so viel zu tun haben oder die vielleicht gar keinen finden konnten. Es steht dafür, dass wir Vorbilder in unserem Leben brauchen – ich denke mir oft, dass tote Vorbilder, die vor vielen Jahrhunderten gelegt haben, nicht unbedingt hilfreich sind.

Deswegen habe ich mir mal die Seligpreisungen angesehen, die in den katholischen Gottesdiensten an diesem Fest im Mittelpunkt stehen. Und da ist mir aufgefallen: „Selig“ oder „Heilig“ zu sein ist total aktuell. Selig preist Jesus all die, die sich mit Ungerechtigkeiten nicht abfinden wollen, die sich einsetzen für die zu kurz Gekommenen, die sich für ein friedliches Miteinander einsetzen.

Unweigerlich komme ich bei diesen Gedanken nicht nur zu den engagierten Betriebs- und Personalräten, die das zu ihrer Hauptaufgabe gemacht haben, sondern auch zu all denjenigen, deren Arbeit seit jüngster Zeit auch offiziell „systemrelevant“ genannt wird. Ich denke daran, wie sie auch über ihre Kräfte hinaus Einsatz gezeigt haben und die daher selig zu preisen sind. Es bleibt zu hoffen, dass dieser übermenschliche Einsatz nicht bald wieder notwendig wird…

Übrigens: Wem die Formulierung „Selig ist, wer…“ zu altbacken daherkommt, dem empfehle ich eine Redewendung, die ich von meiner Tochter gelernt habe: „Ich feier´ den voll!“ Vielleicht klingt das etwas zeitgemäßer…

Ein Video dazu:

https://www.facebook.com/watch/?v=2567408420198261

Geistliches Wort - 43./44. KW 2020 - von Pastoralreferent Hans Gilg, Betriebsseelsorge Augsburg

Klein oder groß

Wichtig oder unwichtig

Mächtig oder ohnmächtig

Schnell sind die Plätze verteilt

 Kann man nichts dagegen tun. Jeder ist seines Glückes Schmied

Ist halt so!

Bei euch aber soll es nicht so sein – so sagt uns Jesus

 

Stell dich in die Mitte

Steh auf

Erhebt eure Häupter

…und er erhöht die Niedrigen

 

Ist halt Augenhöhe. Gott sei Dank

 

Geistliches Wort - 41./42. KW 2020 - von Pastoralreferentin Dorothee Schindler, Betriebsseelsorge Allgäu

7. Oktober – Weltgedenktag der menschenwürdigen Arbeit

Seit 2008 wird dieser „Weltgedenktag der menschenwürdigen Arbeit“ international begangen.

Menschenwürdig: Der Würde des Menschen entsprechend. Ein Wort, dass selbstverständlich für uns sein sollte in unseren Tagen – jetzt 2020 – heute. Und wenn ich in die Arbeitswelt schaue, dann sehe ich, dass diese Selbstverständlichkeit noch lange nicht geben ist.

Menschen die unter „unwürdigen“ Bedingungen arbeiten:

  • Menschen, die arbeiten für einen Lohn, der nicht zum Leben reicht.
  • Menschen, die Arbeitszeiten haben, die kaum Raum für Erholung bieten.
  • Arbeitsräume und Produktionsprozesse, die Menschen an ihre gesundheitlichen Grenzen bringen
  • Arbeitgeber, für die Menschen nur Zahlen mit Kostenfaktor sind.
  • Arbeit, an der „höher-weiter-besser“ der Einzige Antrieb ist: Profit vor Menschen
  • Menschen, die als Leiharbeiter ständig um ihren Arbeitsplatz fürchten müssen. 
  • Menschen, die arbeiten und doch Angst haben müssen vor der Altersarmut

Der Weltgedenktag der menschenwürdigen Arbeit zeigt uns auch dieses Jahr, dass wir uns einsetzten müssen für gute Arbeit in der Welt, aber auch hier vor Ort.

Ich möchte mit diesen Impuls mit einem Gebet abschließen:

„Herr unser Gott, das Unrecht in der Welt der Arbeit schreit zum Himmel, besonders dort, wo die Würde der Menschen mit Füßen getreten wird. Darum sende aus deinen Geist, damit wir in deinem Namen die Stimme erheben für Recht und Gerechtigkeit und eine menschenwürdige Arbeit für alle. Sende aus Deinen Geist und wecke das Gewissen aller, die sich aus Gleichgültigkeit oder Gewissenlosigkeit über das Recht und die Menschenwürde der Arbeiterinnen und Arbeiter hinwegsetzen.“
(Bausteine für Gebetseinheit am 7. Oktober, KAB Münster)

Geistliches Wort - 39./40 KW 2020 - von Diakon Erwin Helmer, Betriebsseelsorge Augsburg

1700 Jahre Sonntag -  3. März 321 – 2021           

Liebe Leserinnen und Leser.

Ja, der Sonntag, besser der Sonntagsschutz, hat tatsächlich einen Geburtstag. Ich habe ihn ausgegraben. Der öffentliche Sonntagsschutz wurde am 3.März des Jahres 321 nach Christus durch ein Edikt von Kaiser Konstantin I. zum ersten Mal für das Römische Reich festgelegt.
Im Wortlaut heißt es:
„Alle Richter, Stadtleute und Gewerbetreibenden sollen am verehrungswürdigen Tag der Sonne ruhen.“
Somit wird der Sonntagsschutz am 3.März 2021 genau 1700 Jahre alt und das werden wir am 3.März in Köln begehen und feiern und ab jetzt mit zahlreichen Aktionen, Projekten und Wettbewerben vorbereiten.

Sonntagsschutz in Gefahr
Es ist gerade einmal sieben Monate her, da kam der Handelsverband Deutschland-HDE auf die glorreiche Schnapsidee, den Sonntagsschutz im Grundgesetz zu ändern. Auch die FDP und weitere wirtschaftsradikale Kräfte fordern permanent weitere Sonntagsöffnungen.
Aber Gott sei Dank gibt es seit 14 Jahren die „Allianz für den freien Sonntag“ und wir halten mit aller Kraft dagegen. Und mit uns eine ganze Reihe von bedeutenden Unterstützern und solidarischen Organisationen.

Sonntag – Tag der Heilung der Beziehungen
Viele Menschen können mit dem christlichen Sonntag nichts mehr anfangen. Ihnen müssen wir bewusst machen, welch hohen Wert der gemeinsame, arbeitsfreie, bewusst gestaltete Sonntag für uns alle hat. Papst Franziskus hat den Sonntag neulich als „Tag der Heilung der Beziehungen“ bezeichnet. Ein schöner Begriff!
Im Sonntag steckt Heil, Sonntag macht heil. Am Sonntag geschieht Heilung, er ist der Tag der Heilung, der Tag des Heilands.
So gesehen dürfen wir uns freuen, wenn Woche für Woche die Beziehung zu Gott geheilt wird und damit auch die Beziehung zu meinen Mitmenschen und die Beziehung zu mir selbst.  

Sonntagsschutz gewinnt
Ende Juli diesen Jahres erreichte uns die wichtige juristische Nachricht, dass Verdi und die KAB in Bayern ein weiteres bedeutendes Urteil erwirkt haben und somit Rechtsgeschichte schreiben. Ab jetzt ist es gut möglich, auch ältere sogenannte „Verordnungen“ zu Sonntagsöffnungen von Kommunen zu beklagen. Bisher war das nur bis zu einem Jahr nach Inkraftsetzung möglich. Das stärkt unsere Initiativen vor Ort.

Wir werden jetzt verstärkt, den Schutz des Sonntags, bessere und kürzere  Ladenöffnungszeiten und ein „Recht auf Nicht-Erreichbarkeit“ in die öffentliche Diskussion einbringen.
Denn: Ohne Sonntag gäbe es nur Gehetze.
          Ohne Sonntag wäre nur Werktag.
          Ohne Sonntag keine Zeit für Familienfeiern.
          Ohne Sonntag täglich Lärm und LKW-Verkehr.
          Ohne Sonntag keine feierlichen Gottesdienste.
          Ohne Sonntag … ist alles nichts!

Wir suchen Menschen und Gruppen,
denen der gemeinsam freie Sonntag etwas bedeutet und die im Herbst 2020/ Frühjahr 2021 zum Thema Sonntag aktiv werden möchten.  

Wir bieten an:
•    Vorlagen für Gottesdienste und Aktionen
•    Vorlage für Teilnahme an unserem Wettbewerb
•    Video-Statements zum Thema „Sonntag“
•    Unseren neuen NEWSLETTER u.v.m.

Gut geeignet für kreative Menschen, für Schulklassen, Kindergärten, Betriebe, Pfarr-Gemeinden ...

Bitte bis 3. Februar 2021 per Mail einreichen an: Sonntagsallianz erwin.helmer@web.de       
Homepage: www.allianz-fuer-den-freien-sonntag.de                 

Wir freuen uns auf Ihren Beitrag!

Erwin Helmer, Betriebsseelsorger
Mobil 0160  - 9784 9513

Geistliches Wort - 37./38. KW 2020 - von Pastoralreferentin Martina Berndt-Hoffmann, Betriebsseelsorge Weißenhorn

Wegbegleiter

Im vergangenen Urlaub ist mir beim Wandern wieder einmal bewusst geworden, wie schön und wohltuend ein Wegbegleiter ist. Mein Mann Thomas hat diese „Rolle“ seit vielen Jahren. Wir besprechen vorher gemeinsam unseren Weg. Er muntert mich unterwegs auf, wenn ich müde oder ein wenig mutlos werde. Und manchmal unterstützt er mich mit kleinen Hilfestellungen, z.B. wenn er mir feste Tritte beim Überqueren eines Baches zeigt. Zusammen bewundern wir auch die Berge und genießen die Brotzeit. Es macht einfach Freude, gemeinsam unterwegs zu sein.

Was für das Wandern im Urlaub gilt eigentlich auch für den Alltag. Es ist gut, nicht allein unterwegs zu sein, sondern die Unterstützung und Wegbegleitung von Familie, Kollegen/innen, Freunden/innen oder Gleichgesinnten (in der KAB oder Gewerkschaft) zu haben.

Schon als Jugendliche hörte ich bei den Treffen der CAJ den wichtigen Satz: „Ein CAJ-ler/ eine CAJ - lerin macht nie etwas allein“. Wie viel Weisheit in diesem Grundsatz steckt, durfte ich immer wieder erleben- damals wie heute: mit einem oder mehreren Wegbeleitern/innen unterwegs zu sein motiviert, macht Mut und Freude, schenkt neue Ideen und gibt Kraft. Eine schwierige Arbeit lässt sich leichter schultern und eine Aktion gelingt nur gemeinschaftlich.

Auch die Bibel weiß um den Wert von Wegbegleitern und erzählt davon. Im Buch Tobit ist beispielsweise zu lesen von einem jungen Mann, Tobias, der mit einem Wegbegleiter unterwegs ist, Gefahren übersteht und schließlich gereift nach Hause zurückkehrt.

Ich wünsche ihnen/ euch allen für die Wege der kommenden Zeit gute und hilfreiche Begleiter/innen- aber auch einen Blick dafür, wo wir selbst Wegbegleiter/in sein können oder sollten.

Martina Berndt-Hoffmann

Geistliches Wort - 35./36. KW 2020 - von Pastoralreferent Thomas Hoffmann, Betriebsseelsorge Weißenhorn

Sehnsucht nach einer neuen Normalität

Eigentlich normal, in der Ferienzeit so zu fragen, dieses Jahr freilich mit einem Beiklang: Wie verbringen Sie den Urlaub? Mit welchen Gefühlen machen Sie sich auf den Weg? Oder verzichten Sie (un)freiwillig auf einen Urlaub? Wir werden uns in die Berge aufmachen. Ich merke, wie sehr ich eine Erholung brauche, und weiß gleichzeitig nicht, ob sie sich unter den gegebenen Bedingungen einstellt.

Das Wort Erholung begegnet gerade häufig:

Erholung vom anstrengenden Familienalltag mit Homeschooling; alle hoffen auf eine „wirtschaftliche Erholung“, ein Ende der Kurzarbeit mit ihren finanziellen Einschränkungen. Etwas erholt hat sich in diesen Zeiten die Natur: ausgefallene Flüge, weniger LKWs, weniger Individualverkehr, zurückgefahrene Produktion sorgten für Entlastung. Manche haben die Entschleunigung, ausgefallene Termine, die leeren Straßen als erholsam erlebt und vielleicht entdeckt, was im Leben wichtiger ist und was weniger - in einem weiten Sinne religiöse Fragen. Für andere dagegen klingt das wie Luxus pur - von wegen erholsame Entschleunigung: Unsicherheiten, existentielle Not dominieren den Alltag: Wie soll ich die Miete bezahlen, wenn die Kurzarbeit andauert oder gar eine Entlassung droht? Wie lange kann ich die erzwungene Einsamkeit noch aushalten? Wie werde ich die Corona-Erkrankung überstehen – und ich kenne schwer, ja sehr schwer Erkrankte? Welche Erfahrungen machen Sie?

Erholung, Urlaub, Sehnsucht nach Normalität:  Endlich wieder ohne Einschränkungen reisen, sich mit Freunden treffen, Geburtstage und Hochzeiten feiern, mal wieder ins Restaurant gehen oder ins Kino, miteinander Gottesdienst feiern, singen und musizieren, Sport treiben – ganz normal eben. Meine Sehnsucht nach Normalität richtet sich freilich nicht auf die Normalität verstopfter Straßen, des alltäglichen Wahnsinns wie eh und je; ich wehre mich, die Normalität von Niedriglöhnen, von tariflosen und mitbestimmungsfreien Betrieben, von ausbeuterischen Arbeitsbedingungen nicht nur in der Fleischindustrie zu akzeptieren; Die Normalität der Benachteiligung derer, die auch in der Krise überproportional belastet werden, ich brauche sie nicht; Die Normalität eines Lebensstils auf Kosten anderer Mitmenschen weltweit, der Natur und künftiger Generationen will ich nicht. Eine Arbeit, die überfordert, Löhne und Renten, die zum Leben nicht reichen, ein Gesundheitswesens, das unter der Profitlogik leidet: wer wünscht sich im Ernst eine solche Normalität?

Vor 5 Jahren hat Papst Franziskus das Schreiben „Laudato si“ veröffentlicht. Um die Erde, „unser gemeinsames Haus“, zu bewahren, müssen, so schärft er ein, soziale Gerechtigkeit und Ökologie unbedingt zusammen gedacht werden. Franziskus beschließt sein Schreiben mit einem „Gebet für unsere Erde“, aus dem ich zitiere: „Allmächtiger Gott, gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten, … hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde, die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten. … Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.“

Es geht um eine andere, eine neue Normalität. Eine solche „neue Normalität“ lohnt unsere Sehnsucht, unsere Kreativität, unseren gemeinsamen Einsatz. Hierfür wünsche ich Ihnen und uns viel Kraft.

Geistliches Wort 33./34. KW 2020 - Gemeindereferentin Regina Wühr, Geistliche Begleiterin des KAB-Diözesanverbandes Augsburg

Zeit zum Aufatmen

„Ich möchte heute noch den Totenschädel jenes Mannes streicheln, der die Ferien erfunden hat.“ Dieses Zitat von Jean Paul (1763 – 1825) hatte ich während meiner Studienzeit an der Wand meines Zimmers hängen. Ich finde diese Aussage einfach originell. Mit ihr verbinde ich die Dankbarkeit gegenüber den Menschen (denn es war nicht nur e i n e r), die in der Vergangenheit lange vor unserer Zeit die gesetzliche Verankerung von jährlicher und dazu noch bezahlter Freizeit erkämpften. Während es längere zusammenhängende Schulferien bereits seit der Mitte des 18. Jahrhunderts gab, vergingen bis zur Einführung des Bundesurlaubsgesetzes im Jahr 1963, das einen Mindesturlaubsanspruch von 24 Werktagen garantiert, noch fast zwei Jahrhunderte. 1903 setzten Brauereiarbeiter erstmals drei Tage (!) bezahlten Jahresurlaub durch; heute kommen die meisten Arbeitnehmer/innen auf sechs Wochen Tarifurlaub. Das Wort Urlaub kommt übrigens vom mittelhochdeutschen „urloup“, d.h. „Erlaubnis“; es ist mir „erlaubt“, von der Arbeit wegzugehen und mich zu erholen.

Hinter der „Erfindung“ der Ferien und des Urlaubs steht die uralte Erfahrung, dass wir Menschen immer wieder „Ferien“ (lateinisch „feriae“: Festtage, die Ruhetage waren) vom Alltag brauchen. Wir können nicht rund um die Uhr aktiv sein kann; wir benötigen Erholungsphasen wie den Schlaf in der Nacht, die Freizeit nach der Arbeit, die Entspannung nach der Anspannung.

Bereits in der Heiligen Schrift ist die Rede von solchen Auszeiten. Die Schöpfungsgeschichte erzählt, wie Gott selbst am siebten Tag nach Vollendung seines Werkes ruht (Gen 2,2-3); darauf geht unser Sonntag zurück als wöchentlich wiederkehrender, gesetzlich geschützter Tag zum Aufatmen und Auftanken! Gott hat diese Zeiten des Aufatmens grundsätzlich für uns vorgesehen und will sie uns immer wieder neu erfahren lassen; denn, so heißt es im Psalm 23: „Er lässt mich lagern auf grünen Auen und führt mich zum Ruheplatz am Wasser. Meine Lebenskraft bringt er zurück.“ (Ps 23, 2-3a) Ähnliches lesen wir im Markusevangelium, wenn Jesus seine Jünger dazu einlädt, mit ihm an einen einsamen Ort zu kommen, wo sie allein sind und ein wenig auszuruhen (Mk 6,31). Mit diesen Texten verbinde ich eine absolut leistungsfreie Zone, in der ich nichts „abliefern“ muss und einfach ausspannen darf, Gott sei Dank!

Ich habe meinen Sommerurlaub noch vor mir und werde „dank“ Corona heuer nicht groß verreisen. Warum auch, wenn er auch in schöner Umgebung fast vor der Haustüre möglich ist? Ich habe vor, den einen oder anderen Besinnungs- und Meditationsweg zu gehen, von denen es in Bayrisch-Schwaben und darüber hinaus einige gibt, Verwandte zu besuchen, mit Freunden in einen Biergarten zu gehen, auf einer Wiese zu liegen und den Wolken am Himmel zuzusehen, ein spannendes Buch zu lesen und dabei ein gutes Glas Wein zu trinken, auf meiner Loggia zu sitzen und an gar nichts zu denken, allenfalls mit einem Lächeln an den Ausspruch von Jean Paul…

In diesem Sinn wünsche ich Ihnen trotz bzw. gerade wegen Corona erholsame und entspannende Sommertage, was auch immer Sie vorhaben!

Geistliches Wort - 31./32. KW 2020 - von Diakon Georg Steinmetz, KAB-Diözesanpräses und Leiter der Betriebsseelsorge Augsburg

Ruht ein wenig aus!

In fast jedem Betrieb, jedem Büro gibt es Urlaubspläne, die oft schon im Jahr davor mit den Terminen der Beschäftigten belegt werden. Es werden Urlaubsanträge gestellt, genehmigt oder abgelehnt. Und wenn es ganz heiß hergeht, wird sogar eine Urlaubssperre verhängt.

Urlaub planen, Urlaub machen, Urlaub beantragen, Urlaub buchen …

Selten werden wir ermutigt, mitzugehen an einen ruhigen Ort, denn geplanter, gemachter Urlaub ist oft alles andere als ein ruhiger Ort.

Unerreichbar sein, unverfügbar, ungeplant leben, kein Handy, Laptop und Terminkalender, das sind Merkmale ruhiger Orte.

Vor einigen Jahren ist mir einmal für einen kurzen Moment gelungen, ganz im Jetzt zu sein. Mitten im Schlick des Wattenmeeres wurde mir bewusst, dass überall auf der Welt Unrecht geschieht, die Gerechtigkeit mit Füßen getreten wird, Kriege geführt werden, Menschen in Not und Bedrängnis leben. Doch in diesem kurzen Moment, barfuß im Schlick des Wattenmeeres, war mir alles egal. Es war einfach nur schön hier zu sein, ganz den Moment, das Jetzt zu spüren und zu genießen.

Im 6. Kapitel des Markusevangeliums motiviert Jesus seine erschöpften Begleiterinnen und Begleiter, mit ihm gemeinsam zur Ruhe zu kommen:

"Kommt mit an einen einsamen Ort, wo wir allein sind, und ruht ein wenig aus!"

Genau dies versuche ich jetzt in diesen zwei kommenden Wochen und wünsche auch Ihnen und Euch allen, eine gesegnete Urlaubszeit, planlos und erholsam.

Georg Steinmetz

Geistliches Wort - 29./30. KW 2020 - von Diakon Georg Steinmetz, KAB-Diözesanpräses und Leiter der Betriebsseelsorge, Augsburg

Von guten Mächten wunderbar geborgen …

Diese Zeilen schrieb Dietrich Bonhoeffer in großer Bedrängnis, abgeschnitten von seiner Verlobten und seiner Familie. Seine Geschichte kennen wir und werden beim Singen dieses Liedes in seine Botschaft der Hoffnung mit hineingenommen.

Die Zahlen der Infizierten mit dem unheimlichen Virus haben Gesichter bekommen, betroffene Menschen werden sichtbar.

Die Kerze, das Zeichen der österlichen Hoffnung leuchtet den Menschen, die von dieser unheimlichen Krankheit heimgesucht werden.

Ihre Botschaft gibt Zuversicht:


Von guten Mächten wunderbar geborgen,
erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist mit uns am Abend und am Morgen,
und ganz gewiss an jedem neuen Tag!

Einer, der gerade wieder das Leben lernen muss sagt mir in einem Telefonat:

Es ist keine verlorene Lebenszeit!

Diese Zeit war und ist für ihn schwer, sagt er.
Jedoch ist es eine Lebenszeit, die erst in der Rückschau ihren Sinn erkennen lässt.

Allen erkrankten Menschen wünschen wir auf diesem Wege einen guten Weg der Genesung, Schritt für Schritt dem Ziel eines guten Lebens entgegen!

In Vertretung erkrankter Kollegen,

Ihr Georg Steinmetz, KAB-Präses und Leiter der Betriebsseelsorge

Photos: Georg Steinmetz

Geistliches Wort - 27./28. KW 2020 - von Pastoralreferent Christian Dorn, Betriebsseelsorge Allgäu

Auf den Punkt gebracht

Manches Mal tut es uns gut, etwas auf den Punkt zu bringen. Im Alltag verzetteln wir uns immer wieder in vielen wichtigen und teils auch nicht ganz so wichtigen Gedanken. Da braucht es ab und zu eine Zuspitzung, ein Fokussieren, damit unser Blick wieder klarer und schärfer wird. Ein Meister darin ist der US-amerikanische Franziskanerpater Richard Rohr. Mit dem folgenden Text möchte er unseren Blick fokussieren:

„Jesus bringt es auf den Punkt. Kannst du das Abbild Christi selbst in den geringsten Brüdern und Schwestern erkennen? Dies ist für ihn das einzige Kriterium im Blick auf das Jüngste Gericht. Nichts über Gebote, nichts darüber, wie oft du in die Kirche gegangen bist, nichts über die Unfehlbarkeit des Papstes: einzig und allein unsere Fähigkeit wahrzunehmen. Sehen wir Christus in den geringsten Schwestern und Brüdern? Sehen wir Christus in denen, die bei unseren Erfolgsspielen nicht mithalten können? Sie stinken. Sie sind eine Landplage. Sie leben von Arbeitslosengeld, von unseren Steuergeldern und liegen uns auf der Tasche. Wenn wir in ihnen das Abbild Christi sehen, dann sehen wir wirklich.
Entweder wir sehen das Antlitz Gottes in allem Geschaffenen, oder wir sehen es überhaupt nicht. Solange wir immer noch versuchen, irgendjemanden auszuschließen – Kranke, Flüchtlinge, Sozialhilfeempfänger, Schwule (oder wen immer wir uns zu hassen entschieden haben) – so lange haben wir’s noch nicht. Wir verstehen noch nicht, worum es wirklich geht. Die Fähigkeit, Außenseiter zu respektieren, ist wahrscheinlich die Nagelprobe auf das wahre Sehen. Das hört auch bei den Feinden und bei den geringsten Schwestern und Brüdern nicht auf. Es erstreckt sich auf Frösche und Stiefmütterchen und Unkraut. Alles wird bezaubernd. Ein Gott, eine Welt, eine Wahrheit, ein Leiden, eine Liebe. Wir können nichts anderes tun, als daran teilzuhaben.“

 

Geistliches Wort - 26. KW 2020 - von Pastoralreferent Ulrich Hoffmann, KAB Kreispräses Iller-Donau

„Was für ein herrliches Leben hatte ich! Hätte ich es nur früher bemerkt!"

So schrieb die französische Schriftstellerin Collette, als sie auf ihr Leben zurückgeblickt hat. Ein überraschender Satz wenn man bedenkt, dass Collette im 20. Jahrhundert zwei Kriege miterlebt hat und dass sie es als Schriftstellerin nicht leicht gehabt hatte: Trotz ihrer großen Begabung musste sie das Pseudonym ihres Mannes nutzen, um als Autorin tätig sein zu können. Ihr Mann nutzte diese Lage in jeder Hinsicht aus – ein „herrliches Leben“?

Erst in der Rückschau und mit zeitlichem und innerem Abstand können wir bewerten, was wir in einer bestimmten Phase unseres Lebens erlebt haben.

Wir durchleben alle im Moment eine außergewöhnliche Zeit, sind damit beschäftigt den Alltag zu bewältigen, sei es an unseren Arbeitsstellen, sei es im Home-Office, sei es in der Familie zu Hause. Viele Sorgen und Ängste treiben uns um. Die Öffnungen, die nun langsam greifen, sind gefährdet – wie im Moment das Beispiel Gütersloh zeigt.

Im Tod ist Leben! In diesem „Geheimnis des Glaubens“ will Gott uns auch heute begegnen. Auch heuer, in diesem Juni 2020, obwohl wir in diesem Jahr – rein äußerlich betrachtet – Ostern und Pfingsten kaum feiern durften.

Besonders denke ich an Familien, die stark unter den Einschränkungen gelitten haben und leiden, weil ihre alten Angehörigen in Alten- oder Pflegeheimen nicht besucht werden konnten, weil Kinder und Jugendliche von ihren sozialen Kontakten abgeschnitten waren, Eltern einen kaum zu bewältigenden Spagat zwischen Homeoffice, Homework und Homeschooling zu betreiben hatten oder weil Besuchsreisen auch innerhalb Deutschlands nicht stattfinden sollten.

So froh wir da über die Erleichterung der Digitalisierung und der neuen Medien sind, sie bleiben doch ein schwacher Trost.

Und doch ist er da, Gottes herrlicher Sieg über das Leben. Und so wünsche ich Ihnen und uns, dass wir dieses herrliche Leben bemerken und mit offenen Augen die aufbrechende Natur wahrnehmen und die für viele erzwungene Entschleunigung auch als Chance sehen, uns auf das Wesentliche zu besinnen.

Geistliches Wort - 23./24. KW 2020 - von Peter Ziegler, KAB-Diözesansekretär, Augsburg

Pfingsten in außergewöhlicher Zeit

Wohl selten haben wir Pfingsten so dringend gebraucht wie gerade jetzt: Ein Fest, das

  • die Türen öffnet,
  • uns herausführt aus der Isolation
  • unser Miteinander in den Mittelpunkt stellt und
  • dafür sorgt, dass wir uns über Länder- und Religionsgrenzen hinweg verstehen…

Aber auch das: Ein Fest, das uns beseelt von dem zu erzählen, was uns bewegt: von all den Erfahrungen, die wir in den letzten Wochen und Monaten gemacht haben. Da gibt es spirituelle Erfahrungen, die nur möglich waren, weil die Eucharistiefeiern abgesagt waren; da tauchte Gott in all den kleinen Solidaritäten auf, die plötzlich möglich waren und da wurden Jugendliche deutschlandweit aktiv, als sie sich an Ostern am so bezeichneten „stillen flashmob“ beteiligten. Da sind Beziehungen wieder neu gewachsen und auch der eine oder andere Geistergottesdienst ließ den Geist überspringen…

Meine Bitte an Euch und Sie: Spüren Sie all dem nach, was da an Neuem entstanden ist und machen Sie aus dem, was alles nicht geht, eine Gegenbewegung aus dem, was alles möglich geworden ist…

…und erzählen Sie davon!

Wenn ich recht überlege, hat der Geist bereits in den vergangenen zwölf Wochen mehr bewirkt als wir je erwartet hatten. Und wir dachten, wir seien auf uns allein gestellt…

Wieviel mehr kann nun aus diesem Pfingstfest entstehen, wenn wir dem Geist zutrauen, unsere Welt aktiv zu verändern…

Ich freu mich drauf…

Geistliches Wort - 21./22. KW 2020 - von Hans Gilg und Christine Jesse

„Diese Corona-Krise dreht gerade alles um.“

So die Worte eines Betriebsrates in einem Betrieb, der gerade sehr gebeutelt wird. Er hat Angst um das Unternehmen und die Arbeitsplätze.

Anders eine Erfahrung, die mir Christine Jesse  zugemailt hat und  die ich gern hier weitergebe:

Eine kleine Einladung zu einem Perspektivenwechsel
Wieviel hat sich doch in den letzten Wochen verändert. Nicht immer ist es leicht Gewohnheiten aufzugeben. Es hat mich aber auch zum Nachdenken gebracht. Wenn ich jetzt in meiner Pfarrkirche den Gottesdienst besuchen will, muss ich mich anmelden und beim Eingang wird dies auch kontrolliert. Dann kommt die Desinfektionsspritze und zuletzt bekomme ich eine Nummer zugeteilt. Und die netten Mitarbeiter der Pfarrei achten auch darauf, dass ich meinen Platz auch wirklich an der nummerierten Stelle einnehme, die mir für den aktuellen Gottesdienst zusteht. Zum Glück bin ich bei Gott nicht nur eine Nummer sondern ein ganz wertvolles, einzigartiges Geschöpf. Mit diesem Verfahren komme ich nicht unbedingt an meinen Lieblingsplatz. Und es kann auch sein, dass meine Eltern ganz wo anders im Kirchenschiff verstreut sitzen. Das hat mich aber auch zu einem Perspektivenwechsel heraus gefordert, einfach mal zu sehen wie es mir an diesem zugewiesen Platz geht. Vielleicht entdecke ich dann auch andere Bilder oder Dinge der Ausstattung, die ich an meinem Stammplatz gar nicht sehe, weil ich ihnen meinen Rücken zeige oder sie verdeckt sind. Es kann aber auch eine Entdeckung sein, mit wem (wenn überhaupt) ich noch die Kirchenbank teile und ich so vielleicht jemanden sehe, den ich sonst noch nie gesehen oder wahrgenommen habe.

Perspektivenwechsel kann auch nicht schaden, wenn man sich einmal in einer Runde an einem anderen Platz setzt und nicht auf seinem Stuhl „kleben bleibt“. Das habe ich schon öfters bei diversen Veranstaltungen oder Weiterbildungen gemacht. Es lohnt sich einmal zu versuchen sich in die andere Person hinein zu versetzen. Das lässt manche Konflikte vermeiden. Wenn ich meine letzte Platzkarte anschaue, dann kann es je nach Blickwinkel eine 6 oder eine 9 sein. In diesem Fall war es aber eine 6 und ich bekam den entsprechenden Platz gezeigt.

Perspektivenwechsel  kann und sollte vielleicht auch manchmal im Berufsleben sein, wenn man versucht,  sich in die Rolle des Mitarbeiters oder Chefs hineinzuversetzen oder wie es z. B.  einer Verkäuferin an der Kasse geht, die viele Stunden dort mit Mundschutz auskommen muss und in anderen Berufen wo es gar nicht anders geht. Das gilt auch für die Verantwortungsträger in Kirche und Gesellschaft. Da möchte ich auch nicht in deren „Haut stecken“.

Einen letzten Perspektivenwechsel will ich auch noch bei Jesus machen. Er lädt ein zum Dienen und nicht zum Herrschen. Bei der Fußwaschung an seinen Jüngern macht er das ganz deutlich und wie er handelt. Lassen wir uns von ihm da anspornen.

Bilder und Text: Christine Jesse

Geistliches Wort - 19./20. KW 2020 - von Pastoralassistentin Dorothee Schindler, Betriebsseelsorge Allgäu

Das Coronavirus hat unseren Alltag auf den Kopf gestellt. Shutdown, Ausgangsbeschränkungen und vieles mehr haben über Wochen unseren Alltag bestimmt und tun es teilweise bis heute.

Langsam soll wieder „Normalität“ einkehren. Läden öffnen, aus Ausgangsbeschränkung wird Kontaktbeschränkung.

An Abstandsregeln, das Tragen von Mund-Nasen-Masken und Hygienemaßnahmen müssen wir uns gewöhnen.

Bei all dem Trubel und den Vorschriften fällt mir ein Vers aus dem Römerbrief ein:

„Der Gott der Hoffnung aber, erfülle euch mit aller Freude und Frieden im Glauben, dass ihr immer reicher werdet an Hoffnung durch die Kraft des Heiligen Geistes“ (Röm 15,13)

Ein Zeichen, das ich persönlich mit diesem Bild der Hoffnung verbinde, ist der Regenbogen. Ein Zeichen, das man in manchen Fenstern in den letzten Tagen entdecken kann. Der Regenbogen von Kindern gemalt, als Zeichen, dass alles gut wird. Ein Zeichen, das zu tiefst religiös ist.

In guter Hoffnung können wir alle sein, ganz egal ob Mann oder Frau, jung oder schon etwas älter, weil jeder von uns getragen ist in Gott. In „guter Hoffnung“ können wir sein, auch wenn es schwer fällt angesichts der enorm hohen Zahlen von Menschen, die an dem Virus erkrankt sind, Angesichts der Zahlen von Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit, der wachsenden Doppelbelastung zwischen Homeschooling und Homeoffice, uvm.

Jeder hat in diesen Tagen sein Päckchen zu tragen. Aber in all dem Trubel dürfen wird die positiven Dinge nicht vergessen.

Machen wir uns immer wieder bewusst, wir können in „guter Hoffnung“ sein. Lassen wir uns doch immer wieder dazu berufen, Gott einen Patz in dieser Freude zu geben, damit der Heilige Geist in unserer Zeit wirken kann. Geben wir Gott einen Platz, jeder und jede auf seine eigene besondere Art und Weise. Wenn wir selbst in guter Hoffnung leben, wenn wir füreinander ein Ohr haben am Telefon oder per Brief, wenn wir einander unterstützen und Nächstenliebe sichtbar werden lassen, wenn wir füreinander beten… Die Reihe könnte hier noch länger sein. Ich denke jeder und jede hat seinen ganz eigenen Weg, um diese Freude Gottes im Leben und gerade jetzt sichtbar werden zu lassen.

Ihnen allen wünsche ich einen gesegneten Monat Mai und viele Momente voller „guter Hoffnung“.

Ihre
Dorothee Schindler

Geistliches Wort - 17./18. KW 2020 von Diakon Erwin Helmer, Betriebsseelsorge Augsburg

Die Chancen der Corona-Krise

Eigentlich haben wir die jährliche Fastenzeit schon hinter uns, Trotzdem verfolgen uns die Worte „Quarantäne“, Ausgehsperre und Coronakrise weiter auf Schritt und Tritt.

Das Wort „Quarantäne“ kommt aus dem Italienischen „quarantina“ oder auch Französischen „quarantaine“ und bedeutet „vierzig“. Im Mittelalter bereits wurde eine 40-tägige Absonderung wegen möglicher Seuchen ausgeübt. Ursprünglich geht das Wort auf biblische Ereignisse zurück. 40 Tage war Mose auf dem Sinai, bevor ihm Gott Jahwe die 10 Gebote - in Stein gemeißelt - offenbarte. 40 Tage fastete Jesus Christus in der Wüste, er widerstand dem Versucher, um dann, bestens vorbereitet, das Reich Gottes zu verbreiten. Die Zahl „40“ markiert also im christlich-jüdischen Verständnis eine erfüllte, eine abgeschlossene Zeit. Eine besondere Zeit der Vorbereitung, eine Zeit der Erwartung, eine Zeit der Selbstvergewisserung. Jesus beginnt nach der „Quarantäne“ mit der Verkündigung des Reiches Gottes: „Kehrt um und glaubt an das Evangelium!“ Er beruft sofort danach die ersten Jünger, er lässt sich durch Johannes im Jordan taufen und der Geist Gottes kam auf ihn herab.

Was aber kann diese „Corona-Quarantäne“ für uns heute bedeuten? Auch wenn wir diese Quarantäne so nicht geplant haben, kann sie uns doch eine Menge Erkenntnisse bringen. Was haben wir erfahren und was lernen wir daraus?

Aus der Krise lernen

Krisen sind Prüfungen, Krisen sind Chancen. Nach der ersten Schockstarre haben die Menschen ihre Kreativität wieder gefunden. Vieles wurde uns neu bewusst, vieles wird in unserem „kollektiven Gedächtnis“ bleiben. Und sicher werden die nächsten Jahre von diesen Erfahrungen geprägt sein. Zum Beispiel die Erfahrung, wie wichtig der persönliche und menschliche Kontakt, die offene und herzliche Begegnung mit Menschen ist und ebenso ein gesundes Umfeld in Familie und Verwandtschaft, mit den Nachbarn, mit alten und neuen Freunden und Bekannten. Diese Kultur muss allerdings - auch in besseren Zeiten – gepflegt werden. Es besteht noch Hoffnung, dass diese Welt durch die tiefe Erfahrung, wie verletzlich alles sein kann, jetzt neu entdeckt, was wesentlich und gut für das Leben ist. Respektvoller Umgang miteinander; dankbare Wertschätzung von Menschen, die uns – wie selbstverständlich - beliefern und umsorgen; Rücksicht auf die Nachbarn, auf die Älteren und Vorerkrankten; die Pflege von Gemeinschaft, Festen und Feiern. Am Ende der Krise werden wir alle  spüren: „Wir haben diese Krise gemeinsam gemeistert. Jeder und jede waren wichtig, um das Ziel zu erreichen.“ Das schweißt die Gesellschaft zusammen.

Die Wertschätzung der Arbeit

Ich weiß nicht, ob Sie es gemerkt haben, aber es wird weniger gemeckert. Kein Mensch kommt in der Krise auf die Idee, sich groß über Dieses und Jenes zu beschweren. Das Schimpfwort „schlechter Service“ existiert so nicht mehr, weil alle wissen: jetzt sind wir aufeinander angewiesen, jetzt kommt es auf jeden an. Und plötzlich geschehen kleine Wunder! Arbeit, die sonst kaum beachtet und wenig geschätzt wird, erfährt plötzlich eine Wahrnehmung, die vor kurzem noch kaum präsent war. Die Postbotin hört ganz neue Töne, wie „Danke für Ihren Dienst bei Wind und Wetter“. Der LKW-Fahrer wird dankbar hupend von Autofahrern begrüßt, Die Kassiererin im Supermarkt bekommt einen freundlichen Blick kostenlos geschenkt und noch dazu den ernstgemeinten Wunsch „Bleiben Sie gesund!“. Das Pflegepersonal erfährt Lob, Respekt und die Zusage: „Wir werden euch besser bezahlen!“ Die Reinigungsfrauen, die dem Virus an den Kragen gehen, erleben größte Hochachtung. Tausende von Freiwilligen engagieren sich trotz Ansteckungsgefahr in notwendigen Diensten. Was ist los in Deutschland? Hier scheint der Himmel nicht mehr weit. Darüber freuen wir uns als Betriebsseelsorge, KAB und CAJ, denn die „Wertschätzung der Arbeit“ - besonders der einfachen und oft übersehenen Arbeit – gehört zu den großen Themen unserer Bewegung. Arbeit hat göttliche Würde, weil der, der sie verrichtet, Person ist – so sagt uns die Soziallehre der Kirche.

Die Schöpfung Gottes hat eine Atempause

Durch die Coronakrise kommen wir ganz neu zum Denken. Zwar drohen nicht unerhebliche wirtschaftliche Schäden, die aber durch die Politik großzügig aufgefangen werden sollen. Und zweifellos profitieren in dieser Krise diesesmal weniger die Großkonzerne und Spekulanten, sondern eher Umwelt und Natur, unsere Lebensgrundlagen. Plötzlich können wir unsere Klimaziele für 2020 und 2021 wieder erreichen, plötzlich macht die Vergiftung der Erdathmosphäre durch Abgase, CO-2-Emissionen und Verkehr eine Pause, plötzlich kann die Schöpfung einmal tief durchatmen. Vielleicht können wir daraus für die Zukunft lernen, unsere Mobilität einschneidend zu verändern. Viele haben jetzt Home-Office eingerichtet und können sich Wege sparen. Urlaub im Inland und in der Region wird nicht nur in Österreich den eigenen Bürgern empfohlen. Jetzt gilt es umzusteuern und die Chancen zu nutzen für einen zukunftsfähigen Lebensstil. „Nachhaltig leben und arbeiten“ war und ist ein Schwerpunkt der KAB.

Welthandel ja – aber sozialer und ökologischer

Wir haben auch gelernt, dass der Welthandel nicht der Ideologie der total freien Märkte überlassen werden darf. Marktwirtschaft ja, aber nicht um jeden Preis. Zentrale Branchen der Wirtschaft müssen stärker reguliert werden. Wir haben ein starkes aber wir brauchen ein noch stärkeres Gesundheitssystem, das hauptsächlich von der öffentlicher Hand reguliert wird und das unabhängig vom Ausland agieren kann. Notwenige Intensivbetten, Krisenpläne und gesicherte Grundversorgung für alle muss das Ziel sein. Unterfinanzierte Krankenhäuser passen nicht in unsere Demokratie. Ebensowenig wie ausgegliederte, prekäre und unterbezahlte Arbeitnehmer.

Deshalb stehen wir an der Seite der Beschäftigten in der Pflege.

Alles hängt mit allem zusammen, deshalb müssen auch die Bedingungen für einen offenen Welthandel nun neu justiert werden. Wenn die Schleusen der Weltwirtschaft wieder geöffnet werden, müssen alle Geschäfte an die Einhaltung der Menschenrechte gebunden werden und insgesamt viel sozialer und ökologischer werden. Das neue „Lieferketten-Gesetz“ liegt bereits in den Schubladen des Entwicklungsministeriums. Die KAB-Deutschlands und unser „Weltnotwerk“ unterstützen aktiv diese Initiative. Bereits im Koalitionsvertrag wurde ein Lieferkettengesetz angekündigt. Wird es beschlossen, dann könnte das dem fairen und gerechten Welthandel einen Schub geben, denn fairer Welthandel ist das Gebot der Stunde. Nur faire und anständige Geschäftspartner sollen im Welthandel Zukunft haben, dafür stehen wir ein.

Demokratie hat sich bewährt

Erfreulich erscheint auch, dass die Politik und das demokratische Gemeinwesen in dieser Zeit der Krise einen vernünftigen Weg gewiesen hat. Es hat sich bewährt, dass wir in Deutschland eine funktionierende Demokratie haben, in der offen diskutiert werden kann. So wurde die Kompetenz der Virologen und Gesundheitsspezialisten ebenso wie das Wissen der weltweit agierenden Politiker in die beschlossenen Maßnahmen integriert. Momentan profitieren davon vor allem die regierenden Parteien, aber gleichzeitig kommen sachliche  Kritiker zu Wort und tragen trotz oft gegenläufiger Parteiinteressen die zentralen Maßnahmen mit. Ein Lehrstück für die freiheitliche Demokratie! Auch diese Erfahrung kann unsere parlamentarische Arbeit in Zukunft weiser und damit stabiler machen.

Betet für die Corona-Kranken!

Nicht vergessen möchte ich allerdings, dass auch aus unseren Kreisen mehrere Menschen mit Corona infiziert waren und sind. Einige waren sehr krank. Für sie und für alle Kranken wollen wir weiterhin beten. Im Vertrauen auf den Gott des Lebens, der uns in Jesus Christus den Weg der Hoffnung und der Liebe gewiesen hat.

Geistliches Wort - 15./16. KW 2020 - von Pastoralreferentin Martina Berndt-Hoffmann, Betriebsseelsorge Weißenhorn

„Ostern findet ja dieses Jahr nicht statt…“

Dieser Satz fiel neulich beim Essen in der Familienrunde. Und er geht mir bis heute nach. Es stimmt schon, Ostern findet heuer nicht statt wie wir es gewohnt sind. Wir feiern nicht zusammen in Gemeinschaft die Gottesdienste von Gründonnerstag bis Ostermontag, wir müssen auf Besuche bei Verwandten oder Freunden verzichten. Für uns als Familie bedeutet es, dass wir nicht wie seit vielen Jahren mit der Gemeinschaft der Missionsbenediktinerinnen in Bernried die Kar- und Ostertage leben und feiern dürfen.

Und trotzdem wird es Ostern werden…

Aber wie – frage ich mich. Wie kann ich das, was ich über viele Jahre an den Kar- und Ostertagen erlebt und „geübt“ habe, auch in diesem Jahr weiterleben? Das Internet und das Fernsehen geben mir die Möglichkeit, die Gottesdienste mitzufeiern, auch Texte für Hausgottesdienste gibt es.

Am Karfreitag will ich mich außerdem „einklinken“ in das klösterliche Gebet der Klagepsalmen und biblischen Klagelieder. Mit hinein nehmen in dieses Gebet werde ich in Gedanken alle, die Schweres zu tragen haben:

o   alle, die schwer am Corona-Virus erkrankt sind oder an einer lebensbedrohlichen Krankheit leiden,

o   alle, die um einen geliebten Menschen trauern,

o   alle, die unter erschwerten Bedingungen ihre Arbeit im Dienst an anderen Menschen leisten,

o   alle, die in Kurzarbeit sind und finanzielle Nöte haben,

o   alle, die um ihren Arbeitsplatz fürchten oder ihn bereits verloren haben,

o   alle die auf der Flucht sind,

o   alle, die unter Krieg und Gewalt leiden….

Und Ostern?

Dafür trage ich ein Hoffnungsbild in mir, das ich auf einem Spaziergang entdeckt habe: Veilchen, die ungeplant, vielleicht sogar unerwünscht, aus einer Mauerritze mit wenig Erde zum Blühen gekommen sind. Diese Blumen sind kleine Widerstandskämpfer, die mich an die österliche Hoffnung erinnern.

Ostern lässt mich auch in diesem Jahr hoffen: das Kreuz ist nicht das Ende. Das Leben ist stärker. Ostern findet dieses Jahr doch statt!

Vielleicht haben Sie, liebe Leser und Leserinnen, auch Hoffnungsbilder, die sie begleiten oder Erlebnisse, die sie etwas von der Bedeutung von Ostern spüren lassen? Dann schreiben Sie mir doch davon in einer Mail (betriebsseelsorge.iller-donau@kab-augsburg.org) Ich freue mich auf eine Nachricht von Ihnen.

Martina Berndt-Hoffmann, Betriebsseelsorge Iller-Donau

Segensgebet von Pfarrer Mathias Zimmermann.

Geistliches Wort - 13./14. KW 2020 - von Diakon Georg Steinmetz, KAB-Diözesanpräses Augsburg

Habt Mut und lebt aus der österlichen Hoffnung!

Die Natur grünt und blüht, der Weißdorn kündet den Frühling. Überall auf den Bäumen zwitschern die Vögel ihre wunderbare Melodie. Es scheint alles so friedlich und schön. Dennoch kämpfen viele Menschen, um ihre Gesundheit wieder zu erlangen. Viele kämpfen mit der Einsamkeit und innerer Leere. Es fühlt sich eigenartig an, denn ein unsichtbares Virus lähmt unser Leben. Wir sind aufgerufen herunterzufahren, das Leben neu zu sortieren, achtsam mit Nähe und Distanz umzugehen. Jetzt sind jene gefragt für uns da zu sein, die sonst nicht gesehen werden:

- Menschen in Kliniken, Pflege- und Altenheimen,

- diejenigen, die dort für kleines Geld sauber machen,

- Menschen, die Regale befüllen und an den Kassen sitzen,

- diejenigen, die Tag für Tag unsere Waren mit ihren LKW's an die Geschäfte liefern,

- jene, die unseren Müll dahin bringen, wo er hingehört,

- diejenigen, die uns mit Wasser und Energie versorgen,

- Menschen aus fernen Ländern, die unsere Senioren begleiten und unsere Früchte ernten …

Die Welt ist wie umgekrempelt, denn nicht die großverdienenden Manager und Börsenspekulanten sind systemrelevant, sondern die dienenden Menschen des Alltags mit kleinen Einkommen. Lernen wir daraus, auch ihnen mehr zu geben, um mit einem auskömmlichen Einkommen nach der Krise die finanziellen Sorgen zu lindern?

Mehrfach haben wir als Fernfahrerseelsorger die Fahrer aus den fernen Ländern eingeladen, mit uns gemeinsam eine Lenkpause einzulegen. Für unser Bistum hatten wir uns den Karsamstag Vormittag ausgesucht, wieder zu ihnen zu gehen, ihnen einen Osterhasen aus Schokolade und gute Worte mit dem Kreuzchen des Segens für das Fahrerhaus mitzugeben. In diesem Jahr können wir es nicht. Leider!

Pfarrer Matthias Zimmermann, der für die Kirche der Rastanlage im Hegau zuständig ist, hat uns ein besonderes Segensgebet zugesandt. Bleiben wir im Gebet verbunden, denn der Glaube öffnet unsere trüben Augen, gibt Hoffnung und Zuversicht! Ich wünsche Ihnen und allen, die Ihnen am Herzen liegen, die Sie liebend umarmen möchten, Gottes reichen Schutz und Segen in dieser österlichen Bußzeit.

Kommen Sie gesund an Leib und Seele durch diese Zeit der Wandlung.

Ihr Georg Steinmetz, KAB-Präses und Leiter der Betriebsseelsorge

Geistliches Wort - 10./11. KW 2020 - von Pastoralreferent Thomas Hoffmann, Betriebsseelsorge Weißenhorn

Braucht`s das denn überhaupt noch?

Braucht`s das denn überhaupt noch? Mit dieser Frage laden wir von der Betriebsseelsorge zusammen mit dem evangelischen KDA und der Gewerkschaft NGG (Nahrung, Genuss, Gaststätten) zu einem Seminar ein. Wir fragen, braucht`s das denn überhaupt noch? Brauchen wir noch Kirchen, Gewerkschaften?

Wie beantworten Sie für sich diese Frage? Ist Ihre Antwort ein klares Ja, ein klares Nein? Schwanken Sie? Welche Gründe bewegen Sie zu Ihrer Antwort?

Die KAB hat gerade ihre Werbekampagne gestartet. Auch da die Frage, braucht es sie noch, die KAB? Diese Frage stellt sich denen, die sich in der Werbekampagne engagieren, hinsichtlich der eigenen Motivation und im Blick darauf, was sie anderen an Gründen vermitteln wollen.

Beim Nachdenken über meine persönliche Antwort auf diese Fragen ist mir eine kleine Geschichte eingefallen, die Fulbert Steffensky erzählt.  Seine Mutter, so schildert er, hat ihm als Kind stets ein Kreuzzeichen auf die Stirn gemacht. Es hat zum Morgen gehört „wie das Butterbrot“. Ein formelhaftes, wenig bedachtes Ritual, das plötzlich Gewicht bekommen hat, als ein schwerer Abschied anstand. Das Kreuzzeichen auf die Stirn „war wie eine Wüstenpflanze, die tot schien und nun aufgewacht war, nachdem sie das Wasser der Trauer und der Sorge bekommen hatte. Dies aber war nur möglich, weil meine Mutter es lange geübt hatte“. Man kann es „nicht erst dann erfinden, wenn man es braucht, wie der Moment des Ertrinkens ungeeignet dazu ist, schwimmen zu lernen.“

Was heißt das für die Frage, braucht es denn die Kirche, die KAB, die Gewerkschaft noch? Vielleicht kommen sie uns auch oft vor wie Wüstenpflanzen, in denen kein Leben zu sein scheint. Und vielleicht erleben wir in Betriebskrisen, in unserer Sehnsucht danach, wie gutes, gerechtes, solidarisches Miteinander gelingen kann: Gut dass meine Sorgen und meine Sehnsucht Räume und Menschen finden, und das weil es die Gewerkschaft, weil es die KAB, weil es die Kirche gibt.
KAB, Gewerkschaft, Kirche erst zu erfinden, wenn ich, wenn wir sie brauchen, geht nicht.

Geistliches Wort - 8./9. KW 2020 - von Gemeindereferentin Regina Wühr, Geistliche Begleiterin der KAB, Diözese Augsburg

Die fünfte Jahreszeit

In diesen Wochen erreicht der Fasching, auch die fünfte Jahreszeit genannt, seinen Höhepunkt. In zahlreichen Karnevalssitzungen werden Politik und Politiker satirisch aufs Korn genommen, in den Karnevalshochburgen rollen die Faschingsumzüge durch die Straßen, es gibt Maskenbälle und der Krapfenumsatz der Bäcker kann sich sehen lassen. Am Faschingsdienstag schließen viele Geschäfte bereits um 14.00 Uhr, viele Arbeitgeber geben ihren Angestellten sogar den ganzen Tag frei und die Kinder haben sowieso die ganze Woche Faschingsferien.

Provokative Frage: Ist diese Art des Feierns noch zeitgemäß in einer Gesellschaft, in der jeder, der will, beinahe jederzeit und an jedem Ort feiern und Party machen kann? Zugegeben: der Fasching hat sehr vielfältige und alte Wurzeln, nachzulesen in der freien Enzyklopädie Wikipedia, vor allem aber bot er vor dem Beginn der Fastenzeit am Aschermittwoch noch einmal die Gelegenheit, unter der Maske so richtig zu feiern und über die Stränge zu schlagen, ehe leiblichen Genüssen bis Ostern vor allem in katholischen Gegenden zu entsagen war. Noch einmal: braucht es die fünfte Jahreszeit als Vorläufer der Fastenzeit in einer weitgehend säkularen Gesellschaft wie der unseren noch, die – wenn überhaupt – sich eine Fastenzeit weniger aus religiösen denn aus diätetischen oder nachhaltigen Gründen auferlegt?

Ich meine ja. Gerade, weil es in unserer Gesellschaft genug sozialpolitische Probleme gibt wie z.B. fehlende Wohnungen, den Pflegenotstand, die größer werdende Kluft zwischen Gut- und Schlechtverdienenden, um nur einige von ihnen zu nennen  – gerade deswegen braucht es mit der fünften Jahreszeit die Erinnerung daran, dass wir das Leben dennoch genießen und feiern dürfen. Das heißt (gerade für uns Christen) nicht, die oben genannten Schwierigkeiten aus dem Blick zu verlieren, sondern mit aller Kraft an der Verbesserung der Lebensumstände mitzuwirken; man muss das eine tun ohne das andere zu lassen. Diesen symbolischen Sinn könnte man sogar hinter dem vor allem im südlichen deutschsprachigem Raum verbreiteten wilden Treiben mit furchterregenden Masken sehen, denn mit ihm soll der Winter und die bösen Geister, die für alles Lebensfeindliche stehen, ausgetrieben werden, damit das Gute wie das wachsende Licht Raum gewinnen kann.

Das ist ganz im Sinne dessen, den das alttestamentliche Buch der Weisheit als „Freund des Lebens“ bezeichnet (Weisheit 11,26).

In diesem Sinne ein dreifaches Helau!

Geistliches Wort - 6./7. KW 2020 - von Diakon Georg Steinmetz, KAB-Diözesanpräses Augsburg

Wenn ihr in ein Haus kommt, so sagt als Erstes:
Friede diesem Haus!

Ein paar Wochen ist es her, da zogen die Sternsinger durch die Straßen und Orte. Mit Kreide schreiben sie zu Beginn jedes neuen Jahres den Segenswunsch an die Haustür: Jesus möge dieses Haus schützen und segnen. Der Friede soll in dieses Haus einkehren. Dieser Brauch gründet im Auftrag Jesu, aufzubrechen und dahin zu gehen, wo auch er hin gehen möchte. Die 72 Jünger brechen zu zweit auf. Nichts haben sie dabei, wie uns Lukas in seinem 10. Kapitel erzählt. Sie gehen wie Schafe mitten unter die Wölfe, ohne Geld, Vorratstasche und Schuhe. Doch eines nehmen sie zu den Menschen mit: „Wenn ihr in ein Haus kommt, so sagt als Erstes: Friede diesem Haus!“

Das ist mehr Wert, als alles Geld der Erde: „Friede diesem Haus!“

Nehme ich jeden Tag diesen Auftrag ernst, wenn ich aufbreche in einen neuen Tag? Der Segenswunsch steht sichtbar an der Schwelle vieler Häuser, Wohnungen, Arbeitsstellen, Fabrikhallen, Büros, Bahnhöfen, sogar unsichtbar über mancher Autotür.

Wenn ich die Klinke in der Hand spüre und dabei kurz innehalte, dann kann ich diesen Frieden bewusst mit hineinnehmen. Es wirkt Wunder, wenn dieses kurze Innehalten, dieses kurze Gebet, dieses Vergewisserns unserer Berufung, uns Schritt um Schritt begleitet. Dann erschließen sich neue Welten, die unser und das Leben unserer Mitmenschen erträglicher machen. Dann können Stärken und auch Schwächen aus einem anderen Blickwinkel betrachtet werden. Im friedlichen Umgang miteinander werden Freude und Gelingen aufleuchten. Mit dieser Grundhaltung des Friedens, können riesige Konflikte im Kleinen, wie auch im Großen weltweit, ganz neue Wege zueinander erschließen.

Am letzten Tag dieses Monats, dem Schalttag, werden wir auf die Straßen, in die Gemeinden und Betriebe gehen. Wir geben dort unsere Botschaft der Solidarität in der Arbeitswelt weiter und werben damit um Partner für diesen Auftrag.

Friede fängt bei mir an und wird leichter gelingen, wenn ich mit anderen Menschen gemeinsam unterwegs bin, auch in der Arbeitswelt, auch in und mit der KAB!

Übrigens: Die 72 Jünger kamen zurück und berichteten sich gegenseitig was sie erlebt hatten voller Freude!

Geistliches Wort 4./5. KW 2020 von Pastoralreferent Andreas Kohl, Betriebsseelsorge Weilheim

Zum Licht für andere werden

„Die schwierigste Zeit sind die Wochen nach dem Fest. Da müssen wir dann die Bewohner trösten, die von ihren Kindern an Weihnachten nicht besucht wurden.“ Die Altenpflegerin im Seniorenheim hat mir das erzählt, und ich musste daran in den vergangenen Wochen immer wieder denken. Die Vorstellung macht mich ganz traurig: Alte Menschen sitzen allein in ihrem Zimmer und warten voller Sehnsucht auf den Besuch von Familienangehörigen. Aber es kommt niemand. Wie furchtbar! Altersarmut heißt leider oft auch: Alte Menschen sind arm an Beziehungen und Kontakten. Ich war froh, von der Altenpflegerin zu hören: Die Einsamkeit vieler alter Leute wird vom Pflegepersonal gesehen. Die meist hochmotivierten Frauen und Männer in den Pflegeberufen, ob im Heim oder im häuslichen Pflegedienst, versuchen, so gut es geht, auf diese Not einzugehen: Sie hören zu, sie setzen sich für ein paar Minuten zu jemandem, trotz Hektik und immer höheren Anforderungen in ihrem Arbeitsbereich.

Von zwei alten, wartenden Menschen erzählt auch der biblische Text zum Fest „Darstellung des Herrn“, das in der katholischen Kirche am 2. Februar gefeiert wird. Dass die beiden Alten, Simeon und Hanna, sich einsam fühlen würden: Darüber ist im Text nichts zu lesen. Aber sie warten, jeder auf seine Weise, auf die Erfüllung einer großen Sehnsucht ihres Lebens. Und tatsächlich wird das sehnsüchtige Warten am Ende durch einen Besuch erfüllt: Maria und Josef besuchen mit dem Jesuskind den Tempel von Jerusalem, um es Gott „darzustellen“, wie es das jüdische Gesetz verlangte. Und der greise Simeon erkennt bei dieser Begegnung im Tempel die wahre Größe des kleinen Kindes: Jesus ist das Heil und das Licht der Welt.

Wenn am Abend des 2. Februar nach altem Brauch Lichterprozessionen abgehalten werden, feiern Christen Jesus als das Licht, das die Dunkelheiten unseres Lebens hell macht. Christen sollen in seiner Nachfolge aber auch selber Licht werden, anderen leuchten und sie froh machen. Wie das gehen könnte? Wie wär’s zum Beispiel mit dem Besuch bei einem alten Menschen?

Geistliches Wort - 2./3. KW 2020 - von Pastoralreferent Christian Dorn, Betriebsseelsorge Allgäu

Mensch sein

Krippendarstellungen gibt es viele. In einigen wirken die Figuren etwas  entrückt und vergeistlicht. Bei Polykarp Ühlein kommen uns Maria, Josef und das Kind Jesus eher menschlich entgegen. Genau darum dreht sich Weihnachten: Gott wurde Mensch. Und das hat Konsequenzen, die der verstorbene Augsburger Theologe Rudolf Kilian einmal so beschrieben hat:

Da Gott Mensch geworden ist, sind wir als Menschen in unserer Menschlichkeit angenommen. Wir müssen keine Übermenschen sein, sondern nur Menschen. Aber genau das müssen wir: Menschen sein!
Gott finden wir nicht in diesem oder jenem Außerordentlichen.
Den menschgewordenen Gott finden wir nur im Menschlichen. Indem, wie wir uns selbst annehmen, so wie wir sind, indem, wie wir einander annehmen, so wie wir sind, muss ich unsere Menschlichkeit, muss sich unser Christsein bewähren.

Nur wenn wir menschlich mit uns selbst umgehen, nur wenn wir menschlich miteinander umgehen, sind wir wirklich Menschen, sind wir Christen. Es gibt für uns keinen anderen Weg zu Gott als den über unsere eigene Menschlichkeit und den über die Menschlichkeit zu unseren Mitmenschen.

Menschlich mit sich selbst und menschlich miteinander umgehen – das ist uns von Weihnachten her aufgegeben. Es geht darum, uns selbst und die anderen als Menschen anzunehmen. Nicht nur die, mit denen wir gut können, die mit uns auf einer Linie sind, die unsere Sichtweisen teilen, die mit unseren Urteilen und Bewertungen übereinstimmen. Nein, auch die anderen sind gemeint. Das macht Weihnachten zu einer Herausforderung. Doch darunter ist es nicht zu haben.

Geistliches Wort - 52./1. KW 2019/20 - von Pastoralreferent Ulrich Hoffmann, KAB-Kreispräses Iller-Donau

Familie, das ist auch nicht mehr das, was sie einmal war

Stimmen Sie diesem Satz zu?
Dann verbinden Sie damit vermutlich das traute Bild einer Kleinfamilie, wie es im vergangenen Jahrhundert als der „Normalfall“ von Familie galt: Ein verheiratetes Paar mit einem oder mehreren Kindern. Das war jedoch zumeist ein idealisiertes Bild. Die gesellschaftlichen Familienleitbilder sind in steter Veränderung. Neben der Normfamilie gibt es mit wachsender Tendenz die Patchworkfamilie. Es gibt Stief-, Adoptiv-, Regenbogen- und Pflegefamilien, nicht zuletzt Familien mit nur einem Elternteil. Die Erscheinungsformen sind also vielfältiger geworden als vor Jahren.
Der Wert der Familie für die Menschen ist bei allen Umbauerscheinungen dennoch ungebrochen hoch. Für den Großteil der Bevölkerung stellt die Familie den zentralen Lebensbereich dar.
Fast jeder Mensch hat eine Familie. Man kann sie sich nicht aussuchen und bleibt ein Leben lang in irgendeiner Weise mit ihr verbunden. Heile Welt gab und gibt es wohl in den wenigsten. Familien können Menschen viel Lebensförderliches mit auf den Weg geben. Sie können aber auch Entwicklungen behindern. Familie kann bergendes Nest sein, in das man gerne zurückkommt, auch wenn man bereits ausgeflogen ist. Familie kann aber auch Bremsklotz sein.

Jesus hat in einer ganz konkreten Familie seine prägenden Lebensjahre verbracht. Er ist nicht vom Himmel gefallen und hat auch nicht gleich alles gewusst und gekonnt. Er musste lernen wie wir alle. Seine wichtigsten Bezugspersonen waren Josef und Maria und wohl noch andere aus seiner Sippe. Von ihnen hat er gelernt, was er zum Leben brauchte. Er hat als Kind seines Volkes mitbekommen, was es heißt, sein Leben auf Gott auszurichten, sich von Gott führen zu lassen, auf Gott zu vertrauen.

Bei der Predigt zu seiner Amtseinführung im März 2013 hat Papst Franziskus gesagt: „In den Evangelien erscheint Josef als ein starker, mutiger, arbeitsamer Mann, aber in seinem Innern zeigt sich eine große Zärtlichkeit, die nicht etwa die Tugend des Schwachen ist, nein, im Gegenteil: Sie deutet auf eine Seelenstärke hin und auf die Fähigkeit zu Aufmerksamkeit, zu Mitleid, zu wahrer Öffnung für den anderen, zu Liebe. Wir dürfen uns nicht fürchten vor Güte, vor Zärtlichkeit!“ Man kann annehmen, dass Güte und Zärtlichkeit zu Jesu Familienerfahrungen gehört haben. Sie haben sein Vaterbild, sein Gottesbild und damit seine Verkündigung geprägt. Jesus hat in seiner Familie und wohl auch in der Dorfgemeinschaft gelernt, dass Glaube Gemeinschaft braucht.

Familie, das ist nach Jesu Verständnis nicht mehr das, was sie einmal war. Denn wer Jesu Wort hört und sein Leben auf Gott ausrichtet, gehört zur großen Menschheitsfamilie Gottes, die alle Grenzen entgrenzt.

Ulrich Hoffmann

KAB-Präses Illerdonau und Senden/Iller
Präsident des Familienbundes der Katholiken

Geistliches Wort - 50./51. KW 2019 - von Peter Ziegler, KAB-Diözesansekretär, Augsburg

Vom Beschenkt werden…

Erst wenige Tage liegt der Nikolaustag zurück – der Anlass für viele, Kindern etwas zu schenken. Das ist eine schöne Erfahrung, denn Kinder freuen sich noch ganz spontan, wenn sie etwas geschenkt bekommen. Ich tu mir da schon etwas schwerer: „nur nichts schuldig bleiben“ oder „nur niemandem verpflichtet sein“ und was der Gedanken mehr sind. Ich glaube, das hängt mit unserem gestiegenen Individualismus zusammen – ich möchte mich nicht abhängig machen, und sei es nur, indem ich dankbar sein „muss“. Vielleicht sogar damit, dass wir in unserer Gesellschaft stärker – und bisweilen ausschließlich – auf uns selbst schauen.

 

Dabei sollte es doch ganz anders sein: Wenn ich unseren Glauben ernst nehme, sollte ich mich bedingungslos beschenken lassen können. Und ich sollte das ebenso bedingungslos auch selbst tun. Und da bin ich schon weiter: was ist eigentlich der wahre Grund meines Schenkens – tue ich das von ganzem Herzen oder aus strategischer Vernunft. Wenn das Herz dabei ist, ist der Wert des Geschenks vollkommen egal. Ich befürchte, dass auch ich immer wieder eher den Traditionen folge (was man tut) und weniger dem, was mir mein Herz sagt.

Schade eigentlich…

Geistliches Wort - 48./49. KW 2019 - von Pastoralreferent Hans Gilg, Betriebsseelsorge Augsburg

Ich sehe Dich

Vor kurzem hat mich eine Betriebsrätin darauf aufmerksam gemacht , wie man sich in dem Spielfilm „Avatar“ begrüßt: Nicht mit „Hallo“ oder „Grüß Gott“, sondern mit dem schönen Satz „Ich sehe Dich“.

Ich sehe Dich - nicht als Kostenfaktor oder um Dich zu kontrollieren. Nein, ich sehe Dich als Mensch.

Ich sehe Dich mit deinen Stärken und Schwächen. Ich sehe Dich als starke Verbündete und ich sehe Dich als Schutzbedürftigen.

Ich sehe Dich – und bringe Dir Wertschätzung entgegen, weil Du wertvoll bist und eine Würde hast.

Bei allem Vorangehen in unserer modernen Gesellschaft, darf niemand zurück gelassen werden. Auch für die Schwächsten muss der Satz gelten: Ich sehe Dich.

Geistliches Wort - 46./47. KW 2019 - von Pastoralreferentin Dorothee Schindler, Betriebsseelsorge Allgäu

„Ein bisschen so wie Martin, möchte ich manchmal sein. Nur ein bisschen klitzeklein, möchte ich wie Sankt Martin sein.“

Ein Kinderlied, dass auf vielen Martinsumzügen, in der Kindergärten  und Schulen gesungen wird.

Der Soldat Martin teilt seinen roten Mantel mit einem Bettler. Die Begegnung am Stadttor von Amiens im Jahre 334 führt bei Martin zu einer Lebenswende: Der spontan gefasste und konsequent ausgeführte Entschluss zum Teilen markiert im Leben Martins auch den endgültigen Schritt zur Taufe. Zwei Jahre später scheidet Martin aus dem Heeresdienst aus: Germanische Heere hatten den Rhein überschritten. Der römische Kaiser ließ sein Heer bei Worms sammeln und die üblichen Geld-geschenke an die Offiziere verteilen. Ein Geschenk, bevor es in den Kampf geht. Man könnte es auch als Motivation sehen, sich für den Kaiser ins Zeug zu legen. 

Als junger Offizier mit vermutlich 20 Jahren,  trat Martin bei dieser Gelegenheit vor den Kaiser und sprach: „Bis heute war ich dein Soldat. Ich möchte künftig Soldat Gottes sein. Dein Geschenk mag bekommen, wer in die Schlacht ziehen will. Mir ist es als Soldat Christi nicht erlaubt zu kämpfen.“

Mit anderen Worten: „Deine Prämie zahl dem, der für dich kämpfen möchte.“ Oder doch: „Ich lasse mich nicht kaufen. Ich bin nicht bestechlich.“

„Ja“ sagen zum Leben und dessen Schutzbedürftigkeit, „Nein“ zur Gewalt, zu falschen Autoritäten und ungerechtfertigten Ansprüchen.

Kommt uns das heute nicht bekannt vor?
Gerade im Blick auf die Arbeitswelt.

  • Ja sagen zum Leben.
  • Ja sagen zu menschenwürdiger Arbeit.
  • Ja sagen zu fairem Lohn.
  • Ja sagen zu fairen Arbeitsbedingungen.
  • Ja sagen zu Fairness am Arbeitsplatz.

Geistliches Wort - 44./45. KW 2019 - von Diakon und Betriebsseelsorger Erwin Helmer, Weilheim

„ …wer arbeitet ist seines Lohnes wert“ Lk 10,7
Gilt das nicht für Leiharbeiter?

Jesus selbst verwendet diesen Grundsatz aus der Sprache der Arbeitswelt: „… wer arbeitet ist seines Lohnes wert.“ Der Gottessohn hat bis zu seinem 30. Lebensjahr selbst die Arbeitswelt vor 2000 Jahren am eigenen Leib erfahren. Er arbeitete als „tecton“. Dieses griechische Wort bedeutet: Holzarbeiter, Schreiner, Wagner, Schnitzer, Baufacharbeiter. Jesus Christus kannte die Mühe der Arbeit. Sein Evangelium ist wesentlich ein „Evangelium der Arbeit“, eine frohe Botschaft der Arbeit, weil der, der sie verrichtete Person war, Gottes Sohn. So hat er der Arbeit göttliche Würde verliehen. Was aber erleben wir heute?

Der Arbeitsmarkt ist tief gespalten. Es gibt viel gute, erfüllende Arbeit - und es gibt zunehmend ungesicherte und prekäre Arbeit. Vor allem Leiharbeit benachteiligt vielfach. Das spüren die Leihkräfte aktuell ganz besonders, denn sie werden nun, da eine gewisse Wirtschaftsflaute herrscht,  als „Puffer“ genutzt, als „Manövriermasse“ wie sie selbst sagen. Nicht nur das fehlende Geld drängt viele Leih-Beschäftigte an den Rand der Gesellschaft, sondern auch die Folgen, die diese Form der „prekären Arbeit“ mit sich bringt. Dies bestätigt auch eine neue Studie der TU Darmstadt zum Thema „Leiharbeit und Desintegration“, die Leiharbeit und deren Auswirkungen auf das Privatleben thematisiert. Die Studie von Ann-Katharin Jühne, Lisa Schlupp und Joshua Seger basiert auf 23 Interviews mit Leiharbeitenden vor allem aus dem Raum Augsburg.

Einige Original-Worte aus der Studie können verdeutlichen, wie sich Leiharbeit auf die Menschen auswirkt:

Die Strukturelle Benachteiligung

Leiharbeiter sagen, „dass man in Leiharbeit wirklich sein Leben nicht planen kann. Man fühlt sich nicht als Mensch, sondern als Maschine. Bist du kaputt, wirst du ausgetauscht.“

„Trotzdem dass du Vollzeit-Arbeitskraft bist, bist du zweiter Klasse.“

Wo arbeite ich heute?

Leiharbeitende berichten, dass man schon am Morgen beim Aufstehen als Erstes auf das Handy schaut, um zu sehen, ob der Personaldienstleister vielleicht heute einen anderen Einsatzort als zuvor vorgesehen hat. Große Flexibilität also schon am frühen Morgen erforderlich!

Große Zeitnot

Leiharbeitende arbeiten mehr Stunden am Tag als Festbeschäftigte. Manche arbeiten auch im Urlaub, weil sie das Geld brauchen, andere haben einen Zusatzjob. Für private Dinge, für Familie und Freunde, bleibt insgesamt wenig Zeit. Viele sehen sich in einer großen „Zeitnot“.

Partnerschaft und Familie?

Das Sozialleben wird stark beeinflusst, so stark, dass dadurch das Thema Familie oder Familiengründung für viele kein Thema mehr ist: „Ich wollt ja mal eine Familie haben, ein Kind, eine Frau, ein Haus, alles und über eine Leiharbeit geht sowas nicht. Das kann man total vergessen.“ Zu unsicher für die Gründung einer Familie schätzen prekär Beschäftigte ihre Lage ein.

Der Freundeskreis wird kleiner

Auch der Freundeskreis der Leiharbeitenden wird durch nicht mehr planbare Zeiten erheblich beschränkt. Eine Frau berichtet, sie konnte einfach bei den Freizeitaktionen ihrer Freunde nicht mehr so oft teilnehmen und formulierte dann: „Ich hatte das Gefühl, dass man dann verschwindet bei den anderen, einfach aus den Gedanken raus. Und das ist schon etwas, ja, verletzend, irgendwie.“ … Verletzend empfanden viele auch die gut gemeinte Frage der „Freunde“: „Bist du jetzt (immer noch nicht) Stammarbeiter geworden?“ Die Reaktion der Betroffenen auf diese Frage: „Ich habe keine Lust mehr, dass ich darüber rede. Ich muss hier ständig dieses tote Pferd aufwecken und immer wieder die gleiche Story sagen. Erinnert mich dann immer nur mehr, in welchem Sumpf, dass ich eigentlich da drinstecke.“

Ist der Arbeiter bei uns also seines Lohnes wert?

Die Antwort ist: „Viele Leiharbeiter und prekär Beschäftigte sind es praktisch nicht!“

Prekäre Arbeit hat zugenommen und damit auch die Beschäftigung im Niedriglohnbereich und unter vielfach erschwerten Arbeitsbedingungen. Als Betriebsseelsorge, als KAB und CAJ gilt für uns der Satz aus der Soziallehre:             

„Der Einsatz für Gerechtigkeit ist ein wesentlicher Teil der Verkündigung.“
Wenn wir uns für Leiharbeiter einsetzen, verkündigen wir den Glauben. Deshalb stehen wir auf der Seite der prekär Beschäftigten, vor allem der Leiharbeiter. Wir kennen sie und sind ihnen nahe. In Wort und Tat, mit Herz und Hand, in Gebet und Gottesdienst.

P.S.: Die oben genannte Studie „Leiharbeit und Desintegration“ können Sie bestellen bei: erwin.helmer@kab-augsburg.org

Geistliches Wort - 42./43. KW 2019 - von Pastoralreferentin Martina Berndt-Hoffmann, Betriebsseelsorge Weißenhorn

Was liegt mir wirklich am Herzen?

Ist Ihnen schon mal aufgefallen, wie oft wir das Wort „Herz“ in unserer Sprache, in unseren Redewendungen verwenden?

  • Etwas auf dem Herzen haben
  • Sich etwas zu Herzen nehmen
  • Das Herz wird mir schwer
  • Ich gebe meinem Herzen einen Stoß
  • Das Herz schlägt mir bis zum Hals
  • Ich schütte jemandem mein Herz aus
  • Ich mache aus meinem herzen keine Mördergrube
  • Ich trage das Herz auf der Zunge
  • Ich prüfe etwas auf Herz und Nieren
  • Mich trifft etwas ins Herz
  • Ich habe das Herz am rechten Fleck
  • Da wo mein Herz ist, dabin ich zuhause….

Ich kann mir viel vornehmen, aber oftmals setze ich nur um, was mir wirklich am Herzen liegt.

In Gesprächen mir Kolleginnen und Kollegen, die sich in Betriebsräten, Personalräten oder Mitarbeitervertretungen engagieren, erlebe ich immer wieder, wie sehr ihnen ihre Arbeit am Herzen liegt. Nach dem Warum gefragt, höre ich viele Antworten:

  • Mir liegt am Herzen, für Kolleginnen und Kollegen da zu sein   - oder- 
  • Arbeit so mitzugestalten, dass es gute Arbeit ist                 - oder- 
  • etwas im Betrieb zu bewegen und positiv voranzubringen         -oder-
  • mit meinem(arbeits-)rechtlichen Wissen zu einem guten Betriebsklima beizutragen

Was liegt mir besonders am Herzen in meinem Leben, in meiner Arbeit oder in meinem Ehrenamt? Es tut auch mir gut, ab und zu inne zu halten und mir Zeit für diese Frage zu nehmen. Vielleicht gibt es auch eine Bibelstelle oder ein Gebet, die mir dabei weiterhelfen.

Was liegt mir wirklich am Herzen? Eine Frage, die mir hilft, mich nicht in den vielfältigen Terminen und Alltagsanfordreungen zu verlieren.

Geistliches Wort - 40./41. KW 2019 - von Ewald Lorenz-Haggenmüller, Betriebsseelsorge Allgäu

Abs.: Ewald Lorenz-Haggenmüller, Betriebsseelsorge im Allgäu

An meine „Schwestern und Brüder in der Welt der Arbeit“!

Liebe Kollegin, lieber Kollege,

vielleicht geht es Dir wie mir? Manchmal, und ich finde viel zu selten, taucht beim Grübeln über den Sinn des Lebens, beim Diskutieren über Arbeitsbedingungen, beim Kämpfen für gute und gerechte Arbeit oder beim Einsatz für eine menschenwürdige Arbeitswelt die Frage nach dem Sinn der Arbeit auf. Und ich meine nicht, welchen Sinn das Arbeiten für mich, für Dich, für jeden Menschen hat oder haben soll. Darauf haben wir in vielen Gesprächen, Runden gemeinsam immer wieder schlüssige und „sinnstiftende“ Antworten gefunden. Sondern, welchen Sinn hat, was wir arbeiten, und manchmal noch ergänzt, wieviel wir arbeiten? Darüber nachzudenken lässt mich diesen Brief an Dich schreiben.

Vor ein paar Tagen fand ich wieder mal zu dieser Frage, ohne dass sie gestellt oder darüber gesprochen wurde. Die Delegiertenversammlung der IG Metall, ein bunter Kreis „gestandener“ Kolleginnen und Kollegen aus wichtigen und großen Allgäuer Betrieben, stimmte dem Aufruf der Gewerkschaft, sich den Klimaschutz-Demos anzuschließen, nur mit einem großen ABER zu. Der Zustand der Welt erfordere zwar schnelles und umfassendes Handeln, aber unter keinen Umständen dürften klimaschädliche Technologien eingeschränkt und zurückgefahren werden, Man könne doch den dort produzierenden Kolleg*innen nicht sagen und zumuten, dass sie ihre Arbeitsplätze verlieren würden. Das hinterließ bei mir, immer noch ohne schlüssige Antwort, ein dickes Fragezeichen. Sind wir, weil den Sinn der Arbeit zuerst die existenzielle Absicherung und dann noch soziale und personale Aspekte des Menschseins ausmacht, dazu verdammt, etwas unter allen Umständen auch dann zu (er-)arbeiten, wenn es dem Wohl der Menschheit und der Erde insgesamt keinen Nutzen oder sogar nur Schaden bringt?

Den Garten Eden zu bebauen und zu behüten (Gen 2,15) ist doch auch ein Auftrag an uns, was wir tun und arbeiten zu hinterfragen, ob es behütend oder zerstörend wirkt. In unserer zergliederten, arbeitsteiligen, komplizierten und globalisierten Welt ist kaum noch frei wählbar, welche Arbeit du und ich, die Kollegin oder der Kollege zu tun bekommt. Trotz dieser Beschwer will ich die Frage und Antwortsuche für Dich und mich aber wach und lebendig halten:

Welchen Sinn hat meine Arbeit? Welchen Beitrag darf ich erbringen, der Erde und den Menschen zu dienen und unser aller Wohl zu mehren?

Ich hoffe und wünsche, dass die Arbeit, die du verrichten darfst oder musst, ganz und gar dazu dient, die Erde und besonders uns Menschen voran zu bringen.

Mit ganz lieben und kollegialen Grüßen

Ewald

Geistliches Wort - 38./39. KW 2019 von Betriebsseelsorger Thomas Hofmann

Magdeburger Hütte 2 ¼ Stunden

Gut, dann sind wir bis in drei Stunden oben. Ich bin beruhigt. Wir haben keinen Zeitdruck.

Früher hätte ich den Wegweiser anders gelesen: Mal sehen, um wieviel wir die Zeit unterbieten, in 1 ½ Stunden müsste das auch zu schaffen sein. Irgendwie hatten die Berge für mich damals etwas von einem Sportgerät. Statt Urlaub vom Leistungsprinzip zu nehmen, habe ich das Leistungsprinzip mit in den Urlaub genommen. Vielleicht ist es ja eine Alterserscheinung: Heute lasse ich mir Zeit, nehme die Landschaft wahr und bin, wenn ich dann oben bin, auch froh und stolz, es geschafft zu haben – unterwegs kann ich meinen Gedanken nachhängen.

Ich denke etwa an einen Kollegen, dem ich von unserem Südtirol-Wanderurlaub erzählt habe. Er hofft, in seinem 10-tägigen Urlaub wenigstens etwas abschalten zu können. Ende Juli hat er die Nachricht bekommen, dass sein Betrieb in die Insolvenz geht. 40 Kolleginnen und Kollegen wurden gekündigt, ebenso viele haben von sich aus in eine andere Firma gewechselt. Er bleibt erstmal im Betrieb. All das begleitet ihn in den „Urlaub“.

Ich denke an nicht sehr betuchte Eltern aus der Nachbarschaft, deren Töchter alljährlich mit mulmigen Gefühlen den ersten Schultagen nach den Ferien entgegensehen. Die Eltern schmerzt es, dass ihre Töchter bei den Erlebnissen aus den Ferien vermeintlich wenig erzählen können. Ein paar Tage Allgäu, wenn es hoch kommt, keine Flugreisen an ferne Strände.

Ich denke an den Anruf eines Freundes vor ein paar Tagen, der so nebenbei erwähnt, dass sie ihre Urlaube im Jahr 2018 gezählt haben und auf 9 gekommen sind. Urlaub, so hat er mir erläutert, ist alles über 3 Tage auswärts.

Daran, wie sie Urlaub machen oder nicht machen (können), „werdet ihr sie erkennen“ (sehr, sehr frei nach Mt 7,16).

Ich wünsche Ihnen die Zeit zum Abschalten, die Sie brauchen, um Kraft für den Alltag und das Engagement zu gewinnen. Lassen Sie sich einladen wie dereinst die Apostel: „Kommt mit an einen einsamen Ort, wo wir allein sind, und ruht ein wenig aus!“ (Mk 6,31) 

Geistliches Wort - 36./37. KW 2019 von Gemeindereferentin Regina Wühr, Geistliche Begleiterin desKAB-Diözesanverbands Augsburg

Ruhepausen

Wenn dieser Impuls erscheint, geht der Sommer allmählich zu Ende und damit auch die Ferien und für Viele der Sommerurlaub. Ob Ferien oder Urlaub - beide Worte beschreiben dasselbe: freie Zeit, um sich zu erholen und zu entspannen.  Hoffentlich hatten Sie im Urlaub viele schöne Erlebnisse, aus denen Sie Kraft schöpfen konnten! Freilich kann die Erholung schnell verpuffen, ist man erst einmal wieder im gewohnten Alltag mit seinem Getriebe. Dem gilt es gegenzusteuern, um nicht von vielen Ansprüchen (die wir vielleicht auch an uns selber stellen) ausgelaugt und erschöpft zu werden. Es ist eine Binsenweisheit, dass wir regelmäßig P a u s e n brauchen, um auszuruhen, damit Leib und Seele nicht zu streiken beginnen.

Mich fasziniert, wie das Evangelium dieses Thema angeht. Zum einen erwähnt es öfters, dass Jesus sich zurückzog, „er allein“ vorzugsweise auf einen Berg (z.B. Matthäus 14,23; Johannes 6,15) oder in eine „einsame Gegend“ (Matthäus 14,13), zum anderen, dass Jesus auch seine Jünger einlädt, sich nach der Arbeit auszuruhen. Es lohnt sich, dies bei Markus nachzulesen. Im 6. Kapitel wird erzählt, wie Jesus die Zwölf zu zweit aussendet, in den Dörfern zu lehren und zu heilen (Markus 6,6b – 13). Dreißig Verse weiter kehren die Apostel zu Jesus zurück und erzählen von ihrem Tun. Da sagte er zu ihnen: Kommt mit an einen einsamen Ort, wo wir allein sind, und ruht ein wenig aus! Denn sie fanden nicht einmal Zeit zum Essen, so zahlreich waren die Menschen, die kamen und gingen. Soweit der Vers 31 aus dem Markusevangelium.

Freilich geht es danach weiter: die Menschen laufen ihnen nach und finden sie, es folgt die Erzählung von der Brotvermehrung, doch die Botschaft ist klar: dazwischen wird ausgeruht!

Tipp: Tun wir´s Jesus nach! Ziehen wir uns ab und zu für eine Verschnaufpause vom Alltagsgeschäft zurück! Vielleicht gibt es dafür auch einen Lieblingsort. Suchen wir ihn möglichst regelmäßig im Alltag auf, um dort neue Kräfte zu tanken! Und: Erlauben wir uns, Jesu Einladung an einen einsamen Ort zu folgen und auszuruhen – das ist Erholung pur, Urlaub* mitten im Alltag!

*Urlaub kommt vom alt- und mittelhochdeutschen „urloup“ und bedeutet Erlaubnis (sich zu entfernen).

Geistliches Wort - 34./35. KW 2019 - von Diakon Georg Steinmetz, KAB-Diözesanpräses, Augsburg

„Wir haben vom 29.07. bis 18.08. wegen Renovierung des Personals geschlossen“

Glücklicherweise ist er wieder zurück und kocht wieder! Unser Josef, der uns mit wunderbar schmackhaftem, gesundem Mittagessen den Tag verschönert. Unterbrechung ist wichtig, mitten am Tag! Die Arbeit liegen lassen, gemeinsam mit Kollegen oder alleine eine Auszeit nehmen.

Nicht jedem ist diese Unterbrechung zur selbstbestimmten Zeit und an guten Orten möglich. Viele sind gezwungen, mit einfachsten Mitteln ihr Essen zuzubereiten, leben aus der Dose erbärmlich und karg.

Ob das Essen aus dieser Küche wirklich schmeckt?

Ihm, dem Fahrer aus der Türkei sind wir am Christophorustag auf dem Rasthof begegnet. Er war gerade dabei, seine Küche vorzubereiten. Die Lebensmittel, alle ohne Kühlung, sind dort untergebracht, wo bei anderen LKW Werkzeug und Paletten zu finden sind. Ein großer Unterschied der Lebenswirklichkeiten auf dem Rasthof, nah und doch so fremd. Vielen ist es mit ihrem Lohn überhaupt nicht möglich, in Raststätten oder wie wir beim Josef, gutes und gesundes Essen zu bezahlen.

Und wie sieht es mit der Gesundheit der Nomaden der Neuzeit aus? Können sie unterbrechen, eine Auszeit nehmen, wenn sie renovierungsbedürftig werden? „35 Euro am Tag, wenn ich fahre“ erzählt uns ein Fahrer aus der Ukraine, ein wenig mehr bekommt sein Kollege aus Polen. Sie haben alle Berufe erlernt, sind Militärs oder Handwerker gewesen und fahren jetzt hier. Weil sie hier mehr Geld bekommen als in ihrer Heimat, wo ihre Familie weiterhin lebt. Alle ihre Löhne sind weit unter unserem Mindestlohn. Keiner traut sich diesen beim Chef einzufordern. Sie transportieren die wertvolle Fracht großer und namhafter Unternehmen.

Wenn ich unterwegs bin, bei einer Urlaubsreise oder geschäftlich, kann ich da draußen auf der Straße vielen Menschen auf ihren Böcken begegnen, die einfach fertig sind, die eine Unterbrechung, eine Schließung wegen Renovierung des Personals bitter nötig haben.

Vielleicht begegnet Ihnen auf einer Ihrer Reisen dieser LKW-Auflieger und sagt auch Ihnen:

Hier fährt ein Mensch.

Seine Würde ist uns heilig.

Sebastian Rauer, ein LKW-Fahrer schreibt:

Trucker-Segensgebet

Allmächtiger Gott,

auf unserem Lebensweg drohen uns viele Gefahren.

Besonders in unserem Beruf sind wir auf Deine schützende Hand

in jeder Sekunde angewiesen.

 

Wir bitten Dich um Deinen Segen für unsere Angehörigen zu Hause.

Da wir ständig unterwegs sind, bitten wir um Deinen Schutz für alle,

die uns wichtig sind.

 

Segne und begleite uns draußen auf der Straße, wo wir unserer

Arbeit nachgehen, und bei allem, was damit verbunden ist.

Schicke uns Deinen Heiligen Geist, so dass unser Geist stets wach bleibt,

dass er unser Reaktionsvermögen stärkt,

damit wir in jeder Situation schnell und richtig handeln.

 

Lass uns den Spanngurt; der uns mit Dir verbindet, stetig kontrollieren

und nachziehen, so dass wir uns daran festhalten können,

wenn wir den Boden unter den Füßen verlieren.

 

Stärke unseren Glauben im Alltag,

damit wir anderen, die Zweifel haben, zurufen können:

Amen, ich glaube!

 

Durch unseren Schutzpatron Christophorus bitten wir,

dass alle, die unterwegs sind, immer sicher und unbeschadet

an ihr Ziel kommen.

 

Lass uns nicht allein!

Fahre einfach bei uns mit!

Gib uns Deinen Segen!

 

Amen.

 

Geistliches Wort - 32./33. KW 2019 von Pastoralreferent Andreas Kohl, Betriebsseelsorge Weilheim

Die Würde der Arbeit

50 Jahre ist es her, dass der erste Mensch den Mond betrat. In den Medien ist darüber in den letzten Wochen ausführlich berichtet worden.

Auf Betriebsversammlungen habe ich schon ein paar Mal eine Anekdote erzählt, die auch von der damaligen Mondmission handelt – aber nicht nur:

US-Präsident John F. Kennedy besucht die Raketenbasis auf Cape Canaveral in Florida.
Mit einem Tross von Wissenschaftlern und NASA-Beamten geht er durch das dortige Raumfahrtzentrum. Da fällt ihm ein Arbeiter auf, der gerade mit großem Enthusiasmus eine Halle ausfegt. „Was machen Sie hier?“, erkundigt sich Kennedy freundlich. Der Mann legt seinen Besen weg und antwortet mit glänzenden Augen: „Mr. President, ich bringe einen Mann auf den Mond!“

Die kleine Geschichte würde sich bestimmt auch für den Vortrag eines Motivationstrainers eignen - zeigt sie doch, welche Begeisterung eine faszinierende Vision bei Mitarbeitern entfachen kann.
Mir als Betriebsseelsorger kommt es aber auf etwas anderes an:

Die Anekdote macht deutlich: Jede Arbeit, selbst die einfachste Tätigkeit, leistet einen Beitrag zum Gelingen des Ganzen. Erst die Summe aller Arbeitsschritte, auch der (vermeintlich) kleinsten, macht am Ende ein Projekt erfolgreich. Das heißt: Auf die Reinigungskraft kann man letztendlich ebenso wenig verzichten wie auf den Manager oder den Ingenieur. Jeder hat was einzubringen. Niemand ist überflüssig!

Und da ist noch ein Punkt: Für mich zeugen die glänzenden Augen in der kleinen Geschichte nicht nur vom Stolz des einfachen Arbeiters, Teil einer großen Idee zu sein. Die glänzenden Augen sagen auch: Das hier ist meine Arbeit. Was ich hier mache, wie ich mich hier anstrenge - das hat auch etwas mit mir selber zu tun.Insofern scheint an dieser Stelle auf, was die Sozialverkündigung der Kirche betont: Die Arbeit gehört zum Menschen dazu. Sie ist wesentlicher Ausdruck seiner Person. Das macht letztlich auch den Wert und die Würde der Arbeit aus.   

Das möchte ich den Beschäftigten in den Betrieben und Einrichtungen gerne immer wieder vermitteln: „Du als Mensch und deine Arbeit haben einen Wert und eine Würde – egal ob du eine Halle ausfegst oder zum Mond fliegst!“

Geistliches Wort- 30./31. KW 2019 - von Pastoralreferent Christian Dorn, Betriebsseelsorge Allgäu

Gebrauchsanweisung für den Urlaub

Während ich am Schreibtisch gerade so darüber nachdenke, was heute Nachmittag und am Wochenende so alles auf dem Plan steht, mir nebenher noch ein paar Gedanken über die kommende Arbeitswoche mache und mich ständig Ideen zu unserem Kanuwochenende der KAB am nächsten Wochenende überfallen, schießt mir plötzlich durch den Kopf: das geistliche Wort für die Homepage will auch noch geschrieben werden. Und zwar heute noch. Typisch zweite Julihälfte, denke ich so bei mir. Da drängen sich Veranstaltungen, Projekte, Aufgaben. Und oft bin ich mit den Gedanken schon so beim übernächsten, dass ich glatt das übersehe, was jetzt dran ist. Und sehnsüchtig denke ich an den August. Urlaub. Da wird’s dann anders und besser. Nun ja, besser wird’s aber nicht automatisch. Denn nicht nur die Zahl an Aufgaben und Verpflichtungen ist entscheidend, sondern die Haltung, mit der wir die Dinge angehen. Bewusst im Hier und Jetzt leben, darum geht’s. Im Urlaub fällt mir das vielleicht leichter. Und doch muss ich es auch richtig angehen. Eine Gebrauchsanweisung könnte dabei hilfreich sein. So eine Art Gebrauchsanweisung möchte ich ihnen heute mitgeben. Für den Urlaub, eigentlich aber auch für alle anderen Tage. Eine Gebrauchs­anweisung in Form einer kleinen Geschichte. Lassen sie sich von ihr dazu anregen, bewusst im Hier und Jetzt zu leben.

Einige Schüler fragen ihren Zen-Meister, warum er so zufrieden und glücklich ist:

Der Zen-Meister antwortet:
„Wenn ich stehe, dann stehe ich, wenn ich gehe, dann gehe ich,
wenn ich sitze, dann sitze ich, wenn ich esse, dann esse ich,
wenn ich liebe, dann liebe ich …”

„Das tun wir auch“, antworteten seine Schüler, „aber was machst Du darüber
hinaus?” fragten Sie erneut.
Der Meister erwiderte:
“Wenn ich stehe, dann stehe ich, wenn ich gehe, dann gehe ich, wenn ich …”

Wieder sagten seine Schüler: „Aber das tun wir doch auch Meister!”
Er aber sagte zu seinen Schülern:
„Nein – wenn ihr sitzt, dann steht ihr schon,
wenn ihr steht, dann geht ihr schon,
wenn ihr geht, dann seid ihr schon am Ziel.”

Geistliches Wort - 28./29. KW 2019 - von Diakon Leo Bernhard, Betriebsseelsorge Augsburg

Mein Gewächshaus

Wenn der Boden richtig gedüngt und die Wetterverhältnisse der Jahreszeit entsprechend passen, kann auch geerntet werden.

Es kommt also auf das „Wenn“ an.

Wenn in der Familie der Umgangston passt, wenn die Beziehung stimmig ist, dann kann etwas Wunderbares wachsen.
Wenn der Chef seine Mitarbeiter schätzt und für sie ein gutes Wort findet, dann kann sich dieses Unternehmen zu einem großen Gewächshaus entwickeln.

Diesen Gedanken kann man weiterspielen auf alle Ebenen des Alltags. Es geht in allem um wachsen und gedeihen.
Wer möchte das nicht: wachsen und gedeihen.  Was in diesem Prozess noch nicht berücksichtigt ist, ist die Zeit.
Die meisten Schwierigkeiten in unserer Gesellschaft entstehen dadurch, dass nach dem Säen sofort die Ernte eingefordert wird.

Man sagt: „Wir leben in einer schnelllebigen Zeit“.
Ist das eine Entschuldigung, weil der Reifungsprozess nicht respektiert wird?
Die Chemie macht es möglich, dass das Brot in kürzester Zeit backfertig ist. Dementsprechend schmeckt es auch.
Aus dem Pferdefuhrwerk sind schnelle Autos geworden. Was machen wir mit der übrig gebliebenen Zeit?

Der Mensch möchte wachsen und reifen.  Dazu braucht der Mensch:
- Ein menschliches Umfeld, in dem er spüren darf, hier bin ich angenommen (Boden).
- menschenwürdige Lebensbedingungen,  (Wasser)
- und viel Liebe. (Sonne)
In meiner schönen Heimat durfte ich beobachten, dass einige Tierarten so gut wie ausgestorben waren, wie z. B. Frösche, Molche u.a. Wassertiere.
Nachdem Tierschützer wieder Sumpfgebiete angelegt haben, sind diese Tiere wieder zurück gekommen.
Auch solche Beispiele lassen sich auf unseren menschlichen Alltag ableiten.
Es ist die Überlegung wert, zu hinterfragen: Was braucht der Mensch in der heutigen Zeit, damit wachsen und reifen möglich ist:
Was brauchen junge Familien, damit sie sich entwickeln und wachsen können?
Was braucht eine Krankenschwester, damit sie wieder Freude an ihrem Beruf findet?
Das sind Fragen, die politisch ganz oben stehen sollten.

In diesem Sinne wünsche ich einen erholsamen Urlaub, damit Sie wachsen und sich entfalten können.

Geistliches Wort 26./27. KW 2019 - von Ulrich Hoffmann, Geistlicher Begleiter der KAB Iller-Donau, Präsident des Familienbundes

Salz der Erde

Salzgärten am Meereswasser und in Bergwerken im Innern der Erde machen es deutlich: Salz gehört zu Gottes Schöpfung und findet vielfältige Verwendung in vielen Lebensbereichen des Menschen. Weil es so wertvoll ist, bezeichnet man es auch als „weißes Gold“. Es sorgt nicht nur für den Geschmack in den Speisen, sondern es ist lebenswichtig – ohne Salz ist der Mensch auf Dauer nicht lebensfähig. Salz findet auch in anderen Bereichen wie in der Industrie und im Gesundheitswesen Verwendung.

Seit bald zehn Jahren schon gestaltet die KAB in Senden in ökumenischer Verbundenheit mit der evangelischen Gemeinde in der „Schöpfungszeit“ zwischen dem orthodoxen Kirchenjahresbeginn (1. September) und dem Franzikusfest (4. Oktober) eine Schöpfungsandacht an der Iller. Sie greift damit einen Impuls von Papst Franzikus, Patriarch Bartholomaios und der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen (ACK) auf, wie ihn die Leitlinie 9 der Charta Oecumenica formuliert hat:

„Im Glauben an die Liebe Gottes, des Schöpfers, erkennen wir dankbar das Geschenk der Schöpfung, den Wert und die Schönheit der Natur. Aber wir sehen mit Schrecken, dass die Güter der Erde ohne Rücksicht auf ihren Eigenwert, ohne Beachtung ihrer Begrenztheit und ohne Rücksicht auf das Wohl zukünftiger Generationen ausgebeutet werden. … Wir empfehlen, einen ökumenischen Tag des Gebetes für die Bewahrung der Schöpfung in den europäischen Kirchen einzuführen.“
Das Motto des diesjährigen Schöpfungstages - „Salz der Erde“ - will dafür sensibilisieren, dass der Mensch, der nicht ohne Salz leben kann, auch nicht losgelöst von der Erde, Gottes Schöpfung lebt und leben kann. Das Motto will an die Aufgabe der Christen erinnern, als „Salz der Erde“ sich für die Bewahrung und Erhaltung der Schöpfung einzusetzen sowie für einen sinnvollen Umgang mit ihren Ressourcen.

Ich würde mich freuen, wenn wir noch an ganz vielen Orten diesen Impuls in ökumenischer Verbundenheit aufgreifen würden und durch Gebet und Aktion zeigen, wir sind engagierte und hoffnungsfrohe „Christians for Future“!

Geistliches Wort - 24./25. KW 2019 - von Peter Ziegler, KAB-Diözesansekretär, Augsburg

Ich vertraue auf unsere Kirche

Es macht mir Mut, dass es Menschen gibt, die sich nicht mit der gegenwärtigen Situation abfinden wollen. Es freut mich, dass sie sich Gedanken machen, wie es weitergeht mit und in unserer Kirche. Ich unterstütze es, dass sie sich Gedanken über – geistliche wie organisatorische – Aufbrüche in unserer Kirche machen.

Gleichzeitig verstehe ich diejenigen, die jeder Veränderung mit Vorsicht begegnen. Ich kann nachvollziehen, dass sie Sorgen und Ängste haben, wenn das vermeintlich Feststehende ins Wanken gerät. Auch ich bin der Meinung, dass nicht alles in Frage gestellt werden darf.

Und gerade deswegen brauchen wir die Begleitung des Geistes, der uns zeigen kann, welche Wege die richtigen sind. Er kann und wird vermitteln zwischen denen, denen jeder noch so kleine Schritt schon zu weit geht, und denen, denen es nicht schnell und weit genug gehen kann in unserer Kirche. Er zeigt denen, die stehenbleiben wollen, die nächsten Schritte und gebietet denen, die voranbreschen wollen, Einhalt.

Und ich glaube, dass es an der Zeit ist, dass der Geist beide Seiten zusammenführen muss, damit wir alle gemeinsam für unsere Kirche einen guten Weg finden können.

Wenn er das an Pfingsten mit den verängstigten Jüngerinnen und Jüngern geschafft hat, was steht ihm dann heute im Weg?

Inspiriert wurden diese Gedanken durch das Gebet aus dem Kloster Fahr in der Schweiz:

https://www.gebet-am-donnerstag.ch/texte/

Geistliches Wort 22./23. KW 2019 von Pastoralreferent Hans Gilg, Betriebsseelsorge Augsburg und Christine Jesse

Woher nehmen Menschen die Kraft zu kämpfen? Woraus kann ich Zuversicht schöpfen in schwierigen Lebenssituationen?

Da kann ich auch keine Rezepte verteilen. Aber ich freue mich, wenn ich von anderen hören darf, was ihnen gut tut, was sie wieder aufrichtet.
Christine Jesse hat dies mit dem Bild des Löwenzahns auf den Punkt gebracht. Ihre Gedanken dazu möchte ich in den Mittelpunkt dieses Impulses stellen:

Jeden Frühling beginnen sie wieder im kräftigen Gelb zu leuchten, die Löwenzahnblumen. Eine Bekannte hat mir den Löwenzahn als Symbol ans Herz gelegt. Beim genaueren Hinsehen kann ich immer mehr Parallelen in meinem Leben entdecken. Was mich aber besonders an den Löwenzahnblumen fasziniert ist, dass sie mit wenig Erdreich auskommen, sich selbst durch enge Spalten zwängen, ja sogar durch den Asphalt durchkämpfen. Trotz dieser beschwerlichen Bedingungen kommen die Löwenzahnblumen zum Wachsen und Blühen.

Ich denke im Alltag erleben wir es tagtäglich, dass Sorgen, Probleme, ganz unterschiedliche Schwierigkeiten unser Leben schwer machen: z. B. Krankheit, Tod, Arbeitslosigkeit oder Mobbing im eigenen Leben oder im Bekanntenkreis. Wie gehen wir damit um? Wir können daran zerbrechen oder resignieren. Der Löwenzahn und auch Gott können und möchten uns hier Mut machen, gerade dann nicht zu verzweifeln und aufzugeben. Es gibt aber auch die Möglichkeit daran zu wachsen. Das durfte ich auch schon öfters in meinem Leben im Nachhinein erkennen. Gerade solche Augenblicke ließen mich innerlich stärker und reifer werden.

Ich wünsche Ihnen, dass Sie auch diese Erfahrungen im Leben machen dürfen, besonders dann, wenn sie schwere Dinge in Ihrem Leben bewältigen und durchstehen müssen.

Foto und Text Christine Jesse

Geistliches Wort 20./21. KW 2019 - von Pastoralreferentin Dorothee Schindler, Betriebsseelsorge Allgäu

Was sich Mütter zum Muttertag wünschen…

Am 12.5. 2019 feiern wir den  Muttertag – wie  jedes Jahr  am zweiten Sonntag im Mai. Ein Tag an dem wir unseren Müttern danken für alles, was sie tagtäglich für ihre Familie leisten.

Obwohl der Muttertag nicht aus religiösen Gründen eingeführt wurde, hat er doch zutiefst religiöse Wurzeln. Mütterlichkeit ist auch ein Bild für Gott. Wir sind es gewohnt, Gott immer als Vater anzusprechen und verbinden damit oft Strenge. Doch im Bild der Mütterlichkeit  wird für uns der liebende Gott sichtbar.

Die Bereitschaft einer Mutter, der Familie  ihre ganze Liebe zu schenken, ihre Zeit und ihre Fürsorge. Doch nicht nur der Haushalt und die Erziehung der Kinder liegen auf den Schultern der Mütter.

Viele Mütter starten nach der Elternzeit wieder in den Beruf. Meist in Teilzeit, um Haushalt, Kind und Job unter einen Hut zu bringen. Oft ist der Beweggrund nicht nur das finanzielle, sondern auch die Angst, den Anschluss ins Berufsleben zu verlieren. Auch das Bedürfnis nicht nur die Hausfrau zu sein, die sich tagtäglich nur mit Wäschebergen, Kinder bespaßen und Kochen beschäftigt.

Das verdiente Geld fließt dann zum größten Teil in die Kinderbetreuung.  Und dann kommt das Hamsterrad des Funktionierens: Job, Haushalt und Kinder. Am besten immer 100 % für jeden dieser Bausteine. „Ich finde es bewundernswert, wie du dass alles schaffst“ – ein Satz den manch eine berufstätige Frau zu hören bekommt. Aber die Wahrheit ist oft ganz anders. Teilzeitarbeit plus Kinder, das ist eine Doppelbaustelle, an der man nicht gleichzeitig arbeiten kann. Ein anstrengender Tag in der Arbeit sollte nicht auf dem Rücken der Kinder, die Zeit mit ihrer Mutter verbringen wollen ausgetragen werden. Kinder, die krank sind, sollten die Aufmerksamkeit der Mutter bekommen. Und wie das alles unter einen Hut bringen? Wenn alles wie „geplant“ läuft, kein Problem. Aber wann läuft schon alles nach Plan?

Nach einem Blick in die Werbeprospekte der letzten Woche, sollten wir am Muttertag unserer Mama möglichst etwas Schönes schenken. Quer durch alle Branchen lassen sich gewiss nette Geschenke für Mütter finden. Selbst für kleine Budgets lassen sich süße, blumige, kitschige, praktische und unpraktische Geschenke finden. Aber werden wir damit den Müttern wirklich gerecht?

Besser wäre es, die stillen Wünsche  und Bedürfnisse der Mütter wahrzunehmen. Unabhängig vom Muttertag  unseren Müttern immer wieder etwas Gutes tun.

Was sich Mütter wünschen:

•   Mehr Zeit. Ob für sich selbst oder für die Familie sei ihr überlassen. Fest steht: Es sind meistens die Mütter, die Job, Haushalt und Kinder unter einen Hut bringen müssen und damit nicht selten überfordert sind. Mehr Zeit zu haben, ist heutzutage ein unbezahlbarer  Luxus. Zeit die ich selbst fülle.

•   Mehr Anerkennung. Selbstverständlich verdient jede Arbeit Anerkennung. Doch gerade in den alltäglichen Arbeiten im und um den Haushalt vergessen wir doch oft, wie wertvoll die Arbeit ist, die Eltern für ihre Familie leisten. Wie wertvoll die Arbeit der Mutter ist, merken Familien erst, wenn Mama mal ausfällt.

•   Eine kleine Aufmerksamkeit, die nicht immer etwas Gegenständliches sein muss. Ein kleiner Ausflug, eine Theaterkarte oder ein ausführliches Telefonat, wenn man verhindert ist, selbst zu kommen.

•   Ein Zeichen der Lieben, das sagt: „Hallo, ich bin für dich da und ich sehe, was du alles für uns leistest.“ Es klingt  selbstverständlich und doch ist es der sehnlichste Wunsch vieler Mütter. Sie wollen nicht für einen Tag auf ein Podest gestellt werden, sie sehnen sich nach der Liebe ihrer Familie.

Der Muttertag, ein Sonntag wie viele, aber ein Tag an dem wir ganz bewusst Danke sagen sollten für die Arbeit, die eine Mutter für ihre Familie leistet. Ein Tag, der nicht nur einmal im Jahr gefeiert werden sollte.

Geistliches Wort – 18./19. KW 2019 - von Betriebsseelsorger Diakon Erwin Helmer

Gedanken zum Tag der Arbeit am 1.Mai 2019Der Heilige Josef, Prekarius und unsere Aktionen

Seit Jahrzehnten sind wir als KAB, CAJ und Betriebsseelsorge dabei, wenn die Gewerkschaften ihren 1.Mai weltweit und vor Ort feiern. Wir versuchen uns einzubringen in die berechtigten Themen und Forderungen des Tags der Arbeit, setzen eigene Akzente und versuchen, Solidarität und Gerechtigkeit konkret werden zu lassen. Drei Akzente möchte ich nennen.

1. „Josef, der Arbeiter“ "Josef war gerecht", so heisst es kurz und bündig am Beginn des Matthäusevangeliums. Er hatte Sinn für Gerechtigkeit. Er war ein Mann der Tat. "Da stand er auf!" ... " da erhob er sich" ... "Da tat er …", heisst es bei Matthäus.

Josef aus Nazareth arbeitete als „tecton“. Das griechische Wort meint: Holzfacharbeiter, Schreiner, Wagner, Schnitzer, Bauarbeiter. Obwohl er uns als ruhiger Mann dargestellt wird, war Josef durchaus entschlossen. Ein Mann der Zeichen setzte. Zeichen setzen, das tun wir am 1.Mai 2019, wenn wir uns bei den Kundgebungen gemeinsam für gute Arbeit einsetzen, wenn wir die Krisenbetriebe solidarisch begleiten, wenn wir für die Würde der Arbeit, die göttliche Würde jedes Beschäftigten eintreten.

2. Der virtuelle „Heilige Prekarius“ - siehe Bild links!
Ja, wir haben einen „Heiligen“ erfunden, den es gar nicht gibt. Die CAJ Bayern hat ihn mit mir entwickelt. Prekarius ist ein Symbol für zunehmende „prekäre Arbeit“, Leiharbeit, Befristungen, Niedriglöhne, Ausgliederungen ... Oft wird er als Symbol für Gerechtigkeit eingesetzt oder – wie oben im Bild – bei der 1.Mai-Demo mitgetragen. Prekäre Arbeit bedeutet oft Ausbeutung, fehlende Mitbestimmung, Arbeit minderen Rechts. Das können wir als Christen nicht dulden, deshalb setzen wir uns ein für:

•    Tarifbindung aller Betriebe!

•    Stärkere Mitbestimmung durch Betriebsräte!

•    Gute Arbeit statt prekäre Arbeit!

•    Gute Rente für alle!

•    Ein gerechtes und nachhaltiges Europa!

3. Wertschätzung des Menschen und Sonntagsschutz
In diesem Jahr bringen wir am 1.Mai unter anderem das Thema „Wertschätzung der arbeitenden Menschen“ durch verschiedene Aktionen ein. Wir danken dabei vor allem den Beschäftigten, die für uns Dienst tun mit einem „Danke-Kärtchen“ oder einem kleinen Geschenk.
Und wir werden Tausende von Postkarten an Ministerpräsident Markus Söder senden.
Denn sein Wirtschaftsminister Aiwanger will pro Kommune 4 verkaufsoffene Sonntage im Jahr zum Verkauf frei geben. Denn, was wäre das für eine Welt, ohne den freien Sonntag? Ich bin überzeugt, dass wir auf diese Weise einen wichtigen Beitrag leisten für eine gerechte Welt – ganz im Sinne Jesus Christi, des Sohnes Josefs, des Arbeiters.

Mit Papst Johannes XXIII gesagt: "Josef sprach wenig, aber er führte ein kraftvolles Leben und entzog sich keiner Verantwortung. Wer Glauben hat, der zittert nicht. Er überstürzt nicht die Ereignisse, er ist nicht pessimistisch, er verliert nicht seine Nerven. Diese Eigenschaften aus dem Charakterbild des heiligen Josef sind uns vertraut und flössen uns Mut ein.“

Geistliches Wort - 16./17. KW 2019 - von Pastoralreferentin Martina Berndt-Hoffmann, Betriebsseelsorge Iller-Donau

Mitten im Leben sind wir vom Tod umgeben

Mit diesen Worten beginnt ein Liedtext Martin Luthers. Er greift dabei einen Choral auf, der aus der Zeit um das Jahr 750 stammt (Media vita in morte sumus- so sein lateinischer Text)

Luther und der frühere Textschreiber sprechen eine zutiefst menschliche Erfahrung an: Auch wenn wir gerade mitten im Leben stehen, die Erfahrung von Sterben und Tod ist uns nahe und begleitet uns. Sicher war diese Erfahrung im Mittelalter oft den Menschen noch näher als heute - sei es durch hohe Kindersterblichkeit und durch Seuchen wie die Pest.

Aber auch heute erleben wir tagtäglich Krankheit und Tod. Oft wollen wir dies nicht wahrhaben, ja, wir täuschen uns vor, dass die Medizin in Kombination mit moderner Technik Krankheiten und Tod beherrschbar machen. Und trotzdem erleben wir Unfälle, Naturkatastrophen, plötzlichen Herztod oder langes Leiden, aber auch im übertragenen Sinn das Sterben von Lebensentwürfen, das Scheitern von Plänen oder Beziehungen.

Mitten im Leben sind wir vom Tod umgeben: um diese Lebenserfahrungen wissen die biblischen Texte, die wir in der Zeit vor Ostern hören. Die Psalmen und biblischen Klagelieder bringen sie eindringlich zur Sprache.

Als Christen dürfen wir über diese Erfahrung hinaus hoffen: Diese Hoffnung heißt Ostern. Ostern dreht den obigen Satz um: Mitten im Tod sind wir vom Leben umgeben! Dies macht Mut, unseren Alltag mit offenen Augen und Ohren wahrzunehmen und zu entdecken: wo entdecke ich das Leben, das uns umgibt? Noch besser ist es, dies gemeinsam zu tun, sich gegenseitig dazu ermutigen: „Ach frag mich nach der Auferstehung, ach hör nicht auf mich zu fragen“  (aus einem Gedicht von Dorothee Sölle)

Geistliches Wort - 14./15. KW 2019 - von Ewald Lorenz Haggenmüller, Betriebsseelsorge Allgäu

Wenn Fasten von Lasten befreit …..

Jedes Jahr vor Ostern dieselben Fragen: Es ist Fastenzeit, aber was könnte ich fasten? Auf was könnte ich verzichten? Was würde mir denn auch ein wenig was abverlangen? Wo bin ich besonders verschwenderisch? Wo habe ich das rechte Maß verloren?

Schließlich will ich mit dem Fasten doch auch ein Opfer bringen. Nicht einfach was Weglassen, was ich die ganze (Fasten-)Zeit gar nicht missen würde. Es soll doch ein richtiger Verzicht sein, so einer, der mir, wenn ich ihn nicht schaffe, ein schlechtes Gewissen macht.

Da kommt mir eine ganz andere Frage: Warum geht Fasten nur mit dem faden Beigeschmack des Verzichts? Und mir fällt ein und auf, dass gerade das Fasten zufrieden oder gar glücklich machen kann. Der Verzicht kann zur Freiheit führen, zur Befreiung von Dingen, die ich mir laufend anschaffe oder Verhalten, das sich „eingefahren“ hat.

Mir kommt ein Satz in den Sinn, der sich mir vor bald 40 Jahren auf einem Plakat im Weltladen Ulm eingeprägt hatte: „Freiheit ist auch die Freiheit, nicht zu kaufen, was man nicht braucht!“ Ein Verzicht aufs unüberlegte Einkaufen könnte also ein wirksames Fastenopfer sein. Ich müsste nur gründlich nachdenken über alles, was ich kaufe, aber nicht wirklich brauche……

„Sammelt euch nicht Schätze hier auf der Erde, wo Motte und Wurm sie zerstören und wo Diebe einbrechen und sie stehlen, sondern sammelt euch Schätze im Himmel“ steht bei Mt. 6, 14-34 und ähnlich bei Lk, 12, 22-32 unter der Überschrift „Von der rechten Sorge“.

Unter diesen Vorgaben, die ich schon so lange kenne, hätte ich mich längst von vielen Konsumgewohnheiten und Kaufübertreibungen befreien können. Vielleicht sollte ein diesbezügliches Fastengebot auf Dauer gelten? Was im Leben würde sich zum Besseren wenden, wenn ich es frei(heits-)willig auf’s ganze Jahr ausdehnen könnte?

Geistliches Wort - 12./13. KW 2019 - von Thomas Hoffmann, Pastoralreferent, Betriebsseelsorge Dinkelsbühl/Donau-Ries

Ich schaffe das!

Ich schaffe das, so sporne ich mich an in der Fastenzeit: Ich schaffe das, mir täglich 10 Minuten Stille zu gönnen. Ich schaffe das, auf Süßes und Alkohol zu verzichten, oder den Zeitfressern Smartphone, Fernsehen und wie sie alle heißen Nahrung zu entziehen. Ich schaffe das!

Was mir daran nicht ganz gefällt?

Ich höre den Satz, „ich schaffe das“, das ganze Jahr über in verschiedenen Varianten: Ich schaffe das alleine, ohne Rollator. Ich schaffe das alleine, ich will ja meinen Kindern nicht zur Last fallen. Ich brauche keinen Arzt. Ich mache das mit mir selber aus. Mit dem Tod meines Arbeitskollegen umzugehen, schaffe ich schon. Ich komme mit meiner schmalen Rente zurecht, ich will nichts „vom Staat“. Oder: Ich schaffe das allein ohne Betriebsrat, ohne Gewerkschaft, brauche kein (seelsorgerliches) Gespräch, keine Kirche, keinen Verband …

Wenn ein derartiges, fast trotziges „ich schaffe das allein“ in Fastenvorsätzen gleichsam selbstoptimierend auf die Spitze getrieben wird, dann gefällt mir das nicht.

Wie wäre es dagegen damit als Fastenzeit-Übung: Rechtzeitig jemanden um Hilfe zu bitten, wenn ich spüre, dass ich sie benötige? Wie wäre es, Solidarität bei Betriebsrat und Gewerkschaft zu suchen? Wie wäre es, Familie, Freunde, Vertraute aus dem Kollegenkreis, aus Verband oder Kirchengemeinde nicht mit meiner Bedürftigkeit, meinen Nöten zu verschonen. Dies wäre, davon bin ich überzeugt, ein Zeichen meiner Stärke, nicht meiner Schwäche.

„Was willst du, dass ich dir tue?“: Jesus verlangt dem blinden Bartimäus ab, seinen Wunsch auszusprechen: „Rabbuni, ich möchte sehen können“ (Mk 10,51). Das Benennen der eigenen Hilfsbedürftigkeit anderen und Gott gegenüber ist heilsam.

Nichts gegen die eingangs genannten Fastenvorsätze: Aber wenn schon Optimierung dann weniger Selbstoptimierung sondern lieber „Optimierung“ unseres Miteinanders, indem ich sagen lerne, was ich brauche, und andere einlade, dies ebenso zu tun – und so in der Fastenzeit und jenseits der Fastenzeit „dem Guten Raum gebe“.

Geistliches Wort - 10./11. KW 2019 - von Regina Wühr, geistliche Begleiterin der KAB

Fasten – lebensnotwendig?!

Das Volksbegehren „Rettet die Bienen!“ zum Erhalt der Artenvielfalt hat mit 18,4% Beteiligung Erfolgsgeschichte geschrieben, denn eine so hohe Prozentzahl erreichte zuvor noch keines in Bayern. Das zeigt eine Sensibilisierung der Bevölkerung in Sachen Natur- und Umweltschutz. Dazu passt, dass immer mehr Menschen in unserem Land sich bewusst vegetarisch oder vegan ernähren oder zumindest weniger Fleisch essen, öffentliche Verkehrsmittel benutzen, beim Carsharing mitmachen oder – sofern möglich – mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren oder zu Fuß gehen, um ihren „ökologischen Fußabdruck“ möglichst gering zu halten. Neue Ideen werden entwickelt, um den Plastikmüll zu vermeiden, der die Weltmeere bedroht.

Das alles liegt ganz auf der Linie von Papst Franziskus, der in seiner Enzyklika „Laudato si´ - Über die Sorge für das gemeinsame Haus“ vom 24. Mai 2015 eine gemeinschaftliche ökologische Umkehr fordert (vgl. Nr. 219), damit unsere Lebensgrundlagen erhalten bleiben. Sein Rundschreiben macht deutlich, dass es gemeinsamer dauerhafter Anstrengungen bedarf, damit dieses „Haus“, die Erde, auch in Zukunft für alle bewohnbar bleibt.

Vor diesem Hintergrund sind die Anregungen, die bisweilen in christlichen Fastenkalendern gegeben werden, z.B. umweltverträglich zu leben und überflüssigen Konsum zu vermeiden, weniger als zeitlich begrenzte „Askese“ zu verstehen, sie wollen vielmehr das Einüben einer andauernden Haltung - bestehend im sinnvollen Verzicht auf…, der allen zugutekommt -, anstoßen. 

Für Papst Franziskus ist das „eine Rückkehr zu der Einfachheit, die uns erlaubt innezuhalten, um das Kleine zu würdigen, dankbar zu sein für die Möglichkeiten, die das Leben bietet, ohne uns an das zu hängen, was wir haben, noch uns über das zu grämen, was wir nicht haben“ (222). Und er fährt fort: „Die Genügsamkeit, die unbefangen und bewusst gelebt wird, ist befreiend“ (223).

Fangen wir am besten noch heute damit an, diese Genügsamkeit zu leben!

Bei der Umsetzung kann uns die Frage helfen:

Was brauche ich wirklich zum Leben?

Ich wünsche uns eine befreiende Fastenzeit!

Geistliches Wort - 8./9. KW 2019 - von Diakon Georg Steinmetz, KAB-Diözesanpräses und Leiter Betriebsseelsorge

Im regelmäßigen Gebet finden viele Menschen eine Tagesstruktur.
Beten verbindet uns mit den Tiefen unserer Seele,
es gibt Trost, stärkt die Hoffnung
und öffnet uns die Augen für die Welt um uns herum.

Mit schelmischem Schmunzeln im Gesicht,
erzählt Papst Franziskus in dem Film
„Ein Mann seines Wortes“ in der letzten Einstellung,
dass er jeden Morgen das Gebet des Thomas Morus betet:

 

GEBET UM HUMOR

Schenke mir eine gute Verdauung, Herr,
und auch etwas zum Verdauen.

Schenke mir Gesundheit des Leibes,
mit dem nötigen Sinn dafür,
ihn möglichst gut zu erhalten.

Schenke mir eine heilige Seele, Herr,
die das im Auge behält, was gut ist und rein,
damit sie im Anblick der Sünde nicht erschrecke,
sondern das Mittel finde,
die Dinge wieder in Ordnung zu bringen.

Schenke mir eine Seele, der die Langeweile nicht fremd ist,
die kein Murren kennt und kein Seufzen und Klagen,
und lass nicht zu,
dass ich mir allzu viel Sorgen mache
um dieses sich breit machende Etwas,
das sich "Ich" nennt.

Herr, schenke mir Sinn für Humor,
gib mir die Gnade, einen Scherz zu verstehen,
damit ich ein wenig Glück kenne im Leben
und anderen davon mitteile.

hl. Thomas Morus (1478 – 1535)

 

Jeden Morgen in dieser Haltung beginnen,
in den Blick nehmen was mir jeden Tag geschenkt wird,
jeden Morgen, ob es mir gut geht oder ob mich Sorgen Quälen,
oder wenn die Gesundheit mich herausfordert:

Herr, schenke mir Sinn für Humor,
dass ich frohgemut den Tag beginne
und daraus lebe.

Dann kann sich der Himmel jeden Morgen erneut erden.

Geistliches Wort - 6./7. KW 2019 von Pastoralreferent Andreas Kohl, Betriebsseelsorge Weilheim

„Bio-Theologie“ (und nicht bloß ein Faschingsscherz)

Das Kreuz an der Wand hatte ich zuerst gar nicht weiter beachtet. Aber als ich an dem Seminar-Wochenende am Abend auf meinem Zimmer war, sah ich es mir dann doch etwas genauer an:

Das Kreuz mit Christus in der Mitte und unter seinen weit ausgebreiteten Armen eine Frau und ein Mann: Vermutlich Maria und Johannes, so wie ich das von vielen anderen Kreuzesdarstellungen schon kenne. Ein gewohntes Bild also… Oder doch nicht?

Um das Kreuz und die Personen herum verläuft auch noch ein Kreis mit … ja mit was eigentlich? Sollten das vielleicht Blätter sein, die das Kreuz als „Lebensbaum“ deuteten oder sind hier eher die - wenn auch etwas „bollig“ geratenen - Strahlen der Ostersonne gemeint?

Als ich dann in der Infomappe, die im Zimmer auslag, eine Bildbeschreibung dazu fand, staunte ich nicht schlecht: Die „Bollen“ seien „Wachteln“ und das Kreuz somit ein original (Achtung: Kein Faschingsscherz!)Wachtelkreuz“!

Hoi – was es nicht alles gibt! Aber wie in der Beschreibung der Symbolgehalt des „Wachtelkreuzes“ nach und nach erschlossen wurde, war durchaus interessant: Biologisch, vor allem aber auch theologisch!

Denn die „Virginischen Baumwachteln“ in Nordamerika haben, so das erklärende Infoblatt, eine ganz eigene Taktik, um in der Nacht für ihre Sicherheit vorzusorgen: Sie legen sich nachts kreisförmig auf den Boden und zwar mit den Köpfen nach außen, um stets auf der Hut zu sein. So können sie jeden Feind, aus welcher Richtung auch immer, frühzeitig erspähen und drohenden Gefahren entkommen. Soweit der biologische Hintergrund.

Beim „Wachtelkreuz“ ist es aber genau anders herum: Da haben sich die Vögel um Christus geschart mit diesmal nach innen gerichteten Köpfen. Sie schauen also auf den Gekreuzigten.

Theologisch gedeutet hieße das: Wer sich in den Kreis derer einreiht, die Christus zugewandt sind, wer sich und sein Leben IHM anvertraut, der braucht keine Angst mehr zu haben. Aller Friede, Schutz und Sicherheit gehen von dem aus, der am Kreuz die Arme ausgebreitet hat.

Mir wird auf einmal klar: Dieses „Wachtelkreuz“, so außergewöhnlich und erklärungsbedürftig es auch ist, macht ja eine ganz tiefe Aussage über meinen christlichen Glauben. Und auf einmal sehe ich mich - und dich - in dem Mann und der Frau unter dem Kreuz, eingereiht in den Kreis um Jesus, der alle Betrachter mit ausgestreckten Armen einlädt, in den Kreis zu kommen.

Kurz vor dem Zu-Bett-Gehen fällt mein Blick noch einmal auf das „Wachtelkreuz“ und ich muss schmunzeln: Die Wege, den Glauben zu verkündigen, können so anschaulich und originell sein - und sei’s mit Hilfe von „Virginischen Baumwachteln“!   

Geistliches Wort - 4./5. KW 2019 - von Pastoralreferent Christian Dorn, Betriebsseelsorge Allgäu

Das Band der Solidarität

„Wenn jeder an sich denkt, ist an alle gedacht.“ In diesem Satz ist kurz und knapp das Credo der Missionare des Ordens des freien Marktes zusammengefasst. Klingt erst mal logisch – zumindest als theoretisches Konstrukt. Doch dem Wirklichkeitstest hält dieser Glaubenssatz nicht stand. Menschliche Gemeinschaft funktioniert so nicht. Ich könnte jetzt lang und breit und umständlich das Wort Solidarität erklären. Oder ich erzähle einfach eine Geschichte:

Ein Rabbi ging einmal über Land und sah einen Mann, der einen Johannisbrotbaum pflanzte. Er blieb bei ihm stehen und sah ihm zu und fragte: „Wann wird das Bäumchen wohl Früchte tragen?“ Der Mann erwiderte: „In siebzig Jahren.“
Da sprach der Weise: „Du Tor!“ Denkst du in siebzig Jahren noch zu leben und die Früchte deiner Arbeit zu genießen? Pflanze lieber einen Baum, der früher Früchte trägt, dass du dich ihrer erfreust in deinem Leben.“

Der Mann aber hatte sein Werk vollendet und sah freudig darauf, und er antwortete: „Rabbi, als ich zur Welt kam, da fand ich Johannisbrotbäume und aß von ihnen, ohne dass ich sie gepflanzt hatte, denn das hatten meine Väter getan. Habe ich nun genossen, wo ich nicht gearbeitet habe, so will ich einen Baum pflanzen für meine Kinder oder Enkel, dass sie davon genießen. Wir Menschen mögen nur bestehen, wenn einer dem anderen die Hand reicht.“

Geistliches Wort - 2./3. KW 2019 - Diakon Leo Bernhard, Betriebsseelsorge Augsburg

Das Königskind

Eine Geschichte aus dem gleichnamigen Büchlein: 

„Du bist ein geliebtes Königskind“
erschienen im  Kawohl-Verlag.

Es war einmal ein König in seiner Stadt herrschte große Armut. Die Menschen in der Stadt waren verbittert und unzufrieden und sie fürchteten ihren Herrscher.
Eines Tages ließ der König alle Bewohner am Stadtplatz versammeln, um ihnen etwas Wichtiges mitzuteilen.

Gespannt und ängstlich richteten die Menschen ihren Blick auf den König und waren ganz neugierig auf die wichtige Mitteilung.
Der König sprach: „Ich habe heimlich mein Königskind gegen eines eurer Kinder ausgetauscht. Behandelt es gut. Sollte ich erfahren, dass meinem Kind etwas Schlechtes widerfährt,  werde ich den Schuldigen zur Rechenschaft ziehen.“

Dann kehrte der König auf sein Schloss zurück.

Die Stadtbewohner fürchteten die Strafe des Königs.  Weil aber niemand wusste, welches das Königskind war, versuchten die Menschen alle Kinder so zu behandeln, als wäre es das Königskind.
Es vergingen viele Jahre, die Kinder wurden zu Erwachsenen und bekamen selbst Kinder. Der mittlerweile alte König beobachtete mit Genugtuung die Entwicklung seiner Stadt.
Aus der früheren armen und schmutzigen Stadt wurde eine prachtvolle, saubere und  weit über die Landesgrenze hinaus bekannte Stadt.
Es gab Krankenhäuser, Schulen und eine große Bibliothek und viele, viele weitere Einrichtungen. Die Bewohner waren alle sehr zufrieden und glücklich.

Und warum?  Weil alle Bewohner der Stadt die Kinder mit viel Liebe behandelten und alle Kinder gut erzogen hatten. Da niemand wusste, welches Kind das Königskind war, wurde jedes Kind in der Stadt so behandelt, als wäre es vom König.

Für mich passt diese Geschichte genau in unseren Alltag. Dort, wo Menschen aus ihren Arbeitsplätzen entlassen werden, wo Menschen zu unwürdigen Bedingungen beschäftigt werden.

Unsere Gesellschaft  hat ihre Herkunft leider vergessen. Sie hat vergessen, dass jeder Mensch ein Königskind ist.

Geistliches Wort - 1. KW 2019 - von Ulrich Hoffmann, Präsident des Familienbundes

Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben

Zum Jahreswechsel bewegt nicht nur einsame Herzen die Sehnsucht nach Liebe. Werde ich sie im neuen Jahr finden – vielleicht in Gestalt meiner Traumfrau oder meines Traummannes – oder auch meines Wunschberufes oder einer sinnvollen Beschäftigung? Vielleicht auch: geht die Zeit der Enttäuschungen zu Ende? Wird 2019 mein Jahr der Liebe? Der Jahreswechsel ist die Zeit der Vorsätze, eine Zeit zwischen unendlicher Hoffnung und der ständigen Angst vor erneuten Enttäuschungen.

Nun ist es aber so, dass die Sehnsucht nach Liebe immer eng verbunden ist mit der Angst vor Schmerzen und Enttäuschung. Die Frage ist stets: Wie weit soll mich öffnen, wenn ich vielleicht doch wieder nur verletzt werde? Der sehnsüchtige Blick in das neue Jahr muss Vergangenes nicht vergessen lassen. Das Ende einer Hoffnung, eines Lebenstraumes oder einer Beziehung muss kein Scheitern sein, es kann auch ein Erfolg sein. Erfahrungen des Scheiterns und Misserfolge bieten viel Stoff um über sich selbst und die eigenen Ansprüche an sein Leben nachzudenken.

Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben – manch ein Suchender wird mit Vorsätzen ins neue Jahr starten, die ihn fast abheben lassen. Dieser Mythos wird in Liebesfilmen gepflegt - er kann durchaus viel Energie geben und beflügeln. Der nötige Realitätssinn ist aber mindestens ebenso wichtig, denn nach jedem Abheben folgt auch eine Landung. Die Lebenssehnsucht gefühlvoll auf den Boden der Tatsachen zu bringen, sodass im grauen Alltag der Glanz dieser Sehnsucht gegenwärtig bleibt – mein „Jahr der Liebe“ in den banalen Alltagserfahrungen leben mit den Menschen an meiner Seite, mit dem Beruf und in den Ehrenämtern – das wäre wohl ganz im Sinne unseres Kardinals Cardijn – den Alltag SEHEN, so wie er ist, ihn im Glanz der Sehnsucht nach Liebe, wie ihn das Evangelium beschreibt, beURTEILEN und aus der fröhlichen Gelassenheit eines Gottes Kindes HANDELN.

In diesem Sinne: gebt und geben Sie im Neuen Jahr Ihrer Sehnsucht nach Liebe Raum!

Geistliches Wort - 51./52. KW 2018 - von Diakon Georg Steinmetz, KAB-Diözesanpräses Augsburg

Gott wird in der Armut Mensch
 
Gott kommt herunter,
er kommt hinein,
in unsere Welt, das kleine Boot
im großen Meer des Universums.

Gott entscheidet sich
für unseren kleinen blauen Planeten
in den Weiten des Weltalls
um mit uns das Leben zu teilen.

 


Gott ist mitten drin
klein und unscheinbar
bedürftig, schutzlos
in den Armen einer Frau
eingebettet in Menschen
dicht gedrängt.

Mensch werden
ganz einfach und bescheiden
Mensch werden
und sein.

Geistliches Wort - 49./50. KW 2018 - von Diakon Leo Bernhard, Betriebsseelsorge Augsburg

Adventliche Post 2018

Kaum ist man vom Urlaub zurück, liegen bereits die ersten Lebkuchen auf dem Ladentisch.
Da fragt man sich: „Ist schon wieder Weihnachten“?
Viele Menschen laufen  dieser weihnachtlichen Zeit davon und fliegen in den Süden, weit ab, um  diesem Rummel zu entfliehen. Viele würden gern davonlaufen aber sie können nicht, weil die tägliche Verpflichtung sie hindert.

Was hat diese Advents- und Weihnachtszeit so kaputt gemacht?

Für die Einen sind es die Geschenkerwartungen, für andere die wortlosen Weihnachtsfeiern, für andere das sentimentale Getue.

Wir von der Betriebsseelsorge möchten gerne auf die Geschenke eingehen. Das eigentliche Geschenk, das wir feiern, bist DU selber! Du bist ein Geschenk Gottes an die Welt. Vielleicht findest du Dich nicht so fein eingepackt Vielleicht nicht so nützlich… wie andere Geschenke, oder so schön und wertvoll. Aber du bist mit viel Liebe ausgesucht und gerade Du hast der Welt noch gefehlt.
Du bist den Menschen von Gott als Licht geschenkt. ER verschenkt keinen Ramsch, sondern nur von ihm selbst gefertigtes „Kunsthandwerk“, Unikate, Einzelstücke. Du bist als Geschenk gedacht. Als jemand, an dem andere ihre Freude haben, genauso, wie dein Schöpfer Freude an dir hat und stolz ist auf sein Werk. Es ist gut, dass es Dich gibt!

Schöne adventliche und weihnachtliche Tage in dem Bewusstsein, dass Du das eigentliche Geschenk der kommenden Weihnachtstage bist

wünscht Betriebsseelsorger Leo Bernhard, Diakon

Geistliches Wort - 47./48. KW 2018 - von Pastoralreferentin Martina Berndt-Hoffmann, Betriebsseelsorge Weißenhorn

In liebevoller Erinnerung….

In unserem letzten Urlaub kamen wir auf einer Wanderung in den Bergen zu einer Barbara-Kapelle. Beim Halt an diesem schönen Ort machten wir eine interessante Entdeckung: diese Kapelle ist das fast einzige Überbleibsel eines großen Magnesit - Bergwerks samt Verarbeitungsbetriebe auf 1700m Höhe. Hier arbeiteten zwischen 1920 und 1976 fast 400 Menschen. Etwa 40 Familien lebten auch hier hoch über dem Tal in einer Werkssiedlung mit Laden, Schule, Kantine, Arzt, Kegelbahn und Kino- und später eben auch einer eigenen Kapelle. Nach Ende des Betriebs wurde alles  abgebaut und renaturiert. Nur eine Schautafel erinnert noch an das Werk.

Beeindruckt hat mich in der Kapelle ein Erinnerungsbuch. Liebevoll gestaltet erinnert es bis heute, 40 Jahre später, an die Arbeit und an die arbeitenden Menschen der damaligen Zeit. Den Frauen in der Kantine, der Lehrerin, manchen Bergarbeitern sind einzelne Seiten gewidmet mit Bildern.  Es werden die Arbeitsbedingungen beschrieben, auch an Unglücksfälle wird erinnert. Der Abschied vom Arbeitsplatz, das Ende einer Tätigkeit, die Beendigung von  beruflichen Freundschaften und vertrauten kollegialen Beziehungen- dies alles hat einen guten Platz der Erinnerung gefunden- in dieser Barbara-Kapelle.

In meiner Arbeit in der Betriebsseelsorge musste ich schon manche Betriebsschließung miterleben und die betroffenen Beschäftigten begleiten in ihrem Leid und ihrer Trauer über den Verlust eines Stücks Heimat, von menschlichen Beziehungen und eigenen Lebenschancen. An diese Betriebe und ihre Mitarbeiter/innen erinnert oft gar nichts mehr- außer gelegentlich noch einem Straßennamen.

Vielleicht täte in dieser ganz besonderen Form der Trauer gut, ebenfalls eine Kultur der Erinnerung zu entwickeln: Nicht um Wunden zu vertiefen, sondern für eine liebevolle, wohltuende und wertschätzende Erinnerung an all die Menschen, die  sich vor uns und für uns in der Welt der Arbeit engagiert haben- sei es im Betrieb, in Gewerkschaften oder in KAB-Ortgruppen.
Könnte uns da Paulus nicht ein Vorbild sein, wenn er schreibt: „Ich danke meinem Gott jedes Mal, sooft ich eurer gedenke“ (Phil 1,3)

Geistliches Wort - 45./46. KW 2018 - von Ewald Lorenz-Haggenmüller, Betriebsseelsorge Allgäu

Wassermangel

In der Nachbargemeinde ist seit drei Wochen der Brunnen leer, das Trinkwasser muss mit Tankwagen herangeschafft werden. Obwohl das Allgäu zu den wasserreichen Gegenden zählt. Doch dieser Jahrhundert-Sommer hat in Deutschland weite Landstriche regelrecht austrocknen lassen. Und das im gemäßigten Klima Mitteleuropas. Was in Dürregebieten und Wüsten oft schreckliche Normalität ist, erreicht jetzt uns: Mangel an Wasser als dem lebensnotwendigsten Element. Mangel an dem, was uns bislang nicht fehlte, was wir wie so vieles andere im Überfluss hatten.

Fachkräftemangel, Rohstoffmangel, Geldmangel, Bewegungsmangel, Wohnungsmangel, Mangel an Zuwendung, Einführung und Rücksichtnahme, Mangelerscheinungen ….

… es hat den Anschein, dass es uns an allem mangeln kann. Meist dann, wenn von einer Sache, einem Zustand, einem Gefühl und Empfinden zwar reichlich vorhanden ist, wir aber daran nicht teilhaben (können), Dann fehlt uns etwas, wir sind ausgegrenzt, abgehängt, abgewertet, ausgelaugt. Einen Mangel zu erfahren oder gar zu erleiden, verschließt oft den Blick auf die vorhandenen Reichtümer an Dingen, Empfindungen und was das Leben doch an Fülle für uns alle bereithält. „Genug ist nie genug“, heißt es in einem Lied von Konstantin Wecker. Wir fragen und suchen nach den Ursachen und dem Sinn und fühlen uns innerlich arm.

Wie schön und heilsam steht gegen jeden Mangel, wenn wir annehmen und glauben dürfen, dass wir trotz aller Mängel, die zu unserer eigenen Unzulänglichkeit noch dazukommen, von Gott gewollt, geliebt und reich beschenkt sind.

Selig, die arm sind vor Gott, denn ihnen gehört das Himmelreich (Mt 5,3)

Geistliches Wort - 43./44. KW 2018 - von Pastoralreferent Hans Gilg, Betriebsseelsorge Augsburg

Mensch steh‘ auf

aus der Enttäuschung
aus der Traurigkeit
aus der Mutlosigkeit

aus der Angst
aus der Verzweiflung

aus der Ausweglosigkeit
aus der Unsicherheit

Mensch steh‘ auf

bleibe nicht länger liegen
bleibe nicht länger sitzen
gehe Deinen Weg

sei offen für etwas Neues
blicke nach vorne, denn alles ändert sich

vertraue Gottes Wort

Mensch steh‘ auf

nicht nur heute
nicht erst morgen
nicht erst im nächsten Monat

nicht erst im nächsten Jahr
immer wenn Du es brauchst

immer wenn Gott Dir die nötige Kraft gibt.

Christine Jesse

Diese Worte von Christine Jesse sprechen vielen von uns aus der Seele und wir alle kennen solche Gefühle – Enttäuschung, Traurigkeit, Mutlosigkeit, Angst, Verzweiflung, Ausweglosigkeit oder Unsicherheit. Die ziehen uns wirklich runter. Und doch können wir rückblickend stolz darauf sein, wenn wir es geschafft haben aufzustehen – manchmal schwankend und mühsam – aber doch geschafft. Es tut gut, wenn wir alleine wieder auf die Füße kommen, aber es kann auch sein, dass wir nicht mehr die Kraft dazu haben. Gibt es nicht oft „gute Engel“ um uns herum, mit einem aufmunternden Wort, mit einer solidarischen Geste, mit einer stummen Umarmung?

Ob ich da auch Gottes Anstupsen dahinter sehen kann?

Geistliches Wort - 41./42. KW 2018 - von Diakon Georg Steinmetz, KAB-Diözesanpräses, Augsburg

Wie vergangenes Jahr war ich wieder mit meinem Hund Gambino 10 Tage zu Exerzitien auf der Straße. Einquartiert in Gubbio, der Kirche der Obdachlosen in Köln.
Menschen auf der Straße begegnen uns oft, ohne dass wir sie sehen, ohne dass wir sie wahrnehmen – ohne ihnen als Menschen mit Würde und Ansehen zu begegnen. Tief in jedem Menschen, so auch in ihnen, ist eine Sehnsucht spürbar, eine Sehnsucht nach Frieden, Wärme, Zuneigung und Wohlergehen.

Margit von der Obdachlosengemeinde Gubbio in Köln fragt Gott:

Wie geht es dir, Gott?

Wie geht es dir Gott, wenn du deine Werke siehst;
die Menschen, so wunderbar geschaffen nach deinem Ebenbild?
Erfreust du dich darüber?
Und wie geht es dir damit Gott, wenn die Hoffnung von einem
glücklichen Leben gestorben ist, wenn es nur noch ums Überleben geht?
Hast du noch Hoffnung Gott, wenn du all das Elend siehst;
wenn du siehst, dass das Leben nur noch ein Kampf ist,
der Kampf um zu überleben?
Dieser kleine Funke Hoffnung, dass es morgen besser geht, -
vielleicht gerade morgen. Der morgige Tag wird sicher besser.
Und so stehen sie am Kottbusser Tor und hoffen,
dass sie die Kurve packen, - vielleicht schon morgen.
Diese Hoffnung muss doch selbst dich erstaunen, Gott.
Warum leben manche Menschen vom Schicksal scheinbar bevorzugt,
andere hingegen benachteiligt?
Weinst du Gott, wenn du all das Elend siehst?
Oder ärgerst du dich, dass das Elend nicht von dir gewollt ist,
dass wir es sind die im Finstern leben?
Sagst du: selbst Schuld, wenn man sich betrinkt, wenn man klaut,
lügt, gewalttätig ist? Oder leidest du mit, Gott?
Bist du ein leidender Gott?
Trocknest du die Tränen der vielen,
deren Hoffnung nur noch ein glimmender Docht ist?
Du hast doch verheißen, dass du den glimmernden Docht
nicht auslöschen wirst und das geknickte Rohr nicht abbrechen wirst.
Auf deine Verheißungen ist doch Verlass, mein Gott.
Ja, ich glaube ich weiß es, dass du weinst, mein Gott, -
dass du auch die Tränen derer weinst, die nicht mehr weinen können.
Beim Fixpunkt, in der Bahnhofsmission, in den Suppenküchen,
in den Notunterkünften, da bist du mitten drin.
Da schickst du einen Funken Gotteslicht, das Licht, das Barbara strahlen lässt.
Gott, ich bin selber traurig über jede Träne die ich nicht geweint habe.
Weine weiter Gott und bleibe bei deinen liebsten Kindern.
Amen

Und Freunde von Margit formulieren ganz besondere Gottesbekenntnisse:

Gottesbekenntnisse
entstanden bei einem Gesprächskreis über Gottesbilder

Gott, Du bist für mich die Zukunft, die Gegenwart und die Vergangenheit
Gott, Du bist für mich Liebe
Gott, Du bist für mich Alles und Nichts

Gott, Du bist für mich der Halt auf meinem Lebensweg
Gott, Du bist für mich Hilfe in den tiefsten Nöten

Gott, Du bist für mich der Weg
Gott, Du bist für mich gestorben und auferstanden

Gott, Du bist für mich mein Schutz
Gott, Du bist für mich Fingerzeig und Richtschnur im Leben

Gott, Du bist für mich das Licht
Gott, Du bist für mich der, der zu mit sagt: „Ich bin da“

Gott, Du bist für mich die Quelle des Lebens
Gott, Du bist für mich unendliche Weite ohne Horizont

Gott, Du bist für mich Liebe, Licht, Alles
Gott, Du bist für mich das Ziel

Gott, Du bist für mich Mut und Kraftspender
Gott, Du bist für mich Nähe und Geborgenheit

Gott, Du bist für mich wie ein Vater
Gott, Du bist für mich der Aufbruch

Amen

Beeindruckt von diesen tiefen Glaubenszeugnissen und den Schicksalen derer, die sie formuliert haben, komme ich zurück in meine andere Welt. Ohne sie zu vergessen und reich beschenkt von Menschen, die sonst nichts haben.

Quelle: gemeinden.erzbistum-koeln.de/gubbio_obdachlosenseelsorge/Gebete/

Geistliches Wort - 39./40. KW 2018 - von Pastoralreferent Thomas Hoffmann, Betriebsseelsorge Dinkelsbühl-Donau/Ries

Nicht einmal Zeit zum Essen

„Achtung! Dieser Tag kann Spuren von Müssen enthalten“ (den Spruch verdanke ich meiner Tochter). Wenn es denn nur Spuren wären!

Anforderungen in der Arbeit, Verpflichtungen im privaten Bereich, da der Abend in der KAB, dann das Treffen der Gewerkschaft, eine Veranstaltung, die mich interessiert, ach ja, die Email-, WhatsApp und sonstigen Nachrichten wollen gelesen und beantwortet sein und informiert sein über dies und jenes verlange ich von mir … So viel „Müssen“, dass ich fast keine Zeit zum Essen finde.

Der Evangelist Markus erzählt ganz Ähnliches von den Aposteln, die Jesus zuvor ausgesandt hatte:

„Die Apostel versammelten sich wieder bei Jesus und berichteten ihm alles, was sie getan und gelehrt hatten. Da sagte er zu ihnen: Kommt mit an einen einsamen Ort, wo wir allein sind, und ruht ein wenig aus! Denn sie fanden nicht einmal Zeit zum Essen, so zahlreich waren die Leute, die kamen und gingen. Sie fuhren also mit dem Boot in eine einsame Gegend, um allein zu sein.“ (Mk 6, 30-32)

Die Geschichte geht weiter: Die Leute haben den Braten gerochen, sich sofort aufgemacht und erreichen noch vor Jesus und den Aposteln die vermeintlich einsame Gegend. Nichts war es mit dem Alleinsein, dem Ausruhen. Nur die kurze Zeit der Überfahrt ist Jesus und den Aposteln geblieben zum Atemholen, zum Ausschnaufen. Danach sind sie gleich wieder gefordert, lassen sie sich fordern. Immerhin schließt sich die Geschichte mit der Brotvermehrung an, wo es ausreichend zu essen gibt.

Es gibt schlechte und es gibt bessere Gründe, im durchgetakteten Alltag keine Zeit zum Essen zu finden:

Zu letzteren gehören für mich etwa die Demo für ein buntes Bayern, mit KAB-Freunden Unterschriften sammeln für die Zulassung eines Volksbegehrens gegen den Pflegenotstand, die Kinder zum Turnen oder Musikunterricht bringen, jemand zum Arzt begleiten oder einen Geflüchteten zu einer Behörde, mich für eine Arbeitskollegin, die in Schwierigkeiten steckt, einsetzen, mich über meine Aufgaben und Rechte als Betriebsrat informieren, … so viele bessere Gründe, um wie die Apostel keine Zeit zum Essen zu finden.

Irgendwann merke ich freilich, ohne einen gemeinsamen Spaziergang, eine entspannende Lektüre, ohne Momente der Stille, ohne gemeinsame Mahlzeiten, ohne einen freien Sonntag, ohne Gottesdienst, ohne einen gemütlichen Abend mit Freunden … verliere ich die Lust und die Kraft, mich dort zu engagieren, wo ich gefordert bin in der Arbeit, der Familie, in KAB, Gemeinde, Gewerkschaft, Partei, Verein, wo immer.

Denn nichts essen ist einfach auch keine Lösung.

Geistliches Wort 36. /37. KW 2018 - von Gemeindereferentin Regina Wühr, Geistliche Begleiterin der KAB im Diözesanverband Augsburg

Richtschnur

Ob wir wollen oder nicht: nach Urlaubsende erwartet uns unausweichlich der Arbeitsbeginn und der Alltag in Beruf und Familie und bei denen, die arbeiten müssen und schulpflichtige Kinder haben, ist der Urlaub spätestens jetzt vorbei.  Ab Mitte September verläuft alles wieder in den gewohnten Bahnen. Auch der Sommer geht zu Ende und mit ihm die Legislaturperiode der Bayrischen Abgeordneten; am 14. Oktober sind Landtagswahlen. Zu Ende geht damit (vorerst) auch ein nicht immer fairer Wahlkampf mit harten Bandagen.

Als Christ oder Christin muss ich mir die Frage stellen, welche Partei für mich wählbar ist und eine Politik vertritt, die christlichen Werten standhält – und welche nicht. Dabei können Christen nach vorheriger Gewissensprüfung zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen, doch was ist Maßstab für die Entscheidung?

In der Lesung aus dem Jakobusbrief vom 16. September heißt es:

Was nützt es, meine Brüder und Schwestern, wenn einer sagt, er habe Glauben, aber es fehlen die Werke? Kann etwa der Glaube ihn retten? Wenn ein Bruder oder eine Schwester ohne Kleidung sind und ohne das tägliche Brot und einer von euch zu ihnen sagt: Geht in Frieden, wärmt und sättigt euch!, ihr gebt ihnen aber nicht, was sie zum Leben brauchen – was nützt das? So ist auch der Glaube für sich allein tot, wenn er nicht Werke vorzuweisen hat. (Jak 2,14-16)

Mit diesem Text kann ich prüfen, ob nur politische Parolen gedroschen werden oder den schönen Worten und Versprechungen auch Taten folgen. Sich auf den christlichen Glauben zu berufen und Fakten zu schaffen, die dessen Kernbotschaft widersprechen, entlarvt die wahre Gesinnung von Parteien. Das beginnt im Umgang mit dem politischen Gegner und endet bei der Behandlung derzeit brisanter Themen in unserer Gesellschaft.

Wer es gern noch einfacher ausgedrückt haben möchte, kann sich die Goldene Regel aus dem Matthäusevangelium als Richtschnur nehmen, übrigens auch sehr hilfreich beim täglichen Reflektieren des eigenen Verhaltens:

Alles, was ihr wollt, dass Euch die Menschen tun, das tut auch ihnen! (Mt 7,12)

Übrigens: nicht wählen = nicht Stellung beziehen geht gar nicht. Jesus hat entschieden Stellung bezogen – tun wir es ihm nach!

Geistliches Wort - 35./36. KW 2018 - von Pastoralreferent Andreas Kohl, Betriebsseelsorge Weilheim

Überall ist heiliger Boden

Auf die Spuren des Heiligen Franz von Assisi machten wir uns bei der großen Familienwallfahrt der Diözese Augsburg im Mai dieses Jahres. Als pastoraler Mitarbeiter hatte ich die Pilgerreise ins italienische Assisi mitvorbereiten und begleiten dürfen.

Sehr berührt hat mich in dieser Woche eine Führung durch die Kirche San Francesco, in der sich auch das Grab von Franziskus befindet. In der Unterkirche sind die ältesten Fresken in diesem reich ausgemalten Gotteshaus zu sehen. Eine der bekanntesten Darstellungen des großen Heiligen ist auch darunter: Franziskus predigt den Vögeln.

Bruder Thomas, der uns durch die Kirche führte und uns viele Bilder sehr eindrucksvoll erschloss, machte uns bei der „Vogelpredigt“ auf ein paar bemerkenswerte Details aufmerksam:

  • Franziskus ist in Bewegung. Er geht auf die Vögel, auf die Pflanzen, also auf die Schöpfung und Welt zu – die Bibel in der Hand. Ganz so wie Jesus seine Jünger auffordert: „Geht hinaus in die ganze Welt, und verkündet das Evangelium allen Geschöpfen!“ (Mk 16,15) 

  • Franziskus beugt sich zu den Vögeln hinunter. Er ist der Schöpfung, der Welt zugewandt. Denn für Franziskus deuten die Schönheit und Größe der Schöpfung eine Spur hin zu Gott. Gottes Spuren sind überall in dieser Welt zu finden. Es gibt keinen Ort, der gottlos wäre. Überall ist heiliger Boden.

Ich meine: Das könnten doch auch wegweisende Impulse für unser Engagement in der KAB, Betriebsseelsorge und CAJ sein, wenn wir nach der Sommerpause wieder loslegen – vielleicht ja mit folgendem Gebet:

Herr, lass uns wieder neu in Bewegung kommen.

Wir wissen uns getragen von Deinem Wort.

Lass uns gerne bereit sein, es zur Sprache zu bringen.

Hilf uns, uns neu aufzumachen hin zu den Menschen in der Arbeitswelt.

Denn dort in den Fabriken, Betrieben und Büros ist heiliger Boden.

Gib uns die Gnade, zusammen mit den Menschen Deine Spuren in ihrem Leben und Arbeiten zu entdecken.

Amen.

Geistliches Wort - 33./34. KW 2017 - von Pastoralreferent Christian Dorn, Betriebsseelsorge Allgäu

Das Glück im Schenken

„Gottes Hauptproblem heißt: Wie kann Gott sich selbst verschenken? Damit hat Gott große Schwierigkeiten. Man sollte meinen, alle Menschen wollten Gott. Aber die übliche Antwort auf sein Angebot klingt ungefähr so: Herr, ich bin nicht würdig. Mir wäre eine Religion und Moral lieber, die mir das Gefühl gibt, dass ich in einem kosmischen Wettkampf aus eigener Anstrengung gewinnen kann.“ So beschreibt der amerikanische Franziskaner Richard Rohr die Schwierigkeiten, die wir Menschen damit haben, beschenkt zu werden. Geschenken trauen wir nicht so ganz. Ein unverdientes Geschenk – das kann nichts Gutes bedeuten und das dicke Ende kommt danach. So einfach abtun kann man diese Haltung nicht, ist sie doch gut in unserer alltäglichen Erfahrung mit den lieben Mitmenschen (und uns selbst) verankert. Doch betrachten wir die Dinge realistisch: Schenken und beschenkt werden ist der Modus unseres Menschseins. Könnten wir uns denn irgendetwas von dem verdienen, was wir wirklich brauchen? Ich möchte sie mit einem Text über das Schenken beschenken. Beschenken sie sich doch mit etwas Zeit, um den Text zu lesen und sich von seinen Gedanken beschenken zu lassen.

Ach, wenn wir doch mehr Glück hätten, nur ein kleines Stückchen noch, klagen die Menschen. Und meinen das allergröbste Stück: des Besitzes. Geld, Ruhm, Bewunderung, oder auch die Zuneigung eines anderen Menschen. Dann streckt der eine dem andern die leere Hand entgegen und wundert sich, dass nicht sofort ein Stern vom Himmel herunterfällt – just in diese leere Hand.
Würden wir doch alle eines Tages erwachen und verstehen, dass das Glück im Schenken, Schenken und nochmals Schenken besteht. Diesem ein Lächeln, jenem ein gutes Wort, dem Verbitterten die Schönheit einer Blume, dem Allertraurigsten die Seligkeit heller Kinder­stimmen, dem zu Tode Erschütterten die Gewissheit des Geistes.
Es gibt Dinge genug, um die Welt zu bereichern.
Und der Arme ist oft diesen Dingen viel näher als der Reiche.
Er hat ja nur sein Herz zu verschenken. Doch gerade auf das kommt es an.

(Albert Steffen)

Und schenken können wir dann, wenn wir erkennen, dass wir beschenkt sind. Es geht um unser Ja zu dem freien Geschenk Gottes. „Herr, ich bin nicht würdig“ – so unser allzu menschlicher Einwand. Dazu Richard Rohr: „Natürlich bist du das nicht“, scheint das Evangelium zu sagen, „aber das war ja sowieso nie das Thema!“

Geistliches Wort - 31./32. KW 2018 - von Diakon Leo Bernhard, Betriebsseelsorge Augsburg

Die Fülle!

Wer heute bei  schönem Wetter durch den Garten schlendert, kann nur noch staunen. Hier kann man die Fülle betrachten. Wir haben heuer im Jahr 2018 ein Obstjahr, das kaum noch zu überbieten wäre.

Die Apfelbäume sind so voller Äpfel, dass man die Sorge haben muss, dass die Äste abbrechen oder Bäume umknicken.

Diese Bilder regen an, über Gottes Großzügigkeit nachzusinnen. Die Bibel spricht sehr oft von der Fülle.

Wer über das Wort Gottes nachsinnt, darf immer wieder von der Großzügigkeit erfahren, die Gott jenen zukommen lässt, die ihn verehren.

So schreibt der Beter im Psalm 36,9:

„ Sie laben sich am Reichtum deines Hauses; du tränkst sie mit dem Strom deiner Wonnen.“

Wir sehen heute, dass Reichtum und Überfluss entsteht, weil Menschen unterdrückt werden. Weil durch Billiglöhne und korrupte Arbeitsverhältnisse auch in unserem Land viel Kapital erwirtschaftet wird.

Das ist nicht gottgewollt. Er verurteilt es, dass Menschen ausgebeutet und missbraucht werden. Gott schenkt uns die Fülle, so dass auf dieser unserer Welt niemand hungern müsste.

Alle Missstände dieser Erde sind menschengemacht, weil Gier und Korruption dieses Elend verursachen.

Ich wünsche eine schöne Urlaubszeit. Genießen Sie die Fülle und die Schönheit dieser Erde.

Geistliches Wort - 29./30. KW 2018 - von Diakon Georg Steinmetz, Betriebsseelsorge Dinkelsbühl, Donau-Ries

„Der größte Schatz in unserer Kapelle sind die fast 30 Fürbittbücher!“

Mit dieser Aussage wurden wir in der Autobahnkirche Hegau an der schweizerischen Grenze vom dortigen Pfarrer begrüßt. Nicht die sehr alte und ehrwürdige Madonna, nicht die Bilder an den Wänden, nein, die Fürbittbücher sind der Schatz dieser Kirche. Dort vor und in der Emmaus-Kirche wurde eine Lenkpause für Körper und Seele angeboten, erstmals Ende April diesen Jahres. Fernfahrerseelsorger der Betriebsseelsorge und viele Ehrenamtliche der umliegen Pfarrgemeinden, gestalteten dieses Fest am Samstag und Sonntag.

Unterschiedlichste Menschen kamen zu dieser Lenkpause aus nah und fern. Gestrandete Fernfahrer, die sonst auf den Rasthöfen auf den Sonntagabend warten, bis sie wieder weiterfahren dürfen. Fahrer von den umliegenden Rasthöfen wurden direkt an ihrer Fahrerkabine eingeladen, diese Pause mit gutem Essen und guten Gesprächen einzulegen. Osteuropäische Fahrer konnten durch Dolmetscherbegleitung mit uns sprechen, ihre Sorgen Nöte mit uns teilen. Sie erzählen von ihren Familien und der Einsamkeit auf den wenigen Quadratmetern ihrer Kabine. Und sie erzählen uns von ihrem schlechten Lohn und den schlechten Arbeitsbedingungen. Oft sind sie monatelang auf Achse, sehen ihre Familien in dieser Zeit nur mit ihrem Tablet-Computer, dem einzigen Kontakt zur Heimat. Einem dieser Fahrer ist gerade dieses wichtige Gerät kaputt gegangen. Er bricht auf, 15 km hin, 15 km zurück, zum nächsten Elektronikladen, um ein neues Gerät zu besorgen, das Fenster zu seiner Frau und den Kindern in der fernen Heimat.

Ein weiterer erzählt von seinem Erstaunen, dass Menschen wie wir die Seelsorger, auf dem Parkplatz auf ihn zugehen, uns bei ihm für seine Arbeit bedanken und ihn dann auch noch zu diesem Fest der Lenkpause einladen. In seinen Äußerungen war eine tiefe emotionale Rührung zu spüren. Er erzählt, dass er oft, wenn er an einer Autobahnkirche vorbeikommt anhält, in diese Kirche mit ihren offenen Türen und dem Fürbittbuch eintritt und dann gerne mit anwesenden Menschen ins Gespräch kommt. Er fährt anders weiter als er gekommen ist, sagt er. Nichts ist in den vielen Gesprächen von Fernfahrerromantik zu spüren. Fahren ist ein Knochenjob, ohne Anerkennung derer, für die sie unterwegs sind. Uns alle!

„Das Wertvollste sind die Fürbittbücher!“ Ja, vielerlei Sorgen sind dort eingeschrieben, Dankbarkeit erzählen andere Einträge und wieder andere bitten in vielerlei Anliegen. Gott und allen Leserinnen und Lesern wird aus dem Innersten der Seele mitgeteilt. Offene Kirchentüren, offen liegende Fürbittbücher laden uns alle ein, die vielfältigsten Anliegen mit Gott und unseren Mitmenschen zu teilen.

Bilder: G. Steinmetz

Geistliches Wort - 27./28. KW 2018 - von Peter Ziegler, KAB-Diözesansekretär, Augsburg

Es ist lästig…..

In der letzten Woche war eine größere Gruppe aus unserem Diözesanverband auf einer Studientagung in Würzburg. Unter anderem haben wir auch eine Onlinedruckerei besucht, in der der Geschäftsführer stolz über die Erfolge des Unternehmens berichtete. Gerade wegen der zahlreichen Aufträge ist es möglich, auch kleinere Margen zu günstigen Preisen herzustellen. Dadurch werden die Kunden zufriedengestellt und die Arbeitsplätze in einem umkämpften Markt erhalten. Durch diese Neuerung profitieren eigentlich alle…

Etwas schmallippiger wurde er, als die Rede auf den Betriebsrat oder auf die Zusammenarbeit mit Gewerkschaften kam. An einem Standort, an dem nahezu Vollbeschäftigung herrsche, liege es im eigenen Interesse des Unternehmens, gute Arbeitsbedingungen zu erhalten. Sonst verliere man gerade die engagierten Beschäftigten. Einen Betriebsrat brauche es daher aktuell an diesem Standort nicht…

Nicht nur mir sind da die Sätze aus Evangelii Gaudium eingefallen, wo der Papst dazu aufruft, „lästig“ zu sein:

203. "… Wie viele Worte sind diesem System unbequem geworden! Es ist lästig, wenn man von Ethik spricht, es ist lästig, dass man von weltweiter Solidarität spricht, es ist lästig, wenn man von einer Verteilung der Güter spricht, es ist lästig, wenn man davon spricht, die Arbeitsplätze zu verteidigen, es ist lästig, wenn man von der Würde der Schwachen spricht, es ist lästig, wenn man von einem Gott spricht, der einen Einsatz für die Gerechtigkeit fordert.“

Und manchmal ist es eben lästig, in einem Unternehmen ohne Betriebsrat danach zu fragen, warum keiner existiert, um damit von außen die Beschäftigten zu unterstützen, die sich bislang nicht durchsetzen konnten.

Hier gilt es bei all den anstehenden Betriebsbesuchen wachsam – und bisweilen eben auch „lästig“ zu sein…

Geistliches Wort - 25./26. KW 2018 - von Pastoralreferentin Martina Berndt-Hoffmann, Betriebsseelsorge Weißenhorn

Einigkeit ist das entscheidende Gebot der Stunde

Die Fußball-WM hat begonnen. Viele sind im Fußballfieber. Ich bin eine, die recht wenig Ahnung hat von Spielregeln oder gar Spieltaktik. Deshalb interessiert es mich oft mehr, was eher am Rand des eigentlichen Geschehens zu beobachten ist: Menschliche Reaktionen, Imponiergehabe, Eingeständnisse von Fehlern, unsägliche Fragen von Reportern….Gerade, wenn das Spiel gut gelaufen ist, fallen immer wieder Schlagworte wie „ wir waren ein eingespieltes Team“, „der Rückhalt in der ganzen Mannschaft“, „die Fans haben unglaublich unterstützt“. Schnell wird klar, Teamgeist und Zusammenhalt sind die Grundlagen vieler Erfolge. Eine Mannschaft, die aus lauter Einzelkämpfern besteht, die sich nur selbst profilieren wollen, hat selten eine echte Chance.

Momentan beschäftigt uns in der Betriebsseelsorge, was wir im Gegensatz dazu in unserer Arbeit erleben: Solidarität, die Kraft, mit der in der Vergangenheit  vieles erkämpft wurde, ist bei einer ganzen Reihe Kolleginnen und Kollegen zum Fremdwort geworden. Es wird gehandelt nach der Devise „Jeder ist seines Glückes Schmied“ oder „ich kämpfe für mich selbst“. Von Teamgeist und Zusammenhalt, ebenfalls Grundlagen der Erfolge gewerkschaftlicher Arbeit oder der christlichen Verbände ist nur mehr wenig zu spüren. Ellenbogen werden ausgefahren anstatt Hand in Hand zu gehen.

Wie ist es möglich, Solidarität wieder erfahrbar zu machen?  Wie ist es möglich, ihre Kraft zu aktivieren? Wie kann die positive Wirkung vom Miteinander spürbar werden? Und wo können wir als Betriebsseelsorge oder KAB etwas dazu beitragen?

Neulich bin ich an einem Text von Martin Luther King hängen geblieben, der dazu motiviert, an diesen Fragen weiter zu denken:

„Ich möchte, dass es überall (…) bekannt wird, dass wir Christen sind. Wir glauben an die christliche Religion. Wir glauben an die Lehren Jesu. Die einzige Waffe, die wir heute Abend in unseren Händen halten, ist die Waffe des Protests. (…) Wir sind nicht im Unrecht bei dem, was wir tun. (…) Sind wir im Unrecht, ist auch Gott der Allmächtige im Unrecht. Sind wir im Unrecht, war Jesus von Nazareth nur ein utopischer Träumer und ist nie zur Erde gekommen. Sind wir im Unrecht, ist Gerechtigkeit eine Farce. (…) Ich möchte betonen, dass wir bei all unseren Aktionen zusammenhalten müssen. Einigkeit ist das entscheidende Gebot der Stunde. Wenn wir zusammenstehen, können wir viele von den Dingen erlangen, die wir nicht nur ersehnen, sondern die uns gerechterweise auch zustehen.“

Geistliches Wort - 23./24. KW 2018 - von Ewald Lorenz-Haggenmüller, Betriebsseelsorge Allgäu

Gratwanderung

Bergwege führen gelegentlich über einen Grat. Das hat etwas Erhabenes und gleichzeitig auch Unsicheres, manchmal gar Bedrohliches. Je schmäler der Pfad, desto tiefer kann es links wie rechts nach unten gehen. Fast schon wie „auf des Messers Schneide“ kann sich das anfühlen. Zuweilen verdeckt der Anstieg auch noch, wohin es letztlich geht.

Was ist das Ziel meiner Reise, unseres Lebens?
Wie schnell kann schon nach wenigen Schritten die Richtung eine völlig andere sein?
Geht es weiter bergauf oder tut sich Abgründiges auf?

- Eben noch in ungekündigter Stellung bin ich bei denen, die gekündigt werden.
- Wie aus heiterem Himmel zerbricht eine persönliche Beziehung.
- Eben noch bei vermeintlich bester Gesundheit beeinträchtigt mich eine Diagnose.
- Ein schwerer Unfall verändert mein Leben oder das lieber Bekannter.

Das ganze Leben scheint zu jeder Zeit und für jeden Augenblick eine Gratwanderung zu sein, es gibt keine Sicherheit für den weiteren und scheinbar niemals eintrübbaren Weg. Aber weil wir in Freude lebendig sind, gehen wir beständig mit der Hoffnung, dass es auf der Gratwanderung des Lebens wohlwollend weiter geht.

Alles hat seine Zeit, so hat es der Prediger Kohelet wunderschön gegenüber- und doch auch zusammengestellt. Es hört sich auch bei ihm so an, als sei das Leben selbst eine unablässige Gratwanderung, ob zwischen oben und unten, links und rechts, Gutem und Schlechtem, Freude und Ärger, Gesundheit und Krankheit, Beziehung und Einsamkeit, Glaube und Unglaube oder Gottesnähe und – ferne.

Bei aller Unsicherheit über das, was uns hinter dem Grat erwartet, dürfen wir also getrost und sicher sein, es wird weitergehen…..

Geistliches Wort - 21./22. KW 2018 - von Pastoralreferent Hans Gilg, Betriebsseelsorge Augsburg

Ein kleines Pfingsten

Letztes Aprilwochenende – Rasthof Hegau in der Nähe von Singen: Die Betriebsseelsorge Freiburg startet ein spannendes Projekt – Lenkpause für Körper und Seele. Wir aus Augsburg und Kollegen aus anderen Diözesen unterstützen diese Aktion.

An den Wochenenden sind die Rasthöfe voll mit LKW´s. Die Fahrer – fast alle aus Osteuropa – sind gezwungen dort ihre Freizeit zu verbringen. Oft sind sie vertraglich verpflichtet ihr Fahrzeug nicht aus den Augen zu lassen. Essen, schlafen, Wäsche waschen – alles geschieht am LKW oft unter unwürdigen Lebensbedingungen.

Wir haben ein Wochenende die Zeit mit ihnen geteilt, haben mit Hilfe von Dolmetschern und Smartphone –Übersetzungen viel von ihrem Leben hören dürfen und haben gemerkt wie sehr die Fahrer ihre Familien vermissen. Da ist von Fernfahrerromantik nicht s mehr zu spüren und die ungerechten, niedrigen Löhne schreien zum Himmel.

Aber: Diese Menschen sorgen dafür, dass wir etwas zu essen haben, dass die Fließbänder nicht still stehen und die Kaufhäuser voll sind. Dafür wollten wir Danke sagen.

Für mich war das wie ein kleines Pfingsten. Die vielen Sprachen von ukrainisch, polnisch, rumänisch, kroatisch, bulgarisch, bis ungarisch, tschechisch, spanisch und englisch waren kein Problem. Wir waren im selben Geist zusammen und ein Lächeln, ein anerkennendes Schulterklopfen oder eine Umarmung zum Abschied drückt mehr aus als viele Worte. Schön war es gemeinsam zu essen und zu feiern und ganz viele waren sehr berührt vom Gottesdienst in der Autobahnkirche. Die biblischen Texte in verschieden Sprachen, Fahrer, die sich getraut haben eine Fürbitte oder eine Segensgebet zu sprechen und das Vaterunser, das jeder in seiner Sprache gebetet hat – all das hat sichtbar gemacht , dass wir in Gottes Namen beisammen waren und dieser Gott keine Grenzen kennt.

Ein wichtiger Auftrag bleibt für uns trotzdem: Mitzuhelfen, dass sich die Arbeitsbedingungen dieser Menschen verändern.

Fotos: Fabian Biasio; Uli Fricker

Geistliches Wort - 19./20. KW 2018 von Diakon Erwin Helmer, KAB-Diözesanpräses Augsburg

Gottes schönste Erfindung

Eigentlich braucht Gott ja gar nichts erfin­den, er hat ja sowieso alles genial geschaf­fen. Aber wie kann man die wunderbare Aufgabe einer Mutter besser beschreiben als mit einem Text von Michel Quoist: „Meine schönste Erfindung, sagt Gott, ist meine Mutter. Es fehlte mir eine Mutter und ich habe sie gemacht. Ich habe meine Mutter gemacht, bevor sie mich empfing. Jetzt bin ich wirklich ein Mensch, wie alle Menschen. Ich brauche sie um nichts mehr zu beneiden, denn ich habe eine Mutter, eine wirkliche, das hat mir gefehlt.“ Seine Mutter heißt Maria, die junge Frau aus Na­zareth, die Mutter Jesu, des Gottessohnes.

Die meisten Menschen dürfen diese Erfah­rung machen, eine Mutter zu haben und sie zu erleben. Allerdings nicht alle. Und auch nicht jede Frau bekommt ein Kind. So manche Frau wünscht sich sehnsüchtig, ein Kind oder ein weiteres Kind zu bekommen – und es klappt nicht. Auch das gehört zum Muttertag, an die Frauen zu denken, die kinderlos bleiben – und an die Kinder, die ohne ihre Eltern aufwachsen. Auf jeden Fall sei an diesem Muttertag allen Frauen und Müttern von Herzen gedankt  - für ihr Sorgen und Mühen, für ihre Selbstlosigkeit und ihr Bereitstehen, für durchwachte Nächte und tausendfa­che Tröstungen, für das Trocknen der Tränen der ersten Liebe, für ihr Zuhören und Mit­tragen, ihr Mitfühlen und Mitfiebern, ihr Mitbeten - mit einem Wort: für ihre grenzenlose Liebe! Liebe, die allerdings auch Grenzen setzen muss. Denn in der heutigen Zeit müssen wir wie­der lernen, unseren Kindern Grenzen zu setzen, damit sie nicht untergehen im Strudel der Überflutung mit Reizen und Lockangeboten. Schauen wir hin, was un­sere Kinder im Internet machen. Zeigen wir Interesse für ihre Erfahrungen und ihre Sorgen. Denn das Wichtigste, das die Kinder brauchen ist eine sorgende Mutter, ein sorgender Vater. Noch einmal mit Michel Quoist gesagt: „Ich weiß, sagt Gott, wie es ist, von Engeln getragen zu werden, aber glaubt mir, das wiegt die Arme einer Mut­ter nicht auf.“

Geistliches Wort - 17./18. KW 2018 - von Pastoralreferent Thomas Hoffmann, Betriebsseelsorge Weißenhorn

Trillerpfeifen vor der Dillinger Basilika
oder wem gehört meine Zeit

Gab es das schon einmal auf dem Platz vor der Basilika? Ohrenbetäubender Lärm von mehreren hundert Trillerpfeifen, rote IG Metall Fahnen und Mützen und vom Kundgebungswagen herab aus heiseren Kehlen immer wieder die Frage: „Wem gehört meine Zeit?“ An einem kalten Februar-Mittwoch streikten Kolleginnen und Kollegen u.a. für eine befristete Reduzierung der Arbeitszeit, um mehr Zeit zu haben etwa für die Kinder, für die Pflege von Angehörigen:

Wem gehört meine Zeit?
Wem gehört meine begrenzte Lebenszeit zwischen den Ansprüchen des Arbeitgebers und den sonstigen Anforderungen des Alltags?

Erlebe ich meine Zeit als selbstbestimmte Zeit?
Gilt das für die Zeit, die ich im Betrieb verbringe, weil es für mich sinnvoll verbrachte Zeit ist, weil ich gute Arbeitsbedingungen vorfinde, weil ich mich für gute Arbeit im Betrieb einsetze etwa als Betriebsrat?
Wie viel selbstbestimmte Zeit habe ich als befristet Angestellter mit meinen Sorgen, was aus mir wird, wenn die Befristung ausläuft?
Wie viel selbstbestimmte Zeit habe ich, wenn ich nur damit beschäftigt bin, mit knappen finanziellen und zeitlichen Möglichkeiten meinen Alltag zu organisieren?

Wie viel selbstbestimmte Zeit habe ich, wenn ich in Dreischicht und regelmäßig auch sonntags arbeite?
Wieviel selbstbestimmte Zeit bleibt mir angesichts des Diktats der ständigen Erreichbarkeit im beschleunigten Smartphone-Zeitalter?
Wieviel selbstbestimmte Zeit  lässt mir eine zunehmende Rund-um-die-Uhr-Gesellschaft, die mich ununterbrochen mit Medien- und Konsumangeboten lockt und keine gemeinsamen Unterbrechungen wie den Sonntag mehr akzeptieren will?

Wie müssen wir Gesellschaft und Arbeitswelt gestalten unter der Maßgabe, allen eine gute selbstbestimmte Lebenszeit zu ermöglichen?
Wem gehört meine Zeit? Stimmt die Frage so überhaupt? Ist meine Zeit nicht zuerst eine geschenkte Lebenszeit, die ich so oder so nutzen kann? Nutzen für das, was mir wichtig ist, wo ich gebraucht werde, wofür ich mich engagieren will. Oder eher dafür, mich ohne ein Ziel und ohne eine Richtung dem Beschleunigungssog auszusetzen, wovor schon der alte Seneca gewarnt hat: „Wer keinen Hafen kennt, muss sich dem Treiben der Winde überlassen.“

Der ohrenbetäubende Lärm von Trillerpfeifen vor der Basilika und dazwischen immer wieder die Frage, „wem gehört meine Zeit?“: Vielleicht ja auch ein Weckruf Gottes: Was macht Ihr mit Eurem Leben? Was machst du aus deinem Leben? Was machst du mit deiner begrenzten, geschenkten Lebenszeit?

Geistliches Wort - 15./16. KW 2018 - von Gemeindereferentin Regina Wühr, Geistliche Begleiterin der KAB in der Diözese Augsburg

Hoher Einsatz

Wenn Sie diesen Beitrag lesen, liegt Ostern, das zentrale christliche Fest, schon hinter uns.

Auch wenn nach einer Umfrage von 2016 nur noch ca. 36 % der Deutschen bzw. 51 % der deutschen röm.-kath. und ev.-luth. Christen an die Auferstehung Jesu glauben, wird die Osterbotschaft nach wie vor in der 50-tägigen Osterzeit in der Liturgie der Kirche verkündet. Gerade das Evangelium vom 3. Ostersonntag (15. April) erzählt eindringlich von der realen Erfahrung  der Jünger Jesu mit dem Auferstandenen, der sie als seine Zeugen benennt. Diese Zeugenschaft reicht bis in unsere Zeit hinein.

So ist am 19. April der Gedenktag des französischen Zwangsarbeiters Marcel Callo, der – in der katholischen Arbeiterjugend geprägt - aus einer tiefen Christusbeziehung lebte und 1945 im KZ Mauthausen starb.

Das II. Vatikanische Konzil formuliert in der Konstitution über die Kirche:
„Jeder Laie (Laie: zum Volk Gottes gehörend) muss vor der Welt Zeuge der Auferstehung und des Lebens Jesu, unseres Herrn, und ein Zeichen des lebendigen Gottes sein.“ (Lumen Gentium IV,38.) Ein herausfordernder Satz, der für alle gilt, die zur Kirche gehören!

Ich schreibe diesen Beitrag zu Beginn der Karwoche, wenige Tage vor Ostern. Vor wenigen Tagen ist der französische Polizist Arnau Beltrame an den Folgen einer Schussverletzung, die ihm  ein islamistischer Attentäter beigebracht hat, gestorben. Beltrame ließ sich für eine Geisel austauschen, die überlebte. Offenbar war er praktizierender Christ, denn die geplante kirchliche Trauung mit seiner Frau vollzog er noch auf seinem Krankenbett.

Im Rundschreiben von Papst Franziskus „Die Freude des Evangeliums“ ist zu lesen:
Um das Leben mit den Menschen zu teilen und uns ihnen großherzig zu widmen, müssen wir auch anerkennen, dass jeder Mensch unserer Hingabe würdig ist. … Jeder Mensch ist Objekt der unendlichen zarten Liebe des Herrn, und er selbst wohnt in seinem Leben. … Jenseits aller äußeren Erscheinung ist jeder unendlich heilig und verdient unsere Liebe und unsere Hingabe (Evangelii Gaudium 274).

(Lebens-)Hingabe wird bei den wenigsten so radikal bis zum Letzten gehen müssen wie in den oben genannten Beispielen. Doch wenn wir uns Christen nennen wollen, sind wir herausgefordert, auch so zu leben, wie es diesem Namen entspricht, nämlich mit Hingabe. Darin besteht letztlich auch die österliche Zeugenschaft.

Geistliches Wort - 13./14. KW 2018 - von Diakon Georg Steinmetz, Betriebsseelsorge Dinkelsbühl - Donau/Ries

Mit Jesus auf dem Weg

- Weg der Schwachen
- Weg der Hoffnung
- Weg des Dienens
- Weg der Liebe
- Weg des Lebens

Norbert Becker zeichnet in seinem Lied (GL 763, Bistum Augsburg) den Weg Jesu mit uns Menschen nach. Mit uns ist er unterwegs und begegnet uns auf Augenhöhe, in Freude und Leid – in allen Lebenslagen. Mit ihm gehen – mit ihm leben!

Vergangenes Jahr nahmen 7 Menschen Exerzitien auf der Straße.
Die Herberge: eine Kirche an der Nord-Süd-Fahrt in Köln. Ihr Name ist Programm: Gubbio.

In Gubbio begegnet Franziskus dem Wolf. Hungrig, grimmig, Angst einflößend. Franziskus zähmt das wilde Tier und schließt Frieden mit ihm.

Die Exerzitien waren für Menschen mit und ohne Wohnung ausgeschrieben. Und so kamen wir mitten in die Gemeinde der Habenichtse. Wir waren in deren spirituellem Kraftort untergebracht. Dem einzigen Ort, wo sie als Mensch willkommen sind.

Sich dort auf Augenhöhe begegnen bedeutet, ganz herunter kommen. Die Ausstattung der Straße in die Kirche mitbringen: Schlafsack, Isomatte, Rucksack. Mit einem Hund an der Leine – aus Sicht der Passanten in der Stadt war ich einer von der Platte. Ganz ehrlich: Eine Woche das Leben in diese Welt eintauchen, fast so leben wie jemand auf der Straße, das ist ganz spannend und lehrreich. Anderen ist dies jedoch die tägliche Not!

Die Sarkophage vor dem Museum am Kölner Dom waren über zwei lange Jahre bewohnt, bevor die Menschen die dort lebten, mit Deckeln aus Metall vergrämt wurden. Wie Tauben durch Gitter aus Kirchtürmen. Einem dieser Sarkophagbewohner durften wir auf Augenhöhe begegnen, wir konnten ihn als Freund gewinnen. Heilung konnte dort auf der Straße geschehen, an uns und den Menschen von der Straße, so wie an Franziskus Heilung durch Christus geschah. Franziskus, der den wilden Wolf bändigen konnte, begegnet Christus in herzlicher Umarmung und wird ihm ähnlich. Wir konnten nach dieser einen Woche wieder zurück in unsere andere Lebenswelt. Die Erinnerung prägt jedoch den Alltag danach.

In der Karwoche und in der Feier des Osterfestes können wir ganz dicht mit Christus in Berührung treten. Sein Leiden und seine Wunden sind auch auf der Straße spürbar und werden durch das Licht der Liebe zu Hoffnungszeichen. Der Karfreitag und der Ostermorgen sollen uns ermutigen, den armen, bedürftigen und kranken Menschen so zu begegnen, wie sich Jesus und Franziskus in dieser Tonplastik aus Gubbio begegnen und in die Arme schließen. Auferstehung aus Liebe!

Mit Jesus auf dem Weg! Nur Mut dazu!

Geistliches Wort - 11./12. KW 2018 - von Pastoralreferent Andreas Kohl, Betriebsseelsorge Weilheim

Die Gleichgültigkeit überwinden

- „Unsere Produkte am Haken“ steht auf dem Zettel, der mit einer Wäscheklammer oben an der Schnur befestigt ist. Darunter reihen sich etliche Kassen-Bons über kleinere Cent- und Eurobeträge. Die Schnur baumelt von der Decke einer Bäckerei in meinem Ort. Leute mit wenig Geld können sich einfach einen Bon abreißen und zum jeweiligen Betrag eine Breze, Semmeln oder einen Laib Brot mitnehmen. Die Geldbeträge auf den Bons stammen von Kunden, die bei ihrem Einkauf für diesen Zweck ein bisschen aufgerundet hatten. „Unser Chef hat das mal in Italien in einem Café gesehen und die Idee dann für seine Bäckerei übernommen“, sagte mir die Verkäuferin im Laden.

-  Für unsere geplante Josefi-Feier von KAB, CAJ und Betriebsseelsorge habe ich auch eine ganze Reihe von Betriebsräten eingeladen. Der Teilnehmerbeitrag von 10 Euro solle, so der Hinweis in unserer Einladungsmail, die Weiterarbeit unseres Arbeitslosentreffs unterstützen. Betriebsrat Christian schickte zwar eine Absage, fragte aber zugleich nach der Bankverbindung: Er wolle den Teilnehmerbeitrag gerne für den guten Zweck spenden.

- In einer Sportschule, auf die ich vor kurzem gestoßen bin, kann jedes Mitglied freiwillig 2 Euro im Monat zusätzlich zum Mitgliedsbeitrag überweisen. Mit dem Geld, das von der Sportschule dann noch weiter aufgestockt wird, werden die Trainingsgebühren für sozial benachteiligte Menschen mitfinanziert. „Der Leiter der Sportschule ist bekennender Christ. Dem ist das wichtig“, wurde mir von einem Mitglied erzählt.

Drei Beispiele aus meinem Lebensumfeld, die mich berührt haben: Drei Menschen, die nicht gleichgültig bleiben angesichts der sozialen Not anderer, die mit ihren Möglichkeiten helfen, wo Hilfe nötig ist - teils mit pfiffigen Ideen, teils ganz spontan, aber immer mit großem Herzen!

„Überwindet die Gleichgültigkeit!“: Ein Appell, den Papst Franziskus von Anfang an immer wieder eindringlich an alle Menschen, besonders an die Christen, gerichtet hat. In scharfer Form geißelt Franziskus seither bei den verschiedensten Anlässen eine sich breitmachende „Kultur der Gleichgültigkeit“ und ruft uns auf, unser Leben „wahrhaft menschlich“ zu gestalten:

"In einer Kultur der Gleichgültigkeit … soll dagegen unser Lebensstil erfüllt sein von Erbarmen, Einfühlungsvermögen, Mitleid und Barmherzigkeit.“ (aus der Predigt in der Christmette 2015)

Das will ich immer mehr einüben und verinnerlichen – nicht nur jetzt in der Fastenzeit.

Geistliches Wort - 9./10. KW 2018 - von Pastoralreferent Christian Dorn, Betriebsseelsorge Allgäu

Lerne auch du, nur aus der Fülle auszugießen

Diese Woche wieder mal ein Abendtermin mit engagierten Betriebsräten und Gewerkschaftern. Und wieder mal landen wir irgendwann bei der Feststellung, dass bei Treffen, wenn es gilt, etwas vorzubereiten, voranzutreiben, auf den Weg zu bringen, immer die gleichen Personen zusammensitzen. Und natürlich sind diese Engagierten nicht nur bei unserem Treffen engagiert, sondern in verschiedenen Initiativen, Vereinen und Gremien. „Sonst würde es ja niemand machen!“ Diese Aussage ist dann oft zu hören.
Ein Phänomen, das wir aus vielen Bereichen kennen: aus Pfarrgemeinden, Sportvereinen, Feuerwehren, Verbänden wie der KAB, … Oft sind es einige wenige Motivierte, Pflicht- und Verantwortungsbewusste und Unermüdliche, die „den Laden am Laufen halten“. Auch in der Arbeitswelt, besonders in sozialen und helfenden Berufen, sind diese Menschen anzutreffen. Menschen, die sehr viel geben an Zeit, Kraft und Energie. Häufig auch mehr, als ihnen an Ressourcen zur Verfügung steht. Manchmal so lange, bis der innere Vorrat gänzlich erschöpft und die physischen und psychischen Ressourcen aufgebraucht sind.
Diesen Menschen und uns allen möchte ich mit dem geistlichen Wort einen Text von Bernhard von Clairvaux schenken, der es lohnt, immer wieder gelesen und meditiert zu werden:

Wenn du vernünftig bist, erweise dich als Schale und nicht als Kanal, der fast gleichzeitig empfängt und weiter gibt, während jene wartet bis sie gefüllt ist.

Auf diese Weise gibt sie das, was bei ihr überfließt, ohne eigenen Schaden weiter.

Lerne auch du, nur aus der Fülle auszugießen, und habe nicht den Wunsch, freigebiger zu sein als Gott.

Die Schale ahmt die Quelle nach. Erst wenn sie mit Wasser gesättigt ist, strömt sie zum Fluss, wird zum See.

Du tue das Gleiche! Zuerst anfüllen und dann ausgießen.

Die gütige und kluge Liebe ist gewohnt überzuströmen, nicht auszuströmen.

Ich möchte nicht reich werden, wenn du dabei leer wirst.

Wenn du nämlich mit dir selber schlecht umgehst, wem bist du dann gut?

Wenn du kannst, hilf mir aus deiner Fülle; wenn nicht schone dich.

Geistliches Wort - 7./8. KW 2018 - von Diakon Leo Bernhard, Betriebsseelsorge Augsburg

„Entschuldigung, ich kann Ihnen heute nicht die Hand geben, ich habe  einen starken Schnupfen“.

So oder so ähnlich lauten in diesen Tagen manche Begrüßungen. Ja, es ist Grippezeit. Alle Jahre wieder hören wir von Grippewellen, von resistenten Keimen und von Krankheitserregern, die uns das Fürchten lehren.

Doch wir haben ja die voll gefüllten Regale in den Apotheken, die uns Heilung versprechen.

Oder hat vielleicht der erhöhte Krankenstand etwas mit der Arbeit zu tun?

Letzte Woche erzählte mir ein 57-jähriger Mann seine sorgenvolle Geschichte. Er soll nun nach 24 Jahren Firmenzugehörigkeit erstmals im Dreischichtbetrieb arbeiten.  Er hat auch berichtet, dass er an Kreuzschmerzen leidet und seine Krankheit bisher nicht diagnostiziert werden konnte. Ich vermute, dass diesen Schmerz weder das Röntgengerät noch eine andere Suchmaschine erkennen kann. Dieser Virus sitzt viel tiefer.
Er heißt Enttäuschung, Missachtung der menschlichen Würde und Angst vor der Überbelastung.

Ein anderer Arbeitnehmer erzählt mir, dass er nachts nicht mehr schlafen kann, weil er Angst um seine Zukunft hat. Seine Firma soll Ende 2018 geschlossen werden und er ist erst 55 Jahre alt. Da fragt man sich, ob es für diesen Virus  eine wirksame Medizin gibt.

In meiner Ausbildung als Betriebsseelsorger gab es eine „Zehnpunkte-Liste“ für gute Arbeit. Dort stand ganz oben der Begriff Sicherheit, danach kamen Anerkennung und Wertschätzung.
Diese Medizin ist in der Apotheke nicht käuflich, sondern sollte in jeder Begegnung, aber besonders der Personalführung, verabreicht werden.

Die CAJ hat dazu einen schönen Flyer mit einem Ausspruch von Kardinal J. Cardijn gestaltet: „Du bist mehr wert als alles Gold der Welt.“

Ihr Betriebsseelsorger Diakon Leo Bernhard

Geistliches Wort - 5./6. KW 2018 - von Pastoralreferent Ulrich Hoffmann, Kreispräses KAB Iller-Donau

Ab jetzt: mehr Licht!

Der 2. Februar ist ein wichtiger Tag im Kirchenkalender. An "Mariä Lichtmess" endete früher die Weihnachtszeit. Vor noch nicht allzu langer Zeit wurden erst an diesem Tag in katholischen Kirchen und Privathäusern die Krippen und die Weihnachtsbäume abgebaut. Aus dem Alltag ist das Fest mittlerweile fast verschwunden. Selbst in der katholischen Kirche endet die Weihnachtszeit seit der Liturgiereform 1970 schon am Sonntag nach dem Dreikönigstag am 6. Januar.

Dabei ist "Lichtmess" eines der ältesten Feste der christlichen Kirche: Seit Anfang des 5. Jahrhunderts wurde es in Jerusalem am 40. Tag nach der Geburt Jesu gefeiert. In Rom führte die Kirche den Feiertag um das Jahr 650 ein. Bis 1969 nannte man in der katholischen Kirche das Fest auch "Mariä Reinigung". Diese Bezeichnung knüpft an den Bericht des Lukas-Evangeliums an, nach dem Maria 40 Tage nach der Geburt Jesu ein Reinigungsopfer darbrachte, wie es das jüdische Gesetz vorschrieb. Demnach begeben sich Joseph und Maria in den Tempel, um Jesus, der als Erstgeborener Gott gehörte auszulösen - daher kommt auch der andere Name des Festes, der sich seit 1969 im katholischen Feiertagskalender findet: "Darstellung des Herrn". Maria und Joseph begegnen im Tempel dem greisen Simeon und der Prophetin Hannah. Und nun stimmt Simeon ein Loblied auf das Kind an und preist es als den Messias: „Denn meine Augen haben das Heil gesehen, das du vor allen Völkern bereitet hast, ein Licht, das die Heiden erleuchtet, und Herrlichkeit für dein Volk Israel.“ (Lk 2)

Mit dem 2. Februar verbinden sich zudem viele Volksbräuche. Seit dem 11. Jahrhundert kam der Brauch der Kerzensegnung und der Lichterprozessionen auf. An Lichtmess wurden die für das nächste Jahr benötigten Kerzen der Kirchen und der Familien geweiht, weshalb Wachsmärkte, eben Licht(er)messen, durchgeführt wurden.

Auch in anderer Hinsicht war der 2. Februar in früheren Zeiten von größter Bedeutung. An Lichtmess erhielten die Dienstboten den Jahreslohn in Geld und Naturalien; sie konnten sich bei ihrem Dienstherrn neu verpflichten oder den Arbeitgeber wechseln. Die Zeit bis Agatha (5. Februar) war eine Art von vertraglich gesichertem Nichtstun, das man die "Schlenklweil" nannte.

Zugleich begann um Lichtmess die Vorbereitung auf die neue Feldarbeit. Die Wetterregeln handeln von der Vorfreude auf das Frühjahr: "Wenn es an Lichtmess stürmt und schneit, ist der Frühling nicht mehr weit." Hoffnung auf den Frühling macht auch, dass die Tage nun deutlich länger hell bleiben. Eine anschauliche Regel beschreibt, wie die Tage nach der Wintersonnwende am 22. Dezember länger werden: "Weihnachten um ein' Mückenschritt, Silvester um ein' Hahnentritt, Dreikönig um ein' Hirschensprung und Lichtmess um ein' ganze Stund."

Ab jetzt: mehr Licht! Von Herzen wünsche ich Ihnen nun eine frohe Faschingszeit und viel Licht in Ihrem Leben und in Ihren Beziehungen!

Geistliches Wort - 3./4. KW 2018 - von Peter Ziegler, KAB-Diözesansekretär, Augsburg

Jetzt kommt es darauf an…

Kürzlich habe ich eine Predigt gehört, die mich nicht loslassen will. Der Prediger, Pastoralpraktikant in unserer Pfarrei, hat über die Verantwortung, die aus unserer Taufe folgt gesprochen. Dabei gehe es ihm nicht nur um das regelmäßige Gebet und den Gottesdienstbesuch (das muss er ja sagen…), sondern auch darum, wie unser Christsein im Alltag sichtbar werden kann. Es geht also nicht nur darum, ein netter Nachbar oder ein guter Kollege, vielleicht sogar ein engagierter Mitarbeiter zu sein, sondern um einen Tick mehr. Darüber war im Jahr der Barmherzigkeit an dieser Stelle bereits einmal die Rede. Was müssen wir Christen mehr leisten, als all die anderen?

Er spitzte seine Predigt auf die Frage zu, die Sie auf dem Foto lesen können. Wir sind ja glücklicherweise in unseren Breiten nicht in der Gefahr, des Christseins angeklagt zu werden. Und doch lade ich Sie zu diesem Gedankenexperiment ein: Finden Sie Indizien, die Sie als Christ ausweisen? Situationen, in denen Sie mehr getan haben als von Ihnen gefordert werden kann? Verhaltensweisen, die empathischer sind als Sie dies von Ihrer Umgebung kennen?

Ich bin sicher: Wenn Sie danach suchen, werden Sie Beweise für Ihr Christsein finden. Gleichzeitig möchte ich Ihnen diese Aufgabe mit auf den Weg ins Jahr 2018 geben: Wir alle sollten uns bemühen, im Sinne der Anklage verurteilt zu werden…

Geistliches Wort - 1./2. KW 2018 - von Pastoralreferent Ulrich Hoffmann, KAB-Kreispräses Iller-Donau

Der goldene Mittelweg

Zum Jahreswechsel – „in den Tagen zwischen den Jahren“ – sind viele nachdenklicher und in gewisser Weise auch frömmer als im Rest des Jahres. Dies mag zwar lobenswert sein, aber welchen Wert hat dieses Verhalten, wenn wir wissen, dass wir spätestens nach Dreikönig wieder in den alten Trott verfallen?

Bei Rabbi Mosche ben Maimon finden sich dazu sehr hilfreiche Gedanken: Der gerade Weg, den der Mensch wählen soll, ist der Mittelweg in allen Eigenschaften, in der Mitte zwischen den beiden Extremen. Als Beispiele führt er an, dass ein Mensch nicht zu lustig aber auch nicht nur traurig sein soll, dass er nicht knausrig sein, aber auch nicht das Geld mit beiden Händen beim Fenster hinauswerfen soll, etc.

Der Rabbi erwähnt zwei Ausnahmen, bei denen der Mensch nicht den Mittelweg gehen, sondern sich bemühen soll, das (bessere) Extrem zu wählen. Wenn es um Bescheidenheit oder Stolz geht, soll der Mensch nicht genau die Mitte zwischen den beiden Extremen anstreben, sondern sich eher bescheiden verhalten. Auch wenn er zwischen Zorn und Sanftmut wählen soll, ist nicht die Mitte dazwischen erstrebenswert, sondern man möge sich vom Zorn fernhalten.
Sonst allerdings ist der Mittelweg der richtige.

Maimonides setzt fort:
Wenn der Mensch an sich erkennt, dass er in einer Eigenschaft den Mittelweg nicht verwirklicht, sondern zum Beispiel besonders geizig ist, so soll er sich eine Zeit lang zwingen, genau die gegenteilige Eigenschaft zum Verhaltensmuster zu wählen, also besonders viel Geld ausgeben. Dann wird er letztlich das Gleichgewicht finden und somit den erwünschten Mittelweg gehen.

Ein späteres jüdisches Werk, das Sefer haChinuch, beschreibt diesen Vorgang auch mit den Worten, dass es nicht immer unsere Ideologie ist, die unsere Taten hervorruft, sondern dass es umgekehrt auch die Taten sein können, die unser Herz beeinflussen.

Nutzen wir also die Tage des beginnenden neuen Jahres dazu, dass wir uns im Vertrauen auf den mitgehenden und uns liebevoll ansehenden Gottes neu ausrichten an Ihm, damit wir unser Gleichgewicht (wieder) finden und den goldenen Mittelweg gehen können.

Ich wünsche Ihnen und Euch allen:
Ein gesundes und glückliches Jahr, ein Jahr des Friedens und des Gleichgewichts!

Archiv 2017

Geistliches Wort - 51./52. KW 2017 - von KAB-Diözesanpräses, Betriebsseelsorger und Diakon Erwin Helmer, Augsburg

Warum Maria und Josef bei uns bleiben

Eine sehr sinnreiche und aktuelle Weihnachtsgeschichte von Propst Wöllenstein erzählt Folgendes: Eines Tages zog eine Horde von Randalierern nächtens durch die Stadt und sprühte an die Wände der Bürgerhäuser: „Ausländer raus! Deutschland den Deutschen!“ Plötzlich – mitten in der Nacht – rührte sich etwas in der Stadt: „Kommt, wir tun, was an den Wänden steht. Wir gehen.“

Die Rohstoffe und die Waren aus dem Ausland hatten die Nase voll. Sie nahmen die Sprüche ernst und begannen, in ihre Heimatländer zurück zu wandern. Den Kaffee zog es nach Afrika, die Gewürze nach Asien, das Erdöl in den Orient, Metalle nach Brasilien, Kongo, Zaire, China, … die Weihnachtsgänse flogen zurück nach Polen und bald war nichts Ausländisches mehr im Land.

Aber - Tannen gab es noch, Äpfel und Nüsse und „Stille Nacht“ konnte noch gesungen werden, denn das Lied stammte ja immerhin aus Österreich. Maria und Josef waren noch da geblieben, zwei Juden, ausgerechnet. Sie sahen einander an und sagten: „WIR BLEIBEN HIER! Wenn wir auch noch gehen, wer soll ihnen dann noch den Weg zeigen zu mehr Menschlichkeit und Brüderlichkeit?“

Diese nette kleine Geschichte sagt uns, wie sehr wir von den Ländern dieser Welt profitieren und wie angewiesen wir aufeinander sind. Menschen leben davon, dass sie einander begegnen, miteinander in Kontakt treten, dass sie miteinander handeln und einander aushelfen. Was wäre das für eine Welt ohne Austausch und Warenhandel, ohne Vertrauen und Zusammenarbeit weltweit? Genau dafür stehen wir ein – mit allen Menschen guten Willens, für die EINE Welt, für den Zusammenhalt in Gerechtigkeit und Solidarität. Als KAB, als CAJ und Betriebsseelsorge arbeiten wir deshalb mit allen Menschen aus aller Herren Länder zusammen. Wir stehen an der Seite der AMAZON-Beschäftigten, wo mehr als 80 Nationen vertreten sind. Wir kümmern uns um Menschen aus Osteuropa, die hier nicht selten ausgebeutet werden und viele von uns begleiten Flüchtlinge aus Eritrea, Afghanistan, Nigeria, Syrien, Irak – um nur einige Länder zu nennen. Josef und Maria, die Hauptpersonen der Adventszeit, hatten es vor 2000 Jahren auch nicht leicht. Sie waren in freudiger Erwartung auf das Kind, das sie Jesus nennen sollten, Jesus – auf Deutsch: Gott rettet! Das lange erwartete Kind, der lang ersehnte Retter, der Messias „Christus“. Ihn feiern wir. Ihn, der das Licht der Welt ist. Ihn, dessen Gesicht uns in jedem Menschen aufleuchtet. Ihn, dem wir in jedem Ausländer, in jeder Ausländerin begegnen. Ihn, der die Liebe in Person ist. Darum geht es. Um nicht mehr und nicht weniger.

Ich wünsche Ihnen eine Gesegnete Advents- und Weihnachtszeit!

Geistliches Wort - 49./50. KW 2017 - von Hans Reich, KAB-Kaufbeuren

"Mache Dich auf und werde Licht ..."

Gerade die Adventszeit ist eine besondere Zeit des Jahres. Es ist eine Zeit der Einkehr und der Stille, der Vorfreude und der Erwartung. Jesus Christus ist das Licht der Welt. Dieses Licht möchte in jeder „Rorate“ neu in unsere Herzen hineinleuchten und die Finsternis der Welt hell machen. Daran erinnern die Kerzenflammen in der „Rorate“. Sie wecken in den Gläubigen die Sehnsucht nach der Vereinigung mit dem einen großen Licht der Welt, Jesus Christus.

Dunkelheit löst bei vielen Menschen Unwohlsein aus. Finsternis macht Angst. Dunkle Straßen oder Unterführungen sind oft für Menschen Angst-Räume. Viele ältere Menschen trauen sich abends nicht mehr vor die Tür. Weil die Dunkelheit Menschen unsicher macht, sehnen wir uns nach Licht. Wir brauchen Licht, um uns sicher zu fühlen, um uns orientieren zu können.

Gerade jetzt in der dunklen Zeit zünden viele Menschen gerne eine Kerze an. Sie erleuchtet das Zimmer und schafft eine wohlige Atmosphäre. „Mache dich auf, werde Licht; denn dein Licht kommt“, ruft der Prophet Jesaja dem geschundenen und verängstigten Volk Israel zu. Sie waren aus der Gefangenschaft in Babylon nach Jerusalem zurückgekehrt. In ihrer zerstörten Heimat fanden sie Armut, Not und Bedrängnis vor. Sie waren desorientiert, traurig und ohne Hoffnung. Und in diese Situation hinein ruft Jesaja dem Volk Israel dieses Hoffnungswort zu. „Mache dich auf, werde Licht; denn dein Licht kommt.“ Das sagt der Prophet Jesaja auch zu uns heute. Mache dich auf! Werde aktiv! Das ist aber nicht immer einfach. Sorgen und Ängste beschäftigen viele. Da ist die Mutter, die gepflegt werden muss. Da ist das kranke Enkelkind. Eine Familie ist zerrüttet. Da sind Menschen bedroht den Arbeitsplatz zu verlieren. Da wird ein Kind in der Schule gemobbt. Und Millionen von Menschen sind auf der Flucht – Zukunft ungewiss.

Für uns Christen bedeutet Licht so viel wie: „Mache dich auf, werde hell, strahle vor Freude. Denn es kommt ein Licht auf dich zu. Du musst nicht mehr in der Dunkelheit und Finsternis bleiben. Du wirst erhellt und angestrahlt. Angst und Hoffnungslosigkeit weichen. Du hast wieder Hoffnung und Orientierung, siehst einen Lichtstreifen am Horizont.

Damit Christus in unseren Herzen ankommen kann, müssen wir zuallererst bei uns selbst ankommen, uns besinnen auf das, was uns wichtig ist. Vielleicht kann der Advent eine Zeit sein, in der wir besonders versuchen, Licht für Andere zu sein. Ich lade euch ein, in der Adventszeit mit offenen Augen durch den Alltag zu gehen und euch zu fragen: „Für wen kann ich Licht sein?“

Geistliches Wort - 47./48. KW 2017 - von Pastoralreferentin Martina Berndt-Hoffmann, Betriesseelsorge Weißenhorn

Links liegen gelassen…

….Beim Studium der Wanderkarte ist mir neulich bewusst geworden, es gibt manche Berge, Höhenzüge oder Waldgebiete, für die kein Weg und kein Steig eingezeichnet ist. Während auf manchen Bergen – vielleicht sogar erschlossen durch Bergbahnen – sich die Wanderer auf den Wegen drängeln, findet auf die anderen kaum einmal ein Mensch hinauf. 

Sie werden nicht beachtet, werden ignoriert, weil sie nicht bedeutend genug, nicht attraktiv, zu langweilig, aber vielleicht auch zu schwierig oder gefährlich sind. Nicht ständig im Interesse der Menschen zu stehen enthält für diese Berge eine enorme Chance: dort können Wildtiere leben und Pflanzen wachsen. Es kann sich die Natur in einem Freiraum entfalten, deren Lebensraum anderswo durch den Menschen immer mehr eingeengt oder zerstört wird.

Links liegen gelassen…

….Geht es uns nicht auch manchmal so, dass es ganz gut ist, an manchen Tagen nicht im Mittelpunkt zu stehen, auch mal ein paar ruhige Stunden zu haben, an denen niemand etwas von uns will, an denen wir nicht ständig zur Verfügung stehen müssen. Sind nicht dies die Zeiten, in denen wir wieder zu uns selbst finden, unseren Gedanken freien Lauf lassen, in denen wir Interessen nachgehen können, die sonst zu kurz kommen?

Links liegen lassen…

….möchte ich selbst allerdings nicht die Menschen, die brauchen, dass ich ihnen zuhöre, die meine Aufmerksamkeit benötigen oder meine Unterstützung!

Geistliches Wort 45./46. KW 2017 - von Ewald Lorenz-Haggenmüller, Betriebsseelsorge Allgäu

…selig seid ihr ….

Warum denn die Seligpreisungen als Evangelium an Allerheiligen? Erst kam mir in den Sinn, ob wohl nur die in den Himmel kommen, welche alle acht Eigenschaften zeitlebens auf sich vereinigen konnten. So ein hoher und unerfüllbarer Anspruch kann nicht alles sein. Das würde die Schar der Seligen wohl auf ein kleines Häuflein reduzieren.

Ist von Jesus nicht auch und vor allem gemeint, dass das rechte Tun die Verhältnisse hier auf Erden schon zum Besseren wenden soll? Frieden stiften und der Gerechtigkeit auf die Sprünge helfen. Den Schwächsten zuerst beistehen, Bedrängten und Bedrückten Trost spenden, Verfolgten Zuflucht gewähren und Hoffnung aufzeigen. Barmherzigkeit walten lassen und – ganz gegen den Trend von Leistungsdruck und Vorrang der Stärksten – sanftmütig sein. Entschleunigen, eine Pause einlegen (helfen) und das alles oft und gerade gegen alle Megatrends und den Mainstream von Geld und Größenwahn, Gewalt und Gegeneinander.

So werden mir die Seligpreisungen vor allem wie Bausteine für eine veränderte, bessere und gerechtere Welt. Und wenn wir eifrig daran mitarbeiten, können wir vielleicht alle zu Heiligen werden….

Geistliches Wort - 43./44. KW 2017 - von Pastoralreferent Hans Gilg, Betriebsseelsorge Augsburg

Scheiben-Wischer

Alles zugeschüttet mit Arbeit und Problemen. Kein Blick mehr für das Schöne. Wie im Blindflug.

Wir können sie nicht ständig sauber halten – die Scheiben unseres Lebens. Aber wenn es gar zu arg wird, dann tun sie gut, die Scheiben-Wischer:

Ein gutes Wort zur rechten Zeit

Solidarische Menschen in schwierigen Konflikten

Ein gutes Essen mit der Familie oder mit Freunden

Die Hand, die sich mir entgegenstreckt

Muße, die mir gut tut

Vieles kann die Scheiben wieder klar machen

Und ist dann nicht sogar ein Stück Himmel zu sehen?

GeistlichesWort - 41./42. KW 2017 - von Diakon Erwin Helmer, KAB-Diözesanpräses Augsburg

„Ihr seid das Salz der Erde - auf Dich kommt es an!“
KAB-Diözesantag in Augsburg

Am 7.Oktober tagte in Augsburg der KAB-Diözesantag, um eine 4-Jahres-Bilanz zu ziehen und Wege in die Zukunft zu beschließen. „Ihr seid das Salz der Erde“, sagt uns Jesus Christus und wir fragen uns in der KAB, was dies heute für uns bedeuten kann. Sind wir wirklich „Salz der Erde“? Mitten in der Arbeitswelt? Mitten in den Kämpfen der Menschen unserer Zeit? Sind wir würziges Salz, das Geschmack hat, das Profil hat?

In diesen Tagen, am 4.Oktober, gedachten wir auch unseres Seligen Marcel Callo, der vor genau 30 Jahren von Papst Johannes Paul II selig gesprochen wurde. Marcel wird als „Märtyrer der Arbeiterjugend“ von der CAJ und KAB verehrt. Er war Pfadfinder und Mitglied und Gruppenleiter der CAJ, von Beruf Drucker und Mitglied der Gewerkschaft. Wir rufen ihn immer an, wenn wir das KAB und CAJ-Gebet sprechen und bitten um seine Fürsprache bei Gott für unsere KAB, die CAJ, die Betriebsseelsorge, für die Welt der Arbeit.

„Salz der Erde“ sein wie Marcel Callo, „Salz der Erde“ sein heute ganz aktuell. Das sehen wir als unsere Aufgabe. Dieses Profil zu stärken, das Profil der KAB wieder neu zu finden und zu erfinden, das haben wir an diesem Diözesantag getan. Und was ist dieses „Profil“?

1.  Glauben und Leben verbinden

Die KAB versteht sich als Bewegung, die Glauben und Leben, Kirche und Arbeitswelt immer wieder neu auf ihre Art verbindet. Wir sind Kirche! Und wir sind Kirche, die an die Ränder geht - „verbeulte Kirche“ nennt sie Papst Franziskus -, weil wir mit allen Menschen, egal welcher Religion, Hautfarbe oder Kultur, reden und Verbindungen und Begegnungen suchen. Aus sich heraus gehen, nennt es Franziskus und macht es uns vor. Wir wollen „Salz der Erde“ sein und gerecht und solidarisch handeln.

2.  Gute Arbeit schaffen und prekäre Arbeit begrenzen

Es ist erfreulich, dass die Arbeitslosigkeit in Deutschland weiterhin sinkt und vielen Arbeitsuchenden Perspektiven eröffnet. Gleichzeitig aber wurde die sogenannte „prekäre Arbeit“, ausbeuterische, niedrig entlohnte, ungerecht bezahlte Arbeit erheblich mehr. Das kann nicht so bleiben. Mit dem Jakobusbrief 5,4 gesagt: „Der Lohn, den ihr euren Arbeitern vorenthalten habt, schreit zum Himmel!“ Nach wie vor wird Leistung, die vorhanden ist, unterbezahlt. Hier muss der sozialethische Grundsatz endlich umgesetzt werden: Gleicher Lohn und gleiche Arbeitsbedingungen für alle! Deshalb haben wir für den Mindestlohn gekämpft, der endlich umgesetzt wurde (heute immerhin bei 8,84 Euro!). Wir setzen uns ein gegen diskriminierende Leiharbeit, für die Regulierung der Werkverträge, Einschränkung der Befristungen (nur mehr mit einem Sachgrund), die Anhebung des Mindestlohns auf 11,50 Euro, für Tarifverträge und Mitbestimmung.

3. Den Sonntag schützen – Ladenschluss erhalten!

In Bayern haben wir immer noch die bewährten Ladenschlusszeiten, die uns allen nach 20 Uhr Ruhe, wenigstens im Handel, verschaffen. Darauf sind wir stolz, diese Zeitoasen wollen wir auf jeden Fall erhalten. Dringenden Handlungsbedarf sehen wir in der hohen Zahl der verkaufsoffenen Sonntage in Bayern: mehr als 2 000 sind viel zu viel und erfüllen nicht die Vorgaben der Bundesgerichte. Wir sind stolz darauf, dass unsere Klage gegen zwei „Marktsonntage“ in Augsburg, gemeinsam mit den evangelischen Kollegen und der Gewerkschaft VER.DI, im Rahmen unserer Sonntagsallianz, durch den Bayerischen Verwaltungsgerichtshof eindeutig für uns entschieden wurde. Sie wurden gerichtlich gekippt! Aber: Wir stellen uns auf harte Auseinandersetzungen ein gegen Karstadt, Kaufhof und den Dachverband HDE (Handelsverband des Deutschen Einzelhandels), die grundgesetzwidrige Forderungen aufstellen. In Zukunft muss es zudem auch ein „Recht auf  Unerreichbarkeit“, ein „Recht auf das Abschalten“ geben, das die Pausen und Ruhezeiten wirksam schützt.

4. Renten sichern – Kranke und Pflegebedürftige schützen!

Wir sind stolz darauf, dass die Sozialwahlen und die Mitbestimmung in den Aufsichtsgremien der Sozialversicherungen bundesweit wesentlich von der KAB getragen und mitgetragen werden. So nehmen wir direkt Einfluss auf die effektive und sachorientierte Gestaltung der Renten- und Krankenversicherungen, der Pflegeversicherung und der Unfallverhütung.

5. Fairer Handel und nachhaltiges Wirtschaften

Wir stehen hinter dem freien Welthandel, der allerdings viel stärker als in der Vergangenheit den menschlichen, sozialen und nachhaltigen Zielen der Weltgemeinschaft dienen muss. Um dies durchzusetzen sehen wir die „Freihandelsabkommen“ kritisch. Gemeinsam mit anderen Organisationen haben wir erreicht, dass mehr Demokratie und soziale wie nachhaltige Ziele in die entsprechenden Abkommen verbindlich verankert werden müssen. Hier werden wir weiterhin sehr aufmerksam die Abkommen CETA, TTIP, TISA und andere begleiten.

Die KAB geht mit neuem Mut und großer Begeisterung ihren Weg

Wir sehen uns gestärkt durch die sozialen und ökologischen Botschaften aus Rom. Papst Franziskus spricht uns aus dem Herzen. In seinem Sinn wollen wir würziges Salz sein und denen „lästig“ sein, die ihre Geld- und Machtinteressen in der Welt durchsetzen wollen:

„Wie viele Worte sind diesem System unbequem geworden!
Es ist lästig, wenn man von Ethik spricht,
es ist lästig, dass man von weltweiter Solidarität spricht,

es ist lästig, wenn man von einer Verteilung der Güter spricht,
es ist lästig, wenn man davon spricht, die Arbeitsplätze zu verteidigen,

es ist lästig, wenn man von der Würde der Schwachen spricht,
es ist lästig, wenn man von einem Gott spricht, der einen Einsatz für die Gerechtigkeit fordert.“


Evangelii gaudium 203

Geistliches Wort - 39./40. KW 2017 - von Pastoralreferent Thomas Hoffmann, Betriebsseelsorge Weißenhorn