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Archiv

Geistliches Wort von Pastoralreferent Danny Kasche, Geistlicher Leiter im KAB-Diözesanverband Augsburg

Kind oder Arbeit?

Die Frage, ob Eltern möglichst schnell wieder in den Beruf zurückkehren sollten, ist ein komplexes und oft kontrovers diskutiertes Thema. Einerseits wird argumentiert, dass der Fachkräftemangel in vielen Branchen dringend eine Rückkehr von Eltern in den Beruf erfordert. Andererseits wird betont, dass die Erziehung von Kindern eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist, die nicht allein den Eltern überlassen werden sollte.

Es ist unbestreitbar, dass der Fachkräftemangel in einigen Bereichen zu einem ernsthaften Problem geworden ist. Unternehmen und Organisationen suchen händeringend nach qualifizierten Arbeitskräften, um ihre Betriebe am Laufen zu halten und weiter zu wachsen. In diesem Zusammenhang wird die Rückkehr von Eltern in den Beruf oft als wichtiger Beitrag zur Bewältigung des Fachkräftemangels angesehen.

Auf der anderen Seite steht die Bedeutung der elterlichen Erziehung für die gesamte Gesellschaft. Die ersten Jahre eines Kindes sind entscheidend für seine Entwicklung, und die Qualität der Betreuung und Erziehung in dieser Zeit kann langfristige Auswirkungen auf das Leben des Kindes haben. Ein frühes Engagement der Eltern in der Erziehung kann zu einer positiven Entwicklung der Kinder beitragen und ihnen wichtige soziale und emotionale Fähigkeiten vermitteln.

Angesichts dieser komplexen Situation ist es wichtig, verschiedene Aspekte sorgfältig abzuwägen und eine ausgewogene Lösung zu finden. Wie können wir sicherstellen, dass Eltern die Möglichkeit haben, in den Beruf zurückzukehren, wenn sie dies möchten, ohne dass die Qualität der elterlichen Erziehung darunter leidet? Wie können wir als Gesellschaft Eltern unterstützen und ihnen die Flexibilität bieten, die sie benötigen, um Beruf und Familie erfolgreich zu vereinbaren? Und wie können wir sicherstellen, dass die Bedürfnisse der Kinder angemessen berücksichtigt werden, während wir gleichzeitig den Fachkräftemangel bekämpfen?

Diese Fragen erfordern eine umfassende und einfühlsame Diskussion, um Lösungen zu finden, die sowohl den Bedürfnissen der Eltern als auch denen der Kinder gerecht werden. Denn letztendlich geht es darum, eine Balance zu finden zwischen den Anforderungen des Berufslebens und der Bedeutung der elterlichen Fürsorge für die nächste Generation.

Geistliches Wort von Pastoralreferent Danny Kasche, Geistlicher Leiter der KAB-Diözesanverband Augsburg

Du bist das Antlitz Gottes!


„Die Kirche muss sich verändern“, „Die Kirche muss sich mal überlegen, dass…“ oder „Wenn sich Kirche nicht langsam bewegt, dann…“.

Diese Sätze liest und hört man allenthalben. Und sie sind auf den ersten Blick sehr verständlich: ich bin unzufrieden mit der Entwicklung der Kirche oder ich hätte gern eine andere Ausrichtung und verorte das Problem auf die Leitung oder bestimmte Gremien.

Und sicher greift das auch und ist valide.

Hält das aber einem zweiten Blick stand? Ich glaube nicht. Machen wir es doch einmal an einem Beispiel: „Die jungen gehen heute ja gar nicht mehr in die Kirche und sind nicht da.“

Ein Satz, der typisch ist für die Lebenswelt vieler Menschen in den Pfarreien. Dahinter steht wohl der berechtigte Frust, eine überalterte Gottesdienstgemeinschaft zu sehen. Diese ist einem auch sehr wichtig und man hätte so gern, dass es weiter geht.

Es stehen also gute Werte hinter dieser Aussage: Gemeinschaft, Halt, Trost, Freude, Vertrauen und vieles mehr. Diese oder andere Werte empfinden die Menschen in der Kirche und kommen deswegen. Aber wenn das doch so gut und wertvoll ist, warum kommen dann die jungen nicht?

Und hier kommt der zweite Blick ins Spiel. Drehen wir doch die Frage einmal um:

Wo können junge Menschen in der Kirche denn erleben, dass sie gewollt und gemocht sind, dass sie Teil der Gemeinschaft und der Gottesdienstversammlung sind? Und verbunden damit ist die wichtige Frage: Wo bin denn ich derjenige, der Gemeinschaft ausstrahlt? Oder um es theologischer zu sagen: Wo bin ich gastfreundlich?

Das gleiche gilt auch für die KAB, die landauf landab ihre Mitglieder verliert und sich fragt, wieso kommen die jungen nicht zu uns?

Wo bin ich denn der Gastgeber, der freundlich junge Menschen willkommen heißt? Wo nehme ich denn junge Menschen wahr, wenn sie tatsächlich auftauchen?

Spitzt man zu, lautet die Frage: Wo bin ich das Antlitz Gottes? Gebe ich anderen die Möglichkeit, durch mich Gott zu erkennen?

Geistliches Wort von Pastoralreferentin Dorothee Schindler, Geistliche Leiterin der KAB-Diözesanverband Augsburg

Man muss täglich neu anfangen.....

Joseph Kardinal Cardijn ist ein ganz besonderer Mensch.

1882 wurde er geboren. Damals wusste noch keiner, welche Bedeutung das Leben und Wirken Cardijns für uns heute noch haben wird.

Cardijn ist der Gründer der Christlichen Arbeiterjugend (CAJ), er erzielte zu Lebzeiten eine erstaunliche Wirkung und gehört zu den prägenden Persönlichkeiten der katholischen Kirche des 20. Jahrhunderts. Einer seiner methodischen Ansätze war der Dreischritt "Sehen - Urteilen - Handeln" und ist zum Allgemeingut in der kirchlichen Soziallehre geworden. Sicherlich könnte ich hier jetzt eine biographische Aufzählung einfügen und viel über sein Leben und Wirken erzählen, dass ich mir angelesen habe. Aber ich möchte heute einen anderen Schritt wählen:

Joseph Cardijn hat einmal gesagt: "Ich habe mit einem, mit zwei, mit drei angefangen. Ich habe so oft angefangen und fange jeden Tag wieder neu an. Man muss täglich neu anfangen, 10-mal, 100-mal, 1.000-mal."

Gerade am Anfang des Jahres machen wir uns viele Vorsätze. Wir wollen dies lassen und davon mehr tun. Und nicht selten, verfallen wir Menschen in unsren alten Mustern, weil das Einüben von neuem Verhalten mühsam ist, weil es Energie kostet. Josef Cardijn macht uns Mut, täglich neu anzufangen um etwas zu verändern.

Bei allen den Vorsätzen, dürfen wir unsere Mitmenschen nicht vergessen. Fangen wir an gemeinsam uns einzusetzen für unsere Mitmenschen, für Gute Arbeit, für Wertschätzung, für ein soziales Miteinander.

Setzten wir uns miteinander ein für gute Bezahlung!
Fangen wir an und sind gemeinsam laut für „Gute Arbeit“!

Fangen wir an – gemeinsam können wir etwas bewegen.

Geistliches Wort von Pastoralreferent Danny Kasche, Geistlicher Leiter KAB-DV-Augsburg

Weihnachten, das Fest des Friedens?

Ohne wenn und aber erzählt die Bibel, die Tradition und die Gebete der Kirche davon: Christus, der Friedensfürst.

So kommt es, dass seine Geburt friedlich und friedenbringend interpretiert und beschrieben wird. „Da liegt es das Kindlein, auf Heu und auf Stroh“ (Stille Nacht), irgendwie romantisch oder? Der Advent und die Weihnachtszeit ist für uns eine der stressigsten Zeiten und doch spricht alles von Ruhe, Besinnung und Frieden.

Das ist eine Diskrepanz, die erst einmal unstimmig ist, zumindest wenn man nur kurz darüber nachdenkt. Verweilt man länger an diesem Punkt, wird klar, warum es diese Spannung geben muss.

Gott wird Mensch, um die Welt zu erlösen. Wenn es das ist, was wir glauben, wenn es also wirklich so ist, dann muss(!) die Welt auch erlöst werden. Aber wovon, wenn nicht genau von dem, was diese Spannungen auslöst: Kriege in der Welt, Hektik des Alltages, furchtbarer und destruktiver Umgang unter den Mitmenschen, Ellenbogengesellschaft, etc.

Die Geburt Jesu ist nicht romantisch. Sie geschieht in das knallharte Leben. Frieden kann Christus nur bringen, wenn Unfriede herrscht. Aber Jesus geht noch einen Schritt weiter: nicht nur er ist der Friedensbringen, sondern mit ihm und durch ihn auch seine Jünger. Wir!

Wir sind Teil seiner Kirche, sind seine lebendigen Steine. Wir sind die Arbeiter, die er in den Weinberg schickt. Wir sind Friedensbringer wo immer wir auf andere zugehen, anderen helfen, für Gerechtigkeit und Fairness einstehen.

Segne Gott uns, damit wir in Weihnachten nicht nur Romantik spüren, sondern einen knallharten Auftrag: bringt Frieden.

Geistliches Wort von Ursula Kasten, Stellv. KAB-Diözesanvorsitzende, Memmingen

Licht in der Dunkelheit

Kennen Sie die heilige Lucia und die Bräuche an ihrem Gedenktag, dem 13. Dezember? Lucia, die „Lichtträgerin“, war eine junge Christin im 4. Jahrhundert in Syrakus in Sizilien. Sie ‚sah‘ die Not der in den Katakomben versteckten Christen und ‚urteilte‘, dass sie Hilfe brauchten. Daher ‚handelte‘ sie und brachte ihnen Brot. Um dabei die Hände frei zu haben, soll sie sich der Legende nach einen Lichterkranz auf den Kopf gesetzt haben, um in der Dunkelheit den Weg zu finden und trotzdem die Hände frei zu haben.

Noch heute bringt in Schweden die älteste Tochter am Lucia-Tag ihren Eltern und Geschwistern die ersten Weihnachtsplätzchen und lässt die Vorfreude auf Weihnachten wachsen. Kannte Lucia den Dreischritt der KAB ‚Sehen – Urteilen – Handeln‘ bereits? Nein, natürlich nicht, aber sie handelte danach und hat vielen Menschen Mut gemacht, weiter ihren Weg zu gehen.

Wenn ich so auf Weihnachten blicke, kommt es mir fast so vor, als ob auch Gott an uns nach diesem Dreischritt handelt: er sieht die Not, die Dunkelheit unserer Welt und unseres Lebens und urteilt, dass es so nicht bleiben soll. Als Konsequenz schickt er seinen Sohn in unsere Welt, damit wir neue Hoffnung schöpfen und uns seiner Führung anvertrauen.

Licht in die Dunkelheit zu bringen, das wünsche ich mir auch heute von mir selbst, von uns als Gesellschaft, von uns als KAB. Und ich denke, wir tun das schon an vielen Stellen. Wenn wir die arbeitenden Menschen wahrnehmen und die Missstände in der Arbeitswelt bekannt machen. Wenn wir an der Seite der streikenden Verkäuferinnen und Verkäufer stehen und ihnen Mut machen, nicht aufzugeben, bis es endlich einen Tarifabschluss gibt. Oder ganz einfach, wenn ich den KollegInnen ein paar selbstgebackene Plätzchen ins Büro stelle und damit ihren Alltag versüße. Mit unserem Handeln für andere verändern wir auch die Gesellschaft, deren Teil wir ja sind. Unser Beispiel kann anstecken. Und die Kraft für unser Tun schöpfen wir aus dem Vertrauen, dass Gott uns trägt und uns voran geht, wenn wir seinem Beispiel folgen und Lichtträger für die Welt werden.

Geistliches Wort von Diakon Erwin Helmer, KAB-Diözesanvorsitzender und Betriebsseelsorger

Was ist eigentlich los in dieser Welt?

Adventsgedanken 2023

Es wird Zeit, dass uns ein Licht aufgeht. So wie jetzt kann es doch nicht weitergehen. So viele Katastrophen, so viele Bilder von Terror, von Tod, Krieg und Vernichtung. So viel Ungerechtigkeit. So viel Nachrichten, die immer Schlimmeres berichten, die mir die Kriege und Unglücke iimmer näher bringen. Ich habe das Gefühl, sie fressen mich manchmal auf! Da tut es gut, dass es Menschen gibt, die an meiner Seite stehen. Vielen geht es genauso wie mir. Im Austausch erfahren wir Gemeinschaft, im Austausch suchen wir Wege aus den vielfachen Krisen unserer Tage. Und so leuchtet hin und wieder ein Licht auf - es kann Advent werden, ganz plötzlich! Wenn Menschen zusammenwachsen, wenn sie zusammenhalten.

Gut, dass es die KAB gibt
In der KAB haben sich Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zusammen geschlossen, die diese Welt aktiv mitgestalten. Deshalb ist es gut, sich immer wieder zu treffen zum Gespräch, zu gemeinsamen Aktionen zu gemeinsamem Gebet, Austausch und Gottesdienst. Dabei kümmern wir uns immer wieder neu darum

  • dass die Schreie der Ausgebeuteten gehört werden
  • dass es keine Hungerlöhne mehr gibt
  • dass es keine Arbeiter zweiter Klasse gibt, wie in Leiharbeit
  • dass endlich die Schöpfung Gottes bewahrt wird
  • dass Pflegeberufe wirklich aufgewertet werden
  • dass Rentner/innen gute Beratung bekommen

und noch viel, viel mehr. KAB kann nicht ein Verband von vorgestern sein, sie geht voraus, entwickelt Pläne und Visionen mitten im Herz der Arbeitswelt. So wird sie akzeptiert und ernstgenommen.

Gut, dass es die Kirche gibt
Als KAB sind wir Kirche, Kirche kommt von „kyriake“. Auf Deutsch, „dem Herrn gehörig“. Wir sind Kirche, mit Überzeugung. Auch wenn wir Fragen haben, auch wenn wir etwas ändern wollen. Wir sind Kirche und wir vertreten die Frohe Botschaft, Wir leben die Frohe Botschaft, wir lieben die Frohe Botschaft. Und wir verbreiten die Sozialbotschaft der Kirche, die Papst Franziskus auf neue Füße gestellt hat. Lasst sie uns verbreiten. Denn jede und jeder ist eine Mission!

Gut, dass es mich gibt
Wir alle sind berufen. Ich spüre diese Berufung und Sendung inmitten der KAB, der CAJ und der Betriebsseelsorge. Wir haben eine große Aufgabe. Wie sagte es Joseph Cardijn, der Gründer der CAJ?
„Wenn ihr glaubt, werden wir die ganze Welt erobern.“  Insofern sind wir alle Visionäre.

Gut, dass es Dich gibt
Einer meiner Lieblingssätze heißt zur Zeit: „Jenseits aller Erscheinung ist jeder Mensch unendlich heilig und verdient meine Liebe und meine Hingabe“. Er steht in „Evangelii gaudium“ von Papst Franziskus. Was für eine wundervolle Vision und deshalb auch eine wundervolle Aktionsform für die Zukunft, Für uns und für alle!

Geistliches Wort von Andrea Holz, CAJ-Diözesansekretärin, Augsburg

„Jeder junge Arbeiter ist mehr wert als alles Gold der Erde, weil er ein Sohn Gottes ist!

Heute, am 13. November, feiern wir den Geburtstag von Joseph Kardinal Cardijn, dem Begründer der internationalen Christlichen Arbeiterjugend (CAJ).

Hineingeboren in eine belgische Arbeiterfamilie sollte er als ältester Sohn in einer Fabrik arbeiten gehen. Aber Cardijn fühlte den Ruf Gottes, Priester zu werden und noch während er im Priesterseminar war, starb sein Vater an den Folgen von Überarbeitung. Cardijn empfing am Totenbett den Segen seines Vaters und schwor, sich sein ganzes Leben für die Rettung der Arbeiterschaft einzusetzen. Und das tat er.

Als Priester ging er in die Armenviertel und zu den Fabriken und schaffte so einen Zugang zu den Menschen, den die Kirche vielfach verloren hatte. Eine Kirche, die sich nicht mehr hinter Worten auf der Kanzel verschanzt, sondern sich ins Leben der Menschen hineinwagt. Cardijn ermächtigte die Menschen zum Auftreten gegen die Probleme in den Betrieben und dem Arbeitsleben. Empowerment – wie man das heutzutage nennt.

Dabei entwickelte Cardijn eine Methode, der nicht nur für die CAJ Bedeutung hat, sondern Eingang in die Theologie gefunden hat. Es ist der Dreischritt von sehen – urteilen – handeln.  Cardijns Philosophie und sein Wirken sind bis heute spürbar und so klingen besonders an seinem Geburtstag seine Worte nach: „Wir müssen anfangen ... Wir stehen erst am Anfang.“

 

Es stimmt, wir müssen oft neu anfangen, aber selten von vorne. 

Denn Jedes Mal, wenn wir etwas Neues anfangen, tun wir dies mit allen bis dahin gemachten Erfahrungen - positiven wie negativen – und so fangen wir zwar neu an, aber nur selten von vorne.

Nicht zuletzt seit KI unterliegt die Realität der Menschen in der Arbeitswelt einem enormen Veränderungsprozess. Gemäß dem Dreischritt von Cardijn müssen wir also in unseren Zugängen und Herangehensweisen beweglich bleiben. Wir dürfen nicht der Versuchung nachgeben zu glauben, zu wissen wie der Hase läuft. Und vor allem dürfen wir niemals der Versuchung nachgeben zu glauben, dass wir an gewisse Gesellschaftsschichten nicht anschlussfähig sind. Also lasst uns gemeinsam, egal ob im Privaten oder in Gewerkschaften oder Verbänden organisiert, immer wieder neu anfangen.

Gott segne unsere Arbeit, wie Joseph Cardijns Arbeit gesegnet war.

Geistliches Wort von Pastoralreferentin Dorothee Schindler, Geistliche Leiterin der KAB

„Nicht aus jedem Taxifahrer kann ein Informatiker werden“

Unsere Welt verändert sich rasant. Transformation bedeutet hierbei nichts anders als einen Wandel in der Art und Weise, wie wir arbeiten, leben und kommunizieren.  Dieser Wandel ist nicht wegzudiskutieren, noch können wir die Augen davor verschließen. Überall begegnen uns Digitalisierung, Technisierung und „Künstliche Intelligenz“.

Dadurch verändern sich auch Arbeitsplätze stetig. Das haben sie schon immer gemacht und werden sie auch immer tun.

Heutzutage ermöglichen Technologie eine Automatisierung und Effizienzsteigerung von Prozessen. Neue Geschäftsideen, neue Produkte und Prozessabläufe entstehen. Unternehmen müssen sich diesen Veränderungen anpassen, um wettbewerbsfähig zu bleiben – ja um überhaupt bestehen zu können.

Natürlich ist es wichtig, bei der Betrachtung von Transformation, Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz auch die Auswirkungen auf Arbeitsplätze zu beleuchten.

Die digitale Transformation und der Einsatz von Künstlicher Intelligenz haben bereits jetzt einen großen Einfluss auf Arbeitsplätze. Automatisierung ermöglicht es Unternehmen, repetitive Aufgaben zu übernehmen und dadurch die Produktivität zu steigern.

Sicherlich entstehen gleichzeitig auch neue Arbeitsplätze. Mit der Digitalisierung ergeben sich neue Berufsbilder, die eine spezifische Expertise im Umgang mit digitalen Technologien erfordern. So werden beispielsweise Data Scientists, Data Analysts oder KI-Spezialisten immer gefragter. Da die Nachfrage nach Fachkräften für diese neuen Berufe steigt, eröffnen sich neue Chancen für Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen.

„Aber nicht aus jedem Taxifahrer wird ein Informatiker“ um es überspitz zu sagen.

Nicht jeder oder jede kann einfach durch Umschulung und Weiterqualifizierungen einen neuen „Beruf“ ausüben.

Sind wir ehrlich: Technologie und Digitalisierung gepaart mit künstlicher Intelligenz kann auch zu Arbeitsplatzverlusten führen, besonders in Bereichen, die stark von manuellen Tätigkeiten abhängig sind. Einfache Tätigkeiten werden in naher Zukunft ersetzt werden können durch Maschinen. 

Bei all diesem Wandel ist es wichtig unsere Werte unsere menschliche Würde – die ein jeder von uns trägt – nicht aus den Augen zu verlieren.

Der Mensch muss im Mittelpunkt all der Überlegungen und Anpassungen sein. „Mensch vor Maschine!“, so muss es eingefordert werden. Immer und immer wieder, damit es nicht aus den Augen gerät.

Setzen wir uns ein für ein Welt, in der die Technik dem Menschen dient und wir keine Menschen zurücklassen.

Geistliches Wort von Pastoralreferent Hans Gilg, Betriebsseelsorge Augsburg

An die Ränder gehen
Ich arbeite ja auch noch in der Fernfahrerseelsorge. Und da war ich vor einiger Zeit auf dem Rasthof Augsburg Ost. Das Fernsehen war mit dabei; die wollten mal sehen, was ein Seelsorger da so macht und wen man da so trifft. Und schon gleich die erste Begegnung hat alle Fernfahrerromantik verschwinden lassen und das harte Leben in diesem Beruf gezeigt. Florian, ein junger Fahrer noch keine 30 Jahre alt, erzählt ganz offen von seiner Arbeit: Der Stress auf der Straße, der hohe Zeitdruck, die überfüllten, dreckigen und lauten Rastplätze. Und von seiner Familie erzählt er: Inzwischen ist er geschieden und seinen kleinen Sohn sieht er nur alle zwei Wochen. Aber er mag seine Arbeit– trotzdem und noch immer. Wir haben lange miteinander gesprochen und am Schluss habe ich ihn noch gefragt, ob ich ihm das kleine Fernfahrerkreuz schenken darf. Er hat ein bisschen herumgedruckst und dann gesagt: Ja, ich nehm´s. Ich habe da so eine Schublade im LKW für so Gruschd. Gruschd – unnützes Zeug verbinde ich damit. Aber ok. Ein bisschen nachdenklich gings dann zum nächsten Fahrer.

Zwei Stunden später kommen wir wieder an Florians LKW vorbei. Und die Kollegin vom Fernsehen will jetzt unbedingt wissen, wo diese Gruschd-Schublade ist, klopft entschlossen an die Fahrertür und – da schau her – das Holzkreuz hängt von der Sonnenblende herunter. „Jetzt haben Sie das Kreuz ja doch aufgehängt“ sagt die Journalistin. „Ja“ meinte Florian „ich fahr viel nachts und da habe ich mit dem da oben schon a bisserl was zu klären.“ Wow - denke ich.

Manchmal fragen mich die Leute: Wie bringst du Gott auf so einen Rasthof? Na gar nicht – sage ich.  Der ist schon da, wenn ich hinkomme.

Rasthöfe sind für mich überhaupt ganz besondere Orte – auch ganz besondere Gottes - Orte. Ich bin gern dort; an den Rändern, wie Papst Franziskus sagt.

Da, wo der Lärm der Autobahn in den Ohren dröhnt.

Da, wo es stinkt nach Diesel und Urin.

Da, wo Fahrerinnen und Fahrer verzweifelt nach einem Stellplatz suchen.

Da, wo ich alle Sprachen Osteuropas, oder aus Mexiko, den Philippinen, aus Südafrika höre. Genau da erzählen sie mir von ihren Familien, von den Kindern die sie nur auf WhatsApp Bildern sehen.

Da höre ich den Wunsch endlich wieder mal nach Hause zu kommen – oft erst nach Monaten. Da sehe ich die Freude, wenn ich „Dankeschön“ sage für ihre Arbeit. Und - Diese Menschen haben oft ein ganz feines Gespür für die großen Fragen des Lebens. Wen wundert´s: Sie sehen es ja tagtäglich, wie schnell es gefährlich wird auf der Autobahn. Sie wissen, dass ein Unfall schwere Folgen hat und viele kennen Kolleginnen und Kollegen, die tödlich verunglückt sind oder schwer verletzt wurden. Und wenn sie dann noch so viele Stunden am Tag allein unterwegs sind, dann haben sie schon Zeit übers Leben, über Gott und die Welt nachzudenken.

Ja. Gott muss ich da nicht hinbringen – der ist schon längst da.

Hans Gilg,  Betriebsseelsorge Augsburg

Geistliches Wort von Pastoralreferentin Martina Berndt-Hoffmann, Betriebsseelsorge Weißenhorn

„Nichts bringt uns auf unserem Weg besser voran als eine Pause!“

Wer wohl die wunderbare Idee für dieses Ruhebänkchen hatte? Sicher eine Frau oder ein Mann mit großer Menschenkenntnis oder Lebensweisheit….Was zuerst einmal widersprüchlich klingt (Wie soll eine Unterbrechung, ein Stillstand vorwärts bringen?), können wahrscheinlich doch viele von uns aus eigener Erfahrung bestätigen:

Schon in der Schule war die Motivation zum Lernen nach der Pause wieder größer, eine Kaffeepause in der Arbeit gibt neuen Schwung oder neue Ideen, eine Pause bei langen Autofahrten stärkt die Aufmerksamkeit, die Brotzeit – oder Trinkpause beim Wandern lässt die nächsten Höhenmeter viel leichter überwinden. Und was wäre eine Konferenz ohne die notwendigen Biopausen?

In Betrieben höre ich immer wieder, dass manche Beschäftigte das Gefühl für die Notwendigkeit von Pausen verlieren und lieber in der Pause weiterarbeiten, um schneller fertig zu sein. Auch die zunehmende Sonntagsarbeit beraubt Menschen, ja sogar die gesamte Gesellschaft einer wichtigen Pause im Alltag. Eine Entwicklung, die mir zu denken gibt.

„Die kürzeste Definition von Religion ist Unterbrechung", hat der Theologe Johann Baptist Metz gesagt. Dieser Gedanke motiviert dazu, im Alltag Pausen einzulegen, einen Moment inne zu halten, im Gebet oder Gottesdienst, sich eine kleine Atempause zu gönnen, um das Leben bewusster zu wahrzunehmen.

Also: Mach mal Pause!

Mit herzlichen Grüßen

Martina Berndt-Hoffmann, Betriebsseelsorge Iller-Donau

Geistliches Wort von Pastoralreferent Thomas Hoffmann, Betriebsseelsorge Weißenhorn

(Urlaubs-) Erinnerung

An einem der zahlreichen heißen Augusttage waren wir mit Freunden in den Südtiroler Bergen beim Wandern. Kühle Höhenluft anstelle der Hitze des Tales. Auf dem Weg begegneten uns mehrere Wegkreuze, geschnitzt, geschmückt mit Blumen. Bei jedem dieser Kreuze lüftete einer der Freunde stets seinen Sonnenhut und grüßte. Mir sind die Kreuze so noch mehr aufgefallen als sonst. Wir haben uns was die Wegkreuze angeht auf den Begriff „Erinnerung“ geeinigt: Die Wegkreuze sind Erinnerungen. Woran? Daran, was oder wer mir Halt gibt im Leben? Daran, dass mein Leben endlich ist? Daran, wieviel Menschen aushalten müssen? Dankbarkeit für die schöne Natur? Daran, dass es guttut, mit anderen über all das zu sprechen? An einen konkreten Menschen?

Wegkreuze im übertragen Sinn können auf unserem Lebensweg auch Gespräche, Texte, Beobachtungen, Erfahrungen sein - oder auch Bibelstellen. Ebenfalls im Urlaub habe ich im Buch des Propheten Micha gelesen. Micha hat etwa im 7.Jh vor Christus ähnlich deutlich wie der Prophet Amos gegen die Ausbeutung von Kleinbauern gewettert, um dann an unser aller Sehnsucht nach einem Ende der Ausbeutung, nach Frieden und Gerechtigkeit zu erinnern, nach einer Zeit, in der Schwerter zu Pflugscharen, Lanzen zu Winzermessern werden, in der alle unter Weinstock und Feigenbaum sitzend deren Früchte genießen (vgl. Micha 4,3f) – unser aller Sehnsucht und, so Micha, die Sehnsucht Gottes. (vgl. Micha Kapitel 3f)

Solche Erinnerungen können „gefährliche Erinnerungen“ (Johann Baptist Metz) sein, gefährlich für die, die von Ausbeutung profitieren, Gewalt anwenden, Unfrieden und Hass säen – gefährlich dann, wenn Christinnen und Christen sich ihrer Sehnsucht nach einem gerechten, die Würde aller achtenden Miteinander erinnern, dafür einstehen und auf Gott an ihrer Seite vertrauen.

Ich wünsche Ihnen, dass Sie Wegkreuze im Alltag entdecken, wahrnehmen und sich erinnern lassen.

Ihr Thomas Hoffmann, Betriebsseelsorger

Geistliches Wort heute von Christine Jesse

Arbeit mit Herz

Seit gut einem halben Jahr darf ich hier in Augsburg in einem größeren Altenheim als Arbeitsgelegenheit (1,50€ Kraft) ganz unterschiedliche Erfahrungen sammeln, indem ich die Kolleginnen und Kollegen in der Betreuung, aber auch in einigen Bereichen der Hauswirtschaft unterstütze. Es gibt manchmal sehr herausfordernde Erfahrungen, aber auch viele schöne Momente, die für mich kostbar und wertvoll sind. In dieser Einrichtung erlebe ich neben Bewohnern, die mich ins Herz geschlossen haben, auch viele Dinge, die ich mit Arbeit mit Herz bezeichnen würde:

  • viel Dankbarkeit und Wertschätzung für meine Arbeit als Hilfskraft – für eine Pflegerin war ich an diesem Vormittag „Du bist heute mein Goldstück“ oder andere sagten mir: „Du bist eine wertvolle Hilfe für uns.“
  • viele Kollegen umarmen mich auch mit als Zeichen der Liebe und Verbundenheit
  • beim Umkleiden ergibt sich oft ein kleiner Dialog und man verabschiedet sich voneinander mit: „Ich wünsche Dir einen guten Tag.“
  • manchmal teilen die Pflegekolleginnen mit mir die Brotzeit, wenn ich schon im Normalfall nicht mit ihnen essen kann. An meinem ersten Urlaubstag hat mich eine Pflegerin gefragt, ob ich mit ihr frühstücken würde (nur weil ich den Stundenzettel unterzeichnen musste und deshalb im Heim war)
  • als mich völlig unerwartet die schwere Todesnachricht von einer langjährigen Freundin erreichte, haben sie mir gleich kondoliert und es eingesehen, dass es für mich in diesem Moment zu schwer ist zu einer Bewohnerin zu gehen, bei der wir auch damit rechnen mussten, dass sie uns in diesen Tagen wegstirbt
  • nach der Begrüßung fragt man sich gegenseitig, wie es einem geht. Es ist nicht nur eine Floskel. Man interessiert sich ernsthaft füreinander und nimmt Anteil an der Freude und des Leid des anderen.
  • jeder wird beachtet und mit jedem wird gesprochen ganz gleich ob Pflege, Betreuung, Hauswirtschaft oder ich als Helferin
  • wenn ich nach meinem Osterurlaub vom Personal mit Jubel empfangen wurde und auch sich die Bewohner jedes Mal sehr erfreut zeigen, dass ich wieder da bin...usw.

Das sind nur ein paar Beispiele wie man die Arbeitskultur ein wenig verbessern kann. Ich wünsche Ihnen, dass auch Sie jemanden haben, der für sie ein Herz in der Arbeit hat oder sie jemand sein können, der ein Herz für andere hat. Egal wie es um uns steht. Gott hat immer ein Herz für uns Menschen.

Geistliches Wort von Pastoralreferentin Dorothee Schindler, geistliche Leiterin derKAB Diözesanverband Augsburg

„Hier arbeitet ein Mensch für den Paktdienst!“

Mittwoch, ich arbeite heute im Homeoffice. Als ich gerade meine Mittagspause beginne und mich auf den Weg an die frische Luft mache, treffe ich an der Haustür einen Paketboten. Sein Gesicht sehe ich erst gar nicht, der Stapel mit Päckchen auf seinem Arm ist riesig. Ich grüße ihn. Das auftauchende Gesicht lächelt mich an. Man kennt ihn, er liefert öfter Pakete in unser Wohnhaus. Das Bestellen hat massiv zugenommen, gerade in den letzten Jahren. Vor allem kurz vor besonderen Tagen, wie Weihnachten oder der Urlaubszeit.  Es ist ja auch viel einfacher, wenn jemand anders mir meine Ware bis vor die Wohnungstür trägt. Er klingelt. Er klingelt ein zweites Mal beim Empfänger der Pakete. Aber niemand öffnet. Da biete ich ihm an, die Pakete entgegen zu nehmen, damit er sie nicht wieder mitnehmen muss. Er lächelt freundlich. „Soll ich Ihnen die Pakete noch hoch tragen!“ Mit dieser Frage hätte ich nicht gerechnet und ich glaube meine Verwunderung sieht man mir an. Ich verneine. „Sie laufen den ganzen Tag bestimmt viel mehr Treppen wie ich!“ Er lächelt. „Aber es sind viele Pakete!“. „Dann lauf ich eben 2 Mal!“ Er bedankt sich. Ein Lächeln in seinem Gesicht.

Paketlieferdienste stehen unter enormem Zeitdruck. Die beste Auslieferzeit ist immer dann, wenn die Menschen zu Hause sind. Mittags und abends. Da muss dann in kurzer Zeit viel abgearbeitet werden, weil man sonst auf seinen Päckchen sitzen bleibt. Der Kunde ist am Ende auch nicht begeistert, wenn er seine Lieferung in einer der Postfilialen oder der Packstation abholen muss. Und der Kunde ist bekanntlich König.

Mir wird bewusst: Unsere Gesellschaft muss umdenken lernen. Vor allem müssen wir uns immer mehr klar machen: „Hier arbeitet ein Mensch für den Paketdienst!“. Keine Maschine, der es egal ist ob Sie Akkord arbeiten muss.

Wir brauchen mehr Anerkennung und faire Bezahlung für die Menschen bei den Paketlieferdiensten!

Geistliches Wort von Pastoralreferent Dany Kasche, geistlicher Leiter der KAB Diözesanverband Augsburg

Eltern werden ist etwas Tolles

Tatsächlich ist es eines der schönsten Geschenke, die man bekommen kann: ein Kind. Eltern werden ist aufregend, ist etwas Wunderschönes und etwas Unvorstellbares.

Allerdings ist es auch unvorstellbar schwer. Dabei sehen wir mal ab davon, was diese Verantwortung für einen kleinen Menschen ausmacht. Zusätzlich stehen Eltern in der Spannung arbeiten zu wollen, vielleicht sogar arbeiten zu müssen. Unsere Gesellschaft braucht Arbeitskräfte und alle Gesetzgebung rund um die Elternschaft ist darauf ausgerichtet, schnell in Arbeit zurück zu kehren. Das nennt sich „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“.

Doch wie gelingt das? Ist es wirklich möglich, dass Beruf und Familie gut miteinander vereinbar sind? Eltern wünschen es sich, der Gesetzgeber scheint es auch zu wollen. Doch an diesem Thema hängen sehr viele Interessen: Kollegen, Vorgesetzte, Firmen, Betreuungsträger, Schulen,…

Bürden wir als Gesellschaft den Eltern etwas auf, dass sie gar nicht tragen können? Können Eltern diesem Druck tatsächlich einfach so entkommen? Oder fühlen sie sich immer in einer Rechtfertigungshaltung?

Christus wendet sich den Menschen zu und spricht sie persönlich an. Vielleicht ist es eine Idee, allen Menschen, und auch den Eltern, mal die Frage zu stellen:

Wie geht es dir?

Was lässt dich durchhalten?

Was brauchst du?

Schön, dass es dich gibt!

Geistliches Wort von Pastoralreferent Andreas Kohl, Betriebsseelsorge Weilheim

Auf Ochsentour

Anfang Juli, in der „Ulrichswoche“, machten sie sich wieder in großer Zahl auf den Weg nach Augsburg: Wallfahrer aus allen Teilen unserer Diözese kamen ans Grab unseres Bistumspatrons, um für ihre Anliegen zu beten.

Vor 1100 Jahren war es genau anders herum: Da machte sich Bischof Ulrich bei seinen Visitationssreisen auf den Weg zu den Gläubigen seines weitläufigen Bistums – auf einem zweirädrigen, mit Ochsen bespannten Wagen, wie überliefert wurde.

Ich muss schmunzeln: Sankt Ulrich „auf Ochsentour“. Dabei war diese Art des Reisens sicherlich sehr beschwerlich und überaus kräftezehrend.

Von einer „echten Ochsentour“ erzählen mir, dem Betriebsseelsorger, auch immer wieder engagierte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in der Arbeitswelt:

Die Betriebsräte, die - mit gewerkschaftlicher Unterstützung - seit Jahren für einen Tarifvertrag in ihrem Betrieb kämpfen und nach vielen zähen Verhandlungen jetzt (zumindest) einen Haustarifvertrag erreichen konnten.

Oder der Schwerbehindertenvertreter, der sich so oft blöde Kommentare von seinem Vorgesetzten anhören und sich immer wieder neu rechtfertigen musste, wenn er seinen Aufgaben als Interessenvertreter nachkommen wollte. Was für eine Ochsentour für ihn in all den Jahren!

Mühsame, anstrengende Wegstrecken kennen wir natürlich auch aus anderen Bereichen unseres Lebens: Ein Kollege mit vier Kindern sagte mir - nicht ohne Augenzwinkern - als das letzte Kind zur Ausbildung das Haus verließ, er habe „die Ochsentour jetzt endlich durch!“

Auch eine Phase der Krankheit oder eine erforderliche Therapie können sich zu einer regelrechten Ochsentour auswachsen je länger sie andauern und je belastender es die erkrankte Person für sich empfindet.

Vom Heiligen Ulrich erzählen fromme Legenden, er hätte auf seinen anstrengenden Reisen quer durch sein Bistum an heißen Sommertagen hier und da eine Quelle „erweckt“, um seinen Durst zu stillen und wieder zu Kräften zu kommen.*

Eine spannende Frage dabei wäre: Welche Kraftquellen können wir selber in uns erwecken, wenn das Leben uns aufgibt, mühsame Wegstrecken durchzustehen?

Betriebsräten rate ich zum Beispiel gerne, Erfolge, auch die kleinen Etappensiege, zu feiern. Das motiviert für die nächsten Schritte.

Um als Eltern gut durch anstrengende Familienphasen zu kommen, können regelmäßige „Paarzeiten“ für eine wohltuende Unterbrechung im Alltagstrubel sorgen.

Für Kranke könnte eine Kraftquelle lauten: Gönne Dir zwischendurch immer wieder etwas Schönes, etwas, auf das Du Dich schon vorher freuen und von dem Du hinterher noch eine Weile zehren kannst. Das vermag auch die dunkelsten Wegabschnitte ein wenig aufzuhellen.

Und wie machen es die eingespannten Ochsen selber? Wie schaffen die eigentlich ihre Ochsentour? Sie gehen ihren Weg beständig, Schritt für Schritt, in ihrem Tempo. Vielleicht nicht die schlechteste Idee, finde ich, für Ochsentouren aller Art!  

*Solche „Ulrichsbrünnlein“ finden sich in der Region der KAB Ammer-Lech gleich an drei Orten: In Eresing, Habach und – wie hier auf dem Foto – in Paterzell (bei Wessobrunn).

Geistliches Wort von Ursula Kasten, Stellv. KAB-Diözesanvorsitzende, Memmingen

WERTvoll arbeiten

Deine Arbeit ist WERTvoll! Wann hat dir das jemand das letzte Mal gesagt? Hat es überhaupt schon mal jemand bemerkt, was du alles so leistest? Meist bleibt es unausgesprochen, sei es für die ‚abhängige‘ Arbeit, sei es für alle unsere sonstigen Tätigkeiten, die wir zum Wohle der Familie, der Gemeinde, der Gesellschaft verrichten. Zumindest, wenn es um die eher unsichtbaren Dienste geht, die im Hintergrund geleistet werden, aber dabei so wichtig sind. Oft merken wir erst, wenn etwas unerledigt bleibt, wie sehr wir uns auf diese Dienste verlassen haben.

Wenn etwas wertvoll ist, dann geben wir darauf Acht, wir passen auf, dass es nicht verloren oder kaputt geht, wir schenken ihm Aufmerksamkeit. Wenn es ein Gegenstand ist, wird er nicht in der Ecke oder im Müll landen. Wenn es eine Person ist, dann freuen wir uns darauf, Zeit mit ihr zu verbringen und wollen möglichst in ihrer Nähe sein. Was wir als wertvoll betrachten, ist sehr individuell, jeder hat da seine eigenen Maßstäbe, und das ist wohl auch ganz gut so. Für uns als Christen sind die Maßstäbe der Bibel wichtig, und dort lernen wir, dass jeder Mensch gleich wichtig, gleich wertvoll ist, egal, wie groß, stark, schön oder klug er ist. Weil Gott uns alle ins Leben gerufen und uns in seine Hand eingeschrieben hat. Er betrachtet uns mit seinem liebevollen Blick und deshalb dürfen wir uns als wertvoll ansehen.

Und das gilt nicht nur für uns als Person, sondern für alles, was wir tun. Wir haben Anteil an seinem liebevollen Handeln an den Menschen und der Natur. Wir sind Teil Heilsgeschichte Gottes mit uns. So bekommt auch der kleinste Beitrag von uns seinen Stellenwert. Und er verdient es, dass er beachtet und wertgeschätzt wird, weil er von einem Menschen geleistet wird. Dann ist es nicht wichtig, ob es eine ‚weltbewegende‘ Aktion ist oder vielleicht ‚nur‘ das Abräumen des Frühstückstisches oder das Händehalten eines Kranken, Alten oder Betrübten. Diese Dinge sind so wichtig, weil sie zeigen, dass wir nicht nur an uns denken, sondern die anderen Menschen und das Gemeinwohl im Blick haben.

Wir könnten einüben, mehr auf solche Dinge zu achten und dann denjenigen zu sagen: deine Arbeit ist WERTvoll!

Ich glaube, dass das nicht nur die und den Anderen freut, sondern auch uns selbst glücklich macht, weil wir bemerken, wie viel Gutes um uns herum geschieht. Dann beginnen wir, mit den Augen Gottes auf die Welt zu blicken und die Welt zu einem etwas besseren Ort zu machen. Lasst uns gemeinsam daran arbeiten.

Geistliches Wort von Andrea Holz, CAJ-Diözesansekretärin, Augsburg

Psalm 31,9: Du stellst meine Füße auf weiten Raum

Egal, ob wir die eigenen vier Wände verlassen, Landesgrenzen überschreiten, ausgedehnte Wanderungen unternehmen, endlich wieder im Café an der Strandpromenade sitzen, neue Menschen treffen, das Meer genießen, von den Bergen in die Ferne sehen oder es uns einfach im eigenen Garten gut gehen lassen. Egal, wonach wir uns in diesem Sommer sehnen. Wir werden vermutlich den Alltag verlassen und Zeit für uns selbst haben.

Zeit haben um uns auch Gedanken und Ideen zu unserem eigenen Leben zu machen. Denn wir sind von Gott nicht erdacht worden als Arbeitssklaven oder als Sorgenträger, sondern als freie, gute und geliebte Menschen.

„Du stellst meine Füße auf weiten Raum“ - vielleicht mag dir das im Moment schwer erscheinen, weil du dich nur eingeschränkt bewegen kannst, dir die finanziellen Mittel fehlen oder weil du das Gefühl hast, eingezwängt zu sein in eine Beziehung, eine Familie oder eine Gruppe, die nur um sich selbst kreist. Und vielleicht fürchtest du dich sogar vor den Konsequenzen, wenn du anfängst über dein Leben nachzudenken.

Aber Gott freut sich, wenn wir innehalten, auf unseren Lebensweg blicken und uns überlegen, was in uns und unserem Leben noch für Möglichkeiten stecken und wie wir den von ihm geschenkten weiten Raum nutzen können.

Und auch wenn uns selbst manchmal der Blick für unsere Talente fehlt wird uns vielleicht bewusst: Gott stellt unsere Füße auf weiten Raum, weil er alle Fähigkeiten schon in uns hineingelegt hat, die wir für unser Leben brauchen. Gott glaubt an uns, weil er uns besser kennt als jeder andere.

Geistliches Wort von Pastoralreferent Thomas Hoffmann, Betriebsseelsorge Dinkelsbühl/Donau Ries

Gut, die Fastenzeit ist vorbei
und doch begleitet mich ein kurzes Gebet aus einem Fastenkalender bis heute:

Wieder beginnt ein Tag.

Jesus Christus will ihn in mir leben.

Er ist mit mir unter den Menschen von heute gegenwärtig.

Begegnen wird er allen, die ins Haus kommen

und allen, die ich auf der Straße treffe.

Ihnen allen zu begegnen, ist er gekommen.

Denen, die mit mir sprechen, hat er etwas zu sagen.

Denen, die etwas brauchen, hat er etwas zu geben.

Gepriesen sei der neue Tag!

Vgl. Madeleine Delbrêl
Aus: KLB, Brecht auf ohne Landkarte, Fastenzeitbegleiter 2023

 

Was, wenn ich mit diesem Gebet in den Tag gehe?

Was, wenn ich mit diesem Gedanken in die Arbeit gehe?

Was, wenn ich mit diesem Gebet zum KAB-Abend gehe?

Was, wenn ich in diesem Geist Menschen begegne?

Was, wenn mich aus den Gesten und Worten anderer der Geist Jesu anspricht?

Könnte doch sein, dass ich so dem Geist Jesu auf der Spur bleibe. Könnte doch sein.

Mir, uns und der Welt täte es gut.

Geistliches Wort von Diakon Georg Steinmetz, Betriebsseelsorge Augsburg Nord/Altbayern

Perspektiv-Wechsel

manchmal entscheidet
die Blickrichtung
der Blickwinkel

ob ich sehe
was ich sehe
was ich wie sehe
was ich worin sehe

schaue ich nach unten
schaue ich nach oben
schaue ich nach rechts
schaue ich nach links
schaue ich vor oder zurück

alles abhängig von
der Perspektive
dem Standpunkt
der Haltung
dem Wollen

wie stehe ich
zu dem
was ich sehe
was ich sehen will
was ich übersehen will

hier
geradeaus schauend
in den Spiegel
im Untergeschoß eines Hauses
ausgerichtet nach oben
zum Licht

Spiegel
Lichtfänger
Lichtbringer
in die Dunkelheit
des Treppenhauses
nach OBEN

wie wir
mit anderem Blick
auf und in
die Welt
der Arbeit

Geistliches Wort von Pastoralreferent Danny Kasche, Geistlicher Leiter der KAB Diözesanverband Augsburg

Arbeitszeit / Lebenszeit
„Nimm dir mal Zeit für dich“

Wie einfach das klingt, sich einfach mal Zeit zu nehmen. Sich einfach rauszunehmen aus dem Alltag, der Arbeit, den Strapazen und den Anforderungen verschiedener Lebenssituationen.

Dabei merken wir alle, wie schwer das ist, sich Zeit zu nehmen. Woher denn auch?

6 Uhr Aufstehen und Duschen
6.15 Uhr Zähneputzen und erstes Kind wecken
6.30 Uhr die anderen drei Kinder wecken und sich anziehen
6.45 Uhr Frühstück herrichten
7.00 Uhr Kind daran erinnern, dass in 5 Minuten der Schulbus fährt
7.15 Uhr die anderen Kinder daran erinnern, dass sie bis 7.30 Uhr gefrühstückt haben sollen
7.30 Uhr Motivationsrede zum Anziehen von Schuhen, Jacken, Mützen und Schals
8.00 Uhr unter Aufbringung aller Kräfte bei der KiTa angekommen
8.30 Uhr Dienstbeginn im Büro
17.00 Uhr Dienstende und Heimfahrt
17.30 Uhr Ankommen und Abendessen herrichten
18.00 Uhr Abendessen
18.30 Uhr Schulsachen durchsprechen, anschauen und beraten
19.15 Uhr Motivationsrede zum Zähneputzen und bettfertig machen, Kinder ins Bett bringen
2.00 Uhr Kinder im Bett, Küche aufräumen, Bügeln, miteinander reden.

Zwischen 22 und 0 Uhr ins Bett gehen

Sicher ist es zu streng dargestellt, doch tatsächlich verbringen wir am Tag normalerweise acht Stunden auf Arbeit, im Idealfall schlafen wir auch acht Stunden. D. h., dass 16 von 24 Stunden bereits belegt sind mit Tätigkeiten, die nicht mit der Familie, mit Freunden oder mit Eigenbeschäftigung gefüllt werden können. Es bleiben dafür also acht Stunden über. In denen sollte man aber auch auf Arbeit fahren und wieder nach Hause kommen, sollte man Einkaufen gehen, seine Steuererklärung machen, sich ehrenamtlich betätigen, den Kindern ebendieses ermöglichen und so weiter.

Ganz schön viel steckt in so einem Leben drin. Viel, das Zeit braucht. Und vieles, das zu kurz kommt: Familie, Gesundheit, ich selbst, Gott,…

„Nimm dir mal Zeit für dich“ – so schwer ist das umzusetzen und doch ist es bitter nötig. Doch wie?

Vielleicht hilft hier das Prinzip der Unterbrechung: eine Minute die Augen schließen und einfach nur sitzen und atmen. Durchschnaufen für einen kurzen Augenblick. Und vielleicht ist es wie mit dem Fahrradfahren oder dem Stricken: je öfter man übt, eine Minute zu unterbrechen, desto leichter fällt es. Und mit einem Mal sind es zwei Minuten, drei Minuten und ganz vielleicht irgendwann soviel Zeit, wie dir wichtig ist.

Geistliches Wort von Pastoralreferent Andreas Kohl, Betriebsseelsorge Weilheim

L’Chaim – Auf das Leben!
„Zum Wohle!“, „Prosit!“ oder - noch kürzer - „Prost!“ – Trinksprüche, die bei uns jede und jeder aus geselligen Runden kennt. Beim Anstoßen wünscht man sich gegenseitig Gutes, Wohlergehen, Gesundheit. Wussten Sie, nebenbei bemerkt, dass „Prosit“ aus dem Lateinischen kommt und übersetzt „es nütze“ - dir oder euch - bedeutet? Eigentlich ein schöner Brauch, finde ich, einen Schluck Bier oder Wein mit einem guten Wunsch für mein Gegenüber zu verbinden.
In Israel sprechen sich die Menschen bei solchen Gelegenheiten oft das hebräische Wort „L’Chaim“ zu, was übersetzt „Auf das Leben!“ heißt. „L’Chaim“ sagt man zum Anstoßen mit Wein, vor allem auch zu religiösen Anlässen.
 

Allein das macht schon deutlich: „Auf das Leben!“ ist kein bloßer Trinkspruch. Wer einen solchen Toast ausbringt, der möchte damit das Leben selbst feiern. Wer „Auf das Leben“ trinkt, der weiß auch: Das Leben ist ein Geschenk, kostbar und verletzlich zugleich. Dass das eigene Leben ganz schnell und unerwartet „in Lebensgefahr“ geraten kann, musste ich vor wenigen Jahren leider selbst erfahren.

An Ostern feiern wir Christen das Leben. In einem gern gesungenen österlichen Lied klingt an, was wir glauben und was wir für uns erhoffen dürfen: „Jesus lebt! Mit IHM auch ich!“ Was für eine hoffnungsvolle und lebensbejahende Perspektive uns da geschenkt ist!

Ich kenne viele überzeugende Beispiele von Menschen, die aus dieser Hoffnung heraus leben. Sie zeigen das durch eine Haltung, die dem Leben zugewandt ist: Sie leben nicht nur für sich allein, sondern stehen in Beziehung mit anderen, sie nehmen Anteil, pflegen den Kontakt von Mensch zu Mensch. Bei Problemen oder in Krisen resignieren sie nicht vorschnell. Sie tun ihr Mögliches, werden aktiv anstatt nur passiv zu erdulden.

Dem Leben zugewandt sein: Dazu hätte ich auch noch eine kleine, persönliche Anregung parat: Ich halte einen Moment inne, atme bewusst ein und aus, lächle und sage zu mir selbst: „Wie schön, dass es mich gibt!“ Ja und falls dann noch ein Glas zur Hand sein sollte: „L’Chaim – Auf das Leben!“

Geistliches Wort von Dorothee Schindler, Geistliche Leiterin, KAB-Augsburg

Kreuzweg der Arbeit

Der Kreuzweg ist ein fester Bestandteil der christlichen Tradition. Besonders in der Fastenzeit und am Karfreitag wird dieser gebetet. Die Stationen des Leidensweges Christi werden gemeinsam begangen, bedacht und an ihnen gebetet.

Heute möchte ich Ihnen einen kleinen Einblick in den „Kreuzweg der Arbeit“ geben. In unserer Arbeitswelt ist nicht alles einfach und leicht. Viele Schicksale sind uns unbekannt, werden von Kollegen nicht gesehen, nicht wahrgenommen, weil keiner drüber spricht.

Hier ein keiner Einblick in die „Kreuzwege“ unseres Lebens:

Jesus wird zum Tode verurteilt:

Arbeit ist notwendig um Leben zu können.
Oder anders gesagt, wir gehen zur Arbeit, damit wir Geld haben um damit unser Leben zu finanzieren. So sollte es sein. Aber die Realität sieht ganz anders aus.

Leistung ja, fairer Lohn nein!

Ich arbeite bei einer Firma, die sich das Gemeinwohl groß auf die Fahne geschrieben hat. Damals dachte ich, es ist nicht der beste Lohn, aber die Werte, die Haltung der Firma gefällt mir. Lieber ein paar Euro weniger, aber dafür ein gutes Arbeitsklima.

Ich bin eine Reinigungskraft, einer von den Menschen, die in der Gesellschaft nicht den besten Ruf haben. Aber meine Arbeit ermöglicht mir, dass ich auch Zeit für meine Familie habe.
Seit einiger Zeit brauche ich noch einen zweiten und dritten Arbeitgeber. Mein Lohn reicht nicht mehr aus um mir mein Leben mit all den Anforderungen finanzieren zu können.
Aber zum Amt möchte ich nicht.
Die Anforderungen sind viel höher geworden: Mehr Räume in weniger Zeit. All das wäre kein Problem. Aber ein fairer Lohn für die komplexer werdenden Aufgaben steht mir wohl nicht zu.
Denn ich bin ja nur eine Reinigungskraft.
Fairer Lohn, guter Lohn der zum Leben reicht—nur für Menschen in erlesenen Berufen?

Gebet:

Jesus, du wirst zum Tode verurteilt – zum Tod am Kreuz.
Keine Würde – kein Recht auf Leben.
Steh du uns bei, wenn menschliche Würde in Frage gestellt wird.
Steh du uns bei, wenn Profit und Leistung vor menschlichem Wohl stehen.
Steh du uns bei, wenn wir und unsere Leistung nicht gesehen wird.
Geh du mit. Amen.

Jesus fällt unter der schweren Last des Kreuzes:

Auch wir fallen im Leben: Krankheit, Sorge, Versagen, Angst um den Arbeitsplatz, Stress, Schicksal – Aber auch wir sind eingeladen immer wieder aufzustehen.

Er arbeitet hier seit über 30 Jahren.
Ist jeden Tag der Erste am Werktor. Seine Kollegen, mit denen er sich die Aufgabe an der Pforte teilt wechseln ständig. Kaum einer bleibt länger.
Er macht seine Aufgabe gerne. Er schenkt den Arbeitern gerne ein Lächeln, wünscht einen schönen guten Morgen oder einen erholsamen Feierabend.
Er begrüßt die LKW-Fahrer, die ihre Ware abladen wollen oder die Ware aufladen, um sie an ihren Bestimmungsort zu fahren.
Seit einiger Zeit hört man, dass diese Aufgabe ausgelagert werden soll. Es reicht, wenn eine externe Firma den Posten der Pforte übernimmt.
Mehr als 30 Jahre für die Firma, das erste Gesicht am Eingang und jetzt soll das alles einfach in fremde Hände gegeben werden.

Das Personal ist wohl zu teuer.

Diese Tatsache drückt die Stimmung. Er hat nicht mehr lange bis zur Rente, das ist gut. Dennoch schmerzt es, zu wissen, dass der eigene Arbeitsplatz nichts wert ist. Das eine einfache Kosten-Nutzen-Rechnung entscheidet, wer bleiben kann.
Es beschäftigt ihn, mal mehr, mal weniger— aber er hat entschieden ich mache meine Arbeit gut und das werde ich auch solange tun, wie ich hier arbeiten darf.

Gebet:

Jesus, du fällst unter der Last des Kreuzes.
Auch wir tragen schwere Lasten in unserem Leben.
Hilf du uns tragen, wenn das Weitergehen uns schwerfällt.
Geh du mit. Amen.

Ich wünsche Ihnen gesegnete Kar- und Ostertage.

Dorothee Schindler

Geistliches Wort von Pastoralreferent Hans Gilg, Betriebsseelsorge Augsburg

Bomben zu Friedensglocken

In der Nähe des Bildungshauses Oase Steinerskirchen habe ich eine Friedenskapelle entdeckt – und nebendran die Friedensglocken. Ganz besondere Glocken sind das, denn mit ihnen wurde unheilvolle Geschichte umgedreht. In den beiden Weltkriegen wurden viele Kirchenglocken eingeschmolzen, um daraus Bomben zu gießen und Tod und Verderben über die Menschen zu bringen.

Pater Norbert Becker von den Herz-Jesu-Missionaren hatte 2005 die Idee ein ganz besonderes Friedenszeichen zu setzen. Aus Blindgängern von Fliegerbomben hat einer seiner Mitbrüder Glocken angefertigt und ihnen einen besonderen Klang verliehen. Schwerter zu Pflugscharen und Fliegerbomben zu Friedensglocken. Ich wünsche uns allen, dass der Klang dieser Glocken das Dröhnen der Bomben und Raketen ablöst und wir Menschen in Europa und weltweit wieder in Frieden und Sicherheit zusammenleben können.

Geistliches Wort von Ursula Kasten, Stellvertretende KAB-Vorsitzende, Memmingen

Fastenzeit à la KAB

Seit gut einer Woche ist Fastenzeit. Ich verzichte auf Süßigkeiten und Kaffee, aber könnte ich nicht auch etwas für die Menschen in der Arbeitswelt tun? Schließlich sind es drei Dinge, die in der Fastenzeit gefordert sind: Fasten, Gebet und gute Werke. Die guten Werke der KAB sind das Einstehen und Begleiten der Menschen in der Arbeitswelt. Zunächst das Hinschauen: wie geht es den Menschen, wo sind die Herausforderungen, mit denen sie klarkommen müssen? Dann urteilen: ist es gerecht, wie die Verhältnisse sind? Müssen sie akzeptiert werden, wie sie sind, oder haben wir eine Möglichkeit, sie zu ändern? Das Handeln kann vielfältig sein: vom Begleiten der Betriebsräte über das Anerkennen der wertvollen Arbeit bis hin zu großen Kampagnen wie der Erhöhung des Mindestlohnes.

Am 7. März ist dieses Jahr der Equal Pay Day, der Tag, von dem an Frauen genau so viel verdienen wie Männer. Frauen verdienen im Bundesdurchschnitt 18% weniger, in Bayern sogar 25%. Das hat vielfältige Gründe, die nicht einfach gelöst werden können, aber wir sollten sie nicht einfach ignorieren.

Wie wäre es damit, dieses Jahr das Thema mal näher zu beleuchten? Warum sind es überwiegend Frauen, die in sozialen und pflegerischen Berufen tätig sind? Warum sind diese Berufe so schlecht bezahlt? Warum sind es immer noch überwiegend Frauen, die in Elternzeit und anschließend in Teilzeit gehen, aus der sie oft später auch nicht mehr herauskommen? All dies sind Gründe für den durchschnittlichen Lohnunterschied zwischen Männern und Frauen und es gibt auch noch in vielen Fällen unterschiedliche Bezahlung für gleiche Arbeit. Eigentlich ein Skandal im Jahr 2023 in Deutschland!

Als KAB engagieren wir uns für gute Arbeitsbedingungen und gerechten und auskömmlichen Lohn.

Kann ich mich hier einbringen? Umkehren und nicht mehr gleichgültig die Verhältnisse hinnehmen, mich informieren über Strukturen, die Ungerechtigkeit auch bei uns festschreiben? Im nächsten Schritt ein Bewusstsein dafür in meinem Umfeld schaffen, die gesellschaftliche Debatte über die Themen am Laufen halten, Menschen ermutigen, die Care-Arbeit in der Familie gerecht aufzuteilen? KAB Mitglied werden / überzeugt bleiben und vielleicht sogar andere zu einer Mitgliedschaft bewegen?

Das wäre in meinen Augen ein Fasten im Sinne der KAB, damit auch ArbeitnehmerInnen ein Ostern erfahren dürfen.

Geistliches Wort von Pastoralreferent Thomas Hoffmann, Betriebsseelsorge Iller-Donau, Dinkelsbühl

Ein Witz? Echt jetzt?

Ja! Es herrscht doch gerade allerorten die sogenannte närrische Zeit.

Witze, Humor, ausgelassene Stimmung: passt das wirklich in diese Zeit? Die Katastrophen, die menschen- wie naturgemachten, wir hören und lesen ständig davon, engagieren uns. Hat Humor da Raum? Hatte er jemals eine Daseinsberechtigung? Seit wir leben, begleiten uns hier und weltweit Kriege, Hunger, Not, Unterdrückung, Schicksalsschläge. Und oft erstirbt in uns jeglicher Humor. Humor, „befreiendes Lachen“ halte ich gleichwohl für ein Geschenk, eine Gabe, die Druck und Spannung wegnehmen kann, nicht um Schlimmes einfach wegzulachen, sondern um wieder Kraft zu schöpfen.

Ich denke an eine Betriebsrätin, wie sie von schwierigen, auch auf der persönlichen Ebene ausgetragenen Konflikten erzählt, und dabei manches immer wieder mit einer humorvollen Bemerkung und einem kurzen Lachen kommentiert. Dies versucht sie auch in den unmittelbaren Konfliktsituationen.

Hatte Jesus Humor, hat er gelacht? Ich weiß es nicht, denke aber schon. Zu lesen ist davon in den Evangelien kaum etwas. Vielleicht am ehesten in der Geschichte von der Heilung eines Besessenen. Jesus treibt ihm den Dämon aus und lässt diesen in eine Schweineherde fahren, die sich daraufhin kollektiv in den See stürzt. (vgl Mk 5,1-20) Da Schweine als unrein galten und ein Eber das Feldzeichen der 10.Legion des römischen Besatzungsheeres war, könnten manche Jüdinnen und Juden diese Geschichte ziemlich komisch gefunden haben. Zumal der Dämon auf die Frage Jesu, wie er denn heiße, antwortet „Mein Name ist Legion“ (Mk 5,9).

Nun aber zum Witz, den mir ein altes Mitglied der Augsburger Synagogengemeinde erzählt hat:

Ein böses und ein gutes Mädchen stehen auf dem Flachdach eines Hochhauses. Sie spucken hinunter und zielen dabei auf Glatzköpfe. Das böse Mädchen trifft von 10 Glatzköpfen 3. Das gute Mädchen trifft von 10 Glatzköpfen 7: Das Gute gewinnt immer.

Ich wünsche Ihnen, dass Sie auch jenseits der närrischen Tage Ihren Humor bewahren.

Und ein zweites wünsche ich Ihnen: „Das Gute gewinnt immer“, das stimmt leider nicht. Aber lassen wir uns nicht die Hoffnung nehmen, dass es sich lohnt, dem Guten „nachzujagen“ (vgl. Psalm 34,15), dem Guten, sprich einem gerechten, friedlichen, solidarischen und fairen Miteinander, das die Würde eines jeden Menschen achtet, die Würde, die eine göttliche ist.

Geistliches Wort von Pastoralreferentin Martina Berndt-Hoffmann, Betriebsseelsorge Weißenhorn

Als Narren unterwegs

Jetzt sind sie wieder unterwegs, die Narren. In unserer Gegend vor allem mit den vielfältigen alemannischen Masken, die manchmal furchterregend, manchmal auch lieblich anzusehen sind. Hinter den Masken stehen oftmals Sagen, aber es werden auch wahre Menschen und ihre Lebensgeschichte verkörpert wie beispielsweise die Holl Hex, die an die Ulmer Bürgerin Maria Holl erinnert, die einst als Hexe angeklagt wurde.

Narren und Närrinnen nehmen die Gesellschaft und die Politik auf die Schippe, halten den Menschen den Spiegel vor, sprechen unangenehme Wahrheiten aus. Narren und Närrinnen lassen aber auch den Alltag vergessen, machen Spaß, bringen zum Lachen, verbreiten Freude.

Manchmal gehören wir in KAB und Betriebsseelsorge auch zu den Narrenzünften, wenn wir uns für unsere Werte oder für Menschen zum Narren machen: wenn wir den Sonntag verteidigen, für Menschenwürde in der Arbeitswelt eintreten oder für mehr Gerechtigkeit in unserem Wirtschaften streiten und streiken. Als Träumer oder Gestrige oder gar als dumm wurden und werden wir immer wieder dafür verspottet oder beschimpft. Aber da befinden wir uns in bester Gesellschaft. Schon die ersten Christen wurden bereits für die „Torheit des Kreuzes“ belächelt.

In diesem Sinn und unter diesem Vorzeichen bin ich gerne ein Narr oder vielmehr eine Närrin.

Ein Nachtrag: Auch wenn wir uns dabei zum Narren machen - vielleicht zaubern wir unserem Gegenüber heute oder morgen einfach mal ein Lächeln ins Gesicht: „Was macht ein Clown im Büro? - Faxen!“

Also: Narri! Narro!

Geistliches Wort von Gemeindereferentin Regina Wühr, Geistliche Leiterin der KAB-Diözesanverband Augsburg

Lichtgestalten

Am 2. Februar steht im liturgischen Kalender das Fest der Darstellung des Herrn, oft auch Maria Lichtmess genannt. Es wird genau vierzig Tage nach Weihnachten gefeiert. Warum? Nach dem Gesetz des Mose war eine Frau nach der Geburt eines Sohnes vierzig Tage unrein und hatte im Tempel ein Reinigungsopfer darzubringen, z. B. ein Paar Turteltauben oder zwei jüngere Tauben. Gleichzeitig wurde der erstgeborene Sohn als Eigentum Gottes betrachtet und ihm symbolisch übergeben. Das galt auch für Jesus und seine Mutter bzw. Eltern, nachzulesen bei Lukas 2, 22 – 24. Liturgisch gefeiert wurde das Fest ab dem 4. Jahrhundert in Jerusalem, darüber berichtet die Pilgerin Egeria in ihren Reiseaufzeichnungen. Im 5. Jahrhundert entstand die Lichterprozession, hinter der die Vorstellung steht, Christus entgegenzugehen, dabei brennende Kerzen in den Händen haltend. Bei diesem Gottesdienst werden auch Kerzen geweiht.

In unseren Breiten fällt das Fest noch in die dunkle Jahreszeit, auch wenn die Tage allmählich wieder länger werden. Es ist neben Weihnachten noch einmal ein Lichterfest, das vor der Liturgiereform das Ende der Weihnachtszeit markierte und uns ChristInnen dazu aufruft, auf DEN zu schauen, der das „Licht der Welt“ (Johannes 8,12) und für uns die Lichtgestalt schlechthin ist.

Das Dunkel in unserer Welt ist nicht zu übersehen und allen, die diesen Text lesen, werden dazu jede Menge Beispiele einfallen – im persönlichen Leben und Umfeld, in der Politik, in der Gesellschaft, in der Völkergemeinschaft und auch in der Kirche. Doch wir ChristInnen lassen uns nicht entmutigen in unserem Einsatz, Licht ins Dunkel anderer zu bringen, nicht nur, weil wir entdeckt haben, dass es einem Sprichwort gemäß „besser ist, ein Licht anzuzünden als über die Dunkelheit zu klagen“, sondern weil wir uns ermutigt und herausgefordert wissen durch den Zuspruch Jesu: „Ihr seid das Licht der Welt!“ (Matthäus 5,14)


So können auch wir zu „Lichtgestalten“ für andere werden. Lassen wir also in unserem Engagement nicht nach!

Noch etwas: Rund um das Fest Maria Lichtmess haben sich im bäuerlichen Bereich viele Traditionen und Regeln herausgebildet. Eine davon war der Dienstbotenwechsel, d.h. zu diesem Zeitpunkt konnte oder musste sich die Magd oder der Knecht entweder eine neue Stelle suchen oder das Arbeitsverhältnis verlängern. Auch wurde der Rest des Jahreslohnes ausbezahlt. Mein Renteneintritt fällt fast genau mit diesem Tag zusammen und so verabschiede ich mich auch an dieser Stelle von Euch und Ihnen. Neben den Impulsen der schon bekannten Kolleginnen und Kollegen werden nun auch die von meinen Nachfolgern, Danny Kasche und Dorothee Schindler zu lesen sein.

Ihnen und Euch allen wünsche ich von Herzen viel Licht fürs Leben und Gottes Segen in Fülle!

Geistliches Wort von Andrea Holz, CAJ-Diözesansekretärin, Augsburg

Wie ein offenes Buch liegt das neue Jahr vor uns

Jahreswechsel sind immer ein guter Grund innezuhalten, um über das vergangene Jahr und die Zukunft nachzudenken.

Das alte Jahr geht zu Ende, das neue Jahr fängt an. Ein Übergang von der einen auf die andere Sekunde. Wir gestalten diesen Übergang mit ganz unterschiedlichen Ritualen: Jahresabschlussgottesdienst, Raclette-Essen, Dinner for one, Glockengeläut, ein Glas Sekt, Wunderkerzen.

Wir schauen in die Welt, Jahresrückblicke im Fernsehen. Es ist viel geschehen.
Wir schauen in unsere Familien, in unser persönliches Umfeld. Auch da gab es Höhen und Tiefen. Vielleicht mussten wir Schwierigkeiten in der Familie oder im Freundeskreis meistern.
Aber Probleme machen auch vor einem Neuen Jahr nicht Halt. Sie prallen am Datum der Jahreswende nicht ab.

So stehen wir vor Gott und fragen uns: Was wird das neue Jahr bringen- wird es besser oder schlechter? Wie geht es im Beruf weiter? Und privat: Werde ich genug Zeit für Familie und Freunde haben? Und mein Glaube? Bleibt er mir auch im neuen Jahr wichtig? Kann ich ihn sogar vertiefen?

Auch wenn wir nicht wissen, was das neue Jahr bringen wird, so haben wir einen Glauben, der uns Halt gibt und einen Gott, der uns stützt. Machen wir uns also auf, voller Zuversicht und voller Hoffnung als Glaubende und Suchende.

365 neue Seiten, 12 neue Kapitel. Und alles ist leer. Machen wir ein gutes Buch daraus!

Geistliches Wort von Pastoralreferent Hans Gilg, Betriebsseelsorge Augsburg


Gar nicht so einfach

Gold zu finden

Den Buckel krumm machen

Das Kleine sehen

Echt von falsch unterscheiden

Gott in der Krippe hat sich ganz bescheiden gemacht

Und er will Dir sagen:

Ich habe Dich eingeschrieben in meine Hände

Denn

Du bist mehr wert als alles Gold der Erde

Geistliches Wort von Pastoralreferent Ulrich Hoffmann, KAB-Kreispräses Iller-Donau

Mehr Licht!

Nur noch wenige Tage, dann ist es geschafft! In gut einer Woche ist endlich die längste Nacht des Jahres – und dann werden die Nächte wieder kürzer und die Tage länger! Die Wochen der Dunkelheit im November und Dezember machen vielen zu schaffen: morgens im Dunkeln aus dem Bett krabbeln, tagsüber hinaus in den Dauernebel schauen – und am Nachmittag um vier wird‘s auch schon wieder richtig düster. Das raubt Energie. Die Stimmung ist bei so viel Düsternis auch oft ziemlich düster.

Vor der Kalenderreform 1582, da war der 13. Dezember bereits der kürzeste Tag des Jahres, die Wintersonnenwende. Und deshalb passt die Heilige, die an diesem Tag im Kalender steht, besonders gut: die heilige Lucia. Ihr Name bedeutet übersetzt "die Leuchtende" oder die "Lichtträgerin". In Italien gibt es ihr zu Ehren Lichterumzüge. Der Legende nach lebte sie im dritten Jahrhundert in Syrakus auf Sizilien und bekannte sich früh zum Christentum, deren Anhänger damals verfolgt wurden. Ihren Glaubensgenossen brachte sie Brot in die Verstecke. Um in der Dunkelheit den Weg besser zu finden und dennoch zum Tragen der Speisen beide Hände frei zu haben, setzte sie sich einen Lichterkranz auf den Kopf. Vor allem in Skandinavien knüpft man mit Bräuchen an diese Legende an: in Schweden zum Beispiel bringen Mädchen mit einem Lichterkranz im Haar der Familie das Frühstück ans Bett.

Frühstück ans Bett mit Lichterkranz auf dem Kopf: Das wird’s bei Ihnen wahrscheinlich eher nicht geben. Aber vielleicht ein gemütliches und ausgiebiges Frühstück am Küchentisch, und zwar am besten erst dann, wenn es draußen schon hell wird, und dazu die Kerzen auf dem Adventskranz brennen.

Licht, das bringt nicht nur die Stimmung zum Leuchten. Es hilft auch dazu, gütiger und gerechter in den Tag zu starten, milder mit den Menschen umzugehen. Licht: Das steht auch für Zuwendung, für Freundlichkeit, ja, sogar für gutes Essen und einen starken Kaffee. In der Legende von der heiligen Lucia wird das deutlich: Sie kam mit dem Lichterkranz auf dem Kopf in die Verstecke ihrer Gefährten. Damit hat sie Licht gebracht, aber eben auch etwas zu essen und die Zusage: Ich bin für euch da, ich riskiere etwas für euch, ich bringe euch meine Liebe und die Liebe Gottes. Dafür steht Licht ja nicht zuletzt auch: für die Liebe.

Es ist kein Zufall, dass nächste Woche Wintersonnenwende und Weihnachten zusammenfallen: Auch Gott kommt an Weihnachten sozusagen mit einem Lichterkranz in unsere Verstecke und Dunkelheiten. Im Weihnachtsevangelium heißt es: „Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, kam in die Welt.“ (Johannes 1,9) Jesu Geburt: Sie will Licht und Liebe und neue Energie in jedes Leben bringen. Auf mehr Licht!

Geistliches Wort von Peter Ziegler, KAB Deutschlands, Köln

Einheit in der Vielfalt

Wie viele von Euch und Ihnen wissen, bin ich gerade beim Bundesverband der KAB als Referent für Verbandsentwicklung und Mitgliederwerbung beschäftigt. Vor diesem Hintergrund gestalte ich heute meinen Beitrag:

Es ist tatsächlich faszinierend zu beobachten, welche unterschiedlichen Ansätze in den verschiedenen Diözesanverbänden verfolgt werden: Manche konzentrieren sich vor allem auf Geflüchtete und bieten Integrationskurse an, andere haben Pflegekräfte oder Beschäftigte von Lieferdiensten im Blick. Einige setzen auf Bildung für nachhaltige Entwicklung, andere auf Weiterbildungen zur Katholischen Soziallehre, auch die Ausbildung von Lotsen und Lotsinnen für das Arbeits- und Sozialrecht oder von ehrenamtlichen Arbeitnehmer:innenseelsorgern wird umgesetzt. Ein wirklich großer Schatz und eine besondere Stärke unseres Verbands.

Und doch läuft alles unter der Überschrift „KAB“. Gerade fällt mir ein, dass sich ein Diözesanverband auch verstärkt der Arbeit mit kirchlichen Mitarbeiter:innen widmet. Dazu passt eine Meldung, die ich in diesen Tagen gelesen habe: Die Vollversammlung des VDD hat eine neue Grundordnung für kirchliche Mitarbeiter:innen verabschiedet. Darin wird – endlich – klargestellt, dass auch unsere Kirche Vielfalt und Unterschiedlichkeit braucht und begrüßt. Es soll zum Markenkern unserer Kirche werden, dass nicht mehr die Lebensweise jedes einzelnen Mitarbeiters auf dem Prüfstand steht, sondern das Zeugnis einer Einrichtung nach außen. Wenn sich dann in kirchlichen Einrichtungen der gemeinsame Geist durchsetzen sollte, dann wird der Begriff der Dienstgemeinschaft mit Leben gefüllt.

Vielleicht ist es ja tatsächlich so, dass unserer Kirche von unserer KAB etwas lernen kann…

Geistliches Wort von Christine Jesse

Wenn Sie das neue geistliche Wort zu lesen bekommen, wird in Kürze wieder Advent sein. Da ist mir im vergangenen Winter eine Bibelstelle sehr nahe gegangen, weil sie ganz viel mit meinem Leben zu tun hat. Ich darf Sie Ihnen heute ein wenig näherbringen.
In dieser Vorweihnachtszeit wird es wieder heißen:

„Doch aus dem Baumstumpf Isais wächst ein Reis hervor, / ein junger Trieb aus seinen Wurzeln bringt Frucht. Der Geist des HERRN ruht auf ihm: / der Geist der Weisheit und der Einsicht, der Geist des Rates und der Stärke, / der Geist der Erkenntnis und der Furcht des HERRN“. Vgl. Jes. 11,1-2

Abgesägt: So fühle ich mich, wenn ich seit 8 Jahren um eine geeignete Arbeit kämpfe und ich trotz intensiver Bemühungen noch keine gefunden habe…

- wenn meine erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten nicht gebraucht werden….

- wenn Beziehungen plötzlich abbrechen oder ich Menschen loslassen muss…

- wenn ich durch den Wegzug vom Allgäu erst einmal in gewisser Weise entwurzelt wurde

- wenn mein Vertrauen schon enttäuscht wurde, was mir sehr weh getan hat.

Doch es kann auch etwas Neues aus meinem Baumstumpf des Lebens wachsen:

- wenn ich meine Begabungen und Fähigkeiten ehrenamtlich einsetzen kann, um so das Gefühl habe gebraucht zu sein…

- wenn ich Kontakte pflege und mich um neue Beziehungen mühe

- wenn ich mich von Gottes Wort immer wieder neu beschenken lasse

- wenn ich in meiner früheren Heimat Augsburg manches wieder aufbauen konnte oder sich ganz neu entwickeln konnte

- wenn sich Menschen für mich Zeit nehmen und mich so annehmen wie ich bin

- wenn sich das Vertrauen wieder neu entwickeln und entfalten konnte.

- wenn ich durch Zeiten der Erholung wieder neue Kraft schöpfen kann

- wenn ich mich an schönen Dingen der Kunst und Musik erfreuen kann, ebenso an der Schönheit und Vielfalt der Natur

- wenn ich mit meiner Aquarellmalerei und Schriftstellerei andere Menschen erfreuen kann.

- durch Worte der Ermutigung und Bestärkung

- durch Zuwendung anderer in Wort und Tat.

Ich wünsche Ihnen, dass auch Sie immer wieder in den Momenten, in denen alles hoffnungslos scheint, auch kleine und große Augenblicke finden können, die Ihnen neue Hoffnung und Zuversicht schenken.

Christine Jesse
Fotos: Christine Jesse

Geistliches Wort von Dorothee Schindler, Pastoralreferentin, Betriebsseelsorge Allgäu

140 Jahre Joseph Kardinal Cardijn

Am 13. November hat ein ganz besonderer Mensch Geburtstag:  Joseph Leon Kardinal Cardijn.
1882 wurde er geboren. Damals wusste noch keiner, welche Bedeutung das Leben und Wirken Cardijns für uns heute noch haben.
Cardijn ist der Gründer der Christlichen Arbeiterjugend (CAJ), er erzielte zu Lebzeiten eine erstaunliche Wirkung und gehört zu den prägenden Persönlichkeiten der katholischen Kirche des 20. Jahrhunderts. Einer seiner methodischen Ansätze war der Dreischritt "Sehen - Urteilen - Handeln" und ist zum Allgemeingut in der kirchlichen Soziallehre geworden. Sicherlich könnte ich hier jetzt eine biographische Aufzählung einfügen und viel über sein Leben und Wirken erzählen, dass ich mir angelesen habe.

Aber ich möchte heute einen anderen Schritt wählen:
Joseph Chardijn hat einmal gesagt: "Ich habe mit einem, mit zwei, mit drei angefangen. Ich habe so oft angefangen und fange jeden Tag wieder neu an. Man muss täglich neu anfangen, 10-mal, 100-mal, 1.000-mal."

Gerade finden Tarifverhandlungen statt. Verhandlungen für mehr Lohn. Mehr Geld für gute Arbeit – so fordert es die NGG in diesen Tagen.
Sicherlich könnte man jetzt sagen: „Uns fehlt allen gerade das Geld!“ „Alles wird teurer!“
Und doch ist es wichtig, „sich auf seine Hinterfüße zu stellen“. Laut zu werden. Sichtbar zu werden und seine Forderungen klar zu machen.

Jeder Mensch hat es verdient, fair entlohnt zu werden für seine Arbeit.

Fangen wir an! Setzten wir uns miteinander ein für gute Bezahlung!
Fangen wir an und sind gemeinsam laut für Tarifverträge, die ein Merkmal für „Gute Arbeit“ sind!

Fangen wir an – gemeinsam können wir etwas bewegen.

Geistliches Wort von Diakon Erwin Helmer, Betriebsseelsorge Augsburg

Wie die Welt in Ordnung kommt 
Die zwei Wege
 

Es war einmal … ein kleiner Bub, der wollte gerne mit seinem Vater spielen. Der hatte aber keine Zeit für ihn, deshalb stellte er ihm eine Aufgabe: Er riss ein detailreiches Bild der Erde aus der Zeitung und zerschnitt es in viele, viele Teile. Das gab er dem Jungen und dachte, dass der nun mit diesem schwierigen Puzzle wohl eine ganze Zeit beschäftigt sei. Der Bub zog sich in eine Ecke zurück, begann mit dem Puzzle und zeigte nach wenigen Minuten dem Vater das fertig zusammengesetzte Bild. Der Vater konnte es kaum glauben und fragte ihn, wie er das geschafft habe. Der Bub sagte: "Ach, auf der Rückseite war ein Mensch abgebildet. Den habe ich richtig zusammengesetzt. Und als der Mensch in Ordnung war, war es auch die Welt."

ICH muss mich ändern – der erste Weg

In einer Welt voller Krisen und immer neuer Unordnung kann dies die Lösung sein. Wenn jeder und jede sich selbst in Ordnung bringt, ist dies der Beginn der neuen Welt, einer neuen Weltordnung. Wenn ich selber täglich neu meinen Frieden mache mit der Umwelt, mit meinen Mitmenschen, mit mir selbst und mit Gott, dann ist das der Beginn einer neuen Wirklichkeit:  der neue Mensch, der mit sich selbst im Reinen ist. Damit aber nicht genug.

Die Welt muss sich ändern – der zweite Weg

Der neue Mensch begnügt sich nicht mit sich selbst. Er setzt sich mit Begeisterung und Freude für die großen Ziele der Menschheit ein.
Er packt an, wo es um die Natur und Bewahrung der Schöpfung Gottes geht. Er tut alles für den Frieden und unterstützt das ukrainische Volk, das im Frieden leben will.
Er sagt laut seine Meinung, wenn es um Hilfen für Niedrigverdiener und Benachteiligte geht, wo es um Getreidefrachter für Hungernde geht.

Wenn wir uns alle um einen vorausschauenden prophetischen Lebensstil bemühen, wird die Welt in Ordnung kommen. „Siehe ich mache alles neu!“ Sagt Gott. Und er fügt hinzu: „Nicht ohne dich, denn du bist mein Ebenbild!“

Geistliches Wort von Pastoralreferentin Martina Berndt-Hoffmann, Betriebsseelsorge Weißenhorn

Tag der menschenwürdigen Arbeit 2022

- The same procedure as every year… ?

Wer kennt ihn nicht, den Sketch „Dinner for one“, der uns Jahr für Jahr an Silvester im Fernsehen präsentiert wird. Vor jedem Gang des Geburtstagsmenüs fragt der alte Butler: “The same procedure as last year, Miss Sophie?” (deutsch: „Der gleiche Ablauf wie im vergangenen Jahr, Miss Sophie?“); diese antwortet auf diese Frage stets: “The same procedure as every year, James.” (deutsch: „Der gleiche Ablauf wie in jedem Jahr, James.“)

Auch in diesem Jahr erinnern wir - wie in den vorherigen - am Tag der menschwürdigen Arbeit, dem 7.Oktober, daran, dass Menschen eine menschenwürdige Arbeit brauchen, von der sie leben können, zu der eine soziale Absicherung ebenso gehört wie die betriebliche Mitbestimmung. Jahr für Jahr müssen wir aber auch beklagen, dass zahlreiche Arbeitnehmer*innen unter prekären Arbeitsverhältnissen leiden, die weit davon entfernt sind, die Existenz zu sichern- in Deutschland und auf der ganzen Welt.

Der 7.Oktober – „The same procedure as every year“ also, weil es halt so vorgesehen ist im Ablauf des Jahres, weil es zum guten Ton bei KAB, Betriebsseelsorge oder in den Gewerkschaften gehört, dieses Thema aufzugreifen?

Nein, den Tag der menschenwürdigen Arbeit begehen wir auch in diesem Jahr, weil es notwendiger denn je ist, an diesen zu erinnern. Nicht, weil es zur Routine gehört, sondern im klaren Bewusstsein und weil es schmerzt, dass die Zahl der Menschen weltweit, die trotz Arbeit arm sind und die unter ihrer Arbeit leiden, immer noch zunimmt. Und mit dem festen Willen, dass dies anders werden muss.

Da hilft es nicht, wegzuschauen oder den Kopf in den Sand zu stecken, da bleibt nur, endlich aufzustehen und gemeinsam dagegen anzugehen. Vielleicht kann uns da der andere Feier- und Gedenktag in dieser Woche Mut machen. Viele, die noch zwei deutsche Staaten und eine brutale Grenze dazwischen erlebt haben, hätten sich nie vorstellen können, dass dies einmal anders werden könnte. Aber es ist passiert. Und da sollte es nicht möglich sein, in Solidarität unsere Arbeitswelt menschlicher zu machen? Wir brauchen allerdings viele dazu, dies wahr zu machen, um eines Tages sagen zu können: It´s not the same procedure as every year!

Geistliches Wort von Pastoralreferent Thomas Hoffmann, Betriebsseelsorge Weißenhorn

Therese wer?

Am 22.9. jährt sich ihr Geburtstag zum 160. Mal. Mit ihrem Geburtsjahr 1862 tauchen wir ein in die Zeit der Industrialisierung. Das ungeheuer schnelle Wachstum des Fabrikwesens bedeutete für die große Masse der Arbeiterinnen und Arbeiter große Not: Arbeitszeiten von 12, 14 Stunden und mehr, geringe Löhne, Kinderarbeit und vieles mehr.

In diese Zeit hinein ist Therese Studer am 22.9.1862 geboren, ohne Mutter aufgewachsen und schon früh, mit 14 Jahren, aufgrund der Krankheit des Vaters gezwungen, in einer Zündholzfabrik in Altenstadt an der Iller arbeiten zu gehen.
Warum an sie erinnern? Ist doch die Welt inzwischen eine andere.

Die Zustände, wie sie während der ersten Phase der Industrialisierung geherrscht haben, sind in der Tat hierzulande überwunden. Weltweit, etwa in den Ländern, die uns mit Textilien beliefern, leiden Arbeiterinnen und Arbeiter freilich unter vergleichbar schlimmen Bedingungen. Zudem lohnt für mich die Erinnerung an Therese Studer, weil sie uns etwas mit auf den Weg geben kann, wenn wir heute für soziale Gerechtigkeit und ein gutes Leben für alle streiten. Vier Aspekte möchte ich nennen:

  • „Meine einzige Freude war das Lernen; und nun durfte ich hier den ganzen Sommer über nicht ein einziges Mal in die Schule gehen, und das war mir das allerhärteste.“*

Ihr Hunger nach Lernen, nach Bildung hat sie ihr Leben lang begleitet. Neben der Fabrikarbeit bildete sie sich weiter, nicht zuletzt auch im Blick auf die soziale Not ihrer Zeit, die sie am eigenen Leib erlebte. Mich beeindruckt als Mensch des 21. Jahrhunderts diese Energie, die eigene Situation zu verstehen, sich zu bilden. Therese Studer prägt so die Selbstorganisation der Arbeiterinnen, den von ihr mit ins Leben gerufenen „Verein für katholische Arbeiterinnen“ in Kaufbeuren sowie als erste Verbandssekretärin den „Verband süddeutscher katholischer Arbeiterinnen-Vereine“.

  • „Nichts für mich, alles für andere!“*

Käme Ihnen eine solche Aussage über die Lippen? Mir, ehrlich gesagt, nicht. Therese Studers Einsatz für die Arbeiterinnen, für deren Selbstorganisation, deren Bildung, für die organisatorische Leistung beim Aufbau des Verbandes, beeindrucken mich und ich fühle mich in dem, was ich so leiste, eher klein und nicht so selbstlos. Dann jedoch denke ich mir, Therese Studers Initiativen wären ins Leere gelaufen ohne die Frauen und auch Männer, die sich haben solidarisieren lassen, die in großer Zahl dem ersten Arbeiterinnen-Verein beigetreten sind, die ihren Kampf gegen Ungerechtigkeit und für das Selbstbewusstsein als Arbeiterin miteinander geteilt haben. Der isolierte Blick auf prominente Vorkämpfer/innen damals wie heute unterschlägt den notwendigen Beitrag der anderen, unter denen ich mich eher wiederfinde, sei es im Verband, in der Gewerkschaft, wo immer. Außerdem gefällt mir an Therese Studer, dass sie das Leben bei aller Selbstlosigkeit auch genießen konnte, Wein, gutes Essen und die „berühmte“ Zigarre nicht missen wollte.

  • „Alles, wie Gott will!“*

Weiß ich, was Gott will? Therese Studer, tief gläubig, wusste auf jeden Fall, dass Gott die soziale Not der Arbeiterinnen nicht wollte. Sie wusste in ihrem Einsatz Gott auf ihrer Seite. Not wahrnehmen, gegen sie angehen in der gläubigen Hoffnung, dass Gott mich – auch auf Irrwegen – begleitet, gilt damals wie heute. Von Therese Studer wird erzählt, wie sie sich regelmäßig zurückzog, um zu beten.

Der kurze Satz darf, wenn es um Therese Studer geht, nicht fehlen:

  • „Lant it luck“, lasst nicht locker!

Therese Studer hat es gelebt auf ihre Art, in ihrer Zeit. Leben wir es heute auf unsere Art. 

* Zitate von Therese Studer aus: Centa Bentenrieder, Therese Studer – das Leben einer Arbeiterin, München 1932

Geistliches Wort von Gemeindereferentin Regina Wühr, Geistliche Leiterin des KAB-Diözesanverbandes Augsburg

Gebt Acht!

Der Urlaub ist für die meisten von uns schon wieder vorbei, nicht vorbei sind die Dauerbrennerthemen, die uns seit geraumer Zeit in Atem halten. Es scheint, als lebten wir in einem andauernden Katastrophen- und Krisenmodus. Da ist die noch nicht ausgestandene Pandemie mit all ihren negativen Begleiterscheinungen, der Krieg in der Ukraine mit befürchteten Auswirkungen auf die Wirtschaft mit steigenden Energie- und Lebenshaltungskosten, die Zunahme der Hungersnöte in Afrika, die Klimakrise mit Dürre- und Naturkatastrophen. Fake News und Hassbotschaften kursieren in den sogenannten sozialen Medien. Die Liste der Schreckensnachrichten kann jede/r für sich selber fortschreiben. Gar von einer Zeitenwende ist die Rede.

Doch seit es die Menschheit gibt, blieb keine Generation vor solchen krisenhaften Erfahrungen verschont. In dieser Situation tut der Aufruf Jesu zur Achtsamkeit gut. Er warnt uns im Matthäusevangelium eindringlich davor, in Weltuntergangsstimmung zu verfallen:
„Gebt Acht, lasst euch nicht erschrecken!“ (Matthäus 24,6b)
Es gilt, gerade in diesem bedrohlichen Szenario in der Nachfolge Jesu sich allem Lebensfeindlichem mutig entgegenzustellen und mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln eine Welt mitzugestalten, in der alle menschenwürdig leben können – und darin nicht nachzulassen, jeder an seinem, jede an ihrem Platz. Das ist unser Job als ChristInnen: Üben wir ihn auch aus?!

Geistliches Wort von Pastoralreferentin Dorothee Schindler, Betriebsseelsorge Allgäu

Arbeitspause

Die Pausen während der Arbeit dienen der Erholung und der Gesundheit des Arbeitnehmers. Soweit klingt das alles ganz positiv. Darüber hinaus sollen regelmäßige Pausen auch die dauerhafte Leistungsfähigkeit des Arbeitnehmers sicherstellen. Soweit ist es den meisten Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen bekannt.

Doch sind wir mal ehrlich:

  •  Wie erholsam ist ihre Arbeitspause?
  • Machen sie wirklich aktiv eine Pause? Schalten sie ab?
  • Gehen sie raus und bewegen sich? Essen sie etwas?
  • Oder wird da eher ein kurzer Informationsaustausch mit dem Bürokollegen getätigt?
  • Oder doch lieber kurz durcharbeiten, dafür kann man theoretisch früher in den Feierabend?

Ich erwische mich selbst immer wieder, wie aus der Pause schnell ein Kaffee im Stehen gemeinsam mit einem Kollegen wird. Dann klingelt das Telefon und gleich ist man wieder in der Arbeit.

Dauerhaft Leistungsfähig sein. Eigentlich ist das unmöglich.

Es gibt solche und solche Tage.

Am einen läuft alles wie am Schnürchen. Die Laune ist gut, die Arbeit geht von der Hand, man fühlt sich voller Elan und ist konzentriert bei der Sache.

Dann gibt es aber auch die Tage, an denen die Konzentration nicht am Stück vorhanden ist, die eigene körperliche Verfassung nicht perfekt ist, oder einfach die Arbeit nicht laufen möchte.

Menschlich.

Völlig normal!

Arbeitspausen.

Nicht nur dann notwendig und wichtig, wenn es nicht läuft.

Arbeitspausen sind für mich da! Und wenn es „nur“ die 30 Minuten gesetzlich vorgeschriebene Mittagspause ist, nach 6 Stunden Arbeit. 

Wir sollten uns daher regelmäßig und fest eingeplant immer wieder Zeiten der Ruhe, der Pause und der Erholung gönnen.

Die Pause ist für mich da!“ – Eine Aussage, die ich mir immer wieder ins Gedächtnis rufen darf. Sie ist nicht für das Gesetz, den Arbeitgeber oder meine Arbeit da. Nein, es ist eine Art „Me-Time“ mitten im Alltag. Mitten in den Aufgaben, die mich fordern.

Auftanken. Kraft schöpfen.

Nicht nur im Urlaub, sondern auch jeden Tag aufs Neue.

Damit dann mit vollem Elan wieder an die Arbeit gegangen werden kann.

Gönnen sie sich doch auch ganz bewusst eine Arbeitspause und machen sie etwas für sich.

Geistliches Wort von Pastoralreferent Ulrich Hoffmann, KAB-Präses im Kreisverband Iller-Donau

Angst essen Seele auf

In Zeiten wie diesen, inmitten gesellschaftlicher Umbrüche (Ukraine-Krieg, Klimawandel, Energiekrise, Inflation ...) dominiert in vielen Herzen und Köpfen die Angst. Angst an sich ist noch nichts Schlimmes - sie warnt uns vor Gefahren. Doch die Angst kann auch lähmen und die Vernunft außer Kraft setzen. Unsere Gesellschaft als Ganze wird heute von Ängsten bestimmt: viele haben in besonderer Weise Angst vor dem wirtschaftlichen Abstieg.

Und das hat ja durchaus einen realen Hintergrund. Immer mehr Arbeitsplätze gehen verloren durch die zunehmende Technologisierung - und das, was wir derzeit davon sehen, ist nur der Anfang. Wer einen Arbeitsplatz hat, muss froh sein, wenn er einen Tarifvertrag hat und keinen zeitlich befristeten oder unterbezahlten Arbeitsplatz. Die Schere zwischen Arm und Reich klafft immer weiter auseinander. Inflation und besonders die stark steigenden Energiepreise nähren die Angst vor der Zukunft.
Angst essen Seele auf: Das Mitgefühl und die Verantwortung für den gesellschaftlichen Zusammenhalt schwinden, wenn der eigene Geldbeutel angeblich schmaler wird.
Angst bewirkt, dass ich mich nicht mehr auseinander setzen will mit der Welt außer mir, um mich herum. Dass ich in ein Zeitkokon krieche namens „Früher war alles besser“. Dass ich Tatsachen nicht wahr haben will oder leugne, weil es Veränderung von mir selbst erfordern würde - und meine Lügen dichte ich dann anderen an („Lügenpresse“ schreien statt konstruktive Kritik zu üben, für die es durchaus Anlass gäbe).

„Was nützte es einem, wenn er die ganze Welt gewönne, aber Schaden an seiner Seele nähme?“ Fragt uns Jesus. Und sagt uns: „In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.“ Vielleicht gibt es nur dieses Mittel gegen die Angst: Vertrauen. Vertrauen, dass im Bund mit Jesus wir nicht bloß eine rosarote Brille aufsetzen, durch die alles lediglich besser aussieht, sondern dass dieses Vertrauen die Grundlage ist, nicht blind vor Angst falsche Schlüsse zu ziehen, sondern die Ursachen der gegenwärtigen Krisen zu bekämpfen, geduldig, mutig („getrost“), damit es besser wird, unbeirrbar von der Angst der anderen.

Geistliches Wort von Peter Ziegler, KAB Bundesverband

Prophet sein – heute noch?

Zu allen Zeiten eckten Propheten an – sie sorgten dafür, dass Sand ins Getriebe der Welt kommt und so einmal wieder neu über manches nachgedacht werden kann – und muss. Sie wiesen darauf hin, dass manches Handeln eben nicht gottgefällig ist und bezahlten häufig mit ihrem Leben – denken wir an Johannes den Täufer.

Manchmal hatten sie auch wie Jona, der sich schon auf ein Untergangsszenario gefreut hatte, unverhofft Erfolg und die Botschaften kamen an bei den Menschen. Nur: sicher war der Ausgang nie!

Aber das waren andere Zeiten – heute gibt´s das nicht mehr. Sind Sie sich da sicher?

  • Ich denke an Pfarrer Peter Kossen, der sich – als katholischer Priester erkennbar – vor das Werkstor von Tönnies stellt und die Arbeitsbedingungen anklagt, um so Veränderung zu bewirken.
  • Ich denke an Pater Jörg Alt, der sich Zugang zu Lebensmittelmülltonnen von Supermärkten verschafft, essbare Ware an Obdachlose verschenkt und sich dann selbst anzeigt
  • Ich denke an Ordensmänner und -frauen, die wegen der Gewährung von Kirchenasyl vor Gericht gestellt werden, weil sie die Rückführung von integrierten Familien verhindern wollten.
  • Ich denke aber auch an Aktivitäten der KAB, mit denen wir prekäre Arbeit anprangern und für wertvolle Arbeit trommeln.   

Nun ist es sicherlich nicht jedem gegeben, sich wie Peter Kossen oder Jörg Alt den Mächtigen entgegenzustellen und öffentlichkeitswirksam gegen die Großen anzutreten. Aber jeder und jede von uns kann dazu beitragen, dass diese Aktionen zum Erfolg führen, indem er persönlich Position bezieht und die Beweggründe hinter den Aktionen verteidigt.

 

 

  • Es geht nicht, dass Menschen wie Sklaven behandelt werden.
  • Es geht nicht, dass Menschen hungern, aber genießbare Lebensmittel entsorgt werden.
  • Es geht nicht, dass Menschen, die mit guten Gründen nach Deutschland geflüchtet sind, rechtswidrig zurückgeschickt werden

Wenn wir das auch so sehen und es zum Ausdruck bringen, können wir alle – zumindest kleine – Propheten sein…

Geistliches Wort von Pastoralreferent Hans Gilg, Betriebsseelsorge Augsburg

Sinn-Gießerei

Gerade komme ich von unserem 3-Länder-Treffen der Betriebsseelsorge in Mulhouse im Elsass. Kolleginnen und Kollegen aus Frankreich, Österreich und Deutschland haben sich getroffen zu Austausch, Begegnung, Bibelarbeit und mehr. Am letzten Abend waren wir zu einem ungewöhnlichen Ort eingeladen. Alte Fabrikhallen waren mit neuem Leben und neuen Ideen gefüllt. Startups haben dort ihren Platz, Studierende arbeiten an verschiedenen Projekten – gerade auch zu den Themen „Künstliche Intelligenz“ – und vernetzen sich unkompliziert untereinander. Ein junger Architekt hat uns diese Welt gezeigt, die alt und neu verbindet und viel Raum für Innovationen bietet.

Eines fehlt ihm dort aber noch – ein besonderer Ort den er „Sinn-Gießerei“ nennt. Weil – neben Technik, Algorithmen, Robotern, Computern braucht es einen Platz, um über das Leben nachzudenken und ins Gespräch zu kommen.

Was gibt mir Halt im Leben, wo sind für mich ethische Grenzen, was tut Menschen gut, woran glauben wir und was treibt uns an? All das kann dort zur Sprache kommen und mit Theologie, Philosophie und Glaube in Verbindung gebracht werden – ohne Grenzen von Religionen oder Konfessionen.

Sinn-Gießerei – ein spannendes Wort, über das ich gestolpert bin. Ein neues Wort für die alte Sehnsucht, Sinn im Leben zu finden – auch wenn um uns herum so manches sinnlos erscheint.

Geistliches Wort von Pastoralreferentin Dorothee Schindler, Betriebsseelsorge Allgäu

„Immer weiter…“

„In den vergangenen Wochen war viel los.“, ein Satz, den ich in Gesprächen gerade immer wieder höre. Nicht nur bei der Arbeit, auch im privaten Umfeld fällt er mir auf.

Mir geht es ähnlich. Ein Termin folgt auf den nächsten, da schenken sich Beruf und Privatleben, Hobby und Verpflichtung gerade nichts. Gefühlt müssen wir viel nachholen, was wir in den vergangenen 2 Jahren vermisst haben.

„Immer weiter…!“ Die Gedanken zu diesem Impuls sind entstanden, als ich in der Kirche saß. Auf dem Weg nach Hause, habe ich kurz einen Stopp eingelegt. Kurz runterkommen, kurz durchatmen.

Sitzend in der Bank, fällt mir ein Madeleine Delbrêl Zitat ein:

„Immer weiter!“, sagst du uns

In allen Kurven des Evangeliums.

Um die Richtung auf dich zu behalten,

müssen wir immer weitergehen,

selbst wenn unsere Trägheit verweilen möchte.


Du hast dir für uns

ein seltsames Gleichgewicht ausgedacht,

ein Gleichgewicht,

in das man nicht hineinkommt

und das man nicht halten kann,

es sei den in Bewegung,

im schwungvollen Voran.


Es ist wie mit einem Fahrrad,

das sich nur aufrecht hält, wenn es fährt;

ein Fahrrad, das schief an der Wand lehnt,

bis man sich drauf schwingt

und auf der Straße davonbraust. 

….

Wir können uns nur aufrecht halten,

wenn wir weitergehen,

wenn wir uns hineingeben

in den Schwung der Liebe. 

(Madeleine Delbrêl, Gott einen Ort sichern, S. 163)


Auch im Trubel unseres Alltags lässt sich Gott finden. Das ist mir gerade bewusst geworden.

Gott braucht nicht immer Stille und volle Aufmerksamkeit um uns nahe zu sein.

Gott braucht nur ein offenes Herz, dass bereit ist, ihn zu erkennen, wenn er vor uns steht. Im Gegenüber, in einem Satz, in einer Geste.

„Immer weiter…!“ sicherlich dürfen wir es nicht übertreiben, irgendwann sollte auch wieder Ruhe einkehren.

Für jetzt nehme ich aber mit: „Immer weiter…!“ - „Brecht auf, ohne Landkarte – und wisst, dass Gott unterwegs zu finden ist, und nicht erst am Ziel. Versucht nicht, ihn nach Originalrezept zu finden, sondern lasst euch finden, in der Armut eines banalen Lebens". (Madeleine Delbrêl, Gott einen Ort sichern, S. 39)

Ich wünsche Ihnen, dass sie mutig aufbrechen und Gott in ihrem Leben, in ihrem Trubel immer wieder neu entdecken können!

Geistliches Wort von Diakon Erwin Helmer, Betriebsseelsorge Augsburg

Pfingstgeist – die 4 Feuerzungen der Einheit

Die Sendung des Heiligen Geistes auf die Jünger Jesu Christi, die Gottesmutter Maria und die Frauen, die „einmütig im Gebet“ verharrten (Apg 1,13) markiert den Beginn der Evangelisierung und Mission der Kirche. Die Kirche ist geboren. Ihre Gemeinschaft verkörpert nun die allumfassende Kirche, die das Erlebnis der Zusammengehörigkeit, der Einheit im Glauben und in der universalen Liebe bezeugt. Im Apostolischen Schreiben „Evangelii gaudium“ hat uns Papst Franziskus im Jahr 2013 vier Prinzipien geschenkt, die uns im Dialog mit den Menschen innerhalb der Kirche und außerhalb eine wichtige Orientierung sein können, um diesen Geist der Einheit zu beleben.

„Das erste Prinzip: Zeit ist wichtiger als der Raum“

Gemeint ist, dass wir uns nicht durch Hektik, Effektivität und Ehrgeiz leiten lassen, um „Raum“ und Einfluss zu gewinnen, sondern dass wir den Geist Gottes in all unseren Beratungen und Aktionen wirken lassen. Die Zeit ist „Botschafterin Gottes“: Und es braucht Zeit, um auf den Heiligen Geist zu hören, um heute die Botschaft des Evangeliums zu verstehen.

Ich denke daran, dass wir uns in der KAB, der CAJ und Betriebsseelsorge immer wieder Zeit nehmen, um zurück zu blicken auf unsere Erfahrungen mit den Menschen in der Arbeitswelt. Im gemeinsamen SEHEN, URTEILEN und HANDELN entdecken wir Gottes Geist, der durch Menschen wirkt. Wenn wir uns für den Schutz der gemeinsam freien Zeit einsetzen, vor allem für den Sonntag, dann ermöglichen wir Zeitreserven und Gemeinschaft für die Menschen in der Arbeitswelt.

„Zweitens: Die Wirklichkeit ist wichtiger als die Idee“

Sicherlich dürfen wir Christen von einer besseren Welt träumen oder von persönlichem Glück. Wir dürfen auch Ideen, Pläne und Konzepte entwickeln, aber immer in dem Bewusstsein, dass das konkrete Handeln im Mittelpunkt stehen muss. Wir dürfen niemals die Armen übersehen, die am Straßenrand liegen, wir dürfen niemals die Schöpfung Gottes ignorieren durch Egoismus und Rücksichtslosigkeit. Denn „Glaube ohne Werke ist tot.“ (Jakobusbrief 2,26)

Wenn wir in der heutigen Arbeitswelt an den Brennpunkten der Ausbeutung dran sind, können wir nicht schweigen. Wir gehen hin zu den Menschen, die unterbezahlt und missbraucht werden, zu den Ungesicherten in prekärer Arbeit, zu den osteuropäischen Wanderarbeitern/innen, zu den überlasteten Beschäftigten in der Pflege und in Reinigungsdiensten, zu den Opfern von Mobbing und willkürlicher Entlassung, zu den Vereinsamten unserer Tage. Sie brauchen uns, für sie sind wir in erster Linie da.

„Drittens: Einheit ist wichtiger als Konflikt“

Das dritte Prinzip des Papstes scheint mir zentral für Gesellschaft und Kirche heute zu sein. Konflikte wird es immer geben, es muss sie geben und darf es geben. Aber immer muss das größere Ganze im Blick sein - die Einheit der Kirche, die (weltweite) Solidarität, der Zusammenhalt in Familie und Gesellschaft, die Botschaft des Evangeliums, die Bewahrung der Schöpfung Gottes. Wenn wir als Kirche in einen ständigen Dialog mit den Menschen eintreten, muss gelten: Trotz Konflikten und in den Konflikten suchen wir immer die Einheit; wir sehen das Gute, das Schöne, das Wahre in den anderen.

Es ist schön, Zeichen der Einheit zu sein. Wir tun dies dadurch, dass wir mit allen reden und zum ehrlichen Dialog bereit sind. An der Kirche kann man viel rumkritisieren, aber die Kirche als Ganzes ist unersetzbar. Sie ist das „Ursakrament“, das zwischen Gott und den Menschen vermittelt. Auch an uns in der Betriebsseelsorge, KAB und CAJ kann man viel rummäkeln. Aber eines ist doch klar: ohne unseren Dienst an den Menschen der Arbeitswelt würde der Kirche ein wichtiger Teil fehlen – die Solidarität mit den Menschen der Arbeitswelt, besonders mit den Armen, Schwachen und Benachteiligten.

„Viertens: Das Ganze ist wichtiger als die Teile“

Natürlich muss der einzelne Mensch, seine Würde, seine Originalität, seine göttliche Sendung immer im Mittelpunkt stehen. Es wird aber immer wieder notwendig sein, dass sich Einzelne mit ihrer Meinung und ihrer Überzeugung etwas zurückhalten und auf das größere Ganze schauen, offen sind für die anderen, Konsens und Kompromisse suchen. Nur so kann es zu gemeinsamem, geisterfüllten Handeln kommen. So kann das Pfingstfest – und der Geist Gottes - auf das ganze Jahr ausstrahlen.

Komm, Heiliger Geist, erfülle die Herzen Deiner Gläubigen und entzünde in ihnen das Feuer Deiner Liebe!

Geistliches Wort von Pastoralreferentin Martina Berndt-Hoffmann, Betriebsseelsorge Weißenhorn

Was der Schneider von Ulm mit Pfingsten zu tun hat…

Albrecht Berblinger ist vielen besser bekannt als der „Schneider von Ulm“. Die Feiern zu seinem 250. Geburtstag im Jahr 2020 werden gerade in Ulm pandemiebedingt nachgeholt. Der Berblinger war einer, der für eine Idee begeistert war, ja regelrecht brannte. Dass der Mensch fliegen kann, war sein großer Traum, der ihn bewegte, der ihn viel Arbeit und Mühen, aber auch Spott und Verachtung in Kauf nehmen ließ. Nach ernsthaften erfolgreichen Flugversuchen am Ulmer Michelsberg stürzte er bei einem Flugversuch über die Donau vor königlichem Publikum in den Fluss. „Der Schneider von Ulm hat's Fliega probiert - no hot'n der Deifel en d' Donau nei g'führt“, lautet seitdem ein Ulmer Spottvers über ihn.

Beim bevorstehenden Pfingstfest lesen wir in der Bibel von der jungen christlichen Gemeinde, die gestärkt durch den heiligen Geist durch und durch begeistert war. Auch sie brannten für etwas: nämlich für ihren Glauben und für die Sache Jesu. Ihre Begeisterung ließ sie lautstark ihren Glauben verkünden, nichts hielt sie mehr davon ab. Was sie erstmals dafür ernteten war Verwunderung und auch Spott, später sogar Verfolgung und Tod.

Für etwas begeistert sein, für eine Sache brennen, heißt nicht immer gleich, auch Erfolg haben. Kennen wir das nicht auch? Werden wir nicht oft belächelt oder als ewig Gestrige verspottet, wenn wir mit Überzeugung für mehr Gerechtigkeit oder Menschenwürde in der Arbeitswelt einstehen? Oder wenn wir versuchen, mehr Nachhaltigkeit im Blick auf die Schöpfung einzufordern? Um unseres Glaubens und der Menschen willen bleiben wir oft dennoch aktiv für unsere Werte, die uns tragen und begeistern.


Lassen wir uns weiterhin nicht unsere Begeisterung nehmen, sagt uns Pfingsten!

In einem schönen Lied über den Schneider von Ulm heißt es außerdem ermutigend zum Schluss: „Mach´s wie der Berblinger, der Ikarus von Ulm, wenn`d schwimma kannsch, passiert dir nichts, leb dein großen Traum…“

Geistliches Wort von Pastoralreferent Thomas Hoffmann, Betriebsseelsorge Weißenhorn

Wie geht das zusammen?

Ich genieße den Frühling. Frisches Grün hübscht die kahlen Zweige auf. Statt altem Laub bedecken Gräser und Blumen den Waldbogen. An der Donau in Neu-Ulm haben wir vor einigen Wochen diesen blühenden Ziermandelzweig fotografiert.

Die Blütenpracht, das aufbrechende Leben: Sie wirken fast provozierend angesichts der Nachrichten von Toten, Verwundeten, Geflüchteten. Wie geht das zusammen? Es war nie einfach nur Frühling, immer waren da auch schlimme Nachrichten aus anderen Ländern, persönliche Schicksalsschläge, Arbeitsplatzverlust, Ängste. Dieses Jahr aber hat es der Frühling besonders schwer.

Mir ist ein Text von Shalom Ben-Chorin eingefallen, der auch vertont worden ist: Freunde, dass der Mandelzweig. Shalom Ben-Chorin, ein Münchner, ist als Jude vor den Nazis geflohen und hat den Text 1942 verfasst, „in der trübsten Zeit“:

Freunde, dass der Mandelzweig wieder blüht und treibt,
ist das nicht ein Fingerzeig, dass die Liebe bleibt?

Dass das Leben nicht verging, so viel Blut auch schreit,
achtet dieses nicht gering in der trübsten Zeit.

Tausende zerstampft der Krieg, eine Welt vergeht.

Doch des Lebens Blütensieg leicht im Winde weht.

Freunde, dass der Mandelzweig sich in Blüten wiegt,
bleibe uns ein Fingerzeig, wie das Leben siegt.

Er hat es besonders schwer, der Frühling, dieses Jahr und lädt doch zur Hoffnung, dass nicht Unterdrückung, Tod, Vernichtung, Ausbeutung, Krankheit … das letzte Wort haben, sondern das Leben, die Liebe, die Solidarität. Eine zutiefst österliche Botschaft.

Geistliches Wort von Gemeindereferentin Regina Wühr, Geistliche Begleiterin der KAB, Diözesanverband Augsburg

Wie das Amen in der Kirche…

Seltsam oder vielleicht gerade deswegen: Seit die Medien über den Krieg Russlands gegen die Ukraine berichten, ist mir bewusst geworden, wie oft der auferstandene Jesus in den Evangelien den Seinen den Frieden wünscht und Paulus beginnt und beendet mit diesem Wunsch alle seine Briefe. Die Formel „Der Friede sei mit euch!“ ist fester Bestandteil der Liturgie geworden und ist - wie etwa beim Friedensgruß oder am Ende des Gottesdienstes, wenn es heißt: „Gehet hin in Frieden“ - über den Wunsch hinaus als Zuspruch,  Zusage und als Aufforderung zu verstehen, aktiv zum Frieden beizutragen und ihn im eigenen Umfeld zu leben. Im Johannesevangelium wird definiert, wie der Friede, den Jesus gibt, zu verstehen ist; dort heißt es: „Frieden hinterlasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch; nicht, wie die Welt ihn gibt, gebe ich ihn euch. Euer Herz beunruhige sich nicht und verzage nicht.“ (Johannes 14,27)

Es geht also um eine innere Haltung, die wir als ChristInnen von Jesus geerbt haben (sollten)! Freilich geben die Krisen unserer Zeit Anlass, beunruhigt zu sein und zu verzagen z.B. angesichts fruchtloser Friedensbemühungen. Hier können Sie selbst das einsetzen, was Sie mit Sorge erfüllt…

Dennoch: Wer sich dieses Erbes bewusst ist und sie zu seiner Lebenseinstellung hat werden lassen, wird nicht wie das Kaninchen vor der Schlange in Angst erstarren, sondern das ihm Mögliche tun. Auch hier können Sie wieder überlegen, was das Ihnen Mögliche in der derzeitigen Situation ist…

Für uns ChristInnen ist Ostern die Überzeugung, dass das Leben über den Tod siegt, Grenzen überwindbar sind, Befreiung aus lebensfeindlichen Strukturen möglich ist – mag es auch noch so hoffnungslos aussehen.

Diese Überzeugung bekommt Hand und Fuß, wenn wir aufstehen und überall dort „einen Aufstand machen“, wo Menschen an Leib und Leben bedroht, eingegrenzt und niedergemacht werden. Tun wir es und lassen wir darin nicht nach!

Rückendeckung dazu gibt die (Hoffnungs-) Gewissheit, dass das Leben sich durchsetzt und auch wieder eine Zeit des Friedens kommen wird, das ist so sicher wie das Amen in der Kirche!

Geistliches Wort von Diakon Georg Steinmetz, Betriebsseelsorge Augsburg

Wegbegleiter

Zwei sind unterwegs, zurück nach Hause in den kleinen Ort Emmaus. Lukas schreibt: „Sie sprachen über all das, was sich ereignet hatte.“ Ich spüre Trauer, Verzweiflung, Angst und große Not, die mit ihnen geht. Der Mensch Jesus, der Schriftgelehrte und Pharisäer mit der Menschenfreundlichkeit Gottes konfrontierte, der vermeintliche Gottesgebote in Frage stellt und der sich solidarisch an die Seite der Habenichtse und der Unterdrückten stellte, er wurde aufs Schändlichste hingerichtet.

Sie kennen ihn aus der Zeit, in der er mit ihnen Mahl hielt, Gemeinschaft unter den verschiedensten Menschen stiftete. Jetzt sind sie mutterseelenallein, ohne ihn und ihre Freunde.

Die Einsamkeit schwindet auf dem Weg, in der Gemeinschaft der Beiden. Alles, was sie in der Zeit vor dem Kreuzweg mit ihm erlebten, erklärt und deutet der zunächst unerkannte Begleiter ihnen, ausgehend aus der Geschichte gläubiger Menschen ihres Umfeldes.

Entscheidend ist das Erkennen beim gemeinsamen Mahl halten, in dem der Gast zum Gastgeber wird. Der unbekannte Begleiter lädt Kleopas und seine Begleitung (seine Frau?) ein, an die Wirkmächtigkeit der frohen Botschaft zu glauben und daraus Kraft zu schöpfen. In der Danksagung geschieht Wandlung der beiden Jünger Jesu. Vollen Mutes gehen sie zurück durch die Nacht, zu ihren Freundinnen und Freunden. In gegenseitigem hören erkennen sie ihren Auftrag, mutig und angstfrei die Botschaft der Solidarität in die Welt zu tragen.

Dieser Auftrag gilt uns allen, die Botschaft der Hoffnung, der gegenseitigen Liebe und Wertschätzung, und die bedingungslose Solidarität untereinander in unserem Leben jetzt sichtbar werden zu lassen.

Die ganze Welt lechzt derzeit sehnsüchtig nach Solidarität aller Menschen untereinander, egal welcher Hautfarbe, Religion oder Sprache. Wir sind eine Menschheit und eine Welt, die sehnsüchtig nach Erlösung schreit.

Christus ist auferstanden und hat uns alle erlöst!

Wir alle, auch die Mächtigen der Welt müssen nur zulassen, dass diese Erlösung an der ganzen Welt wirksam wird, und Hunger, Durst, Krieg und Leid ein Ende finden.

Geistliches Wort von Pastoralreferent Ulrich Hoffmann, KAB-Präses im Kreisverband Iller-Donau

Unterwegs auf dem synodalen Weg

Als glaubende Menschen und als Engagierte in KAB, Kirche und Welt wissen wir: Unser Glaube und unsere Gottesbeziehung machen uns nicht zu besseren
Menschen, aber zu Menschen, die alles in einem anderen Licht sehen. Dieser gläubige Blick verwandelt und befähigt zum Einsatz für die Menschen und die Welt, zur Bereitschaft, Salz der Erde zu sein und Licht in manche Dunkelheit zu tragen.
Die KAB und die Kirche als Ganze sind nicht für sich selbst da, sondern für die Menschen und für die Welt. Die Menschenfreundlichkeit Gottes in Jesus Christus setzt sich fort in den Menschen, die aussteigen aus dem Teufelskreis von Besserwissen und Schlechtreden, die durch ihre Art des Lebens aus dem Evangelium selbst zu einer frohen Botschaft werden.

Ich darf als Synodaler und Mitglied im Synodalforum IV „Leben in gelingenden Beziehungen – Liebe leben in Partnerschaft und Sexualität“ in einer nicht nur kirchenpolitisch spannenden Zeit mitgestalten. Synodalität bedeutet gemeinsamer Weg. In allen Themen, die aktuell auf dem „synodalen Weg“ benannt werden, steckt die Botschaft und das Potenzial des Evangeliums. Das Evangelium kann nicht wirksam an den Sorgen der Menschen vorbei verkündet werden. Vertrauen und Glaubwürdigkeit müssen zurückerobert werden. So ist Synodalität kein Selbstzweck, sondern Antwort, Einladung, Hoffnung.

Die unterschiedlichen Charismen, die dabei sichtbar werden, sind ein Reichtum unseres Christseins und damit ein Reichtum der Kirche. Sie werden jedem Christen und jeder Christin geschenkt. Wir sind als Volk Gottes gemeinsam unterwegs - alle haben die gleiche Würde. Der Glaube, das Christsein, die Kirche und auch die KAB wachsen und leben von innen her, von der Begeisterung jeder Schwester und jedes Bruders.

Nehmen wir diese Begeisterung hinein in die letzten beiden Wochen auf das Osterfest hin!

Geistliches Wort von Peter Ziegler, Diözesansekretär, KAB Diözesanverband Augsburg

Warum mir ein Popsong in meiner Beziehung zur Kirche geholfen hat…

An diesem Wochenende fanden die Wahlen zum Pfarrgemeinderat statt. Erfreulich viele Menschen haben sich wieder bereit erklärt, Verantwortung vor Ort zu übernehmen.

Auch ich habe mich noch einmal zur Wahl gestellt – auch und gerade, weil ich der festen Überzeugung bin, dass sich in dieser – meiner – Kirche etwas ändern muss. Ich bin der festen Überzeugung, dass es anders werden muss, wenn es gut werden soll.

Diese Überzeugung steht am Ende eines Prozesses. Auch ich habe ernsthaft mit mir gerungen in der Beziehung zu meiner Kirche. In dieser Zeit habe ich wieder einmal das Lied „Symphonie“ von Silbermond – die Alten werden sich erinnern – gehört und überlegt, ob das auch für meine „Beziehung“ zu meiner Kirche gelten kann:

Sag mir was ist bloß um uns geschehen
Du scheinst mir auf einmal völlig fremd zu sein

heißt es gleich zu Beginn – es drückt aus, wie ich mich – zumal während Corona – in meiner Kirche gefühlt habe. Viele vertraute Gesichter waren verschwunden: Menschen, die mir wichtig waren; die verbliebenen waren mir (noch) fremd.

Wo willst du hin? Ich kann dich kaum noch sehen
Unsre Eitelkeit stellt sich uns in den Weg

dann kam es zu dieser Debatte um die Segnung gleichgeschlechtlicher Partner:innen und ich habe – obwohl selbst nicht betroffen – erfahren, welche Not das ausgelöst hat.

Klar ist aber auch, dass bei Krisen in einer Beziehung meist beide eine Mitschuld tragen. Meine selbstgerechte Überzeugung, im Recht zu sein, war dieser „Beziehung“ sicherlich auch nicht förderlich.

Denn es ist Zeit
Sich einzugestehen, dass es nicht geht
Es gibt nichts mehr zu reden

hier jedoch habe ich einen – anderen – Abzweig genommen. Ja, es gibt gute, sogar stichhaltige Gründe dafür, aufzugeben und auszutreten. Beinahe täglich finden sich Argumente in den Zeitungen. Menschen mit jahrzehntelanger Bindung an diese Kirche schneiden diese ab. Sie haben für sich gute Gründe gefunden, warum es so gar nicht mehr weiter geht.

Bei mir ist es anders: Wenn eine Beziehung in die Brüche geht, dann oftmals deshalb, weil keine:r der beiden zur Veränderung bereit ist oder eben nur eine:r. Daran scheitert das Miteinander.

Ich nehme wahr, dass meine Kirche sich zur Veränderung aufmacht, dass nicht nur der Synodale Weg dafür sorgt, dass die Kirche wieder stärker auf den Spuren Jesu wandelt. Ich nehme wahr, dass sich Menschen vor Ort nicht trotz, sondern wegen dieses Veränderungsbedarfs einsetzen. Und dann ist das auch weiterhin meine Kirche, auch wenn manche das vielleicht für naiv halten.

Geistliches Wort von Pastoralreferent Hans Gilg, Betriebsseelsorge Augsburg

Jesus, der Anstachler

Vor kurzem hatte ich eine Bildkarte in der Hand mit dem Titel „Jesus, der Anstachler“. Wir sollten in einer Runde erzählen, welche Gedanken uns dazu einfallen. Meine ersten Gedanken dazu haben mich erst mal erschreckt. Donald Trump ist mir spontan eingefallen, der die Menge angestachelt hat das Kapitol zu stürmen.

Der Jesus-Gedanke wurde da erst mal sehr klein.

Dann habe ich an dem Wort „Anstachler“ rumgekaut: Stachel, Anstich, Fassbieranstich… - da bin ich hängen geblieben. Erst durch den Anstich kann der Inhalt fließen. Wenn das Bier im Fass bleibt, ist es irgendwann verdorben und wird ungenießbar.

Der Jesus-Gedanke kam wieder ein bisschen näher.

Hat nicht Jesus auch immer wieder solche „Anstiche“ gemacht, hat er nicht oft genug Menschen aufgerichtet, die sozial Ausgeschlossenen in die Mitte zurückgeholt und ihr Leben wieder fließen lassen? Hatte er nicht die Gabe bei Menschen die guten Talente anzuzapfen und diese wertzuschätzen? Die Bibel erzählt davon und macht uns heutigen Menschen die Zusage, dass Gott auch für uns das Leben in Fülle fließen lassen will und uns Mut macht die eigenen Gaben zu nutzen zum eigenen Wohl und zum Wohl der anderen.

Jesus der Anstachler – für mein Leben und für dein Leben.

Geistliches Wort von Pastoralreferentin Dorothee Schindler, Betriebsseelsorge Allgäu

Wir Menschen mögen nur bestehen,
wenn einer dem anderen die Hand reicht

„Ich muss doch schauen, wo ich bleibe!“
“Erst mal denk’ ich an mich.“

Diese Gedanken hatte ich, als ich neulich im Supermarkt meines Vertrauens eingekauft habe:
In den Gängen alles voller Kartons – es kam eine neue Lieferung. Fleißig und konzentriert räumt eine Mitarbeiterin die Regale ein. Um mich herum Menschen, die sich aufregen, dass der Gang zu voll ist. „Man kommt ja kaum durch“ – Ein Stau bildet sich. Nervös fährt ein Mann mit seinem Einkaufswagen hin und her.  Im Vordergrund scheint bei den Menschen um mich herum nur das eigene Vorankommen zu sein. „Ich muss schauen, wo ich bleibe!“ Hauptsache ich komme schnell nach Hause. Die Stimmung ist getrübt, gestresst.

Was das bei der Mitarbeiterin auslöst, kann ich nur erahnen. Oder lässt sie diese Reaktion der Menschen kalt, weil sie im Laufe der Jahre abgestumpft ist? Weil es anders gar nicht mehr geht? Sicherlich würde sie gerne in Ruhe die Regale einräumen, nicht mitten im Trubel des Samstagmorgens. Gedanken, die mich beschäftigen.

Da höre ich eine Frau sagen:

„Danke“ – ein kleines kurzes Wort mit einer großen Bedeutung. „Danke, für das was du leistest“.

Ein Satz, den wir viel zu selten hören oder auch aussprechen. Viel zu oft nehmen wir alles als selbstverständlich hin. Denken nur an uns und unseren Zeitplan.

Nicht  nur in der Arbeit, sondern auch zu Hause, in den Familien usw. jeder und jede von Ihnen trägteinen Teil in der Gesellschaft bei. Wir dürfen den Blick füreinander und für das was jeder von uns leistet nicht verlieren.

Danke für Ihren Einsatz! Danke für all das, was Sie im Kleinen und im Großen leisten.

Wir Menschen mögen nur bestehen, wenn einer dem anderen die Hand reicht.

Geistliches Wort von Diakon Erwin Helmer, Betriebsseelsorge Augsburg

Aufruf zu den Betriebsratswahlen 2022:
„Franz, wir stehen hinter dir!“

Nicht wenige haben das schon erlebt. Die Firma will einzelne Beschäftigte loswerden. Aber Gott sei Dank gibt es dort einen aktiven Betriebsrat und der sagt dem verängstigten Kollegen Franz: „Wir stehen hinter dir!“ Franz kann erstmal durchschnaufen, denn der Betriebsrat hat das Recht informiert zu werden, mitzureden und in manchen Fragen ein Mitentscheidungsrecht. Deshalb wird Franz nicht allein gelassen. Gespräche werden geführt, die Franz gut tun. Verhandlungen finden statt und Franz wird moralisch und rechtlich gut vertreten -zumal er auch die  Gewerkschaft hinter sich hat. Wir haben in Deutschland diese großartige Besonderheit, die es auf der ganzen Welt so nicht gibt, die Betriebsräte. Darauf können wir auch gerne einmal stolz sein. Alle vier Jahre werden sie wieder neu gewählt, heuer vom 1.März bis zum 31.Mai. Arbeitgeber und Betriebsrat sind zu „vertrauensvoller Zusammenarbeit“ und dem „Betriebsfrieden“ verpflichtet, aber leider akzeptieren Chefs manchmal keinen Betriebsrat. Aktuell können 40 Prozent der Beschäftigten in der Privatwirtschaft demnächst ihren Betriebsrat wählen. Aber, deren Zahl nimmt deutlich ab. Deshalb hat Arbeitsminister Heil gerade einige Verbesserungen bei der Gründung von Betriebsräten in der Schublade -und das ist gut so.

Wir Betriebsseelsorger begleiten Betriebsräte, besuchen sie in den Betrieben, machen Betriebsbesuche, vernetzen sie. Es ist einfach schön zu sehen wie engagiert so manche Betriebsräte sich um ihre Schützlinge kümmern. Sie hören zu, sie bieten Gespräche und Unterstützung, sie packen mit an, sie kämpfen für gerechte, menschliche, nachhaltige Arbeit. Betriebsräte verhandeln mit dem Arbeitgeber über so wichtige Themen wie die Arbeitszeiten, die Eingruppierung in Lohngruppen, Schichtsysteme, Arbeitsschutz und Förderung der Gesundheit, Wiedereingliederung bei Krankheit, neue Technologien, Arbeit 4.0, mobiles Arbeiten, Prämien und bestimmen mit bei Entlassungen, Verlagerung und Personalabbau.

Im aktuellen Aufruf zur Betriebsratswahl des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Georg Bätzing und der Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland, Präses Annette Kurschus, heißt es: (in Auszügen)

„...Es ist unsere christliche Überzeugung, dass der Mensch stets Subjekt und nicht Objekt seiner Arbeit ist, dass gute Arbeit zur Würde des Menschen als Person gehört.

…Als christliche Kirchen unterstützen wir, dass sich die gewählten Arbeitnehmervertretungen in den Betrieben für eine am Menschen orientierte, solidarische, gerechte Arbeitswelt engagieren.

...Die Pandemie hat bestehende Defizite verschärft: so gehören zu einer menschenwürdigen Arbeit neben angemessener und gerechter Entlohnung auch Arbeits- und Gesundheitsschutz sowie die Einhaltung der gesetzlich vorgeschriebenen Ruhezeiten und der Sonntagsschutz.

...Die Wirtschaft ist gefordert, die Weichen sozialverträglich auf Nachhaltigkeit und auf den Schutz von Klima und Umwelt zu stellen.

Wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass in Betrieben mit einem Betriebsrat die Absicherung besser und die Sorge der Beschäftigten vor dem Verlust des Arbeitsplatzes geringer ist. Betriebsräte setzen sich für ihre Beschäftigten ein, sie sind ansprechbar, wenn irgendwo im Betrieb der Schuh drückt. Ihnen gebühren Dank und Anerkennung. Wir rufen alle Beschäftigten in den Betrieben auf, sich an den Betriebsratswahlen 2022 zu beteiligen und ihren Arbeitnehmervertretungen nach besten Kräften den Rücken zu stärken. Haben Sie den Mut, insbesondere in jenen Betrieben einen Betriebsrat zu wählen, in denen bisher noch keine Arbeitnehmervertretung besteht. Damit setzen Sie ein Zeichen für eine menschenwürdige, solidarische und gerechte Wirtschaft und Arbeitswelt.“

Erwin Helmer, Diakon, Betriebsseelsorger, Augsburg,  Mobil 0160 – 9784 9513

Geistliches Wort von Pastoralreferentin Martina Berndt-Hoffmann, Betriebsseelsorge Weißenhorn

Liebe Leserin, lieber Leser,

hat Ihnen heute schon jemand etwas Schönes gesagt? Etwa ihr gutes Aussehen oder ihre erfolgreiche Arbeit gelobt? Nein? Dann wusste ihr Gegenüber wohl nicht, dass heute am 24. Januar* der Tag der Komplimente ist. Dieser Tag wurde laut Internet von zwei Amerikanerinnen erfunden mit dem Ziel, den Menschen, die mir nahestehen, zu zeigen, dass ich sie mag oder wertschätze.

Ich weiß nicht, wie es ihnen damit geht, liebe Leserin, lieber Leser, aber wenn jemand mir am 24. Januar ein Kompliment macht, weil ihn der Tag daran erinnert, dann kann ich auch ganz darauf verzichten. In der schwäbischen Kultur gilt ja oftmals das bekannte Wort: „Net gschimpft is globt gnug.“ Aber ob es bei dieser Grundeinstellung hilft oder sinnvoll ist, dann einmal im Jahr einen Tag zum Loben zu haben?

Ich freue mich dagegen sehr, wenn eine Kollegin, ein guter Bekannter oder jemand aus der Familie mir eine aufrichtig gemeinte positive Rückmeldung gibt. Wie wohltuend ein ehrlich gemeintes freundliches Wort ist, weiß schon die Bibel: „Freundliche Worte sind wie Wabenhonig, süß für den Gaumen, heilsam für den Leib“ heißt es im Buch der Sprüche (16,24)

Auch in der Arbeitswelt wächst das Bewusstsein, dass fehlende Anerkennung Mitarbeiter/innen die Freude an der Arbeit nimmt, ja sie im schlimmsten Fall aus dem Betrieb vertreibt. Im Gegenzug gilt es, eine Kultur der Wertschätzung einzuüben, die die Fähigkeiten der Mitarbeitenden und gute Arbeitsleistung wahrnimmt. Diese Wertschätzung kann vom guten Wort bis hin zur finanziellen Prämie reichen.

Ich würde mir wünschen, dass die wirkliche Wertschätzung eines anderen Menschen und ein liebevolles Interesse für mein Gegenüber zu Kennzeichen für Christinnen und Christen werden. Ohne Vorurteile und mit Wohlwollen auf andere zugehen, zuerst einmal das Gute sehen – ist das nicht Teil echter Nächstenliebe? Wir haben bereits heute die Möglichkeit, uns darin zu üben... Und morgen...und Übermorgen… Ich wünsche uns allen ein gutes Gelingen!

Deine/Ihre

Martina Berndt- Hoffmann, Betriebsseelsorge

*Am 24.Januar wird dieser Tag wohl vor allem in den USA begangen, aber es gibt ihn auch am 1. März als weltweiten „Gedenktag“.

Geistliches Wort von Pastoralreferent Thomas Hoffmann, Betriebsseelsorge Weißenhorn

„… auf einem anderen Weg …“

Ich höre sie wie jedes Jahr, die Erzählung von den Sterndeutern aus dem Matthäus-Evangelium – und bleibe dieses Jahr bei der Wendung, „auf einem anderen Weg“, hängen. Die Sterndeuter kehren nicht zu Herodes zurück, um ihm von der Geburt Jesu zu berichten, sondern wählen einen „anderen Weg“.

Zwei Wünsche oder besser Anregungen für das neue Jahr nehme ich aus dieser Geschichte mit:

  • Dass ich recht deute, was ich wahrnehme und erlebe, dem Stern der Gerechtigkeit, der Liebe und Solidarität folge und meine „Schätze“, sprich Fähigkeiten, Talente, Zeit, Energie, Zuneigung „darbringe“, wo sie gebraucht werden.
  • Dass ich mich auf Begegnungen einlasse, mich durch Begegnungen ändern lasse und „auf einem anderen Weg“ (Mt 2,12) weitergehe, getragen von der Ermutigung „fürchte dich nicht!“. Nicht zuletzt die Geschichten rund um die Geburt Jesu wiederholen es immer wieder: „Fürchte dich nicht!“, „Fürchtet euch nicht!“ (vgl. Mt1,13; 1,20; Lk 1,30; 2,10).

Beides für mich eine Art innerer Kompass, der mich durchs neue Jahr begleiten soll.

Wobei ich aus einer sehr privilegierten Situation heraus spreche: Ich bin nicht vor Not und Unterdrückung geflüchtet und suche nach einer neuen Heimat; ich bin nicht Krieg und Gewalt ausgesetzt; mich belastet kein übergroßer unerledigter Konflikt; meine Arbeitsstelle ist sicher und nicht prekär; ich kann sagen, was ich denke; ich leide nicht an einer schweren Krankheit; mich quält nicht die Sorge darum, wie ich die Wohnung bezahlen und für die Familie sorgen soll; mich plagt nicht die Einsamkeit …

Wie hören sich, gegengefragt, meine Wünsche in solchen Situationen an? Ich fürchte, nicht gut, weiß es aber letztlich nicht. Menschen zu erleben, die trotz allem Kraft, (Gott-) Vertrauen, Solidarität, Zuspruch erfahren und weitergeben, ermutigt.

„Fürchte dich nicht!“, ich bleibe dabei:

Fürchte dich nicht, dem richtigen Stern zu folgen.

Fürchte dich nicht, dich von Begegnungen herausfordern und ändern zu lassen und neue Wege zu wagen.

Fürchte dich nicht vor dem neuen Jahr 2022, weil Gott mit uns ist.

Geistliches Wort von Gemeindereferentin Regina Wühr, Geistliche Begleiterin der KAB im Diözesanverband Augsburg

Herausforderungen

In den letzten Wochen und Monaten ist mir ein Wort aufgefallen, das immer häufiger gebraucht wird, nämlich das Wort „Herausforderung.“ Alles kann zur Herausforderung werden: die eigene Situation, das persönliche Umfeld, die ArbeitskollegInnen, die so- und sovielte Coronawelle und der Umgang damit, diverse gesellschaftliche Strömungen, politische Entscheidungen, der Klimawandel… die Aufzählung kann beliebig fortgesetzt werden und jede und jeder kann sie um die eigenen Herausforderungen ergänzen. Das Leben – eine einzige, womöglich anstrengende Herausforderung? Das Wort hat einen kämpferischen Beigeschmack: In der Sache geht es darum, Stellung zu beziehen und den Kampf gegen oder für etwas aufzunehmen bzw. eine anspruchsvolle Aufgabe zu bewältigen.

Die Tage am Ende des Jahres laden dazu ein, auf das alte Jahr zurückzuschauen. Wenn sich die Herausforderungen aufdrängen, dann lohnt es sich, auch die Bewältigungsstrategien in den Blick zu nehmen und sich zu fragen:

  • Wofür bin ich dankbar?
  • Worauf bin ich stolz?
  • Was hat mich zum Lachen gebracht?
  • Worüber habe ich gestaunt?

Ich bin überzeugt, Sie werden Antworten darauf finden, mit denen Sie auch den Herausforderungen im Jahr 2022 begegnen können. Rückendeckung dazu gibt der Segenswunsch aus dem Buch Numeri 6,24-26, der am Neujahrstag im Gottesdienst als Lesung vorgetragen wird:

Der HERR segne dich und behüte dich.
Der HERR lasse sein Angesicht über dich leuchten
und sei dir gnädig.
Der HERR wende sein Angesicht dir zu
und schenke dir Frieden.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein gesegnetes Jahr 2022!

Geistliches Wort von Diakon Georg Steinmetz, KAB-Diözesanpräses, Augsburg

Glücksmoment

Jedes Mal, wenn wir uns aufmachen zum Rasthof, ist in mir eine besondere Freude. Die Freude ist ähnlich der Freude, die ich als Kind am Nikolausmorgen oder am Heiligen Abend verspürte. Die Freude des verpackten Geschenkes und die Spannung, was sich wohl unter der Verpackung verbirgt.

In der Woche nach Nikolaus war es so weit. Die Tüten waren gepackt, mit Duschgel, Lebkuchen, Nüssen, einem fair hergestellten Schoko-Nikolaus und einer Grußkarte „Frohe Weihnachten“ in den unterschiedlichsten osteuropäischen Sprachen. Der Tüteninhalt wurde von Menschen gespendet, die mit uns gemeinsam den Tag der Autobahnkirchen im Sommer gefeiert haben.

Hans, Hund Gambino und ich steuern über den Hof zu den LKW. Wir geben uns zu erkennen, reichen den Fahrern (Fahrerinnen gabs diesmal nicht) unsere Tüten und versuchen mit ihnen irgendwie in Kontakt zu treten. Ganz wenige sprechen Deutsch, wenige leidlich Englisch (wie leider auch ich).

Abgekämpfte Menschen erleben wir. Fast alle sind lange und weit weg von ihren Familien im fernen Osteuropa. Leere Gesichter schauen uns an, oft sehen sie älter aus, als sie tatsächlich sind.

Die Fahrer sind erstaunt, dass sie von uns eine Geschenktüte zum Nikolaustag bekommen und freuen sich mit großer Dankbarkeit.

Bei einigen ziehe ich unser Fernfahrerkreuz heraus und reiche es ihnen zum Seitenfenster der Fahrerkabine herauf.

Die Reaktion eines Fahrers hat mich tief bewegt. Er strahlt, nimmt das Kreuz entgegen und sagt: „God bless you, I am so happy!“

Ein geschenkter Glücksmoment an diesem Tag, von diesem jungen Fahrer.

Geistliches Wort von Pastoralreferent Ulrich Hoffmann, Kreispräses Iller-Donau, Weißenhorn

„Das Volk, das im Dunkel lebt, sieht ein helles Licht“.

Diese Worte aus dem Prophetenbuch Jesaja sind uns sehr vertraut. Immer wieder haben wir sie in der Advents- und Weihnachtszeit gehört. Wir bereiten uns nun mit der Adventszeit auf Weihnachten vor. Damit verbinde ich die Bitte: Die Weihnachtsbotschaft möge uns neu ergreifen.

„Das Volk, das im Dunkel lebt“. Manche waren oder sind von der Corona-Krankheit erfasst. Andere mussten als Kontaktperson einer infizierten Person in Quarantäne leben. Nicht wenige Menschen leiden an fehlenden sozialen Kontakten, eingeschränkter Freiheit und begrenzten Freizeitmöglichkeiten. Viele haben wirtschaftliche Einbußen. Es geht die Angst vor der Erkrankung um. Die Spaltung zwischen Impfgegnern und Impf-Befürwortern vertieft sich und wird immer öfter aggressiv ausgetragen. Der notwendige Abstand zwischen den Menschen und das Tragen des Nasen-Mund-Schutzes sind lästig. Auch das Leben in unseren Pfarrgemeinden und Verbänden hat sich verändert: Viele Treffen fallen aus, für die Gestaltung von Gottesdiensten gibt es Beschränkungen und Vorgaben, selbst private Treffen stehen unter Vorbehalt. 

„Das Volk, das im Dunkel lebt, sieht ein helles Licht“. Wir erleben das Dunkel. Und machen uns mit dem 1. Advent auf den Weg, das Licht zu suchen, das Gott ist. Viele, die die Kirchen für die Adventsgottesdienste nicht aufsuchen können oder wegen der Ansteckungsgefahr nicht besuchen wollen, verfolgen die Sonntagsliturgie über Rundfunk, Fernsehen oder Internet und verbinden sich über diese Medien mit der gottesdienstlichen Versammlung.

Ein helles Licht sehen: Viele entdecken im anderen Menschen das Licht. Gerade junge Leute verteilen im Advent das Betlehem-Licht; andere bieten sich an, für ältere und kranke Menschen Boten- und Einkaufsdienste zu erledigen, über Pfarrbriefe oder über das Internet können wir Anteil haben an Andachten und Meditationen. Es ist wunderbar zu erleben, dass Menschen füreinander ein „helles Licht“ sein können. Das Evangelium vom Christkönigssonntag klingt nach: Was ihr für einen dieser Geringsten getan habt, das habt ihr mir getan (vgl. Mt 25, 40).

In der Christmette wird uns wieder der Beginn des 9. Kapitel des Jesaja-Buches verkündet. Die Worte werden wir neu hören. Wir hören und lesen die revidierte Einheitsübersetzung, in der es nun heißt: „Das Volk, das in der Finsternis ging, sah ein helles Licht“. Der Prophet spricht von der Hoffnung, die wir haben dürfen, und wohl auch von der Erfahrung, die das Volk Gottes schon gemacht hat. In der Christmette hören und lesen wir diese Worte neu, da wir uns auf den Weg gemacht haben, das Licht zu entdecken. Und vielleicht dürfen wir dann sagen: Wir haben das Licht schon gefunden. 

Geistliches Wort von Peter Ziegler, KAB-Diözesansekretär, Augsburg

„Die an der Mauer bauten und die Träger, die Lasten trugen, taten mit der einen Hand ihre Arbeit, in der anderen hielten sie die Waffe.“

Dieser Vers aus Nehemia 4 wird Euch und Ihnen wohl etwas ungewohnt erscheinen. Und doch sehe ich uns Verantwortliche in Kirche und Verband momentan gerade in dieser Doppelrolle:

Wir bauen – ob im Synodalen Weg, mit dem Leitantrag unseres Verbands oder mit den zahlreichen Gesprächen mit Betroffenen – auf der einen Seite etwas Neues – oder Kaputtgegangenes wieder – auf. Auf der anderen Seite müssen wir uns als Engagierte in unserer Kirche ständig verteidigen. Und es stellen sich ja wirklich zahlreiche Fragen rund um unser Engagement. Immer häufiger steht auch die Aussage im Raum, dass eine KAB ohne das K weit weniger Probleme in unserer Gesellschaft hätte…

In diesen Momenten macht mir das Beispiel aus Nehemia Mut, denn ich engagiere mich ganz bewusst in dieser – in meiner Kirche. Ich habe die feste Hoffnung, dass all unser Aufbauen nicht umsonst ist. Ich trotze auch bewusst den Widrigkeiten, wenn mir gute Freunde sagen, das könnten sie nicht verstehen. Auch wenn dieses Agieren auf zwei Seiten ebenso herausfordernd wie mühsam ist – das ist und bleibt unser Auftrag… 

Geistliches Wort von Pastoralreferent Hans Gilg, Betriebsseelsorge Augsburg

Allerheiligen

Da sind sie endlich sichtbar, die vielen Heiligen unserer Zeit. Irgendjemand hat ihnen mit viel Liebe  einen Gedenkort errichtet. Dicht beieinanderliegen sie  in ihrer Vielfalt und Buntheit. Fast schon wie in einer Kirche oder Kapelle. Hier ist die Straße die Kapelle und dort, wo diese Menschen arbeiten und wirken entsteht heiliger Boden – da kümmert sich jemand, da kommt etwas in Ordnung, da wird etwas wieder heil.

Aller-Heiligen eben.

Und wir selber kommen da auch nicht so leicht raus – nach dem Motto: Heilig werde ich wohl nie. Waren wir nicht selbst schon heilsam für andere? Haben wir nicht auch schon mitgeholfen, dass etwas gut wird und wieder in Ordnung kommt?

Aller-Heiligen eben.

Jesus drückt seine Wertschätzung im Evangelium auf seine Weise aus mit den schönen Worten: Selig seid ihr!

Der große rote Stein auf dem Foto sagt dasselbe in der Sprache unserer Zeit:  

Vielen Dank an alle Heiligen.

Geistliches Wort von Pastoralreferentin Dorothee Schindler, Betriebsseelsorge Allgäu

Wertschätzung motiviert

„Bei uns im Betrieb fehlt die Motivation.“ Diesen Satz hat ein Betriebsrat neulich ganz nebenbei in einem Gespräch geäußert.

„Bei uns fehlt die Motivation“ – eine Aussage, die es in sich hat.

Wenn Menschen nicht mehr gerne zur Arbeit kommen, wenn ein missmutiger Ton zur Tagesordnung gehört, wenn die Arbeitsbelastung stetig steigt, dann ist es nicht mehr weit bis zur fehlenden Motivation überhaupt noch zur Arbeit zu gehen.

Die Frage, die ich mir jetzt stelle: Was motiviert mich bei der Arbeit? Was sorgt für ein gutes Arbeitsklima im Betrieb, in der Werkhalle oder in den Büros?

Mir fallen da gleich ein paar Antworten ein:

  • Gute Kolleginnen und Kollegen, mit denen man die Zeit am Arbeitsplatz gerne verbringt.
  • Aufgaben, die mich fordern und fördern.
  • Der Austausch miteinander, das kreative problemlösen, weiterdenken und entwickeln.
  • Faire und gute Entlohnung meiner Arbeit.
  • Das Lächeln der Kollegen und Kolleginnen, die mir auf dem Gang begegnen.
  • Die Wertschätzung für das, was ich geleistet habe.
  • Eine Arbeit, die ich schaffen kann, ohne ständig hinterher zu sein.
  • Das „Gesehen werden“ meiner Leistung: Sind wir ehrlich, jeder möchte doch ab und an, dass das Umfeld erkennt und wertschätzt, was man selbst leistet.
  • Ein ehrlich gemeintes Lob für gute Ergebnisse, auch vom Vorgesetzten.
  • Ein „Bitte“ und „Danke“, wenn ich einmal einspringe für andere.
  • Ein Feierabend, den ich noch genießen kann, weil ich nicht ausgelaugt und müde vom Arbeiten bin.
  • Eine Nacht, in der ich erholsam schlafen kann, weil ich nicht in Gedanken schon an den nächsten Tag und die Aufgaben denken muss, die mich erwarten.

Und was motiviert Sie?

Wir alle können für ein wertschätzendes und gutes Klima am Arbeitsplatz sorgen.

„Guten Morgen“, „Danke“ oder auch ein „schönen Feierabend“ sind kleine Worte, die aber helfen eine „Kultur der Wertschätzung aufzubauen.

Arbeiten wir gemeinsam an dieser Kultur in unseren Betrieben, bei unserer Arbeit, damit wir motiviert und gerne unserer Arbeit nachgehen.

Geistliches Wort von Diakon Erwin Helmer, Betriebsseelsorger Augsburg

Zum Welttag der menschenwürdigen Arbeit am 7.Oktober 2021

Guter Gott, Du hast uns die Erde anvertraut,
damit wir sie hüten und bebauen - wie einen fruchtbringenden Garten.

Wir sollen in Barmherzigkeit und Wohlwollen
miteinander leben,
geschwisterlich und solidarisch,

vor allem mit den Armen und Schwachen.

Vielen Menschen fehlt das Nötigste zu Leben,
zu viele müssen unter unwürdigen Bedingungen arbeiten.

Hilf uns, die Ursachen zu erkennen,
lass uns Ideen finden für konkrete Verbesserungen.

Gib unseren Herzen Mitgefühl und unseren Händen Kraft,
wenn wir für menschenwürdige Arbeit kämpfen. Amen

Mit diesem Gebet regt die internationale KAB (WBCA) dazu an, den Welttag für menschenwürdige Arbeit zu feiern. Wir tun das gerne seit 10 Jahren in Augsburg Pfersee und in vielen kleinen Aktionen und Gottesdiensten, zu denen die KAB bundesweit aufruft.

In Augsburg haben wir am 7.Oktober hoch engagierte Gäste eingeladen, wenn wir uns um 18 Uhr in Pfersee, Kobingerstraße treffen. Es berichtet Christin Schuldt, die als Gewerkschaftssekretärin arbeitet und sogenannte „Rider“, also Lebensmittel-Kuriere organisiert. In München hat sie das „Repair-Cafe“ gegründet. Hier kommen die Rider zusammen, richten ihre defekten Räder, tauschen ihre Erfahrungen aus, machen Aktionen um ihre Lage zu verbessern. Robin Faber, für Speditionen und Lieferdienste bei Verdi zuständig, berichtet von der Lage der Beschäftigten in Kurierdiensten. Hier gibt es krasse Missstände, miese Sub- und Subsubunternehmen, menschenunwürdige Unterkünfte, Mindestlohnbetrug, „Knebelverträge“ und viel Unglaubliches mehr. In ruhigerem Fahrwasser bewegen sich die Beschäftigten der Post AG. Davon wird ein Post-Betriebsrat erzählen. Als Betriebsseelsorger/innen erleben wir oft hautnah, was diese prekären Arbeitsverhältnisse für die Menschen und ihre Familien bedeuten. So sind wir immer wieder nah am Menschen, nah an denen, die in prekärer Arbeit tätig sind, auch in kniffligen Situationen. Manchmal kommen wir uns vor wie die Propheten des Alten Testaments, zum Beispiel eines Amos, der sagt:

„Weh denen, die das Recht in bitteren Wermut verwandeln und die Gerechigkeit zu Boden schlagen... Sie hassen den, der im Tor zur Gerechtigkeit mahnt und wer Wahres redet, den verabscheuen sie.“ Amos 5,7.10     

In dieser Tradition sehen wir uns als Betriebsseelsorge, als KAB und als CAJ. Deshalb mahnen wir „zur Gerechtigkeit“ und nennen Missstände beim Namen. Jesus Christus nannte es den „Hunger nach Gerechtigkeit“ und nannte die Menschen selig, die „hungern und dürsten nach Gerechtigkeit“. Bewahren wir uns diesen Hunger und diesen Durst! Das wünsche ich uns von Herzen. 

 

Geistliches Wort von Pastoralreferentin Martina Berndt-Hoffmann, Betriebsseelsorge Weißenhorn

Wer die Wahl hat, hat die Qual….

…das gilt nicht nur die oft überreiche Auswahl am Kühlregal im Supermarkt- nein, sondern auch in ganz besonderer Weise  für alle anderen auf uns zukommenden „richtigen“ Wahlen wie Pfarrgemeinderats-, Betriebsrats-, Stadtrats-, Landtags- oder die bevorstehende Bundestagswahl.

„Wen oder was soll ich nur wählen?“ diese Frage habe ich in den vergangenen Tagen aus manchem Mund gehört. Angesichts der vielen zur Wahl stehenden Parteien ebenso wie angesichts der vielen aktuellen  Themen wie Klimaschutz, soziale Spaltung Arm - Reich, Pandemie, weltweite kriegerische Auseinandersetzungen und viele mehr eine wirklich schwer zu beantwortende Frage.

Die Unzufriedenheit vieler mit den in der Politik Aktiven und mit der gesamten politischen Situation drücken oft recht bissig formulierte Anmerkungen im Internet wie auch in satirischen Texten aus: „Die Demokratie verbürgt das Recht, uns in freier und geheimer Wahl unter den Mogelpackungen des Landes zu entscheiden.“(E. Koch) oder „Vor der Wahl erklären Politiker Ideen von gestern zu Lösungen von morgen. Nach der Wahl erklären sie Probleme von morgen zum Geschwätz von gestern“(A. Bechstein). Auch wenn uns diese Sätze vielleicht ein wenig schmunzeln lassen, erzählen sie doch auch vom Frust der Menschen mit der Politik.

Auch mich ärgert und frustriert manches Politikergehabe. Gleichzeitig habe ich Respekt vor allen, die ihren Auftrag ernsthaft versuchen auszufüllen. Oft muss ich auch daran denken, dass das allgemeine Wahlrecht für Männer und (leider noch mehr) für Frauen nicht automatisch zustande kam und in vielen Ländern der Welt bis heute nicht selbstverständlich ist. Deshalb enthält es für mich auch eine gewisse Verpflichtung, es zu schätzen und wahrzunehmen.

Eine kleine „ Wahlhilfe“ habe ich im Evangelium des vergangenen Sonntags gefunden. Dort war zu lesen: „Wer der Erste sein will, soll der Letzte und der  Diener aller sein. Und er stellte ein Kind in ihre Mitte, nahm es in seine Arme und sagte zu ihnen: Wer ein solches Kind um meinetwillen aufnimmt, der nimmt auch mich auf.“ (Mk 9, 35-37)

Das könnte heißen, wer im politischen Handeln das Wohl der Kleinen unserer Gesellschaft nicht aus den Augen verliert, ja vielleicht sogar in den Mittelpunkt stellt, könnte meiner Stimme wert sein, oder ?

Geistliches Wort von Pastoralreferent Thomas Hoffmann, Betriebsseelsorge Weißenhorn

Warum ich gern auf der Welt bin

„ warum ich gern auf der welt bin, hat mich der engel gefragt.“

So beginnt Gottfried Bachl einen seiner „neuen psalmen“.
Es muss ja kein Engel sein. Irgendjemand oder ich selbst kann mich fragen: Warum eigentlich bin ich gern auf der Welt? Aufs erste scheint die Frage zur Unzeit gestellt angesichts des Leids, dem zu viele Menschen oder ich selbst ausgesetzt sind.

Trotzdem:
Warum bin ich gern auf der Welt? Ich lasse mir für die Frage die Zeit, die sie braucht. In der Frage und in den Antwortversuchen liegt vielleicht die Quelle für das, was mich leben, mich kämpfen, mich lieben lässt – und vielleicht können wir unser Nachspüren in Bachls Schlussvers wiederfinden:

„ ich bin, mein gott,
sehr zum bleiben aufgelegt.“

warum ich gern auf der welt bin,
hat mich der engel gefragt.

weil mir das licht
menschengesichter zeigt.

weil es die vögel gibt,
meine charmanten hausgenossen.

weil ich auf spannende weise
mit dem unsichtbaren bekannt werde.

weil ich gern
in frisch gepflügte erde greife.

weil die sonate der grillen
auf dem anger zu hören ist.

ich bin gern auf der welt,
weil ich das feuer bewundere.

ich möchte das graus
nicht versäumt haben.

ich staune
über jeden atemzug, der mir gelingt.

ich bin, mein gott,
sehr zum bleiben aufgelegt.

Aus: Gottfried Bachl, feuer wasser luft erde, neue psalmen, Innsbruck 2011

Geistliches Wort von Gemeindereferentin Regina Wühr, Geistliche Begleiterin im KAB-Diözesanverband Augsburg

Frieden ist möglich!

Beinahe hätte ich es diesmal vergessen, das Augsburger Friedensfest am 8. August – vielleicht, weil es heuer auf einen Sonntag fiel und somit kein eigener Feiertag war. Doch dann drückte ein junger Mann meiner 7-jährigen Begleiterin eine Tüte mit der Aufschrift „friedenteilen“ in die Hand, darin befand sich ein Hefegebäck in Form einer Taube. Seit 1650 wird das Friedensfest in der Stadt Augsburg gefeiert - seit 1950 ist es gesetzlicher Feiertag und erinnert an die Parität der Konfessionen, mit der die religiösen Streitigkeiten im 16. und 17. Jahrhundert nach dem dreißigjährigen Krieg beendet wurden.

Ist Parität im Sinn von Beteiligung und Gleichberechtigung auch heute das Zauberwort, mit dem viele Konflikte und Spannungen im Kleinen wie im Großen beigelegt oder wenigstens Kompromisse herbeigeführt werden können? Ich bleibe an dem „friedenteilen“ hängen, das hier als einziges Wort geschrieben ist. Teilen stiftet Frieden, nicht nur unter Kindern. „Fair teilen statt sozial spalten“ war 2012 der Jahresschwerpunkt der KAB und er ist immer noch hochaktuell. Hier kann jede/r seine eigenen Gedanken spielen lassen, was in der Arbeitswelt, in Politik, Gesellschaft und Kirche und nicht zuletzt im eigenen Alltag fair geteilt werden muss, damit Frieden einkehrt…

Und wenn man nicht auf einen gemeinsamen Nenner kommt? Und wenn man keinen Kompromiss findet?
Wenn es keine einfache Lösung gibt?

Mir kommt dazu eine Geschichte aus dem Buch Genesis in den Sinn; sie findet sich in Kapitel 13. Abram zieht mit seinem Neffen Lot Richtung Negeb; beide sind reich, besitzen große Viehherden und Zelte. Das Land, in dem sie sich beide ansiedeln wollen, reicht nicht für sie aus, es kommt zum Streit zwischen ihren Hirten. Da schlägt Abram Lot vor, dass sie sich trennen, er überlässt ihm sogar die Wahl, welchen Landstrich er für sich in Anspruch nehmen will. So gehen sie getrennte Wege, jeder hat nun seinen eigenen Lebensraum. Ist das nicht auch eine Art von Fürsorge, die Abram walten lässt und die dem Frieden dient? („Fürsorge“ war heuer das Motto der Feierlichkeiten rund ums Friedensfest, die jedes Jahr unter einem anderen Motto stehen.)

Schiedlich – friedlich: Auch dazu wird jede/r eigene Erfahrungen erzählen können…

Ich wünsche Ihnen jedenfalls eine friedliche Urlaubszeit, in der Sie – mit wem oder was auch immer - Ihren Frieden finden können.

Regina Wühr

Geistliches Wort von Diakon Georg Steinmetz, KAB Diözesanpräses Augsburg

Was ist los mit unserer Welt?

Jede Stunde höre ich in den Nachrichten von Unwettern, Katastrophen und Kriegen in der Welt.

Seit wenigen Wochen kommen die Meldungen näher an uns heran. Erst die schweren Krankheiten, dann das Wasser im Westen und Süden Deutschlands und die Feuer, die in Südeuropa und der Türkei toben. Ganz zu schweigen von den Meldungen, die keinen Einzug in die Nachrichten finden, Krieg, Terror, Hunger.

Was ist los mit unserer Welt?

Wir machen weiter wie gewohnt, haben unsere eigenen Probleme und wähnen uns immer noch weit weg von den Orten, an denen Menschen um das blanke Überleben kämpfen.

Vergangenen Samstag durfte ich Magdalena durch die Taufe in die Kirche aufnehmen und ihr zusprechen, dass sie ein geliebtes Kind Gottes ist. Das Segenslied während der Taufe von Lothar Zenetti aus den Texten der Zuversicht, ist eine Bitte der Eltern und Familie, das Kind zu segnen und uns zu helfen, ihm zu helfen.

In einer Welt, die auseinanderzubrechen droht, trauen sich junge Menschen Kinder zu bekommen, von Hoffnung zu singen und um den Segen Gottes zu bitten. Welch starkes Zeichen gegen allen Pessimismus und die um sich greifende Depression in unserer Gesellschaft!

Texte der Hoffnung sind es, die wir gerade jetzt brauchen. Wir brauchen Mut und Zuversicht, der uns aufrichtet und ermutigt neue Wege zu gehen.

Gerade jetzt geben die vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer in den überschwemmten Gebieten doch ein gutes Beispiel, wie gewaltige Krisen durch solidarisches Miteinander bewältigt werden können. Es sind die kleinen Schritte, die die Menschen zusammenführen und das Leben wieder erträglich werden lassen.

Ich glaube unsere Welt braucht Menschen, die aus der Hoffnung und dem Glauben leben, dass es eine Zukunft gibt, die wir immer noch gestalten können. Und sie braucht Menschen, die die Zeichen der Zeit sehen, diese Zeichen besonnen analysieren und weise Maßnahmen ergreifen, die gutes Leben auch der nachfolgenden Generationen ermöglichen.

Die Hoffnung, die das Segenslied von Lothar Zenetti zum Ausdruck bringt, gibt mir auch in trüben Stunden Kraft und Mut.

Denn ich glaube, dass wir auch in schweren Zeiten nicht von Gott verlassen sind.

Euer Georg Steinmetz

Dieses Lied ist im Gotteslob unter Nr. 490

Segne dieses Kind und hilf uns,
ihm zu helfen,
dass es sehen lernt
mit seinen eignen Augen
das Gesicht seiner Mutter
und die Farben der Blumen
und den Schnee auf den Bergen
und das Land der Verheißung.

 

Segne dieses Kind und hilf uns,
ihm zu helfen,
dass es hören lernt
mit seinen eigenen Ohren
auf den Klang seines Namens,
auf die Wahrheit der Weisen,
auf die Sprache der Liebe
und das Wort der Verheißung.

Segne dieses Kind und hilf uns,
ihm zu helfen,
dass es greifen lernt
mit seinen eignen Händen
nach der Hand seiner Freunde,
nach Maschinen und Plänen,
nach dem Brot und den Trauben
und dem Land der Verheißung.

Segne dieses Kind und hilf uns,
ihm zu helfen,
dass es reden lernt
mit seinen eignen Lippen
von den Freuden und Sorgen,
von den Fragen der Menschen,
von den Wundern des Lebens
und dem Wort der Verheißung.

Segne dieses Kind und hilf uns,
ihm zu helfen,
dass es gehen lernt
mit seinen eignen Füßen
auf den Straßen der Erde,
auf den mühsamen Treppen,
auf den Wegen des Friedens
in das Land der Verheißung.

Segne dieses Kind und hilf uns,
ihm zu helfen,
dass es lieben lernt
mit seinem ganzen Herzen.


aus: Lothar Zenetti, Texte der Zuversicht,
J. Pfeiffer Verlag, München 1987

Geistliches Wort von Pastoralreferent Ulrich Hoffmann, KAB-Kreispräses im Kreisverband Iller-Donau

Ich bin dann mal weg

Spätestens seit Hape Kerkelings Buch „Ich bin dann mal weg: Meine Reise auf dem Jakobsweg“ kennen die meisten Deutschen den Jakobsweg. Die erste namentliche Erwähnung dieses Weges findet sich bereits im Jahr 1047, wo in einer Urkunde des Hospitals von Arconada (Provinz Palencia) die nordspanische Hauptverkehrsachse als „Weg, der seit alten Zeiten von Pilgern des hl. Jakobus und Peter und Paul begangen“ werde, bezeichnet wird. Hierin wird die Verbindung zum Grab des heiligen Apostels Jakobus in Galicien hergestellt. So entwickelte sich im Mittelalter die Grabstätte in Santiago de Compostela neben Rom und Jerusalem zum dritten Hauptziel der christlichen Pilgerfahrt.

Der 25.Juli ist der Jakobustag – in diesem Jahr ist das ein Sonntag, was bedeutet, dass wir ein Heiliges Jakobusjahr feiern. Papst Franziskus hat dieses Heilige Jakobusjahr 2021 wegen der Pandemie bis 2022 verlängert. Die überraschende Mitteilung wurde beim traditionellen Ritual zum Auftakt Heiliger Jakobusjahre verkündet: der zeremoniellen Öffnung der heiligen Pforte in der Kathedrale von Santiago de Compostela.

Ich bin dann mal weg – mindestens für bayrische Schulkinder und ihre Familien ist der Jakobustag der Auftakt zu den Sommerferien. Viele suchen Entspannung und Erholung an fernen Orten, weil dort die Unterbrechung des Alltäglichen leichter möglich zu sein scheint.

Unterbrechen, manches vielleicht auch abbrechen – jedenfalls aufbrechen! Dazu lädt die Ferienzeit und ganz besonders der Jakobusweg ein:

Brich auf, gehe, vertraue, wage es, jeden Tag neu dich zu verändern!
Brich auf aus sorgenvollen Gedanken, aus erstarrten Gewohnheiten,
aus lähmenden Vorstellungen, aus einengenden Forderungen!
Sei unterwegs mit Leib und Seele, mit allen Sinnen,
mit vertrauten und fremden, mit ganzem Herzen!
Sei aufmerksam für die Schönheit der Natur, für neue Wege,
für unerwartete Begegnungen, für geschenkte Lebensmöglichkeiten!
Sammle auf dem Weg zum Ziel dich selbst ein!
Brich auf, jeden Tag neu, und du wirst verwandelt ankommen.

Geistliches Wort von Peter Ziegler, Diözesansekretär, KAB Augsburg

Nein, mein Lieber…

Eine kleine Geschichte berichtet davon, dass Winston Churchill mit seiner Frau durch die Gassen von London spazierten, als sie auf einen Straßenkehrer treffen. Während Churchill weitergeht, unterhält sich seine Frau angeregt mit dem Mann. Verwundert fragt er sie anschließend, was sie mit diesem Mann zu bereden hatte. Sie berichtet davon, dass sie einmal liiert gewesen seien. Darauf Churchill spontan: „Wenn Du ihn geheiratet hättest, wärst Du heute die Frau eines Straßenkehrers.“ Schlagfertig antwortet seine Frau: „Nein, mein Lieber. Wenn ich ihn geheiratet hätte, wäre er heute Premierminister.“

Mich begleitet diese Geschichte bereits einige Wochen, sagt sie doch etwas aus über das Miteinander von Mann und Frau, das wir – auch in unserem Verband – neu justieren müssen. Ein partnerschaftliches Verhältnis bedeutet, dass beide die höchsten Aufgaben erreichen und ausfüllen können – in einer Partnerschaft wie in einem paritätischen Führungsamt. Mir macht es Mut, dass mein Verband nun wieder eine paritätisch besetzte Führung hat, die ein positives Beispiel dafür abgeben kann, wir partnerschaftliche Führung geht. Ich freue mich auf diese Erfahrung und darauf, dass wir das positiv begleiten dürfen… 

Geistliches Wort von Christine Jesse und Hans Gilg

In schwierigen Zeiten sind wir schnell dabei, das zu übersehen, was Freude bringt und glücklich macht. Das geht ja auch oft nicht auf Knopfdruck und es hilft ja auch nicht so zu tun, als gäbe es Sorgen und dunkle Stunden nicht.

Mir tut es dann trotzdem gut über einen Text zu stolpern, wie ihn Christine Jesse formuliert hat:

Worüber haben Sie sich zuletzt gefreut? Worüber waren Sie in der letzten Zeit glücklich?

Ich möchte Sie bitten, einen Augenblick inne zu halten und über beide Fragen einmal nachzudenken.

Christine Sinnwell-Backes hat hierzu eine nette kleine Geschichte darüber geschrieben: „Das kleine Glück“, die u. a. auch über youtube zu sehen ist. Und die Schriftstellerin Pearl S. Buck hat uns einen Ausspruch hinterlassen, der mir ganz gut gefällt: „Viele Menschen versäumen das kleine Glück, während sie auf das große vergebens warten.“

Ich bin im Laufe meines Lebens auf immer mehr kleine Glücksmomente bzw. Freuden gestoßen. Ein paar Beispiele will ich Ihnen hier nennen:

Wenn ich früh von einem frohen Vogelgezwitscher geweckt werde.

Wenn nach einer langen Regenzeit wieder die Sonne scheint.

Wenn die Sonne die Regentropfen einer Pflanze anstrahlt, die dann wie leuchtende Diamanten funkeln.

Wenn ich unerwartet einen Anruf für einen kleinen Ausflug bekomme.

Wenn wieder ein leckeres Mittagsessen auf dem Tisch steht.

Wenn es in den Gärten und Wiesen schön blüht.

Wenn man zu zweit bei 30 ° C im Schatten doch noch ein gemeinsames Plätzchen zum Reden findet, auch wenn die Bänke rar sind und man jetzt auf Distanz sitzen muss.

Wenn ich Menschen kennen darf, die in Freude und Leid zu mir stehen und mich so annehmen wie ich bin.

Wenn es mir jetzt wieder möglich ist die Heilige Messe mit dem so vermissten Volksgesang zu besuchen und auch wieder mitsingen kann…

Die Reihe könnte ich noch beliebig lange fortsetzen. Ich würde mich freuen, wenn auch Sie jetzt bewusster das kleine Glück wahrnehmen und von ihm beschenken ließen.

Text und Bilder: Christine Jesse

Geistliches Wort von Pastoralreferentin Dorothee Schindler, Betriebsseelsorge Allgäu

„Bist du schon geimpft?“

Immer öfter höre ich diese Frage in meinem Umfeld – egal ob dienstlich oder privat. Dieser kleine Tropfen, der nach intensiver Forschungsarbeit aufwändig hergestellten Medizin, gespritzt in meinen Oberarm, ist die Ursache größter Hoffnungen.

„Bist du schon geimpft?“ Wer diese Frage bejaht, kann sich mancher Neider sicher sein. Aber das gehört bald der Vergangenheit an.

Die Hoffnung nach Veränderung ist in diesen Tagen mit den Händen zu greifen. Nicht nur aus dem Bereich der Politik und der Medizin kommen die Signale der Hoffnung. Ich spüre sie um mich herum. Viele fangen an, wieder Pläne zu schmieden. Begegnungen und gemeinsame Unternehmungen. Urlaub und Feste. Es wird geträumt, wie es bald wieder sein könnte. Da kommt plötzlich ein neuer Geist in die lange eher sorgenvolle oder gar düstere Grundstimmung.

Warten auf den neuen Geist – eigentlich kein Wunder, in der Zeit um Pfingsten herum.

Im Johannesevangelium wird diese Sehnsucht in einer Geschichte zum Ausdruck gebracht: (Johannes 7,37-39). Jesus besucht das Laubhüttenfest. Eigentlich möchte er gar nicht auffallen. Als das Fest seinen Höhepunkt erreicht, tritt er aus seinem Inkognito-Status heraus. Ihn hält nichts mehr zurück. Er vermag es, dass die Menschen ihm zuhören. Von Bescheidenheit in seinem Auftreten kann hier nicht die Rede sein. Nein, er formuliert seinen Anspruch mit einem kräftigen Bild. Nicht zum ersten Mal wählt er dieses Bild. Schon früher hat er es gegenüber der Frau aus Samarien gewählt, mit der er sich am Brunnenrand unterhält. Jesus beansprucht für sich, dass er die Sehnsucht der Menschen stillen kann. Er ist die „Quelle des Lebens“ - „Kommt her und trinkt!“

Eigentlich gefährlich, so mit den Sehnsüchten der Menschen zu spielen. Wenn heute Menschen so auftreten und in verführerischer Manier für sich beanspruchen, das Monopol für Wege aus der Krise zu besitzen, läuten bei mir alle Alarmglocken. Ich ahne: Da geht’s eher um Populismus als um ein ernstgemeintes Angebot.

Doch Jesus wählt genau diesen Weg. Die Quelle des wahren Lebens und des lebendigen Wassers, die ist er selber. Und die, die aus ihr trinken, werden selber zu solchen Quellen. Auch aus ihnen fließt dann dieses Wasser heraus.

Ein Lebensstoff, der die verändert, die ihn genießen. Weit mehr noch als bei einer Impfung. Die Impfung verhindert, dass ich für meine Mitmenschen noch länger eine Quelle der Gefährdung bin. Aber zu einer Quelle des Lebens werde ich damit nicht. Dazu braucht es andere Ursachen der Vitalität. Dazu braucht es eine Beglaubigung, die diesen Anspruch als berechtigt erweist.

Was Jesus im Bild des Wassers zu erklären versucht, haben wir an Pfingsten als Fest der Ausgießung des Geistes gefeiert. Erstarrtes Leben gerät wieder in Fluss. Wer heute auf den Schutz einer Impfung vertraut, will im Letzten weit mehr als nur vor einem Virus geschützt zu sein. Hinter dem Schutz verbirgt sich die Hoffnung auf einen Mehrwert an Leben.

Um diesen Mehrwert an Leben geht es Jesus immer wieder. Um diesen Mehrwert an Leben geht es, wenn Jesus sich als Quelle des Lebens ins Spiel bringt.

„Geimpft“ von Gottes Geist falle ich nicht mehr hinter meine Sehnsüchte und Erwartungen zurück.

Beim Impfen muss man ein paar Tage warten, ehe der volle Impfschutz sich durchsetzt. Bei der Sehnsucht nach der neuen Welt Gottes warte ich nicht selten deutlich länger, ehe der Geist mich wandelt und neu in die Spur setzt. Aber dieses Warten hat es in sich. Es lässt mir Zeit, mich auf Gottes neue Welt einzustellen. Es lässt mich leben alleine schon von der Hoffnung, alles könnte am Ende noch schöner und heiler sein.

Das Gute: Dieser Geist Gottes ist nicht festgelegt auf zuvor vereinbarte Termine. Er entfaltet seine Wirkung, wenn ich ihm Raum gebe und nicht erst nach einer bestimmten Anzahl von Tagen.  Er lässt mich feiern – schon dann, wenn das neue Leben erst in Gestalt einer Sehnsucht präsent ist.

Nein – nicht mehr: „Bist du geimpft?“ Stattdessen möchte ich mich umso lieber fragen lassen: „Bist du begeistert?“ Und antworte dann - hoffentlich - mit einem fröhlichen „Ja!“

Geistliches Wort von Diakon Erwin Helmer, Betriebsseelsorge Augsburg

Menschliche Arbeit hat göttliche Würde - Das Klatschen und die Wertschätzung der Arbeit

Vor gut einem Jahr haben sich Millionen Menschen in Deutschland und in vielen Ländern der Erde über eine wunderbare Corona-Erfahrung gefreut. Mitten in der Angst vor der Ausbreitung der Seuche klatschten Tausende minutenlang in den großen Wohnvierteln Europas und bedankten sich damit bei den Beschäftigten in der Krankenpflege, auf den Intensivstationen, bei den Reinigungsdiensten, den Paketlieferanten, den Verkäufern/innen im Lebensmittelhandel und vielen mehr. Ein wundervoller Moment! Schön, dass diese oft schlecht bezahlte Arbeit im Dienst am Menschen endlich einmal so wertgeschätzt wurde. Gut so, denn nach unserer Auffassung gibt es keine „minderwertige Arbeit“, weil der, der sie verrichtet eine Person und mit göttlicher Würde ausgestattet ist. Und wie ging es dann weiter, mit der Wertschätzung? Und wie ist es jetzt, ein Jahr danach?

Es scheint mir, dass diese Welle des Wahrnehmens und des Dankens relativ schnell vorbei ging. Es herrschte wieder Alltag. Nun aber kommt es darauf an, wie echt diese Wertschätzung war und wie sie ist. An drei konkreten Baustellen haben wir zur Zeit direkt mit der Aufwertung der Arbeit nicht nur durch Klatschen zu tun:

1.     Wir unterstützen als Betriebsseelsorge, gemeinsam mit der KAB und der zuständigen Gewerkschaft NGG, die ersten Warnstreiks in der Fleischindustrie und konkret zum Beispiel bei Vion Beef in Buchloe, um ein Lohnminimum von 12,50 Euro und deutliche Lohnsteigerungen zu erreichen.

2.     Wir stehen den Verkäufern/innen im Handel bei, die jetzt in Tarifverhandlungen eintreten und statt Klatschen einen existenzsichernden Lohn fordern. Insbesondere unterstützen wir die Forderung nach der Allgemeinverbindlichkeit von Tarifverträgen im Handel, denn dann hätten tausende Verkäufer/innen im Niediglohnbereich deutlich mehr Geld zur Verfügung. Die ausgehandelten Tarifverträge würden dann für alle Unternehmen einer ganzen Branche gelten – auch in solchen Betrieben, die nicht tarifgebunden sind (und auch für Beschäftigte, die nicht der Gewerkschaft angehören). Die entsprechende Erklärung kann das zuständige Arbeitsministerium abgeben – aber nur, wenn diese Allgemeinverbindlichkeitserklärung (AVE) von beiden Tarifparteien gemeinsam beantragt wird. Leider verweigern dies zunehmend die Arbeitgeberverbände. Deshalb braucht es hier dringend eine Gesetzesänderung.

3.     Und ich bin entsetzt über die Haltung der Caritas, zu der von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil vorgelegten Möglichkeit zur „Allgemeinverbindlichkeit“ eines Pflegetarifvertrags. Durch die Ablehnung der Dienstgeberseite der Caritas werden jetzt Pflegekräfte bei den privaten Trägern – und das sind mehrere Hunderttausend! - nicht von einem besseren Tarifvertrag profitieren. Wir haben die Caritas in zahlreichen Briefen und Stellungnahmen um Wiedergutmachung des entstehenden Schadens gebeten. Das tut weh!

Das Wort Nächstenliebe bedeutet übersetzt in die heutige Arbeitswelt vor allem eines: Solidarität! Liebe zu und Solidarität mit den prekär Beschäftigten, den Unterbezahlten, den vielfach Diskriminierten. Überdeutlich verlangt das Wort Gottes einen anständigen Lohn. Wie etwa Im Jakobusbrief (Kapitel 5,4): „Der Lohn den ihr euren Arbeitern ...vorenthalten habt, schreit zum Himmel.“ So ist es. Wer mithilft, einen gerechten Lohn zu erreichen, hilft direkt seinem Nächsten, der im Niedriglohn arbeitet und vielfache Nachteile ertragen muss. Gerechter Lohn bringt ein Stück mehr Menschlichkeit, eine Prise mehr Solidarität und Gerechtigkeit in unser Leben. Deshalb bin ich froh, dass wir als Betriebsseelsorge, als KAB und CAJ aktiv an einem deutlichen Mehr an Menschlichkeit, an Gerechtigkeit und Solidarität – auch durch mehr Lohn – arbeiten. Und das muss im Sinne der Kirche sein, es ist jedenfalls im Sinne des Evangeliums Jesu Christi: „Selig die hungern und dürsten nach Gerechtigkeit, sie werden satt werden!“ Lasst uns gemeinsam dafür einstehen! Nur Mut!

Gott segne unsere Arbeit!

Geistliches Wort von Pastoralreferentin Martina Berndt-Hoffmann, Betriebsseelsorge Weißenhorn

Christlich geht anders!

Wenn in einer der vielfältigen Fernsehquizsendungen danach gefragt würde, wessen 130. Geburtstag am 15. Mai gefeiert wurde, wieviel richtige Antworten gäbe es dann wohl?

Um das Geheimnis zu lüften: Am 15.Mai 1891 veröffentlichte Papst Leo XIII. das erste päpstliche Sozialrundschreiben „Rerum novarum“(RN) („Über die Arbeiterfrage“). Galt bis dahin die kirchliche Morallehre vor allem dem Verhalten des Einzelnen, meldete sich nun die Kirche zu einer schwerwiegenden gesellschaftlichen Entwicklung öffentlich zu Wort. Dies war die Geburtsstunde einer kirchlichen Sozialverkündigung mit ganz neuen Maßstäben. Dahinter stand der Gedanke: christlich geht anders.

Um was geht es Leo XIII. in seinem Sozialrundschreiben? Er schreibt „ das gegenseitige Verhältnis der besitzenden Klasse und der Arbeiter hat sich wesentlich umgestaltet; das Kapital ist in den Händen einer geringen Zahl angehäuft, während die große Menge verarmt;.....Dieses alles hat den sozialen Konflikt wachgerufen, vor welchem wir stehen.“ (RN  1)

Zu diesem sozialen Konflikt nimmt die Kirche nun Stellung. Leo XIII. kritisiert deutlich die sklavenähnlichen Lohn- und Arbeitsbedingungen der Arbeiter und fordert einen gerechten Lohn: „…unehrenvoll und unwürdig ist es, Menschen bloß zu eigenem Gewinn auszubeuten…“ (RN 16)“Dem Arbeiter, dem ihm gebührenden Verdienst vorenthalten, ist eine Sünde, die zum Himmel schreit.“(RN 17) – für die damalige Zeit extrem fortschrittliche, ja fast revolutionäre Gedanken. Er sagt den Menschen seiner Zeit damit: christlich geht anders!

Darüber hinaus geht Papst Leo auf die Frage des Eigentums ein: er betont das Recht, Eigentum zu besitzen, aber auch die damit verbundene Verpflichtung, dieses zum Wohl anderer einzusetzen. Außerdem hält er eine staatliche Sozialpolitik für notwendig. Er fordert vom Staat „wirksame Schutzmaßregeln“ (RN28) für den Einzelnen und das Gemeinwohl. Damit gibt er die ersten Impulse für die Idee der Sozialen Marktwirtschaft.

In der Zeit bis heute folgten kirchliche Äußerungen, die diese Gedanken weiterdachten, aber auch die wirtschaftlichen und sozialen Entwicklungen weltweit aufgriffen. So verurteilt Papst Franziskus unser heutiges Wirtschaftssystem mit dem Satz „Diese Wirtschaft tötet“ (Evangelii gaudium 53)

Magdalena Holztrattner, die Leiterin der Katholischen Sozialakademie Österreichs beschreibt die Rolle der Soziallehre heute so: „Die Soziallehre der Kirche ist kein Kochrezept, das Punkt für Punkt und ohne Abweichungen vorgibt, wie das gute Zusammenleben aller gelingen kann. Man kann sie auch als Ethik der Gesellschaft bezeichnen, da sie darüber reflektiert, welche sozialen Strukturen eine Gesellschaft braucht, damit alle Menschen gut in ihr leben können.“

In Österreich gibt es seit 2016 die Initiative „christlich geht anders“, in der Christinnen und Christen gemeinsam versuchen, Antworten auf die soziale Frage zu finden. Die Initiative möchte sich dabei auf die Seite der Ausgegrenzten stellen und das Ziel der sozialen Gerechtigkeit ins Zentrum gesellschaftspolitischer Debatten rücken.

Lassen wir uns als KAB und Betriebsseelsorge hier vor Ort ebenfalls von der Soziallehre anregen, die Situation in der Arbeitswelt in den Blick zu nehmen und auf Missstände bewusst hinzuweisen: christlich geht anders!

Geistliches Wort von Pastoralreferent Thomas Hoffmann, Betriebsseelsorge Weißenhorn

Unendlich viel mehr als nix

- - . . . - - . . .  „Du musst Dein Mikro anschalten!“ – „Ah ja. Ok, hört Ihr mich jetzt? Ich seh` Euch alle. Peter hat mir geholfen. Es klappt! Hätt nie gedacht, dass ich das hinbekomme.“ Wir üben uns gerade in Video-Treffen. „Sicher“, sagt einer, „persönlich zusammen zu kommen, ist unendlich viel mehr als alles andere. Aber dass wir gerade über Zoom miteinander reden können, ist unendlich viel mehr als nichts.“ Gar nicht so einfach, bei der Aufforderung zur Kontaktbeschränkung in Verbindung zu bleiben, nicht zu vereinsamen.

Die frühen christlichen Gemeinden sind in Verbindung geblieben nicht zuletzt durch Gesandte aus anderen Gemeinden oder durch Briefe etwa von Paulus. Diese Briefe wollten ermutigen, ermahnen, erinnern an das, was die Christinnen und Christen über große Entfernungen hinweg miteinander verbindet. So formuliert der Verfasser des zweiten Thessalonicherbriefes: „Seid also standhaft, Brüder und Schwestern, und haltet an den Überlieferungen fest, in denen wir euch unterwiesen haben, sei es mündlich, sei es durch einen Brief! Jesus Christus selbst aber, unser Herr, und Gott, unser Vater, der uns liebt und uns in seiner Gnade ewigen Trost und sichere Hoffnung schenkt, ermutige eure Herzen und gebe euch Kraft zu jedem guten Werk und Wort.“   (2 Thess 2,15ff)

Bleiben wir in Verbindung untereinander, ob brieflich, telefonisch, „zoomisch“, wie immer. Ermutigen und stärken wir uns so gegenseitig, und halten wir, Corona zum Trotz, fest an unseren „Überlieferungen“, etwa unseren Ideen von einer sozial gerechten, alle Menschen einschließenden, nachhaltigen Gesellschaft. Bleiben wir in Verbindung – Verband kommt ja von Verbindung, sich verbinden. Auch wenn es gerade sehr mühsam ist: All unsere Versuche, die Verbindung zu halten, sind unendlich viel mehr als nix.

Geistliches Wort von Regina Wühr, Gemeindereferentin und Geistliche Begleiterin der KAB Augsburg

Was wäre, wenn die Frauen geschwiegen hätten?

Es trifft mich wieder einmal in der Osterzeit, ein geistliches Wort zu schreiben und ich frage mich, ob ich nicht schon alles, was mich zu Ostern bewegt, geschrieben habe. Beim Nachdenken darüber wird mir bewusst, dass ich es gar nicht tun könnte, wenn es das erste Ostern nicht gegeben hätte, das wir ChristInnen seitdem als d a s zentrale Fest unseres Glaubens feiern – sieben Wochen lang. Wenn uns dabei das Halleluja in Pandemiezeiten aus den unterschiedlichsten Gründen nicht so recht über die Lippen zu kommen vermag (ganz abgesehen davon, dass in den Präsenzgottesdiensten den Anwesenden das Singen sowieso untersagt ist), sind wir in guter Gesellschaft. Der Evangelist Markus erzählt von drei Frauen, die Jesus die letzte Ehre erweisen wollen. Sie finden ihn aber nicht mehr im Grab vor, sondern erfahren dort von einem jungen Mann, dass er auferstanden ist. Den Jüngern und Petrus sollen sie sagen, dass sie Jesus in Galiläa sehen werden. Die Reaktion der Frauen darauf ist bezeichnend: „Da verließen sie das Grab und flohen, denn Schrecken und Entsetzen hatte sie gepackt. Und sie sagten niemandem etwas davon; denn sie fürchteten sich.“ (Markus 16,8)

O ja, in unserem persönlichen Leben und um uns herum kann uns vieles das Fürchten lehren und gewiss ist es uns schon oft zum Davonlaufen gewesen. Doch wohin? Wir können aus unserer Situation nicht entfliehen… Es sei denn, wir machen es wie die Frauen: „Da verließen sie das Grab…“, das heißt, wir lassen wie sie den Ort des Todes hinter uns. Und dann? „Sie sagten niemandem etwas davon…“ – O ja, es gibt Situationen, da geht uns durch den Kopf: „Das kannst du doch niemanden erzählen, das glaubt dir eh kein Mensch!“  Doch irgendwann muss es aus ihnen herausgebrochen sein, „denn wovon das Herz übervoll ist, davon spricht der Mund.“ (Matthäus 12,34b) Hätten sie wirklich geschwiegen, so säße ich jetzt nicht hier und Sie würden diesen Text jetzt nicht lesen.

Die Frauen und die Jünger müssen sich nach Galiläa aufgemacht und Jesus dort gesehen haben, wo sie alle miteinander daheim waren und mit Jesus früher ihren Alltag geteilt hatten. Und es muss ein „Sehen“ gewesen sein, das jeden billigen Trost wie „Das Leben muss ja irgendwie weitergehen“ in den Schatten gestellt hat.

Und wir? Kennen wir nicht auch solche Situationen, in denen wir Jesus in unserem Alltag „sehen“ durften?

Dann „können wir unmöglich schweigen über das, was wir gesehen und gehört haben.“ (Apostelgeschichte 4,20) Das II. Vatikanische Konzil verlangt es sogar von uns: „Jeder Laie*muss vor der Welt Zeuge der Auferstehung und des Lebens Jesu, unseres Herrn, und ein Zeichen des lebendigen Gottes sein“. (Lumen Gentium 38).

Was bedeutet das für mich, was für uns in KAB und Kirche?

*Wer zum Volk Gottes gehört; jeder Christ, jede Christin

Lebendiges Evangelium – Ostersonntag

Evangelium nach Markus
Mk 16, 1-7

1 Als der Sabbat vorüber war,
kauften Maria aus Mágdala,
Maria, die Mutter des Jakobus,
und Sálome wohlriechende Öle,
um damit zum Grab zu gehen
und Jesus zu salben.
2 Am ersten Tag der Woche kamen sie in aller Frühe zum Grab,
als eben die Sonne aufging.
3 Sie sagten zueinander:
Wer könnte uns den Stein vom Eingang
des Grabes wegwälzen?
4 Doch als sie hinblickten,
sahen sie, dass der Stein schon weggewälzt war;
er war sehr groß.
5 Sie gingen in das Grab hinein
und sahen auf der rechten Seite einen jungen Mann sitzen,
der mit einem weißen Gewand bekleidet war;
da erschraken sie sehr.
6 Er aber sagte zu ihnen: Erschreckt nicht!
Ihr sucht Jesus von Nazaret, den Gekreuzigten.
Er ist auferstanden;
er ist nicht hier.
Seht, da ist die Stelle, wohin man ihn gelegt hat.
7 Nun aber geht
und sagt seinen Jüngern und dem Petrus:
Er geht euch voraus nach Galiläa;
dort werdet ihr ihn sehen,
wie er es euch gesagt hat.

[8 Da verließen sie das Grab und flohen;
denn Schrecken und Entsetzen hatte sie gepackt.
Und sie sagten niemandem etwas davon;
denn sie fürchteten sich.]

Hier finden Sie die Impulsfragen zum Gespräch:

Lebendiges Evangelium – Palmsonntag

Evangelium nach Markus
Mk 11, 1-10

Es war einige Tage vor dem Paschafest.
1 Als sie in die Nähe von Jerusalem kamen,
nach Bétfage und Betánien am Ölberg,
schickte Jesus zwei seiner Jünger aus.
2 Er sagte zu ihnen: Geht in das Dorf,
das vor euch liegt; gleich wenn ihr hineinkommt,
werdet ihr einen jungen Esel angebunden finden,
auf dem noch nie ein Mensch gesessen hat.
Bindet das Fohlen los
und bringt es her!
3 Und wenn jemand zu euch sagt: Was tut ihr da?,
dann antwortet: Der Herr braucht es;
er lässt es bald wieder zurückbringen.
4 Da machten sie sich auf den Weg
und fanden außen an einer Tür an der Straße
ein Fohlen angebunden
und sie banden es los.
5 Einige, die dabeistanden, sagten zu ihnen:
Wie kommt ihr dazu, das Fohlen loszubinden?
6 Sie gaben ihnen zur Antwort,
was Jesus gesagt hatte,
und man ließ sie gewähren.
7 Sie brachten das Fohlen zu Jesus,
legten ihre Kleider auf das Tier und er setzte sich darauf.
8 Und viele breiteten ihre Kleider auf den Weg aus,
andere aber Büschel,
die sie von den Feldern abgerissen hatten.
9 Die Leute, die vor ihm hergingen und die ihm nachfolgten,
riefen: Hosanna!
Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn!
10 Gesegnet sei das Reich unseres Vaters David,
das nun kommt.
Hosanna in der Höhe!

Hier finden Sie die Impulsfragen zum Gespräch:

Lebendiges Evangelium – Fünfter Fastensonntag

Evangelium nach Johannes  
Joh 12, 20-33

In jener Zeit
20 gab es auch einige Griechen unter den Pilgern,
die beim Paschafest in Jerusalem Gott anbeten wollten.
21 Diese traten an Philíppus heran,
der aus Betsáida in Galiläa stammte,
und baten ihn: Herr, wir möchten Jesus sehen.
22 Philíppus ging und sagte es Andreas;
Andreas und Philíppus gingen und sagten es Jesus.
23 Jesus aber antwortete ihnen:
Die Stunde ist gekommen,
dass der Menschensohn verherrlicht wird.
24 Amen, amen, ich sage euch:
Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt,
bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht.
25 Wer sein Leben liebt, verliert es;
wer aber sein Leben in dieser Welt gering achtet,
wird es bewahren bis ins ewige Leben.
26 Wenn einer mir dienen will, folge er mir nach;
und wo ich bin, dort wird auch mein Diener sein.
Wenn einer mir dient, wird der Vater ihn ehren.
27 Jetzt ist meine Seele erschüttert.
Was soll ich sagen:
Vater, rette mich aus dieser Stunde?
Aber deshalb bin ich in diese Stunde gekommen.
28 Vater, verherrliche deinen Namen!
Da kam eine Stimme vom Himmel:
Ich habe ihn schon verherrlicht
und werde ihn wieder verherrlichen.
29 Die Menge, die dabeistand und das hörte, sagte:
Es hat gedonnert.
Andere sagten: Ein Engel hat zu ihm geredet.
30 Jesus antwortete und sagte:
Nicht mir galt diese Stimme, sondern euch.
31 Jetzt wird Gericht gehalten über diese Welt;
jetzt wird der Herrscher dieser Welt hinausgeworfen werden.
32 Und ich, wenn ich über die Erde erhöht bin,
werde alle zu mir ziehen.
33 Das sagte er, um anzudeuten,
auf welche Weise er sterben werde.

Hier finden Sie die Impulsfragen zum Gespräch:

Lebendiges Evangelium – Vierter Fastensonntag

Evangelium nach Johannes  
Joh 3, 14-21

In jener Zeit sprach Jesus zu Nikodémus:
14 Wie Mose die Schlange in der Wüste
erhöht hat,
so muss der Menschensohn erhöht werden,
15 damit jeder, der glaubt, in ihm ewiges Leben hat.
16 Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt,
dass er seinen einzigen Sohn hingab,
damit jeder,
der an ihn glaubt, nicht verloren geht,
sondern ewiges Leben hat.
17 Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt,
damit er die Welt richtet,
sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird.
18 Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet;
wer nicht glaubt, ist schon gerichtet, weil er nicht an den
Namen des einzigen Sohnes Gottes geglaubt hat.
19 Denn darin besteht das Gericht:
Das Licht kam in die Welt,
doch die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht;
denn ihre Taten waren böse.
20 Jeder, der Böses tut, hasst das Licht
und kommt nicht zum Licht,
damit seine Taten nicht aufgedeckt werden.
21 Wer aber die Wahrheit tut, kommt zum Licht,
damit offenbar wird,
dass seine Taten in Gott vollbracht sind.

Hier finden Sie die Impulsfragen zum Gespräch:

Lebendiges Evangelium – Dritter Fastensonntag

Evangelium nach Johannes  
Joh 2, 13-25

13 Das Paschafest der Juden war nahe
und Jesus zog nach Jerusalem hinauf.
14 Im Tempel fand er die Verkäufer von Rindern,
Schafen und Tauben und die Geldwechsler, die dort saßen.
15 Er machte eine Geißel aus Stricken
und trieb sie alle aus dem Tempel hinaus
samt den Schafen und Rindern;
das Geld der Wechsler schüttete er aus,
ihre Tische stieß er um
16 und zu den Taubenhändlern sagte er:
Schafft das hier weg, macht das Haus meines Vaters
nicht zu einer Markthalle!
17 Seine Jünger erinnerten sich, dass geschrieben steht:
Der Eifer für dein Haus wird mich verzehren.
18 Da ergriffen die Juden das Wort und sagten zu ihm:
Welches Zeichen lässt du uns sehen,
dass du dies tun darfst?
19 Jesus antwortete ihnen: Reißt diesen Tempel nieder
und in drei Tagen werde ich ihn wieder aufrichten.
20 Da sagten die Juden:
Sechsundvierzig Jahre wurde an diesem Tempel gebaut
und du willst ihn in drei Tagen wieder aufrichten?
21 Er aber meinte den Tempel seines Leibes.
22 Als er von den Toten auferweckt war,
erinnerten sich seine Jünger, dass er dies gesagt hatte,
und sie glaubten der Schrift
und dem Wort, das Jesus gesprochen hatte.
23 Während er zum Paschafest in Jerusalem war,
kamen viele zum Glauben an seinen Namen,
da sie die Zeichen sahen, die er tat.
24 Jesus selbst aber vertraute sich ihnen nicht an,
denn er kannte sie alle
25 und brauchte von keinem ein Zeugnis über den Menschen;
denn er wusste, was im Menschen war.

Hier finden Sie die Impulsfragen zum Gespräch:

Lebendiges Evangelium – Zweiter Fastensonntag

Evangelium nach Markus  
Mk 9, 2–10

2 Sechs Tage danach nahm Jesus Petrus,
Jakobus und Johannes beiseite
und führte sie auf einen hohen Berg, aber nur sie allein.
Und er wurde vor ihnen verwandelt;
3 seine Kleider wurden strahlend weiß,
so weiß, wie sie auf Erden kein Bleicher machen kann.
4 Da erschien ihnen Elíja und mit ihm Mose
und sie redeten mit Jesus.
5 Petrus sagte zu Jesus: Rabbi, es ist gut, dass wir hier sind.
Wir wollen drei Hütten bauen,
eine für dich, eine für Mose und eine für Elíja.
6 Er wusste nämlich nicht, was er sagen sollte;
denn sie waren vor Furcht ganz benommen.
7 Da kam eine Wolke und überschattete sie
und es erscholl eine Stimme aus der Wolke:
Dieser ist mein geliebter Sohn; auf ihn sollt ihr hören.
8 Als sie dann um sich blickten,
sahen sie auf einmal niemanden mehr bei sich außer Jesus.
9 Während sie den Berg hinabstiegen, gebot er ihnen,
niemandem zu erzählen, was sie gesehen hatten,
bis der Menschensohn von den Toten auferstanden sei.
10 Dieses Wort beschäftigte sie
und sie fragten einander, was das sei:
von den Toten auferstehen.

Hier finden Sie die Impulsfragen zum Gespräch:

Lebendiges Evangelium – Erster Fastensonntag

Erste Lesung aus dem Buch Genesis   
Gen 9, 8–15

8 Gott sprach zu Noach
und seinen Söhnen, die bei ihm waren:
9 Ich bin es.
Siehe, ich richte meinen Bund auf
mit euch und mit euren Nachkommen nach euch
10 und mit allen Lebewesen bei euch,
mit den Vögeln, dem Vieh
und allen Wildtieren der Erde bei euch,
mit allen, die aus der Arche gekommen sind,
mit allen Wildtieren der Erde überhaupt.
11 Ich richte meinen Bund mit euch auf:
Nie wieder sollen alle Wesen aus Fleisch
vom Wasser der Flut ausgerottet werden;
nie wieder soll eine Flut kommen
und die Erde verderben.
12 Und Gott sprach:
Das ist das Zeichen des Bundes,
den ich stifte zwischen mir und euch
und den lebendigen Wesen bei euch
für alle kommenden Generationen:
13 Meinen Bogen setze ich in die Wolken;
er soll das Zeichen des Bundes werden
zwischen mir und der Erde.
14 Balle ich Wolken über der Erde zusammen
und erscheint der Bogen in den Wolken,
15 dann gedenke ich des Bundes,
der besteht zwischen mir und euch
und allen Lebewesen, allen Wesen aus Fleisch,
und das Wasser wird nie wieder zur Flut werden,
die alle Wesen aus Fleisch verdirbt.

Hier finden Sie die Impulsfragen zum Gespräch:

 

 

Geistliches Wort - 6./7. KW 2021 - von Pastoralreferentin Dorothee Schindler, Betriebsseelsorge Allgäu

Das Reich Gottes ist mitten unter uns

Nach seiner Taufe im Jordan und den vierzig Tagen in der Wüste tritt Jesus an die Öffentlichkeit und verkündet: „Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um, und glaubt an das Evangelium!“ (Markus 1,15). Auf seine Einladung hin: „Folge mir nach“ verließen damals einige sogar ihre Familien und Berufe und folgten ihm voll Vertrauen, dass alles gut werden wird. Ohne Zukunftsängste, ohne Wehmut – zumindest wird es uns in der Bibel so berichtet.

Was ist mit dem Reich Gottes, mit der Herrschaft Gottes eigentlich gemeint?

Sicherlich nicht nur die endgültige Gestalt der Welt am Ende der Zeit, also der neue Himmel und die neue Erde, wenn Gott mitten in seinem Volk wohnen wird.

In Jesus Christus ist vor über 2000 Jahren das Reich Gottes schon zu uns gekommen (vgl. Matthäus 12,28), und überall, wo Menschen sich auf die neue Lebensweise des Himmels einlassen, „wohnt“ Gott.

Das Reich Gottes ist schon überall dort:

- wo Menschen füreinander da sind.

- wo Menschen sich für Gerechtigkeit einsetzen.

- wo Menschen neben all ihren Sorgen, auch ein Ohr für ihren Nächsten haben.

- wo jeder Einzelne von uns über seinen Tellerrand hinübersieht.

- wo Menschen nicht nur Maschinen sind, die Leistung bringen müssen.

-          …

Ich könnte die Liste hier noch um einiges erweitern.

Wo wird für Sie das Reich Gottes sichtbar?

Welche Menschen zeigen Ihnen, dass das Reich Gottes unter uns ist?

Setzten wir uns ein, für eine bessere, gerechtere Welt, in der das Reich Gottes spürbar und sichtbar ist. 

Geistliches Wort - 4./5. KW 2021 - von Diakon Erwin Helmer, Betriebsseelsorge Augsburg

Der Sonntag hat Geburtstag

Ja, tatsächlich! In wenigen Wochen wird der „Sonntag“ genau 1.700 Jahre alt. Ein Edikt von Kaiser Konstantin I. aus dem 4. Jahrhundert beweist es. Zuvor hatten die ersten Christen keinen eigenen Feiertag der Auferstehung Jesu Christi, sie feierten anfangs am jüdischen Sabbattag ihren „Herrentag“. Sie brachen das Brot und feierten Danksagung, allerdings oft unter Lebensgefahr. Aus dem 3. Jahrhundert, während der Christenverfolgung unter dem römischen Kaiser Diokletian, wird von dem Glaubenszeugnis einer Christin berichtet. Vor dem Verfolgungsgericht bekannte sie sich zum Sonntagsgottesdienst: "Jawohl, ich bin zur Versammlung gegangen und habe des Mahl des Herrn mit den Brüdern geteilt, weil ich Christin bin."

Für dieses klare Bekenntnis musste sie den Märtyrertod sterben, wie tausende ihrer Glaubensgeschwister. Weil sie Christin war, konnte sie nicht anders.

Der Geburtstag des „Sonntags“ (dies solis)

Erst am 3. März des Jahres 321 nach Christus wurde unter Kaiser Konstantin I. für das römische Weltreich der Sonntag (dies solis, also der Tag der Sonne) endlich zum „Staatsfeiertag“. Im Erlass des Kaisers hieß es:
"Alle Richter, Stadtleute und Gewerbetreibenden sollen am verehrungswürdigen Tag der Sonne ruhen."

Seither ist der Sonntag vor allem in den christlich geprägten Ländern der wöchentliche arbeitsfreie Feiertag. Mehrfach in der Geschichte allerdings wurde der Sonntag wieder abgeschafft - zur Zeit der französischen Revolution 1789, während der Industrialisierung in Europa Mitte des 19. Jahrhunderts und auch durch die kommunistische Revolution im Jahr 1919 in der Sowjetunion. Aber alle Versuche, den Sonntag zu eliminieren, scheiterten letztlich.

Kampf um den Sonntag

Gerade in den letzten Jahren verzeichnen wir in Deutschland eine Zunahme der Sonntagsarbeit und immer neue Versuche wirtschaftsliberaler Kreise
(HDE - Handelsverband des Deutschen Einzelhandels, FDP etc.), rund um die Uhr verkaufen und produzieren zu können. Andererseits spüren viele Menschen, dass der Sonntag und die Produktionspausen die eigentlich kreativen Kräfte in unserem Leben sind. „Ohne Sonntag gibt es nur Werktage“, sagen die Kirchen und stehen ein für das Recht auf Erholung und Entschleunigung.

Der Sonntag hat große Bedeutung für unser Zusammenleben und für unsere Zukunft. Als gemeinsamer freier Tag ermöglicht der christliche Sonntag die Begegnung und das lebendige Gemeinschaftsleben vieler Menschen. Als Tag der Nachhaltigkeit trägt er wesentlich bei zur Entschleunigung unserer Zeit und zur Bewahrung der Schöpfung Gottes. Als Tag der Ruhe und Besinnung ermöglicht er das „Abschalten“ und Regenerieren der Menschen und er kuriert als Tag der „Heilung der Beziehungen“ die Beziehung der Menschen zu einander, zu sich selbst und zu Gott (Papst Franziskus).  

Sonntagsallianz für eine erneuerte Sonntagskultur

Vor 15 Jahren haben wir in Deutschland und auf europäischer Ebene die „Allianz für den freien Sonntag“ gegründet. Die Betriebsseelsorge und die KAB gehören zum Kern der Sonntagsallianz, die in den vergangenen Jahren auch juristisch gegen verkaufsoffene Sonntage vorgeht. So haben wir in Deutschland (auch in Augsburg und in der Diözese Augsburg) mehr als 200 Klagen gewonnen und damit viele Verkaufssonntage verkleinert oder abgeschafft.

„Wer den Sonntag feiert, bekennt, Christus ist auferstanden, er lebt!“ So schreiben die Kirchen in einem gemeinsamen „Wort zum Sonntag“. Als Christen sind wir Zeugen der Auferstehung und gerufen, mehr und mehr „österliche“ Menschen zu werden. An unserem Sonntagsverhalten sollten die Menschen ablesen können, wie wir zu ihm stehen. Das 1700-jährige Jubiläum des Sonntagsschutzes am 3. März 2021 ist ein guter Anlass, um den Sinn des Sonntags in seinen verschiedenen Facetten heute neu bewusst zu machen.

Helfen Sie mit!

Hinweise zum Informieren und Mitmachen:

•    Homepage der Sonntagsallianz:
      https://allianz-fuer-den-freien-sonntag.de/

•    Podcastreihe der Betriebsseelsorge „1700 Jahre – Freier Sonntag“.
      Start ist Mittwoch, 3. Februar um 10 Uhr. 
      Mein Beitrag dann am Mittwoch 10. Februar, 10 Uhr.   
                           

Genaueres demnächst hier:
Hört doch mal rein!

Geistliches Wort - 2./3. KW 2021 - von Pastoralreferentin Martina Berndt-Hoffmann, Betriebsseelsorge Weißenhorn

Sternstunde

Vor über 90 Jahren erschien das Buch „Sternstunden der Menschheit“ von Stefan Zweig. Darin erzählt er in Geschichten über von ihm entdeckte entscheidende (Wende-) Punkte der menschlichen Geschichte.

Rund um den Jahreswechsel haben in den Medien Rückblicke Hochkonjunktur, die von „Sternstunden“ des zurückliegenden Jahres berichten- sei es in Wissenschaft, Politik, Gesellschaft oder Kunst.

Am 6. Januar wird in den Gottesdiensten die biblische Geschichte einer Sternstunde vorgelesen: die Geschichte der Sterndeuter aus dem Osten. Sie haben den Stern aufgehen sehen. Sie erkennen die Bedeutung dieses Sternes und machen sich auf, dem Stern auf seinem Weg zu folgen. „Als sie den Stern sahen, wurden sie von großer Freude erfüllt. Sie gingen in das Haus und sahen das Kind…“ Der Stern führt sie an die Krippe und gibt ihrem Leben eine neue Wende und Bedeutung.

Vielleicht gab es bereits in unserem Leben solche Sternstunden? Stunden, die in unserem Leben etwas geändert oder entscheidend beeinflusst haben? Vielleicht die erste Begegnung mit meinem/r Partner/in oder die Geburt eines Kindes, der richtige Arbeitsplatz, der gute Rat eines Freundes oder die ärztliche Hilfe in einer Krankheit? Auch im Ehrenamt von Betriebs- und Personalräten gibt es Sternstunden wie etwa der Abschluss eines lange erkämpften Tarifvertrags, die Erhaltung des Produktionsstandorts oder Verhinderung des geplanten Stellenabbaus.

Ob das vor uns liegenden Jahr auch solche Sternstunden für uns bereithält? Wir wissen es nicht. Wir können aber offen sein und versuchen, in diesem Jahr unsere Welt zu Wohl aller mitzugestalten- begleitet von der Hoffnung und der Zuversicht, dass der Stern, der die Sterndeuter so gut zur Krippe begleitet hat, auch uns auf unseren Wegen begleiten wird.

Geistliches Wort - 53. KW 2020 und 1. KW 2021 von Pastoralreferent Thomas Hoffmann, Betriebsseelsorge Weißenhorn

Denn die einen sind im Dunkeln
und die andern sind im Licht.
Und man sieht die im Lichte
die im Dunkeln sieht man nicht.      (Bert Brecht)

Das Volk, das im Dunkel lebt, sieht ein helles Licht;
Über denen, die im Land der Finsternis wohnen, strahlt ein Licht auf.
Du erregst lauten Jubel und schenkst große Freude.
Denn uns ist ein Kind geboren … und der Friede hat kein Ende.      (Jesaja 9)

Die Zeilen Bert Brechts gelten noch:

Wer nicht im Rampenlicht der Gesellschaft steht, wird meist nicht gesehen. Dies gilt für sämtliche Lebensbereiche, auch für die Arbeit. Das war in diesem ganz besonderen Jahr kein bisschen anders -  trotz Klatschen und der Diskussion um relevante Berufe.

Gleichzeitig denke ich an all die, die sich in Betrieben, Einrichtungen, in KAB, Gemeinde, Gewerkschaft und wo immer sonst täglich einsetzen für andere – oft besonders für die, die prekäre oder schlecht bezahlte Arbeit leisten.

Dort leuchtet für mich bereits etwas auf von dem weihnachtlichen Licht, von dem der Prophet Jesaja in der Bibel spricht. Ein Danke allen, die etwas dazu beitragen, dass es heller und wärmer wir in unserer Arbeitswelt und in unserer Gesellschaft.

Lassen wir uns hineinnehmen in das Geheimnis von Weihnachten, das in unsere Situation hinein von Licht, Neuanfang, Ermutigung erzählen will.

Geistliches Wort - 51./52. KW 2020 - von Gemeindereferentin Regina Wühr, Geistliche Begleiterin der KAB

Anders als sonst?!

Ja, in diesem Jahr ist sie anders als sonst, die Adventszeit, und auch das Weihnachtsfest und Silvester werden „dank“ Corona anders verlaufen. Und die Bandbreite, wie Menschen darauf reagieren, ist groß. Manche vermissen die vielen Adventsfeiern und Weihnachtsmärkte, die damit verbundene „Stimmung“ und das gesellige Miteinander, anderen war der ganze Weihnachtsrummel schon immer zu viel. Manche begrüßen die (erzwungene) Ruhe, weil die sogenannte „staade Zeit“ nun endlich ihren Namen verdient und sind froh, auf diese Weise mancher „Verpflichtung“ entgehen zu können. Manche waren schon immer der Meinung, dass weniger mehr ist, andere vermissen den gewohnten Ski- oder Wellnessurlaub. Manche sehen durchaus die viel zitierte Chance in der Krise und ergreifen sie, während andere das nicht mehr hören können, sondern alles nur als ungeheure Zumutung empfinden.

Und nein, in diesem Jahr ist nicht alles anders als sonst. Der Grund, warum wir Advent und Weihnachten begehen, ist derselbe geblieben: Gott ist in Jesus Mensch geworden, so sagt es die christliche Weihnachtsbotschaft. Seine Geburt in und unter prekären Umständen steht im Gegensatz zu Zuckerguss und (Familien-)Idylle, die es meistens selten gab und gibt. Er lässt sich auf unsere äußere und innere Armut ein, ist Gott für, mit und unter uns. Das zu glauben, mag manchmal eine ungeheure Zumutung sein – nicht nur in Coronazeiten.

Wie jedes Jahr werde ich auch heuer meine ererbte Familien-Krippe aufstellen: billige Gipsfiguren, von denen die Farbe abgesprungen ist; der Esel hat ein Ohr verloren, der Ochse die Hörner, ein Elefant die Stoßzähne, einer aus dem Gefolge der Könige die Hand, das Kind liegt in einer wackeligen Futterkrippe… Diese Figuren sind mir sehr kostbar, denn sie haben mir geholfen, die Weihnachtsbotschaft zu verstehen und zu verinnerlichen: Wir sind verletzbare Wesen und leben in einer angeschlagenen Welt. Das ist unsere Lebenswirklichkeit. Und genau in dieser Realität ist Gott real präsent. Das berührt mich jedes Jahr aufs Neue.

Und wie ist es bei Ihnen? Hier ist Platz für Ihre Gedanken…

Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Advents- und Weihnachtszeit, die in Vielem anders ist als sonst!

Geistliches Wort - 49./50. KW 2020 - von Pastoralreferent Christian Dorn, Cityseelsorge Memmingen

Sich im Ungeborgenen geborgen wissen

In den Räumen der Cityseelsorge Memmingen waren im September und Oktober dieses Jahres Kalligraphien in einer Ausstellung zu bewundern. Zu der Zeit hatte ich gerade neu bei der Cityseelsorge begonnen. Gerne bin ich immer wieder an den guten Worten und Sinnsprüchen vorbeigegangen und habe mich von der einen oder anderen Aussage inspirieren lassen.

Zwei Zitate haben es mit besonders angetan. Auch aufgrund der außergewöhnlichen Zeiten, in denen wir alle miteinander gerade leben. Die Zitate haben in mir die Frage aufkommen lassen: Erleben glaubende Menschen eine solche Zeit anders?

Das erste Zitat stammt von Pablo Picasso. Er spricht von den Menschen, die „im Ungeborgenen sich geborgen wissen“. Das sind für ihn jene, die sich auf Wagnisse einlassen und Wege beschreiten, deren Ziel noch unbekannt ist. Natürlich haben wir alle uns den Weg durch diese Pandemie nicht freiwillig ausgesucht. Und doch stelle ich mir die Frage: Könnte das nicht ein Merkmal für einen Glaubenden sein, dass er sich im Ungeborgenen geborgen weiß? Aus dem Alltag gerissen werden, Einschränkungen erleiden, Gewohntes und Erprobtes vermissen, sich ganz neu organisieren müssen – das erleben Glaubende wie Nicht-Glaubende. Erleben sich aber Glaubende in ungeborgenen Zeiten als geborgen? Geborgen bei Gott, der uns auch in der Ungewissheit führt, ohne dass er für uns wirklich greifbar oder verfügbar wäre?

Ich stoße auf eine zweite Kalligraphie. Dort ist zu lesen: „Er lässt mich lagern auf grünen Auen und führt mich zum Ruheplatz am Wasser.“ Ein Vers aus Psalm 23. Der Herr, mein Hirte. Er ist ein Hirte, der gerade dann bei mir ist, wenn ich durch ein finsteres Tal gehe. Einen Weg, von dem ich weder Verlauf noch Ziel kenne. Gott ist also kein Hirte, der mir alle Mühsal und alle Erschwernisse des Lebens erspart, der mich in Watte packt. Und doch bezeugt der Psalm ihn als einen Gott, der Licht und Leben schenkt, den Durst stillt, mich begleitet und mit vorausgeht. Er schenkt eine Geborgenheit, die mich Ungeborgenen geborgen sein lässt.

Ich stelle mir die Frage: Vertraue ich mich diesem Hirten an?

Geistliches Wort - 47./48. KW 2020 - von Pastoralreferent Ulrich Hoffmann, KAB Kreispräses Iller-Donau

„Sorgt Euch nicht!“?

Doch – ich mache mir Sorgen! Sorgen um Andere und um mich selbst! Und ich kenne kaum einen, der das in diesen Tagen nicht tut. Da sind Eltern in der Sorge um Ihren Arbeitsplatz und die Unterbringung ihrer Kinder. Da sind Geschäftsleute in der Sorge um ihre berufliche Existenz. Da sind ältere und gesundheitlich vorbelastete Menschen. Da sind nahezu alle in Notfalldiensten, in Kliniken und Heimeinrichtungen Beschäftigten. Diese Aufforderung aus der Bibel (Mt 6, 25) provoziert mich gerade in diesen Tagen!

Mir fällt auf, dass sich Kommunikation verändert hat, hier in meiner Nachbarschaft oder auch am Telefon, in den zahlreichen Videokonferenzen, die ich gelernt habe, und in privaten Mails, die ich erhalte. Irgendwie substanzieller, persönlicher, auch ehrlicher. „Bleiben Sie gesund – bleiben Sie zuversichtlich“ - das höre und lese ich immer wieder.
Und dann regen mich die „Hamsterkäufer“ auf, die Panik machen, weil sie „bunkern“, als stünde der Atomkrieg bevor. Und die Verschwörungstheoretiker, Corona-Leugner, die sich als „Quer-Denker“ sehen, gehen mir auf den Geist. Auch die machen sich Sorgen, ja! Aber, sie lassen sich von der Fixierung auf mögliche Einschränkungen in der Versorgung oder befristete Freiheitsbeschränkungen blenden und bemerken vielleicht gar nicht die eigene Rücksichtslosigkeit.

Sorgt euch nicht maßlos! Treibt euch nicht selbst in die Verzweiflung! So könnte es Jesus vielleicht gemeint haben. Und bestimmt hat er auch aus seinem Glauben an den gütigen Vater keinen Hehl gemacht: Gott wird uns nie im Stich lassen, was auch immer wir erleben und durchmachen müssen. Dieses Vertrauen wünsche ich mir und uns!

Geistliches Wort - 45./46. KW 2020 - von Peter Ziegler, KAB-Diözesansekretär Augsburg

„Ich feier´ den voll“ oder: Was Allerheiligen mit der Pandemie zu tun haben könnte…

In diesen Tagen feiert die Kirche Allerheiligen. Ich weiß ja nicht, wie es Ihnen geht: Feiern sie Ihren Namenstag? Haben Sie sich schon einmal Gedanken über den Menschen gemacht, der den gleichen Namen wie Sie trägt oder dessen Namen Sie tragen? Bei mir ist das relativ einfach – sogar meinen Namenstag kennt jeder. Leichter wird es mit so einem „Fels“ auf den Schultern nicht unbedingt…

Allerheiligen ist ein Fest für all jene, die mit „ihrem“ Heiligen nicht so viel zu tun haben oder die vielleicht gar keinen finden konnten. Es steht dafür, dass wir Vorbilder in unserem Leben brauchen – ich denke mir oft, dass tote Vorbilder, die vor vielen Jahrhunderten gelegt haben, nicht unbedingt hilfreich sind.

Deswegen habe ich mir mal die Seligpreisungen angesehen, die in den katholischen Gottesdiensten an diesem Fest im Mittelpunkt stehen. Und da ist mir aufgefallen: „Selig“ oder „Heilig“ zu sein ist total aktuell. Selig preist Jesus all die, die sich mit Ungerechtigkeiten nicht abfinden wollen, die sich einsetzen für die zu kurz Gekommenen, die sich für ein friedliches Miteinander einsetzen.

Unweigerlich komme ich bei diesen Gedanken nicht nur zu den engagierten Betriebs- und Personalräten, die das zu ihrer Hauptaufgabe gemacht haben, sondern auch zu all denjenigen, deren Arbeit seit jüngster Zeit auch offiziell „systemrelevant“ genannt wird. Ich denke daran, wie sie auch über ihre Kräfte hinaus Einsatz gezeigt haben und die daher selig zu preisen sind. Es bleibt zu hoffen, dass dieser übermenschliche Einsatz nicht bald wieder notwendig wird…

Übrigens: Wem die Formulierung „Selig ist, wer…“ zu altbacken daherkommt, dem empfehle ich eine Redewendung, die ich von meiner Tochter gelernt habe: „Ich feier´ den voll!“ Vielleicht klingt das etwas zeitgemäßer…

Ein Video dazu:

https://www.facebook.com/watch/?v=2567408420198261

Geistliches Wort - 43./44. KW 2020 - von Pastoralreferent Hans Gilg, Betriebsseelsorge Augsburg

Klein oder groß

Wichtig oder unwichtig

Mächtig oder ohnmächtig

Schnell sind die Plätze verteilt

 Kann man nichts dagegen tun. Jeder ist seines Glückes Schmied

Ist halt so!

Bei euch aber soll es nicht so sein – so sagt uns Jesus

 

Stell dich in die Mitte

Steh auf

Erhebt eure Häupter

…und er erhöht die Niedrigen

 

Ist halt Augenhöhe. Gott sei Dank

 

Geistliches Wort - 41./42. KW 2020 - von Pastoralreferentin Dorothee Schindler, Betriebsseelsorge Allgäu

7. Oktober – Weltgedenktag der menschenwürdigen Arbeit

Seit 2008 wird dieser „Weltgedenktag der menschenwürdigen Arbeit“ international begangen.

Menschenwürdig: Der Würde des Menschen entsprechend. Ein Wort, dass selbstverständlich für uns sein sollte in unseren Tagen – jetzt 2020 – heute. Und wenn ich in die Arbeitswelt schaue, dann sehe ich, dass diese Selbstverständlichkeit noch lange nicht geben ist.

Menschen die unter „unwürdigen“ Bedingungen arbeiten:

  • Menschen, die arbeiten für einen Lohn, der nicht zum Leben reicht.
  • Menschen, die Arbeitszeiten haben, die kaum Raum für Erholung bieten.
  • Arbeitsräume und Produktionsprozesse, die Menschen an ihre gesundheitlichen Grenzen bringen
  • Arbeitgeber, für die Menschen nur Zahlen mit Kostenfaktor sind.
  • Arbeit, an der „höher-weiter-besser“ der Einzige Antrieb ist: Profit vor Menschen
  • Menschen, die als Leiharbeiter ständig um ihren Arbeitsplatz fürchten müssen. 
  • Menschen, die arbeiten und doch Angst haben müssen vor der Altersarmut

Der Weltgedenktag der menschenwürdigen Arbeit zeigt uns auch dieses Jahr, dass wir uns einsetzten müssen für gute Arbeit in der Welt, aber auch hier vor Ort.

Ich möchte mit diesen Impuls mit einem Gebet abschließen:

„Herr unser Gott, das Unrecht in der Welt der Arbeit schreit zum Himmel, besonders dort, wo die Würde der Menschen mit Füßen getreten wird. Darum sende aus deinen Geist, damit wir in deinem Namen die Stimme erheben für Recht und Gerechtigkeit und eine menschenwürdige Arbeit für alle. Sende aus Deinen Geist und wecke das Gewissen aller, die sich aus Gleichgültigkeit oder Gewissenlosigkeit über das Recht und die Menschenwürde der Arbeiterinnen und Arbeiter hinwegsetzen.“
(Bausteine für Gebetseinheit am 7. Oktober, KAB Münster)

Geistliches Wort - 39./40 KW 2020 - von Diakon Erwin Helmer, Betriebsseelsorge Augsburg

1700 Jahre Sonntag -  3. März 321 – 2021           

Liebe Leserinnen und Leser.

Ja, der Sonntag, besser der Sonntagsschutz, hat tatsächlich einen Geburtstag. Ich habe ihn ausgegraben. Der öffentliche Sonntagsschutz wurde am 3.März des Jahres 321 nach Christus durch ein Edikt von Kaiser Konstantin I. zum ersten Mal für das Römische Reich festgelegt.
Im Wortlaut heißt es:
„Alle Richter, Stadtleute und Gewerbetreibenden sollen am verehrungswürdigen Tag der Sonne ruhen.“
Somit wird der Sonntagsschutz am 3.März 2021 genau 1700 Jahre alt und das werden wir am 3.März in Köln begehen und feiern und ab jetzt mit zahlreichen Aktionen, Projekten und Wettbewerben vorbereiten.

Sonntagsschutz in Gefahr
Es ist gerade einmal sieben Monate her, da kam der Handelsverband Deutschland-HDE auf die glorreiche Schnapsidee, den Sonntagsschutz im Grundgesetz zu ändern. Auch die FDP und weitere wirtschaftsradikale Kräfte fordern permanent weitere Sonntagsöffnungen.
Aber Gott sei Dank gibt es seit 14 Jahren die „Allianz für den freien Sonntag“ und wir halten mit aller Kraft dagegen. Und mit uns eine ganze Reihe von bedeutenden Unterstützern und solidarischen Organisationen.

Sonntag – Tag der Heilung der Beziehungen
Viele Menschen können mit dem christlichen Sonntag nichts mehr anfangen. Ihnen müssen wir bewusst machen, welch hohen Wert der gemeinsame, arbeitsfreie, bewusst gestaltete Sonntag für uns alle hat. Papst Franziskus hat den Sonntag neulich als „Tag der Heilung der Beziehungen“ bezeichnet. Ein schöner Begriff!
Im Sonntag steckt Heil, Sonntag macht heil. Am Sonntag geschieht Heilung, er ist der Tag der Heilung, der Tag des Heilands.
So gesehen dürfen wir uns freuen, wenn Woche für Woche die Beziehung zu Gott geheilt wird und damit auch die Beziehung zu meinen Mitmenschen und die Beziehung zu mir selbst.  

Sonntagsschutz gewinnt
Ende Juli diesen Jahres erreichte uns die wichtige juristische Nachricht, dass Verdi und die KAB in Bayern ein weiteres bedeutendes Urteil erwirkt haben und somit Rechtsgeschichte schreiben. Ab jetzt ist es gut möglich, auch ältere sogenannte „Verordnungen“ zu Sonntagsöffnungen von Kommunen zu beklagen. Bisher war das nur bis zu einem Jahr nach Inkraftsetzung möglich. Das stärkt unsere Initiativen vor Ort.

Wir werden jetzt verstärkt, den Schutz des Sonntags, bessere und kürzere  Ladenöffnungszeiten und ein „Recht auf Nicht-Erreichbarkeit“ in die öffentliche Diskussion einbringen.
Denn: Ohne Sonntag gäbe es nur Gehetze.
          Ohne Sonntag wäre nur Werktag.
          Ohne Sonntag keine Zeit für Familienfeiern.
          Ohne Sonntag täglich Lärm und LKW-Verkehr.
          Ohne Sonntag keine feierlichen Gottesdienste.
          Ohne Sonntag … ist alles nichts!

Wir suchen Menschen und Gruppen,
denen der gemeinsam freie Sonntag etwas bedeutet und die im Herbst 2020/ Frühjahr 2021 zum Thema Sonntag aktiv werden möchten.  

Wir bieten an:
•    Vorlagen für Gottesdienste und Aktionen
•    Vorlage für Teilnahme an unserem Wettbewerb
•    Video-Statements zum Thema „Sonntag“
•    Unseren neuen NEWSLETTER u.v.m.

Gut geeignet für kreative Menschen, für Schulklassen, Kindergärten, Betriebe, Pfarr-Gemeinden ...

Bitte bis 3. Februar 2021 per Mail einreichen an: Sonntagsallianz erwin.helmer@web.de       
Homepage: www.allianz-fuer-den-freien-sonntag.de                 

Wir freuen uns auf Ihren Beitrag!

Erwin Helmer, Betriebsseelsorger
Mobil 0160  - 9784 9513

Geistliches Wort - 37./38. KW 2020 - von Pastoralreferentin Martina Berndt-Hoffmann, Betriebsseelsorge Weißenhorn

Wegbegleiter

Im vergangenen Urlaub ist mir beim Wandern wieder einmal bewusst geworden, wie schön und wohltuend ein Wegbegleiter ist. Mein Mann Thomas hat diese „Rolle“ seit vielen Jahren. Wir besprechen vorher gemeinsam unseren Weg. Er muntert mich unterwegs auf, wenn ich müde oder ein wenig mutlos werde. Und manchmal unterstützt er mich mit kleinen Hilfestellungen, z.B. wenn er mir feste Tritte beim Überqueren eines Baches zeigt. Zusammen bewundern wir auch die Berge und genießen die Brotzeit. Es macht einfach Freude, gemeinsam unterwegs zu sein.

Was für das Wandern im Urlaub gilt eigentlich auch für den Alltag. Es ist gut, nicht allein unterwegs zu sein, sondern die Unterstützung und Wegbegleitung von Familie, Kollegen/innen, Freunden/innen oder Gleichgesinnten (in der KAB oder Gewerkschaft) zu haben.

Schon als Jugendliche hörte ich bei den Treffen der CAJ den wichtigen Satz: „Ein CAJ-ler/ eine CAJ - lerin macht nie etwas allein“. Wie viel Weisheit in diesem Grundsatz steckt, durfte ich immer wieder erleben- damals wie heute: mit einem oder mehreren Wegbeleitern/innen unterwegs zu sein motiviert, macht Mut und Freude, schenkt neue Ideen und gibt Kraft. Eine schwierige Arbeit lässt sich leichter schultern und eine Aktion gelingt nur gemeinschaftlich.

Auch die Bibel weiß um den Wert von Wegbegleitern und erzählt davon. Im Buch Tobit ist beispielsweise zu lesen von einem jungen Mann, Tobias, der mit einem Wegbegleiter unterwegs ist, Gefahren übersteht und schließlich gereift nach Hause zurückkehrt.

Ich wünsche ihnen/ euch allen für die Wege der kommenden Zeit gute und hilfreiche Begleiter/innen- aber auch einen Blick dafür, wo wir selbst Wegbegleiter/in sein können oder sollten.

Martina Berndt-Hoffmann

Geistliches Wort - 35./36. KW 2020 - von Pastoralreferent Thomas Hoffmann, Betriebsseelsorge Weißenhorn

Sehnsucht nach einer neuen Normalität

Eigentlich normal, in der Ferienzeit so zu fragen, dieses Jahr freilich mit einem Beiklang: Wie verbringen Sie den Urlaub? Mit welchen Gefühlen machen Sie sich auf den Weg? Oder verzichten Sie (un)freiwillig auf einen Urlaub? Wir werden uns in die Berge aufmachen. Ich merke, wie sehr ich eine Erholung brauche, und weiß gleichzeitig nicht, ob sie sich unter den gegebenen Bedingungen einstellt.

Das Wort Erholung begegnet gerade häufig:

Erholung vom anstrengenden Familienalltag mit Homeschooling; alle hoffen auf eine „wirtschaftliche Erholung“, ein Ende der Kurzarbeit mit ihren finanziellen Einschränkungen. Etwas erholt hat sich in diesen Zeiten die Natur: ausgefallene Flüge, weniger LKWs, weniger Individualverkehr, zurückgefahrene Produktion sorgten für Entlastung. Manche haben die Entschleunigung, ausgefallene Termine, die leeren Straßen als erholsam erlebt und vielleicht entdeckt, was im Leben wichtiger ist und was weniger - in einem weiten Sinne religiöse Fragen. Für andere dagegen klingt das wie Luxus pur - von wegen erholsame Entschleunigung: Unsicherheiten, existentielle Not dominieren den Alltag: Wie soll ich die Miete bezahlen, wenn die Kurzarbeit andauert oder gar eine Entlassung droht? Wie lange kann ich die erzwungene Einsamkeit noch aushalten? Wie werde ich die Corona-Erkrankung überstehen – und ich kenne schwer, ja sehr schwer Erkrankte? Welche Erfahrungen machen Sie?

Erholung, Urlaub, Sehnsucht nach Normalität:  Endlich wieder ohne Einschränkungen reisen, sich mit Freunden treffen, Geburtstage und Hochzeiten feiern, mal wieder ins Restaurant gehen oder ins Kino, miteinander Gottesdienst feiern, singen und musizieren, Sport treiben – ganz normal eben. Meine Sehnsucht nach Normalität richtet sich freilich nicht auf die Normalität verstopfter Straßen, des alltäglichen Wahnsinns wie eh und je; ich wehre mich, die Normalität von Niedriglöhnen, von tariflosen und mitbestimmungsfreien Betrieben, von ausbeuterischen Arbeitsbedingungen nicht nur in der Fleischindustrie zu akzeptieren; Die Normalität der Benachteiligung derer, die auch in der Krise überproportional belastet werden, ich brauche sie nicht; Die Normalität eines Lebensstils auf Kosten anderer Mitmenschen weltweit, der Natur und künftiger Generationen will ich nicht. Eine Arbeit, die überfordert, Löhne und Renten, die zum Leben nicht reichen, ein Gesundheitswesens, das unter der Profitlogik leidet: wer wünscht sich im Ernst eine solche Normalität?

Vor 5 Jahren hat Papst Franziskus das Schreiben „Laudato si“ veröffentlicht. Um die Erde, „unser gemeinsames Haus“, zu bewahren, müssen, so schärft er ein, soziale Gerechtigkeit und Ökologie unbedingt zusammen gedacht werden. Franziskus beschließt sein Schreiben mit einem „Gebet für unsere Erde“, aus dem ich zitiere: „Allmächtiger Gott, gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten, … hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde, die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten. … Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.“

Es geht um eine andere, eine neue Normalität. Eine solche „neue Normalität“ lohnt unsere Sehnsucht, unsere Kreativität, unseren gemeinsamen Einsatz. Hierfür wünsche ich Ihnen und uns viel Kraft.

Geistliches Wort 33./34. KW 2020 - Gemeindereferentin Regina Wühr, Geistliche Begleiterin des KAB-Diözesanverbandes Augsburg

Zeit zum Aufatmen

„Ich möchte heute noch den Totenschädel jenes Mannes streicheln, der die Ferien erfunden hat.“ Dieses Zitat von Jean Paul (1763 – 1825) hatte ich während meiner Studienzeit an der Wand meines Zimmers hängen. Ich finde diese Aussage einfach originell. Mit ihr verbinde ich die Dankbarkeit gegenüber den Menschen (denn es war nicht nur e i n e r), die in der Vergangenheit lange vor unserer Zeit die gesetzliche Verankerung von jährlicher und dazu noch bezahlter Freizeit erkämpften. Während es längere zusammenhängende Schulferien bereits seit der Mitte des 18. Jahrhunderts gab, vergingen bis zur Einführung des Bundesurlaubsgesetzes im Jahr 1963, das einen Mindesturlaubsanspruch von 24 Werktagen garantiert, noch fast zwei Jahrhunderte. 1903 setzten Brauereiarbeiter erstmals drei Tage (!) bezahlten Jahresurlaub durch; heute kommen die meisten Arbeitnehmer/innen auf sechs Wochen Tarifurlaub. Das Wort Urlaub kommt übrigens vom mittelhochdeutschen „urloup“, d.h. „Erlaubnis“; es ist mir „erlaubt“, von der Arbeit wegzugehen und mich zu erholen.

Hinter der „Erfindung“ der Ferien und des Urlaubs steht die uralte Erfahrung, dass wir Menschen immer wieder „Ferien“ (lateinisch „feriae“: Festtage, die Ruhetage waren) vom Alltag brauchen. Wir können nicht rund um die Uhr aktiv sein kann; wir benötigen Erholungsphasen wie den Schlaf in der Nacht, die Freizeit nach der Arbeit, die Entspannung nach der Anspannung.

Bereits in der Heiligen Schrift ist die Rede von solchen Auszeiten. Die Schöpfungsgeschichte erzählt, wie Gott selbst am siebten Tag nach Vollendung seines Werkes ruht (Gen 2,2-3); darauf geht unser Sonntag zurück als wöchentlich wiederkehrender, gesetzlich geschützter Tag zum Aufatmen und Auftanken! Gott hat diese Zeiten des Aufatmens grundsätzlich für uns vorgesehen und will sie uns immer wieder neu erfahren lassen; denn, so heißt es im Psalm 23: „Er lässt mich lagern auf grünen Auen und führt mich zum Ruheplatz am Wasser. Meine Lebenskraft bringt er zurück.“ (Ps 23, 2-3a) Ähnliches lesen wir im Markusevangelium, wenn Jesus seine Jünger dazu einlädt, mit ihm an einen einsamen Ort zu kommen, wo sie allein sind und ein wenig auszuruhen (Mk 6,31). Mit diesen Texten verbinde ich eine absolut leistungsfreie Zone, in der ich nichts „abliefern“ muss und einfach ausspannen darf, Gott sei Dank!

Ich habe meinen Sommerurlaub noch vor mir und werde „dank“ Corona heuer nicht groß verreisen. Warum auch, wenn er auch in schöner Umgebung fast vor der Haustüre möglich ist? Ich habe vor, den einen oder anderen Besinnungs- und Meditationsweg zu gehen, von denen es in Bayrisch-Schwaben und darüber hinaus einige gibt, Verwandte zu besuchen, mit Freunden in einen Biergarten zu gehen, auf einer Wiese zu liegen und den Wolken am Himmel zuzusehen, ein spannendes Buch zu lesen und dabei ein gutes Glas Wein zu trinken, auf meiner Loggia zu sitzen und an gar nichts zu denken, allenfalls mit einem Lächeln an den Ausspruch von Jean Paul…

In diesem Sinn wünsche ich Ihnen trotz bzw. gerade wegen Corona erholsame und entspannende Sommertage, was auch immer Sie vorhaben!

Geistliches Wort - 31./32. KW 2020 - von Diakon Georg Steinmetz, KAB-Diözesanpräses und Leiter der Betriebsseelsorge Augsburg

Ruht ein wenig aus!

In fast jedem Betrieb, jedem Büro gibt es Urlaubspläne, die oft schon im Jahr davor mit den Terminen der Beschäftigten belegt werden. Es werden Urlaubsanträge gestellt, genehmigt oder abgelehnt. Und wenn es ganz heiß hergeht, wird sogar eine Urlaubssperre verhängt.

Urlaub planen, Urlaub machen, Urlaub beantragen, Urlaub buchen …

Selten werden wir ermutigt, mitzugehen an einen ruhigen Ort, denn geplanter, gemachter Urlaub ist oft alles andere als ein ruhiger Ort.

Unerreichbar sein, unverfügbar, ungeplant leben, kein Handy, Laptop und Terminkalender, das sind Merkmale ruhiger Orte.

Vor einigen Jahren ist mir einmal für einen kurzen Moment gelungen, ganz im Jetzt zu sein. Mitten im Schlick des Wattenmeeres wurde mir bewusst, dass überall auf der Welt Unrecht geschieht, die Gerechtigkeit mit Füßen getreten wird, Kriege geführt werden, Menschen in Not und Bedrängnis leben. Doch in diesem kurzen Moment, barfuß im Schlick des Wattenmeeres, war mir alles egal. Es war einfach nur schön hier zu sein, ganz den Moment, das Jetzt zu spüren und zu genießen.

Im 6. Kapitel des Markusevangeliums motiviert Jesus seine erschöpften Begleiterinnen und Begleiter, mit ihm gemeinsam zur Ruhe zu kommen:

"Kommt mit an einen einsamen Ort, wo wir allein sind, und ruht ein wenig aus!"

Genau dies versuche ich jetzt in diesen zwei kommenden Wochen und wünsche auch Ihnen und Euch allen, eine gesegnete Urlaubszeit, planlos und erholsam.

Georg Steinmetz

Geistliches Wort - 29./30. KW 2020 - von Diakon Georg Steinmetz, KAB-Diözesanpräses und Leiter der Betriebsseelsorge, Augsburg

Von guten Mächten wunderbar geborgen …

Diese Zeilen schrieb Dietrich Bonhoeffer in großer Bedrängnis, abgeschnitten von seiner Verlobten und seiner Familie. Seine Geschichte kennen wir und werden beim Singen dieses Liedes in seine Botschaft der Hoffnung mit hineingenommen.

Die Zahlen der Infizierten mit dem unheimlichen Virus haben Gesichter bekommen, betroffene Menschen werden sichtbar.

Die Kerze, das Zeichen der österlichen Hoffnung leuchtet den Menschen, die von dieser unheimlichen Krankheit heimgesucht werden.

Ihre Botschaft gibt Zuversicht:


Von guten Mächten wunderbar geborgen,
erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist mit uns am Abend und am Morgen,
und ganz gewiss an jedem neuen Tag!

Einer, der gerade wieder das Leben lernen muss sagt mir in einem Telefonat:

Es ist keine verlorene Lebenszeit!

Diese Zeit war und ist für ihn schwer, sagt er.
Jedoch ist es eine Lebenszeit, die erst in der Rückschau ihren Sinn erkennen lässt.

Allen erkrankten Menschen wünschen wir auf diesem Wege einen guten Weg der Genesung, Schritt für Schritt dem Ziel eines guten Lebens entgegen!

In Vertretung erkrankter Kollegen,

Ihr Georg Steinmetz, KAB-Präses und Leiter der Betriebsseelsorge

Photos: Georg Steinmetz

Geistliches Wort - 27./28. KW 2020 - von Pastoralreferent Christian Dorn, Betriebsseelsorge Allgäu

Auf den Punkt gebracht

Manches Mal tut es uns gut, etwas auf den Punkt zu bringen. Im Alltag verzetteln wir uns immer wieder in vielen wichtigen und teils auch nicht ganz so wichtigen Gedanken. Da braucht es ab und zu eine Zuspitzung, ein Fokussieren, damit unser Blick wieder klarer und schärfer wird. Ein Meister darin ist der US-amerikanische Franziskanerpater Richard Rohr. Mit dem folgenden Text möchte er unseren Blick fokussieren:

„Jesus bringt es auf den Punkt. Kannst du das Abbild Christi selbst in den geringsten Brüdern und Schwestern erkennen? Dies ist für ihn das einzige Kriterium im Blick auf das Jüngste Gericht. Nichts über Gebote, nichts darüber, wie oft du in die Kirche gegangen bist, nichts über die Unfehlbarkeit des Papstes: einzig und allein unsere Fähigkeit wahrzunehmen. Sehen wir Christus in den geringsten Schwestern und Brüdern? Sehen wir Christus in denen, die bei unseren Erfolgsspielen nicht mithalten können? Sie stinken. Sie sind eine Landplage. Sie leben von Arbeitslosengeld, von unseren Steuergeldern und liegen uns auf der Tasche. Wenn wir in ihnen das Abbild Christi sehen, dann sehen wir wirklich.
Entweder wir sehen das Antlitz Gottes in allem Geschaffenen, oder wir sehen es überhaupt nicht. Solange wir immer noch versuchen, irgendjemanden auszuschließen – Kranke, Flüchtlinge, Sozialhilfeempfänger, Schwule (oder wen immer wir uns zu hassen entschieden haben) – so lange haben wir’s noch nicht. Wir verstehen noch nicht, worum es wirklich geht. Die Fähigkeit, Außenseiter zu respektieren, ist wahrscheinlich die Nagelprobe auf das wahre Sehen. Das hört auch bei den Feinden und bei den geringsten Schwestern und Brüdern nicht auf. Es erstreckt sich auf Frösche und Stiefmütterchen und Unkraut. Alles wird bezaubernd. Ein Gott, eine Welt, eine Wahrheit, ein Leiden, eine Liebe. Wir können nichts anderes tun, als daran teilzuhaben.“

 

Geistliches Wort - 26. KW 2020 - von Pastoralreferent Ulrich Hoffmann, KAB Kreispräses Iller-Donau

„Was für ein herrliches Leben hatte ich! Hätte ich es nur früher bemerkt!"

So schrieb die französische Schriftstellerin Collette, als sie auf ihr Leben zurückgeblickt hat. Ein überraschender Satz wenn man bedenkt, dass Collette im 20. Jahrhundert zwei Kriege miterlebt hat und dass sie es als Schriftstellerin nicht leicht gehabt hatte: Trotz ihrer großen Begabung musste sie das Pseudonym ihres Mannes nutzen, um als Autorin tätig sein zu können. Ihr Mann nutzte diese Lage in jeder Hinsicht aus – ein „herrliches Leben“?

Erst in der Rückschau und mit zeitlichem und innerem Abstand können wir bewerten, was wir in einer bestimmten Phase unseres Lebens erlebt haben.

Wir durchleben alle im Moment eine außergewöhnliche Zeit, sind damit beschäftigt den Alltag zu bewältigen, sei es an unseren Arbeitsstellen, sei es im Home-Office, sei es in der Familie zu Hause. Viele Sorgen und Ängste treiben uns um. Die Öffnungen, die nun langsam greifen, sind gefährdet – wie im Moment das Beispiel Gütersloh zeigt.

Im Tod ist Leben! In diesem „Geheimnis des Glaubens“ will Gott uns auch heute begegnen. Auch heuer, in diesem Juni 2020, obwohl wir in diesem Jahr – rein äußerlich betrachtet – Ostern und Pfingsten kaum feiern durften.

Besonders denke ich an Familien, die stark unter den Einschränkungen gelitten haben und leiden, weil ihre alten Angehörigen in Alten- oder Pflegeheimen nicht besucht werden konnten, weil Kinder und Jugendliche von ihren sozialen Kontakten abgeschnitten waren, Eltern einen kaum zu bewältigenden Spagat zwischen Homeoffice, Homework und Homeschooling zu betreiben hatten oder weil Besuchsreisen auch innerhalb Deutschlands nicht stattfinden sollten.

So froh wir da über die Erleichterung der Digitalisierung und der neuen Medien sind, sie bleiben doch ein schwacher Trost.

Und doch ist er da, Gottes herrlicher Sieg über das Leben. Und so wünsche ich Ihnen und uns, dass wir dieses herrliche Leben bemerken und mit offenen Augen die aufbrechende Natur wahrnehmen und die für viele erzwungene Entschleunigung auch als Chance sehen, uns auf das Wesentliche zu besinnen.

Geistliches Wort - 23./24. KW 2020 - von Peter Ziegler, KAB-Diözesansekretär, Augsburg

Pfingsten in außergewöhlicher Zeit

Wohl selten haben wir Pfingsten so dringend gebraucht wie gerade jetzt: Ein Fest, das

  • die Türen öffnet,
  • uns herausführt aus der Isolation
  • unser Miteinander in den Mittelpunkt stellt und
  • dafür sorgt, dass wir uns über Länder- und Religionsgrenzen hinweg verstehen…

Aber auch das: Ein Fest, das uns beseelt von dem zu erzählen, was uns bewegt: von all den Erfahrungen, die wir in den letzten Wochen und Monaten gemacht haben. Da gibt es spirituelle Erfahrungen, die nur möglich waren, weil die Eucharistiefeiern abgesagt waren; da tauchte Gott in all den kleinen Solidaritäten auf, die plötzlich möglich waren und da wurden Jugendliche deutschlandweit aktiv, als sie sich an Ostern am so bezeichneten „stillen flashmob“ beteiligten. Da sind Beziehungen wieder neu gewachsen und auch der eine oder andere Geistergottesdienst ließ den Geist überspringen…

Meine Bitte an Euch und Sie: Spüren Sie all dem nach, was da an Neuem entstanden ist und machen Sie aus dem, was alles nicht geht, eine Gegenbewegung aus dem, was alles möglich geworden ist…

…und erzählen Sie davon!

Wenn ich recht überlege, hat der Geist bereits in den vergangenen zwölf Wochen mehr bewirkt als wir je erwartet hatten. Und wir dachten, wir seien auf uns allein gestellt…

Wieviel mehr kann nun aus diesem Pfingstfest entstehen, wenn wir dem Geist zutrauen, unsere Welt aktiv zu verändern…

Ich freu mich drauf…

Geistliches Wort - 21./22. KW 2020 - von Hans Gilg und Christine Jesse

„Diese Corona-Krise dreht gerade alles um.“

So die Worte eines Betriebsrates in einem Betrieb, der gerade sehr gebeutelt wird. Er hat Angst um das Unternehmen und die Arbeitsplätze.

Anders eine Erfahrung, die mir Christine Jesse  zugemailt hat und  die ich gern hier weitergebe:

Eine kleine Einladung zu einem Perspektivenwechsel
Wieviel hat sich doch in den letzten Wochen verändert. Nicht immer ist es leicht Gewohnheiten aufzugeben. Es hat mich aber auch zum Nachdenken gebracht. Wenn ich jetzt in meiner Pfarrkirche den Gottesdienst besuchen will, muss ich mich anmelden und beim Eingang wird dies auch kontrolliert. Dann kommt die Desinfektionsspritze und zuletzt bekomme ich eine Nummer zugeteilt. Und die netten Mitarbeiter der Pfarrei achten auch darauf, dass ich meinen Platz auch wirklich an der nummerierten Stelle einnehme, die mir für den aktuellen Gottesdienst zusteht. Zum Glück bin ich bei Gott nicht nur eine Nummer sondern ein ganz wertvolles, einzigartiges Geschöpf. Mit diesem Verfahren komme ich nicht unbedingt an meinen Lieblingsplatz. Und es kann auch sein, dass meine Eltern ganz wo anders im Kirchenschiff verstreut sitzen. Das hat mich aber auch zu einem Perspektivenwechsel heraus gefordert, einfach mal zu sehen wie es mir an diesem zugewiesen Platz geht. Vielleicht entdecke ich dann auch andere Bilder oder Dinge der Ausstattung, die ich an meinem Stammplatz gar nicht sehe, weil ich ihnen meinen Rücken zeige oder sie verdeckt sind. Es kann aber auch eine Entdeckung sein, mit wem (wenn überhaupt) ich noch die Kirchenbank teile und ich so vielleicht jemanden sehe, den ich sonst noch nie gesehen oder wahrgenommen habe.

Perspektivenwechsel kann auch nicht schaden, wenn man sich einmal in einer Runde an einem anderen Platz setzt und nicht auf seinem Stuhl „kleben bleibt“. Das habe ich schon öfters bei diversen Veranstaltungen oder Weiterbildungen gemacht. Es lohnt sich einmal zu versuchen sich in die andere Person hinein zu versetzen. Das lässt manche Konflikte vermeiden. Wenn ich meine letzte Platzkarte anschaue, dann kann es je nach Blickwinkel eine 6 oder eine 9 sein. In diesem Fall war es aber eine 6 und ich bekam den entsprechenden Platz gezeigt.

Perspektivenwechsel  kann und sollte vielleicht auch manchmal im Berufsleben sein, wenn man versucht,  sich in die Rolle des Mitarbeiters oder Chefs hineinzuversetzen oder wie es z. B.  einer Verkäuferin an der Kasse geht, die viele Stunden dort mit Mundschutz auskommen muss und in anderen Berufen wo es gar nicht anders geht. Das gilt auch für die Verantwortungsträger in Kirche und Gesellschaft. Da möchte ich auch nicht in deren „Haut stecken“.

Einen letzten Perspektivenwechsel will ich auch noch bei Jesus machen. Er lädt ein zum Dienen und nicht zum Herrschen. Bei der Fußwaschung an seinen Jüngern macht er das ganz deutlich und wie er handelt. Lassen wir uns von ihm da anspornen.

Bilder und Text: Christine Jesse

Geistliches Wort - 19./20. KW 2020 - von Pastoralassistentin Dorothee Schindler, Betriebsseelsorge Allgäu

Das Coronavirus hat unseren Alltag auf den Kopf gestellt. Shutdown, Ausgangsbeschränkungen und vieles mehr haben über Wochen unseren Alltag bestimmt und tun es teilweise bis heute.

Langsam soll wieder „Normalität“ einkehren. Läden öffnen, aus Ausgangsbeschränkung wird Kontaktbeschränkung.

An Abstandsregeln, das Tragen von Mund-Nasen-Masken und Hygienemaßnahmen müssen wir uns gewöhnen.

Bei all dem Trubel und den Vorschriften fällt mir ein Vers aus dem Römerbrief ein:

„Der Gott der Hoffnung aber, erfülle euch mit aller Freude und Frieden im Glauben, dass ihr immer reicher werdet an Hoffnung durch die Kraft des Heiligen Geistes“ (Röm 15,13)

Ein Zeichen, das ich persönlich mit diesem Bild der Hoffnung verbinde, ist der Regenbogen. Ein Zeichen, das man in manchen Fenstern in den letzten Tagen entdecken kann. Der Regenbogen von Kindern gemalt, als Zeichen, dass alles gut wird. Ein Zeichen, das zu tiefst religiös ist.

In guter Hoffnung können wir alle sein, ganz egal ob Mann oder Frau, jung oder schon etwas älter, weil jeder von uns getragen ist in Gott. In „guter Hoffnung“ können wir sein, auch wenn es schwer fällt angesichts der enorm hohen Zahlen von Menschen, die an dem Virus erkrankt sind, Angesichts der Zahlen von Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit, der wachsenden Doppelbelastung zwischen Homeschooling und Homeoffice, uvm.

Jeder hat in diesen Tagen sein Päckchen zu tragen. Aber in all dem Trubel dürfen wird die positiven Dinge nicht vergessen.

Machen wir uns immer wieder bewusst, wir können in „guter Hoffnung“ sein. Lassen wir uns doch immer wieder dazu berufen, Gott einen Patz in dieser Freude zu geben, damit der Heilige Geist in unserer Zeit wirken kann. Geben wir Gott einen Platz, jeder und jede auf seine eigene besondere Art und Weise. Wenn wir selbst in guter Hoffnung leben, wenn wir füreinander ein Ohr haben am Telefon oder per Brief, wenn wir einander unterstützen und Nächstenliebe sichtbar werden lassen, wenn wir füreinander beten… Die Reihe könnte hier noch länger sein. Ich denke jeder und jede hat seinen ganz eigenen Weg, um diese Freude Gottes im Leben und gerade jetzt sichtbar werden zu lassen.

Ihnen allen wünsche ich einen gesegneten Monat Mai und viele Momente voller „guter Hoffnung“.

Ihre
Dorothee Schindler

Geistliches Wort - 17./18. KW 2020 von Diakon Erwin Helmer, Betriebsseelsorge Augsburg

Die Chancen der Corona-Krise

Eigentlich haben wir die jährliche Fastenzeit schon hinter uns, Trotzdem verfolgen uns die Worte „Quarantäne“, Ausgehsperre und Coronakrise weiter auf Schritt und Tritt.

Das Wort „Quarantäne“ kommt aus dem Italienischen „quarantina“ oder auch Französischen „quarantaine“ und bedeutet „vierzig“. Im Mittelalter bereits wurde eine 40-tägige Absonderung wegen möglicher Seuchen ausgeübt. Ursprünglich geht das Wort auf biblische Ereignisse zurück. 40 Tage war Mose auf dem Sinai, bevor ihm Gott Jahwe die 10 Gebote - in Stein gemeißelt - offenbarte. 40 Tage fastete Jesus Christus in der Wüste, er widerstand dem Versucher, um dann, bestens vorbereitet, das Reich Gottes zu verbreiten. Die Zahl „40“ markiert also im christlich-jüdischen Verständnis eine erfüllte, eine abgeschlossene Zeit. Eine besondere Zeit der Vorbereitung, eine Zeit der Erwartung, eine Zeit der Selbstvergewisserung. Jesus beginnt nach der „Quarantäne“ mit der Verkündigung des Reiches Gottes: „Kehrt um und glaubt an das Evangelium!“ Er beruft sofort danach die ersten Jünger, er lässt sich durch Johannes im Jordan taufen und der Geist Gottes kam auf ihn herab.

Was aber kann diese „Corona-Quarantäne“ für uns heute bedeuten? Auch wenn wir diese Quarantäne so nicht geplant haben, kann sie uns doch eine Menge Erkenntnisse bringen. Was haben wir erfahren und was lernen wir daraus?

Aus der Krise lernen

Krisen sind Prüfungen, Krisen sind Chancen. Nach der ersten Schockstarre haben die Menschen ihre Kreativität wieder gefunden. Vieles wurde uns neu bewusst, vieles wird in unserem „kollektiven Gedächtnis“ bleiben. Und sicher werden die nächsten Jahre von diesen Erfahrungen geprägt sein. Zum Beispiel die Erfahrung, wie wichtig der persönliche und menschliche Kontakt, die offene und herzliche Begegnung mit Menschen ist und ebenso ein gesundes Umfeld in Familie und Verwandtschaft, mit den Nachbarn, mit alten und neuen Freunden und Bekannten. Diese Kultur muss allerdings - auch in besseren Zeiten – gepflegt werden. Es besteht noch Hoffnung, dass diese Welt durch die tiefe Erfahrung, wie verletzlich alles sein kann, jetzt neu entdeckt, was wesentlich und gut für das Leben ist. Respektvoller Umgang miteinander; dankbare Wertschätzung von Menschen, die uns – wie selbstverständlich - beliefern und umsorgen; Rücksicht auf die Nachbarn, auf die Älteren und Vorerkrankten; die Pflege von Gemeinschaft, Festen und Feiern. Am Ende der Krise werden wir alle  spüren: „Wir haben diese Krise gemeinsam gemeistert. Jeder und jede waren wichtig, um das Ziel zu erreichen.“ Das schweißt die Gesellschaft zusammen.

Die Wertschätzung der Arbeit

Ich weiß nicht, ob Sie es gemerkt haben, aber es wird weniger gemeckert. Kein Mensch kommt in der Krise auf die Idee, sich groß über Dieses und Jenes zu beschweren. Das Schimpfwort „schlechter Service“ existiert so nicht mehr, weil alle wissen: jetzt sind wir aufeinander angewiesen, jetzt kommt es auf jeden an. Und plötzlich geschehen kleine Wunder! Arbeit, die sonst kaum beachtet und wenig geschätzt wird, erfährt plötzlich eine Wahrnehmung, die vor kurzem noch kaum präsent war. Die Postbotin hört ganz neue Töne, wie „Danke für Ihren Dienst bei Wind und Wetter“. Der LKW-Fahrer wird dankbar hupend von Autofahrern begrüßt, Die Kassiererin im Supermarkt bekommt einen freundlichen Blick kostenlos geschenkt und noch dazu den ernstgemeinten Wunsch „Bleiben Sie gesund!“. Das Pflegepersonal erfährt Lob, Respekt und die Zusage: „Wir werden euch besser bezahlen!“ Die Reinigungsfrauen, die dem Virus an den Kragen gehen, erleben größte Hochachtung. Tausende von Freiwilligen engagieren sich trotz Ansteckungsgefahr in notwendigen Diensten. Was ist los in Deutschland? Hier scheint der Himmel nicht mehr weit. Darüber freuen wir uns als Betriebsseelsorge, KAB und CAJ, denn die „Wertschätzung der Arbeit“ - besonders der einfachen und oft übersehenen Arbeit – gehört zu den großen Themen unserer Bewegung. Arbeit hat göttliche Würde, weil der, der sie verrichtet, Person ist – so sagt uns die Soziallehre der Kirche.

Die Schöpfung Gottes hat eine Atempause

Durch die Coronakrise kommen wir ganz neu zum Denken. Zwar drohen nicht unerhebliche wirtschaftliche Schäden, die aber durch die Politik großzügig aufgefangen werden sollen. Und zweifellos profitieren in dieser Krise diesesmal weniger die Großkonzerne und Spekulanten, sondern eher Umwelt und Natur, unsere Lebensgrundlagen. Plötzlich können wir unsere Klimaziele für 2020 und 2021 wieder erreichen, plötzlich macht die Vergiftung der Erdathmosphäre durch Abgase, CO-2-Emissionen und Verkehr eine Pause, plötzlich kann die Schöpfung einmal tief durchatmen. Vielleicht können wir daraus für die Zukunft lernen, unsere Mobilität einschneidend zu verändern. Viele haben jetzt Home-Office eingerichtet und können sich Wege sparen. Urlaub im Inland und in der Region wird nicht nur in Österreich den eigenen Bürgern empfohlen. Jetzt gilt es umzusteuern und die Chancen zu nutzen für einen zukunftsfähigen Lebensstil. „Nachhaltig leben und arbeiten“ war und ist ein Schwerpunkt der KAB.

Welthandel ja – aber sozialer und ökologischer

Wir haben auch gelernt, dass der Welthandel nicht der Ideologie der total freien Märkte überlassen werden darf. Marktwirtschaft ja, aber nicht um jeden Preis. Zentrale Branchen der Wirtschaft müssen stärker reguliert werden. Wir haben ein starkes aber wir brauchen ein noch stärkeres Gesundheitssystem, das hauptsächlich von der öffentlicher Hand reguliert wird und das unabhängig vom Ausland agieren kann. Notwenige Intensivbetten, Krisenpläne und gesicherte Grundversorgung für alle muss das Ziel sein. Unterfinanzierte Krankenhäuser passen nicht in unsere Demokratie. Ebensowenig wie ausgegliederte, prekäre und unterbezahlte Arbeitnehmer.

Deshalb stehen wir an der Seite der Beschäftigten in der Pflege.

Alles hängt mit allem zusammen, deshalb müssen auch die Bedingungen für einen offenen Welthandel nun neu justiert werden. Wenn die Schleusen der Weltwirtschaft wieder geöffnet werden, müssen alle Geschäfte an die Einhaltung der Menschenrechte gebunden werden und insgesamt viel sozialer und ökologischer werden. Das neue „Lieferketten-Gesetz“ liegt bereits in den Schubladen des Entwicklungsministeriums. Die KAB-Deutschlands und unser „Weltnotwerk“ unterstützen aktiv diese Initiative. Bereits im Koalitionsvertrag wurde ein Lieferkettengesetz angekündigt. Wird es beschlossen, dann könnte das dem fairen und gerechten Welthandel einen Schub geben, denn fairer Welthandel ist das Gebot der Stunde. Nur faire und anständige Geschäftspartner sollen im Welthandel Zukunft haben, dafür stehen wir ein.

Demokratie hat sich bewährt

Erfreulich erscheint auch, dass die Politik und das demokratische Gemeinwesen in dieser Zeit der Krise einen vernünftigen Weg gewiesen hat. Es hat sich bewährt, dass wir in Deutschland eine funktionierende Demokratie haben, in der offen diskutiert werden kann. So wurde die Kompetenz der Virologen und Gesundheitsspezialisten ebenso wie das Wissen der weltweit agierenden Politiker in die beschlossenen Maßnahmen integriert. Momentan profitieren davon vor allem die regierenden Parteien, aber gleichzeitig kommen sachliche  Kritiker zu Wort und tragen trotz oft gegenläufiger Parteiinteressen die zentralen Maßnahmen mit. Ein Lehrstück für die freiheitliche Demokratie! Auch diese Erfahrung kann unsere parlamentarische Arbeit in Zukunft weiser und damit stabiler machen.

Betet für die Corona-Kranken!

Nicht vergessen möchte ich allerdings, dass auch aus unseren Kreisen mehrere Menschen mit Corona infiziert waren und sind. Einige waren sehr krank. Für sie und für alle Kranken wollen wir weiterhin beten. Im Vertrauen auf den Gott des Lebens, der uns in Jesus Christus den Weg der Hoffnung und der Liebe gewiesen hat.

Geistliches Wort - 15./16. KW 2020 - von Pastoralreferentin Martina Berndt-Hoffmann, Betriebsseelsorge Weißenhorn

„Ostern findet ja dieses Jahr nicht statt…“

Dieser Satz fiel neulich beim Essen in der Familienrunde. Und er geht mir bis heute nach. Es stimmt schon, Ostern findet heuer nicht statt wie wir es gewohnt sind. Wir feiern nicht zusammen in Gemeinschaft die Gottesdienste von Gründonnerstag bis Ostermontag, wir müssen auf Besuche bei Verwandten oder Freunden verzichten. Für uns als Familie bedeutet es, dass wir nicht wie seit vielen Jahren mit der Gemeinschaft der Missionsbenediktinerinnen in Bernried die Kar- und Ostertage leben und feiern dürfen.

Und trotzdem wird es Ostern werden…

Aber wie – frage ich mich. Wie kann ich das, was ich über viele Jahre an den Kar- und Ostertagen erlebt und „geübt“ habe, auch in diesem Jahr weiterleben? Das Internet und das Fernsehen geben mir die Möglichkeit, die Gottesdienste mitzufeiern, auch Texte für Hausgottesdienste gibt es.

Am Karfreitag will ich mich außerdem „einklinken“ in das klösterliche Gebet der Klagepsalmen und biblischen Klagelieder. Mit hinein nehmen in dieses Gebet werde ich in Gedanken alle, die Schweres zu tragen haben:

o   alle, die schwer am Corona-Virus erkrankt sind oder an einer lebensbedrohlichen Krankheit leiden,

o   alle, die um einen geliebten Menschen trauern,

o   alle, die unter erschwerten Bedingungen ihre Arbeit im Dienst an anderen Menschen leisten,

o   alle, die in Kurzarbeit sind und finanzielle Nöte haben,

o   alle, die um ihren Arbeitsplatz fürchten oder ihn bereits verloren haben,

o   alle die auf der Flucht sind,

o   alle, die unter Krieg und Gewalt leiden….

Und Ostern?

Dafür trage ich ein Hoffnungsbild in mir, das ich auf einem Spaziergang entdeckt habe: Veilchen, die ungeplant, vielleicht sogar unerwünscht, aus einer Mauerritze mit wenig Erde zum Blühen gekommen sind. Diese Blumen sind kleine Widerstandskämpfer, die mich an die österliche Hoffnung erinnern.

Ostern lässt mich auch in diesem Jahr hoffen: das Kreuz ist nicht das Ende. Das Leben ist stärker. Ostern findet dieses Jahr doch statt!

Vielleicht haben Sie, liebe Leser und Leserinnen, auch Hoffnungsbilder, die sie begleiten oder Erlebnisse, die sie etwas von der Bedeutung von Ostern spüren lassen? Dann schreiben Sie mir doch davon in einer Mail (betriebsseelsorge.iller-donau@kab-augsburg.org) Ich freue mich auf eine Nachricht von Ihnen.

Martina Berndt-Hoffmann, Betriebsseelsorge Iller-Donau

Segensgebet von Pfarrer Mathias Zimmermann.

Geistliches Wort - 13./14. KW 2020 - von Diakon Georg Steinmetz, KAB-Diözesanpräses Augsburg

Habt Mut und lebt aus der österlichen Hoffnung!

Die Natur grünt und blüht, der Weißdorn kündet den Frühling. Überall auf den Bäumen zwitschern die Vögel ihre wunderbare Melodie. Es scheint alles so friedlich und schön. Dennoch kämpfen viele Menschen, um ihre Gesundheit wieder zu erlangen. Viele kämpfen mit der Einsamkeit und innerer Leere. Es fühlt sich eigenartig an, denn ein unsichtbares Virus lähmt unser Leben. Wir sind aufgerufen herunterzufahren, das Leben neu zu sortieren, achtsam mit Nähe und Distanz umzugehen. Jetzt sind jene gefragt für uns da zu sein, die sonst nicht gesehen werden:

- Menschen in Kliniken, Pflege- und Altenheimen,

- diejenigen, die dort für kleines Geld sauber machen,

- Menschen, die Regale befüllen und an den Kassen sitzen,

- diejenigen, die Tag für Tag unsere Waren mit ihren LKW's an die Geschäfte liefern,

- jene, die unseren Müll dahin bringen, wo er hingehört,

- diejenigen, die uns mit Wasser und Energie versorgen,

- Menschen aus fernen Ländern, die unsere Senioren begleiten und unsere Früchte ernten …

Die Welt ist wie umgekrempelt, denn nicht die großverdienenden Manager und Börsenspekulanten sind systemrelevant, sondern die dienenden Menschen des Alltags mit kleinen Einkommen. Lernen wir daraus, auch ihnen mehr zu geben, um mit einem auskömmlichen Einkommen nach der Krise die finanziellen Sorgen zu lindern?

Mehrfach haben wir als Fernfahrerseelsorger die Fahrer aus den fernen Ländern eingeladen, mit uns gemeinsam eine Lenkpause einzulegen. Für unser Bistum hatten wir uns den Karsamstag Vormittag ausgesucht, wieder zu ihnen zu gehen, ihnen einen Osterhasen aus Schokolade und gute Worte mit dem Kreuzchen des Segens für das Fahrerhaus mitzugeben. In diesem Jahr können wir es nicht. Leider!

Pfarrer Matthias Zimmermann, der für die Kirche der Rastanlage im Hegau zuständig ist, hat uns ein besonderes Segensgebet zugesandt. Bleiben wir im Gebet verbunden, denn der Glaube öffnet unsere trüben Augen, gibt Hoffnung und Zuversicht! Ich wünsche Ihnen und allen, die Ihnen am Herzen liegen, die Sie liebend umarmen möchten, Gottes reichen Schutz und Segen in dieser österlichen Bußzeit.

Kommen Sie gesund an Leib und Seele durch diese Zeit der Wandlung.

Ihr Georg Steinmetz, KAB-Präses und Leiter der Betriebsseelsorge

Geistliches Wort - 10./11. KW 2020 - von Pastoralreferent Thomas Hoffmann, Betriebsseelsorge Weißenhorn

Braucht`s das denn überhaupt noch?

Braucht`s das denn überhaupt noch? Mit dieser Frage laden wir von der Betriebsseelsorge zusammen mit dem evangelischen KDA und der Gewerkschaft NGG (Nahrung, Genuss, Gaststätten) zu einem Seminar ein. Wir fragen, braucht`s das denn überhaupt noch? Brauchen wir noch Kirchen, Gewerkschaften?

Wie beantworten Sie für sich diese Frage? Ist Ihre Antwort ein klares Ja, ein klares Nein? Schwanken Sie? Welche Gründe bewegen Sie zu Ihrer Antwort?

Die KAB hat gerade ihre Werbekampagne gestartet. Auch da die Frage, braucht es sie noch, die KAB? Diese Frage stellt sich denen, die sich in der Werbekampagne engagieren, hinsichtlich der eigenen Motivation und im Blick darauf, was sie anderen an Gründen vermitteln wollen.

Beim Nachdenken über meine persönliche Antwort auf diese Fragen ist mir eine kleine Geschichte eingefallen, die Fulbert Steffensky erzählt.  Seine Mutter, so schildert er, hat ihm als Kind stets ein Kreuzzeichen auf die Stirn gemacht. Es hat zum Morgen gehört „wie das Butterbrot“. Ein formelhaftes, wenig bedachtes Ritual, das plötzlich Gewicht bekommen hat, als ein schwerer Abschied anstand. Das Kreuzzeichen auf die Stirn „war wie eine Wüstenpflanze, die tot schien und nun aufgewacht war, nachdem sie das Wasser der Trauer und der Sorge bekommen hatte. Dies aber war nur möglich, weil meine Mutter es lange geübt hatte“. Man kann es „nicht erst dann erfinden, wenn man es braucht, wie der Moment des Ertrinkens ungeeignet dazu ist, schwimmen zu lernen.“

Was heißt das für die Frage, braucht es denn die Kirche, die KAB, die Gewerkschaft noch? Vielleicht kommen sie uns auch oft vor wie Wüstenpflanzen, in denen kein Leben zu sein scheint. Und vielleicht erleben wir in Betriebskrisen, in unserer Sehnsucht danach, wie gutes, gerechtes, solidarisches Miteinander gelingen kann: Gut dass meine Sorgen und meine Sehnsucht Räume und Menschen finden, und das weil es die Gewerkschaft, weil es die KAB, weil es die Kirche gibt.
KAB, Gewerkschaft, Kirche erst zu erfinden, wenn ich, wenn wir sie brauchen, geht nicht.

Geistliches Wort - 8./9. KW 2020 - von Gemeindereferentin Regina Wühr, Geistliche Begleiterin der KAB, Diözese Augsburg

Die fünfte Jahreszeit

In diesen Wochen erreicht der Fasching, auch die fünfte Jahreszeit genannt, seinen Höhepunkt. In zahlreichen Karnevalssitzungen werden Politik und Politiker satirisch aufs Korn genommen, in den Karnevalshochburgen rollen die Faschingsumzüge durch die Straßen, es gibt Maskenbälle und der Krapfenumsatz der Bäcker kann sich sehen lassen. Am Faschingsdienstag schließen viele Geschäfte bereits um 14.00 Uhr, viele Arbeitgeber geben ihren Angestellten sogar den ganzen Tag frei und die Kinder haben sowieso die ganze Woche Faschingsferien.

Provokative Frage: Ist diese Art des Feierns noch zeitgemäß in einer Gesellschaft, in der jeder, der will, beinahe jederzeit und an jedem Ort feiern und Party machen kann? Zugegeben: der Fasching hat sehr vielfältige und alte Wurzeln, nachzulesen in der freien Enzyklopädie Wikipedia, vor allem aber bot er vor dem Beginn der Fastenzeit am Aschermittwoch noch einmal die Gelegenheit, unter der Maske so richtig zu feiern und über die Stränge zu schlagen, ehe leiblichen Genüssen bis Ostern vor allem in katholischen Gegenden zu entsagen war. Noch einmal: braucht es die fünfte Jahreszeit als Vorläufer der Fastenzeit in einer weitgehend säkularen Gesellschaft wie der unseren noch, die – wenn überhaupt – sich eine Fastenzeit weniger aus religiösen denn aus diätetischen oder nachhaltigen Gründen auferlegt?

Ich meine ja. Gerade, weil es in unserer Gesellschaft genug sozialpolitische Probleme gibt wie z.B. fehlende Wohnungen, den Pflegenotstand, die größer werdende Kluft zwischen Gut- und Schlechtverdienenden, um nur einige von ihnen zu nennen  – gerade deswegen braucht es mit der fünften Jahreszeit die Erinnerung daran, dass wir das Leben dennoch genießen und feiern dürfen. Das heißt (gerade für uns Christen) nicht, die oben genannten Schwierigkeiten aus dem Blick zu verlieren, sondern mit aller Kraft an der Verbesserung der Lebensumstände mitzuwirken; man muss das eine tun ohne das andere zu lassen. Diesen symbolischen Sinn könnte man sogar hinter dem vor allem im südlichen deutschsprachigem Raum verbreiteten wilden Treiben mit furchterregenden Masken sehen, denn mit ihm soll der Winter und die bösen Geister, die für alles Lebensfeindliche stehen, ausgetrieben werden, damit das Gute wie das wachsende Licht Raum gewinnen kann.

Das ist ganz im Sinne dessen, den das alttestamentliche Buch der Weisheit als „Freund des Lebens“ bezeichnet (Weisheit 11,26).

In diesem Sinne ein dreifaches Helau!

Geistliches Wort - 6./7. KW 2020 - von Diakon Georg Steinmetz, KAB-Diözesanpräses Augsburg

Wenn ihr in ein Haus kommt, so sagt als Erstes:
Friede diesem Haus!

Ein paar Wochen ist es her, da zogen die Sternsinger durch die Straßen und Orte. Mit Kreide schreiben sie zu Beginn jedes neuen Jahres den Segenswunsch an die Haustür: Jesus möge dieses Haus schützen und segnen. Der Friede soll in dieses Haus einkehren. Dieser Brauch gründet im Auftrag Jesu, aufzubrechen und dahin zu gehen, wo auch er hin gehen möchte. Die 72 Jünger brechen zu zweit auf. Nichts haben sie dabei, wie uns Lukas in seinem 10. Kapitel erzählt. Sie gehen wie Schafe mitten unter die Wölfe, ohne Geld, Vorratstasche und Schuhe. Doch eines nehmen sie zu den Menschen mit: „Wenn ihr in ein Haus kommt, so sagt als Erstes: Friede diesem Haus!“

Das ist mehr Wert, als alles Geld der Erde: „Friede diesem Haus!“

Nehme ich jeden Tag diesen Auftrag ernst, wenn ich aufbreche in einen neuen Tag? Der Segenswunsch steht sichtbar an der Schwelle vieler Häuser, Wohnungen, Arbeitsstellen, Fabrikhallen, Büros, Bahnhöfen, sogar unsichtbar über mancher Autotür.

Wenn ich die Klinke in der Hand spüre und dabei kurz innehalte, dann kann ich diesen Frieden bewusst mit hineinnehmen. Es wirkt Wunder, wenn dieses kurze Innehalten, dieses kurze Gebet, dieses Vergewisserns unserer Berufung, uns Schritt um Schritt begleitet. Dann erschließen sich neue Welten, die unser und das Leben unserer Mitmenschen erträglicher machen. Dann können Stärken und auch Schwächen aus einem anderen Blickwinkel betrachtet werden. Im friedlichen Umgang miteinander werden Freude und Gelingen aufleuchten. Mit dieser Grundhaltung des Friedens, können riesige Konflikte im Kleinen, wie auch im Großen weltweit, ganz neue Wege zueinander erschließen.

Am letzten Tag dieses Monats, dem Schalttag, werden wir auf die Straßen, in die Gemeinden und Betriebe gehen. Wir geben dort unsere Botschaft der Solidarität in der Arbeitswelt weiter und werben damit um Partner für diesen Auftrag.

Friede fängt bei mir an und wird leichter gelingen, wenn ich mit anderen Menschen gemeinsam unterwegs bin, auch in der Arbeitswelt, auch in und mit der KAB!

Übrigens: Die 72 Jünger kamen zurück und berichteten sich gegenseitig was sie erlebt hatten voller Freude!

Geistliches Wort 4./5. KW 2020 von Pastoralreferent Andreas Kohl, Betriebsseelsorge Weilheim

Zum Licht für andere werden

„Die schwierigste Zeit sind die Wochen nach dem Fest. Da müssen wir dann die Bewohner trösten, die von ihren Kindern an Weihnachten nicht besucht wurden.“ Die Altenpflegerin im Seniorenheim hat mir das erzählt, und ich musste daran in den vergangenen Wochen immer wieder denken. Die Vorstellung macht mich ganz traurig: Alte Menschen sitzen allein in ihrem Zimmer und warten voller Sehnsucht auf den Besuch von Familienangehörigen. Aber es kommt niemand. Wie furchtbar! Altersarmut heißt leider oft auch: Alte Menschen sind arm an Beziehungen und Kontakten. Ich war froh, von der Altenpflegerin zu hören: Die Einsamkeit vieler alter Leute wird vom Pflegepersonal gesehen. Die meist hochmotivierten Frauen und Männer in den Pflegeberufen, ob im Heim oder im häuslichen Pflegedienst, versuchen, so gut es geht, auf diese Not einzugehen: Sie hören zu, sie setzen sich für ein paar Minuten zu jemandem, trotz Hektik und immer höheren Anforderungen in ihrem Arbeitsbereich.

Von zwei alten, wartenden Menschen erzählt auch der biblische Text zum Fest „Darstellung des Herrn“, das in der katholischen Kirche am 2. Februar gefeiert wird. Dass die beiden Alten, Simeon und Hanna, sich einsam fühlen würden: Darüber ist im Text nichts zu lesen. Aber sie warten, jeder auf seine Weise, auf die Erfüllung einer großen Sehnsucht ihres Lebens. Und tatsächlich wird das sehnsüchtige Warten am Ende durch einen Besuch erfüllt: Maria und Josef besuchen mit dem Jesuskind den Tempel von Jerusalem, um es Gott „darzustellen“, wie es das jüdische Gesetz verlangte. Und der greise Simeon erkennt bei dieser Begegnung im Tempel die wahre Größe des kleinen Kindes: Jesus ist das Heil und das Licht der Welt.

Wenn am Abend des 2. Februar nach altem Brauch Lichterprozessionen abgehalten werden, feiern Christen Jesus als das Licht, das die Dunkelheiten unseres Lebens hell macht. Christen sollen in seiner Nachfolge aber auch selber Licht werden, anderen leuchten und sie froh machen. Wie das gehen könnte? Wie wär’s zum Beispiel mit dem Besuch bei einem alten Menschen?

Geistliches Wort - 2./3. KW 2020 - von Pastoralreferent Christian Dorn, Betriebsseelsorge Allgäu

Mensch sein

Krippendarstellungen gibt es viele. In einigen wirken die Figuren etwas  entrückt und vergeistlicht. Bei Polykarp Ühlein kommen uns Maria, Josef und das Kind Jesus eher menschlich entgegen. Genau darum dreht sich Weihnachten: Gott wurde Mensch. Und das hat Konsequenzen, die der verstorbene Augsburger Theologe Rudolf Kilian einmal so beschrieben hat:

Da Gott Mensch geworden ist, sind wir als Menschen in unserer Menschlichkeit angenommen. Wir müssen keine Übermenschen sein, sondern nur Menschen. Aber genau das müssen wir: Menschen sein!
Gott finden wir nicht in diesem oder jenem Außerordentlichen.
Den menschgewordenen Gott finden wir nur im Menschlichen. Indem, wie wir uns selbst annehmen, so wie wir sind, indem, wie wir einander annehmen, so wie wir sind, muss ich unsere Menschlichkeit, muss sich unser Christsein bewähren.

Nur wenn wir menschlich mit uns selbst umgehen, nur wenn wir menschlich miteinander umgehen, sind wir wirklich Menschen, sind wir Christen. Es gibt für uns keinen anderen Weg zu Gott als den über unsere eigene Menschlichkeit und den über die Menschlichkeit zu unseren Mitmenschen.

Menschlich mit sich selbst und menschlich miteinander umgehen – das ist uns von Weihnachten her aufgegeben. Es geht darum, uns selbst und die anderen als Menschen anzunehmen. Nicht nur die, mit denen wir gut können, die mit uns auf einer Linie sind, die unsere Sichtweisen teilen, die mit unseren Urteilen und Bewertungen übereinstimmen. Nein, auch die anderen sind gemeint. Das macht Weihnachten zu einer Herausforderung. Doch darunter ist es nicht zu haben.

Geistliches Wort - 52./1. KW 2019/20 - von Pastoralreferent Ulrich Hoffmann, KAB-Kreispräses Iller-Donau

Familie, das ist auch nicht mehr das, was sie einmal war

Stimmen Sie diesem Satz zu?
Dann verbinden Sie damit vermutlich das traute Bild einer Kleinfamilie, wie es im vergangenen Jahrhundert als der „Normalfall“ von Familie galt: Ein verheiratetes Paar mit einem oder mehreren Kindern. Das war jedoch zumeist ein idealisiertes Bild. Die gesellschaftlichen Familienleitbilder sind in steter Veränderung. Neben der Normfamilie gibt es mit wachsender Tendenz die Patchworkfamilie. Es gibt Stief-, Adoptiv-, Regenbogen- und Pflegefamilien, nicht zuletzt Familien mit nur einem Elternteil. Die Erscheinungsformen sind also vielfältiger geworden als vor Jahren.
Der Wert der Familie für die Menschen ist bei allen Umbauerscheinungen dennoch ungebrochen hoch. Für den Großteil der Bevölkerung stellt die Familie den zentralen Lebensbereich dar.
Fast jeder Mensch hat eine Familie. Man kann sie sich nicht aussuchen und bleibt ein Leben lang in irgendeiner Weise mit ihr verbunden. Heile Welt gab und gibt es wohl in den wenigsten. Familien können Menschen viel Lebensförderliches mit auf den Weg geben. Sie können aber auch Entwicklungen behindern. Familie kann bergendes Nest sein, in das man gerne zurückkommt, auch wenn man bereits ausgeflogen ist. Familie kann aber auch Bremsklotz sein.

Jesus hat in einer ganz konkreten Familie seine prägenden Lebensjahre verbracht. Er ist nicht vom Himmel gefallen und hat auch nicht gleich alles gewusst und gekonnt. Er musste lernen wie wir alle. Seine wichtigsten Bezugspersonen waren Josef und Maria und wohl noch andere aus seiner Sippe. Von ihnen hat er gelernt, was er zum Leben brauchte. Er hat als Kind seines Volkes mitbekommen, was es heißt, sein Leben auf Gott auszurichten, sich von Gott führen zu lassen, auf Gott zu vertrauen.

Bei der Predigt zu seiner Amtseinführung im März 2013 hat Papst Franziskus gesagt: „In den Evangelien erscheint Josef als ein starker, mutiger, arbeitsamer Mann, aber in seinem Innern zeigt sich eine große Zärtlichkeit, die nicht etwa die Tugend des Schwachen ist, nein, im Gegenteil: Sie deutet auf eine Seelenstärke hin und auf die Fähigkeit zu Aufmerksamkeit, zu Mitleid, zu wahrer Öffnung für den anderen, zu Liebe. Wir dürfen uns nicht fürchten vor Güte, vor Zärtlichkeit!“ Man kann annehmen, dass Güte und Zärtlichkeit zu Jesu Familienerfahrungen gehört haben. Sie haben sein Vaterbild, sein Gottesbild und damit seine Verkündigung geprägt. Jesus hat in seiner Familie und wohl auch in der Dorfgemeinschaft gelernt, dass Glaube Gemeinschaft braucht.

Familie, das ist nach Jesu Verständnis nicht mehr das, was sie einmal war. Denn wer Jesu Wort hört und sein Leben auf Gott ausrichtet, gehört zur großen Menschheitsfamilie Gottes, die alle Grenzen entgrenzt.

Ulrich Hoffmann

KAB-Präses Illerdonau und Senden/Iller
Präsident des Familienbundes der Katholiken

Geistliches Wort - 50./51. KW 2019 - von Peter Ziegler, KAB-Diözesansekretär, Augsburg

Vom Beschenkt werden…

Erst wenige Tage liegt der Nikolaustag zurück – der Anlass für viele, Kindern etwas zu schenken. Das ist eine schöne Erfahrung, denn Kinder freuen sich noch ganz spontan, wenn sie etwas geschenkt bekommen. Ich tu mir da schon etwas schwerer: „nur nichts schuldig bleiben“ oder „nur niemandem verpflichtet sein“ und was der Gedanken mehr sind. Ich glaube, das hängt mit unserem gestiegenen Individualismus zusammen – ich möchte mich nicht abhängig machen, und sei es nur, indem ich dankbar sein „muss“. Vielleicht sogar damit, dass wir in unserer Gesellschaft stärker – und bisweilen ausschließlich – auf uns selbst schauen.

 

Dabei sollte es doch ganz anders sein: Wenn ich unseren Glauben ernst nehme, sollte ich mich bedingungslos beschenken lassen können. Und ich sollte das ebenso bedingungslos auch selbst tun. Und da bin ich schon weiter: was ist eigentlich der wahre Grund meines Schenkens – tue ich das von ganzem Herzen oder aus strategischer Vernunft. Wenn das Herz dabei ist, ist der Wert des Geschenks vollkommen egal. Ich befürchte, dass auch ich immer wieder eher den Traditionen folge (was man tut) und weniger dem, was mir mein Herz sagt.

Schade eigentlich…

Geistliches Wort - 48./49. KW 2019 - von Pastoralreferent Hans Gilg, Betriebsseelsorge Augsburg

Ich sehe Dich

Vor kurzem hat mich eine Betriebsrätin darauf aufmerksam gemacht , wie man sich in dem Spielfilm „Avatar“ begrüßt: Nicht mit „Hallo“ oder „Grüß Gott“, sondern mit dem schönen Satz „Ich sehe Dich“.

Ich sehe Dich - nicht als Kostenfaktor oder um Dich zu kontrollieren. Nein, ich sehe Dich als Mensch.

Ich sehe Dich mit deinen Stärken und Schwächen. Ich sehe Dich als starke Verbündete und ich sehe Dich als Schutzbedürftigen.

Ich sehe Dich – und bringe Dir Wertschätzung entgegen, weil Du wertvoll bist und eine Würde hast.

Bei allem Vorangehen in unserer modernen Gesellschaft, darf niemand zurück gelassen werden. Auch für die Schwächsten muss der Satz gelten: Ich sehe Dich.

Geistliches Wort - 46./47. KW 2019 - von Pastoralreferentin Dorothee Schindler, Betriebsseelsorge Allgäu

„Ein bisschen so wie Martin, möchte ich manchmal sein. Nur ein bisschen klitzeklein, möchte ich wie Sankt Martin sein.“

Ein Kinderlied, dass auf vielen Martinsumzügen, in der Kindergärten  und Schulen gesungen wird.

Der Soldat Martin teilt seinen roten Mantel mit einem Bettler. Die Begegnung am Stadttor von Amiens im Jahre 334 führt bei Martin zu einer Lebenswende: Der spontan gefasste und konsequent ausgeführte Entschluss zum Teilen markiert im Leben Martins auch den endgültigen Schritt zur Taufe. Zwei Jahre später scheidet Martin aus dem Heeresdienst aus: Germanische Heere hatten den Rhein überschritten. Der römische Kaiser ließ sein Heer bei Worms sammeln und die üblichen Geld-geschenke an die Offiziere verteilen. Ein Geschenk, bevor es in den Kampf geht. Man könnte es auch als Motivation sehen, sich für den Kaiser ins Zeug zu legen. 

Als junger Offizier mit vermutlich 20 Jahren,  trat Martin bei dieser Gelegenheit vor den Kaiser und sprach: „Bis heute war ich dein Soldat. Ich möchte künftig Soldat Gottes sein. Dein Geschenk mag bekommen, wer in die Schlacht ziehen will. Mir ist es als Soldat Christi nicht erlaubt zu kämpfen.“

Mit anderen Worten: „Deine Prämie zahl dem, der für dich kämpfen möchte.“ Oder doch: „Ich lasse mich nicht kaufen. Ich bin nicht bestechlich.“

„Ja“ sagen zum Leben und dessen Schutzbedürftigkeit, „Nein“ zur Gewalt, zu falschen Autoritäten und ungerechtfertigten Ansprüchen.

Kommt uns das heute nicht bekannt vor?
Gerade im Blick auf die Arbeitswelt.

  • Ja sagen zum Leben.
  • Ja sagen zu menschenwürdiger Arbeit.
  • Ja sagen zu fairem Lohn.
  • Ja sagen zu fairen Arbeitsbedingungen.
  • Ja sagen zu Fairness am Arbeitsplatz.

Geistliches Wort - 44./45. KW 2019 - von Diakon und Betriebsseelsorger Erwin Helmer, Weilheim

„ …wer arbeitet ist seines Lohnes wert“ Lk 10,7
Gilt das nicht für Leiharbeiter?

Jesus selbst verwendet diesen Grundsatz aus der Sprache der Arbeitswelt: „… wer arbeitet ist seines Lohnes wert.“ Der Gottessohn hat bis zu seinem 30. Lebensjahr selbst die Arbeitswelt vor 2000 Jahren am eigenen Leib erfahren. Er arbeitete als „tecton“. Dieses griechische Wort bedeutet: Holzarbeiter, Schreiner, Wagner, Schnitzer, Baufacharbeiter. Jesus Christus kannte die Mühe der Arbeit. Sein Evangelium ist wesentlich ein „Evangelium der Arbeit“, eine frohe Botschaft der Arbeit, weil der, der sie verrichtete Person war, Gottes Sohn. So hat er der Arbeit göttliche Würde verliehen. Was aber erleben wir heute?

Der Arbeitsmarkt ist tief gespalten. Es gibt viel gute, erfüllende Arbeit - und es gibt zunehmend ungesicherte und prekäre Arbeit. Vor allem Leiharbeit benachteiligt vielfach. Das spüren die Leihkräfte aktuell ganz besonders, denn sie werden nun, da eine gewisse Wirtschaftsflaute herrscht,  als „Puffer“ genutzt, als „Manövriermasse“ wie sie selbst sagen. Nicht nur das fehlende Geld drängt viele Leih-Beschäftigte an den Rand der Gesellschaft, sondern auch die Folgen, die diese Form der „prekären Arbeit“ mit sich bringt. Dies bestätigt auch eine neue Studie der TU Darmstadt zum Thema „Leiharbeit und Desintegration“, die Leiharbeit und deren Auswirkungen auf das Privatleben thematisiert. Die Studie von Ann-Katharin Jühne, Lisa Schlupp und Joshua Seger basiert auf 23 Interviews mit Leiharbeitenden vor allem aus dem Raum Augsburg.

Einige Original-Worte aus der Studie können verdeutlichen, wie sich Leiharbeit auf die Menschen auswirkt:

Die Strukturelle Benachteiligung

Leiharbeiter sagen, „dass man in Leiharbeit wirklich sein Leben nicht planen kann. Man fühlt sich nicht als Mensch, sondern als Maschine. Bist du kaputt, wirst du ausgetauscht.“

„Trotzdem dass du Vollzeit-Arbeitskraft bist, bist du zweiter Klasse.“

Wo arbeite ich heute?

Leiharbeitende berichten, dass man schon am Morgen beim Aufstehen als Erstes auf das Handy schaut, um zu sehen, ob der Personaldienstleister vielleicht heute einen anderen Einsatzort als zuvor vorgesehen hat. Große Flexibilität also schon am frühen Morgen erforderlich!

Große Zeitnot

Leiharbeitende arbeiten mehr Stunden am Tag als Festbeschäftigte. Manche arbeiten auch im Urlaub, weil sie das Geld brauchen, andere haben einen Zusatzjob. Für private Dinge, für Familie und Freunde, bleibt insgesamt wenig Zeit. Viele sehen sich in einer großen „Zeitnot“.

Partnerschaft und Familie?

Das Sozialleben wird stark beeinflusst, so stark, dass dadurch das Thema Familie oder Familiengründung für viele kein Thema mehr ist: „Ich wollt ja mal eine Familie haben, ein Kind, eine Frau, ein Haus, alles und über eine Leiharbeit geht sowas nicht. Das kann man total vergessen.“ Zu unsicher für die Gründung einer Familie schätzen prekär Beschäftigte ihre Lage ein.

Der Freundeskreis wird kleiner

Auch der Freundeskreis der Leiharbeitenden wird durch nicht mehr planbare Zeiten erheblich beschränkt. Eine Frau berichtet, sie konnte einfach bei den Freizeitaktionen ihrer Freunde nicht mehr so oft teilnehmen und formulierte dann: „Ich hatte das Gefühl, dass man dann verschwindet bei den anderen, einfach aus den Gedanken raus. Und das ist schon etwas, ja, verletzend, irgendwie.“ … Verletzend empfanden viele auch die gut gemeinte Frage der „Freunde“: „Bist du jetzt (immer noch nicht) Stammarbeiter geworden?“ Die Reaktion der Betroffenen auf diese Frage: „Ich habe keine Lust mehr, dass ich darüber rede. Ich muss hier ständig dieses tote Pferd aufwecken und immer wieder die gleiche Story sagen. Erinnert mich dann immer nur mehr, in welchem Sumpf, dass ich eigentlich da drinstecke.“

Ist der Arbeiter bei uns also seines Lohnes wert?

Die Antwort ist: „Viele Leiharbeiter und prekär Beschäftigte sind es praktisch nicht!“

Prekäre Arbeit hat zugenommen und damit auch die Beschäftigung im Niedriglohnbereich und unter vielfach erschwerten Arbeitsbedingungen. Als Betriebsseelsorge, als KAB und CAJ gilt für uns der Satz aus der Soziallehre:             

„Der Einsatz für Gerechtigkeit ist ein wesentlicher Teil der Verkündigung.“
Wenn wir uns für Leiharbeiter einsetzen, verkündigen wir den Glauben. Deshalb stehen wir auf der Seite der prekär Beschäftigten, vor allem der Leiharbeiter. Wir kennen sie und sind ihnen nahe. In Wort und Tat, mit Herz und Hand, in Gebet und Gottesdienst.

P.S.: Die oben genannte Studie „Leiharbeit und Desintegration“ können Sie bestellen bei: erwin.helmer@kab-augsburg.org

Geistliches Wort - 42./43. KW 2019 - von Pastoralreferentin Martina Berndt-Hoffmann, Betriebsseelsorge Weißenhorn

Was liegt mir wirklich am Herzen?

Ist Ihnen schon mal aufgefallen, wie oft wir das Wort „Herz“ in unserer Sprache, in unseren Redewendungen verwenden?

  • Etwas auf dem Herzen haben
  • Sich etwas zu Herzen nehmen
  • Das Herz wird mir schwer
  • Ich gebe meinem Herzen einen Stoß
  • Das Herz schlägt mir bis zum Hals
  • Ich schütte jemandem mein Herz aus
  • Ich mache aus meinem herzen keine Mördergrube
  • Ich trage das Herz auf der Zunge
  • Ich prüfe etwas auf Herz und Nieren
  • Mich trifft etwas ins Herz
  • Ich habe das Herz am rechten Fleck
  • Da wo mein Herz ist, dabin ich zuhause….

Ich kann mir viel vornehmen, aber oftmals setze ich nur um, was mir wirklich am Herzen liegt.

In Gesprächen mir Kolleginnen und Kollegen, die sich in Betriebsräten, Personalräten oder Mitarbeitervertretungen engagieren, erlebe ich immer wieder, wie sehr ihnen ihre Arbeit am Herzen liegt. Nach dem Warum gefragt, höre ich viele Antworten:

  • Mir liegt am Herzen, für Kolleginnen und Kollegen da zu sein   - oder- 
  • Arbeit so mitzugestalten, dass es gute Arbeit ist                 - oder- 
  • etwas im Betrieb zu bewegen und positiv voranzubringen         -oder-
  • mit meinem(arbeits-)rechtlichen Wissen zu einem guten Betriebsklima beizutragen

Was liegt mir besonders am Herzen in meinem Leben, in meiner Arbeit oder in meinem Ehrenamt? Es tut auch mir gut, ab und zu inne zu halten und mir Zeit für diese Frage zu nehmen. Vielleicht gibt es auch eine Bibelstelle oder ein Gebet, die mir dabei weiterhelfen.

Was liegt mir wirklich am Herzen? Eine Frage, die mir hilft, mich nicht in den vielfältigen Terminen und Alltagsanfordreungen zu verlieren.

Geistliches Wort - 40./41. KW 2019 - von Ewald Lorenz-Haggenmüller, Betriebsseelsorge Allgäu

Abs.: Ewald Lorenz-Haggenmüller, Betriebsseelsorge im Allgäu

An meine „Schwestern und Brüder in der Welt der Arbeit“!

Liebe Kollegin, lieber Kollege,

vielleicht geht es Dir wie mir? Manchmal, und ich finde viel zu selten, taucht beim Grübeln über den Sinn des Lebens, beim Diskutieren über Arbeitsbedingungen, beim Kämpfen für gute und gerechte Arbeit oder beim Einsatz für eine menschenwürdige Arbeitswelt die Frage nach dem Sinn der Arbeit auf. Und ich meine nicht, welchen Sinn das Arbeiten für mich, für Dich, für jeden Menschen hat oder haben soll. Darauf haben wir in vielen Gesprächen, Runden gemeinsam immer wieder schlüssige und „sinnstiftende“ Antworten gefunden. Sondern, welchen Sinn hat, was wir arbeiten, und manchmal noch ergänzt, wieviel wir arbeiten? Darüber nachzudenken lässt mich diesen Brief an Dich schreiben.

Vor ein paar Tagen fand ich wieder mal zu dieser Frage, ohne dass sie gestellt oder darüber gesprochen wurde. Die Delegiertenversammlung der IG Metall, ein bunter Kreis „gestandener“ Kolleginnen und Kollegen aus wichtigen und großen Allgäuer Betrieben, stimmte dem Aufruf der Gewerkschaft, sich den Klimaschutz-Demos anzuschließen, nur mit einem großen ABER zu. Der Zustand der Welt erfordere zwar schnelles und umfassendes Handeln, aber unter keinen Umständen dürften klimaschädliche Technologien eingeschränkt und zurückgefahren werden, Man könne doch den dort produzierenden Kolleg*innen nicht sagen und zumuten, dass sie ihre Arbeitsplätze verlieren würden. Das hinterließ bei mir, immer noch ohne schlüssige Antwort, ein dickes Fragezeichen. Sind wir, weil den Sinn der Arbeit zuerst die existenzielle Absicherung und dann noch soziale und personale Aspekte des Menschseins ausmacht, dazu verdammt, etwas unter allen Umständen auch dann zu (er-)arbeiten, wenn es dem Wohl der Menschheit und der Erde insgesamt keinen Nutzen oder sogar nur Schaden bringt?

Den Garten Eden zu bebauen und zu behüten (Gen 2,15) ist doch auch ein Auftrag an uns, was wir tun und arbeiten zu hinterfragen, ob es behütend oder zerstörend wirkt. In unserer zergliederten, arbeitsteiligen, komplizierten und globalisierten Welt ist kaum noch frei wählbar, welche Arbeit du und ich, die Kollegin oder der Kollege zu tun bekommt. Trotz dieser Beschwer will ich die Frage und Antwortsuche für Dich und mich aber wach und lebendig halten:

Welchen Sinn hat meine Arbeit? Welchen Beitrag darf ich erbringen, der Erde und den Menschen zu dienen und unser aller Wohl zu mehren?

Ich hoffe und wünsche, dass die Arbeit, die du verrichten darfst oder musst, ganz und gar dazu dient, die Erde und besonders uns Menschen voran zu bringen.

Mit ganz lieben und kollegialen Grüßen

Ewald

Geistliches Wort - 38./39. KW 2019 von Betriebsseelsorger Thomas Hofmann

Magdeburger Hütte 2 ¼ Stunden

Gut, dann sind wir bis in drei Stunden oben. Ich bin beruhigt. Wir haben keinen Zeitdruck.

Früher hätte ich den Wegweiser anders gelesen: Mal sehen, um wieviel wir die Zeit unterbieten, in 1 ½ Stunden müsste das auch zu schaffen sein. Irgendwie hatten die Berge für mich damals etwas von einem Sportgerät. Statt Urlaub vom Leistungsprinzip zu nehmen, habe ich das Leistungsprinzip mit in den Urlaub genommen. Vielleicht ist es ja eine Alterserscheinung: Heute lasse ich mir Zeit, nehme die Landschaft wahr und bin, wenn ich dann oben bin, auch froh und stolz, es geschafft zu haben – unterwegs kann ich meinen Gedanken nachhängen.

Ich denke etwa an einen Kollegen, dem ich von unserem Südtirol-Wanderurlaub erzählt habe. Er hofft, in seinem 10-tägigen Urlaub wenigstens etwas abschalten zu können. Ende Juli hat er die Nachricht bekommen, dass sein Betrieb in die Insolvenz geht. 40 Kolleginnen und Kollegen wurden gekündigt, ebenso viele haben von sich aus in eine andere Firma gewechselt. Er bleibt erstmal im Betrieb. All das begleitet ihn in den „Urlaub“.

Ich denke an nicht sehr betuchte Eltern aus der Nachbarschaft, deren Töchter alljährlich mit mulmigen Gefühlen den ersten Schultagen nach den Ferien entgegensehen. Die Eltern schmerzt es, dass ihre Töchter bei den Erlebnissen aus den Ferien vermeintlich wenig erzählen können. Ein paar Tage Allgäu, wenn es hoch kommt, keine Flugreisen an ferne Strände.

Ich denke an den Anruf eines Freundes vor ein paar Tagen, der so nebenbei erwähnt, dass sie ihre Urlaube im Jahr 2018 gezählt haben und auf 9 gekommen sind. Urlaub, so hat er mir erläutert, ist alles über 3 Tage auswärts.

Daran, wie sie Urlaub machen oder nicht machen (können), „werdet ihr sie erkennen“ (sehr, sehr frei nach Mt 7,16).

Ich wünsche Ihnen die Zeit zum Abschalten, die Sie brauchen, um Kraft für den Alltag und das Engagement zu gewinnen. Lassen Sie sich einladen wie dereinst die Apostel: „Kommt mit an einen einsamen Ort, wo wir allein sind, und ruht ein wenig aus!“ (Mk 6,31) 

Geistliches Wort - 36./37. KW 2019 von Gemeindereferentin Regina Wühr, Geistliche Begleiterin desKAB-Diözesanverbands Augsburg

Ruhepausen

Wenn dieser Impuls erscheint, geht der Sommer allmählich zu Ende und damit auch die Ferien und für Viele der Sommerurlaub. Ob Ferien oder Urlaub - beide Worte beschreiben dasselbe: freie Zeit, um sich zu erholen und zu entspannen.  Hoffentlich hatten Sie im Urlaub viele schöne Erlebnisse, aus denen Sie Kraft schöpfen konnten! Freilich kann die Erholung schnell verpuffen, ist man erst einmal wieder im gewohnten Alltag mit seinem Getriebe. Dem gilt es gegenzusteuern, um nicht von vielen Ansprüchen (die wir vielleicht auch an uns selber stellen) ausgelaugt und erschöpft zu werden. Es ist eine Binsenweisheit, dass wir regelmäßig P a u s e n brauchen, um auszuruhen, damit Leib und Seele nicht zu streiken beginnen.

Mich fasziniert, wie das Evangelium dieses Thema angeht. Zum einen erwähnt es öfters, dass Jesus sich zurückzog, „er allein“ vorzugsweise auf einen Berg (z.B. Matthäus 14,23; Johannes 6,15) oder in eine „einsame Gegend“ (Matthäus 14,13), zum anderen, dass Jesus auch seine Jünger einlädt, sich nach der Arbeit auszuruhen. Es lohnt sich, dies bei Markus nachzulesen. Im 6. Kapitel wird erzählt, wie Jesus die Zwölf zu zweit aussendet, in den Dörfern zu lehren und zu heilen (Markus 6,6b – 13). Dreißig Verse weiter kehren die Apostel zu Jesus zurück und erzählen von ihrem Tun. Da sagte er zu ihnen: Kommt mit an einen einsamen Ort, wo wir allein sind, und ruht ein wenig aus! Denn sie fanden nicht einmal Zeit zum Essen, so zahlreich waren die Menschen, die kamen und gingen. Soweit der Vers 31 aus dem Markusevangelium.

Freilich geht es danach weiter: die Menschen laufen ihnen nach und finden sie, es folgt die Erzählung von der Brotvermehrung, doch die Botschaft ist klar: dazwischen wird ausgeruht!

Tipp: Tun wir´s Jesus nach! Ziehen wir uns ab und zu für eine Verschnaufpause vom Alltagsgeschäft zurück! Vielleicht gibt es dafür auch einen Lieblingsort. Suchen wir ihn möglichst regelmäßig im Alltag auf, um dort neue Kräfte zu tanken! Und: Erlauben wir uns, Jesu Einladung an einen einsamen Ort zu folgen und auszuruhen – das ist Erholung pur, Urlaub* mitten im Alltag!

*Urlaub kommt vom alt- und mittelhochdeutschen „urloup“ und bedeutet Erlaubnis (sich zu entfernen).

Geistliches Wort - 34./35. KW 2019 - von Diakon Georg Steinmetz, KAB-Diözesanpräses, Augsburg

„Wir haben vom 29.07. bis 18.08. wegen Renovierung des Personals geschlossen“

Glücklicherweise ist er wieder zurück und kocht wieder! Unser Josef, der uns mit wunderbar schmackhaftem, gesundem Mittagessen den Tag verschönert. Unterbrechung ist wichtig, mitten am Tag! Die Arbeit liegen lassen, gemeinsam mit Kollegen oder alleine eine Auszeit nehmen.

Nicht jedem ist diese Unterbrechung zur selbstbestimmten Zeit und an guten Orten möglich. Viele sind gezwungen, mit einfachsten Mitteln ihr Essen zuzubereiten, leben aus der Dose erbärmlich und karg.

Ob das Essen aus dieser Küche wirklich schmeckt?

Ihm, dem Fahrer aus der Türkei sind wir am Christophorustag auf dem Rasthof begegnet. Er war gerade dabei, seine Küche vorzubereiten. Die Lebensmittel, alle ohne Kühlung, sind dort untergebracht, wo bei anderen LKW Werkzeug und Paletten zu finden sind. Ein großer Unterschied der Lebenswirklichkeiten auf dem Rasthof, nah und doch so fremd. Vielen ist es mit ihrem Lohn überhaupt nicht möglich, in Raststätten oder wie wir beim Josef, gutes und gesundes Essen zu bezahlen.

Und wie sieht es mit der Gesundheit der Nomaden der Neuzeit aus? Können sie unterbrechen, eine Auszeit nehmen, wenn sie renovierungsbedürftig werden? „35 Euro am Tag, wenn ich fahre“ erzählt uns ein Fahrer aus der Ukraine, ein wenig mehr bekommt sein Kollege aus Polen. Sie haben alle Berufe erlernt, sind Militärs oder Handwerker gewesen und fahren jetzt hier. Weil sie hier mehr Geld bekommen als in ihrer Heimat, wo ihre Familie weiterhin lebt. Alle ihre Löhne sind weit unter unserem Mindestlohn. Keiner traut sich diesen beim Chef einzufordern. Sie transportieren die wertvolle Fracht großer und namhafter Unternehmen.

Wenn ich unterwegs bin, bei einer Urlaubsreise oder geschäftlich, kann ich da draußen auf der Straße vielen Menschen auf ihren Böcken begegnen, die einfach fertig sind, die eine Unterbrechung, eine Schließung wegen Renovierung des Personals bitter nötig haben.

Vielleicht begegnet Ihnen auf einer Ihrer Reisen dieser LKW-Auflieger und sagt auch Ihnen:

Hier fährt ein Mensch.

Seine Würde ist uns heilig.

Sebastian Rauer, ein LKW-Fahrer schreibt:

Trucker-Segensgebet

Allmächtiger Gott,

auf unserem Lebensweg drohen uns viele Gefahren.

Besonders in unserem Beruf sind wir auf Deine schützende Hand

in jeder Sekunde angewiesen.

 

Wir bitten Dich um Deinen Segen für unsere Angehörigen zu Hause.

Da wir ständig unterwegs sind, bitten wir um Deinen Schutz für alle,

die uns wichtig sind.

 

Segne und begleite uns draußen auf der Straße, wo wir unserer

Arbeit nachgehen, und bei allem, was damit verbunden ist.

Schicke uns Deinen Heiligen Geist, so dass unser Geist stets wach bleibt,

dass er unser Reaktionsvermögen stärkt,

damit wir in jeder Situation schnell und richtig handeln.

 

Lass uns den Spanngurt; der uns mit Dir verbindet, stetig kontrollieren

und nachziehen, so dass wir uns daran festhalten können,

wenn wir den Boden unter den Füßen verlieren.

 

Stärke unseren Glauben im Alltag,

damit wir anderen, die Zweifel haben, zurufen können:

Amen, ich glaube!

 

Durch unseren Schutzpatron Christophorus bitten wir,

dass alle, die unterwegs sind, immer sicher und unbeschadet

an ihr Ziel kommen.

 

Lass uns nicht allein!

Fahre einfach bei uns mit!

Gib uns Deinen Segen!

 

Amen.

 

Geistliches Wort - 32./33. KW 2019 von Pastoralreferent Andreas Kohl, Betriebsseelsorge Weilheim

Die Würde der Arbeit

50 Jahre ist es her, dass der erste Mensch den Mond betrat. In den Medien ist darüber in den letzten Wochen ausführlich berichtet worden.

Auf Betriebsversammlungen habe ich schon ein paar Mal eine Anekdote erzählt, die auch von der damaligen Mondmission handelt – aber nicht nur:

US-Präsident John F. Kennedy besucht die Raketenbasis auf Cape Canaveral in Florida.
Mit einem Tross von Wissenschaftlern und NASA-Beamten geht er durch das dortige Raumfahrtzentrum. Da fällt ihm ein Arbeiter auf, der gerade mit großem Enthusiasmus eine Halle ausfegt. „Was machen Sie hier?“, erkundigt sich Kennedy freundlich. Der Mann legt seinen Besen weg und antwortet mit glänzenden Augen: „Mr. President, ich bringe einen Mann auf den Mond!“

Die kleine Geschichte würde sich bestimmt auch für den Vortrag eines Motivationstrainers eignen - zeigt sie doch, welche Begeisterung eine faszinierende Vision bei Mitarbeitern entfachen kann.
Mir als Betriebsseelsorger kommt es aber auf etwas anderes an:

Die Anekdote macht deutlich: Jede Arbeit, selbst die einfachste Tätigkeit, leistet einen Beitrag zum Gelingen des Ganzen. Erst die Summe aller Arbeitsschritte, auch der (vermeintlich) kleinsten, macht am Ende ein Projekt erfolgreich. Das heißt: Auf die Reinigungskraft kann man letztendlich ebenso wenig verzichten wie auf den Manager oder den Ingenieur. Jeder hat was einzubringen. Niemand ist überflüssig!

Und da ist noch ein Punkt: Für mich zeugen die glänzenden Augen in der kleinen Geschichte nicht nur vom Stolz des einfachen Arbeiters, Teil einer großen Idee zu sein. Die glänzenden Augen sagen auch: Das hier ist meine Arbeit. Was ich hier mache, wie ich mich hier anstrenge - das hat auch etwas mit mir selber zu tun.Insofern scheint an dieser Stelle auf, was die Sozialverkündigung der Kirche betont: Die Arbeit gehört zum Menschen dazu. Sie ist wesentlicher Ausdruck seiner Person. Das macht letztlich auch den Wert und die Würde der Arbeit aus.   

Das möchte ich den Beschäftigten in den Betrieben und Einrichtungen gerne immer wieder vermitteln: „Du als Mensch und deine Arbeit haben einen Wert und eine Würde – egal ob du eine Halle ausfegst oder zum Mond fliegst!“

Geistliches Wort- 30./31. KW 2019 - von Pastoralreferent Christian Dorn, Betriebsseelsorge Allgäu

Gebrauchsanweisung für den Urlaub

Während ich am Schreibtisch gerade so darüber nachdenke, was heute Nachmittag und am Wochenende so alles auf dem Plan steht, mir nebenher noch ein paar Gedanken über die kommende Arbeitswoche mache und mich ständig Ideen zu unserem Kanuwochenende der KAB am nächsten Wochenende überfallen, schießt mir plötzlich durch den Kopf: das geistliche Wort für die Homepage will auch noch geschrieben werden. Und zwar heute noch. Typisch zweite Julihälfte, denke ich so bei mir. Da drängen sich Veranstaltungen, Projekte, Aufgaben. Und oft bin ich mit den Gedanken schon so beim übernächsten, dass ich glatt das übersehe, was jetzt dran ist. Und sehnsüchtig denke ich an den August. Urlaub. Da wird’s dann anders und besser. Nun ja, besser wird’s aber nicht automatisch. Denn nicht nur die Zahl an Aufgaben und Verpflichtungen ist entscheidend, sondern die Haltung, mit der wir die Dinge angehen. Bewusst im Hier und Jetzt leben, darum geht’s. Im Urlaub fällt mir das vielleicht leichter. Und doch muss ich es auch richtig angehen. Eine Gebrauchsanweisung könnte dabei hilfreich sein. So eine Art Gebrauchsanweisung möchte ich ihnen heute mitgeben. Für den Urlaub, eigentlich aber auch für alle anderen Tage. Eine Gebrauchs­anweisung in Form einer kleinen Geschichte. Lassen sie sich von ihr dazu anregen, bewusst im Hier und Jetzt zu leben.

Einige Schüler fragen ihren Zen-Meister, warum er so zufrieden und glücklich ist:

Der Zen-Meister antwortet:
„Wenn ich stehe, dann stehe ich, wenn ich gehe, dann gehe ich,
wenn ich sitze, dann sitze ich, wenn ich esse, dann esse ich,
wenn ich liebe, dann liebe ich …”

„Das tun wir auch“, antworteten seine Schüler, „aber was machst Du darüber
hinaus?” fragten Sie erneut.
Der Meister erwiderte:
“Wenn ich stehe, dann stehe ich, wenn ich gehe, dann gehe ich, wenn ich …”

Wieder sagten seine Schüler: „Aber das tun wir doch auch Meister!”
Er aber sagte zu seinen Schülern:
„Nein – wenn ihr sitzt, dann steht ihr schon,
wenn ihr steht, dann geht ihr schon,
wenn ihr geht, dann seid ihr schon am Ziel.”

Geistliches Wort - 28./29. KW 2019 - von Diakon Leo Bernhard, Betriebsseelsorge Augsburg

Mein Gewächshaus

Wenn der Boden richtig gedüngt und die Wetterverhältnisse der Jahreszeit entsprechend passen, kann auch geerntet werden.

Es kommt also auf das „Wenn“ an.

Wenn in der Familie der Umgangston passt, wenn die Beziehung stimmig ist, dann kann etwas Wunderbares wachsen.
Wenn der Chef seine Mitarbeiter schätzt und für sie ein gutes Wort findet, dann kann sich dieses Unternehmen zu einem großen Gewächshaus entwickeln.

Diesen Gedanken kann man weiterspielen auf alle Ebenen des Alltags. Es geht in allem um wachsen und gedeihen.
Wer möchte das nicht: wachsen und gedeihen.  Was in diesem Prozess noch nicht berücksichtigt ist, ist die Zeit.
Die meisten Schwierigkeiten in unserer Gesellschaft entstehen dadurch, dass nach dem Säen sofort die Ernte eingefordert wird.

Man sagt: „Wir leben in einer schnelllebigen Zeit“.
Ist das eine Entschuldigung, weil der Reifungsprozess nicht respektiert wird?
Die Chemie macht es möglich, dass das Brot in kürzester Zeit backfertig ist. Dementsprechend schmeckt es auch.
Aus dem Pferdefuhrwerk sind schnelle Autos geworden. Was machen wir mit der übrig gebliebenen Zeit?

Der Mensch möchte wachsen und reifen.  Dazu braucht der Mensch:
- Ein menschliches Umfeld, in dem er spüren darf, hier bin ich angenommen (Boden).
- menschenwürdige Lebensbedingungen,  (Wasser)
- und viel Liebe. (Sonne)
In meiner schönen Heimat durfte ich beobachten, dass einige Tierarten so gut wie ausgestorben waren, wie z. B. Frösche, Molche u.a. Wassertiere.
Nachdem Tierschützer wieder Sumpfgebiete angelegt haben, sind diese Tiere wieder zurück gekommen.
Auch solche Beispiele lassen sich auf unseren menschlichen Alltag ableiten.
Es ist die Überlegung wert, zu hinterfragen: Was braucht der Mensch in der heutigen Zeit, damit wachsen und reifen möglich ist:
Was brauchen junge Familien, damit sie sich entwickeln und wachsen können?
Was braucht eine Krankenschwester, damit sie wieder Freude an ihrem Beruf findet?
Das sind Fragen, die politisch ganz oben stehen sollten.

In diesem Sinne wünsche ich einen erholsamen Urlaub, damit Sie wachsen und sich entfalten können.

Geistliches Wort 26./27. KW 2019 - von Ulrich Hoffmann, Geistlicher Begleiter der KAB Iller-Donau, Präsident des Familienbundes

Salz der Erde

Salzgärten am Meereswasser und in Bergwerken im Innern der Erde machen es deutlich: Salz gehört zu Gottes Schöpfung und findet vielfältige Verwendung in vielen Lebensbereichen des Menschen. Weil es so wertvoll ist, bezeichnet man es auch als „weißes Gold“. Es sorgt nicht nur für den Geschmack in den Speisen, sondern es ist lebenswichtig – ohne Salz ist der Mensch auf Dauer nicht lebensfähig. Salz findet auch in anderen Bereichen wie in der Industrie und im Gesundheitswesen Verwendung.

Seit bald zehn Jahren schon gestaltet die KAB in Senden in ökumenischer Verbundenheit mit der evangelischen Gemeinde in der „Schöpfungszeit“ zwischen dem orthodoxen Kirchenjahresbeginn (1. September) und dem Franzikusfest (4. Oktober) eine Schöpfungsandacht an der Iller. Sie greift damit einen Impuls von Papst Franzikus, Patriarch Bartholomaios und der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen (ACK) auf, wie ihn die Leitlinie 9 der Charta Oecumenica formuliert hat:

„Im Glauben an die Liebe Gottes, des Schöpfers, erkennen wir dankbar das Geschenk der Schöpfung, den Wert und die Schönheit der Natur. Aber wir sehen mit Schrecken, dass die Güter der Erde ohne Rücksicht auf ihren Eigenwert, ohne Beachtung ihrer Begrenztheit und ohne Rücksicht auf das Wohl zukünftiger Generationen ausgebeutet werden. … Wir empfehlen, einen ökumenischen Tag des Gebetes für die Bewahrung der Schöpfung in den europäischen Kirchen einzuführen.“
Das Motto des diesjährigen Schöpfungstages - „Salz der Erde“ - will dafür sensibilisieren, dass der Mensch, der nicht ohne Salz leben kann, auch nicht losgelöst von der Erde, Gottes Schöpfung lebt und leben kann. Das Motto will an die Aufgabe der Christen erinnern, als „Salz der Erde“ sich für die Bewahrung und Erhaltung der Schöpfung einzusetzen sowie für einen sinnvollen Umgang mit ihren Ressourcen.

Ich würde mich freuen, wenn wir noch an ganz vielen Orten diesen Impuls in ökumenischer Verbundenheit aufgreifen würden und durch Gebet und Aktion zeigen, wir sind engagierte und hoffnungsfrohe „Christians for Future“!

Geistliches Wort - 24./25. KW 2019 - von Peter Ziegler, KAB-Diözesansekretär, Augsburg

Ich vertraue auf unsere Kirche

Es macht mir Mut, dass es Menschen gibt, die sich nicht mit der gegenwärtigen Situation abfinden wollen. Es freut mich, dass sie sich Gedanken machen, wie es weitergeht mit und in unserer Kirche. Ich unterstütze es, dass sie sich Gedanken über – geistliche wie organisatorische – Aufbrüche in unserer Kirche machen.

Gleichzeitig verstehe ich diejenigen, die jeder Veränderung mit Vorsicht begegnen. Ich kann nachvollziehen, dass sie Sorgen und Ängste haben, wenn das vermeintlich Feststehende ins Wanken gerät. Auch ich bin der Meinung, dass nicht alles in Frage gestellt werden darf.

Und gerade deswegen brauchen wir die Begleitung des Geistes, der uns zeigen kann, welche Wege die richtigen sind. Er kann und wird vermitteln zwischen denen, denen jeder noch so kleine Schritt schon zu weit geht, und denen, denen es nicht schnell und weit genug gehen kann in unserer Kirche. Er zeigt denen, die stehenbleiben wollen, die nächsten Schritte und gebietet denen, die voranbreschen wollen, Einhalt.

Und ich glaube, dass es an der Zeit ist, dass der Geist beide Seiten zusammenführen muss, damit wir alle gemeinsam für unsere Kirche einen guten Weg finden können.

Wenn er das an Pfingsten mit den verängstigten Jüngerinnen und Jüngern geschafft hat, was steht ihm dann heute im Weg?

Inspiriert wurden diese Gedanken durch das Gebet aus dem Kloster Fahr in der Schweiz:

https://www.gebet-am-donnerstag.ch/texte/

Geistliches Wort 22./23. KW 2019 von Pastoralreferent Hans Gilg, Betriebsseelsorge Augsburg und Christine Jesse

Woher nehmen Menschen die Kraft zu kämpfen? Woraus kann ich Zuversicht schöpfen in schwierigen Lebenssituationen?

Da kann ich auch keine Rezepte verteilen. Aber ich freue mich, wenn ich von anderen hören darf, was ihnen gut tut, was sie wieder aufrichtet.
Christine Jesse hat dies mit dem Bild des Löwenzahns auf den Punkt gebracht. Ihre Gedanken dazu möchte ich in den Mittelpunkt dieses Impulses stellen:

Jeden Frühling beginnen sie wieder im kräftigen Gelb zu leuchten, die Löwenzahnblumen. Eine Bekannte hat mir den Löwenzahn als Symbol ans Herz gelegt. Beim genaueren Hinsehen kann ich immer mehr Parallelen in meinem Leben entdecken. Was mich aber besonders an den Löwenzahnblumen fasziniert ist, dass sie mit wenig Erdreich auskommen, sich selbst durch enge Spalten zwängen, ja sogar durch den Asphalt durchkämpfen. Trotz dieser beschwerlichen Bedingungen kommen die Löwenzahnblumen zum Wachsen und Blühen.

Ich denke im Alltag erleben wir es tagtäglich, dass Sorgen, Probleme, ganz unterschiedliche Schwierigkeiten unser Leben schwer machen: z. B. Krankheit, Tod, Arbeitslosigkeit oder Mobbing im eigenen Leben oder im Bekanntenkreis. Wie gehen wir damit um? Wir können daran zerbrechen oder resignieren. Der Löwenzahn und auch Gott können und möchten uns hier Mut machen, gerade dann nicht zu verzweifeln und aufzugeben. Es gibt aber auch die Möglichkeit daran zu wachsen. Das durfte ich auch schon öfters in meinem Leben im Nachhinein erkennen. Gerade solche Augenblicke ließen mich innerlich stärker und reifer werden.

Ich wünsche Ihnen, dass Sie auch diese Erfahrungen im Leben machen dürfen, besonders dann, wenn sie schwere Dinge in Ihrem Leben bewältigen und durchstehen müssen.

Foto und Text Christine Jesse

Geistliches Wort 20./21. KW 2019 - von Pastoralreferentin Dorothee Schindler, Betriebsseelsorge Allgäu

Was sich Mütter zum Muttertag wünschen…

Am 12.5. 2019 feiern wir den  Muttertag – wie  jedes Jahr  am zweiten Sonntag im Mai. Ein Tag an dem wir unseren Müttern danken für alles, was sie tagtäglich für ihre Familie leisten.

Obwohl der Muttertag nicht aus religiösen Gründen eingeführt wurde, hat er doch zutiefst religiöse Wurzeln. Mütterlichkeit ist auch ein Bild für Gott. Wir sind es gewohnt, Gott immer als Vater anzusprechen und verbinden damit oft Strenge. Doch im Bild der Mütterlichkeit  wird für uns der liebende Gott sichtbar.

Die Bereitschaft einer Mutter, der Familie  ihre ganze Liebe zu schenken, ihre Zeit und ihre Fürsorge. Doch nicht nur der Haushalt und die Erziehung der Kinder liegen auf den Schultern der Mütter.

Viele Mütter starten nach der Elternzeit wieder in den Beruf. Meist in Teilzeit, um Haushalt, Kind und Job unter einen Hut zu bringen. Oft ist der Beweggrund nicht nur das finanzielle, sondern auch die Angst, den Anschluss ins Berufsleben zu verlieren. Auch das Bedürfnis nicht nur die Hausfrau zu sein, die sich tagtäglich nur mit Wäschebergen, Kinder bespaßen und Kochen beschäftigt.

Das verdiente Geld fließt dann zum größten Teil in die Kinderbetreuung.  Und dann kommt das Hamsterrad des Funktionierens: Job, Haushalt und Kinder. Am besten immer 100 % für jeden dieser Bausteine. „Ich finde es bewundernswert, wie du dass alles schaffst“ – ein Satz den manch eine berufstätige Frau zu hören bekommt. Aber die Wahrheit ist oft ganz anders. Teilzeitarbeit plus Kinder, das ist eine Doppelbaustelle, an der man nicht gleichzeitig arbeiten kann. Ein anstrengender Tag in der Arbeit sollte nicht auf dem Rücken der Kinder, die Zeit mit ihrer Mutter verbringen wollen ausgetragen werden. Kinder, die krank sind, sollten die Aufmerksamkeit der Mutter bekommen. Und wie das alles unter einen Hut bringen? Wenn alles wie „geplant“ läuft, kein Problem. Aber wann läuft schon alles nach Plan?

Nach einem Blick in die Werbeprospekte der letzten Woche, sollten wir am Muttertag unserer Mama möglichst etwas Schönes schenken. Quer durch alle Branchen lassen sich gewiss nette Geschenke für Mütter finden. Selbst für kleine Budgets lassen sich süße, blumige, kitschige, praktische und unpraktische Geschenke finden. Aber werden wir damit den Müttern wirklich gerecht?

Besser wäre es, die stillen Wünsche  und Bedürfnisse der Mütter wahrzunehmen. Unabhängig vom Muttertag  unseren Müttern immer wieder etwas Gutes tun.

Was sich Mütter wünschen:

•   Mehr Zeit. Ob für sich selbst oder für die Familie sei ihr überlassen. Fest steht: Es sind meistens die Mütter, die Job, Haushalt und Kinder unter einen Hut bringen müssen und damit nicht selten überfordert sind. Mehr Zeit zu haben, ist heutzutage ein unbezahlbarer  Luxus. Zeit die ich selbst fülle.

•   Mehr Anerkennung. Selbstverständlich verdient jede Arbeit Anerkennung. Doch gerade in den alltäglichen Arbeiten im und um den Haushalt vergessen wir doch oft, wie wertvoll die Arbeit ist, die Eltern für ihre Familie leisten. Wie wertvoll die Arbeit der Mutter ist, merken Familien erst, wenn Mama mal ausfällt.

•   Eine kleine Aufmerksamkeit, die nicht immer etwas Gegenständliches sein muss. Ein kleiner Ausflug, eine Theaterkarte oder ein ausführliches Telefonat, wenn man verhindert ist, selbst zu kommen.

•   Ein Zeichen der Lieben, das sagt: „Hallo, ich bin für dich da und ich sehe, was du alles für uns leistest.“ Es klingt  selbstverständlich und doch ist es der sehnlichste Wunsch vieler Mütter. Sie wollen nicht für einen Tag auf ein Podest gestellt werden, sie sehnen sich nach der Liebe ihrer Familie.

Der Muttertag, ein Sonntag wie viele, aber ein Tag an dem wir ganz bewusst Danke sagen sollten für die Arbeit, die eine Mutter für ihre Familie leistet. Ein Tag, der nicht nur einmal im Jahr gefeiert werden sollte.

Geistliches Wort – 18./19. KW 2019 - von Betriebsseelsorger Diakon Erwin Helmer

Gedanken zum Tag der Arbeit am 1.Mai 2019Der Heilige Josef, Prekarius und unsere Aktionen

Seit Jahrzehnten sind wir als KAB, CAJ und Betriebsseelsorge dabei, wenn die Gewerkschaften ihren 1.Mai weltweit und vor Ort feiern. Wir versuchen uns einzubringen in die berechtigten Themen und Forderungen des Tags der Arbeit, setzen eigene Akzente und versuchen, Solidarität und Gerechtigkeit konkret werden zu lassen. Drei Akzente möchte ich nennen.

1. „Josef, der Arbeiter“ "Josef war gerecht", so heisst es kurz und bündig am Beginn des Matthäusevangeliums. Er hatte Sinn für Gerechtigkeit. Er war ein Mann der Tat. "Da stand er auf!" ... " da erhob er sich" ... "Da tat er …", heisst es bei Matthäus.

Josef aus Nazareth arbeitete als „tecton“. Das griechische Wort meint: Holzfacharbeiter, Schreiner, Wagner, Schnitzer, Bauarbeiter. Obwohl er uns als ruhiger Mann dargestellt wird, war Josef durchaus entschlossen. Ein Mann der Zeichen setzte. Zeichen setzen, das tun wir am 1.Mai 2019, wenn wir uns bei den Kundgebungen gemeinsam für gute Arbeit einsetzen, wenn wir die Krisenbetriebe solidarisch begleiten, wenn wir für die Würde der Arbeit, die göttliche Würde jedes Beschäftigten eintreten.

2. Der virtuelle „Heilige Prekarius“ - siehe Bild links!
Ja, wir haben einen „Heiligen“ erfunden, den es gar nicht gibt. Die CAJ Bayern hat ihn mit mir entwickelt. Prekarius ist ein Symbol für zunehmende „prekäre Arbeit“, Leiharbeit, Befristungen, Niedriglöhne, Ausgliederungen ... Oft wird er als Symbol für Gerechtigkeit eingesetzt oder – wie oben im Bild – bei der 1.Mai-Demo mitgetragen. Prekäre Arbeit bedeutet oft Ausbeutung, fehlende Mitbestimmung, Arbeit minderen Rechts. Das können wir als Christen nicht dulden, deshalb setzen wir uns ein für:

•    Tarifbindung aller Betriebe!

•    Stärkere Mitbestimmung durch Betriebsräte!

•    Gute Arbeit statt prekäre Arbeit!

•    Gute Rente für alle!

•    Ein gerechtes und nachhaltiges Europa!

3. Wertschätzung des Menschen und Sonntagsschutz
In diesem Jahr bringen wir am 1.Mai unter anderem das Thema „Wertschätzung der arbeitenden Menschen“ durch verschiedene Aktionen ein. Wir danken dabei vor allem den Beschäftigten, die für uns Dienst tun mit einem „Danke-Kärtchen“ oder einem kleinen Geschenk.
Und wir werden Tausende von Postkarten an Ministerpräsident Markus Söder senden.
Denn sein Wirtschaftsminister Aiwanger will pro Kommune 4 verkaufsoffene Sonntage im Jahr zum Verkauf frei geben. Denn, was wäre das für eine Welt, ohne den freien Sonntag? Ich bin überzeugt, dass wir auf diese Weise einen wichtigen Beitrag leisten für eine gerechte Welt – ganz im Sinne Jesus Christi, des Sohnes Josefs, des Arbeiters.

Mit Papst Johannes XXIII gesagt: "Josef sprach wenig, aber er führte ein kraftvolles Leben und entzog sich keiner Verantwortung. Wer Glauben hat, der zittert nicht. Er überstürzt nicht die Ereignisse, er ist nicht pessimistisch, er verliert nicht seine Nerven. Diese Eigenschaften aus dem Charakterbild des heiligen Josef sind uns vertraut und flössen uns Mut ein.“

Geistliches Wort - 16./17. KW 2019 - von Pastoralreferentin Martina Berndt-Hoffmann, Betriebsseelsorge Iller-Donau

Mitten im Leben sind wir vom Tod umgeben

Mit diesen Worten beginnt ein Liedtext Martin Luthers. Er greift dabei einen Choral auf, der aus der Zeit um das Jahr 750 stammt (Media vita in morte sumus- so sein lateinischer Text)

Luther und der frühere Textschreiber sprechen eine zutiefst menschliche Erfahrung an: Auch wenn wir gerade mitten im Leben stehen, die Erfahrung von Sterben und Tod ist uns nahe und begleitet uns. Sicher war diese Erfahrung im Mittelalter oft den Menschen noch näher als heute - sei es durch hohe Kindersterblichkeit und durch Seuchen wie die Pest.

Aber auch heute erleben wir tagtäglich Krankheit und Tod. Oft wollen wir dies nicht wahrhaben, ja, wir täuschen uns vor, dass die Medizin in Kombination mit moderner Technik Krankheiten und Tod beherrschbar machen. Und trotzdem erleben wir Unfälle, Naturkatastrophen, plötzlichen Herztod oder langes Leiden, aber auch im übertragenen Sinn das Sterben von Lebensentwürfen, das Scheitern von Plänen oder Beziehungen.

Mitten im Leben sind wir vom Tod umgeben: um diese Lebenserfahrungen wissen die biblischen Texte, die wir in der Zeit vor Ostern hören. Die Psalmen und biblischen Klagelieder bringen sie eindringlich zur Sprache.

Als Christen dürfen wir über diese Erfahrung hinaus hoffen: Diese Hoffnung heißt Ostern. Ostern dreht den obigen Satz um: Mitten im Tod sind wir vom Leben umgeben! Dies macht Mut, unseren Alltag mit offenen Augen und Ohren wahrzunehmen und zu entdecken: wo entdecke ich das Leben, das uns umgibt? Noch besser ist es, dies gemeinsam zu tun, sich gegenseitig dazu ermutigen: „Ach frag mich nach der Auferstehung, ach hör nicht auf mich zu fragen“  (aus einem Gedicht von Dorothee Sölle)

Geistliches Wort - 14./15. KW 2019 - von Ewald Lorenz Haggenmüller, Betriebsseelsorge Allgäu

Wenn Fasten von Lasten befreit …..

Jedes Jahr vor Ostern dieselben Fragen: Es ist Fastenzeit, aber was könnte ich fasten? Auf was könnte ich verzichten? Was würde mir denn auch ein wenig was abverlangen? Wo bin ich besonders verschwenderisch? Wo habe ich das rechte Maß verloren?

Schließlich will ich mit dem Fasten doch auch ein Opfer bringen. Nicht einfach was Weglassen, was ich die ganze (Fasten-)Zeit gar nicht missen würde. Es soll doch ein richtiger Verzicht sein, so einer, der mir, wenn ich ihn nicht schaffe, ein schlechtes Gewissen macht.

Da kommt mir eine ganz andere Frage: Warum geht Fasten nur mit dem faden Beigeschmack des Verzichts? Und mir fällt ein und auf, dass gerade das Fasten zufrieden oder gar glücklich machen kann. Der Verzicht kann zur Freiheit führen, zur Befreiung von Dingen, die ich mir laufend anschaffe oder Verhalten, das sich „eingefahren“ hat.

Mir kommt ein Satz in den Sinn, der sich mir vor bald 40 Jahren auf einem Plakat im Weltladen Ulm eingeprägt hatte: „Freiheit ist auch die Freiheit, nicht zu kaufen, was man nicht braucht!“ Ein Verzicht aufs unüberlegte Einkaufen könnte also ein wirksames Fastenopfer sein. Ich müsste nur gründlich nachdenken über alles, was ich kaufe, aber nicht wirklich brauche……

„Sammelt euch nicht Schätze hier auf der Erde, wo Motte und Wurm sie zerstören und wo Diebe einbrechen und sie stehlen, sondern sammelt euch Schätze im Himmel“ steht bei Mt. 6, 14-34 und ähnlich bei Lk, 12, 22-32 unter der Überschrift „Von der rechten Sorge“.

Unter diesen Vorgaben, die ich schon so lange kenne, hätte ich mich längst von vielen Konsumgewohnheiten und Kaufübertreibungen befreien können. Vielleicht sollte ein diesbezügliches Fastengebot auf Dauer gelten? Was im Leben würde sich zum Besseren wenden, wenn ich es frei(heits-)willig auf’s ganze Jahr ausdehnen könnte?

Geistliches Wort - 12./13. KW 2019 - von Thomas Hoffmann, Pastoralreferent, Betriebsseelsorge Dinkelsbühl/Donau-Ries

Ich schaffe das!

Ich schaffe das, so sporne ich mich an in der Fastenzeit: Ich schaffe das, mir täglich 10 Minuten Stille zu gönnen. Ich schaffe das, auf Süßes und Alkohol zu verzichten, oder den Zeitfressern Smartphone, Fernsehen und wie sie alle heißen Nahrung zu entziehen. Ich schaffe das!

Was mir daran nicht ganz gefällt?

Ich höre den Satz, „ich schaffe das“, das ganze Jahr über in verschiedenen Varianten: Ich schaffe das alleine, ohne Rollator. Ich schaffe das alleine, ich will ja meinen Kindern nicht zur Last fallen. Ich brauche keinen Arzt. Ich mache das mit mir selber aus. Mit dem Tod meines Arbeitskollegen umzugehen, schaffe ich schon. Ich komme mit meiner schmalen Rente zurecht, ich will nichts „vom Staat“. Oder: Ich schaffe das allein ohne Betriebsrat, ohne Gewerkschaft, brauche kein (seelsorgerliches) Gespräch, keine Kirche, keinen Verband …

Wenn ein derartiges, fast trotziges „ich schaffe das allein“ in Fastenvorsätzen gleichsam selbstoptimierend auf die Spitze getrieben wird, dann gefällt mir das nicht.

Wie wäre es dagegen damit als Fastenzeit-Übung: Rechtzeitig jemanden um Hilfe zu bitten, wenn ich spüre, dass ich sie benötige? Wie wäre es, Solidarität bei Betriebsrat und Gewerkschaft zu suchen? Wie wäre es, Familie, Freunde, Vertraute aus dem Kollegenkreis, aus Verband oder Kirchengemeinde nicht mit meiner Bedürftigkeit, meinen Nöten zu verschonen. Dies wäre, davon bin ich überzeugt, ein Zeichen meiner Stärke, nicht meiner Schwäche.

„Was willst du, dass ich dir tue?“: Jesus verlangt dem blinden Bartimäus ab, seinen Wunsch auszusprechen: „Rabbuni, ich möchte sehen können“ (Mk 10,51). Das Benennen der eigenen Hilfsbedürftigkeit anderen und Gott gegenüber ist heilsam.

Nichts gegen die eingangs genannten Fastenvorsätze: Aber wenn schon Optimierung dann weniger Selbstoptimierung sondern lieber „Optimierung“ unseres Miteinanders, indem ich sagen lerne, was ich brauche, und andere einlade, dies ebenso zu tun – und so in der Fastenzeit und jenseits der Fastenzeit „dem Guten Raum gebe“.

Geistliches Wort - 10./11. KW 2019 - von Regina Wühr, geistliche Begleiterin der KAB

Fasten – lebensnotwendig?!

Das Volksbegehren „Rettet die Bienen!“ zum Erhalt der Artenvielfalt hat mit 18,4% Beteiligung Erfolgsgeschichte geschrieben, denn eine so hohe Prozentzahl erreichte zuvor noch keines in Bayern. Das zeigt eine Sensibilisierung der Bevölkerung in Sachen Natur- und Umweltschutz. Dazu passt, dass immer mehr Menschen in unserem Land sich bewusst vegetarisch oder vegan ernähren oder zumindest weniger Fleisch essen, öffentliche Verkehrsmittel benutzen, beim Carsharing mitmachen oder – sofern möglich – mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren oder zu Fuß gehen, um ihren „ökologischen Fußabdruck“ möglichst gering zu halten. Neue Ideen werden entwickelt, um den Plastikmüll zu vermeiden, der die Weltmeere bedroht.

Das alles liegt ganz auf der Linie von Papst Franziskus, der in seiner Enzyklika „Laudato si´ - Über die Sorge für das gemeinsame Haus“ vom 24. Mai 2015 eine gemeinschaftliche ökologische Umkehr fordert (vgl. Nr. 219), damit unsere Lebensgrundlagen erhalten bleiben. Sein Rundschreiben macht deutlich, dass es gemeinsamer dauerhafter Anstrengungen bedarf, damit dieses „Haus“, die Erde, auch in Zukunft für alle bewohnbar bleibt.

Vor diesem Hintergrund sind die Anregungen, die bisweilen in christlichen Fastenkalendern gegeben werden, z.B. umweltverträglich zu leben und überflüssigen Konsum zu vermeiden, weniger als zeitlich begrenzte „Askese“ zu verstehen, sie wollen vielmehr das Einüben einer andauernden Haltung - bestehend im sinnvollen Verzicht auf…, der allen zugutekommt -, anstoßen. 

Für Papst Franziskus ist das „eine Rückkehr zu der Einfachheit, die uns erlaubt innezuhalten, um das Kleine zu würdigen, dankbar zu sein für die Möglichkeiten, die das Leben bietet, ohne uns an das zu hängen, was wir haben, noch uns über das zu grämen, was wir nicht haben“ (222). Und er fährt fort: „Die Genügsamkeit, die unbefangen und bewusst gelebt wird, ist befreiend“ (223).

Fangen wir am besten noch heute damit an, diese Genügsamkeit zu leben!

Bei der Umsetzung kann uns die Frage helfen:

Was brauche ich wirklich zum Leben?

Ich wünsche uns eine befreiende Fastenzeit!

Geistliches Wort - 8./9. KW 2019 - von Diakon Georg Steinmetz, KAB-Diözesanpräses und Leiter Betriebsseelsorge

Im regelmäßigen Gebet finden viele Menschen eine Tagesstruktur.
Beten verbindet uns mit den Tiefen unserer Seele,
es gibt Trost, stärkt die Hoffnung
und öffnet uns die Augen für die Welt um uns herum.

Mit schelmischem Schmunzeln im Gesicht,
erzählt Papst Franziskus in dem Film
„Ein Mann seines Wortes“ in der letzten Einstellung,
dass er jeden Morgen das Gebet des Thomas Morus betet:

 

GEBET UM HUMOR

Schenke mir eine gute Verdauung, Herr,
und auch etwas zum Verdauen.

Schenke mir Gesundheit des Leibes,
mit dem nötigen Sinn dafür,
ihn möglichst gut zu erhalten.

Schenke mir eine heilige Seele, Herr,
die das im Auge behält, was gut ist und rein,
damit sie im Anblick der Sünde nicht erschrecke,
sondern das Mittel finde,
die Dinge wieder in Ordnung zu bringen.

Schenke mir eine Seele, der die Langeweile nicht fremd ist,
die kein Murren kennt und kein Seufzen und Klagen,
und lass nicht zu,
dass ich mir allzu viel Sorgen mache
um dieses sich breit machende Etwas,
das sich "Ich" nennt.

Herr, schenke mir Sinn für Humor,
gib mir die Gnade, einen Scherz zu verstehen,
damit ich ein wenig Glück kenne im Leben
und anderen davon mitteile.

hl. Thomas Morus (1478 – 1535)

 

Jeden Morgen in dieser Haltung beginnen,
in den Blick nehmen was mir jeden Tag geschenkt wird,
jeden Morgen, ob es mir gut geht oder ob mich Sorgen Quälen,
oder wenn die Gesundheit mich herausfordert:

Herr, schenke mir Sinn für Humor,
dass ich frohgemut den Tag beginne
und daraus lebe.

Dann kann sich der Himmel jeden Morgen erneut erden.

Geistliches Wort - 6./7. KW 2019 von Pastoralreferent Andreas Kohl, Betriebsseelsorge Weilheim

„Bio-Theologie“ (und nicht bloß ein Faschingsscherz)

Das Kreuz an der Wand hatte ich zuerst gar nicht weiter beachtet. Aber als ich an dem Seminar-Wochenende am Abend auf meinem Zimmer war, sah ich es mir dann doch etwas genauer an:

Das Kreuz mit Christus in der Mitte und unter seinen weit ausgebreiteten Armen eine Frau und ein Mann: Vermutlich Maria und Johannes, so wie ich das von vielen anderen Kreuzesdarstellungen schon kenne. Ein gewohntes Bild also… Oder doch nicht?

Um das Kreuz und die Personen herum verläuft auch noch ein Kreis mit … ja mit was eigentlich? Sollten das vielleicht Blätter sein, die das Kreuz als „Lebensbaum“ deuteten oder sind hier eher die - wenn auch etwas „bollig“ geratenen - Strahlen der Ostersonne gemeint?

Als ich dann in der Infomappe, die im Zimmer auslag, eine Bildbeschreibung dazu fand, staunte ich nicht schlecht: Die „Bollen“ seien „Wachteln“ und das Kreuz somit ein original (Achtung: Kein Faschingsscherz!)Wachtelkreuz“!

Hoi – was es nicht alles gibt! Aber wie in der Beschreibung der Symbolgehalt des „Wachtelkreuzes“ nach und nach erschlossen wurde, war durchaus interessant: Biologisch, vor allem aber auch theologisch!

Denn die „Virginischen Baumwachteln“ in Nordamerika haben, so das erklärende Infoblatt, eine ganz eigene Taktik, um in der Nacht für ihre Sicherheit vorzusorgen: Sie legen sich nachts kreisförmig auf den Boden und zwar mit den Köpfen nach außen, um stets auf der Hut zu sein. So können sie jeden Feind, aus welcher Richtung auch immer, frühzeitig erspähen und drohenden Gefahren entkommen. Soweit der biologische Hintergrund.

Beim „Wachtelkreuz“ ist es aber genau anders herum: Da haben sich die Vögel um Christus geschart mit diesmal nach innen gerichteten Köpfen. Sie schauen also auf den Gekreuzigten.

Theologisch gedeutet hieße das: Wer sich in den Kreis derer einreiht, die Christus zugewandt sind, wer sich und sein Leben IHM anvertraut, der braucht keine Angst mehr zu haben. Aller Friede, Schutz und Sicherheit gehen von dem aus, der am Kreuz die Arme ausgebreitet hat.

Mir wird auf einmal klar: Dieses „Wachtelkreuz“, so außergewöhnlich und erklärungsbedürftig es auch ist, macht ja eine ganz tiefe Aussage über meinen christlichen Glauben. Und auf einmal sehe ich mich - und dich - in dem Mann und der Frau unter dem Kreuz, eingereiht in den Kreis um Jesus, der alle Betrachter mit ausgestreckten Armen einlädt, in den Kreis zu kommen.

Kurz vor dem Zu-Bett-Gehen fällt mein Blick noch einmal auf das „Wachtelkreuz“ und ich muss schmunzeln: Die Wege, den Glauben zu verkündigen, können so anschaulich und originell sein - und sei’s mit Hilfe von „Virginischen Baumwachteln“!   

Geistliches Wort - 4./5. KW 2019 - von Pastoralreferent Christian Dorn, Betriebsseelsorge Allgäu

Das Band der Solidarität

„Wenn jeder an sich denkt, ist an alle gedacht.“ In diesem Satz ist kurz und knapp das Credo der Missionare des Ordens des freien Marktes zusammengefasst. Klingt erst mal logisch – zumindest als theoretisches Konstrukt. Doch dem Wirklichkeitstest hält dieser Glaubenssatz nicht stand. Menschliche Gemeinschaft funktioniert so nicht. Ich könnte jetzt lang und breit und umständlich das Wort Solidarität erklären. Oder ich erzähle einfach eine Geschichte:

Ein Rabbi ging einmal über Land und sah einen Mann, der einen Johannisbrotbaum pflanzte. Er blieb bei ihm stehen und sah ihm zu und fragte: „Wann wird das Bäumchen wohl Früchte tragen?“ Der Mann erwiderte: „In siebzig Jahren.“
Da sprach der Weise: „Du Tor!“ Denkst du in siebzig Jahren noch zu leben und die Früchte deiner Arbeit zu genießen? Pflanze lieber einen Baum, der früher Früchte trägt, dass du dich ihrer erfreust in deinem Leben.“

Der Mann aber hatte sein Werk vollendet und sah freudig darauf, und er antwortete: „Rabbi, als ich zur Welt kam, da fand ich Johannisbrotbäume und aß von ihnen, ohne dass ich sie gepflanzt hatte, denn das hatten meine Väter getan. Habe ich nun genossen, wo ich nicht gearbeitet habe, so will ich einen Baum pflanzen für meine Kinder oder Enkel, dass sie davon genießen. Wir Menschen mögen nur bestehen, wenn einer dem anderen die Hand reicht.“

Geistliches Wort - 2./3. KW 2019 - Diakon Leo Bernhard, Betriebsseelsorge Augsburg

Das Königskind

Eine Geschichte aus dem gleichnamigen Büchlein: 

„Du bist ein geliebtes Königskind“
erschienen im  Kawohl-Verlag.

Es war einmal ein König in seiner Stadt herrschte große Armut. Die Menschen in der Stadt waren verbittert und unzufrieden und sie fürchteten ihren Herrscher.
Eines Tages ließ der König alle Bewohner am Stadtplatz versammeln, um ihnen etwas Wichtiges mitzuteilen.

Gespannt und ängstlich richteten die Menschen ihren Blick auf den König und waren ganz neugierig auf die wichtige Mitteilung.
Der König sprach: „Ich habe heimlich mein Königskind gegen eines eurer Kinder ausgetauscht. Behandelt es gut. Sollte ich erfahren, dass meinem Kind etwas Schlechtes widerfährt,  werde ich den Schuldigen zur Rechenschaft ziehen.“

Dann kehrte der König auf sein Schloss zurück.

Die Stadtbewohner fürchteten die Strafe des Königs.  Weil aber niemand wusste, welches das Königskind war, versuchten die Menschen alle Kinder so zu behandeln, als wäre es das Königskind.
Es vergingen viele Jahre, die Kinder wurden zu Erwachsenen und bekamen selbst Kinder. Der mittlerweile alte König beobachtete mit Genugtuung die Entwicklung seiner Stadt.
Aus der früheren armen und schmutzigen Stadt wurde eine prachtvolle, saubere und  weit über die Landesgrenze hinaus bekannte Stadt.
Es gab Krankenhäuser, Schulen und eine große Bibliothek und viele, viele weitere Einrichtungen. Die Bewohner waren alle sehr zufrieden und glücklich.

Und warum?  Weil alle Bewohner der Stadt die Kinder mit viel Liebe behandelten und alle Kinder gut erzogen hatten. Da niemand wusste, welches Kind das Königskind war, wurde jedes Kind in der Stadt so behandelt, als wäre es vom König.

Für mich passt diese Geschichte genau in unseren Alltag. Dort, wo Menschen aus ihren Arbeitsplätzen entlassen werden, wo Menschen zu unwürdigen Bedingungen beschäftigt werden.

Unsere Gesellschaft  hat ihre Herkunft leider vergessen. Sie hat vergessen, dass jeder Mensch ein Königskind ist.

Geistliches Wort - 1. KW 2019 - von Ulrich Hoffmann, Präsident des Familienbundes

Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben

Zum Jahreswechsel bewegt nicht nur einsame Herzen die Sehnsucht nach Liebe. Werde ich sie im neuen Jahr finden – vielleicht in Gestalt meiner Traumfrau oder meines Traummannes – oder auch meines Wunschberufes oder einer sinnvollen Beschäftigung? Vielleicht auch: geht die Zeit der Enttäuschungen zu Ende? Wird 2019 mein Jahr der Liebe? Der Jahreswechsel ist die Zeit der Vorsätze, eine Zeit zwischen unendlicher Hoffnung und der ständigen Angst vor erneuten Enttäuschungen.

Nun ist es aber so, dass die Sehnsucht nach Liebe immer eng verbunden ist mit der Angst vor Schmerzen und Enttäuschung. Die Frage ist stets: Wie weit soll mich öffnen, wenn ich vielleicht doch wieder nur verletzt werde? Der sehnsüchtige Blick in das neue Jahr muss Vergangenes nicht vergessen lassen. Das Ende einer Hoffnung, eines Lebenstraumes oder einer Beziehung muss kein Scheitern sein, es kann auch ein Erfolg sein. Erfahrungen des Scheiterns und Misserfolge bieten viel Stoff um über sich selbst und die eigenen Ansprüche an sein Leben nachzudenken.

Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben – manch ein Suchender wird mit Vorsätzen ins neue Jahr starten, die ihn fast abheben lassen. Dieser Mythos wird in Liebesfilmen gepflegt - er kann durchaus viel Energie geben und beflügeln. Der nötige Realitätssinn ist aber mindestens ebenso wichtig, denn nach jedem Abheben folgt auch eine Landung. Die Lebenssehnsucht gefühlvoll auf den Boden der Tatsachen zu bringen, sodass im grauen Alltag der Glanz dieser Sehnsucht gegenwärtig bleibt – mein „Jahr der Liebe“ in den banalen Alltagserfahrungen leben mit den Menschen an meiner Seite, mit dem Beruf und in den Ehrenämtern – das wäre wohl ganz im Sinne unseres Kardinals Cardijn – den Alltag SEHEN, so wie er ist, ihn im Glanz der Sehnsucht nach Liebe, wie ihn das Evangelium beschreibt, beURTEILEN und aus der fröhlichen Gelassenheit eines Gottes Kindes HANDELN.

In diesem Sinne: gebt und geben Sie im Neuen Jahr Ihrer Sehnsucht nach Liebe Raum!

Geistliches Wort - 51./52. KW 2018 - von Diakon Georg Steinmetz, KAB-Diözesanpräses Augsburg

Gott wird in der Armut Mensch
 
Gott kommt herunter,
er kommt hinein,
in unsere Welt, das kleine Boot
im großen Meer des Universums.

Gott entscheidet sich
für unseren kleinen blauen Planeten
in den Weiten des Weltalls
um mit uns das Leben zu teilen.

 


Gott ist mitten drin
klein und unscheinbar
bedürftig, schutzlos
in den Armen einer Frau
eingebettet in Menschen
dicht gedrängt.

Mensch werden
ganz einfach und bescheiden
Mensch werden
und sein.

Geistliches Wort - 49./50. KW 2018 - von Diakon Leo Bernhard, Betriebsseelsorge Augsburg

Adventliche Post 2018

Kaum ist man vom Urlaub zurück, liegen bereits die ersten Lebkuchen auf dem Ladentisch.
Da fragt man sich: „Ist schon wieder Weihnachten“?
Viele Menschen laufen  dieser weihnachtlichen Zeit davon und fliegen in den Süden, weit ab, um  diesem Rummel zu entfliehen. Viele würden gern davonlaufen aber sie können nicht, weil die tägliche Verpflichtung sie hindert.

Was hat diese Advents- und Weihnachtszeit so kaputt gemacht?

Für die Einen sind es die Geschenkerwartungen, für andere die wortlosen Weihnachtsfeiern, für andere das sentimentale Getue.

Wir von der Betriebsseelsorge möchten gerne auf die Geschenke eingehen. Das eigentliche Geschenk, das wir feiern, bist DU selber! Du bist ein Geschenk Gottes an die Welt. Vielleicht findest du Dich nicht so fein eingepackt Vielleicht nicht so nützlich… wie andere Geschenke, oder so schön und wertvoll. Aber du bist mit viel Liebe ausgesucht und gerade Du hast der Welt noch gefehlt.
Du bist den Menschen von Gott als Licht geschenkt. ER verschenkt keinen Ramsch, sondern nur von ihm selbst gefertigtes „Kunsthandwerk“, Unikate, Einzelstücke. Du bist als Geschenk gedacht. Als jemand, an dem andere ihre Freude haben, genauso, wie dein Schöpfer Freude an dir hat und stolz ist auf sein Werk. Es ist gut, dass es Dich gibt!

Schöne adventliche und weihnachtliche Tage in dem Bewusstsein, dass Du das eigentliche Geschenk der kommenden Weihnachtstage bist

wünscht Betriebsseelsorger Leo Bernhard, Diakon

Geistliches Wort - 47./48. KW 2018 - von Pastoralreferentin Martina Berndt-Hoffmann, Betriebsseelsorge Weißenhorn

In liebevoller Erinnerung….

In unserem letzten Urlaub kamen wir auf einer Wanderung in den Bergen zu einer Barbara-Kapelle. Beim Halt an diesem schönen Ort machten wir eine interessante Entdeckung: diese Kapelle ist das fast einzige Überbleibsel eines großen Magnesit - Bergwerks samt Verarbeitungsbetriebe auf 1700m Höhe. Hier arbeiteten zwischen 1920 und 1976 fast 400 Menschen. Etwa 40 Familien lebten auch hier hoch über dem Tal in einer Werkssiedlung mit Laden, Schule, Kantine, Arzt, Kegelbahn und Kino- und später eben auch einer eigenen Kapelle. Nach Ende des Betriebs wurde alles  abgebaut und renaturiert. Nur eine Schautafel erinnert noch an das Werk.

Beeindruckt hat mich in der Kapelle ein Erinnerungsbuch. Liebevoll gestaltet erinnert es bis heute, 40 Jahre später, an die Arbeit und an die arbeitenden Menschen der damaligen Zeit. Den Frauen in der Kantine, der Lehrerin, manchen Bergarbeitern sind einzelne Seiten gewidmet mit Bildern.  Es werden die Arbeitsbedingungen beschrieben, auch an Unglücksfälle wird erinnert. Der Abschied vom Arbeitsplatz, das Ende einer Tätigkeit, die Beendigung von  beruflichen Freundschaften und vertrauten kollegialen Beziehungen- dies alles hat einen guten Platz der Erinnerung gefunden- in dieser Barbara-Kapelle.

In meiner Arbeit in der Betriebsseelsorge musste ich schon manche Betriebsschließung miterleben und die betroffenen Beschäftigten begleiten in ihrem Leid und ihrer Trauer über den Verlust eines Stücks Heimat, von menschlichen Beziehungen und eigenen Lebenschancen. An diese Betriebe und ihre Mitarbeiter/innen erinnert oft gar nichts mehr- außer gelegentlich noch einem Straßennamen.

Vielleicht täte in dieser ganz besonderen Form der Trauer gut, ebenfalls eine Kultur der Erinnerung zu entwickeln: Nicht um Wunden zu vertiefen, sondern für eine liebevolle, wohltuende und wertschätzende Erinnerung an all die Menschen, die  sich vor uns und für uns in der Welt der Arbeit engagiert haben- sei es im Betrieb, in Gewerkschaften oder in KAB-Ortgruppen.
Könnte uns da Paulus nicht ein Vorbild sein, wenn er schreibt: „Ich danke meinem Gott jedes Mal, sooft ich eurer gedenke“ (Phil 1,3)

Geistliches Wort - 45./46. KW 2018 - von Ewald Lorenz-Haggenmüller, Betriebsseelsorge Allgäu

Wassermangel

In der Nachbargemeinde ist seit drei Wochen der Brunnen leer, das Trinkwasser muss mit Tankwagen herangeschafft werden. Obwohl das Allgäu zu den wasserreichen Gegenden zählt. Doch dieser Jahrhundert-Sommer hat in Deutschland weite Landstriche regelrecht austrocknen lassen. Und das im gemäßigten Klima Mitteleuropas. Was in Dürregebieten und Wüsten oft schreckliche Normalität ist, erreicht jetzt uns: Mangel an Wasser als dem lebensnotwendigsten Element. Mangel an dem, was uns bislang nicht fehlte, was wir wie so vieles andere im Überfluss hatten.

Fachkräftemangel, Rohstoffmangel, Geldmangel, Bewegungsmangel, Wohnungsmangel, Mangel an Zuwendung, Einführung und Rücksichtnahme, Mangelerscheinungen ….

… es hat den Anschein, dass es uns an allem mangeln kann. Meist dann, wenn von einer Sache, einem Zustand, einem Gefühl und Empfinden zwar reichlich vorhanden ist, wir aber daran nicht teilhaben (können), Dann fehlt uns etwas, wir sind ausgegrenzt, abgehängt, abgewertet, ausgelaugt. Einen Mangel zu erfahren oder gar zu erleiden, verschließt oft den Blick auf die vorhandenen Reichtümer an Dingen, Empfindungen und was das Leben doch an Fülle für uns alle bereithält. „Genug ist nie genug“, heißt es in einem Lied von Konstantin Wecker. Wir fragen und suchen nach den Ursachen und dem Sinn und fühlen uns innerlich arm.

Wie schön und heilsam steht gegen jeden Mangel, wenn wir annehmen und glauben dürfen, dass wir trotz aller Mängel, die zu unserer eigenen Unzulänglichkeit noch dazukommen, von Gott gewollt, geliebt und reich beschenkt sind.

Selig, die arm sind vor Gott, denn ihnen gehört das Himmelreich (Mt 5,3)

Geistliches Wort - 43./44. KW 2018 - von Pastoralreferent Hans Gilg, Betriebsseelsorge Augsburg

Mensch steh‘ auf

aus der Enttäuschung
aus der Traurigkeit
aus der Mutlosigkeit

aus der Angst
aus der Verzweiflung

aus der Ausweglosigkeit
aus der Unsicherheit

Mensch steh‘ auf

bleibe nicht länger liegen
bleibe nicht länger sitzen
gehe Deinen Weg

sei offen für etwas Neues
blicke nach vorne, denn alles ändert sich

vertraue Gottes Wort

Mensch steh‘ auf

nicht nur heute
nicht erst morgen
nicht erst im nächsten Monat

nicht erst im nächsten Jahr
immer wenn Du es brauchst

immer wenn Gott Dir die nötige Kraft gibt.

Christine Jesse

Diese Worte von Christine Jesse sprechen vielen von uns aus der Seele und wir alle kennen solche Gefühle – Enttäuschung, Traurigkeit, Mutlosigkeit, Angst, Verzweiflung, Ausweglosigkeit oder Unsicherheit. Die ziehen uns wirklich runter. Und doch können wir rückblickend stolz darauf sein, wenn wir es geschafft haben aufzustehen – manchmal schwankend und mühsam – aber doch geschafft. Es tut gut, wenn wir alleine wieder auf die Füße kommen, aber es kann auch sein, dass wir nicht mehr die Kraft dazu haben. Gibt es nicht oft „gute Engel“ um uns herum, mit einem aufmunternden Wort, mit einer solidarischen Geste, mit einer stummen Umarmung?

Ob ich da auch Gottes Anstupsen dahinter sehen kann?

Geistliches Wort - 41./42. KW 2018 - von Diakon Georg Steinmetz, KAB-Diözesanpräses, Augsburg

Wie vergangenes Jahr war ich wieder mit meinem Hund Gambino 10 Tage zu Exerzitien auf der Straße. Einquartiert in Gubbio, der Kirche der Obdachlosen in Köln.
Menschen auf der Straße begegnen uns oft, ohne dass wir sie sehen, ohne dass wir sie wahrnehmen – ohne ihnen als Menschen mit Würde und Ansehen zu begegnen. Tief in jedem Menschen, so auch in ihnen, ist eine Sehnsucht spürbar, eine Sehnsucht nach Frieden, Wärme, Zuneigung und Wohlergehen.

Margit von der Obdachlosengemeinde Gubbio in Köln fragt Gott:

Wie geht es dir, Gott?

Wie geht es dir Gott, wenn du deine Werke siehst;
die Menschen, so wunderbar geschaffen nach deinem Ebenbild?
Erfreust du dich darüber?
Und wie geht es dir damit Gott, wenn die Hoffnung von einem
glücklichen Leben gestorben ist, wenn es nur noch ums Überleben geht?
Hast du noch Hoffnung Gott, wenn du all das Elend siehst;
wenn du siehst, dass das Leben nur noch ein Kampf ist,
der Kampf um zu überleben?
Dieser kleine Funke Hoffnung, dass es morgen besser geht, -
vielleicht gerade morgen. Der morgige Tag wird sicher besser.
Und so stehen sie am Kottbusser Tor und hoffen,
dass sie die Kurve packen, - vielleicht schon morgen.
Diese Hoffnung muss doch selbst dich erstaunen, Gott.
Warum leben manche Menschen vom Schicksal scheinbar bevorzugt,
andere hingegen benachteiligt?
Weinst du Gott, wenn du all das Elend siehst?
Oder ärgerst du dich, dass das Elend nicht von dir gewollt ist,
dass wir es sind die im Finstern leben?
Sagst du: selbst Schuld, wenn man sich betrinkt, wenn man klaut,
lügt, gewalttätig ist? Oder leidest du mit, Gott?
Bist du ein leidender Gott?
Trocknest du die Tränen der vielen,
deren Hoffnung nur noch ein glimmender Docht ist?
Du hast doch verheißen, dass du den glimmernden Docht
nicht auslöschen wirst und das geknickte Rohr nicht abbrechen wirst.
Auf deine Verheißungen ist doch Verlass, mein Gott.
Ja, ich glaube ich weiß es, dass du weinst, mein Gott, -
dass du auch die Tränen derer weinst, die nicht mehr weinen können.
Beim Fixpunkt, in der Bahnhofsmission, in den Suppenküchen,
in den Notunterkünften, da bist du mitten drin.
Da schickst du einen Funken Gotteslicht, das Licht, das Barbara strahlen lässt.
Gott, ich bin selber traurig über jede Träne die ich nicht geweint habe.
Weine weiter Gott und bleibe bei deinen liebsten Kindern.
Amen

Und Freunde von Margit formulieren ganz besondere Gottesbekenntnisse:

Gottesbekenntnisse
entstanden bei einem Gesprächskreis über Gottesbilder

Gott, Du bist für mich die Zukunft, die Gegenwart und die Vergangenheit
Gott, Du bist für mich Liebe
Gott, Du bist für mich Alles und Nichts

Gott, Du bist für mich der Halt auf meinem Lebensweg
Gott, Du bist für mich Hilfe in den tiefsten Nöten

Gott, Du bist für mich der Weg
Gott, Du bist für mich gestorben und auferstanden

Gott, Du bist für mich mein Schutz
Gott, Du bist für mich Fingerzeig und Richtschnur im Leben

Gott, Du bist für mich das Licht
Gott, Du bist für mich der, der zu mit sagt: „Ich bin da“

Gott, Du bist für mich die Quelle des Lebens
Gott, Du bist für mich unendliche Weite ohne Horizont

Gott, Du bist für mich Liebe, Licht, Alles
Gott, Du bist für mich das Ziel

Gott, Du bist für mich Mut und Kraftspender
Gott, Du bist für mich Nähe und Geborgenheit

Gott, Du bist für mich wie ein Vater
Gott, Du bist für mich der Aufbruch

Amen

Beeindruckt von diesen tiefen Glaubenszeugnissen und den Schicksalen derer, die sie formuliert haben, komme ich zurück in meine andere Welt. Ohne sie zu vergessen und reich beschenkt von Menschen, die sonst nichts haben.

Quelle: gemeinden.erzbistum-koeln.de/gubbio_obdachlosenseelsorge/Gebete/

Geistliches Wort - 39./40. KW 2018 - von Pastoralreferent Thomas Hoffmann, Betriebsseelsorge Dinkelsbühl-Donau/Ries

Nicht einmal Zeit zum Essen

„Achtung! Dieser Tag kann Spuren von Müssen enthalten“ (den Spruch verdanke ich meiner Tochter). Wenn es denn nur Spuren wären!

Anforderungen in der Arbeit, Verpflichtungen im privaten Bereich, da der Abend in der KAB, dann das Treffen der Gewerkschaft, eine Veranstaltung, die mich interessiert, ach ja, die Email-, WhatsApp und sonstigen Nachrichten wollen gelesen und beantwortet sein und informiert sein über dies und jenes verlange ich von mir … So viel „Müssen“, dass ich fast keine Zeit zum Essen finde.

Der Evangelist Markus erzählt ganz Ähnliches von den Aposteln, die Jesus zuvor ausgesandt hatte:

„Die Apostel versammelten sich wieder bei Jesus und berichteten ihm alles, was sie getan und gelehrt hatten. Da sagte er zu ihnen: Kommt mit an einen einsamen Ort, wo wir allein sind, und ruht ein wenig aus! Denn sie fanden nicht einmal Zeit zum Essen, so zahlreich waren die Leute, die kamen und gingen. Sie fuhren also mit dem Boot in eine einsame Gegend, um allein zu sein.“ (Mk 6, 30-32)

Die Geschichte geht weiter: Die Leute haben den Braten gerochen, sich sofort aufgemacht und erreichen noch vor Jesus und den Aposteln die vermeintlich einsame Gegend. Nichts war es mit dem Alleinsein, dem Ausruhen. Nur die kurze Zeit der Überfahrt ist Jesus und den Aposteln geblieben zum Atemholen, zum Ausschnaufen. Danach sind sie gleich wieder gefordert, lassen sie sich fordern. Immerhin schließt sich die Geschichte mit der Brotvermehrung an, wo es ausreichend zu essen gibt.

Es gibt schlechte und es gibt bessere Gründe, im durchgetakteten Alltag keine Zeit zum Essen zu finden:

Zu letzteren gehören für mich etwa die Demo für ein buntes Bayern, mit KAB-Freunden Unterschriften sammeln für die Zulassung eines Volksbegehrens gegen den Pflegenotstand, die Kinder zum Turnen oder Musikunterricht bringen, jemand zum Arzt begleiten oder einen Geflüchteten zu einer Behörde, mich für eine Arbeitskollegin, die in Schwierigkeiten steckt, einsetzen, mich über meine Aufgaben und Rechte als Betriebsrat informieren, … so viele bessere Gründe, um wie die Apostel keine Zeit zum Essen zu finden.

Irgendwann merke ich freilich, ohne einen gemeinsamen Spaziergang, eine entspannende Lektüre, ohne Momente der Stille, ohne gemeinsame Mahlzeiten, ohne einen freien Sonntag, ohne Gottesdienst, ohne einen gemütlichen Abend mit Freunden … verliere ich die Lust und die Kraft, mich dort zu engagieren, wo ich gefordert bin in der Arbeit, der Familie, in KAB, Gemeinde, Gewerkschaft, Partei, Verein, wo immer.

Denn nichts essen ist einfach auch keine Lösung.

Geistliches Wort 36. /37. KW 2018 - von Gemeindereferentin Regina Wühr, Geistliche Begleiterin der KAB im Diözesanverband Augsburg

Richtschnur

Ob wir wollen oder nicht: nach Urlaubsende erwartet uns unausweichlich der Arbeitsbeginn und der Alltag in Beruf und Familie und bei denen, die arbeiten müssen und schulpflichtige Kinder haben, ist der Urlaub spätestens jetzt vorbei.  Ab Mitte September verläuft alles wieder in den gewohnten Bahnen. Auch der Sommer geht zu Ende und mit ihm die Legislaturperiode der Bayrischen Abgeordneten; am 14. Oktober sind Landtagswahlen. Zu Ende geht damit (vorerst) auch ein nicht immer fairer Wahlkampf mit harten Bandagen.

Als Christ oder Christin muss ich mir die Frage stellen, welche Partei für mich wählbar ist und eine Politik vertritt, die christlichen Werten standhält – und welche nicht. Dabei können Christen nach vorheriger Gewissensprüfung zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen, doch was ist Maßstab für die Entscheidung?

In der Lesung aus dem Jakobusbrief vom 16. September heißt es:

Was nützt es, meine Brüder und Schwestern, wenn einer sagt, er habe Glauben, aber es fehlen die Werke? Kann etwa der Glaube ihn retten? Wenn ein Bruder oder eine Schwester ohne Kleidung sind und ohne das tägliche Brot und einer von euch zu ihnen sagt: Geht in Frieden, wärmt und sättigt euch!, ihr gebt ihnen aber nicht, was sie zum Leben brauchen – was nützt das? So ist auch der Glaube für sich allein tot, wenn er nicht Werke vorzuweisen hat. (Jak 2,14-16)

Mit diesem Text kann ich prüfen, ob nur politische Parolen gedroschen werden oder den schönen Worten und Versprechungen auch Taten folgen. Sich auf den christlichen Glauben zu berufen und Fakten zu schaffen, die dessen Kernbotschaft widersprechen, entlarvt die wahre Gesinnung von Parteien. Das beginnt im Umgang mit dem politischen Gegner und endet bei der Behandlung derzeit brisanter Themen in unserer Gesellschaft.

Wer es gern noch einfacher ausgedrückt haben möchte, kann sich die Goldene Regel aus dem Matthäusevangelium als Richtschnur nehmen, übrigens auch sehr hilfreich beim täglichen Reflektieren des eigenen Verhaltens:

Alles, was ihr wollt, dass Euch die Menschen tun, das tut auch ihnen! (Mt 7,12)

Übrigens: nicht wählen = nicht Stellung beziehen geht gar nicht. Jesus hat entschieden Stellung bezogen – tun wir es ihm nach!

Geistliches Wort - 35./36. KW 2018 - von Pastoralreferent Andreas Kohl, Betriebsseelsorge Weilheim

Überall ist heiliger Boden

Auf die Spuren des Heiligen Franz von Assisi machten wir uns bei der großen Familienwallfahrt der Diözese Augsburg im Mai dieses Jahres. Als pastoraler Mitarbeiter hatte ich die Pilgerreise ins italienische Assisi mitvorbereiten und begleiten dürfen.

Sehr berührt hat mich in dieser Woche eine Führung durch die Kirche San Francesco, in der sich auch das Grab von Franziskus befindet. In der Unterkirche sind die ältesten Fresken in diesem reich ausgemalten Gotteshaus zu sehen. Eine der bekanntesten Darstellungen des großen Heiligen ist auch darunter: Franziskus predigt den Vögeln.

Bruder Thomas, der uns durch die Kirche führte und uns viele Bilder sehr eindrucksvoll erschloss, machte uns bei der „Vogelpredigt“ auf ein paar bemerkenswerte Details aufmerksam:

  • Franziskus ist in Bewegung. Er geht auf die Vögel, auf die Pflanzen, also auf die Schöpfung und Welt zu – die Bibel in der Hand. Ganz so wie Jesus seine Jünger auffordert: „Geht hinaus in die ganze Welt, und verkündet das Evangelium allen Geschöpfen!“ (Mk 16,15) 

  • Franziskus beugt sich zu den Vögeln hinunter. Er ist der Schöpfung, der Welt zugewandt. Denn für Franziskus deuten die Schönheit und Größe der Schöpfung eine Spur hin zu Gott. Gottes Spuren sind überall in dieser Welt zu finden. Es gibt keinen Ort, der gottlos wäre. Überall ist heiliger Boden.

Ich meine: Das könnten doch auch wegweisende Impulse für unser Engagement in der KAB, Betriebsseelsorge und CAJ sein, wenn wir nach der Sommerpause wieder loslegen – vielleicht ja mit folgendem Gebet:

Herr, lass uns wieder neu in Bewegung kommen.

Wir wissen uns getragen von Deinem Wort.

Lass uns gerne bereit sein, es zur Sprache zu bringen.

Hilf uns, uns neu aufzumachen hin zu den Menschen in der Arbeitswelt.

Denn dort in den Fabriken, Betrieben und Büros ist heiliger Boden.

Gib uns die Gnade, zusammen mit den Menschen Deine Spuren in ihrem Leben und Arbeiten zu entdecken.

Amen.

Geistliches Wort - 33./34. KW 2017 - von Pastoralreferent Christian Dorn, Betriebsseelsorge Allgäu

Das Glück im Schenken

„Gottes Hauptproblem heißt: Wie kann Gott sich selbst verschenken? Damit hat Gott große Schwierigkeiten. Man sollte meinen, alle Menschen wollten Gott. Aber die übliche Antwort auf sein Angebot klingt ungefähr so: Herr, ich bin nicht würdig. Mir wäre eine Religion und Moral lieber, die mir das Gefühl gibt, dass ich in einem kosmischen Wettkampf aus eigener Anstrengung gewinnen kann.“ So beschreibt der amerikanische Franziskaner Richard Rohr die Schwierigkeiten, die wir Menschen damit haben, beschenkt zu werden. Geschenken trauen wir nicht so ganz. Ein unverdientes Geschenk – das kann nichts Gutes bedeuten und das dicke Ende kommt danach. So einfach abtun kann man diese Haltung nicht, ist sie doch gut in unserer alltäglichen Erfahrung mit den lieben Mitmenschen (und uns selbst) verankert. Doch betrachten wir die Dinge realistisch: Schenken und beschenkt werden ist der Modus unseres Menschseins. Könnten wir uns denn irgendetwas von dem verdienen, was wir wirklich brauchen? Ich möchte sie mit einem Text über das Schenken beschenken. Beschenken sie sich doch mit etwas Zeit, um den Text zu lesen und sich von seinen Gedanken beschenken zu lassen.

Ach, wenn wir doch mehr Glück hätten, nur ein kleines Stückchen noch, klagen die Menschen. Und meinen das allergröbste Stück: des Besitzes. Geld, Ruhm, Bewunderung, oder auch die Zuneigung eines anderen Menschen. Dann streckt der eine dem andern die leere Hand entgegen und wundert sich, dass nicht sofort ein Stern vom Himmel herunterfällt – just in diese leere Hand.
Würden wir doch alle eines Tages erwachen und verstehen, dass das Glück im Schenken, Schenken und nochmals Schenken besteht. Diesem ein Lächeln, jenem ein gutes Wort, dem Verbitterten die Schönheit einer Blume, dem Allertraurigsten die Seligkeit heller Kinder­stimmen, dem zu Tode Erschütterten die Gewissheit des Geistes.
Es gibt Dinge genug, um die Welt zu bereichern.
Und der Arme ist oft diesen Dingen viel näher als der Reiche.
Er hat ja nur sein Herz zu verschenken. Doch gerade auf das kommt es an.

(Albert Steffen)

Und schenken können wir dann, wenn wir erkennen, dass wir beschenkt sind. Es geht um unser Ja zu dem freien Geschenk Gottes. „Herr, ich bin nicht würdig“ – so unser allzu menschlicher Einwand. Dazu Richard Rohr: „Natürlich bist du das nicht“, scheint das Evangelium zu sagen, „aber das war ja sowieso nie das Thema!“

Geistliches Wort - 31./32. KW 2018 - von Diakon Leo Bernhard, Betriebsseelsorge Augsburg

Die Fülle!

Wer heute bei  schönem Wetter durch den Garten schlendert, kann nur noch staunen. Hier kann man die Fülle betrachten. Wir haben heuer im Jahr 2018 ein Obstjahr, das kaum noch zu überbieten wäre.

Die Apfelbäume sind so voller Äpfel, dass man die Sorge haben muss, dass die Äste abbrechen oder Bäume umknicken.

Diese Bilder regen an, über Gottes Großzügigkeit nachzusinnen. Die Bibel spricht sehr oft von der Fülle.

Wer über das Wort Gottes nachsinnt, darf immer wieder von der Großzügigkeit erfahren, die Gott jenen zukommen lässt, die ihn verehren.

So schreibt der Beter im Psalm 36,9:

„ Sie laben sich am Reichtum deines Hauses; du tränkst sie mit dem Strom deiner Wonnen.“

Wir sehen heute, dass Reichtum und Überfluss entsteht, weil Menschen unterdrückt werden. Weil durch Billiglöhne und korrupte Arbeitsverhältnisse auch in unserem Land viel Kapital erwirtschaftet wird.

Das ist nicht gottgewollt. Er verurteilt es, dass Menschen ausgebeutet und missbraucht werden. Gott schenkt uns die Fülle, so dass auf dieser unserer Welt niemand hungern müsste.

Alle Missstände dieser Erde sind menschengemacht, weil Gier und Korruption dieses Elend verursachen.

Ich wünsche eine schöne Urlaubszeit. Genießen Sie die Fülle und die Schönheit dieser Erde.

Geistliches Wort - 29./30. KW 2018 - von Diakon Georg Steinmetz, Betriebsseelsorge Dinkelsbühl, Donau-Ries

„Der größte Schatz in unserer Kapelle sind die fast 30 Fürbittbücher!“

Mit dieser Aussage wurden wir in der Autobahnkirche Hegau an der schweizerischen Grenze vom dortigen Pfarrer begrüßt. Nicht die sehr alte und ehrwürdige Madonna, nicht die Bilder an den Wänden, nein, die Fürbittbücher sind der Schatz dieser Kirche. Dort vor und in der Emmaus-Kirche wurde eine Lenkpause für Körper und Seele angeboten, erstmals Ende April diesen Jahres. Fernfahrerseelsorger der Betriebsseelsorge und viele Ehrenamtliche der umliegen Pfarrgemeinden, gestalteten dieses Fest am Samstag und Sonntag.

Unterschiedlichste Menschen kamen zu dieser Lenkpause aus nah und fern. Gestrandete Fernfahrer, die sonst auf den Rasthöfen auf den Sonntagabend warten, bis sie wieder weiterfahren dürfen. Fahrer von den umliegenden Rasthöfen wurden direkt an ihrer Fahrerkabine eingeladen, diese Pause mit gutem Essen und guten Gesprächen einzulegen. Osteuropäische Fahrer konnten durch Dolmetscherbegleitung mit uns sprechen, ihre Sorgen Nöte mit uns teilen. Sie erzählen von ihren Familien und der Einsamkeit auf den wenigen Quadratmetern ihrer Kabine. Und sie erzählen uns von ihrem schlechten Lohn und den schlechten Arbeitsbedingungen. Oft sind sie monatelang auf Achse, sehen ihre Familien in dieser Zeit nur mit ihrem Tablet-Computer, dem einzigen Kontakt zur Heimat. Einem dieser Fahrer ist gerade dieses wichtige Gerät kaputt gegangen. Er bricht auf, 15 km hin, 15 km zurück, zum nächsten Elektronikladen, um ein neues Gerät zu besorgen, das Fenster zu seiner Frau und den Kindern in der fernen Heimat.

Ein weiterer erzählt von seinem Erstaunen, dass Menschen wie wir die Seelsorger, auf dem Parkplatz auf ihn zugehen, uns bei ihm für seine Arbeit bedanken und ihn dann auch noch zu diesem Fest der Lenkpause einladen. In seinen Äußerungen war eine tiefe emotionale Rührung zu spüren. Er erzählt, dass er oft, wenn er an einer Autobahnkirche vorbeikommt anhält, in diese Kirche mit ihren offenen Türen und dem Fürbittbuch eintritt und dann gerne mit anwesenden Menschen ins Gespräch kommt. Er fährt anders weiter als er gekommen ist, sagt er. Nichts ist in den vielen Gesprächen von Fernfahrerromantik zu spüren. Fahren ist ein Knochenjob, ohne Anerkennung derer, für die sie unterwegs sind. Uns alle!

„Das Wertvollste sind die Fürbittbücher!“ Ja, vielerlei Sorgen sind dort eingeschrieben, Dankbarkeit erzählen andere Einträge und wieder andere bitten in vielerlei Anliegen. Gott und allen Leserinnen und Lesern wird aus dem Innersten der Seele mitgeteilt. Offene Kirchentüren, offen liegende Fürbittbücher laden uns alle ein, die vielfältigsten Anliegen mit Gott und unseren Mitmenschen zu teilen.

Bilder: G. Steinmetz

Geistliches Wort - 27./28. KW 2018 - von Peter Ziegler, KAB-Diözesansekretär, Augsburg

Es ist lästig…..

In der letzten Woche war eine größere Gruppe aus unserem Diözesanverband auf einer Studientagung in Würzburg. Unter anderem haben wir auch eine Onlinedruckerei besucht, in der der Geschäftsführer stolz über die Erfolge des Unternehmens berichtete. Gerade wegen der zahlreichen Aufträge ist es möglich, auch kleinere Margen zu günstigen Preisen herzustellen. Dadurch werden die Kunden zufriedengestellt und die Arbeitsplätze in einem umkämpften Markt erhalten. Durch diese Neuerung profitieren eigentlich alle…

Etwas schmallippiger wurde er, als die Rede auf den Betriebsrat oder auf die Zusammenarbeit mit Gewerkschaften kam. An einem Standort, an dem nahezu Vollbeschäftigung herrsche, liege es im eigenen Interesse des Unternehmens, gute Arbeitsbedingungen zu erhalten. Sonst verliere man gerade die engagierten Beschäftigten. Einen Betriebsrat brauche es daher aktuell an diesem Standort nicht…

Nicht nur mir sind da die Sätze aus Evangelii Gaudium eingefallen, wo der Papst dazu aufruft, „lästig“ zu sein:

203. "… Wie viele Worte sind diesem System unbequem geworden! Es ist lästig, wenn man von Ethik spricht, es ist lästig, dass man von weltweiter Solidarität spricht, es ist lästig, wenn man von einer Verteilung der Güter spricht, es ist lästig, wenn man davon spricht, die Arbeitsplätze zu verteidigen, es ist lästig, wenn man von der Würde der Schwachen spricht, es ist lästig, wenn man von einem Gott spricht, der einen Einsatz für die Gerechtigkeit fordert.“

Und manchmal ist es eben lästig, in einem Unternehmen ohne Betriebsrat danach zu fragen, warum keiner existiert, um damit von außen die Beschäftigten zu unterstützen, die sich bislang nicht durchsetzen konnten.

Hier gilt es bei all den anstehenden Betriebsbesuchen wachsam – und bisweilen eben auch „lästig“ zu sein…

Geistliches Wort - 25./26. KW 2018 - von Pastoralreferentin Martina Berndt-Hoffmann, Betriebsseelsorge Weißenhorn

Einigkeit ist das entscheidende Gebot der Stunde

Die Fußball-WM hat begonnen. Viele sind im Fußballfieber. Ich bin eine, die recht wenig Ahnung hat von Spielregeln oder gar Spieltaktik. Deshalb interessiert es mich oft mehr, was eher am Rand des eigentlichen Geschehens zu beobachten ist: Menschliche Reaktionen, Imponiergehabe, Eingeständnisse von Fehlern, unsägliche Fragen von Reportern….Gerade, wenn das Spiel gut gelaufen ist, fallen immer wieder Schlagworte wie „ wir waren ein eingespieltes Team“, „der Rückhalt in der ganzen Mannschaft“, „die Fans haben unglaublich unterstützt“. Schnell wird klar, Teamgeist und Zusammenhalt sind die Grundlagen vieler Erfolge. Eine Mannschaft, die aus lauter Einzelkämpfern besteht, die sich nur selbst profilieren wollen, hat selten eine echte Chance.

Momentan beschäftigt uns in der Betriebsseelsorge, was wir im Gegensatz dazu in unserer Arbeit erleben: Solidarität, die Kraft, mit der in der Vergangenheit  vieles erkämpft wurde, ist bei einer ganzen Reihe Kolleginnen und Kollegen zum Fremdwort geworden. Es wird gehandelt nach der Devise „Jeder ist seines Glückes Schmied“ oder „ich kämpfe für mich selbst“. Von Teamgeist und Zusammenhalt, ebenfalls Grundlagen der Erfolge gewerkschaftlicher Arbeit oder der christlichen Verbände ist nur mehr wenig zu spüren. Ellenbogen werden ausgefahren anstatt Hand in Hand zu gehen.

Wie ist es möglich, Solidarität wieder erfahrbar zu machen?  Wie ist es möglich, ihre Kraft zu aktivieren? Wie kann die positive Wirkung vom Miteinander spürbar werden? Und wo können wir als Betriebsseelsorge oder KAB etwas dazu beitragen?

Neulich bin ich an einem Text von Martin Luther King hängen geblieben, der dazu motiviert, an diesen Fragen weiter zu denken:

„Ich möchte, dass es überall (…) bekannt wird, dass wir Christen sind. Wir glauben an die christliche Religion. Wir glauben an die Lehren Jesu. Die einzige Waffe, die wir heute Abend in unseren Händen halten, ist die Waffe des Protests. (…) Wir sind nicht im Unrecht bei dem, was wir tun. (…) Sind wir im Unrecht, ist auch Gott der Allmächtige im Unrecht. Sind wir im Unrecht, war Jesus von Nazareth nur ein utopischer Träumer und ist nie zur Erde gekommen. Sind wir im Unrecht, ist Gerechtigkeit eine Farce. (…) Ich möchte betonen, dass wir bei all unseren Aktionen zusammenhalten müssen. Einigkeit ist das entscheidende Gebot der Stunde. Wenn wir zusammenstehen, können wir viele von den Dingen erlangen, die wir nicht nur ersehnen, sondern die uns gerechterweise auch zustehen.“

Geistliches Wort - 23./24. KW 2018 - von Ewald Lorenz-Haggenmüller, Betriebsseelsorge Allgäu

Gratwanderung

Bergwege führen gelegentlich über einen Grat. Das hat etwas Erhabenes und gleichzeitig auch Unsicheres, manchmal gar Bedrohliches. Je schmäler der Pfad, desto tiefer kann es links wie rechts nach unten gehen. Fast schon wie „auf des Messers Schneide“ kann sich das anfühlen. Zuweilen verdeckt der Anstieg auch noch, wohin es letztlich geht.

Was ist das Ziel meiner Reise, unseres Lebens?
Wie schnell kann schon nach wenigen Schritten die Richtung eine völlig andere sein?
Geht es weiter bergauf oder tut sich Abgründiges auf?

- Eben noch in ungekündigter Stellung bin ich bei denen, die gekündigt werden.
- Wie aus heiterem Himmel zerbricht eine persönliche Beziehung.
- Eben noch bei vermeintlich bester Gesundheit beeinträchtigt mich eine Diagnose.
- Ein schwerer Unfall verändert mein Leben oder das lieber Bekannter.

Das ganze Leben scheint zu jeder Zeit und für jeden Augenblick eine Gratwanderung zu sein, es gibt keine Sicherheit für den weiteren und scheinbar niemals eintrübbaren Weg. Aber weil wir in Freude lebendig sind, gehen wir beständig mit der Hoffnung, dass es auf der Gratwanderung des Lebens wohlwollend weiter geht.

Alles hat seine Zeit, so hat es der Prediger Kohelet wunderschön gegenüber- und doch auch zusammengestellt. Es hört sich auch bei ihm so an, als sei das Leben selbst eine unablässige Gratwanderung, ob zwischen oben und unten, links und rechts, Gutem und Schlechtem, Freude und Ärger, Gesundheit und Krankheit, Beziehung und Einsamkeit, Glaube und Unglaube oder Gottesnähe und – ferne.

Bei aller Unsicherheit über das, was uns hinter dem Grat erwartet, dürfen wir also getrost und sicher sein, es wird weitergehen…..

Geistliches Wort - 21./22. KW 2018 - von Pastoralreferent Hans Gilg, Betriebsseelsorge Augsburg

Ein kleines Pfingsten

Letztes Aprilwochenende – Rasthof Hegau in der Nähe von Singen: Die Betriebsseelsorge Freiburg startet ein spannendes Projekt – Lenkpause für Körper und Seele. Wir aus Augsburg und Kollegen aus anderen Diözesen unterstützen diese Aktion.

An den Wochenenden sind die Rasthöfe voll mit LKW´s. Die Fahrer – fast alle aus Osteuropa – sind gezwungen dort ihre Freizeit zu verbringen. Oft sind sie vertraglich verpflichtet ihr Fahrzeug nicht aus den Augen zu lassen. Essen, schlafen, Wäsche waschen – alles geschieht am LKW oft unter unwürdigen Lebensbedingungen.

Wir haben ein Wochenende die Zeit mit ihnen geteilt, haben mit Hilfe von Dolmetschern und Smartphone –Übersetzungen viel von ihrem Leben hören dürfen und haben gemerkt wie sehr die Fahrer ihre Familien vermissen. Da ist von Fernfahrerromantik nicht s mehr zu spüren und die ungerechten, niedrigen Löhne schreien zum Himmel.

Aber: Diese Menschen sorgen dafür, dass wir etwas zu essen haben, dass die Fließbänder nicht still stehen und die Kaufhäuser voll sind. Dafür wollten wir Danke sagen.

Für mich war das wie ein kleines Pfingsten. Die vielen Sprachen von ukrainisch, polnisch, rumänisch, kroatisch, bulgarisch, bis ungarisch, tschechisch, spanisch und englisch waren kein Problem. Wir waren im selben Geist zusammen und ein Lächeln, ein anerkennendes Schulterklopfen oder eine Umarmung zum Abschied drückt mehr aus als viele Worte. Schön war es gemeinsam zu essen und zu feiern und ganz viele waren sehr berührt vom Gottesdienst in der Autobahnkirche. Die biblischen Texte in verschieden Sprachen, Fahrer, die sich getraut haben eine Fürbitte oder eine Segensgebet zu sprechen und das Vaterunser, das jeder in seiner Sprache gebetet hat – all das hat sichtbar gemacht , dass wir in Gottes Namen beisammen waren und dieser Gott keine Grenzen kennt.

Ein wichtiger Auftrag bleibt für uns trotzdem: Mitzuhelfen, dass sich die Arbeitsbedingungen dieser Menschen verändern.

Fotos: Fabian Biasio; Uli Fricker

Geistliches Wort - 19./20. KW 2018 von Diakon Erwin Helmer, KAB-Diözesanpräses Augsburg

Gottes schönste Erfindung

Eigentlich braucht Gott ja gar nichts erfin­den, er hat ja sowieso alles genial geschaf­fen. Aber wie kann man die wunderbare Aufgabe einer Mutter besser beschreiben als mit einem Text von Michel Quoist: „Meine schönste Erfindung, sagt Gott, ist meine Mutter. Es fehlte mir eine Mutter und ich habe sie gemacht. Ich habe meine Mutter gemacht, bevor sie mich empfing. Jetzt bin ich wirklich ein Mensch, wie alle Menschen. Ich brauche sie um nichts mehr zu beneiden, denn ich habe eine Mutter, eine wirkliche, das hat mir gefehlt.“ Seine Mutter heißt Maria, die junge Frau aus Na­zareth, die Mutter Jesu, des Gottessohnes.

Die meisten Menschen dürfen diese Erfah­rung machen, eine Mutter zu haben und sie zu erleben. Allerdings nicht alle. Und auch nicht jede Frau bekommt ein Kind. So manche Frau wünscht sich sehnsüchtig, ein Kind oder ein weiteres Kind zu bekommen – und es klappt nicht. Auch das gehört zum Muttertag, an die Frauen zu denken, die kinderlos bleiben – und an die Kinder, die ohne ihre Eltern aufwachsen. Auf jeden Fall sei an diesem Muttertag allen Frauen und Müttern von Herzen gedankt  - für ihr Sorgen und Mühen, für ihre Selbstlosigkeit und ihr Bereitstehen, für durchwachte Nächte und tausendfa­che Tröstungen, für das Trocknen der Tränen der ersten Liebe, für ihr Zuhören und Mit­tragen, ihr Mitfühlen und Mitfiebern, ihr Mitbeten - mit einem Wort: für ihre grenzenlose Liebe! Liebe, die allerdings auch Grenzen setzen muss. Denn in der heutigen Zeit müssen wir wie­der lernen, unseren Kindern Grenzen zu setzen, damit sie nicht untergehen im Strudel der Überflutung mit Reizen und Lockangeboten. Schauen wir hin, was un­sere Kinder im Internet machen. Zeigen wir Interesse für ihre Erfahrungen und ihre Sorgen. Denn das Wichtigste, das die Kinder brauchen ist eine sorgende Mutter, ein sorgender Vater. Noch einmal mit Michel Quoist gesagt: „Ich weiß, sagt Gott, wie es ist, von Engeln getragen zu werden, aber glaubt mir, das wiegt die Arme einer Mut­ter nicht auf.“

Geistliches Wort - 17./18. KW 2018 - von Pastoralreferent Thomas Hoffmann, Betriebsseelsorge Weißenhorn

Trillerpfeifen vor der Dillinger Basilika
oder wem gehört meine Zeit

Gab es das schon einmal auf dem Platz vor der Basilika? Ohrenbetäubender Lärm von mehreren hundert Trillerpfeifen, rote IG Metall Fahnen und Mützen und vom Kundgebungswagen herab aus heiseren Kehlen immer wieder die Frage: „Wem gehört meine Zeit?“ An einem kalten Februar-Mittwoch streikten Kolleginnen und Kollegen u.a. für eine befristete Reduzierung der Arbeitszeit, um mehr Zeit zu haben etwa für die Kinder, für die Pflege von Angehörigen:

Wem gehört meine Zeit?
Wem gehört meine begrenzte Lebenszeit zwischen den Ansprüchen des Arbeitgebers und den sonstigen Anforderungen des Alltags?

Erlebe ich meine Zeit als selbstbestimmte Zeit?
Gilt das für die Zeit, die ich im Betrieb verbringe, weil es für mich sinnvoll verbrachte Zeit ist, weil ich gute Arbeitsbedingungen vorfinde, weil ich mich für gute Arbeit im Betrieb einsetze etwa als Betriebsrat?
Wie viel selbstbestimmte Zeit habe ich als befristet Angestellter mit meinen Sorgen, was aus mir wird, wenn die Befristung ausläuft?
Wie viel selbstbestimmte Zeit habe ich, wenn ich nur damit beschäftigt bin, mit knappen finanziellen und zeitlichen Möglichkeiten meinen Alltag zu organisieren?

Wie viel selbstbestimmte Zeit habe ich, wenn ich in Dreischicht und regelmäßig auch sonntags arbeite?
Wieviel selbstbestimmte Zeit bleibt mir angesichts des Diktats der ständigen Erreichbarkeit im beschleunigten Smartphone-Zeitalter?
Wieviel selbstbestimmte Zeit  lässt mir eine zunehmende Rund-um-die-Uhr-Gesellschaft, die mich ununterbrochen mit Medien- und Konsumangeboten lockt und keine gemeinsamen Unterbrechungen wie den Sonntag mehr akzeptieren will?

Wie müssen wir Gesellschaft und Arbeitswelt gestalten unter der Maßgabe, allen eine gute selbstbestimmte Lebenszeit zu ermöglichen?
Wem gehört meine Zeit? Stimmt die Frage so überhaupt? Ist meine Zeit nicht zuerst eine geschenkte Lebenszeit, die ich so oder so nutzen kann? Nutzen für das, was mir wichtig ist, wo ich gebraucht werde, wofür ich mich engagieren will. Oder eher dafür, mich ohne ein Ziel und ohne eine Richtung dem Beschleunigungssog auszusetzen, wovor schon der alte Seneca gewarnt hat: „Wer keinen Hafen kennt, muss sich dem Treiben der Winde überlassen.“

Der ohrenbetäubende Lärm von Trillerpfeifen vor der Basilika und dazwischen immer wieder die Frage, „wem gehört meine Zeit?“: Vielleicht ja auch ein Weckruf Gottes: Was macht Ihr mit Eurem Leben? Was machst du aus deinem Leben? Was machst du mit deiner begrenzten, geschenkten Lebenszeit?

Geistliches Wort - 15./16. KW 2018 - von Gemeindereferentin Regina Wühr, Geistliche Begleiterin der KAB in der Diözese Augsburg

Hoher Einsatz

Wenn Sie diesen Beitrag lesen, liegt Ostern, das zentrale christliche Fest, schon hinter uns.

Auch wenn nach einer Umfrage von 2016 nur noch ca. 36 % der Deutschen bzw. 51 % der deutschen röm.-kath. und ev.-luth. Christen an die Auferstehung Jesu glauben, wird die Osterbotschaft nach wie vor in der 50-tägigen Osterzeit in der Liturgie der Kirche verkündet. Gerade das Evangelium vom 3. Ostersonntag (15. April) erzählt eindringlich von der realen Erfahrung  der Jünger Jesu mit dem Auferstandenen, der sie als seine Zeugen benennt. Diese Zeugenschaft reicht bis in unsere Zeit hinein.

So ist am 19. April der Gedenktag des französischen Zwangsarbeiters Marcel Callo, der – in der katholischen Arbeiterjugend geprägt - aus einer tiefen Christusbeziehung lebte und 1945 im KZ Mauthausen starb.

Das II. Vatikanische Konzil formuliert in der Konstitution über die Kirche:
„Jeder Laie (Laie: zum Volk Gottes gehörend) muss vor der Welt Zeuge der Auferstehung und des Lebens Jesu, unseres Herrn, und ein Zeichen des lebendigen Gottes sein.“ (Lumen Gentium IV,38.) Ein herausfordernder Satz, der für alle gilt, die zur Kirche gehören!

Ich schreibe diesen Beitrag zu Beginn der Karwoche, wenige Tage vor Ostern. Vor wenigen Tagen ist der französische Polizist Arnau Beltrame an den Folgen einer Schussverletzung, die ihm  ein islamistischer Attentäter beigebracht hat, gestorben. Beltrame ließ sich für eine Geisel austauschen, die überlebte. Offenbar war er praktizierender Christ, denn die geplante kirchliche Trauung mit seiner Frau vollzog er noch auf seinem Krankenbett.

Im Rundschreiben von Papst Franziskus „Die Freude des Evangeliums“ ist zu lesen:
Um das Leben mit den Menschen zu teilen und uns ihnen großherzig zu widmen, müssen wir auch anerkennen, dass jeder Mensch unserer Hingabe würdig ist. … Jeder Mensch ist Objekt der unendlichen zarten Liebe des Herrn, und er selbst wohnt in seinem Leben. … Jenseits aller äußeren Erscheinung ist jeder unendlich heilig und verdient unsere Liebe und unsere Hingabe (Evangelii Gaudium 274).

(Lebens-)Hingabe wird bei den wenigsten so radikal bis zum Letzten gehen müssen wie in den oben genannten Beispielen. Doch wenn wir uns Christen nennen wollen, sind wir herausgefordert, auch so zu leben, wie es diesem Namen entspricht, nämlich mit Hingabe. Darin besteht letztlich auch die österliche Zeugenschaft.

Geistliches Wort - 13./14. KW 2018 - von Diakon Georg Steinmetz, Betriebsseelsorge Dinkelsbühl - Donau/Ries

Mit Jesus auf dem Weg

- Weg der Schwachen
- Weg der Hoffnung
- Weg des Dienens
- Weg der Liebe
- Weg des Lebens

Norbert Becker zeichnet in seinem Lied (GL 763, Bistum Augsburg) den Weg Jesu mit uns Menschen nach. Mit uns ist er unterwegs und begegnet uns auf Augenhöhe, in Freude und Leid – in allen Lebenslagen. Mit ihm gehen – mit ihm leben!

Vergangenes Jahr nahmen 7 Menschen Exerzitien auf der Straße.
Die Herberge: eine Kirche an der Nord-Süd-Fahrt in Köln. Ihr Name ist Programm: Gubbio.

In Gubbio begegnet Franziskus dem Wolf. Hungrig, grimmig, Angst einflößend. Franziskus zähmt das wilde Tier und schließt Frieden mit ihm.

Die Exerzitien waren für Menschen mit und ohne Wohnung ausgeschrieben. Und so kamen wir mitten in die Gemeinde der Habenichtse. Wir waren in deren spirituellem Kraftort untergebracht. Dem einzigen Ort, wo sie als Mensch willkommen sind.

Sich dort auf Augenhöhe begegnen bedeutet, ganz herunter kommen. Die Ausstattung der Straße in die Kirche mitbringen: Schlafsack, Isomatte, Rucksack. Mit einem Hund an der Leine – aus Sicht der Passanten in der Stadt war ich einer von der Platte. Ganz ehrlich: Eine Woche das Leben in diese Welt eintauchen, fast so leben wie jemand auf der Straße, das ist ganz spannend und lehrreich. Anderen ist dies jedoch die tägliche Not!

Die Sarkophage vor dem Museum am Kölner Dom waren über zwei lange Jahre bewohnt, bevor die Menschen die dort lebten, mit Deckeln aus Metall vergrämt wurden. Wie Tauben durch Gitter aus Kirchtürmen. Einem dieser Sarkophagbewohner durften wir auf Augenhöhe begegnen, wir konnten ihn als Freund gewinnen. Heilung konnte dort auf der Straße geschehen, an uns und den Menschen von der Straße, so wie an Franziskus Heilung durch Christus geschah. Franziskus, der den wilden Wolf bändigen konnte, begegnet Christus in herzlicher Umarmung und wird ihm ähnlich. Wir konnten nach dieser einen Woche wieder zurück in unsere andere Lebenswelt. Die Erinnerung prägt jedoch den Alltag danach.

In der Karwoche und in der Feier des Osterfestes können wir ganz dicht mit Christus in Berührung treten. Sein Leiden und seine Wunden sind auch auf der Straße spürbar und werden durch das Licht der Liebe zu Hoffnungszeichen. Der Karfreitag und der Ostermorgen sollen uns ermutigen, den armen, bedürftigen und kranken Menschen so zu begegnen, wie sich Jesus und Franziskus in dieser Tonplastik aus Gubbio begegnen und in die Arme schließen. Auferstehung aus Liebe!

Mit Jesus auf dem Weg! Nur Mut dazu!

Geistliches Wort - 11./12. KW 2018 - von Pastoralreferent Andreas Kohl, Betriebsseelsorge Weilheim

Die Gleichgültigkeit überwinden

- „Unsere Produkte am Haken“ steht auf dem Zettel, der mit einer Wäscheklammer oben an der Schnur befestigt ist. Darunter reihen sich etliche Kassen-Bons über kleinere Cent- und Eurobeträge. Die Schnur baumelt von der Decke einer Bäckerei in meinem Ort. Leute mit wenig Geld können sich einfach einen Bon abreißen und zum jeweiligen Betrag eine Breze, Semmeln oder einen Laib Brot mitnehmen. Die Geldbeträge auf den Bons stammen von Kunden, die bei ihrem Einkauf für diesen Zweck ein bisschen aufgerundet hatten. „Unser Chef hat das mal in Italien in einem Café gesehen und die Idee dann für seine Bäckerei übernommen“, sagte mir die Verkäuferin im Laden.

-  Für unsere geplante Josefi-Feier von KAB, CAJ und Betriebsseelsorge habe ich auch eine ganze Reihe von Betriebsräten eingeladen. Der Teilnehmerbeitrag von 10 Euro solle, so der Hinweis in unserer Einladungsmail, die Weiterarbeit unseres Arbeitslosentreffs unterstützen. Betriebsrat Christian schickte zwar eine Absage, fragte aber zugleich nach der Bankverbindung: Er wolle den Teilnehmerbeitrag gerne für den guten Zweck spenden.

- In einer Sportschule, auf die ich vor kurzem gestoßen bin, kann jedes Mitglied freiwillig 2 Euro im Monat zusätzlich zum Mitgliedsbeitrag überweisen. Mit dem Geld, das von der Sportschule dann noch weiter aufgestockt wird, werden die Trainingsgebühren für sozial benachteiligte Menschen mitfinanziert. „Der Leiter der Sportschule ist bekennender Christ. Dem ist das wichtig“, wurde mir von einem Mitglied erzählt.

Drei Beispiele aus meinem Lebensumfeld, die mich berührt haben: Drei Menschen, die nicht gleichgültig bleiben angesichts der sozialen Not anderer, die mit ihren Möglichkeiten helfen, wo Hilfe nötig ist - teils mit pfiffigen Ideen, teils ganz spontan, aber immer mit großem Herzen!

„Überwindet die Gleichgültigkeit!“: Ein Appell, den Papst Franziskus von Anfang an immer wieder eindringlich an alle Menschen, besonders an die Christen, gerichtet hat. In scharfer Form geißelt Franziskus seither bei den verschiedensten Anlässen eine sich breitmachende „Kultur der Gleichgültigkeit“ und ruft uns auf, unser Leben „wahrhaft menschlich“ zu gestalten:

"In einer Kultur der Gleichgültigkeit … soll dagegen unser Lebensstil erfüllt sein von Erbarmen, Einfühlungsvermögen, Mitleid und Barmherzigkeit.“ (aus der Predigt in der Christmette 2015)

Das will ich immer mehr einüben und verinnerlichen – nicht nur jetzt in der Fastenzeit.

Geistliches Wort - 9./10. KW 2018 - von Pastoralreferent Christian Dorn, Betriebsseelsorge Allgäu

Lerne auch du, nur aus der Fülle auszugießen

Diese Woche wieder mal ein Abendtermin mit engagierten Betriebsräten und Gewerkschaftern. Und wieder mal landen wir irgendwann bei der Feststellung, dass bei Treffen, wenn es gilt, etwas vorzubereiten, voranzutreiben, auf den Weg zu bringen, immer die gleichen Personen zusammensitzen. Und natürlich sind diese Engagierten nicht nur bei unserem Treffen engagiert, sondern in verschiedenen Initiativen, Vereinen und Gremien. „Sonst würde es ja niemand machen!“ Diese Aussage ist dann oft zu hören.
Ein Phänomen, das wir aus vielen Bereichen kennen: aus Pfarrgemeinden, Sportvereinen, Feuerwehren, Verbänden wie der KAB, … Oft sind es einige wenige Motivierte, Pflicht- und Verantwortungsbewusste und Unermüdliche, die „den Laden am Laufen halten“. Auch in der Arbeitswelt, besonders in sozialen und helfenden Berufen, sind diese Menschen anzutreffen. Menschen, die sehr viel geben an Zeit, Kraft und Energie. Häufig auch mehr, als ihnen an Ressourcen zur Verfügung steht. Manchmal so lange, bis der innere Vorrat gänzlich erschöpft und die physischen und psychischen Ressourcen aufgebraucht sind.
Diesen Menschen und uns allen möchte ich mit dem geistlichen Wort einen Text von Bernhard von Clairvaux schenken, der es lohnt, immer wieder gelesen und meditiert zu werden:

Wenn du vernünftig bist, erweise dich als Schale und nicht als Kanal, der fast gleichzeitig empfängt und weiter gibt, während jene wartet bis sie gefüllt ist.

Auf diese Weise gibt sie das, was bei ihr überfließt, ohne eigenen Schaden weiter.

Lerne auch du, nur aus der Fülle auszugießen, und habe nicht den Wunsch, freigebiger zu sein als Gott.

Die Schale ahmt die Quelle nach. Erst wenn sie mit Wasser gesättigt ist, strömt sie zum Fluss, wird zum See.

Du tue das Gleiche! Zuerst anfüllen und dann ausgießen.

Die gütige und kluge Liebe ist gewohnt überzuströmen, nicht auszuströmen.

Ich möchte nicht reich werden, wenn du dabei leer wirst.

Wenn du nämlich mit dir selber schlecht umgehst, wem bist du dann gut?

Wenn du kannst, hilf mir aus deiner Fülle; wenn nicht schone dich.

Geistliches Wort - 7./8. KW 2018 - von Diakon Leo Bernhard, Betriebsseelsorge Augsburg

„Entschuldigung, ich kann Ihnen heute nicht die Hand geben, ich habe  einen starken Schnupfen“.

So oder so ähnlich lauten in diesen Tagen manche Begrüßungen. Ja, es ist Grippezeit. Alle Jahre wieder hören wir von Grippewellen, von resistenten Keimen und von Krankheitserregern, die uns das Fürchten lehren.

Doch wir haben ja die voll gefüllten Regale in den Apotheken, die uns Heilung versprechen.

Oder hat vielleicht der erhöhte Krankenstand etwas mit der Arbeit zu tun?

Letzte Woche erzählte mir ein 57-jähriger Mann seine sorgenvolle Geschichte. Er soll nun nach 24 Jahren Firmenzugehörigkeit erstmals im Dreischichtbetrieb arbeiten.  Er hat auch berichtet, dass er an Kreuzschmerzen leidet und seine Krankheit bisher nicht diagnostiziert werden konnte. Ich vermute, dass diesen Schmerz weder das Röntgengerät noch eine andere Suchmaschine erkennen kann. Dieser Virus sitzt viel tiefer.
Er heißt Enttäuschung, Missachtung der menschlichen Würde und Angst vor der Überbelastung.

Ein anderer Arbeitnehmer erzählt mir, dass er nachts nicht mehr schlafen kann, weil er Angst um seine Zukunft hat. Seine Firma soll Ende 2018 geschlossen werden und er ist erst 55 Jahre alt. Da fragt man sich, ob es für diesen Virus  eine wirksame Medizin gibt.

In meiner Ausbildung als Betriebsseelsorger gab es eine „Zehnpunkte-Liste“ für gute Arbeit. Dort stand ganz oben der Begriff Sicherheit, danach kamen Anerkennung und Wertschätzung.
Diese Medizin ist in der Apotheke nicht käuflich, sondern sollte in jeder Begegnung, aber besonders der Personalführung, verabreicht werden.

Die CAJ hat dazu einen schönen Flyer mit einem Ausspruch von Kardinal J. Cardijn gestaltet: „Du bist mehr wert als alles Gold der Welt.“

Ihr Betriebsseelsorger Diakon Leo Bernhard

Geistliches Wort - 5./6. KW 2018 - von Pastoralreferent Ulrich Hoffmann, Kreispräses KAB Iller-Donau

Ab jetzt: mehr Licht!

Der 2. Februar ist ein wichtiger Tag im Kirchenkalender. An "Mariä Lichtmess" endete früher die Weihnachtszeit. Vor noch nicht allzu langer Zeit wurden erst an diesem Tag in katholischen Kirchen und Privathäusern die Krippen und die Weihnachtsbäume abgebaut. Aus dem Alltag ist das Fest mittlerweile fast verschwunden. Selbst in der katholischen Kirche endet die Weihnachtszeit seit der Liturgiereform 1970 schon am Sonntag nach dem Dreikönigstag am 6. Januar.

Dabei ist "Lichtmess" eines der ältesten Feste der christlichen Kirche: Seit Anfang des 5. Jahrhunderts wurde es in Jerusalem am 40. Tag nach der Geburt Jesu gefeiert. In Rom führte die Kirche den Feiertag um das Jahr 650 ein. Bis 1969 nannte man in der katholischen Kirche das Fest auch "Mariä Reinigung". Diese Bezeichnung knüpft an den Bericht des Lukas-Evangeliums an, nach dem Maria 40 Tage nach der Geburt Jesu ein Reinigungsopfer darbrachte, wie es das jüdische Gesetz vorschrieb. Demnach begeben sich Joseph und Maria in den Tempel, um Jesus, der als Erstgeborener Gott gehörte auszulösen - daher kommt auch der andere Name des Festes, der sich seit 1969 im katholischen Feiertagskalender findet: "Darstellung des Herrn". Maria und Joseph begegnen im Tempel dem greisen Simeon und der Prophetin Hannah. Und nun stimmt Simeon ein Loblied auf das Kind an und preist es als den Messias: „Denn meine Augen haben das Heil gesehen, das du vor allen Völkern bereitet hast, ein Licht, das die Heiden erleuchtet, und Herrlichkeit für dein Volk Israel.“ (Lk 2)

Mit dem 2. Februar verbinden sich zudem viele Volksbräuche. Seit dem 11. Jahrhundert kam der Brauch der Kerzensegnung und der Lichterprozessionen auf. An Lichtmess wurden die für das nächste Jahr benötigten Kerzen der Kirchen und der Familien geweiht, weshalb Wachsmärkte, eben Licht(er)messen, durchgeführt wurden.

Auch in anderer Hinsicht war der 2. Februar in früheren Zeiten von größter Bedeutung. An Lichtmess erhielten die Dienstboten den Jahreslohn in Geld und Naturalien; sie konnten sich bei ihrem Dienstherrn neu verpflichten oder den Arbeitgeber wechseln. Die Zeit bis Agatha (5. Februar) war eine Art von vertraglich gesichertem Nichtstun, das man die "Schlenklweil" nannte.

Zugleich begann um Lichtmess die Vorbereitung auf die neue Feldarbeit. Die Wetterregeln handeln von der Vorfreude auf das Frühjahr: "Wenn es an Lichtmess stürmt und schneit, ist der Frühling nicht mehr weit." Hoffnung auf den Frühling macht auch, dass die Tage nun deutlich länger hell bleiben. Eine anschauliche Regel beschreibt, wie die Tage nach der Wintersonnwende am 22. Dezember länger werden: "Weihnachten um ein' Mückenschritt, Silvester um ein' Hahnentritt, Dreikönig um ein' Hirschensprung und Lichtmess um ein' ganze Stund."

Ab jetzt: mehr Licht! Von Herzen wünsche ich Ihnen nun eine frohe Faschingszeit und viel Licht in Ihrem Leben und in Ihren Beziehungen!

Geistliches Wort - 3./4. KW 2018 - von Peter Ziegler, KAB-Diözesansekretär, Augsburg

Jetzt kommt es darauf an…

Kürzlich habe ich eine Predigt gehört, die mich nicht loslassen will. Der Prediger, Pastoralpraktikant in unserer Pfarrei, hat über die Verantwortung, die aus unserer Taufe folgt gesprochen. Dabei gehe es ihm nicht nur um das regelmäßige Gebet und den Gottesdienstbesuch (das muss er ja sagen…), sondern auch darum, wie unser Christsein im Alltag sichtbar werden kann. Es geht also nicht nur darum, ein netter Nachbar oder ein guter Kollege, vielleicht sogar ein engagierter Mitarbeiter zu sein, sondern um einen Tick mehr. Darüber war im Jahr der Barmherzigkeit an dieser Stelle bereits einmal die Rede. Was müssen wir Christen mehr leisten, als all die anderen?

Er spitzte seine Predigt auf die Frage zu, die Sie auf dem Foto lesen können. Wir sind ja glücklicherweise in unseren Breiten nicht in der Gefahr, des Christseins angeklagt zu werden. Und doch lade ich Sie zu diesem Gedankenexperiment ein: Finden Sie Indizien, die Sie als Christ ausweisen? Situationen, in denen Sie mehr getan haben als von Ihnen gefordert werden kann? Verhaltensweisen, die empathischer sind als Sie dies von Ihrer Umgebung kennen?

Ich bin sicher: Wenn Sie danach suchen, werden Sie Beweise für Ihr Christsein finden. Gleichzeitig möchte ich Ihnen diese Aufgabe mit auf den Weg ins Jahr 2018 geben: Wir alle sollten uns bemühen, im Sinne der Anklage verurteilt zu werden…

Geistliches Wort - 1./2. KW 2018 - von Pastoralreferent Ulrich Hoffmann, KAB-Kreispräses Iller-Donau

Der goldene Mittelweg

Zum Jahreswechsel – „in den Tagen zwischen den Jahren“ – sind viele nachdenklicher und in gewisser Weise auch frömmer als im Rest des Jahres. Dies mag zwar lobenswert sein, aber welchen Wert hat dieses Verhalten, wenn wir wissen, dass wir spätestens nach Dreikönig wieder in den alten Trott verfallen?

Bei Rabbi Mosche ben Maimon finden sich dazu sehr hilfreiche Gedanken: Der gerade Weg, den der Mensch wählen soll, ist der Mittelweg in allen Eigenschaften, in der Mitte zwischen den beiden Extremen. Als Beispiele führt er an, dass ein Mensch nicht zu lustig aber auch nicht nur traurig sein soll, dass er nicht knausrig sein, aber auch nicht das Geld mit beiden Händen beim Fenster hinauswerfen soll, etc.

Der Rabbi erwähnt zwei Ausnahmen, bei denen der Mensch nicht den Mittelweg gehen, sondern sich bemühen soll, das (bessere) Extrem zu wählen. Wenn es um Bescheidenheit oder Stolz geht, soll der Mensch nicht genau die Mitte zwischen den beiden Extremen anstreben, sondern sich eher bescheiden verhalten. Auch wenn er zwischen Zorn und Sanftmut wählen soll, ist nicht die Mitte dazwischen erstrebenswert, sondern man möge sich vom Zorn fernhalten.
Sonst allerdings ist der Mittelweg der richtige.

Maimonides setzt fort:
Wenn der Mensch an sich erkennt, dass er in einer Eigenschaft den Mittelweg nicht verwirklicht, sondern zum Beispiel besonders geizig ist, so soll er sich eine Zeit lang zwingen, genau die gegenteilige Eigenschaft zum Verhaltensmuster zu wählen, also besonders viel Geld ausgeben. Dann wird er letztlich das Gleichgewicht finden und somit den erwünschten Mittelweg gehen.

Ein späteres jüdisches Werk, das Sefer haChinuch, beschreibt diesen Vorgang auch mit den Worten, dass es nicht immer unsere Ideologie ist, die unsere Taten hervorruft, sondern dass es umgekehrt auch die Taten sein können, die unser Herz beeinflussen.

Nutzen wir also die Tage des beginnenden neuen Jahres dazu, dass wir uns im Vertrauen auf den mitgehenden und uns liebevoll ansehenden Gottes neu ausrichten an Ihm, damit wir unser Gleichgewicht (wieder) finden und den goldenen Mittelweg gehen können.

Ich wünsche Ihnen und Euch allen:
Ein gesundes und glückliches Jahr, ein Jahr des Friedens und des Gleichgewichts!

Archiv 2017

Geistliches Wort - 51./52. KW 2017 - von KAB-Diözesanpräses, Betriebsseelsorger und Diakon Erwin Helmer, Augsburg

Warum Maria und Josef bei uns bleiben

Eine sehr sinnreiche und aktuelle Weihnachtsgeschichte von Propst Wöllenstein erzählt Folgendes: Eines Tages zog eine Horde von Randalierern nächtens durch die Stadt und sprühte an die Wände der Bürgerhäuser: „Ausländer raus! Deutschland den Deutschen!“ Plötzlich – mitten in der Nacht – rührte sich etwas in der Stadt: „Kommt, wir tun, was an den Wänden steht. Wir gehen.“

Die Rohstoffe und die Waren aus dem Ausland hatten die Nase voll. Sie nahmen die Sprüche ernst und begannen, in ihre Heimatländer zurück zu wandern. Den Kaffee zog es nach Afrika, die Gewürze nach Asien, das Erdöl in den Orient, Metalle nach Brasilien, Kongo, Zaire, China, … die Weihnachtsgänse flogen zurück nach Polen und bald war nichts Ausländisches mehr im Land.

Aber - Tannen gab es noch, Äpfel und Nüsse und „Stille Nacht“ konnte noch gesungen werden, denn das Lied stammte ja immerhin aus Österreich. Maria und Josef waren noch da geblieben, zwei Juden, ausgerechnet. Sie sahen einander an und sagten: „WIR BLEIBEN HIER! Wenn wir auch noch gehen, wer soll ihnen dann noch den Weg zeigen zu mehr Menschlichkeit und Brüderlichkeit?“

Diese nette kleine Geschichte sagt uns, wie sehr wir von den Ländern dieser Welt profitieren und wie angewiesen wir aufeinander sind. Menschen leben davon, dass sie einander begegnen, miteinander in Kontakt treten, dass sie miteinander handeln und einander aushelfen. Was wäre das für eine Welt ohne Austausch und Warenhandel, ohne Vertrauen und Zusammenarbeit weltweit? Genau dafür stehen wir ein – mit allen Menschen guten Willens, für die EINE Welt, für den Zusammenhalt in Gerechtigkeit und Solidarität. Als KAB, als CAJ und Betriebsseelsorge arbeiten wir deshalb mit allen Menschen aus aller Herren Länder zusammen. Wir stehen an der Seite der AMAZON-Beschäftigten, wo mehr als 80 Nationen vertreten sind. Wir kümmern uns um Menschen aus Osteuropa, die hier nicht selten ausgebeutet werden und viele von uns begleiten Flüchtlinge aus Eritrea, Afghanistan, Nigeria, Syrien, Irak – um nur einige Länder zu nennen. Josef und Maria, die Hauptpersonen der Adventszeit, hatten es vor 2000 Jahren auch nicht leicht. Sie waren in freudiger Erwartung auf das Kind, das sie Jesus nennen sollten, Jesus – auf Deutsch: Gott rettet! Das lange erwartete Kind, der lang ersehnte Retter, der Messias „Christus“. Ihn feiern wir. Ihn, der das Licht der Welt ist. Ihn, dessen Gesicht uns in jedem Menschen aufleuchtet. Ihn, dem wir in jedem Ausländer, in jeder Ausländerin begegnen. Ihn, der die Liebe in Person ist. Darum geht es. Um nicht mehr und nicht weniger.

Ich wünsche Ihnen eine Gesegnete Advents- und Weihnachtszeit!

Geistliches Wort - 49./50. KW 2017 - von Hans Reich, KAB-Kaufbeuren

"Mache Dich auf und werde Licht ..."

Gerade die Adventszeit ist eine besondere Zeit des Jahres. Es ist eine Zeit der Einkehr und der Stille, der Vorfreude und der Erwartung. Jesus Christus ist das Licht der Welt. Dieses Licht möchte in jeder „Rorate“ neu in unsere Herzen hineinleuchten und die Finsternis der Welt hell machen. Daran erinnern die Kerzenflammen in der „Rorate“. Sie wecken in den Gläubigen die Sehnsucht nach der Vereinigung mit dem einen großen Licht der Welt, Jesus Christus.

Dunkelheit löst bei vielen Menschen Unwohlsein aus. Finsternis macht Angst. Dunkle Straßen oder Unterführungen sind oft für Menschen Angst-Räume. Viele ältere Menschen trauen sich abends nicht mehr vor die Tür. Weil die Dunkelheit Menschen unsicher macht, sehnen wir uns nach Licht. Wir brauchen Licht, um uns sicher zu fühlen, um uns orientieren zu können.

Gerade jetzt in der dunklen Zeit zünden viele Menschen gerne eine Kerze an. Sie erleuchtet das Zimmer und schafft eine wohlige Atmosphäre. „Mache dich auf, werde Licht; denn dein Licht kommt“, ruft der Prophet Jesaja dem geschundenen und verängstigten Volk Israel zu. Sie waren aus der Gefangenschaft in Babylon nach Jerusalem zurückgekehrt. In ihrer zerstörten Heimat fanden sie Armut, Not und Bedrängnis vor. Sie waren desorientiert, traurig und ohne Hoffnung. Und in diese Situation hinein ruft Jesaja dem Volk Israel dieses Hoffnungswort zu. „Mache dich auf, werde Licht; denn dein Licht kommt.“ Das sagt der Prophet Jesaja auch zu uns heute. Mache dich auf! Werde aktiv! Das ist aber nicht immer einfach. Sorgen und Ängste beschäftigen viele. Da ist die Mutter, die gepflegt werden muss. Da ist das kranke Enkelkind. Eine Familie ist zerrüttet. Da sind Menschen bedroht den Arbeitsplatz zu verlieren. Da wird ein Kind in der Schule gemobbt. Und Millionen von Menschen sind auf der Flucht – Zukunft ungewiss.

Für uns Christen bedeutet Licht so viel wie: „Mache dich auf, werde hell, strahle vor Freude. Denn es kommt ein Licht auf dich zu. Du musst nicht mehr in der Dunkelheit und Finsternis bleiben. Du wirst erhellt und angestrahlt. Angst und Hoffnungslosigkeit weichen. Du hast wieder Hoffnung und Orientierung, siehst einen Lichtstreifen am Horizont.

Damit Christus in unseren Herzen ankommen kann, müssen wir zuallererst bei uns selbst ankommen, uns besinnen auf das, was uns wichtig ist. Vielleicht kann der Advent eine Zeit sein, in der wir besonders versuchen, Licht für Andere zu sein. Ich lade euch ein, in der Adventszeit mit offenen Augen durch den Alltag zu gehen und euch zu fragen: „Für wen kann ich Licht sein?“

Geistliches Wort - 47./48. KW 2017 - von Pastoralreferentin Martina Berndt-Hoffmann, Betriesseelsorge Weißenhorn

Links liegen gelassen…

….Beim Studium der Wanderkarte ist mir neulich bewusst geworden, es gibt manche Berge, Höhenzüge oder Waldgebiete, für die kein Weg und kein Steig eingezeichnet ist. Während auf manchen Bergen – vielleicht sogar erschlossen durch Bergbahnen – sich die Wanderer auf den Wegen drängeln, findet auf die anderen kaum einmal ein Mensch hinauf. 

Sie werden nicht beachtet, werden ignoriert, weil sie nicht bedeutend genug, nicht attraktiv, zu langweilig, aber vielleicht auch zu schwierig oder gefährlich sind. Nicht ständig im Interesse der Menschen zu stehen enthält für diese Berge eine enorme Chance: dort können Wildtiere leben und Pflanzen wachsen. Es kann sich die Natur in einem Freiraum entfalten, deren Lebensraum anderswo durch den Menschen immer mehr eingeengt oder zerstört wird.

Links liegen gelassen…

….Geht es uns nicht auch manchmal so, dass es ganz gut ist, an manchen Tagen nicht im Mittelpunkt zu stehen, auch mal ein paar ruhige Stunden zu haben, an denen niemand etwas von uns will, an denen wir nicht ständig zur Verfügung stehen müssen. Sind nicht dies die Zeiten, in denen wir wieder zu uns selbst finden, unseren Gedanken freien Lauf lassen, in denen wir Interessen nachgehen können, die sonst zu kurz kommen?

Links liegen lassen…

….möchte ich selbst allerdings nicht die Menschen, die brauchen, dass ich ihnen zuhöre, die meine Aufmerksamkeit benötigen oder meine Unterstützung!

Geistliches Wort 45./46. KW 2017 - von Ewald Lorenz-Haggenmüller, Betriebsseelsorge Allgäu

…selig seid ihr ….

Warum denn die Seligpreisungen als Evangelium an Allerheiligen? Erst kam mir in den Sinn, ob wohl nur die in den Himmel kommen, welche alle acht Eigenschaften zeitlebens auf sich vereinigen konnten. So ein hoher und unerfüllbarer Anspruch kann nicht alles sein. Das würde die Schar der Seligen wohl auf ein kleines Häuflein reduzieren.

Ist von Jesus nicht auch und vor allem gemeint, dass das rechte Tun die Verhältnisse hier auf Erden schon zum Besseren wenden soll? Frieden stiften und der Gerechtigkeit auf die Sprünge helfen. Den Schwächsten zuerst beistehen, Bedrängten und Bedrückten Trost spenden, Verfolgten Zuflucht gewähren und Hoffnung aufzeigen. Barmherzigkeit walten lassen und – ganz gegen den Trend von Leistungsdruck und Vorrang der Stärksten – sanftmütig sein. Entschleunigen, eine Pause einlegen (helfen) und das alles oft und gerade gegen alle Megatrends und den Mainstream von Geld und Größenwahn, Gewalt und Gegeneinander.

So werden mir die Seligpreisungen vor allem wie Bausteine für eine veränderte, bessere und gerechtere Welt. Und wenn wir eifrig daran mitarbeiten, können wir vielleicht alle zu Heiligen werden….

Geistliches Wort - 43./44. KW 2017 - von Pastoralreferent Hans Gilg, Betriebsseelsorge Augsburg

Scheiben-Wischer

Alles zugeschüttet mit Arbeit und Problemen. Kein Blick mehr für das Schöne. Wie im Blindflug.

Wir können sie nicht ständig sauber halten – die Scheiben unseres Lebens. Aber wenn es gar zu arg wird, dann tun sie gut, die Scheiben-Wischer:

Ein gutes Wort zur rechten Zeit

Solidarische Menschen in schwierigen Konflikten

Ein gutes Essen mit der Familie oder mit Freunden

Die Hand, die sich mir entgegenstreckt

Muße, die mir gut tut

Vieles kann die Scheiben wieder klar machen

Und ist dann nicht sogar ein Stück Himmel zu sehen?

GeistlichesWort - 41./42. KW 2017 - von Diakon Erwin Helmer, KAB-Diözesanpräses Augsburg

„Ihr seid das Salz der Erde - auf Dich kommt es an!“
KAB-Diözesantag in Augsburg

Am 7.Oktober tagte in Augsburg der KAB-Diözesantag, um eine 4-Jahres-Bilanz zu ziehen und Wege in die Zukunft zu beschließen. „Ihr seid das Salz der Erde“, sagt uns Jesus Christus und wir fragen uns in der KAB, was dies heute für uns bedeuten kann. Sind wir wirklich „Salz der Erde“? Mitten in der Arbeitswelt? Mitten in den Kämpfen der Menschen unserer Zeit? Sind wir würziges Salz, das Geschmack hat, das Profil hat?

In diesen Tagen, am 4.Oktober, gedachten wir auch unseres Seligen Marcel Callo, der vor genau 30 Jahren von Papst Johannes Paul II selig gesprochen wurde. Marcel wird als „Märtyrer der Arbeiterjugend“ von der CAJ und KAB verehrt. Er war Pfadfinder und Mitglied und Gruppenleiter der CAJ, von Beruf Drucker und Mitglied der Gewerkschaft. Wir rufen ihn immer an, wenn wir das KAB und CAJ-Gebet sprechen und bitten um seine Fürsprache bei Gott für unsere KAB, die CAJ, die Betriebsseelsorge, für die Welt der Arbeit.

„Salz der Erde“ sein wie Marcel Callo, „Salz der Erde“ sein heute ganz aktuell. Das sehen wir als unsere Aufgabe. Dieses Profil zu stärken, das Profil der KAB wieder neu zu finden und zu erfinden, das haben wir an diesem Diözesantag getan. Und was ist dieses „Profil“?

1.  Glauben und Leben verbinden

Die KAB versteht sich als Bewegung, die Glauben und Leben, Kirche und Arbeitswelt immer wieder neu auf ihre Art verbindet. Wir sind Kirche! Und wir sind Kirche, die an die Ränder geht - „verbeulte Kirche“ nennt sie Papst Franziskus -, weil wir mit allen Menschen, egal welcher Religion, Hautfarbe oder Kultur, reden und Verbindungen und Begegnungen suchen. Aus sich heraus gehen, nennt es Franziskus und macht es uns vor. Wir wollen „Salz der Erde“ sein und gerecht und solidarisch handeln.

2.  Gute Arbeit schaffen und prekäre Arbeit begrenzen

Es ist erfreulich, dass die Arbeitslosigkeit in Deutschland weiterhin sinkt und vielen Arbeitsuchenden Perspektiven eröffnet. Gleichzeitig aber wurde die sogenannte „prekäre Arbeit“, ausbeuterische, niedrig entlohnte, ungerecht bezahlte Arbeit erheblich mehr. Das kann nicht so bleiben. Mit dem Jakobusbrief 5,4 gesagt: „Der Lohn, den ihr euren Arbeitern vorenthalten habt, schreit zum Himmel!“ Nach wie vor wird Leistung, die vorhanden ist, unterbezahlt. Hier muss der sozialethische Grundsatz endlich umgesetzt werden: Gleicher Lohn und gleiche Arbeitsbedingungen für alle! Deshalb haben wir für den Mindestlohn gekämpft, der endlich umgesetzt wurde (heute immerhin bei 8,84 Euro!). Wir setzen uns ein gegen diskriminierende Leiharbeit, für die Regulierung der Werkverträge, Einschränkung der Befristungen (nur mehr mit einem Sachgrund), die Anhebung des Mindestlohns auf 11,50 Euro, für Tarifverträge und Mitbestimmung.

3. Den Sonntag schützen – Ladenschluss erhalten!

In Bayern haben wir immer noch die bewährten Ladenschlusszeiten, die uns allen nach 20 Uhr Ruhe, wenigstens im Handel, verschaffen. Darauf sind wir stolz, diese Zeitoasen wollen wir auf jeden Fall erhalten. Dringenden Handlungsbedarf sehen wir in der hohen Zahl der verkaufsoffenen Sonntage in Bayern: mehr als 2 000 sind viel zu viel und erfüllen nicht die Vorgaben der Bundesgerichte. Wir sind stolz darauf, dass unsere Klage gegen zwei „Marktsonntage“ in Augsburg, gemeinsam mit den evangelischen Kollegen und der Gewerkschaft VER.DI, im Rahmen unserer Sonntagsallianz, durch den Bayerischen Verwaltungsgerichtshof eindeutig für uns entschieden wurde. Sie wurden gerichtlich gekippt! Aber: Wir stellen uns auf harte Auseinandersetzungen ein gegen Karstadt, Kaufhof und den Dachverband HDE (Handelsverband des Deutschen Einzelhandels), die grundgesetzwidrige Forderungen aufstellen. In Zukunft muss es zudem auch ein „Recht auf  Unerreichbarkeit“, ein „Recht auf das Abschalten“ geben, das die Pausen und Ruhezeiten wirksam schützt.

4. Renten sichern – Kranke und Pflegebedürftige schützen!

Wir sind stolz darauf, dass die Sozialwahlen und die Mitbestimmung in den Aufsichtsgremien der Sozialversicherungen bundesweit wesentlich von der KAB getragen und mitgetragen werden. So nehmen wir direkt Einfluss auf die effektive und sachorientierte Gestaltung der Renten- und Krankenversicherungen, der Pflegeversicherung und der Unfallverhütung.

5. Fairer Handel und nachhaltiges Wirtschaften

Wir stehen hinter dem freien Welthandel, der allerdings viel stärker als in der Vergangenheit den menschlichen, sozialen und nachhaltigen Zielen der Weltgemeinschaft dienen muss. Um dies durchzusetzen sehen wir die „Freihandelsabkommen“ kritisch. Gemeinsam mit anderen Organisationen haben wir erreicht, dass mehr Demokratie und soziale wie nachhaltige Ziele in die entsprechenden Abkommen verbindlich verankert werden müssen. Hier werden wir weiterhin sehr aufmerksam die Abkommen CETA, TTIP, TISA und andere begleiten.

Die KAB geht mit neuem Mut und großer Begeisterung ihren Weg

Wir sehen uns gestärkt durch die sozialen und ökologischen Botschaften aus Rom. Papst Franziskus spricht uns aus dem Herzen. In seinem Sinn wollen wir würziges Salz sein und denen „lästig“ sein, die ihre Geld- und Machtinteressen in der Welt durchsetzen wollen:

„Wie viele Worte sind diesem System unbequem geworden!
Es ist lästig, wenn man von Ethik spricht,
es ist lästig, dass man von weltweiter Solidarität spricht,

es ist lästig, wenn man von einer Verteilung der Güter spricht,
es ist lästig, wenn man davon spricht, die Arbeitsplätze zu verteidigen,

es ist lästig, wenn man von der Würde der Schwachen spricht,
es ist lästig, wenn man von einem Gott spricht, der einen Einsatz für die Gerechtigkeit fordert.“


Evangelii gaudium 203

Geistliches Wort - 39./40. KW 2017 - von Pastoralreferent Thomas Hoffmann, Betriebsseelsorge Weißenhorn

O´zapft is – oder die große Ablenkung

Freitagvormittag halb zehn. Bahnhof Neu-Ulm.
Männer in Hosen, die angesichts der morgendlichen Kühle eindeutig zu kurz sind, und mit unglaublichen Strümpfen. Frauen jeden Alters in Dirndln, die in Neu-Ulm sonst nicht zu sehen sind und im Hinterland vielleicht beim sonntäglichen Kirchgang Verwendung finden.
Freitagvormittag halb zehn. Bahnhof Neu-Ulm.

Es geht zum Hochamt nach München, ein Hochamt ohne Nüchternheits-Gebot: Oktoberfest, Bayern gegen Wolfsburg, es ist Feiertag. Im Zug kreisen Sektflaschen, auch Fremden wird etwas angeboten, ausgeschüttetes Bier stimmt geruchlich ein auf das, was der Tag heute noch bereithält. Für den Preis einer Oktoberfestmaß muss mancher über eine Stunde arbeiten.
Oktoberfest, Fußballspiel, so ein Feiertag tut gut. Sie tut gut die Ablenkung angesichts der Nachrichten über Naturkatastrophen, Kriege, Krisenherde, Flucht, angesichts eigener Schwierigkeiten.
Auch wenn mich das Oktoberfest noch nicht gesehen hat, ich meine es nicht zynisch: Die Ablenkung tut gut.

Jesus war als Fresser und Säufer verrufen. Die Evangelisten berichten immer wieder von Mählern Jesu. Jesus hat sie wohl genossen. Und mit wem er da alles gespeist hat: Zöllner, Prostituierte, Sünder, Pharisäer, …  waren dabei. Er hat Menschen versammelt, die sonst nicht so viel miteinander zu tun hatten.
Ohne jedes Besäufnis heilig zu sprechen: Lässt sich vielleicht beim Feiern einüben, wie Leben gelingen kann schon vor dem verheißenen himmlischen Hochzeitsmahl?

Im Moment bin ich allerdings froh, dass ich im Nachmittagszug zurück nach Neu-Ulm sitze und nicht den alkoholgeschwängerten Abendzug nehmen muss.

Geistliches Wort - 37./38. KW 2017 - von Gemeindereferentin Regina Wühr, Geistliche Begleiterin der KAB im Diözesanverband Augsburg

Wer die Wahl hat…

…hat die Qual, werden Sie beim Lesen sicher sofort dieses Sprichwort ergänzen. Gilt dies schon für alltägliche Entscheidungen (was zieh ich an, was koch ich heute, was mach ich in der Freizeit, welches Handy kaufe ich mir…), umso mehr für politische. Viele fragen sich angesichts der bevorstehenden Wahlen zum Bundestag: welche der Mandatsträger/innen kann oder soll ich wählen? Manche gehen überhaupt nicht mehr zur Wahl: aus Frust über die Politik und ihre Skandale. Was vor den Wahlen verspochen und hinterher umgesetzt wird, ist ein Kapitel für sich. Pauschalurteile über Politiker/innen tun ein Übriges. Doch wer die Wahl hat, ist vor allem ein freier Mensch in einem demokratisch geführten Land; sein Wahlrecht zu nutzen zeugt von Verantwortung, die jede/r hat und niemandem abgenommen werden kann.

Doch wovon soll man sich leiten lassen bei  seiner Entscheidung?  Vermutlich bringt kaum jemand die Geduld und Zeit auf, die umfangreichen Wahlprogramme zu lesen,  und Schlagworte allein reichen nicht aus. Für mich gibt das alttestamentliche Buch Deuteronomium die Richtung vor: „Wähle also das Leben, damit du lebst, du und deine Nachkommen.“ (Dtn 30,19c) Wählen, was dem guten Leben miteinander dient, dem sozialen Frieden untereinander, damit es auch der nachfolgenden Generation gut geht: das sollte der Maßstab sein. In der katholischen Soziallehre haben das die Päpste immer wieder angesichts der Herausforderungen der jeweiligen Zeit konkretisiert, aktuell Papst Franziskus in seinen Rundschreiben „Evangelii Gaudium“ und „Laudato si.“ Davon inspirierte politische Modelle, Aktionen und Stellungnahmen finden Sie auf unserer Homepage. Gewiss: christlich geprägte Menschen können durchaus zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen, welcher Partei sie letztlich ihre Stimme geben. Und ja: es kann anstrengend sein, sich mit den kirchlichen und politischen Positionen auseinanderzusetzen. Doch einfach von selber stellt sich kein gutes Leben für alle ein. Sich dafür zu engagieren gehört zum christlichen Profil. Insofern war Christsein schon immer anspruchsvoll. Stellen wir uns diesem Anspruch und treffen wir eine gute Wahl!

Regina Wühr

Geistliches Wort - 35./36. KW 2017 - von Pastoralreferent Andreas Kohl, Betriebsseelsorge Weilheim

Wie ein Tropfen im Ozean

„Was ist das schon?“ höre ich die Verkäuferin sagen, die ihrer von vielerlei Sorgen bedrückten Kollegin ein offenes Ohr schenkt.

„Was ist das schon?“ höre ich die Altenpflegerin sagen, die mit ihrer humorvollen Art für gute Stimmung unter den Heimbewohnern sorgt.

„Was ist das schon?“ höre ich den Verwaltungsangestellten sagen, der einmal die Woche einem jungen Asylbewerber beim Deutschlernen hilft.

„Was ist das schon?“ höre ich die Rentnerin sagen, die immer wieder mal einspringt, wenn das Kind der alleinerziehenden Nachbarin kurzfristig betreut werden muss.

„Was ist das schon?“ höre ich den Ausbilder sagen, der für den lernschwachen Azubi besonders viel Geduld aufbringt.      

Was ist das schon, was wir als Einzelne tun und verändern können, angesichts der Bedürftigkeit und Not so vieler Menschen um uns herum?

Von Mutter Teresa, die vor 20 Jahren, am 5. September 1997, gestorben ist und vor einem Jahr von Papst Franziskus heilig gesprochen wurde, stammt das Wort:
"Was wir bewirken, ist kaum mehr als ein Tropfen im Ozean. Aber wenn wir tatenlos blieben, fehlte dem Ozean gerade dieser Tropfen."

Ja, unsere Möglichkeiten und Kräfte sind oft begrenzt. Aber mit jeder liebevollen Aufmerksamkeit und Hilfestellung, sei sie noch so klein, verändern und gestalten wir diese Welt zu einer menschlicheren, geschwisterlichen Welt – wie Gott sie für uns Menschen gedacht hat.

Na wenn das nichts ist!

Geistliches Wort - 33./34. KW 2017 - von Pastoralreferent Christian Dorn, Betriebsseelsorge Allgäu

Eine kleine Anregung für die Sommerzeit

Vor einigen Jahren an einem warmen Augustabend saß ich mit einer Gruppe Jugendlicher am Rande des Gaisalpsees (unterhalb des Rubihorns), wo wir für die Nacht biwakieren wollten. Die Sonne ging langsam unter. Geplant war ein spiritueller Abendimpuls mit biblischer Lesung, einigen Gedanken und Gebet. Es blieb bei der biblischen Lesung. Ich hatte die Lesung ausgesucht, die am Sonntag dieser Woche (19. Sonntag i.J.) in den Gottesdiensten zum Vortrag kommt: Elija am Gottesberg Horeb (1 Kön 19,9-13). Die Jungs im Alter zwischen 13 und 16 waren wie Jungs im Alter zwischen 13 und 16 eben so sind: gut hörbar, sehr lebendig und bewegungsfreudig. Wir saßen also zusammen, den Blick Richtung Sonnenuntergang und ich las die Geschichte von Elija am Horeb. Elija war dort angekommen, nachdem er mit Leidenschaft für die Sache Gottes gekämpft und sich für das Gute verausgabt hatte – dieser festen Überzeugung war er zumindest. Umso mehr erschütterte es ihn, dass er scheiterte. Und er zweifelt und verzweifelt. Er legt sich in der Wüste unter einen Ginsterstrauch und wünscht sich den Tod. In diesem Augenblick lässt er los von seiner Illusion, die Welt nach seinen frommen Vorstellungen gestalten und verändern zu können.
Er lässt die Enttäuschung zu, dass seine hehren Pläne zerbrochen sind. Er ist am Nullpunkt. Und genau an diesem Nullpunkt findet er zu Gott bzw. Gott zu ihm. Er erfährt Stärkung und macht sich auf zum Horeb.

Hier setzt die Erzählung ein, die ich am Gaisalpsee vorgelesen habe. Ein Sturm kommt, ein Erdbeben, ein Feuer – doch in keinem dieser gewaltigen Naturzeichen ist Gott. Elija begegnet Gott in einem sanften, leisen Säuseln – so die Einheitsübersetzung. Sehr viel schöner übersetzt von Martin Buber: in einer „Stimme verschwebenden Schweigens“. Hier fernab dem Getöse des Alltags, der menschlichen Parolen und (Schein-)Gewissheiten, ganz zurück­geworfen auf sich selbst, an seinem Seelengrund – hier zeigt sich Gott dem Elija. Elija spürt die Gegenwart Gottes, doch wird er seiner nicht habhaft. Er erfährt Gott in einer „Stimme verschwebenden Schweigens“. Elija tritt vor die Höhle und hüllt sein Gesicht in einen Mantel. Der Prophet lernt in diesem Augenblick: Gott begegnet dem Menschen, der von allen allzu menschlichen Gewissheiten und Sicherheiten ablassen kann, der von seinen festbetonierten Überzeugungen einen oder zwei Schritte zurücktreten kann und der so ganz offen wird für Gott.

Und was passierte am Gaisalpsee? Die Erzählung war zu Ende und die Jugendlichen und Begleiter saßen einfach da. Ich spürte: das ist kein Moment für neue, bedeutungsvolle Worte. Das ist ein Moment der Stille, des Schweigens des Loslassens. Minutenlang saßen wir so da, was bei Jungs dieses Alters sicher nicht allzu häufig vorkommt. Ich bin überzeugt: einige in der Gruppe konnten in diesem Augenblick am Gaisalpsee einfach mal loslassen.

Die Selbstverständlichkeiten des Alltags loslassen, um ganz bei sich und ganz offen für Gott zu sein. Dazu möchte ich mir in der Sommerzeit einige Räume reservieren und sie einladen, sich auch einmal aufs Loslassen einzulassen. Mit hinein in diesen Raum nehme ich noch ein Gedicht von Mascha Kaléko, in dem sie ganz schlicht und wunderbar eine solche Erfahrung beschreibt:

Mein schönstes Gedicht?
Ich schrieb es nicht.
Aus tiefsten Tiefen stieg es.
Ich schwieg es.

Christian Dorn, Betriebsseelsorge Allgäu

Geistliches Wort 31./32. KW 2017 - von Diakon Leonhard Bernhard, Betriebsseelsorge Augsburg

Von den Bienen lernen…

Ein altes Imker-Sprichwort heißt: „ Willst du Gottes Schöpfung sehen, musst du zu den Bienen gehen.“ Den Bienenstaat nennen wir „Das Volk“.

Da gibt es noch eine echte Königin mit Hofdamen, Ratgeber, Kundschafter und vielen Kindern.
Der Fleiß der Königin entscheidet die Vermehrung und somit den Fortbestand des Volkes. Für den Imker ist die Brut entscheidend. Keine Brut, kein Fortbestand.

Was können wir also von den Bienen lernen?
Bei den Bienen gibt es keinen Egoismus. Wenn eine Biene Nahrung gefunden hat, verständigt  sie sofort ihre Mitschwestern und zeigt ihnen, wo Nahrung zu finden ist.
Jede Biene hat eine bestimmte Aufgabe und jedes Tun dient dem ganzen Volk. Die Jungbiene zum Beispiel reinigt den Brutraum und lagert den Honig ein.
Die anderen sind für die Hygiene zuständig, wieder andere bewachen das Flugloch, damit keine Feinde eindringen können.

Wie erwähnt, alles dient dem Ganzen.
Die Bienen sind fleißig. Viele Flugstunden sind notwendig, um ein Glas Honig zu füllen. Man sagt: „Um ein Glas Honig zu sammeln, muss eine Biene eineinhalb mal um die Erde fliegen.

Für die Bienen gibt es keinen Terminkalender.
Ich selber habe die Erfahrung gemacht, wenn ich an den Bienen arbeite, darf ich keinen Termindruck haben. Das können sie nicht ertragen, das macht sie nervös. Sie antworten mir dann auf ihre unangenehme Art und Weise.
Wenn ich am Sonntag zur Kirche gehe und die leeren Kinderbänke sehe, fallen mir unwillkürlich meine Bienen ein: Ohne Brut kein Fortbestand! Und sie geben uns das Beispiel einer bedingungslosen Zusammengehörigkeit.
Auch wir  Menschen haben Talente und Fähigkeiten, jede/r nach seiner Art. Wir sind von Gott berufen. Und unser Handeln muss dem Volke dienen. Im Neuen Testament schreibt Petrus seiner Gemeinde folgendes:

„Wer redet, der rede mit den Worten, die Gott ihm gibt; wer dient, der diene aus der Kraft, die Gott verleiht. So wird in allem Gott verherrlicht durch Jesus Christus.  Sein ist die Herrlichkeit und die Macht in alle Ewigkeit. Amen“ (1 Petr 4,11)

Da lassen sich doch Parallelen entdecken, oder ?

Ihr Betriebsseelsorger Leonhard Bernhard wünscht erholsame Ferien.

Geistliches Wort - 29./30. KW 2017 - von Diakon Georg Steinmetz, Betriebsseelsorge Dinkelsbühl - Donau Ries

Zu Mt 9,9-13

 

Was sagst Du, Gott

zu Freihandel mit TTIP, Ceta und G20zu Krieg, Flucht und Vertreibungzu Kleiderfabriken in Bangladesh und Asien

Und was sagst du
zu Niedriglohn, Managergehältern und zu Boni
zu Spekulationen und Schlupflöchern in Steueroasen
zu Klimawandel und Energieverschwendung

Wie stehst du
zu Leiharbeit und Werkverträgen
zu Pflegekräften mit Billiglöhnen aus fernen Ländern
zu unsicheren Arbeitsverträgen junger Menschen

Was denkst du im Anblick
von Palmölplantagen, Erdölfeldern, Biogas aus Mais und Weizen
von Lebensmitteln in Müllcontainern
von Hunger, Not und Dürre in Afrika

Jesus sah einen Menschen am Zoll sitzen, der hieß Matthäus.“

Matthäus sitzt an der Grenze
in der Zollstation
der hat Macht
mit kaiserlichem Geld

Jesus geht zur Grenze
zum Arbeitsplatz des Zöllners
und sieht
den Menschen Matthäus
... und er sprach zu ihm:
Folge mir!
Und er stand auf und folgte ihm.

Matthäus bricht auf,
geht hinter ihm her,
in seiner Spur
Dahin
wohin er ihn führt.

Erst heim in sein Haus
zum Essen und Mahl halten
mit Jesus, seinen Jüngern
und vielen Zöllnern und Sündern
Wandlung geschieht

Matthäus lernt die Welt
mit Jesu Augen sehen
Was würde Jesus sagen?
Jetzt in unsere Zeit
des Überflusses hier
Und des Mangels
an anderen Orten
unserer Welt

Folge mir?

Ja, folge mir
zu den Menschen
mit und bei ihnen!

Geistliches Wort - 27./28. KW 2017 - von Peter Ziegler, KAB-Diözesansekretär, Augsburg

Werkzeugkiste für das Leben

In jedem Jahr bekommen die Neupriester in der Diözese Augsburg einen individuell gestalteten Werkkoffer von der Verbändekonferenz im Bistum überreicht. Jeder Verband hat das Symbol hineingepackt, das ihm als ein Bild für sein Tun geeignet scheint – und das den Neugeweihten für Ihren kirchlichen Dienst dienen mag.

So finden sich darin Buntstifte, die die Vielfalt unserer Kirche abbilden und nur im Miteinander so etwas Faszinierendes wie einen Regenbogen entstehen lassen können. Es gibt dort aber auch ein Klebeband, das dazu dient, Spaltungen zu kitten und Trennungen zu begegnen. Es findet sich darin auch ein Radiergummi, der für eine Fehlerfreundlichkeit und das Ermöglichen einer zweiten Chance steht. Der Bleistiftspitzer steht dafür, dass es immer wieder die Gelegenheit gibt, Abgestumpftes neu zu schärfen. Drei Jonglierbälle stehen für das Zusammenspiel von Körper, Seele und Geist. Mehrere Stifte stehen dafür, dass jeder und jede das Buch seines/ihres Lebens selbst schreibt. Und natürlich kommt man auch ohne das Wort Gottes nicht gut durch das Leben.

In diesem Jahr hatte ich die Ehre, die Koffer zu überreichen und habe hier viel Dankbarkeit gespürt. Dabei kam mir der Gedanke, dass ein derartiger Koffer nicht nur Neupriestern für ihre Aufgaben, sondern eigentlich jedem jungen Menschen beim Start in ihr selbstständiges Leben eine wertvolle Hilfe sein könnte…   

Geistliches Wort - 25./26. KW 2017 - von Pastoralreferentin Martina Berndt-Hoffmann, Betriebsseelsorge Weißenhorn

Kennen Sie die Lutherrose?

Bis vor kurzem kannte ich sie nicht- sie gehört zu meinen Entdeckungen im Lutherjahr, das unsere evangelischen Mitchristen/innen gerade intensiv erleben.

Da ich selbst gerne mit Bildern und Symbolen arbeite, fasziniert mich an ihr besonders, dass sie in einem einzigen Bild die komplette Theologie Martin Luthers beinhaltet und das für ihn Wesentliche „an-schau-bar“  zusammenfasst.

 

 

Die Lutherrose deutet der Reformator selbst folgendermaßen:

Sie ist „Ein Merkzeichen meiner Theologie. Das erste sollte ein Kreuz sein, schwarz im Herzen, das seine natürliche Farbe hätte, damit ich mir selbst Erinnerung gäbe, dass der Glaube an den Gekreuzigten mich selig macht. Denn so man von Herzen glaubt, wird man gerecht. Solch Herz aber soll mitten in einer weißen Rose stehen, anzeigen, dass der Glaube Freude, Trost und Friede gibt. Darum soll die Rose weiß und nicht rot sein; denn weiße Farbe ist der Geister und aller Engel Farbe. Solche Rose steht im himmelfarbenen Feld, dass solche Freude im Geist und Glauben ein Anfang ist der himmlischen Freude zukünftig. Und um solch Feld einen goldenen Ring, dass solche Seligkeit im Himmel ewig währet und kein Ende hat und auch köstlich ist über alle Freude und Güter, wie das Gold das edelste, köstlichste Erz ist.“

Quelle: WA, Luthers Briefwechsel, 5. Band, S. 444f (Nr. 1628)

Die Lutherrose war das Siegel, das Martin Luther ab 1530 für seinen Briefverkehr verwendete. Luther nutzte dieses Wappen, um Schriften und Schreiben als von ihm verfasst kenntlich zu machen.

Die Lutherrose regt mich heute dazu an, wieder einmal darüber nachzudenken, was mir im Glauben besonders wichtig ist, was mich darin trägt und hält. Und sie motiviert mich weiter zu überlegen, welche Zeichen und Symbole unsere Überzeugungen in der KAB und Betriebseelsorge besonders anschaulich machen….

Geistliches Wort - 23./24. KW 2017 - von Ewald Lorenz-Haggenmüller, Betriebsseelsorge Allgäu

…hinter verschlossenen Türen ….

Hinter verschlossenen Türen harrten die Jünger Jesu seit Ostern fünfzig Tage lang und rührten sich nicht mehr vom Fleck. Bis heute hatte sich bei mir das Bild eingebrannt von einer Apostelschar, die der selbst gewählten Isolation nicht mehr entkommen konnte. Geschockt vom gewaltsamen Tod Jesu trauten sie sich nicht mehr ins öffentliche Leben zurück. Obwohl ihnen der Auferstandene mehrmals begegnet war und sie ihn gar noch in den Himmel auffahren sahen, sie hatten – in meiner Fantasie - alle Türen hinter sich zugemacht. Erst als ich jetzt die Bibeltexte nachlas, stand da gar nichts von verschlossenen Türen: „Als der Tag des Pfingstfestes gekommen war, waren alle zusammen am selben Ort“ (Apg. 2,1).

„Da kam … ein Brausen … Und alle wurden vom Heiligen Geist erfüllt“

Gottes guter Geist nahm sich der verängstigten Jüngerschar an und heilte sie von den tiefen Wunden, die der Weggang ihres Herrn und Meisters geschlagen hatte. Sturm und Feuerzungen waren nötig, dass sich die Gemeinschaft um Petrus aus der Deckung traute. Die inneren Türen hatten sich aufgetan und blieben offen.

In diesem Sinne bleibt mir das Bild, der Heilige Geist kam an Pfingsten nicht unbedingt hinter verschlossene Türen, sondern zu verschlossenen, verängstigten Menschen. Und so kommt er - immer wieder neu und nicht nur an Pfingsten – zu Dir, zu mir, zu allen, die sich aus welchem Grund auch immer zurückgezogen haben oder nicht mehr zutrauen, über sich hinaus zu gehen. Das ist wie eine persönliche Stärkung und Zusage: Du kannst es, misch Dich ein, geh auf die anderen zu, kümmere Dich um die Menschen und die Welt. Der Heilige Geist möge uns immer finden und erreichen, wenn wir uns zurückziehen oder verschlossen werden.

Komm, Heilger Geist, der Leben schafft (GL 342)

Geistliches Wort - 21./22. KW 2017 - von Pastoralreferent Hans Gilg, Betriebsseelsorge Augsburg

Hier arbeitet ein Mensch

Auf einem kleinen Aufkleber ist solch eine große Botschaft.

So klein, wie dieser Aufkleber, so klein fühlen sich manche Beschäftigte, wenn Mächtige mit ihren Arbeitsplätzen spielen.

So klein und schwach kann die Gesundheit werden, wenn sich der Druck immer weiter erhöht, wenn das Betriebsklima vergiftet ist und jeder nur noch wie eine Maschine funktionieren muss.

So klein wird die Hoffnung, wenn umstrukturiert wird, der Arbeitsplatz weg und die Existenz gefährdet ist.

So klein und ausgenutzt fühlen sich Leiharbeiter und prekär Beschäftigte.

So klein der Aufkleber ist, er hat diese wichtige Botschaft:

Hier arbeitet ein Mensch – und drunter kann man ruhig noch schreiben: Und dieser Mensch ist mehr wert als alles Gold und Geld und Kapital dieser Erde.

Das ist unser Auftrag: Mithelfen, damit Arbeit wirklich gute Arbeit ist

Geistliches Wort - 19./20. KW 2017 - von Diakon Erwin Helmer, KAB Diözesanpräses Augsburg

„Heilung braucht Nähe“

Zum Internationalen Tag der Pflege am 12.Mai 2017

Am Beginn jeder Pflegediskussion steht der große DANK an alle, die sich engagieren, damit Kranke, Alte, Pflegebedürftige und Sterbende ein menschenwürdiges Leben haben können. Nicht umsonst reden wir vom „Lebensabend“, der sich entwickeln darf, der in aller Ruhe und Gelassenheit sein darf, der dem Menschen gerecht wird und Gott zur Ehre gereicht.

DANKE allen Pflegenden in Krankenhäusern, Kliniken, Seniorenheimen, Hospizhäusern, in Wohnungen, Zimmern und Stuben.

DANKE allen Frauen und Männern, die als Ärzte, Arzthelferinnen, Therapeuten, Sozialarbeiter und Seelsorger aktiv sind.

DANKE allen Politikern und Verantwortlichen, die sich wirklich um die Menschen in ihrer Ganzheitlichkeit und in jeder möglichen Situation bemühen.

DANKE allen Personalräten, Betriebsräten und Gewerkschaftern/innen, die sich solidarisch zeigen und die guten Interessen vertreten.

An diesem 12. Mai weist die Gewerkschaft VERDI darauf  hin, dass in Bayern ca.        21 000 Stellen im Kranken- und Pflegebereich fehlen. Allein 10 000 in der Pflege. Ferner heißt es in einem Aufruf:

„In Deutschland muss eine Pflegekraft fast zehn Patient/innen betreuen, in Irland sind es sechs, in den Niederlanden fünf und in Norwegen vier.“

Heilung braucht Nähe!

Deshalb unterstützen wir als KAB und Betriebsseelsorge alle Bemühungen,

·        die unsere Gesundheitsversorgung besser ausstatten

·        die den Personalschlüssel in Deutschland menschenwürdig gestalten

·        die das Personal in jeder Hinsicht entlasten – finanziell, zeitlich, menschlich

·        ein erster Schritt wäre die deutlichere Anhebung der Beitragsbemessungsgrenze und damit ein höherer Beitrag derer, die es sich leisten können.

Heilung braucht Nähe!

Das bedeutet für Christen, dass wir uns eindeutig auf die Seite der Kranken, Krankwerdenden und Pflegebedürftigen stellen.

Denn  Christus sagt, dass ER uns in den Kranken begegnet:

„Denn ich war krank und pflegebedürftig … und du hast mich begleitet.“

Geistliches Wort - 17./18. KW 2017 - von Pastoralreferent Thomas Hoffmann, Betriebsseelsorge Weißenhorn

„Niemand hat das Recht zu gehorchen“

Es ist schon manchmal so: Ein Satz fliegt einen an und er nistet sich ein.

Mir ist es mit diesem Satz der Philosophin Hannah Arendt (1906-1975) so gegangen. Zweimal ist er mir innerhalb kürzerer Zeit begegnet: „Niemand hat das Recht zu gehorchen.“

Gehorchen – da denke ich zunächst eher an Gehorsamspflicht, an Gehorsamsversprechen bei Priesterweihen, innerhalb von Ordensgemeinschaften. Mir fallen Eltern, Lehrer/innen, Kirchenvertreter, Vorgesetzte, Chefs, Machthaber ein, die von anderen Gehorsam einfordern. Nicht fehlen dürfen freilich auch Stichworte wie „ziviler Ungehorsam“ bis hin zur „Pflicht zum Ungehorsam“.

„Niemand hat das Recht zu gehorchen.“ Heißt das
- niemand hat das Recht, es sich im Gehorsam bequem zu machen und die Verantwortung unbesehen an eine übergeordnete Instanz abzugeben;
- niemand hat da Recht, ungerechte Maßnahmen gegen eine Kollegin zu schlucken, nur weil die Maßnahme von oben kommt;- niemand hat das Recht, um des lieben Betriebsfriedens willen als Betriebsrat falsche Eingruppierungen durchzuwinken;
- niemand hat das Recht, sich einer Gruppe, gesellschaftlichen, politischen oder wirtschaftlichen Vorgaben unterzuordnen, wenn er oder sie damit Unrecht mitträgt?

„Niemand hat das Recht zu gehorchen“: Könnte es all das heißen?

Hat uns nicht der Auferstandene gerade dazu befreit und in seine Nachfolge gerufen?

In eine Nachfolge, die keinen eindeutigen Pfad vorgibt, dem wir einfach gehorsam zu folgen hätten. In eine Nachfolge vielmehr, die uns statt zu blindem Gehorsam im Vertrauen auf den liebenden Gott Jesu und mit kritischem heiligen Geist einlädt, mitzubauen daran, dass „dein Reich komme, in die Fabriken, Werkstätten, Büros und in unsere Häuser“ (KAB-Gebet).

Geistliches Wort - 15./16. KW 2017 von Gemeindereferentin Regina Wühr, Geistliche Begleiterin der KAB Diözese Augsburg

Was für ein Feuer!

Was verbinden Sie mit diesem Bild?
Ein Lagerfeuer, an dem man sich die Hände wärmt, Speisen gart und mit anderen Lieder singt (wie vielleicht schon die Steinzeitmenschen)?  Ein romantisches Kaminfeuer? Johannisfeuer, um das getanzt wird? Andere Brauchtumsfeuer? … Vermutlich Gedanken, die mit Wärme und Gemeinschaft zu tun haben, aber auch solche, die um die verheerende Wirkung unbewachten Feuers wissen.

Feuer – ein gewaltiges Naturelement und nicht wegzudenken aus unserem Leben!

Kein Wunder, dass es in unserer Sprache bildlich verwendet wird und man nicht lange erklären muss, was es bedeutet, wenn jemand „Öl ins Feuer gießt“, politisch „herumzündelt“, jemand  „Feuer und Flamme“  oder „entbrannt“  ist für eine Sache oder einen Menschen, eine Fußballmannschaft oder andere Sportler/innen „anfeuert“…

Kein Wunder auch, dass es mit Gott in Verbindung gebracht wird. Spätestens jetzt werden viele Leser/innen an den brennenden Dornbusch denken, in dem Gott sich dem Mose offenbarte (Exodus 3, 1-4), ans Osterfeuer, an dem jährlich die Osterkerze als Symbol für den auferstandenen Christus entzündet wird und an die „Zungen wie von Feuer“, die sich an Pfingsten über die Jünger/innen Jesu verteilten (Apostelgeschichte 2,3). Weniger bekannt ist das Wort Jesu aus dem Lukasevangelium: „Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen. Wie froh wäre ich, es würde schon brennen!“ (Lukas 12,49)

Wann aber „springt der Funke über“? Der Schlüssel dazu scheint mir in der Emmausgeschichte (Lukas 24,13-35) zu liegen: wenn sich in unseren Begegnungen die Erfahrung der Emmausjünger wiederholt, im Gespräch über einschneidende Lebensereignisse enttäuschte Hoffnungen und Vorstellungen hinterfragt werden, um Sinn gerungen und beim Teilen des (Lebens-) Brotes eine völlig neue, befreiende Sicht geschenkt wird, die IHN erkennt und im Rückblick fragen lässt: „Brannte uns nicht das Herz…als ER mit uns redete“ (Lukas 24,32). Das „brennende Herz“ scheint neben existentieller Betroffenheit ein sicheres Kriterium für das Erahnen SEINER Nähe zu sein. Und wer einmal „Feuer gefangen“ hat für Jesus und seine Botschaft, der muss sie „noch in derselben Stunde“ (Lukas 24,33) weitertragen; den wird – wie ihn - die Not seiner Mitmenschen nicht „kalt“ lassen, er oder sie wird mit „Feuereifer“ an der Seite der Betroffenen sein, sich ihrem Fragen und Ringen stellen und mit ihnen gegen unheilvolle und trostlose Situationen angehen.

So ist das Osterfeuer kein „Strohfeuer“, sondern „entflammt“ weltweit immer wieder aufs Neue Menschen für Gott und die Welt: Frauen und Männer – wunderbar dargestellt in der Emmausikone von Sr. Marie-Paul OSB.

Ich wünsche Ihnen ein gesegnetes Osterfest, besonders einen frohen Emmausspaziergang am Ostermontag!

Geistliches Wort -13./14. KW 2017 - von Hans Reich, Betriebsseelsorge Allgäu

Gottesbilder - Menschenbilder“

Wenn Menschen von Gott reden, verbinden sie damit häufig ein inneres Bild. Diese Gottesvorstellung durchläuft im Leben Wandlungen und passt sich gesellschaftlichen Gegebenheiten an. Denn als aufgeklärte Zeitgenossen meinen wir genau zu wissen, was Gott für einen Gläubigen darstellt: das Höchste Wesen, das die Welt und alles in ihr geschaffen hat. Viele Gläubige und die meisten Theologen räumen zwar theoretisch ein, dass Gott ganz und gar transzendent sei, trotzdem haben sie erstaunlich konkrete Vorstellungen, wer "er" ist und was er von uns erwartet. Unser modernes Gottesbild ist jedoch oft naiv.

In Lobpreisungen erinnern wir Christen den Herrn daran, dass er die Welt geschaffen hat und wir nur arme Sünder sind. Dabei existiert durchaus ein Bewusstsein davon, wie schwierig es ist, über Gott zu sprechen. Große jüdische, christliche und muslimische Theologen erklärten immer wieder, dass wir, wenn wir das Göttliche in Worte fassen, notwendigerweise an die Grenzen des Sagbaren gelangen. Bei jedem Menschen haben sich im Laufe seines Lebens bewusst oder oftmals auch unbewusst Bilder von Gott oder über Gott herausbildet. Gottesbilder sind uns Menschen nicht immer offensichtlich und entwickeln sich über einen längeren Zeitraum hinweg, oft sogar zeitlebens. Dabei spielen persönliche Erfahrungen in der Kindheit und Jugend, die Erziehung der Eltern sowie soziale, kulturelle und bildungsmäßige Aspekte eine wichtige Rolle. Diese Erlebnisse werden unbewusst auf Gott übertragen und prägen letztlich mein Gottesbild. Aber Gott verändert sich nicht. Sein Charakter bleibt immer gleich. Gott ist ein durch alle Zeiten hindurch gleichzeitig liebender, gnädiger und barmherziger Gott.

Ein Gottesbild hat Gott uns selbst in Jesus Christus, der „… das Bild des unsichtbaren Gottes …“ (Kol 1,15) ist, aufgezeigt. Deshalb ist die Bibel, die von Gott und Jesus zeugt, der Maßstab an dem sich alle unsere Gottesbilder messen lassen müssen. Unsere Gottesbilder sind immer auch zugleich Menschenbilder. Deshalb schenken uns unsere Gottesbilder immer auch einen neuen Blick auf unsere Mitmenschen. Was ein Mensch von Gott glaubt, das kann gar nicht ohne Auswirkungen auf sein Fühlen, Denken, Reden und Handeln sein. Die Bilder, die Menschen von Gott haben, werden nicht ohne Auswirkungen darauf bleiben, wie sie ihr Verhalten und ihre Beziehungen zu den Mitmenschen gestalten. In seinen Gleichnissen ging es Jesus nie bloß um Gott oder die Vertröstung auf ein Jenseits. Seine Gottesverkündigung hat immer mit dem konkreten Leben zu tun. Wenn es ihm um Gott geht, ist der Mensch im Blick. Diese Entwicklungen und Veränderungen prägen die Lebenseinstellungen, Interessenlagen und „Leitbilder“ vieler Menschen. Somit heißt Christ sein frei sein, großzügig sein und voller Hoffnung. Christen sind Brückenbauer und keine Brückenwächter. In einer Ellenbogengesellschaft, in der sich nur der Rücksichtsloseste durchzusetzen scheint, sollten gerade wir Christen eine andere Lebensqualität bezeugen.

 

Hans Reich
Betriebsseelsorge Allgäu
Seit dem 1. März 2017 offiziell in Rente

Geistliches Wort - 11./12. KW 2017 von Pastoralreferent Andreas Kohl, Betriebsseelsorge Weilheim

Ein Fasten, wie Gott es liebt (Jes 58,6)

„Am Aschermittwoch ist alles vorbei“ heißt es wehmütig in einem bekannten Karnevalslied. Mit dem Aschermittwoch hat die Fastenzeit begonnen. Aber Fasten ist keine Trauerveranstaltung. Fasten meint nicht, dass „man den Kopf hängen lässt“ oder „sich mit Sack und Asche bedeckt“. Der Prophet Jesaja wird da ganz deutlich (vgl. Jes 58,5).
Beim Fasten geht es nicht um Äußerlichkeiten. Beim Fasten geht es um mein Inneres, um meine innere Haltung: „das einüben und verwirklichen, was wir durch die Taufe geworden sind: der neue Mensch, in dem Christus sichtbar wird“ (Schott-Messbuch).

Eine gute Übung dazu kann sicherlich sein, dass ich mich selber in meinem Konsum einschränke. Weniger essen, rauchen, fernsehen, für mich selbst verbrauchen: Das kann mir helfen, den Blick freizukriegen auf das Wesentliche meines Lebens.

Für Jesaja ist jedoch noch etwas anderes ganz wesentlich: „Das ist ein Fasten wie Gott es liebt: die Fesseln des Unrechts zu lösen, die Stricke des Jochs zu entfernen, die Versklavten freizulassen, jedes Joch zu zerbrechen, an die Hungrigen dein Brot auszuteilen, die obdachlosen Armen ins Haus aufzunehmen, wenn du einen Nackten siehst, ihn zu bekleiden und dich deinen Verwandten nicht zu entziehen“ (Jes 58,6-7).

Fasten heißt nach Jesaja also vor allem: barmherzig handeln, sich solidarisch mit den Notleidenden zeigen, den Schwachen und Bedrängten zu Gerechtigkeit verhelfen. Jesaja ruft uns auf, Unrechtssituationen um uns herum wahrzunehmen, uns vom Leid der Menschen berühren zu lassen, um dann entschieden zu handeln und beherzt das Gute zu tun. Wie sehr wir in KAB, Betriebsseelsorge und CAJ in diesen programmatischen Sätzen doch unser eigenes Profil entdecken können!

Noch eine weitere Aussage von Jesaja an gleicher Stelle finde ich bemerkenswert. Er schreibt: Wenn du dich so verhältst und dich für die Notleidenden einsetzt, dann „werden deine Wunden schnell vernarben“, „dann geht im Dunkel dein Licht auf, und deine Finsternis wird hell wie der Mittag“ (Jes 58, 8.10).
Da steckt doch ein toller Gedanke drin: Indem ich mich für andere engagiere, geschieht Heilsames auch an mir. Im Dienst am Nächsten kommt auch in mir selbst etwas in Gang, was mich wieder freier, gesünder und glücklicher werden lässt.

„Am Aschermittwoch ist alles vorbei“? Von wegen. Am Aschermittwoch darf ich wieder neu beginnen, ein neuer Mensch zu werden – im Vertrauen, dass Gott mir immer wieder einen neuen Anfang schenkt.

Geistliches Wort - 9./10. KW 2017 von Pastoralreferent Christian Dorn, Betriebsseelsorge Allgäu

„Macht euch keine Sorgen“

Während ich mir Gedanken zu diesem geistlichen Wort mache, höre ich aus dem Nebenraum die Stimmen meiner 5-jährigen Tochter und ihrer Freundin. Die beiden spielen mit ihren Playmobil-Figuren, die alle Namen haben und ganz bestimmte Rollen spielen. Sie sind nun schon beinahe eine Stunde ins Spiel vertieft. Nichts lenkt ihre Aufmerksamkeit weg davon, es gibt keine Gedanken, die sie wegholen aus dem gemeinsamen Tun. Ich denke wieder an den Evangeliumstext des 8. Sonntags im Jahreskreis und auf einmal ist mir das Wort Jesu ganz nahe: „Macht euch also keine Sorgen!“ (Mt 6,31). Meine Tochter und ihre Freundin sind gerade in diesem Modus, ihre Gedanken hängen nicht an irgendeiner Sorge, die sie gefangen nimmt. Sie können ganz in diesem Moment leben.

„Von der falschen und der rechten Sorge“ – so ist das Stück aus dem Matthäusevangelium überschrieben. Christen aller Zeiten haben sich über diesen Text den Kopf zerbrochen, er hat viele Umdeutungen erfahren, für manche leistet er der Faulheit Vorschub, für andere ist er ein Beleg für die ökonomische Naivität des Christentums. Und gerade für einen Sozialverband wie der KAB, für den gerade die Sorgen vieler Menschen um ihre soziale und ökonomische Lage Antrieb sind, ist es alles andere als ein leicht zugänglicher Text. Ursprünglich spricht er in eine Situation hinein, in der sich Menschen ganz dem Reich Gottes verschrieben haben, dessen Kommen sie bald erwarten. Uns heute wird der Text in anderer Weise ansprechen.

Jesus erschüttert uns in unserem Denken, das sich an Sicherheiten klammern möchte.
Was erreicht ihr denn mit all eurer Sorge letztlich? Ihr könnt euch noch so viel absichern, versichern, in einem einzigen Moment kann euch euer Leben aus der Hand genommen werden. Alles Sorgen kann euch nicht eure Gesundheit, euer Glück, euer Wohlergehen, die Liebe anderer Menschen garantieren. Und was, so kann man fragen, hat einer noch von diesem Leben, wenn er sich nur noch von Sorge getrieben abrackert? Bei dieser Frage denke ich an so manche arbeitende Menschen, die sich über Jahre für das Erreichen einer vermeintlichen finanziellen Sicherheit kaputt geschuftet haben.

Möchte uns der Text also motivieren, keinen Gedanken an morgen zu verschwenden? Das wäre, vor allem wenn man auch für andere Menschen zu sorgen hat, zutiefst verantwor­tungslos. Sorge aus Liebe ist nicht nur gut, sondern geboten. Die Gedanken Jesu können für uns heute aber eine wirkliche Frohbotschaft sein. Denn sie weisen uns den Weg zu einem gelungenen Leben. Die Aufmerksamkeit nur darauf zu richten, alle äußere Dinge geregelt und gesichert zu haben, führt uns nicht zu diesem Ziel. Vielmehr lenkt Jesus unsere Aufmerksamkeit darauf, von innen heraus richtig zu leben: Freundschaft, Zeit haben, Hilfsbereitschaft. Wenn ich diese Dinge, die dem Reich Gottes entsprechen, in den Mittelpunkt stelle, werde ich auch den Teil meines Lebens in den Griff bekommen, der oft ausschließlich Ziel aller Sorge ist. Meine Tochter und ihre Freundin haben mir diese Haltung heute vor Augen geführt, als sie Zeit miteinander und füreinander hatten. Einfach so.

Geistliches Wort - 7./8. KW 2017 von Diakon Leonhard Bernhard, Betriebsseelsorge Augsburg

Wir stehen mitten in der Faschingszeit und alle Veranstalter wünschen sich eine gute Stimmung. Doch die Stimmung hat immer Höhepunkte und Tiefpunkte.  Die Faschingsfreunde wünschen sich stundenlang einen Höhepunkt nach dem anderen. Mit viel (und lauter) Musik wird versucht, den Höhepunkt lange aufrecht zu erhalten.  Die technische Musik leistet dazu ihren Beitrag.

Aber ist das dann wirklich ein Höhepunkt?

Manchmal ist es notwendig, auf die Wurzel unserer Musik zu schauen.

Der Gesang mit seinen spielerischen Möglichkeiten war Jahrhunderte lang Ausdruck der Gefühle.

Da gab es die natürlichen Pausen. Denn ohne Pause sind wir nicht in der Lage zu singen (oder auch zu sprechen). Wir brauchen die Pause, um Luft zu holen. Wir brauchen die Pause, um ein Wort bzw. einen Satz vom anderen zu trennen. Wir brauchen die Pause zur Kommunikation. Je mehr wir in diese Richtung philosophieren, umso mehr kommen wir auf das Thema unserer Betriebsseelsorge.

Alles braucht seine Pausen im Rhythmus der Zeit.

Beim Sprechen ist es der Augenblick, im Wochenplan ist es der Sonntag und im Jahresablauf ist es der Urlaub.

Wer genauer hinschaut, muss sich selber die Frage stellen: Wie halte ich mich an dieses göttliche Gesetz? „Denn in sechs Tagen hat der Herr Himmel und Erde gemacht; am siebten Tag ruhte er und atmete auf“ (2.Mose31,17).

Und wer die Erfahrung schon gemacht hat, dass gerade die Pause bzw. die Stille mit Gott der Höhepunkt  sein kann, darf sich glücklich schätzen.

Ich wünsche allen Faschingsfreunden viele heitere Stunden und eine heilige Stimmung für diese närrische Zeit.

Geistliches Wort - 5./6. KW 2017 von Präses Ulrich Hoffmann, Pastoralreferent

Fröhlich scheitern

Februar ist heuer der Faschingsmonat. Viele freuen sich darauf, sich verkleiden, verfremden, verändern zu dürfen, andere und überraschende Rollen auszuprobieren. Das hat durchaus etwas Befreiendes, Reinigendes. Mal ein Anderer, eine Andere sein: die Brave mal keck, der Gute mal böse und den Mund etwas voller nehmen, als man sich's sonst erlauben würde.

Ein ganz besonderes Faschingsgewand ist das Clown-Kostüm. Ein Clown ist für uns lustig, weil bei ihm scheinbar ganz einfache und alltägliche Dinge nicht klappen. Und weil er oft in dem, was er sich vorgenommen hat, scheitert. Wir erkennen uns in ihm wieder, und wir lachen, weil wir dieses Scheitern doch selber so gut kennen. Deshalb kann es so befreiend sein, einem Clown bei seinem Scheitern zuzusehen. Nur: im eigenen Leben ist einem dabei selten zum Lachen. Dabei kann es so gut tun, dass eigene Stolpern mal anders anzuschauen als nur als ärgerliches Fehlen von Kontrolle: Mein Stolpern bringt mich auf eine andere Spur - und lässt mich flexibel bleiben. Und wenn der Clown mal wieder - wie so oft - von rein gar nichts eine Ahnung hat, bleibt er offen und neugierig: "Mal sehen, was hier passiert. Ich habe zwar keine Ahnung, aber ich bin dabei!"

Fröhliches Scheitern will gelernt sein. Das ist manchmal ganz schön anstrengend, weil wir ja so furchtbar erfolgsorientiert sind. Soll ja immer alles gut aussehen, gut klappen, gut ankommen. Da kann so eine rote Nase einem tatsächlich helfen, mal einen etwas anderen, einen verrückten Blickwinkel auf die eigenen Verhaltensweisen und Ziele zu werfen. Sich nicht ganz so ernst, aber die eigene Lebendigkeit ernst genug zu nehmen. Mal wieder auszuprobieren, spontan zu sein und zu tun, was gerade auf dem Herzen liegt. Freundlich und liebevoll mit dem Anderen, in dem wir uns ja immer auch selber gespiegelt sehen. Und die Neugierde, das Interesse an der Welt und ihren Menschen wieder neu zu lernen.
Nichts zu erwarten, und keine Vorstellungen zu haben. Nur da zu sein. Zu schauen und zu staunen. Mal sehen, was wird. Wie sieht's aus: Gehen Sie dieses Jahr mal als Clown?

Geistliches Wort - 3./4. KW 2017 - von Diözesansekretär Peter Ziegler, Augsburg

Dunkelkammer

Zwischen den Jahren habe ich eine anregende Predigt gehört, in der der Prediger die Zuhörer aufgefordert hat, „Gott in die Dunkelkammer seines Lebens einzulassen“. Der Gedanke ließ mich nicht mehr los:
„Dunkelkammer“, das ist erst einmal etwas aus einer anderen Zeit; in Zeiten der allgegenwärtigen digitalen Fotografie kennt man das nicht mehr...

„Dunkelkammer“, das war

  • der Ort, an dem sich entschied, ob unsere Abbilder vom Leben wirklich Erinnerungen eingefangen hatten
  • der Ort, wo man der „Entwicklung“ noch Zeit einräumte
  • der Ort, an dem Schnappschüsse zu Hochglanzabzügen veredelt wurden
  • aber auch der Ort, der die Spreu vom Weizen trennen sollte – nur wenige der 34 Aufnahmen auf einem Film schafften es schließlich ins Album – aber sie gelangten dort hinein…

Mit „Dunkelkammer“ meinte der Prediger aber noch mehr: das war die Kammer, in der wir all das Unangenehme und Sorgende wegzusperren oder geradezu zu entsorgen versuchen. Der Ort für Kummer und Leid, die ja im wirklichen Leben keinen Platz finden sollten – all das Unverarbeitete, das wir lieber verdrängen als uns dem zu stellen.
Aber erst – und so kommt das eine zum anderen – wenn wir uns diesem Unangenehmen, zur Verdrängung Bereiten stellen, ist eine Entwicklung möglich. Nicht am Alltäglichen wachsen wir und entwickeln wir uns weiter, sondern am Unerwarteten, Fremden, zu dem ich eine Haltung einnehmen muss. Und dann bekomme ich vielleicht auch dort meinen „EingeSCHNAPPtheiten“ in Hochglanz veredelt…

Geistliches Wort - 1./2. KW 2017 von Gemeindereferentin Regina Wühr, Geistl. Begleiterin der KAB Diözese Augsburg

Ein Stern geht auf…

…inmitten eines Gerüsts, das zur Sicherheit das Dach der Christkönigskirche in Augsburg stützt. Eine weihnachtliche Dekoration, die mich zum Nachdenken angeregt hat und mich das Evangelium am Fest der Erscheinung des Herrn neu lesen lässt.

Darin heißt es, dass Sterndeuter nach Jerusalem kamen, um den neugeborenen König der Juden zu suchen und ihm zu huldigen, denn sie sahen seinen Stern aufgehen.  Sie werden nach Betlehem geschickt, „und der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, zog vor ihnen her bis zu dem Ort wo das Kind war; dort blieb er stehen. Als sie den Stern sahen, wurden sie von sehr großer Freude erfüllt. Sie gingen in das Haus und sahen das Kind…“ (Matthäus 2,9b-11a)

In einem Haus wohnen, ein Dach über dem Kopf haben: ein Bild für das Grundbedürfnis jedes Menschen nach Geborgenheit, Schutz und Sicherheit. Doch das kann erschüttert, bedroht und zerstört werden im realen wie im übertragenen Sinn (an die Geschichte von den Sterndeutern schließt sich übrigens gleich die von der Flucht der Familie Jesu nach Ägypten an).

Im großen Lebenshaus der Welt und bis vor die eigene Haustür erleben wir z.Zt. eine ganze Menge solcher Erschütterungen, Bedrohungen und Zerstörungen, doch zum Glück gibt es Menschen, die sich um Stabilisierung bemühen, „Gerüste“ aufbauen und „Reparaturen“ durchführen, damit die Welt bewohnbar bleibt.

Und wie ist es um mein eigenes Lebenshaus und dessen Verunsicherungen bestellt? Was stützt mich und die Welt?

Mein Blick wird vom Stern angezogen: nach dem Zeugnis des Evangeliums ist er zuverlässig da und weist den Suchenden den Weg, bis sie am Ziel sind. Auf den Stern ist Verlass. Wenn das kein Anlass zu „sehr großer Freude“ in all den Unsicherheiten unserer Tage ist!

In geistlichen Texten und Liedern steht der Stern für Jesus selbst, wie z.B. im Lied: „Morgenstern der finstern Nacht, der die Welt voll Freuden macht…“ (Gotteslob 372)

Er ist der Grund, warum wir als Christ/inn/en und in der KAB nicht aufhören wollen, das Menschenmögliche zu tun und uns zuverlässig auf den „Baustellen“ in Gesellschaft und Kirche engagieren – auch im neuen Jahr 2017, über dem er uns zuverlässig als Stern der Hoffnung leuchtet.

In diesem Sinn wünsche ich uns allen ein gutes neues Jahr!

Archiv 2016

Geistliches Wort - 51./52. KW 2016 von Ewald Lorenz-Haggenmüller, Betriebsseelsorge Allgäu

Gott wird Mensch

 – weil auf Erden kein Frieden ist.

Auf die Menschwerdung Gottes richten wir in diesen Tagen unser ganzes Hoffen und Wünschen, unser Suchen und unsere Freuden. Sich so herab zu lassen, unter uns und mit uns das Menschsein zu teilen, ist ein unvergleichliches sich alle Jahre wiederholendes Geschenk.

Allein schon durch die Wahl der Umstände und des Ortes seiner Menschwerdung machte Gott mehr als deutlich, dass er sich vor allem denen offenbarte, deren wahres Menschsein noch weit gefehlt war.

Hineingeboren in eine Welt, die heute mehr denn je von Gegensätzen geprägt, geteilt in Arme und Reiche, zerbombt und bekriegt, ums Leben gebracht und in die Flucht getrieben, scheint es, als ob der Himmel, der Frieden, die Gerechtigkeit in immer weitere, unerreichbare Ferne rückt. Es mangelt vom Grunde auf an der Menschwerdung des Menschen selbst.

Die Ausgegrenzten, die Verstoßen, Geschundenen, Geschlagenen, Vergewaltigten, Getöteten, Gedemütigten, Entrechteten – für alle, denen das Mensch werden und sein dürfen vorenthalten ist, wurde Gott solidarisch und ihnen gleich.

In jedem Advent geben wir Christen der Hoffnung neue Kraft, dass dem Unrecht zum Trotz bald schon Wirklichkeit wird, was uns an Weihnachten verheißen ist: „ … und auf Erden ist Frieden….“

Geistliches Wort - 49./50. KW 2016 von Pastoralreferent Andreas Kohl, Betriebsseelsorge Weilheim

„Nicht du trägst die Wurzel, sondern die Wurzel trägt dich.“ (Röm 11,18)

Spurensuche im Harz: In diesem Jahr suchte ich zum ersten Mal die Stätten der Kindheit meines Vaters auf. Das kleine Dorf, wo er aufwuchs und zur Schule ging. Orte, Landstriche oder ein Fluss in der näheren  Umgebung, deren Namen ich bisher nur aus den Erzählungen meines Vaters kannte. Hinter dieser Reise in die Vergangenheit meiner Familiengeschichte steckte zum einen sicherlich eine Portion Neugier. Zum anderen war es mir aber auch ein echtes Bedürfnis, einen Teil meiner eigenen Wurzeln kennenzulernen.

Was sind meine Wurzeln? Und vor allem: Welche Wurzeln tragen mich und bilden das Fundament, auf dem mein Lebensbaum wächst?

Mir fallen Menschen ein, denen ich wichtige Wurzeln verdanke. Es gibt Ereignisse, Lebensumstände, meine Heimat, die mich geprägt oder Grundhaltungen, die sich tief in mein Herz eingewurzelt haben. Solche Wurzeln können mir Halt, Stabilität und Orientierung schenken.

Jeder Mensch hat Wurzeln. Und dennoch fühlen sich viele heute halt- und orientierungslos, ja „entwurzelt“. In der modernen Arbeitswelt, wo vor allem flexible und mobile Mitarbeiter gesucht werden, wird es den Menschen oft schwer gemacht, sich fest zu verankern – äußerlich durch wechselnde Einsatzorte, Verlagerungen oder permanente Umstrukturierungen. Aber auch innerlich, weil durch die zunehmenden Anforderungen und Belastungen häufig Zeit und Muse fehlen, sich seiner Wurzeln zu besinnen, um mit ihrer Hilfe einen festen Halt im Leben zu finden.      

Das Bild vom „Baumstumpf Isais“, das uns der Prophet Jesaja am 2. Adventssonntag vor Augen stellte, kann auch ein Bild für den Menschen sein, der von seinen Wurzeln abgeschnitten ist. Er gleicht einem gefällten Baum, getrennt von seiner Wurzel.

Aber Jesaja zeigt auch an diesem Bild: Auch wenn Stamm und Wurzel getrennt sind, können aus dem Wurzelstock neue Lebenskräfte hervorsprießen:

„Doch aus dem Baumstumpf Isais wächst ein Reis hervor, ein junger Trieb aus seinen Wurzeln bringt Frucht.“ (Jesaja 11,1)

Wenn ich gesunde Wurzeln habe, können aus diesem Fundament immer wieder neue Lebensmöglichkeiten hervorwachsen – selbst wenn bei mir etwas abbricht oder ich selber zu Fall komme: „Die Wurzel trägt dich.“ (Röm 11,18) .

Der vor fünf Jahren verstorbene Münchner Pfarrer und Autor Elmar Gruber hat einmal geschrieben: „Letztlich entscheidend ist jedoch die Frage nach der Verwurzelung unserer Lebensfreude. Wenn wir in der Freude fest verwurzelt sind, können wir alle anderen Entwurzelungen, Umbrüche und Zusammenbrüche des Lebens überstehen.“ Und als Grund für die „unverlierbare Freude“ nennt er den Glauben „an das bedingungslose Geliebtsein in Gott“.

Wer sich auf Spurensuche nach den eigenen Wurzeln macht, wird zuweilen auf neue Orte und Landschaften stoßen. Wer nach den tiefsten Wurzeln seines Glaubens fragt, dem begegnet immer wieder neu die Zusage des lebendigen Gottes: „Ich nehme dich an wie du bist. Du bist mir wertvoll. Ich liebe dich.“ Was für eine freudige Entdeckung!

Geistliches Wort - 47./48. KW 2016 - von Hans Reich, Betriebsseelsorge Allgäu

Jesus Christus als König ist für viele Menschen gewöhnungsbedürftig

Das Christkönigsfest findet in keinem weltlichen Kalender Erwähnung. Auch im Bewusstsein vieler Christen verschwindet es fast gänzlich. Das Christkönigsfest ist ein sehr junges Fest. 1925 wurde es von Papst Pius XI eingeführt. Damals wie heute geht es darum, Zeugnis für Christus abzulegen und Jesus Christus als den wahren, den für uns am Kreuz erhöhten König zu feiern. Getragen ist es von dem Gedanken, dass die Anerkennung der Königsherrschaft Christi eine hilfreiche Haltung sei, um der Orientierungslosigkeit und den Ängsten in einer Zeit wirtschaftlicher Unruhen und gesellschaftlicher Umbrüche zu begegnen.

Was fällt uns ein, wenn wir das Wort „König“ hören? Welche inneren Bilder und Assoziationen haben Sie vor Augen? Vielleicht denken wir auch an Reichtum und Prunk, an goldene Kronen, an herrliche Paläste und kostbare Kleidung, an Macht und vielleicht auch an Unterdrückung. Mit unserer Lebenswirklichkeit und Erfahrung hat all das nicht viel zu tun. Denn Macht haben die heutigen Könige und Königinnen schön längst nicht mehr. Unsere Phantasie ist da wohl eher geprägt von Bilder, wie die des Märchenkönig Ludwig II. von Bayern oder von opulenten Filmen wie z.B. Sissi. Beim Wort König denken viele von uns eher an Klatschkolumnen in Zeitschriften, die über die neuesten „Skandälchen“ in den Königshäusern dieser Welt berichten. Königinnen und Könige rufen auch heute noch ein lebhaftes Interesse hervor. Wo sie auftreten, strömen die Massen zusammen. Irgendwie ist es eine eigenartige Faszination, die von dem Begriff „König“ ausgeht.

Ganz anders jedoch das Bild, das uns die Evangelien von Jesus geben. Ein zum Tode durch Kreuzigung verurteilter Mensch, dem der Titel König eher als Spott angehängt wird, und dessen Macht sich eher als Ohnmacht ausweist. Was für ein König ist Jesus Christus? Macht es überhaupt Sinn, ihn als König zu bezeichnen? Und wenn ja, was folgt für uns daraus? Vor Pilatus stehend sagt Jesus: "Ich bin ein König, ich bin dazu geboren und dazu in die Welt gekommen, dass ich für die Wahrheit Zeugnis ablege. Jeder, der aus der Wahrheit ist, hört auf meine Stimme. (Joh 18,37) Es geht hier nicht um ein irdisches Reich, das mit Gewalt zu verteidigen ist: Hier geht es um das Reich Gottes, das mitten unter uns ist, dort wo Gerechtigkeit und Frieden erfahrbar werden, weil Menschen konsequent in die Nachfolge Jesu gehen. Die Macht Jesu zeigt sich in seiner unbegrenzten und bedingungslosen Liebe allen Menschen gegenüber.

Der „Große Gott von Altenstadt“

Vor allem in romanischen Kirchen, wird Christus nicht mit der Dornenkrone am Kreuz dargestellt, sondern mit der Siegeskrone. Das bekannteste und bedeutendste Kunstwerk der Basilika meiner Heimatgemeinde, ist der „Große Gott von Altenstadt“. Der monumentale, 3,20 m hohe Gekreuzigte steht, flankiert von Maria und Johannes, auf einem Querbalken über dem Choreingang. Statt der Dornenkrone trägt der Erlöser einen Goldreif, ist also als Christkönig dargestellt. Offenbar besteht in uns Menschen doch ein starkes Bedürfnis, sich ein bestimmtes Bild vom Königtum zu bewahren. Ich glaube, das liegt letztlich daran, dass sich dahinter ein Bild, ein Symbol verbirgt, das unbewusst ganz tiefe Schichten unserer Seele anspricht, tiefe Sehnsüchte in uns wachruft, wie die Sehnsucht, etwas wert zu sein, zu lieben und geliebt zu werden; die Sehnsucht, anerkannt zu sein. All das schwingt im tiefsten unseres Innern mit, wenn dieses Bild vom „König“ auf uns trifft.

Überall, wo Menschen sich um Liebe bemühen, wird Jesus Christus als König erfahrbar. Seine Macht ist die Liebe. Nicht Prunk und Pomp machen sein Königtum aus, sondern es ist seine Zärtlichkeit, seine Behutsamkeit, seine Feinfühligkeit, mit denen er durch uns auf Menschen zugeht. Er ist ein König, der uns zu Königskindern macht, der unsere tiefe Sehnsucht nach Anerkennung und Wertschätzung aufspüren und erfüllen will. Zu diesem König muss man nicht auf Knien heranrutschen; nein, dieser König will, dass wir ihm aufrecht entgegengehen.

Hans Reich
Betriebsseelsorge Allgäu
z.Z. freigestellt für die Bayerische Regional-KODA

Der Text als PDF-Datei hier!

Geistliches Wort - 45./46. KW 2016 - von Diakon Leo Bernhard, Betriebsseelsorger

 „Abschied nehmen“, zwei Worte mit Gegensätzen

Zu keiner anderen Jahreszeit wird das Abschied nehmen so deutlich wie im Monat November. Wenn sich die Natur vom saftigen Grün in die verschiedensten Farben ändert,  geht eine Ära zu Ende und eine neue Ära beginnt.
So sind wir ständig gefordert, das Vergangene zu lassen und dem Neuen zuzustimmen.
Mit jeder Veränderung, mit jeder Entwicklung findet der gleiche Prozess statt.
Das, was wir im Jahreskreis erleben, ist nur ein Spiegelbild für unseren Lebenslauf.

Wenn ich am Morgen aufstehe, ist der Tag noch jung. “Morgenstund hat Gold im Mund“ so lautet ein altes Sprichwort. Da fühlt man sich (meist) „wie neu geboren“.
Und am  Abend, nach getaner Arbeit, drängt sich Müdigkeit auf. Der Schlaf, den man als  „den kleinen Tod“ bezeichnet, lässt sich nicht verhindern. Ich muss mich fallen lassen im Vertrauen, dass ich am Morgen wieder erwache.
Das, was ich jeden Tag und jedes Jahr immer wieder neu erleben darf,  ist nur die Vorübung für den Lebenszyklus. Es ist eine Struktur, die der Schöpfer in uns angelegt hat.
In dieser Struktur ist eine ständige Entwicklung zu erkennen. Diese Struktur hat ein Ziel und eine  Verheißung: Gott will uns führen in ein verheißenes Land. Diese Welt kann uns nur eine Ahnung von dem vermitteln, was Er uns an Liebe und Schönheit zugesagt hat.
Paulus schreibt seiner Gemeinde in Rom:
„Denn ich bin gewiss: Weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Gewalten der Höhe oder Tiefe noch irgendeine andere Kreatur können uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn.“ (Röm 8,38-39)

Ich wünsche Ihnen eine lichterfüllte Zeit in diesen grauen Novembertagen.

Ihr Betriebsseelsorger

Geistliches Wort - 43./44. KW 2016 - von Ulrich Hoffman, Kreispräses Iller-Donau

„Wer’s glaubt, wird selig!“

Wer das sagt meint nicht selten: „ich glaub`s ja nicht – aber wenn`s Dir hilft und Du damit zufrieden bist, dann glaub es gern.“

Dieser Spruch beim Wort genommen drückt aber eine tiefe Wahrheit aus: Mein Glaube ist angesprochen, meine Zufriedenheit mit dem Leben und darin eben die Frage, ob ich mich auch als glücklich, ja manchmal vielleicht sogar als „selig“ empfinden darf. Im Licht des Glaubens mag es dann sein, daß ich in meiner Lebensgeschichte, wenn sie sich vielleicht gelegentlich auch als „Unheilsgeschichte“ anfühlt, Heilsgeschichte – also meine Geschichte mit Gott – entdecken kann.

Das Fest Allerheiligen steht vor der Tür. Christen feiern dabei Menschen, die ihr Glaube bis in den Himmel getragen hat. Menschen, in denen Gott seine Gegenwart hat aufblitzen lassen; Menschen, die zeigen, was für ein Segen für die ganze Welt von Menschen ausgehen kann, die sich von Gott haben anrühren und „heilen“ lassen, die ganz „heil“ geworden sind und als „Geheilte“, „Geheiligte“, als „Heilige“ aus dem Glauben heraus die Welt verändert haben.

Sie machen Mut, auch die „Heilsgeschichte“ in der eigenen Lebensgeschichte zu entdecken. Gott hat viele Wege, seine Nähe zu zeigen. Das sind in der Regel keine großen Erscheinungen und spektakuläre Ereignisse. Gott meldet sich meistens nicht mit Sturm, Blitz und Donner. Das durfte bereits der Prophet Elija in der Wüste am Gottesberg Horeb vor einigen tausend Jahren erfahren. Im „sanften, leisen Säuseln“ war Gott zu vernehmen – oder wie Martin Buber übersetzt: in der „Stimme verschwebenden Schweigens“.

Das Schweigen, das wache Hineinhören in die Stille, das Loslassen meiner Gedanken, die oft nur um sich selbst kreisen, das Mich-Öffnen und Inneren-Raum-Schaffen, damit sich Gott dorthinein aussprechen und mein Herz erreichen kann, all das zeigt den Glauben als eine Herzensangelegenheit, die ganz viel mit Vertrauen zu tun hat. Das lateinische Wort für glauben – „credere“ – drückt das aus: in „credere“ stecken die beiden Begriffe „cor“ für Herz und „dare“ für geben. In diesem Sinn heißt glauben dann „sein Herz geben“. Mein Herz kann ich aber nur jemandem geben, den ich liebe.

Die Liebesgeschichten Gottes mit uns Menschen fallen so vielfältig aus, wie Menschen eben sind.

Wer an Gott glaubt, darf sich auf eine göttliche Liebesbeziehung einlassen und aus ihr heraus leben. Das ist etwas Wunderschönes! Es fällt freilich schwer, in Worte zu fassen, was einen im Innersten bewegt, was den eigenen Glauben, die Beziehung zu Gott ausmacht.

Und doch wünsche ich uns Christen den Mut, von dem Zeugnis zu geben, wovon unser Herz voll ist und was es vor Freude glück-„selig“ hüpfen lässt, denn: „wer glaubt, wird selig!“

Geistliches Wort - 41./42. KW 2016 - von Peter Ziegler, Diözesansekretär, KAB Diözese Augsburg

 „Die Gerechtigkeit ströme wie ein nie versiegender Bach…“

Am Sonntag vor zwei Wochen war es wieder einmal soweit: Amos stand in der Leseordnung der Sonntagslesungen. Ich merke, wie die Zuhörer um mich herum unruhig werden, denn ihnen scheint nicht so ganz zu behagen, was sie da hören: „Ihr sagt: Wann ist das Neumondfest vorbei? Wir wollen Getreide verkaufen. Und wann ist der Sabbat vorbei? Wir wollen den Kornspeicher öffnen, das Maß kleiner und den Preis größer machen und die Gewichte fälschen.“ Ich merke, wie sie versucht sind, das abzutun – das hat doch nichts mit uns zu tun, das ist doch schon über 2500 Jahre her. Auch der Prediger versucht die Schärfe zu glätten und das Geschriebene zu nivellieren.

Aber ich denke an die Anfrage der Stadt Augsburg, die einige Tage zurücklag und in der sie uns als Träger öffentlicher Belange beim Vollzug des Ladenschlussgesetzes beteiligt hat. Darin geht es um die weitere stadtweite Öffnung der Innenstadt an mehreren Sonntagen in den kommenden fünf Jahren. Und ich denke mir, dass wir damit ein weiteres Stück unserer christlichen Kultur aufgeben. Das läuft alles ganz sachte und vorsichtig – Salamitaktik sagt man da wohl dazu. Mich verwundert, dass eben nicht einmal mehr gewartet wird, bis der Sabbat vorbei ist, um wieder Geschäfte zu machen, sondern es geht exakt darum, auch diesen Sabbat selbst zum Tag der Geschäfte zu machen. Da sind wir dann also doch einen Schritt weiter als die von Amos so heftig Kritisierten. In Vers 7 heißt es dann noch bedeutungsvoll von Jahwe: Keine ihrer Taten werde ich jemals vergessen.“ Dieser Amos ist wohl doch aktueller, als wir uns das wünschen – vielleicht lohnt es sich, mal wieder im Buch Amos zu blättern – übrigens findet sich auch die Überschrift über diesen Text bei ihm…

Geistliches Wort - 39./40. KW 2016 - von Pastoralreferentin Martina Berndt-Hoffmann, Betriebsseelsorge Weißenhorn

Kontrastprogramm

In der Urlaubszeit war ich gemeinsam mit meinem Mann ein paar Tage auf dem Frankenweg beim Wandern.

Dort erlebten wir etwas, das ich als echtes Kontrastprogramm zum Alltag beschreiben möchte:

- Natur statt Stadt

- Bäume, Pflanzen, Tiere statt Menschen

 Sv  - Schritt für Schritt statt schnell mal wohin fahren

dav  - Das eigene Tempo bestimmen statt Terminkalender

 Rv  - Ruhe und Vogelgezwitscher statt Telefon, Computer und Besprechungen

 av  - Aus dem Rucksack leben statt aus dem vollen Kühl-  und Kleiderschrank

Wir erlebten dieses Kontrastprogramm als sehr wohltuend und erholsam. Ich bin überzeugt:  jede/r braucht mal ein Kontrastprogramm zum Alltag mit seinen vielfältigen Anforderungen, auch wenn  so ein Kontrastprogramm bei jedem Menschen sicher unterschiedlich aussieht.

Diese Erfahrung hat mich irgendwann fragen lassen

bräuchten wir nicht auch immer wieder  ein Kontrastprogramm in und  für die Arbeitswelt?

Ein paar Stichworte fallen mir durchaus gleich dazu ein….

….Sonntagfrei statt Sonntagsshopping

….Mehr Anerkennung statt Dauerdruck

….Feste Arbeitsverträge statt prekärer Arbeit

….Tariflohn statt Dumpinglohn

….Gutes Betriebsklima statt Mobbing

….geregelte Arbeitszeiten statt Verfügbarkeit rund um die Uhr

….Vorrang des Menschen statt Vorrang des Geldes

 

PS: Als Christen haben wir übrigens mit der kirchlichen Soziallehre und dem Evangelium eine gute Rückenstärkung, um uns für ein solches Kontrastprogramm einzusetzen.

 

Geistliches Wort - 36. bis 38. KW 2016 - von Pastoralreferent Hans Gilg, Betriebsseelsorge Augsburg

Es müssen keine Edelsteine sein

Die kleinen Dinge des Alltags machen das Leben schön:

Kieselsteine im See

Ein gutes Wort zur rechten Zeit.

Ein schweigendes Da-Sein von Freunden, wenn es schwer wird im Leben

Ein gemaltes Bild von meiner Tochter.

Ein netter Gruß am Ende einer E-Mail.

Ein Schulterklopfen, wenn etwas gelungen ist.

Das zu merken, kann schon Urlaub und Erholung, sein.

Es müssen wirklich keine Edelsteine sein.

Text und Bild: Hans Gilg, Betriebsseelsorge Augsburg

Geistliches Wort - 33. bis 35. KW - von Diakon Erwin Helmer, KAB Diözesanpräses Diözese Augsburg

Liebe Leserinnen und Leser des Geistlichen Wortes der KAB Augsburg,

ich freue mich, dass die KAB im Moment bundesweit aktiv ist, um in Zukunft „Freihandelsabkommen“ zu verhindern, die mehr Schaden als Nutzen für die Menschheit enthalten. Wer die Schöpfung Gottes und jeden Menschen in seiner Würde achten und ehren will, der muss sich dieser Entwicklung stellen. Die KAB Bayern beteiligt sich federführend an einem „Volksbegehren gegen CETA“ und TTIP.

Wer meint, das alles hat mit einem Geistlichen Wort nichts zu tun oder jedenfalls hier nichts zu suchen, der täuscht sich gewaltig. Hier geht es um die zentralen Fragen der Menschenwürde, der Gerechtigkeit und Solidarität, der Liebe zu Gott, zu seinen Geschöpfen und zu jedem einzelnen Bild Gottes – zu jedem einzelnen, Gott ähnlichen, Menschen.

Ganz wunderbar passt hier das neue gemeinsame Wort der amerikanischen Bischöfe und der europäischen Bischöfe, das ich Ihnen - leicht gekürzt – empfehle.

Erwin Helmer, Diözesanpräses 


Empfehlungen der EU- und US-amerikanischen Bischöfe zu den Verhandlungen der transatlantischen Handels- und Investitionspartnerschaft (TTIP)

Die Geschichte hat gezeigt, dass die Zunahme von Handel und Investitionen von großem Vorteil sein kann, solange diese in einer Art und Weise strukturiert sind, dass sie zum Abbau von Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten beitragen. Die Handelspolitik muss auf ethischen Kriterien gründen, die den Menschen in den Mittelpunkt stellen und das Gemeinwohl unserer Nationen wie auch aller anderen Menschen in der Welt verfolgen.

Bestimmte Grundsätze müssen herangezogen werden, um jedes vorgeschlagene Handelsabkommen, einschließlich TTIP, zu evaluieren:

Nachhaltigkeit und Vorsorge
Die Bischöfe der USA und der EU möchten die Prinzipien der Nachhaltigkeit und der Vorsorge hervorheben. Eine der Folgen des Grundsatzes der Vorsorge ist, dass vorrangig Schadensvermeidung sichergestellt werden muss.

Arbeitsschutz
Wir unterstützen die Arbeitnehmerrechte, einschließlich des Rechts, sich kollektiv zusammenzuschließen, sowie die Einhaltung der international vereinbarten Arbeitsstandards.   Ein besonderes Augenmerk sollte hierbei auf sichere Arbeitsbedingungen, angemessene Arbeitszeiten, Ruhezeiten, für Familie existenzsichernde Löhne und anerkannte Sozialleistungen gelegt werden.

Indigene Völker
In der gesamten Welt setzen sich katholische Bischöfe für indigene Gruppen ein. Aus Respekt für ihr kulturelles Erbe und im Hinblick auf ihre wirtschaftliche Entwicklung muss TTIP die gewachsenen Traditionen dieser indigenen Gemeinschaften gebührend anerkennen.

Migration
Unsere Kirche hat seit Langem das Recht der Menschen auf Migration verteidigt …  Jedes Investitions- oder Handelsabkommen sollte somit in einer Weise ausgearbeitet werden, so dass es eine Verringerung der Notwendigkeit zur Auswanderung sicherstellt.

Landwirtschaft
Jedes Abkommen sollte die Landwirtschaft der Entwicklungsländer fördern und diejenigen schützen, die in ländlichen Gebieten leben und insbesondere als Kleinbauern tätig sind.

Nachhaltige Entwicklung und Bewahrung der Schöpfung
Die wesentliche Verbindung zwischen der Erhaltung unserer Umwelt und eine nachhaltige menschliche Entwicklung erfordert, Umweltschutz und das Wohlergehen der Gemeinschaften – einschließlich der Hilfe für arme Länder, denen oft ausreichende technische Kenntnisse oder Ressourcen für die Erhaltung einer sichern Umgebung fehlen – prioritär zu beachten.

Rechte an geistigem Eigentum
Die Kirche verortet die Rechte an geistigem Eigentum im breiteren Rahmen des Gemeinwohls und ist der Ansicht, dass diese Rechte mit den Bedürfnissen der Armen im Einklang stehen sollten.

Streitbeilegungsmechanismen
Das Prinzip der Menschenwürde verlangt Transparenz und das Recht der Menschen an Entscheidungen teilzunehmen, die Auswirkungen auf sie haben.

In seinem Apostolischen Schreiben Evangelii Gaudium erklärt Papst Franziskus: „Die weltweite Krise, die das Finanzwesen und die Wirtschaft erfasst, macht ihre Unausgeglichenheiten und vor allem den schweren Mangel an einer anthropologischen Orientierung deutlich – ein Mangel, der den Menschen auf nur eines seiner Bedürfnisse reduziert: auf den Konsum" (Nr. 55). Papst emeritus Benedikt XVI. schreibt in seiner Enzyklika Caritas in Veritate: „Die Wirtschaft braucht nämlich für ihr korrektes

Funktionieren die Ethik; nicht irgendeine Ethik, sondern eine menschenfreundliche Ethik" (Nr. 45). Unsere Lehre stellt den Menschen – und vor allem die Ärmsten und Schwächsten – an oberster Stelle. Das vorgeschlagene TTIP-Abkommen muss sich an diesen hohen Standards messen lassen.

im Namen der Bischöfe der Europäischen Union, Reinhard Kardinal Marx, Präsident der Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Gemeinschaft

im Namen der Bischöfe der Vereinigten Staaten von Amerika, Erzbischof Joseph Edward Kurtz, Präsident der US-amerikanischen Konferenz der Katholischen Bischöfe

Geistliches Wort - 31./32. KW 2016 - von Pastoralreferent Thomas Hoffmann, Betriebsseelsorge Weißenhorn

Eine interessante Frage

Ein Maskierter bedroht einen älteren Herrn mit einer Pistole und ruft, ganz klassisch, „Geld oder Leben?“. Der ältere Herr lächelt freundlich und antwortet: „Ich bin Ihnen dankbar, dass Sie diese interessante Frage stellen!“. So in einer Karikatur von Tomaschoff, die ich bei einer Betriebsversammlung gezeigt habe.

Wenn wir gefragt würden, was ist für Sie Leben, was macht für Sie Leben, genauer gutes Leben aus, was würden wir antworten? Gerade in Zeiten, in denen für einige Menschen das Leben anderer Menschen wie das eigene Leben nichts aber auch gar nichts wert zu sein scheinen, bekommt die Frage eine besondere Tiefe. Was also würden wir antworten? Uns fielen wohl Begriffe ein wie Familie, Partner, Partnerin, Kinder, Hobbys, Engagement, Gesundheit, vielleicht auch Glaube, Halt, Geborgenheit, Gebrauchtwerden, ohne Angst leben können. Käme bei der Frage nach gutem Leben auch als Stichwort Arbeit? Es sollte kommen: Das Leben ist zu kurz und zu wertvoll, um es auf ein jenseits der Arbeit zu verschieben, auf den Feierabend oder die Rente. Gerade auch die Erwerbsarbeit muss gutes Leben sein, nicht jeden Tag aber grundsätzlich schon. Die Arbeitsbedingungen, das Miteinander mit den Kolleginnen und Kollegen müssen ebenso stimmen, wie der Lohn.

Womit wir beim Geld wären.

Dass Wirtschaft, dass Leben in unseren Breiten nicht ohne Geld funktioniert, ist offenkundig. Wo Geld, immer mehr Geld, Profit an oberster Stelle steht - und das ist ebenfalls offenkundig - wird freilich verkauft, was das Leben wertvoll, sinnvoll und schön macht. Umgekehrt sind Löhne, die nicht zum guten Leben reichen, skandalöse Realität für viele Arbeitnehmer/innen auch hier in Deutschland. Die Antwort auf die Frage „Geld oder Leben“ müsste lauten „Geld und Leben“, besser noch „Geld zum Leben“. Sowenig wie wir gleichzeitig Gott und dem Gott Mammon dienen können (Mt 6,24), so sehr gilt, der Lohn, den ihr euren Arbeitern vorenthalten habt, schreit zum Himmel (vgl Jak 5,4; Sir 34,27).

Geld oder Leben: Sieht man von der bedrohlichen Situation ab, eine wirklich interessante Frage.

Geistliches Wort - 29./30. KW 2016 von Regina Wühr, Geistliche Begleiterin der KAB, Diözese Augsburg

Alles Verhandlungssache – oder von der Notwendigkeit, zudringlich zu sein

So würde ich die beiden Schrifttexte auf den Punkt bringen, die am kommenden Sonntag, dem 24. Juli (17. Sonntag im Jahreskreis) in unseren Gottesdiensten verlesen werden. Worum geht´s darin? Um die politische Durchsetzung einer guten Sache? Nein, Sie werden lachen: es geht ums Beten!

In der alttestamentlichen Lesung (Genesis 18,20-32) verhandelt Abraham hart wie auf einem orientalischen Basar mit Gott um den Schutz der Gerechten und im Evangelium (Lukas 11,1-13) hält Jesus seine Jünger dazu an, beim Beten so zudringlich zu sein wie ein Mann, der seinen Freund mitten in der Nacht heraustrommelt.  Beide Male wird die Erfüllung der Bitte zugesagt.

Geht Beten wirklich so einfach? Ich bitte und bekomme, was ich will? Ganz so einfach ist es natürlich nicht. In beiden Texten geht es ums Leben bzw. um das, was Menschen dazu brauchen. In beiden Texten werden Menschen dafür aktiv. Letztlich geht es um die innere Haltung, mit der und in der ich handle und im Leben stehe. Für glaubende Menschen geht das nicht ohne Gott, aber auch nicht ohne ihr eigenes Dazutun. Diese Einstellung spiegelt sich wider in Redewendungen wie: „Bete und arbeite!“ Oder: „Bitte Gott um Hilfe für Deine Arbeit, erwarte aber nicht, dass er sie auch noch tut!“

Noch feinsinniger in der Aussage, die dem heiligen Ignatius von Loyola zugeschrieben wird: „Bete, als hinge alles von dir ab, und handle, als hinge alles von Gott ab.“ Darin zeigt sich das Wissen um die eigene Begrenzung und das Vertrauen auf Gott. Auf einen Gott, der uns gibt, was wir zum Leben brauchen.

So betrachtet haben wir bei Gott gute Karten, wenn wir uns – auch mit politischem Nachdruck - für das Leben stark machen. In der KAB  tun wir das im Augenblick konkret zusammen mit anderen Bündnispartnern für ein Volksbegehren gegen das Freihandelsabkommen CETA, das u.a. Arbeitnehmerrechte aushöhlen will. Unterschriften für dieses Volksbegehren werden seit dem 16. Juli gesammelt.

Seien wir also – von „höchster Stelle“ dazu aufgefordert – in unserem Beten und Arbeiten zudringlich, wenn es ums Leben geht!

Geistliches Wort - 27./28. KW 2016 von Hans Reich, Betriebsseelsorge Allgäu

Barmherzigkeit – eine unzeitgemäße Tugend?

Papst Franziskus lädt im Heiligen Jahr ein, die „Barmherzigkeit“ neu für unser Christsein zu entdecken. Aber wer heute Barmherzigkeit ins Spiel bringt, setzt sich dem Verdacht aus, ein vermoderndes und damit überholtes Helferideal zu vertreten. Unter Barmherzigkeit wird heute weitgehend eine Haltung verstanden, die aus Mitleidsgefühlen heraus spontan auf menschliche Not reagiert. Nur so ist zu verstehen, dass "Gutmensch" das Unwort des Jahres 2015 ist. Als "Gutmenschen" werden insbesondere diejenigen beschimpft, die sich ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe engagieren oder die sich gegen Angriffe auf Flüchtlingsheime stellen. Mit dem Vorwurf "Gutmensch", werden Toleranz und Hilfsbereitschaft pauschal als naiv, dumm und weltfremd, als Helfersyndrom oder moralischer Imperialismus diffamiert.
Mit dem traditionellen Wort „Barmherzigkeit“ tun sich heute viele Menschen schwer. Denn wir finden immer Gründe, warum wir anderen Menschen in ihren Notsituationen nicht zur Seite stehen können oder wollen: Liegt es vielleicht daran, dass wir einfach viel zu sehr mit uns selbst beschäftigt sind und schlichtweg keine Zeit haben? Oder haben wir Angst davor ausgenutzt zu werden? Manchmal sind wir auch enttäuscht, wenn jemand schon einmal unsere Hilfe abgelehnt hat oder vielleicht leitet uns der Gedanke, dass die Person „selbst Schuld“ ist, in eine solche Situation geraten zu sein. So rechtfertigen wir unser „Nichthelfen“ oder das „einfach Wegschauen“. Viele von uns denken beim Wort Barmherzigkeit nur an Almosen und milde Gaben, die wir Mitmenschen gewähren.

Werke der Barmherzigkeit führen zur Mitte des Glaubens
Aber das ist nicht die Barmherzigkeit, um die es hier geht. Unter Barmherzigkeit versteht die Bibel und mit ihr Papst Franziskus etwas ganz Fundamentales: Sie ist jene Liebe, die sich niemand verdienen kann, die aber jeder und jede von uns braucht. Eine Liebe, die nicht berechnet und nicht auf Gegenleistung aus ist. Eine Liebe, die aus der Mitte eines großzügigen Herzens kommt. Eine Liebe, die dem erwiesen wird, der nichts zurückgeben kann. Eine Liebe, die die Gerechtigkeit überbietet und auch dem, der sich verfehlt hat, nicht entzogen wird, sondern ihm eine Tür der Hoffnung öffnet. Das meint Barmherzigkeit. Und darum sagt der Papst: „Barmherzigkeit ist in der Heiligen Schrift das Schlüsselwort, um Gottes Handeln an uns Menschen zu beschreiben.“ Gottes Barmherzigkeit ist somit „das pulsierende Herz des Evangeliums.“ Barmherzigkeit ist eine Grundhaltung. Um das zu erkennen, brauche ich ein hörendes Herz.
Es müssen nicht immer große Taten sein. Oftmals sind es die kleinen Dinge, die Barmherzigkeit lebendig werden lassen und benachteiligten Menschen die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ermöglichen. Barmherzigkeit heißt konkret, den Menschen Aufmerksamkeit, Wertschätzung und Zeit zu schenken.
Es ist also keineswegs überholt, auch in der modernen Gesellschaft immer wieder an das Grundgesetz des biblischen Gottes zu erinnern, an die ungeschuldete Nächstenliebe, an das solidarische Mitleiden und an die Mitsorge für einen Menschen, dessen Not einfach die „Zuwendung des Herzens“ verlangt.

Geistliches Wort - 25./26. KW 2016 von Pastoralreferent Andreas Kohl, Betriebsseelsorge Weilheim

Gott ins Spiel bringen

„Das Heraustreten aus dem versklavenden Ernst des Alltags und seiner Lebensbesorgung in den freien Ernst dessen, was nicht sein muss und gerade darum schön ist."

Hä? Um was geht’s? Ob Sie’s glauben oder nicht: Um Fußball.

Und als wäre das nicht schon Überraschung genug: Diese durchaus anspruchsvolle Umschreibung der „wichtigsten Nebensache der Welt“ stammt von niemand Geringerem als von Papst Benedikt, der sich - seinerzeit noch als Münchner Erzbischof - in einer Radioansprache über das Phänomen Fußball äußerte.

Doch bei allem, was beim ersten Mal Lesen ziemlich kompliziert und unverständlich erscheint: Der Papst spricht in diesem Satz zwei Erfahrungswelten an, die jeder von uns kennt – einerseits die Erfahrung, dass uns unser Alltag mit seinen vielfältigen Anforderungen oft ganz schön in Anspruch, ja regelrecht „gefangen“ nimmt. Und andererseits die Erfahrung, wie befreiend und wohltuend es ist, aus dem Alltagsgetriebe hin und wieder auszubrechen, unverzweckte Zeit zu verbringen, Dinge zu tun, die einfach nur Spaß machen.

Letzteres erfahren wir aber nicht nur beim Fußball, sondern ganz generell: Gerade dann, wenn wir spielen. Spielen ist etwas Wunderbares – nicht nur für Kinder! Spielen ist etwas Urmenschliches. Irgendwie scheinen wir Menschen zu spüren, dass unser Leben nicht im starren Ernst versinken darf, sondern dass wir vielmehr die Freude im Leben brauchen, ja Freude wie wir sie im Spiel erleben können.

Der Dichter Wolfgang Dietrich formulierte dazu einmal: „Ich glaube, dass das Spiel die unverkrampfte Tragekraft des Lebens ist.“

Wenn heute vom christlichen Zeugnis in unserer Gesellschaft die Rede ist, heißt es manchmal, wir Christen sollten mehr „Gott ins Spiel bringen“. Das sagt sich so locker. Aber wenn es darum geht, den eigenen Glauben zur Sprache zu bringen, dann fällt uns das meist alles andere als „spielend leicht“.

Aber ist es denn wirklich so schwer, „Gott ins Spiel zu bringen“, wenn ich in Gesprächen, im Kontakt mit anderen mit persönlichen Lebenserfahrungen herausrücke. Wenn ich erzähle, wie ich vielleicht in einer persönlichen Krise spüren durfte: Gott lässt mich nicht fallen. Oder wenn ich deutlich mache, warum ich mich zum Beispiel für sozial Schwache einsetze: Weil ich an einen gerechten und barmherzigen Gott glaube.    

Ein Papst spricht über Fußball. Das lässt aufhorchen. Ich bin überzeugt, wo Christen in Worten (und auch Taten!) „Gott ins Spiel bringen“, werden Menschen am Rand oder außerhalb der Kirche hellhörig und aufmerksam auf das, was uns als Christen trägt und froh macht.

Geistliches Wort - 23./24. KW 2016 - von Pastoralreferent Christian Dorn, Betriebsseelsorge Allgäu

„Wenn der Herr nicht alles vergäbe, gäbe es die Welt nicht“

Das Jahr der Barmherzigkeit? Tolle Sache. Barmherzigkeit ist wichtig. Unsere Welt braucht Barmherzigkeit. Schauen sie sich an, wie Menschen mit Menschen umgehen. Krieg, Flüchtlingselend, wirtschaftliche Ungerechtigkeit, Raubtierkapitalismus, rechte Gewalt … Da besteht ja wohl kein Zweifel, dass Barmherzigkeit notwendig ist.

Ob ich Barmherzigkeit brauche? Nein, nein, also verstehen sie: ich stehe schon auf der richtigen Seite. Ich poste regelmäßig auf Facebook gegen diese rechten Hetzer, ich bin aktiv in einer sozialen Bewegung, die sich für eine gerechte Wirtschaft einsetzt und ich kaufe natürlich auch regional ein. Also sie sehen: ich handle barmherzig.

Ein wenig überzeichnet? Natürlich. Eine Karikatur? Sicher. Und doch steht dahinter eine Haltung, gegen die wir nicht immun sind. Denn in ihr liegt eine große Versuchung. Die Versuchung, sich moralisch aufs Podest zu stellen und auf die anderen herabzuschauen. Eine Versuchung, der Menschen immer wieder erliegen. Zu Jesu Zeiten gab es die Pharisäer, die mit tiefem Ernst und großem Bemühen versuchten, gemäß dem Gesetz Gottes zu leben. In unserer Vorstellung sind die Pharisäer zu einer Karikatur verkommen. Doch in den Spiegel, den Jesus ihnen immer wieder vorhält, dürfen auch wir ab und zu einen ehrlichen Blick wagen. Denn wir Menschen sind nun einmal zwiespältige Wesen oder um mit Martin Luther zu sprechen: „simul iustus et peccator“, also zugleich Gerechte (weil von Gott gerechtfertigt) und Sünder. Jede und jeder von uns darf die Frage, ob sie oder er der Barmherzigkeit Gottes und der Mitmenschen bedürfe, mit Ja beantworten. Für Papst Franziskus ist dieses Ja Frucht des Jahres der Barmherzigkeit. Und er erzählt dazu ein Erlebnis: <Am Schluss einer Messe ist ein alte, einfache Frau zu mir gekommen. Ich habe zu ihr gesagt: „Nonna – wollen sie beichten?“ „Ja“, sagte sie. „Aber wenn sie nicht gesündigt haben?“ Sie sagte: „Aber alle haben wir Sünden.“ „Doch vielleicht vergibt der Herr nicht?“ „Der Herr vergibt alles“, antwortete sie. „Frau, wie können sie das wissen?“ „Wenn der Herr nicht alles vergäbe, gäbe es die Welt nicht.“ Ich hätte sie gerne gefragt: „Sagen sie mir, liebe Frau, haben sie an der Gregoriana, der päpstlichen Universität, studiert?“, denn das ist die Weisheit, die der Heilige Geist gibt: die innere Weisheit, die zur Barmherzigkeit Gottes führt.>

Geistliches Wort - 21./22. KW 2016 - von Diakon Leo Bernhard, Betriebsseelsorger Diözese Augsburg

Pfingsten

 

Pfingsten wird in unserer Gesellschaft mit Sonnenschein, Ferien und Ausflug in Verbindung gebracht.

Sehenswürdigkeiten aller Art werden weltweit angeboten. Wer ein bisschen in die Tiefe gehen will, betrachtet das Labyrinth. An verschiedenen Orten wurde diese Form nach dem Muster des berühmten Labyrinths aus der Kathedrale Notre Dame in Chartres nachgebaut.

Wer sich auf den Weg macht, um in die Mitte eines Labyrinths zu gelangen, braucht Zeit und Geduld.

Dafür ist das Labyrinth auch geschaffen, um über den Sinn des Lebens, über Erfolg und Misserfolg, über Hindernisse und Sackgassen im eigenen Leben nachzudenken.

Das Labyrinth mit seinen schwer zu erfassenden Windungen will auch meine Glaubenserfahrungen und Glaubenskrisen anschaulich machen. Nur wer erkennt, dass der Weg zu Gott nicht gerade auf direktem Weg zu erreichen ist, wird die Kurven und Wiederholungen im eigenen Leben verstehen.

Wir feiern das Pfingstfest mit der Bitte um den Heiligen Geist. Möge der Heilige Geist unsere Herzen erfüllen und uns den rechten Weg weisen. Den Weg zu Gott mit allen Kurven und Mühen.

Allen, die auf dem Weg sind, eine gute Heimkehr und viel Mut, den persönlichen Lebensweg als Herausforderung anzunehmen.

Geistliches Wort - 19./20. KW 2016 - von Kreispräses Ulrich Hoffmann, KV Iller-Donau

„Daher darf ein Hirte sich nicht damit zufrieden geben, gegenüber denen, die in „irregulären“ Situationen leben, nur moralische Gesetze anzuwenden, als seien es Felsblöcke, die man auf das Leben von Menschen wirft.“
Papst Franziskus, Amoris Laetitia 305

Ich denke an die Ehebrecherin aus dem Johannesevangelium. „Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als Erster einen Stein auf sie.“ (Joh 8,7). Papst Franziskus redet in seinem Schreiben Amoris laetitia sogar von „Felsblöcken“. Die verwunden nicht nur, sondern sie töten. Nicht nur die Hirten, sondern alle Christen sollen sich bewusst darüber sein, dass das moralische Gesetz, wenn es ohne Betrachtung der persönlichen Lebensgeschichte jedes einzelnen Menschen angewandt wird, töten kann.
"Amoris laetitia" steht nicht nur am Ende eines dreijährigen synodalen Weges, es markiert auch eine weitere Etappe auf der seit Urzeiten währenden Befassung der Kirche mit den Themen Ehe und Familie. Und Papst Franziskus gibt sozusagen als Beipackzettel gleich zu Beginn mit auf den Weg (Nr.7): "Ich empfehle nicht, es hastig ganz durchzulesen". Und er weist darauf hin, dass längst nicht alle Diskussionen durchs Lehramt entschieden werden müssen. Mut zur Lücke also, und damit auch ein deutlicher Hinweis, dass dieses Dokument keine Türen und Fenster schließen will. Was hier nicht vorkommt, kann getrost anderswo behandelt werden - eine Maxime, an die man sich erinnern sollte. Papst Franziskus stärkt das Gewissen – es ist die Aufgabe der Kirche, das Gewissen der Gläubigen zu bilden, nicht es zu ersetzen, sagt er. Und er betont, dass die abstrakte Bewertung von Situationen als "Todsünde" ohne Berücksichtigung der Umstände nicht mehr zulässig ist. Das hat weitreichende Folgen – auch für die Möglichkeit, dass Christen, die in zweiter Ehe leben, die Sakramente der Beichte und der Eucharistie empfangen können.
Papst Franziskus ist es gelungen, einen neuen Zungenschlag in die Seelsorge hineinzubringen: eine Sprache und eine Blickweise, die nicht pauschal verurteilen, sondern sorgfältig unterscheiden und die im Unvollkommenen den Ansatz für Hoffnung sehen - oder den Raum für Barmherzigkeit.
Die Unbarmherzigkeit nämlich kann nicht nur die Lust am Glauben abtöten, wenn jemand scharf zurückgewiesen oder gar verurteilt wird. Sie kann auch jede Hoffnung auf Gottes Barmherzigkeit abtöten. Und die, so der Papst, dürfen wir als Kirche niemals aufhören zu verkündigen. Wie steht es bei Lukas: „Richtet nicht, dann werdet auch ihr nicht gerichtet werden. Verurteilt nicht, dann werdet auch ihr nicht verurteilt werden. Erlasst einander die Schuld, dann wird auch euch die Schuld erlassen werden.“ (Lk 6,37).
Da das Dokument gut lesbar ist, kann man sich nur wünschen, dass es auch in die Hände der Familien und auch unserer KAB-Gruppen gelangt und dort gelesen wird. "Amoris laetitia" eignet sich, anders als viele andere Texte des kirchlichen Lehramtes, ausgezeichnet zum Vorlesen. Man muss dem Vorleser allerdings sagen, dass er im achten Kapitel auch die Fußnoten mitlesen soll…

Geistliches Wort - 17./18. KW 2016 - von KAB-Diözesansekretär Peter Ziegler

„Es ist gut, dass sich die Menschen bewusst werden, dass das Kaufen nicht nur ein wirtschaftlicher Akt ist, sondern immer auch eine moralische Handlung ist.“ CiV 2009 Z.66

An dieses Zitat von Papst Benedikt wurde ich am letzten Freitag erinnert: Wir haben in Augsburg eine alternative Stadtführung unter dem Motto „gut wirtschaften“ angeboten. Dabei haben wir miteinander nach Wegen gesucht, wo und wie nachhaltiges, soziales sowie ökologisches Einkaufen in unserer Stadt gelingt. Wir wurden dabei von einem Kamerateam begleitet, das fast drei Stunden mit uns unterwegs war. Beim anschließenden Interview stand plötzlich die Frage im Raum: „Warum führen Sie als katholischer Verband denn so eine Stadtführung durch? Das ist ja schön, aber wo ist das Katholische?“ Nun hätte man natürlich allgemein mit Kardinal Marx antworten können: „Christ sein heißt politisch sein“, aber ich war sehr froh um das erwähnte Zitat, dass unseren Konsum direkt als moralische Herausforderung begreift.

Etwas ganz Ähnliches hat dann auch ein Referent des Nachmittags ausgeführt, der darauf hinwies, dass eigentlich jedes Produkt mit einer Black box zu vergleichen ist. Wir wissen, was es kostet und was es ist – wir wissen aber nicht, was eigentlich drinsteckt – an ökologischen und sozialen Kosten. Er ermunterte uns, zumindest bei größeren Anschaffungen nach diesen verborgenen Kosten zu fragen, denn erst dann können wir eine moralische Entscheidung treffen. Versuchen Sie es doch auch einmal…

Geistliches Wort - 15./16. KW 2016 - von Pastoralreferentin Martina Berndt-Hoffmann, Betriebsseelsorge Weißenhorn

Gedanken einer Osterkerze

Gleich drei Kreuze sind auf mir erkennbar- eher ungewöhnlich für eine Kerze, die eigentlich von Ostern, von der Hoffnung der Auferstehung und vom Leben erzählt.

Das erste Kreuz steht für das Sterben Jesu am Kreuz- für viele Menschen schwer anzunehmen, zu fassen und zu verstehen- mit vielen Fragen verbunden.

Aber was bedeuten wohl die anderen beiden Kreuze?

Das dunkle schwarze Kreuz könnte uns daran erinnern, dass es trotz Ostern noch viele Karfreitage, noch viele Kreuze im Leben der Menschen gibt. Wir denken dabei an Krankheiten und Tod in unserem Leben. Aber vielleicht steht es auch für die Erfahrung, dass Menschen anderen Menschen Kreuze auf erlegen – im täglichen Miteinander, das zu einem Gegeneinander wird oder in Familien, wenn Kinder und Eltern nicht miteinander können. Auch in der Arbeitswelt haben viele ein Kreuz zu tragen- die Angst um den Arbeitsplatz, die Erfahrung, nicht gebraucht oder nicht wertgeschätzt zu sein, der erbarmungslose Konkurrenzdruck, ständiges Arbeiten an den Grenzen der eigenen Kräfte.

Vor dieses dunkle Kreuz hat sich ein helleres Kreuz geschoben. Es macht die ausgebreiteten Arme im Kreuz deutlich. Arme, die offen sind, Arme, die bereit sind, anzunehmen. Arme, die Zuwendung, Hoffnung und Liebe zeigen. Arme, die uns Ostern spüren lassen. Arme, die wir selbst für andere sein können.

 

Diese Osterkerze steht In der Kapelle der Missionsbenediktinerinnen in Bernried am Starnberger See.

Gestaltet wurde sie von Sr. Lilian-Ruth nach einem Vorbild des Holzbildhauers Jürgen Burkert aus Görlitz.

Geistliches Wort - 13./14. KW 2016 - von Pastoralreferent Hans Gilg, Betriebsseelsorge Augsburg

Neuland

Neuland durften Firmlinge und ihre Väter entdecken beim Höhlenklettern im Oberpfälzer Jura. Kurz nach dem Höhleneingang ist es stockfinster und es kostet ein wenig Mut sich in diesem ungewöhnlichen Raum zu bewegen. Hält der Akku der Lampe, hoffentlich verliere ich die anderen nicht, wo ging´s gleich wieder raus? Dann auch noch – nur kurz – die Lampen ausschalten und eine Finsternis genießen oder aushalten müssen, wie wir sie so gar nicht mehr erleben. Eine andächtige Stille macht sich breit. Über viele Stunden ist die Gruppe auf sich gestellt und die Jungs und Männer tasten sich an dieses Abenteuer heran, lernen sich zu orientieren, sich gegenseitig zu unterstützen und die anderen im Blick zu haben. Für die Überquerung von kleinen Schluchten werden Seilbrücken und Halterungen gebaut und fast kehrt durch die Geschäftigkeit so etwas wie Normalität ein. Die Ablenkung lässt manches mulmige Gefühl kleiner werden und die Faszination steigt von Höhlenraum zu Höhlenraum. Manche dieser Räume sind leicht zu erreichen andere erfordern große Anstrengung. Das Durchkriechen enger Schlufe – Mauselöcher durch die man sich gerade so durchzwängen kann – kostet manchmal auch ganz schön Überwindung. Und dahinter wartet Neuland, das uns ehrfürchtig werden lässt.

Auch Gott lädt uns ein in sein Neuland
Seine Aufforderung lautet: Blicke dahinter! Blicke hinter Deinen Stress und Deine Geschäftigkeit und entdecke Muße und Entschleunigung. Blicke hinter deine Masken und entdecke, dass andere dich gern so annehmen, wie du wirklich bist! Blicke hinter die schönen Fassaden und Kulissen unserer Gesellschaft und entdecke, wo Menschen Deine Solidarität und Deine helfenden Hände brauchen. Blicke hinter deinen Streit und entdecke Brücken der Verständigung. Blicke hinter Tod und Karfreitag und entdecke Ostern und Auferstehung – eben Neuland.

Geistliches Wort - 11./12. KW 2016 - von Diakon Erwin Helmer, KAB-Diözesanpräses DV Augsburg

Fastenzeit – Karwoche – Ostern
„Barmherzig in der Arbeitswelt“

Natürlich fragen wir in der KAB, der CAJ und der Betriebsseelsorge auch im Jahr der Barmherzigkeit und in dieser besonderen Zeit, der Fastenzeit, immer wieder neu: wie steht es mit der Barmherzigkeit in der Arbeitswelt? Jesus, der Barmherzige, war und ist die Barmherzigkeit Gottes in Person. Er ist die Barmherzigkeit des Vaters. Er ist der „Sohn des Zimmermanns“, der die Arbeitswelt von damals kennt.

Wir kennen die Arbeitswelt von heute. Und wir sind da

·        für die Beschäftigten bei WELTBILD, die unter die Räuber geraten sind

·        für die Beschäftigten bei Amazon, die alle ohne Tarif arbeiten

·        für die Niedriglöhner/innen, die ausgegliedert wurden

·        für die andauernd Befristeten, die Alleinerziehenden, die Gestressten, die Gemobbten, die Krankgemachten.

Beim Gottesdienst des KAB-Diözesanausschuss im Januar in Leitershofen haben wir die Gedanken der KAB-Verantwortlichen zu diesem Thema gesammelt und sortiert. Hier das schöne und sinnreiche Ergebnis:

Barmherzigkeit in der Arbeitswelt heute  - eine Interpretation der KAB, Diözese Augsburg

Den Geist und die Liebe Gottes in die Arbeitswelt einbringen – konkret also Fairness, Toleranz, Wertschätzung, Zuvorkommenheit, Einsatz für Schwächere

  • Zuerst barmherzig zu sich selber sein, sich nicht unnötig unter Druck setzen, zu seinen Schwächen stehen und die Menschen spüren lassen „Du bist wertvoll!“ – egal was im Betrieb oder wo auch immer geschieht.
  • Barmherzig sein heißt geduldig oder nachsichtig sein gegenüber Fehlern oder Schwächen von Kolleginnen und Kollegen.
  • Barmherzig sein geschieht durch Wertschätzung jeder Arbeit!
  • Wertschätzung der einfachen und einfachsten Dienstleistungen.
  • Barmherzig sein, indem ich mehr tue, als von mir gefordert werden kann.
  • Barmherzig sein, indem wir Türen öffnen in schwierige, betriebliche Situationen hinein. Einfach da sein, zuhören, ehrlich und offen sein.
  • Barmherzig sein heißt, für faire und gute Arbeit überall eintreten – die Realität hinterfragen, nachfragen.
  • Barmherzig sein bedeutet, sensibler werden und offener werden für die Nöte der Menschen, vor allem die Not der prekär Beschäftigten (in Leiharbeit, Niedriglöhnen, Befristungen, unsicheren Werkverträgen …)
  • Zusammengestellt von Präses Erwin Helmer aus den Ideen der KAB - Verantwortlichen beim Diözesanausschuss, Januar 2016

Geistliches Wort - 9./10. KW 2016 - von Pastoralreferent Thomas Hoffmann, Betriebsseelsorge Weißenhorn

Daran müssen sie sich hier in Deutschland gewöhnen“

Vor einigen Wochen in der Milli Görus Moschee Neu-Ulm: Beim Gesprächsabend Muslime – Christen, zu dem die Moscheegemeinden von Milli Görus und DITIB Straß gemeinsam mit der katholischen und evangelischen Kirche in Neu-Ulm einladen, geht es um das Thema Gebet. Flüchtlinge, die in dieser Zeit zum Abendgebet kommen, wundern sich: Frauen ohne Kopftuch in der Moschee? Eine Frau sogar, Pfarrerin von der evangelischen Petrusgemeinde, die von vorne zu den Versammelten spricht? „Daran müssen sie sich hier in Deutschland gewöhnen“, so ein aktives Mitglied der Milli Görus Gemeinde.

Auch wir müssen uns an einiges gewöhnen hier in Deutschland: Daran z.B., das Flüchtlinge zu uns in die Kirchen und Moscheen kommen, um mit uns zu beten (in der DITIB Moschee z.B. etwa 20 Personen täglich, zum Freitagsgebet 30/40) und Gottesdienst zu feiern, daran, dass Flüchtlinge aus anderen Ländern und Kulturen bei uns, in unserer Gesellschaft ankommen wollen. Dass in der Pfarreiengemeinschaft Neu-Ulm hier viel Gutes geleistet wird, wissen wir, wie auch von dem Engagement in der Petrusgemeinde und seitens der Caritas sowie der Diakonie. Doch auch die Moscheegemeinden, die am Gespräch Muslime-Christen beteiligt sind, engagieren sich für und mit Flüchtlingen, indem sie etwa in der DITIB-Moschee Räumlichkeiten für Sprachkurse zur Verfügung stellen, praktische Hilfe leisten, an Flüchtlinge, so Frauen- und Jugendgruppen der Milli Görus Moschee, Gebetsteppiche, Babysachen, Windeln, Kleider und Decken verteilen. Um sprachliche Barrieren zu überwinden, dolmetschen schon länger hier lebende Asylbewerber oder Asylberechtigte aus Afghanistan oder Pakistan.

Es tut gut, dieses uns als Christen und Muslime verbindende Engagement für Menschen auf der Flucht zu entdecken. Möglich ist das, weil wir seit einigen Jahren schon das Gespräch zwischen Muslimen und Christen pflegen und weiter fortsetzen:

Gerne gewöhnen wir uns

an das geduldige Gespräch zwischen Muslimen und Christen, um sich besser kennen zu lernen, auf dass gegenseitige Wertschätzung und Achtung wachsen.

Nicht gewöhnen wollen wir uns

an pauschale Stimmungsmache gegen Flüchtlinge und an rechtspopulistische Ausfälle - und wissen uns hierin verbunden mit Gott, dessen Menschenkinder wir alle sind.

Geistliches Wort - 7./8. KW 2016 - von Gemeindereferentin Regina Wühr, Geistliche Begleiterin der KAB

Klare Ansage

„Das ist ein Fasten, wie ich es liebe: die Fesseln des Unrechts zu lösen,

an die Hungrigen dein Brot auszuteilen,

die obdachlosen Armen ins Haus aufzunehmen,

wenn du einen Nackten siehst, ihn zu bekleiden

und dich deinen Mitmenschen nicht zu entziehen.“

So spricht Gott beim Propheten Jesaja (58,6-7).

Fasten im Sinn Gottes bedeutet also Einsatz für die Armen und Hinwendung zum Nächsten. Das setzt Abkehr von Egoismus und Selbstbezogenheit voraus.

Fasten kann demnach bedeuten:

F wie sich frei machen von Vorurteilen und alten Verhaltensmustern

A wie aufmerksam werden für diejenigen, die meine Hilfe brauchen

S wie Menschen in Schutz nehmen, die sich selbst nicht helfen können

T wie teilen: alles, was mir gehört und worüber ich verfügen kann

E wie sich engagieren für die Veränderung ungerechter Verhältnisse

N wie neue Wege suchen und gehen in Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Kirche

Und wie lautet Ihr Fasten-ABC?

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei der Umsetzung Ihrer Fastenvorsätze!

Geistliches Wort - 5./6. KW 2016 - von Ewald Lorenz-Haggenmüller, Betriebsseelsorge Allgäu

OBERGRENZEN

Der Hass vermehrt sich grenzenlos.
Die Aussichtslosigkeit ist grenzenlos geworden.
Der Unfrieden hat alle Grenzen überwunden.
Das Leid ist grenzenlos geworden.
Die Vertreibung ist grenzenlos geworden.
Die Ungerechtigkeit kennt keine Grenzen.

 

Obergrenzen braucht,

wer Angst hat, überrannt zu werden,

wer Fremdes schlecht ertragen kann,

wer glaubt, was Besseres zu sein.

Ob ER Grenzen braucht?

Seid ohne Furcht und habt Vertrauen, denn ICH sorge immer für Euch.

 

Obergrenzen will,

wer kein Vertrauen in sich selbst hat,

wer nicht mehr nachdenkt, was alles machbar ist,

wer allein sich selbst der Nächste ist.

Ob ER Grenzen will?

Allen ist alles gegeben, auch unendliche Möglichkeiten des guten Miteinanders.

 

Obergrenzen zieht,

wer sich abschotten will,

wer sich zurückziehen will,

wer keine Offenheit mehr aufbringen kann.

Ob ER Grenzen zieht?

Nie und nirgends. Denn alle sind gleichermaßen geliebt.

 

Obergrenzen fordert,

wer um seinen Besitz, seine Reichtümer fürchtet,

wer aus Konflikten Nutzen zieht,

wer den Unfrieden bei anderen trennt vom Frieden bei sich.

Ob ER Grenzen fordert?

Friede kommt mit Gerechtigkeit. Über alle Grenzen. Und zu allen.

 

Obergrenzen setzt,

wer die Freiheit anderer einschränken will,

wer andere geringer wertet,

wer nicht alle für gleich erachtet,

Ob ER Grenzen setzt?

Der Himmel geht über allen auf. Und überall.


Unbarmherzigkeit braucht Obergrenzen -

Barmherzigkeit kennt keine Grenzen!

Geistliches Wort - 3./4. KW 2016 von Pastoralreferent Andreas Kohl, Betriebsseelsorge Weilheim

Das Wort Christi wohne mit seinem ganzen Reichtum bei euch.
(Brief an die Kolosser 3,16)

Gerne erinnere ich mich an die Zeit, wie ich gegen Ende meines Studiums bei einer liebenswürdigen Familie in Augsburg zur Untermiete wohnte. Im Hause Mayer fühlte ich mich vom ersten Moment an wohl. Das lag nicht nur an meinem netten, kleinen Zimmer, sondern insbesondere an der herzlichen und offenen Art der Familienmitglieder.

Die Mayers sind übrigens evangelisch – und wie: Der Vater im Kirchenvorstand, er und die Söhne im Posaunenchor, die Mutter im Bibelkreis… Aber auch noch viele andere Aktivitäten in der Kirchengemeinde bestimmen (nach wie vor) den Alltag mit.

Wir waren drei Studenten im Haus und hatten richtigen Familienanschluss: Gefrühstückt wurde jeden Morgen im Wohnzimmer von Familie Mayer. Auf dem großen Esstisch fanden sich Kaffee, frische Semmeln, Marmelade, Honig und irgendwo dazwischen – ein kleines, aufgeschlagenes Heftchen: „Die Losungen“. Ich kannte dieses Andachtsbüchlein mit den täglichen Bibelrationen, Liedversen oder Gebeten bis dahin nicht. Aber ich war schon beeindruckt, mitzuerleben, wie in dieser christlichen Familie der Tag mit Worten aus der Heiligen Schrift begann.

Da frag ich mich: Wie lebe ich mit Gottes Wort? Wohnt das Wort Christi mit seinem ganzen Reichtum auch bei mir? (vgl. Kol 3,16)

Vom 18. bis 25. Januar wird wieder die Gebetswoche für die Einheit der Christen begangen. Christen der verschiedenen Konfessionen beten in dieser Woche für ein zentrales Anliegen Jesu: Die Einheit unter den Christen (Joh 17,21: „Alle sollen eins sein … damit die Welt glaubt“.)

Eine gespaltene Christenheit ist weniger glaubwürdig. Wenn Christen uneins sind, verliert das Evangelium an Strahlkraft.

Das Gebet um den Geist der Einheit ist unerlässlich.

Genauso gilt es, das wahrzunehmen, was in der anderen Konfession an wertvoller Glaubenspraxis (vor)gelebt wird. Da gibt es viel, was uns zum Nachdenken bringen, was uns gegenseitig inspirieren und bereichern kann.

So wie zum Beispiel die tägliche „Losung“ auf dem Frühstückstisch von Familie Mayer.

Geistliches Wort - 1./2. KW 2016 von Pastoralreferent Christian Dorn, Betriebsseelsorge Allgäu

„Repariere nicht, was nicht kaputt ist“

Von dem irischen Schriftstellen George Bernard Shaw ist das Zitat überliefert: „Der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert, nicht mit schlechten.“ Was ist das nur mit diesem beliebten Volkssport, die Zeit der Jahreswende dafür zu nutzen, in einem feierlichen Akt große Vorhaben und Pläne innerlich in Stein zu meißeln, um so ziemlich genau ein Jahr später feststellen zu müssen, dass die Umsetzungsphase gleich wieder um ein weiteres Jahr verlängert werden kann. „Zu Neujahr tun’s auch die runderneuerten Vorsätze vom letzten Jahr.“ So beschreibt der Publizist Peter E. Schumacher dieses Phänomen. Ein anderes Zitat von ihm führt uns auch auf eine mögliche Spur, warum wir in dieser Angelegenheit immer wieder – und das mit Vorsatz – scheitern: „Gute Vorsätze werden von Defiziten diktiert.“ Nun gut, mag man einwenden, das gehört doch zum Wesen eines guten Vorsatzes, dass ich einen schlechten Zustand verbessern möchte. Natürlich, doch der Mensch ist nicht so gestrickt, dass der Fokus auf ein Defizit, ein schlechtes Gewissen oder ein alles überstrahlendes, hehres Ziel ihn besonders gut zu einer Veränderung motivieren.

Zu Beginn der 80er-Jahre haben dies auch einige US-amerikanische Psychologen erkannt und eine Therapieform entwickelt, die mittlerweile auch Eingang in die soziale Arbeit und die Seelsorge gefunden hat: die lösungsorientierte Kurztherapie. Nun soll damit nicht behauptet werden, dass alle Menschen mit guten Vorsätzen ein Fall für den Psychologen sind. Doch beim Nachdenken darüber, wie wir uns in eine gute Richtung verändern können, sind einige der Grundprinzipien dieses Ansatzes recht hilfreich – und entlastend.

Repariere nicht, was nicht kaputt ist.“ Ideale sind von mir selbst konstruierte Zustände, an denen ich mich mein ganzes Leben abarbeiten kann, weil ich die Messlatte sowieso nie erreiche. Was im Leben so läuft, dass ich gut damit klar komme, darf auch so bleiben.

Finde heraus, was gut funktioniert und passt – und tu mehr davon.“ Mein Leben steckt voller Lösungen, denn jeder von uns tut bereits vieles, was gut geht und weiter hilft. Greifen wir doch einfach in diese Ressourcen-Kiste und vermehren das Gute.

Wenn etwas trotz vieler Anstrengungen nicht gut genug funktioniert und passt – dann höre damit auf und versuche etwas anderes!“ Es ist doch frustrierend, wenn ich genau weiß, wie es gehen muss – und trotzdem geht es nicht. Achtung: die Vorstellung, es genau zu wissen, könnte ich mir selbst einreden. Es ist vielleicht einfach die falsche Lösung, auch wenn sie noch so schön ist. Bleiben lassen und es anders probieren.

Genau betrachtet passt die Haltung, die aus diesen Prinzipien spricht, auch gut zum Heiligen Jahr der Barmherzigkeit. Jeder Mensch bedarf der Barmherzigkeit Gottes und seiner Mitmenschen. Und wenn ich Barmherzigkeit – die vergebende Liebe – lebe, werde ich auch gegenüber mir selbst barmherzig sein. Und dann gilt genau ein guter Vorsatz, nämlich der, der mir vor allem anderen zugesagt ist: Du bist geliebt! In dir ist viel Gutes! Du darfst sein!

Archiv 2015

 

Geistliches Wort - 52./53. KW 2015 - Pastoralreferent Andreas Kohl, Betriebsseelsorger Weilheim

Ganz Ohr

„Ganz Ohr“ waren die Oasentage für Arbeitnehmervertreter/-innen am ersten Adventwochenende überschrieben. Für die Frauen und Männer, die sich in der Arbeit als Betriebs- und Personalrat oder als Mitarbeitervertretende engagieren, ist das ein wesentlicher Teil ihres Tagesgeschäfts: „Ganz Ohr“ zu sein. Zuhören, wenn die Kollegen mit unterschiedlichsten Anliegen auf sie zu kommen, sich anhören, was die Beschäftigten loswerden wollen, genau hinhören, wo den Menschen im Betrieb der Schuh drückt. Meinem Gegenüber zuhören: Das klingt zunächst nach nicht viel – ist aber im menschlichen Miteinander etwas ganz Wesentliches und oft gar nicht so einfach…

 

„Ganz Ohr“ zu sein, ist aber auch eine wichtige Grundvoraussetzung, um zu hören, was Gott mir sagen will. Rund um die Weihnachtsgeschichte begegnen uns im Evangelium ebenfalls Personen, die in einem entscheidenden Moment „ganz Ohr“ waren: Maria, die die Botschaft des Engels gehört und dazu ihr „ja“ gesagt hat. Josef, der im Traum die Weisung Gottes hörte und daraufhin doch bei seiner Verlobten Maria geblieben ist. Die Hirten auf dem Feld, die hörten, was der Engel und die himmlischen Heerscharen ihnen verkündigten und sich anschließend auf den Weg nach Betlehem machten. Was wäre aus dieser Geschichte wohl weiter geworden, wenn Gott nur auf taube Ohren gestoßen wäre?

An diesen Beispielen wird aber noch etwas anderes deutlich, das für das „Hören“ in der Bibel bedeutsam ist: Aus dem „Hören“ erfolgt ein „Handeln“, aus „Horchen“ wird „Ge-horchen“. Maria lässt sich vertrauensvoll auf den Weg ein, den Gott mit ihr gehen will. Josef steht zu seiner schwangeren Verlobten. Die Hirten brechen auf zur Krippe und erzählen dort die frohe Botschaft der Engel weiter.

Weihnachten wurde es also auch deshalb, weil Menschen auf Gottes Wort gehört und danach gehandelt hatten.

Weihnachten ist so gesehen nicht auf den 25. Dezember begrenzt: Jesus kommt immer wieder neu in diese Welt, wo Menschen das Wort Gottes hören, sich von ihm treffen lassen und diesem Wort in ihrem Leben Gestalt geben.

Lasst uns in KAB, CAJ und Betriebsseelsorge auch im kommenden Jahr „ganz Ohr“ für die Anliegen der arbeitenden und der arbeitsuchenden Menschen sein. Lasst uns „ganz Ohr“ für Gottes befreiendes Wort sein und unser Leben von Seinem Wort immer mehr verwandeln lassen.

 

Geistliches Wort - 50./51. KW 2015 - Pastoralreferent Ulrich Hoffmann, KAB-Präses in Senden und im Kreisverband Iller-Donau

Nikolaus der Weihnachtsmann

Wie oft sind Sie ihm in diesen Tagen schon begegnet? Ich meine jenen kundenorientierten Werbeträger der Weihnachtsmann-Industrie im nachgemachten Bischofsgewand. Ist Bischof Nikolaus, dessen Lebenszeugnis das Kirchenjahr am 6.Dezember in den Mittelpunkt stellt, tatsächlich schon ganz hinter der „Weihnachtsmann-Mania“ verschwunden? Nikolaus und Weihnachten: die „staade Zeit“ ist zum Jahrmarkt der Geschäftemacherei geworden, in der die komsumorientierte Welt ihr Jahreshauptfest feiert – und Weihnachtsmann Nikolaus gibt dazu den Marktschreier. Weihnachten - das am meisten missbrauchte, verweltlichte und entleerte Fest der Christenheit.

Sonst nichts mehr? Nikolaus und Christkind stehen immerhin noch bei vielen Zeitgenossen für diffuse fromme Gefühle verbunden mit vagen, wehmütigen Kindheitserinnerungen. Sie erzeugen eine Art sentimentale Rückkehrstimmung in eine versunkene, ferne und verlorene Heimat. Für viele kann es in dieser Zeit daher gar nicht kitschig und kindisch genug sein.

Und doch ist dahinter die Sehnsucht nach gelingendem Leben, die unentrinnbar in jedem Menschen steckt. Da hinein spricht die Botschaft von Weihnachten: dass diese Sehnsucht gerechtfertigt ist, gerechtfertigt wurde dadurch, dass Gott Mensch wird und sich auf unsere Sehnsucht einlässt. Das ist eine Hoffnung, die auch der Not ins Auge sieht, die nicht wegschaut und sich nicht wegduckt. Mehr als Firlefanz und glitzerndes Lametta, das unsere alltägliche Tristesse etwas überhöht – als scheinheiliger Trost, der nur blendet, aber nicht trägt. Nein, diese Hoffnung bewährt sich gerade in der größten Herausforderung angesichts von Not, Tod und Elend, die in diesen Tagen nur allzu gegenwärtig sind. Christen hoffen auf einen, der mitgeht und uns weiterführt – sogar, wie wir glauben, bis in die Weite des ewigen Lebens.

Vielleicht denken Sie, wenn Ihnen in den nächsten Tagen wieder ein „Weihnachtsmann“ über den Weg läuft, an die alle Menschen verbindende Sehnsucht nach gelingendem Leben. Dann lugt hinter dem Weihnachtsmann wieder jener heilige Bischof Nikolaus hervor, der mit seinem Lebenszeugnis und den vielen schönen Legenden, die sich um ihn ranken, dieser Hoffnung auf den Retter Jesus Christus für die Menschen seiner Zeit und bis hinein in unsere Tage eine sehr konkrete und fassbare Gestalt gegeben hat.

Geistliches Wort - 48./49. KW 2015 - von Diözesansekretär Peter Ziegler, KAB Diözesanverband Augsburg

Gestern wurde in den katholischen Kirchen das Christkönigsfest begangen. Ich muss gestehen, dass ich damit über all die Jahre hinweg so meine Probleme hatte, weil ich mit machtstrotzenden Königen à la King Lear so meine Probleme hatte, ja sie so gar nicht meinem Gottesbild entsprechen wollten. Ich habe mich dann immer damit beholfen, dass es den Menschen zu früheren Zeiten wohl wichtig war, Christus mit einem König gleichzusetzen und ihm am Ende die Macht über diese Erde zuzusprechen. Aber für mich war das nichts. Da half mir auch der Gedanke von der Umwertung der Werte nicht weiter – die Ersten werden die Letzten sein, Könige zu Dienern und Diener zu Königen…

Nun aber habe ich mit Cardijn und dessen Satz „Jeder junge Arbeiter ist mehr wert als alles Gold der Erde“ etwas dazugelernt. Er entspricht mir sehr, weil er die Schwachen und Kleinen aufwertet und ihnen eine unveräußerliche Würde gibt – sie sind sogar mehr wert als ein König. „Alles, was Ihr diesen Kleinen getan oder verweigert habt, das habt Ihr mir getan oder verweigert“ erinnere ich mich an Jesu Wort beim Endgericht – schon wieder so ein Wort, das einer genaueren Analyse bedarf…

Außerdem fällt mir die Krönungsaktion der Engagierten für ein bedingungsloses Grundeinkommen ein – auch sie ist ein Symbol dafür, dass sich jeder Mensch nicht erst aus seiner Arbeit heraus definiert, sondern dass er bereits vorab wertvoll und voller Würde ist – auch jenseits aller Leistungen. Jeder Mensch ist also ein König oder eine Königin, eben gerade, weil er nicht erst blaues Blut oder besondere Leistungen in den Schlachten des Lebens nachweisen muss, sondern weil er es wert ist – mit oder ohne Grundeinkommen. So verstanden ist das Christkönigsfest ein Fest, das den Wert des Einzelnen feiert – angesichts der Arbeitswelt von heute mindestens so revolutionär wie die Krönung eines Hingerichteten zu König…

Geistliches Wort - 46./47. KW 2015 - von Pastoralreferent Hans Gilg, Betriebsseelsorge Augsburg

Du bist mehr wert

Gar nicht so einfach

Gold zu finden

Den Buckel krumm machen

Das Kleine sehen

Echt von falsch unterscheiden

Gott hat sich auch ganz bescheiden gemacht

Und er will Dir sagen:

Ich habe Dich eingeschrieben in meine Hände

Denn

Du bist mehr wert als alles Gold der Erde

Geistliches Wort - 44./45. KW 2015 von Pastoralreferentin Martina Berndt-Hoffmann, Betriebsseelsorge Weißenhorn

Werbebild für den arbeitsfreien Sonntag

Im vergangenen Sommerurlaub entdeckten wir bei einer Kirchenführung in der uralten Kirche St.Johann in Taufers/ Vintschgau ein interessantes Bild.

Das recht seltene Motiv aus dem Spätmittelalter findet sich vor allem in Südengland, Süddeutschland, Österreich, Südtirol, Norditalien und Slowenien- insgesamt sind etwa 50 Darstellungen bekannt. Hier zwei davon:

Auf dem Bild ist Christus dargestellt umgeben von den verschiedensten Werkzeugen- es trägt den Titel: Der Feiertagschristus.

Da die wenigsten Menschen im Mittelalter lesen konnten, erklärte dieses Bild, welche Tätigkeiten an Sonn- und Feiertagen nicht erlaubt sind. Der religiöse Grundgedanke dieser volksnahen und eindringlichen Darstellung war: wer an diesen Tagen arbeitet, beleidigt Jesus, ja fügt sogar dem leidenden Christus weitere Schmerzen zu.

Nun mag dieser Gedanke heutzutage befremden, aber dass viele Menschen und ihre Familien unter Sonntagsarbeit leiden, wissen wir sehr genau. Bei unserer Kirchenführung war sicher auch deshalb die spontane Reaktion auf dieses Bild: „So etwas bräuchten wir heute auch wieder!“

Seitdem beschäftigt mich die Frage: wie müsste ein solches „Werbebild für den Sonntag“ in unserer Zeit aussehen? Welche Werkzeuge und Geräte könnten/sollten heute dargestellt sein?

Geistliches Wort - 42./43. KW 2015 von Hans Reich, Betriebsseelsorge Allgäu

„Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt.“ (Mk 10,25)

Im Evangelium vom Sonntag mahnte Jesus die Reichen: "Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt."(Mk 10,25) Jesus wollte vermutlich damit nicht sagen, dass es unmöglich ist, dass ein Reicher in den Himmel kommt. Aber ab wann ist man denn eigentlich reich? Ab 2000 €uro Monatsgehalt? Oder wenn man sich einen bestimmten Luxus leisten kann? Ich denke, Jesus geht es nicht darum, uns das Schöne am Leben verleiden zu wollen, oder uns die kleinen Freuden des Alltags, das kleine bisschen Luxus nehmen wollen. Ich glaube, er wollte uns vielmehr eindringlich vor den Gefahren des Reichtums warnen. Denn in uns Menschen schlummert die Gefahr, dass wir nur noch nach äußerlichem Reichtum streben und die Sicht für das Wesentliche im Leben verlieren. Es stellt sich immer die Frage: Können und wollen wir noch so ohne weiteres auf Liebgewordenes verzichten? Auf das schicke Auto, den jährlichen Urlaub, den regelmäßigen Besuch im Restaurant und auf die vielen anderen Dinge, die das Leben so angenehm machen? Oder hängen wir schon so sehr daran, dass es uns hindert, die Bedürfnisse unserer Mitmenschen zu erkennen und für soziale Gerechtigkeit einzutreten.

Nicht wer einfach nur reich ist, kommt nicht in den Himmel. Sondern wer an seinem Reichtum so sehr hängt, dass er ihn nicht loslassen kann, selbst wenn seine Seele in Gefahr ist. Reichtum verführt uns zur Selbstherrlichkeit. Die Gier nach Hab und Gut verdirbt den Charakter. Wer besessen ist von dem Gedanken, was er als nächstes noch kaufen muss, der verliert den Blick für das wirklich wichtige im Leben. Aber wie das so ist im Leben: Wir merken es nicht, wenn die Gier und das Besitzenwollen von unserem Denken und Tun und unserem Herzen Besitz ergreift.

Oft lernen Menschen erst im Angesicht von Krankheiten, des Leidens und des Leides, sich darüber klar zu werden, worauf es denn im Leben eigentlich ankommt und was das Wesentliche ist. Sie erleben plötzlich, dass im Leben, das Sein an sich viel wichtiger ist als das Haben.

Es ist gut, sich immer wieder mit der Frage zu beschäftigen, was uns den Zugang, ja die Sicht für das Wesentliche im Leben nimmt. Vielleicht erschrecken wir dann über uns selbst, wie sehr auch wir an Besitz und Anerkennung im Leben kleben.

Klarer als mit dem Kamel und dem Nadelöhr hätte Jesus es nicht sagen können. Er verurteilt die Reichen nicht per se, aber er sagt, dass sie es schwer haben, ins Himmelreich zu kommen.

Stellen wir uns einmal selbst die Frage, die Jesus mit seinem Beispiel angedeutet hat. Angenommen, wir stehen vollbepackt mit unserem Ballast vor diesem Nadelöhr. Auf der einen Seite unser Besitz, auf der anderen Seite das Gottes Reich.

Wir können durch das Nadelöhr in die gepriesene, ewige Stadt Jerusalem aber nur gelangen, wenn wir lernen, zu besitzen, ohne am Besitz zu kleben, wenn wir lernen, die Dinge dieser Welt zu genießen, ohne unser Herz von diesen Dingen und dieser Welt abhängig zu machen.

Hans Reich, Betriebsseelsorge Allgäu
z.Z. freigestellt für die Bayerische Regional-KODA

Geistliches Wort - 40./41. KW 2015 von Diakon Leo Bernhard, Betriebsseelsorger Augsburg

Was treibt uns, was bewegt uns…?

Für viele ist der Sommerspaß wieder vorbei. Was bleibt ist die Erinnerung. Ich erinnere mich gerne an Begegnungen mit Freunden. Oder an Erlebnisse mit der Familie, aber auch an so manche lange Autofahrten zum Meer oder in die Berge. Alles das gehört zum Sommer. Die entscheidende Frage wäre dann doch nach so manchen großen Strapazen: Bin ich nun glücklich? Habe ich das gefunden, wonach ich gesucht habe?

Im Nachhinein stelle ich fest, dass ein großer Aufwand an Energie nötig ist, um den Alltag für einige Tage hinter sich zu lassen.

Keinen Termin, einfach die Schönheit der neuen Umgebung zu genießen.

Und doch: Im Herzen bleibt eine gewisse ungestillte Sehnsucht. Eine Unruhe, die nicht so recht zu beschreiben ist. Diese innere Unruhe, so glauben viele, könnte man durch Kauflust befriedigen. Manche meinen, der Berg oder das Meer wäre der richtige Platz, um diese Unruhe zu besänftigen. Dazu kommt, dass große Wirtschaftzweige Alternativen anbieten, um sportlich das Glück zu erhaschen.

Da kommt mir der Hl. Augustinus in den Sinn, der sagt: „Unruhig ist mein Herz, bis es Ruhe findet in Dir.“

Jesus sagt: „Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen.“ (Mt 11,28)

Diese Ruhe wünsche ich mir und allen, die diesen Weg in Jesu Namen gehen wollen.

Geistliches Wort - 38./39. KW 2015 - von Pastoralreferent Thomas Hoffmann, Betriebsseelsorge Weißenhorn

Fernpass in beiden Richtungen gesperrt

Erst schon zu spät weggekommen und dann das noch: Stau am Fernpass. Nichts geht mehr. Dass auch ich mal im Radio vorkomme, als im Verkehrsfunk „mein“ Stau vermeldet wird, tröstet wenig. Auch den Vorschlag der Mehlprimeln*, ein weiter vorne im Stau stehendes Auto zu kaufen, um so einige Plätze gut zu machen, verwerfe ich. Es ist einfach zutiefst ungerecht: Ich, der ich mein Auto nur fürs Nötigste nutze, habe diesen Stau schon zweimal nicht verdient. Zeitverlust, Stillstand, alle Planungen über den Haufen geworfen, es nervt. Ich vergesse fast den schweren Unfall, der die Vollsperrung und den Stau verursacht hat.

Geistliches Wort - 36./37. KW 2015 - von Hans Reich, Betriebsseelsorge Allgäu

"Menschen auf der Flucht - Flüchtlinge bei uns"

Ich war fremd und obdachlos, und ihr habt mich aufgenommen“ (Mt 25,35)

Die Fremden und Obdachlosen sind für uns heute vor allem die Flüchtlinge und Asylsuchenden, die zurzeit wieder vermehrt bei uns Aufnahme suchen. Krieg, Bürgerkrieg, Terror, Menschenrechtsverletzungen, Hunger, ethnische Vertreibung, politische, religiöse, geschlechtsspezifische Verfolgung, Trockenheit, Umweltkatastrophen und mangelnde Lebensperspektiven führen dazu, dass sich Menschen auf eine oft lebensbedrohliche Flucht begeben.

Flüchtlinge und Asylsuchende sind Menschen in Not – die unser Verständnis und unsere Hilfe brauchen. Es gehört zum christlichen Selbstverständnis, Menschen aufzunehmen und ihnen zu helfen, wenn sie in Not geraten sind und zwar unabhängig von ihrer Religion und ihrer Herkunft. Deutschlandweit sind daher unzählige katholische Gemeinden, Gruppen und Verbände für Flüchtlinge im Einsatz. „Als Christen sind wir berufen, hier ein deutliches Zeichen zu setzen: Wer gegen Flüchtlinge, Fremde, Migranten und Menschen anderer Hautfarbe hetzt, der hat die Kirche gegen sich“, so Bischof Norbert Trelle, Bistum Hildesheim und Migrationsbeauftragter der Deutschen Bischofskonferenz.

Wenn in Deutschland Flüchtlingsheime brennen und Menschen rechtsradikale Parolen gegen Flüchtlinge schreien, dann macht das Angst und muss uns abgrundtief beschäumen. Andererseits macht es Mut, dass in unserem Land immer mehr Menschen bemüht sind zu helfen, wo es nur geht. Diese Aufgabe haben sich immer mehr Pfarrgemeinden, katholische Verbände und soziale Dienste in ganz Deutschland auf die Fahne geschrieben.

Die Flüchtlinge und ihre Schicksale dürfen uns Christen nicht kalt lassen. Für Christen muss klar sei, dass die Sorge um die Schwächsten, um die Fremden und die Flüchtlinge zum Kern unseres Christseins gehören. Denn die Worte Jesu gelten damals wie heute klar und deutlich: "Ich war fremd und obdachlos – und ihr habt mich aufgenommen."

Gebet:

Herr Jesus Christus, gib uns die Kraft und den Mut, gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus einzutreten und in unserem Dienst an Flüchtlingen, Asylsuchenden, Migranten und den Opfern von Gewalt und Vertreibung, Deinen Willen zu tun und am Kommen Deines Reiches mitzuwirken. Mache uns zu guten Samaritern, zu Botinnen und Boten Deiner heilenden Liebe. Amen.

Hans Reich

Betriebsseelsorge Allgäu
z.Z. freigestellt für die Bayerische Regional-KODA

Text als PDF-Datei zum runterladen und ausdrucken.

 

Geistliches Wort - 34./35. KW 2015 - von Gemeindereferentin Regina Wühr, Geistliche Begleiterin der KAB Diözese Augsburg

Sommerloch

Was ist ein Sommerloch? Synonym für dünne Sommerzeitungen ohne skandalöse Meldungen, für nur im Sommer verkehrsberuhigte Innenstädte (weil im wahrsten Sinn des Wortes viele ausgeflogen sind), für die gähnende Leere im (Arbeits-)Terminkalender, gar für ein Langeweile - Loch, in das man hineinfallen kann, wenn die hektische Lebensart für kurze Zeit eine andere wird?

Sommerloch könnte aber auch heißen:

Jetzt habe ich endlich Zeit zum Nichtstun. Denn: In einem Loch ist zunächst einmal nichts drin!

Das bedeutet nicht, dass im Nichtstun nichts geschieht; im Gegenteil: Körper, Seele und Geist kommen zur Ruhe und erholen sich. Die zum Menschsein gehörende Erfahrung, dass Erholungszeiten wichtig, ja „heilig“ sind, spiegelt sich in der Bibel am Ende der ersten Schöpfungserzählung wider, nach der sogar Gott ruht: „Und Gott segnete den siebten Tag und erklärte ihn für heilig; denn an ihm ruhte Gott und erklärte ihn für heilig, nachdem er das ganze Werk der Schöpfung vollendet hatte“. (Gen 2,3) Sommerliche Urlaubstage können also als eine lange Aneinanderreihung von siebten, gesegneten (!) Tagen gesehen werden.

Und wenn ich die Muße zum gesegneten, von Gott geheiligten (Aus-) Ruhen habe, dann kann mich auch wieder „die Muse küssen“, dann füllen sich meine Batterien auf und die kreativen Kräfte kommen wieder.

So betrachtet, kann das Sommerloch zum Füllhorn werden:

Jetzt habe ich endlich Zeit für, Zeit zum…
(Setzen Sie hier ein, was Ihnen in den Sinn kommt)

Ich wünsche Ihnen eine gute Erholung und viel Freude beim kreativen „Nichtstun“!

Geistliches Wort - 32./33. KW 2015 von Ewald Lorenz-Haggenmüller, Betriebsseelsorge Allgäu

wie auch wir nachgelassen haben unseren Schuldnern“ (Mt 9,12)*

Mit jedem „Vater unser“ bitten wir aufs Neue um Verständnis, Demut und auch „Nachlass“ gegenüber den Mitmenschen, die in unserer Schuld stehen, die uns etwas schuldig geblieben sind oder sogar immer bleiben müssen. Nicht mehr Gleiches mit Gleichem vergelten, nicht mehr nachtreten auf den anderen, wenn er geschwächt schon am Boden liegt, auch mal nachgeben können und auf harte Reaktionen verzichten. Barmherzigkeit und Solidarität sind Tugenden des Christen, die dann einsetzen, wenn es dem Anderen nicht gut geht.

Was uns die Politik – im Grunde als Erfüllungsgehilfe der Finanzlobby – dar- und den Griechen angeboten hat, war einer Gemeinschaft von Menschen unwürdig, die immer dann, wenn sie bedroht ist, von ihren christlichen Wurzeln spricht, welche es zu verteidigen gilt. Aber diese auch praktisch (vor-) zu leben, ist offensichtlich nicht mehr wichtig.

Die Ergebnisse der monatelangen Verhandlungs-Show mit waren mehr von Vergeltungs- und Rachegedanken geprägt, denn von dem Wunsch und Willen, dem finanziell in die Sackgasse geratenen Griechenland Hilfen anzubieten, aus eigener Kraft wieder Anschluss an die Standards in der Europäischen Gemeinschaft zu erreichen. Und die Mehrheit in unserem Land stellte sich hinter die nicht überprüften Vorurteile von den faulen, unordentlichen, nicht richtig wirtschaften wollenden Südländern.

Grexcurs statt Grexit (Griechenland besuchen statt Griechenland rauswerfen)

Die großen Ferien sind Haupturlaubszeit. Die meisten verreisen zumindest für ein paar Tage, um sich vom Alltag zu erholen und Kraft fürs nächste Jahr zu tanken. Wer dabei Griechenland besucht, bringt dem gebeutelten Land Geld im Tausch für erhaltene Dienstleistungen. Und erlebt vielleicht auch Menschen und ein Volk, das im Verständnis von Barmherzigkeit des Nachlasses von Schulden bedarf und nicht der mildtätigen Finanzhilfen, die vor allem an die Geber zurückfließen.

Wer aber Griechenland nicht besuchen – und so unterstützen – kann, bittet einfach weiterhin und setzt sich politisch dafür ein, dass auch wir „nachlassen können unsern Schuldnern“.

*Vater unser-Bitte in der Übersetzung von Fridolin Stier

Geistliches Wort - 30./31. KW 2015 von Pastoralreferent Christian Dorn, Betriebsseelsorge Allgäu

Du hast mich mit Freude umgürtet“ (Ps 30,12)

Mit diesem Vers aus dem Buch der Psalmen war in diesem Jahr das Bergwochen­ende für Arbeitnehmervertreter überschrieben, von dem schon im letzten Geistlichen Wort die Rede war. Ist es passend, dieses Wort Freude bei einer solchen Veranstaltung in den Mittelpunkt zu stellen? Sind doch Betriebsräte, Personalräte und Mitarbeiter­vertreter zum einen mit der meist freudlosen Materie des Arbeitsrechts befasst und zum anderen in den Betrieben und Einrichtungen beinahe täglich mit Konflikten und Kolleginnen und Kollegen in belasteten Situationen konfrontiert. Sollte man es da mit der Volksweisheit probieren: „Humor ist, wenn man trotzdem lacht“?
Schauen wir noch einmal – dieses Mal etwas genauer – in den Psalm. Auch dort ist nicht nur von der Freude die Rede. Vielmehr spricht der Beter von zwei gegensätz­lichen Wirklichkeiten. Er war in tiefer Not und ist nun gerettet. Er wurde aus der Schar der Todgeweihten zum Leben gerufen. Und die eine Seite kennen wir als Menschen recht gut. Es gibt vieles, was für uns Anlass zum Weinen und Klagen ist. Und da wollen wir doch schon gerne wissen, weshalb der Beter des Psalms in Vers 12 plötzlich feststellt: „Du hast mein Klagen in Tanzen verwandelt, hast mir das Trauergewand ausgezogen und mich mit Freude umgürtet.“
Den Schlüssel zu diesem zunächst unerklärlichen Umschwung finde ich in Vers 7: „Im sicheren Glück dachte ich einst: Ich werde niemals wanken.“ Gedacht hat er das, doch die Wirklichkeit war eine andere. Hier beschreibt er sich in seiner Selbstsicherheit, die ihn glauben ließ, alles selbst in Händen zu halten. Und wenn es dann doch anders kommt, mag man an sich selbst verzweifeln. Damit trifft er uns moderne Menschen recht gut. Gerade engagierte Menschen stehen in Gefahr, sich selbst zu viel aufzu­laden und im Falle des Scheiterns an sich zu verzweifeln oder zu verbittern. Dem Beter des Psalms 30 geht dagegen etwas auf: es hängt nicht alles von mir ab, ich kann und muss gar nicht alles selber leisten und ein Scheitern muss ich nicht auf meinen Schultern abladen. Mein Leben habe ich mir auch nicht selbst gegeben, es ist Geschenk, Gabe, ja es ist ein Wunder. Und so begegne ich diesem Leben mit der Haltung der Dankbarkeit und Freude ist ein Ausdruck dieser Dankbarkeit. Diese Freude, mit der sich der Beter umgürtet erfährt, ist also nicht die Freude über ein einzelnes gelingendes Projekt, sondern eine Grundhaltung, mit der er durchs Leben geht. Und solche Freude wird wieder zur Kraft. Ganz ähnlich wie es Dietrich Bonhoeffer für die Haltung des Optimismus formuliert hat: „Optimismus ist in seinem Wesen keine Ansicht über die gegenwärtige Situation, sondern es ist eine Lebenskraft, eine Kraft der Hoffnung, wo andere resignierten, eine Kraft, den Kopf hochzuhalten, wenn alles fehlzuschlagen scheint, eine Kraft, Rückschläge zu ertragen, eine Kraft, die die Zukunft niemals dem Gegner lässt, sondern sie für sich in Anspruch nimmt.“

Geistliches Wort - 28./29. KW 2015 von Pastoralreferent Andreas Kohl, Betriebsseelsorge Weilheim

Lob der kleinen Dinge

Es war heiß an diesem Wochenende. Die Sonne brannte herunter als wir zu vierzehnt zum Gipfel des Gaishorns in den Allgäuer Bergen hinaufstiegen. So fest wie heuer mussten wir noch nie auf unserer Betriebsräte-Bergtour schwitzen. Droben am Gipfel dann die Entschädigung für all die Mühen: Ein traumhafter Rundumblick auf die grandiose Bergkulisse, ein paar Sitzplätze im Schatten des Gipfelkreuzes, ein kräftiger Schluck aus der Wasserflasche. Gurkenscheiben und Paprika-Streifen werden herumgereicht. Alle sitzen nur da, schauen, genießen Aussicht und Brotzeit und freuen sich über das gemeinsam Geschaffte.

Momente wie dieser sind kostbar – zeigen sie mir doch: Oft sind es einfache Dinge – ein Schattenplatz, ein schöner Ausblick, das Erleben von Gemeinschaft – die mich froh machen können.

Ähnliche Erfahrungen durften wir an diesen zwei Tagen immer wieder machen: Beim ersten Schluck Radler auf der Hütte, beim erfrischenden Bad im Bergsee oder wenn auf dem Weg nach oben plötzlich ein wohltuendes, kühles Lüftchen aufkam.

All das sind kleine, unspektakuläre Dinge, die mir – einfach so – geschenkt sind, für die ich dankbar sein darf.

Das meint wohl auch Papst Franziskus, wenn er in seinem neuen Schreiben „Laudato si“ zu einer „gesunden Demut und einer zufriedenen Genügsamkeit“ aufruft: „Die christliche Spiritualität regt zu einem Wachstum mit Mäßigkeit an und zu einer Fähigkeit, mit dem Wenigen froh zu sein. Es ist eine Rückkehr zu der Einfachheit, die uns erlaubt innezuhalten, um das Kleine zu würdigen, dankbar zu sein für die Möglichkeiten, die das Leben bietet…“ (Nr. 222).

Geistliches Wort - 26./27. KW 2015 von Ulrich Hoffmann, Geistl.Begleiter im KAB-Kreisverband Iller-Donau

Ansteckend christlich

Das Christentum hat sich in den ersten Jahrhunderten nicht so sehr durch die großen Missionspredigten auf den Marktplätzen der damals bekannten Welt ausgebreitet, sondern viel mehr durch eine andauernde „Mikrokommunikation“. „Mikrokommunikation“, das  ist eine „Kommunikation im Kleinen“, Mund-zu-Mund-Propaganda. Eben das, was an christlichen Botschaften von Nachbar zu Nachbar, von Freund zur Freundin, von Ehefrau zu Ehemann, von Eltern zu Kindern und umgekehrt weitergegeben wurde.

Dabei ging es dann wohl auch gar nicht um großartige Theologien und geistreiche Themen, denn der große Schriftsteller und Theologe Tertullian beklagt am Ende des 2. Jahrhunderts „Niemand möchte unsere gelehrten Schriften lesen“ --- und das wird heute immer noch so ähnlich sein.

Nein, die Menschen hatten ganz andere Fragen. Zum Beispiel: Was ist mit einem, der stirbt? Ist es aus mit ihm? Oder: Wie könnt ihr an einen glauben, der wie ein Verbrecher an einem Kreuz gestorben ist? Wie kann so einer ein Erlöser sein? Kann Gott denn so dumm sein, dass er aus seinem sicheren Himmel aussteigt – und ein Mensch wird?
Oder auch: wie kann Leben gelingen? Wie kann Gemeinschaft wachsen und Verlässlichkeit, Treue, Geborgenheit?
Und wenn die Christen dann auf solche Fragen Antworten geben konnten, die glaubwürdig und positiv waren, dann gaben sie damit anderen Menschen Anlass zum Nachdenken. Und dann konnten sie sie auch gewinnen.

Aber da ist auch noch ein Zweites, was vielleicht noch wichtiger war: An diesen Christen konnte man Dinge entdecken, die sehr ungewöhnlich - und die gerade deshalb so gewinnend waren: Die auffällige Sorge der Gemeinde für ihre Armen und Kranken; der Respekt gegenüber den Toten; der barmherzige Umgang mit den Schwachen; das Eintreten für andere; und nicht zuletzt dieser Tisch beim Mahl, an dem nicht nur die Reichen und Angesehenen einen Platz hatten, sondern auch die Sklaven, die Flüchtlinge, die „kleinen Leute“. 

All das ohne großes Aufsehen, ohne große Worte, sondern ganz einfach durch das Leben, durch das Beispiel im Alltag. Das war es, was überzeugte und ansteckte. Mission im eigentlichen Sinne des Wortes:  Andere mitgehen lassen auf den eigenen Wegen. Einen anderen teilhaben lassen an der Art und Weise wie ich in meinem Alltag mit meinem Problemen, mit meinen Begrenztheiten und Fehlern, mit meinen Mitmenschen und mit meinem Gott umgehe. Das gelebte Zeugnis nicht nur am Sonntag – sondern vor allem im ganz normalen Alltag.

Der Glaube kommt nämlich nicht aus Büchern, sondern der kommt immer auf zwei Beinen daher: Durch Menschen, die mich einladen „Komm und sieh!“, schau wie ich es mache - und die dann nicht tun, als wären sie besser als die anderen, sondern die sich nicht schämen, wenn ihr Glaube auch mal schwach ist, die sich nicht verstecken, wenn ihre Caritas und Nächstenliebe auch mal mühsam sind, sondern die wissen, dass sie auch in ihren Tiefzeiten von Gott getragen und geliebt sind - und die deshalb nicht aufgeben und verzweifeln, sondern immer wieder neu aufstehen und anfangen. Menschen, die so ehrlich sein können um zuzugeben, dass sie sich nicht auf ihre Verdienste berufen können, sondern ganz allein auf die Liebe Gottes - auf den, der aus ihren kleinen bescheidenen Anfängen Großes entstehen lassen kann.

Geistliches Wort - 24./25. KW 2015 von Peter Ziegler, KAB-Diözesansekretär

Was Manager von Maria Knotenlöserin lernen könnten…

Es ist spannend: wenn man im Internet nach Zitaten oder Aphorismen zum Thema „Knoten“ sucht, findet man in erster Linie die tragende, verbindende Komponente des Symbols. Wenn man andere Menschen fragt, dann stehen die negativen Aspekte im Mittelpunkt: Verknotungen als Behinderungen dafür, dass etwas „flutscht“.

Mich interessiert in diesem Zusammenhang viel mehr, wie Menschen mit den Knoten umgehen: da gibt es Alexander den Großen, der sich nicht lange damit aufgehalten hat, die Windungen des Knotens auseinanderzuzerren, sondern einfach das Schwert angesetzt und ihn durchschlagen hat. Dies wird immer wieder als Tatkraft und Cleverness beschrieben, dabei wird aber in meinen Augen übersehen, dass er damit das Seil unbrauchbar gemacht hat, eben weil er es in Stücke geschlagen hat. Das erleben wir auch immer wieder in den Firmen und Unternehmen, dass ein „tatkräftiger“ Berater oder neuer Manager sich nicht lange mit den Problemen auseinandersetzen möchte, sondern quasi im Handstreich eine neue Struktur verordnet, bei der dann oftmals viele Menschen auf der Strecke bleiben.

Ganz anders geht da Maria auf dem uns allen bekannten Bild in St. Peter am Perlach vor: ganz vorsichtig und ohne Zeitdruck geht sie den Knoten und damit den Sorgen der Menschen auf den Grund. Gelassen und der Zeit entrückt konzentriert sie sich ganz auf diesen einen Knoten, alles andere verliert seine Bedeutung. Sie geht nicht leichtfertig über die kleinen Knoten hinweg, sondern nimmt jeden einzelnen ernst. Das ist es auch, was die Menschen aller Zeiten so fasziniert hat an dem Bild. Vielleicht wäre es an der Zeit, es verstärkt in der Managerausbildung zum Einsatz zu bringen…

 

Geistliches Wort - 22./23. KW 2015 von Pastoralreferent Hans Gilg, Betriebsseelsorge Augsburg

Gratwanderung

Der Blick nach allen Seiten offen.
Ausgesetzt der Schönheit der Natur.
Ausgesetzt – auch der Gefahr.
Es tut gut, den kleinen Trampelpfad zu entdecken,
der mir Orientierung und auch ein bisschen Halt gibt.

Ein Bild für Gott?
Er lädt mich immer wieder ein seinem Weg zu folgen.
Unscheinbar und unaufdringlich ist sein Weg –
und doch kann er Halt und Richtung geben.
Und - gehen darf ich ihn selbst – angetrieben
von seinem Heiligen Geist.

Geistliches Wort - 20./21. KW 2015 von Pastoralreferentin Martina Berndt-Hoffmann, Betriebsseelsorge Weißenhorn,

Die Arbeit ins Gebet nehmen….

  • Sehen mit den Augen Gottes
  • Urteilen nach den Maßstäben des Evangeliums
  • Handeln wie Jesus gehandelt hätte…

…so ein Leitgedanke unserer Arbeit in CAJ, KAB und Betriebsseelsorge.

In all unserem Engagement um gute Arbeitsbedingungen, sichere Arbeitsplätze, mehr Gerechtigkeit oder Mitbestimmung im Betrieb versuchen wir immer wieder aufs Neue  Glauben mit dem Leben zu verbinden-  dazu gehört auch, die Menschen in der Arbeitswelt mit ins Gebet zu nehmen.

So möchte ich uns in diesen Tagen besonders ans Herz legen….

  • Alle, die in Tarifauseinandersetzungen, um gute  und tragbare Abschlüsse  ringen
  • Alle, die unter betrieblichen Konfliktsituationen leiden
  • Alle, die sich in Betriebs- oder Personalräten und Mitarbeitervertretungen verantwortungsvoll für Kolleginnen und Kollegen einsetzen wollen
  • Alle, die als Migranten bei uns eine fair bezahlte und gute Arbeit suchen
  • Alle, die durch körperliche oder psychische Belastungen an der Grenze Ihrer Leistungsfähigkeit arbeiten
  • Alle, die Angst vor dem nächsten Arbeitstag haben

Herr Jesus Christus, Dein Reich komme in die Fabriken, die Werkstätten, die Büros und in unsere Häuser! Amen

 

Geistliches Wort 18./19. KW 2015 - Diakon Erwin Helmer, KAB-Diözesanpräses

MAIPREDIGT - zum Tag der Arbeit

von KAB-Diözesanpräses Erwin Helmer, Augsburg

Liebe Leser/innen des Geistlichen Worts,

Am 3.Ostersonntag lesen wir im Evangelium:

Der bezahlte Knecht aber lässt seine Schafe im Stich“.

Er ist kein Hirt, kein wirklicher Leiter, kein echter Verantwortlicher, kein Vorsitzender, keine wirkliche Führungskraft.

Wer fällt Ihnen dazu ein?

Wer lässt sich bezahlen und lässt sich sein Gewissen und seine Verantwortung abkaufen?

Mir fallen da immer zwei ein: ICH und die ANDEREN.

  • Wo ICH mir eine Meinung abkaufen lasse,

  • wo ICH mich kaufen lasse,

  • wo ICH nur auf billig, billig schiele,

  • wo ICH gedankenlos einkaufe.

Wir sollten immer erst selbstkritisch auf uns schauen.

Und die Anderen?

Wo und wer sind die bezahlten Knechte? Die bezahlten Mägde?

  • Ich denke an Geldmacher, die für Geld alles machen.

  • An Finanzjongleure, Profitgeier, die Firmen kaufen, um sie mit großem Gewinn weiter zu verkaufen – ohne Rücksicht und Verantwortungsgefühl für oft Hunderte von Familien.

  • Ich denke an Arbeitnehmer, die sich ohne Not für Sonntagszuschläge verkaufen, ihre Gesundheit, ihre Familien, ihre Seele.

  • An gewissenlose Banker, korrupte Politiker.


Der GUTE HIRT aber übernimmt Verantwortung für die Seinen. Er weiß sich in einer großen Aufgabe. Er kennt die Seinen. Er weiß um ihre Bedürfnisse. Er fühlt sich getragen und berufen von Gottes Liebe, von seiner göttlichen Sendung – und übernimmt Verantwortung, ist verlässlich, versteht sich als Leiter und als Diener, absolut treu bis zum Letzten. Übernimmt seine Aufgabe mit Begeisterung und letztem Einsatz.

Der gute Hirt „gibt sein Leben für die Schafe“. Jesus, der Sohn des Zimmermanns, der Gott mitten im Leben, der Mensch, der uns einen Weg gezeigt hat. Ja, der selbst der WEG ist!


Wie ein guter Hirt für viele Menschen, das sind wir immer,

  • wenn wir einander Begegnungen, Austausch, Freundschaft schenken. Wie Jesus, der heute sagt: „Ich kenne die Meinen und die Meinen kennen mich“

  • wenn wir durch Vorträge, Bildungsabende, KAB-Gottesdienste, Aktionen die Sensibilität schärfen für die Taten der „bezahlten Knechte“ unserer Tage und klar Stellung beziehen

  • wenn wir uns einsetzen für Familien, soziale Sicherung, für den Sonntag, für Gute Arbeit, für eine menschlichere und liebevolle Welt. Dann sind wir wie Jesus, der sich nicht nur für seine Herde einsetzte, sondern für alle! „Ich habe noch andere Schafe, die nicht aus diesem Stall sind“.



DANKE für alles Engagement als „gute Hirten und Hirtinnen“, Danke für große und kleine Taten, für Aktionen und gute Gedanken.

Ich bin überzeugt davon, die KAB hat heute ganz neue Chancen. In uns brennt eine Glut, die entflammt werden will. In uns steckt eine Kraft, die ihre Erfüllung sucht. In uns lebt ein Gott, der Mensch werden will. Täglich neu. Tagtäglich. Immer wieder – mit Liebe und Geduld.

1. Die Welt braucht gute Hirten – in der Arbeitswelt!

Sie braucht gute Arbeitskollegen/innen, die Verantwortung übernehmen, die Solidarität leben, liebevoll, treu, kreativ sind. Die Welt braucht eine Bewegung wie die KAB, die Menschenwürde lebt, die die Würde der Arbeit pflegt, gute statt prekäre Arbeit will, gegen Fremdenfeindlichkeit aufsteht und Liebe konkret werden lässt.

2. Christus der gute Hirte will uns nicht als dumme Schäflein, sondern als selbstbewusste Apostel/innen! Wir haben das genialste Menschenbild der Welt! Jeder Mensch ist Abbild Gottes, ist Berufener und Gerufener, ist berufen zu kämpfen für eine menschlichere, gerechte, nachhaltige Welt. Lasst uns immer wieder neu Gruppen bilden – Gerechtigkeitsgruppen, Solidaritätsteams, Aktionsteams.

3. „Die ersten und nächsten Apostel der Arbeit sind Arbeiter/innen selbst.“ Sagt die Soziallehre. Da sind wir gemeint. Machen wir uns immer wieder auf. Hinaus in die Welt, lieber eine „verbeulte Kirche“, die den „Dreck der Straße“ spürt als eine „reine“ aber unfruchtbare Kirche, ganz im Sinne von Papst Franziskus.

4. Die KAB steht in Kooperation mit wunderbar engagierten Menschen, die selbstlos, mutig, profetisch für andere eintreten, in Betriebsräten, in Gewerkschaften, Sozialverbänden, Pfarreien.

5. Am 1. Mai, dem Tag der Arbeit beteiligen wir uns als KAB und CAJ, als Betriebsseelsorge und als Christen aktiv an den Aktionen zum 1.Mai. „Gewerkschaften sind ein unentbehrliches Element des sozialen Lebens“, sagt die Soziallehre. Papst Franziskus sagt: „Mit Arbeitern spielt man nicht!“


Mischen wir uns ein. Täglich neu - für soziale Gerechtigkeit, für Menschlichkeit und Liebe mitten in der Welt.

Amen.

Geistliches Wort - 16./17. KW 2015 von Diakon Leo Bernhard, Betriebsseelsorge Augsburg

Aufbrechen Aufbruchstimmung

In einem Lied heißt es: "Alle Knospen springen auf, fangen an zu blühen..."

Wer denkt da nicht an Kirschblüten oder Apfelblüten im Frühling? Mit der zunehmenden Sonne beginnt der große Aufbruch, in der Natur ist Aufbruchstimmung.

Ist das nicht eine Sehnsucht im Herzen eines jeden Menschen? Aufbruch bedeutet immer auch neues Leben! Auch in unserer Kirche sehnen wir uns nach Aufbruch. Ich vergleiche unsere Situation mit den Jüngern, die traurig von Jerusalem nach Emmaus nach Hause gingen (Lk 24,13-34).

Sie haben das große Ereignis nicht verstanden. Sie waren in ihrer Trauer so sehr verblendet, dass sie die wesentlichen Dinge nicht erkannten.

Ist diese Geschichte nicht auch eine Geschichte von heute?

Beim Brotbrechen haben sie ihn erkannt und "noch in der selben Nacht brachen sie auf." Noch in der selben Nacht, sozusagen in ihrer Dunkelheit ging ihnen ein Licht auf. Sie machten sich auf den Weg und wurden zu Verkündern der frohen Botschaft: Wir haben den Herrn gesehen!

Ich wünsche mir und allen Lesern diese Aufbruch-Erfahrung: Ein brennendes Herz für Jesus den Auferstandenen!

Geistliches Wort - 14./15. KW 2015 von Diözesanpräses Erwin Helmer, Augsburg

Liebe Leserin, lieber Leser,

eine sinnreiche Karwoche und ein wundervolles Fest der Auferstehung unsres Herrn wünscht

Diözesanpräses Erwin Helmer

Ihr müsst faszinieren....
Anweisung für Christen Ostern zu feiern (von Wilhelm Willms)
 
1.Wenn ihr auch die Ordnung der Welt durch dieses Fest nicht stören werdet
so sollte dieses Fest doch wenigstens
in euch und unter euch
ein solches Feuer entzünden
dass durch seinen Widerschein
die Welt der Toten oder richtiger – die Welt des Todes erleuchtet wird – tausend und abertausend Tote!
 
2.Dieses Fest muss ein solches Gewicht haben, dass es die Toten einbezieht
Es muss sie anrühren
Es muss sie auf uns aufmerksam machen
Es muss so schön sein
Dass es unsere Wände durchbricht
Unsere tausend Wände
 
3.Inszeniert ein unvergleichliches Fest
So extrem wie möglich!
Ihr müsst mit allen Mitteln versuchen
Das zu durchbrechen was uns trennt
 
4.Jeder möge aus sich das geheimste
Und tiefste herausholen,
nicht mit Kunstgriffen
Ihr müsst ungewöhnlich gehen
Ungewöhnlich aufeinander zu gehen
Schönste Gesten probieren sie aus
Einer geheimen Quelle aufsteigend
Alles muss anders sein
Wenn ihr dieses Fest feiert
 
5.Ostern ist das Fest der Grenze
Es ist das Fest aller Freiheiten
An diesem Fest dürft ihr euch nicht mehr an die Spielregeln der Gesellschaft gebunden fühlen
Ihr wäret tot wie sollte da
Neues Leben von euch ausgehen
 
6.Übertreibt alles –
Das Geben
Das Nehmen
Das Lachen
Das Weinen
Alles bis zum Äußersten
Ostern ist das Fest des Äußersten
Erst so kommt ihr euch nahe.
 
7.Eure Kleider müssen aus armseligen und ganz kostbaren Stoffresten
zusammengenäht sein
keine modische Schönheit
eine Schönheit die alles übertrifft
die sich in keine der üblichen Ordnungen einreihen lässt
eine neue Schönheit, muss an euch sichtbar werden
 
8.Seid still, dass ihr euch hören könnt
Ganz still
Dass eure Worte nicht aus dem Kehlkopf kommen
Ich weiß nicht woher
Lasst sie entspringen
Vielleicht kommen Worte herüber
Aus dem Bereich eurer Toten
Ultraworte nie Gehörte
 
9.Ihr müsst an den Straßenecken stehen, aufeinander warten
Aufeinander zu gehen
Stehenden Fußes miteinander essen
Alles einbeziehen.
 
10.Ihr müsst faszinieren!
Sonst gebt es auf
Extrem, nur noch extrem
Könnt ihr Ostern feiern
Ostern ist ein Fest des Äußersten
Ihr müsst eine Brunst entfachen
Ihr müsst außerhalb jeglichen Urteils fallen
Ihr müsst über euch hinaus
Ihr müsst Feuer bringen
Ihr müsst brotbrechen
Ihr müsst auferstehn
Ihr müsst aufstehn
 
Aufstand
Gegen alle Wände
Die Menschen von Menschen trennen!

Geistliches Wort 12./13. KW 2015 - von Pastoralreferent Thomas Hoffmann, Betriebsseelsorge Weißenhorn

Was Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen – Versuch zu gegebener Zeit

Der Satz ist bekannt. Jesus sagt ihn, so überliefern es die Evangelisten Markus und Matthäus (Mk 10,9; Mt 19,6), über die Ehe von Mann und Frau. Ein Satz, vieldiskutiert angesichts des Scheiterns von Beziehungen und stets zu lesen im Blick auf Jesu Botschaft vom liebenden, befreienden, einen Neuanfang ermöglichenden Gott.

Was Gott verbunden, darf der Mensch nicht trennen. Gilt doch auch so:

Gott – und Mensch; Gottesliebe – und Nächstenliebe; Respekt vor mir – und Respekt vor anderen; Verwurzelung im Verwandten-, Freundeskreis– und Zugehen auf Fremde, Flüchtlinge; Sonntagsruhe – und Werktage; Barmherzigkeit angesichts eigenen Scheiterns – und angesichts des Scheiterns anderer; Vertrauen auf das Angenommensein von Gott – Annehmen anderer in ihrem Sosein; Glaube – und Einsatz für Gerechtigkeit; Kampf – und Kontemplation; Gottesdienst am Sonntag – und Christsein im Alltag:

Was Gott verbunden, darf der Mensch nicht trennen.

All dies immer neu versuchen, zusammenzubringen:

Ist nicht das „ein Fasten, wie ich es liebe“ (Jes 58,6), wirkliches Heil-Fasten?

Auf dass zusammenwächst, was zusammengehört.


Geistliches Wort - 10./11. KW 2015 - von Diakon Erwin Helmer, KAB-Diözesanpräses

Zum „Internationalen Tag des freien Sonntags“ am 3.März

Vor genau 9 Jahren haben wir ihn erfunden und heute wird er sogar europaweit begangen - der „INTERNATIONALE TAG DES FREIEN SONNTAGS“. Der römische Kaiser Konstantin lässt am 3. März des Jahres 321 nach Christus im gesamten Reich durch seine Herolde verkünden: „Alle Richter, Stadtleute und Gewerbetreibenden sollen am verehrungswürdigen Tag der Sonne (dies solis) ruhen.“ Damit galt zum ersten Mal in der Geschichte der Tag der Christen, der Sonntag, als staatlich geschützter arbeitsfreier Tag. Endlich! Nach Jahren der Verfolgung atmeten die Christen auf.

Heute – 1694 Jahre später - erleben wir, wie Geschäftemacher und Lobbyisten zunehmend versuchen, den Sonntag zum Werktag machen. Ohne Not werden ständig neue verkaufsoffene Sonntage eingeführt, Genehmigungen für Sonderöffnungen erteilt und zusätzliche Sonntagsarbeit für Großkonzerne erlaubt. Ein von Sonntagsarbeit Betroffener erzählte mir dieser Tage: „Ich schaff das nicht mehr. Nach 25 Jahren Schichtarbeit will meine Firma jetzt auch noch mehr und mehr Sonntagsarbeit. Einige meiner Kollegen haben schon durchgedreht. Dürfen die denn alles mit uns machen?“ Ich habe daraufhin bereits die Gewerbeaufsicht informiert und bleibe im Gespräch mit dem betroffenen Arbeitnehmer. Außerdem bin ich regelmäßig über die bayerische „Allianz für den freien Sonntag“ mit dem Arbeitsministerium im Gespräch.

Ich denke schon, dass in unserem Land das Bewusstsein für die wahren „Werte“ stark ist. „Ihren Sonntag“ mögen die meisten Menschen nicht missen. Der Sonntag ist für viele der Tag zum Atemholen, der Tag der Ruhe und der Besinnung, der Tag der Familie und der Gemeinschaft, der Tag der Feier des Gottesdienstes und der Auferstehung Jesu Christi. Die beiden Kirchen sagen: „Wer den Sonntag feiert bekennt, Christus ist auferstanden, er lebt.“ Das feiern wir jeden Sonntag. Augustinus nannte den Sonntag das „wöchentliche Osterfest“. Ihn gilt es würdig zu gestalten.

Christus will aber auch, dass wir uns einsetzen - für die von Sonntagsarbeit Betroffenen und für eine menschlichere und gerechtere Welt, jeden Tag neu!

Deshalb finden am 3.März viele Aktionen durch die KAB und mit den Sonntagsallianzen statt: in Augsburg werden wir am 3.März um 16 Uhr ein Großplakat enthüllen, um 18 Uhr den „Stadtlauf für den freien Sonntag“ starten und die bayerische Staatsregierung auffordern, nun die Bundesgerichtsurteile umzusetzen, die die Arbeit in Callcentern, Wettbüros, Bibliotheken, Autowaschanlagen und weiteren Betrieben untersagen werden

Geistliches Wort - 8./9. KW 2015 - von Gemeindereferentin Regina Wühr, Geistl. Begleiterin der KAB

Auf den Blickwinkel kommt es an

Am Aschermittwoch ist alles vorbei…. Wirklich? Was denn?

Welchen Stellenwert hat dieser Tag, der den Beginn der christlichen Fastenzeit markiert, in einer säkularisierten Gesellschaft über den politischen Aschermittwoch oder Aschermittwoch der Künstler hinaus? Fischessen und Frühlingsdiäten sind angesagt, aber sonst?

Muss, wer sich im Gottesdienst das Aschenkreuz mit den Worten „Kehr um und glaub an das Evangelium!“ auflegen lässt, „in Sack und Asche“ gehen eingedenk der Tatsache, dass das Leben endlich ist? Das Leben kein Spaß, der Glaube eine Spaßbremse??

Umkehren: wenn ich das wörtlich nehme, gehe ich den Weg, den ich gekommen bin, zurück und stehe wieder am Ausgangspunkt. Das wäre wahrlich kein Fortschritt; ich würde im Gegenteil auf der Stelle treten und es bliebe alles beim Alten. Umkehren im Sinn des Evangeliums aber bedeutet: „Sinnesänderung“, die eine Verhaltensänderung in meinem Leben zum Guten hin bewirkt.

Wer ehrlich auf sein Leben und auf das, was täglich in der Welt geschieht, schaut, weiß:

Solche Veränderung ist dringend notwendig, wenn wir gut miteinander leben wollen. Geht das überhaupt? Können wir überhaupt aus unseren (schlechten) Gewohnheiten heraus?

Verhaltenspsychologen und Hirnforscher sagen, ja wir können, zumindest in kleinen Schritten, und bestätigen damit, was im Evangelium steht. Allerdings dauere es zwischen sechs und zwölf Wochen, bis ein neues Verhalten eingeübt ist.

Die Fastenzeit dauert 6 1/2 Wochen – es lohnt sich also, einen Vorsatz umzusetzen. Und dann ist am Aschermittwoch nicht alles vorbei, sondern mit dem Aschermittwoch fängt alles erst an.

Am Anfang der Umkehr steht das Nachdenken:

  • Was möchte ich in meinem Leben verändern?
  • Was möchte ich durch mein verändertes Verhalten erreichen?

Und sollte es nicht gleich gelingen: ich kann immer wieder aufs Neue beginnen und Gott mit den Worten eines Liedes um Hilfe bitten: „Und reiß mich aus den alten Gleisen; ich glaube, Herr, dann wird es gut“. Viel Freude beim Ausprobieren nicht nur in der Fastenzeit wünscht Ihnen

Regina Wühr

Geistliches Wort - 6./7. KW 2015 - von Ewald Lorenz-Haggenmüller, Betriebsseelsorger Allgäu

… ein Licht, das die Heiden erleuchtet, und Herrlichkeit für dein Volk Israel.“ (Lk, 2,32)

An Lichtmess (2. Februar) wechselten die Dienstboten ihre Stelle. Es war das Ende eines Arbeitsjahres als Angestellte auf den Bauernhöfen, als dort zur Arbeit noch viele Hände gebraucht wurden. Die Mägde und Knechte waren das Proletariat längst vergangener Zeiten. Sie waren befristet angestellt, nicht selten schlecht bezahlt und ganz dem „knechtenden“ oder fürsorglichen Stil ihrer Dienstherren ausgeliefert. Wenig Rechte, viele Pflichten. An Lichtmess gab es den Rest an Geld, mancherorts auch ein paar neue Schuhe und, weil die Arbeit auf dem Feld am 5. Februar begann, sogar drei Tage Urlaub.

Harte Zeiten für die, welche auf Anstellung angewiesen waren, mögen wir heute urteilen. Aber sind wir nicht in den letzten Jahrzehnten wieder dahin zurückgekehrt: Ungesicherte, weil befristete, meist auch noch unzureichend entlohnte Arbeitsverhältnisse, die den Betroffenen ein ähnlich prekäres Leben bescheren wie seinerzeit den Dienstboten.

Lichtmess war – und das hatte bei aller Beschwer auch etwas Positives – die Gelegenheit zur Befreiung. Denn an dem Tag konnte man seinem Ungemach entkommen und in eine neue Stelle wechseln. Ein Lichtblick sozusagen und die jährlich wiederkehrende Chance, seine Lebens- und Arbeitssituation zu verbessern. Der 2. Februar mag sich dafür allein schon vom Verlauf eines Arbeitsjahres angeboten haben, doch wurde über Jahrhunderte mit diesem Tag die Weihnachtszeit abgeschlossen. Lichtmess ist das Fest der Darstellung des Herrn. Dem jüdischen Gesetz nach war der Erstgeborene gottgeweiht und musste 40 Tage nach der Geburt in den Tempel gebracht werden. Das taten auch Maria und Josef. Und dort in Jerusalem erkannte - am Ende seines Lebens - Simeon das Jesuskind als den ihm verheißenen Erlöser und pries Gott für dieses wunderbare Geschenk „…ein Licht, das die Heiden erleuchtet, und Herrlichkeit für dein Volk Israel.“

In diesem Sinn kann das Fest der Darstellung Jesu im Tempel und der Heilssicht des Simeon auch als Hinweis dienen, die Arbeits- und Lebensverhältnisse Benachteiligter, Ausgegrenzter so zu gestalten, dass sie dem Licht und der Herrlichkeit Gottes immer näher kommen.

Geistliches Wort - 4./5. KW 2015 - von Pastoralreferent Christian Dorn, Betriebsseelsorge Allgäu

Die Armen sind im Zentrum des Evangeliums

Am 3. Sonntag im Jahreskreis hören wir im Evangelium einen Satz, den man als Zusammenfassung der Botschaft Jesu verstehen darf: „Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um, und glaubt an das Evangelium!“ (Mk 1,15) Um diesen Satz dreht sich alles, was der Wanderprediger aus Nazaret während der Zeit seines Wirkens tut und verkündet. Seine Gleichnisse, Geschichten, Erzählungen, ebenso wie seine Zeichen, Wunder und die Mahlgemeinschaften, die er mit vielen Menschen hält, machen etwas von dieser Wirklichkeit spür- und erlebbar. Sie lassen die Menschen ahnen, was es mit dem Reich Gottes – oder mit anderen Worten der Königsherr­schaft Gottes – auf sich hat. Diese Herrschaft ist nämlich so ganz anders als die Menschen dies von den Königen und Fürsten ihrer Zeit kannten. Das Königtum Gottes macht ein zentrales Versprechen: die herrschenden Verhältnisse sind nicht für die Ewigkeit zementiert. Unterdrückung, Armut, Ungerechtigkeit sind keine naturgegebenen Tatsachen, mit denen man sich abfinden muss, sondern von Menschen gemacht und deshalb veränderbar. Und sie sind vor allem nicht im Sinne Gottes. Denn wem gilt dieses Evangelium, diese gute Botschaft? Allen Menschen. Doch im Besonderen denen, die unter den herrschenden Verhältnissen leiden. Die Bibel belegt dies so reich und eindeutig, dass kein Zweifel bestehen kann. Als Beispiel sei Psalm 146 zitiert: „Recht verschafft er den Unterdrückten, den Hungernden gibt er Brot; der Herr befreit die Gefangenen. Der Herr öffnet den Blinden die Augen, er richtet die Gebeugten auf. Der Herr beschützt die Fremden und verhilft den Waisen und Witwen zu ihrem Recht.“ Das ist – kurz gesagt – die Umkehrung der bestehenden Verhältnisse.
Papst Franziskus hat bei seinem Besuch auf den Philippinen auch hier für Klarheit gesorgt, wenn er sagt: „Die Armen sind im Zentrum des Evangeliums, im Herzen. Wenn wir die Armen dem Evangelium entziehen, dann werden wir die ganze Botschaft von Jesus Christus nicht verstehen können.“
Es ist gut, wenn sich die KAB deshalb 2015/16 unter der Überschrift „Gut wirtschaften“ mit der Frage befasst: Was heißt heute, den Armen Gerechtigkeit widerfahren zu lassen?“


Geistliches Wort - 2./3. KW 2015 - von Pastoralfererent Andreas Kohl, Betriebsseelsorge Weilheim

Arbeitszeit ist Lebenszeit

„Stell dir vor, jeden Morgen stellt dir eine Bank 86.400 EURO auf deinem Konto zur Verfügung. Du kannst den gesamten Betrag an einem Tag ausgeben. Allerdings kannst du nichts sparen - was du nicht ausgegeben hast, verfällt. Aber jeden Morgen, wenn du erwachst, eröffnet dir die Bank ein neues Konto mit neuen 86.400 EURO für den kommenden Tag. Außerdem kann die Bank das Konto jederzeit ohne Vorwarnung schließen. Sie kann sagen: Das Spiel ist aus. Was würdest du tun?

Dieses Spiel ist Realität. Jeder von uns hat so eine magische Bank: die Zeit. Jeden Morgen bekommen wir 86400 Sekunden Leben für den Tag geschenkt. Was wir an diesem Tag nicht gelebt haben, ist verloren, für immer verloren. Aber jeden Morgen beginnt sich das Konto neu zu füllen. Was also machst du mit deinen täglichen 86400 Sekunden?"

Den kleinen Text hat mir mal jemand gemailt. Er passt gut an den Anfang eines neuen Jahres, finde ich. Es geht um eine entscheidende Frage des Menschen: Wie will ich die Zeit nutzen, die mir geschenkt wird? Oder noch größer gefragt: Wie will ich leben?

Zwei Drittel unserer wachen und bewussten Zeit verbringen wir Menschen am Arbeitsplatz. Und doch gibt es viele, die sagen: Mein eigentliches Leben findet erst ab Feierabend, in der Freizeit statt. Aber wäre das unterm Strich nicht ein bisschen wenig „eigentliches Leben“?

Arbeitszeit ist Lebenszeit. Leben findet im Hier und Jetzt statt - ob zuhause, in der Arbeit oder sonst wo. Leben kann nicht einfach auf nachher verschoben werden.

Arbeitnehmer erzählen mir oft, dass ihnen ihre Arbeitsbedingungen das Leben schwer machen: Immer mehr Aufgaben müssen in immer kürzerer Zeit erledigt werden. Die Menschen sollen immer flexibler und mobiler arbeiten – das macht Stress und manchmal sogar krank.

Aber wenn ich mich ständig getrieben fühle, wenn ich kaum noch selbst entscheiden kann, was ich wann tue – dann werde ich meine Arbeit kaum noch als wertvoll erleben, und die Zeit, die ich mit ihr verbringe, kommt mir verloren vor.

Das Leben also doch lieber auf den Feierabend verschieben? Nein. Denn das hieße ja, vorschnell auf Lebensqualität für einen Großteil meines Lebens zu verzichten.

Ich staune oft, wie Menschen sich dafür einsetzen, dass Arbeitszeit eben doch eine gute, eine lebenswerte Zeit bleibt. Viele kämpfen auch für bessere Arbeitsbedingungen, oft mit gewerkschaftlicher Unterstützung. Mit ihrem Engagement machen sie den Alltag in den Fabriken und Büros menschlicher und lebenswerter: Der Arbeiter, der dem schwerbehinderten Kollegen an der Maschine nebenan immer wieder aushilft, wenn der nicht mehr nachkommt. Oder der Ausbilder, der viel Geduld für den lernschwächeren Azubi aufbringt.

Beispiele von Menschen in der Arbeitswelt, die einen Teil der ihnen täglich geschenkten Zeit für andere investieren und damit viel Gutes bewirken. Beispiele, die Mut machen.

Am Sonntag nach Heilig Drei König feiert die Kirche das Fest der Taufe des Herrn und damit das Ende der Weihnachtszeit. Christen haben dankbar gefeiert: Gott ist Mensch geworden. In Jesus Christus wurde Gott einer von uns und solidarisierte sich mit uns Menschen, insbesondere mit den Schwachen und an den Rand Gedrängten.

Mir sagt Weihnachten deshalb auch: Ich soll wie Jesus solidarisch mit den Menschen leben, ob im beruflichen oder privaten Alltag, und bereit sein, dafür ein Stück Lebenszeit einzusetzen. Ich glaube: Wenn ich so meine Zeit nütze, die jeden Tag auf meinem Konto eingeht, dann wird das ein großer Gewinn, dann wird die Zeit wertvoll.

 

Archiv 2014

Geistliches Wort - 52./1. KW 2014/15 von Pastoralreferent Thomas Hoffmann, Betriebsseelsorge Weißenhorn

Lästig sein – ein Weihnachtsgruß

„Wie viele Worte sind diesem Wirtschaftssystem lästig geworden!
Es ist lästig, wenn man von Ethik spricht,
es ist lästig, dass man von weltweiter Solidarität spricht,
es ist lästig, wenn man von einer Verteilung der Güter spricht,
es ist lästig, wenn man davon spricht, die Arbeitsplätze zu verteidigen,
es ist lästig, wenn man von der Würde der Schwachen spricht,
es ist lästig, wenn man von einem Gott spricht, der einen Einsatz für Gerechtigkeit fordert.“

(Papst Franziskus, Evangelii gaudium, 203)

Was Papst Franziskus für die großen Zusammenhänge formuliert, lässt sich auf mein Lebensumfeld herunterbrechen:

(Fast) niemand ist gerne lästig.

Lästig sein wird freilich zur Tugend, wenn ein Betriebsrat hartnäckig die Betriebsvereinbarung zur Arbeitszeit einfordert, der Gewerkschaftsvertreter immer wieder tarifvertragliche Regelungen anmahnt, Sonntags-Allianzen jeden Versuch einer weiteren Sonntagsöffnung kritisieren, die KAB sich mit konkreten Vorschlägen für ein solidarisches Leben und Wirtschaften einsetzt, die Kollegin auf anständigen Umgangsformen in der Abteilung besteht.

Lästig sein wird zur Tugend, wenn es um faire Arbeitsbedingungen und die Würde des Menschen geht sowohl in Betrieb, Wirtschaft, Gesellschaft als auch in Kommune, Gemeinde, Nachbarschaft und Familie.

Lästig sein wird da zur Tugend, zu einer Tugend, die Mut verlangt.

Jesus, dessen Geburt wir in diesen Tagen feiern, war vielen lästig. Bereits als kleines Kind, so erzählt es der Evangelist Matthäus, verfolgt ihn König Herodes. Jesus war vielen lästig und dabei ohne Angst vor denen, die seinerzeit das Sagen hatten. Jesus war vielen lästig, weil er diejenigen, die gesellschaftlich ausgegrenzt, unterdrückt, leidend waren zum aufrechten Gang der Gottes-Kinder ermutigt hat.

 

Geistliches Wort - 50./51 KW 2014 - von Diakon Erwin Helmer, KAB-Diözesanpräses, Diözesanverband Augsburg

Worauf warten wir noch?Städter erwarten die Straßenbahn.Kinder erwarten Geschenke.Familien warten auf ein schönes Fest.Verkäufer/innen warten auf Weihnachtsfeiertage.Beschäftigte warten auf gute Perspektiven.Und alle warten sie auf Glück, auf Freude, auf Liebe.

Johannes, genannt der Täufer, hat das Glück, die Freude, die Liebe in Person erwartet und vorhergesagt und getauft und gesehen:

Jesus, das Gotteskind. Christus, den Gottessohn.
Seitdem sind alle Menschen berufen und gesandt
vorbehaltlos zu lieben
sich tief zu freuen
immer glücklich zu sein.
Das Warten hat ein glückliches Ende.

Darum geht es, darauf bereiten wir uns vor!
Gemeinsam mit den Kindern, den Familien, den Verkäuferinnen, den sorgenbeladenen Beschäftigten, den Leiharbeitern und mit den Vergessenen unserer Tage.

Geistliches Wort - 48./49. KW 2014 - von Gemeindereferentin Regina Wühr, Geistliche Begleiterin der KAB-Diözese Augsburg

Wachsam bleiben....bis Er am Ende vor der Tür steht

Jetzt boomt es wieder, das Geschäft mit den Advents- und Weihnachtsartikeln, darunter Adventskalender in allen Ausführungen. Im 19. Jahrhundert vor allem entwickelt, um Kindern die Wartezeit auf Weihnachten zu verkürzen, sind sie heute auch unter Jugendlichen und Erwachsenen beliebt. An jedem Tag der Adventszeit wird eine Tür/ein Fenster geöffnet. Dahinter zeigt sich die Überraschung, je nach Befüllung Schokolade, ein kleines Geschenk, ein Text, ein Bild. In den letzten Jahren hat sich in vielen Orten der Brauch entwickelt, an öffentlichen Gebäuden die Fenster eines Hauses als großen Adventskalender zu gestalten. Auch wir im KAB-Büro in Augsburg nutzen in dieser Zeit die Fenster unseres Hauses, um die Vorübergehenden mit einem „sozialen Adventskalender" ins Nachdenken zu bringen, worum es im Advent eigentlich geht.

Worum geht es denn? Advent heißt Ankunft. Gemeint ist die Ankunft Gottes in der Geburt Jesu, die Christen an Weihnachten feiern. Zugleich erwarten sie seine Ankunft in ihrem Leben und in dieser Welt. Darauf weist die Adventszeit hin. Adventlich leben würde dann bedeuten, erwartungs- und hoffnungsvoll zu leben – und das nicht nur in der Zeit vor Weihnachten.Das Evangelium vom ersten Adventssonntag zeigt, wie das gehen kann: Jesus rät uns, in unserem Leben wach zu bleiben. Er vergleicht uns mit Dienern, denen ein Mann die Verantwortung für sein Haus übertragen hat, ehe er auf Reisen geht. Dem Türhüter obliegt die Aufgabe, wachsam zu sein, denn: „ihr wisst nicht, wann der Hausherr kommt." (Mt 13, 35)Ja, wir tragen Verantwortung für unser Leben und für die Welt, in der wir leben, damit alle Menschen menschenwürdig in diesem „Welt-Haus" leben können. Es gilt, wachsam zu bleiben und darauf zu achten, wem wir Tür und Tor öffnen, was und wen wir einlassen – bis ER am Ende vor der Tür steht.In diesem Sinn haben die Türen des Adventskalenders durchaus eine reale Beziehung zum Evangelium und zu unserem Leben, vor allem die letzte.Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Adventszeit!

Regina Wühr

Geistliches Wort - 46./47. KW 2014 - von Ewald Lorenz-Haggenmüller, Betriebsseelsorge Allgäu

Ich geh mit meiner Laterne …

… ist hoffentlich nicht Alles, was von den vielen Martinsumzügen dieser Tage den Kindern in Erinnerung bleibt. Wenn, dann ist ihnen wie uns ist wenigstens eine Begebenheit aus dem Leben des berühmten Heiligen bekannt: Für einen Bettler zerteilt er seinen Mantel und überlässt dem Bedürftigen eine Hälfte.

Der heilige Martin, geboren in Ungarn, viele Jahre römischer Soldat und schließlich Bischof von Tours in Frankreich, wurde über 80 Jahre alt und hat in seinem für damalige Verhältnisse langen Leben sicherlich nicht nur einem Armen aus großer Not geholfen. Einzig damit wäre er nicht zu einem der berühmtesten Heiligen geworden.

Der heilige Martin, geboren in Ungarn, viele Jahre römischer Soldat und schließlich Bischof von Tours in Frankreich, wurde über 80 Jahre alt und hat in seinem für damalige Verhältnisse langen Leben sicherlich nicht nur einem Armen aus großer Not geholfen. Einzig damit wäre er nicht zu einem der berühmtesten Heiligen geworden.

Dass und wie Martin seinen Mantel, der ein besonders schönes und warmes Stück Dienstkleidung gewesen sein dürfte, halbiert und verschenkt hat, ist vorbildlich. Und zwar für alle Zeiten. Und für alle Angelegenheiten. Nicht nur, wenn jemand friert. Dem Mann am Wegrand hätte damals auch schon geholfen, wäre er von Martin an einen warmen Ort gebracht worden.

Der Soldat ist wohl-tätig auf vielerlei Art. Er nimmt An-Teil, teilt sich mit und teilt großzügig. Der Beschenkte wird zum Teil-Habenden. Eine ganze Palette menschlicher Grundbedürfnisse findet sich so in einem einzigen Akt der Zuwendung und Nächstenliebe.

Vom Ganzen – vielleicht sogar vom Einzigen - ein richtig großes Stück abgeben ist verdammt noch mal schwieriger oder scheint gar unmöglich als ein Almosen, eine Spende, ein kleines Teil aus seinem eigenen vielfältigen Besitz. Dem heiligen Martin sei Dank, dass er nicht nur mal eben einen Mantel zerschnitten hat, sondern uns - gleich einer Laterne – ein Licht aufgehen lässt.

Geistliches Wort - 44./45. KW 2014 von Pastoralrefenrent Christian Dorn, Betriebsseelsorger Allgäu

Wir Menschen mögen nur bestehen,

wenn einer dem anderen die Hand reicht


„Unterm Strich zähl ich" – so verkündet es ein Werbespot eines deutschen Finanzinstituts. Und damit ist durchaus eine Haltung getroffen, die in unserer Gesellschaft, in unserem unmittelbaren Umfeld und bei jedem von uns zu entdecken ist. Ich muss doch schauen, wo ich bleibe. Erst mal denk' ich an mich.

Dabei verlieren wir aber häufig aus dem Blick, wie viel jeder Einzelne anderen Menschen verdankt, die neben ihm und vor ihm gelebt haben. Es ist der Grundgedanke der Solidarität, der sehr treffend in der folgenden jüdischen Geschichte zum Ausdruck kommt:

Ein Weiser mit Namen Choni ging einmal über Land und sah einen Mann, der einen Johannisbrotbaum pflanzte. Er blieb bei ihm stehen und sah ihm zu und fragte: „Wann wird das Bäumchen wohl Früchte tragen?" Der Mann erwiderte: „In siebzig Jahren." Da sprach der Weise: „Du Tor!" Denkst du in siebzig Jahren noch zu leben und die Früchte deiner Arbeit zu genießen? Pflanze lieber einen Baum, der früher Früchte trägt, dass du dich ihrer erfreust in deinem Leben."

Der Mann aber hatte sein Werk vollendet und sah freudig darauf, und er antwortete: „Rabbi, als ich zu Welt kam, da fand ich Johannisbrotbäume und aß von ihnen, ohne dass ich sie gepflanzt hatte, denn das hatten meine Väter getan. Habe ich nun genossen, wo ich nicht gearbeitet habe, so will ich einen Baum pflanzen für meine Kinder oder Enkel, dass sie davon genießen.
Wir Menschen mögen nur bestehen, wenn einer dem anderen die Hand reicht."

Geistl. Wort - 42./43. KW 2014 von Pastoralreferent Andreas Kohl, Betriebsseelsorger Weilheim

„Du füllst mir reichlich den Becher" (Ps 23,5)

Wer in diesen Wochen vielleicht im Fränkischen oder auch entlang von Rhein oder Mosel unterwegs ist, dem wird das geschäftige Treiben an den Weinberghängen nicht entgehen: Der Oktober ist Weinlesezeit. Bis Ende des Monats wird der Großteil der Trauben geerntet sein.

In der Bibel ist der Wein immer auch ein Zeichen der Lebensfreude, der Lebensfülle, des Überflusses. Der Wein ist zum Genießen da, der Wein wird verkostet.

„Du füllst mir reichlich den Becher": In diesem Vers im Psalm 23 ist auch von Gottes Großzügigkeit die Rede.
Wir hören heute viel von Spar-Runden, Spar-Paketen und Spar-Zwängen. Sparen wird im Bereich der Wirtschaft und Politik - gerade auch von unserer Bundesregierung - zur hohen Tugend erklärt („Sparen heißt das Gebot der Stunde").

Großzügig oder gar verschwenderisch sein, mutet da eher unpassend, ja geradezu ungehörig an.
Und doch: Verschwenderisches Schenken bzw. Sich-Verschenken (an andere/für andere) ist eine zentrale Tugend unseres Glaubens, die auch in der Bibel immer wieder hervorgehoben wird.

„Du füllst mir reichlich den Becher" – Wir Christen glauben an einen großzügigen, in seiner Liebe geradezu verschwenderischen Gott. Einen Gott, der nicht knausrig rechnet, sondern der wie ein freigiebiger Gastgeber zum Festmahl einlädt oder wie ein liebender Vater gerne verzeiht.

Eine Schriftstelle, die uns etwas über Jesu Einstellung zum Schenken sagen kann, ist die Erzählung von der Salbung in Betanien (Mk 14,3-9):
Hier lobt Jesus die verschwenderische Tat der Frau, die teures Öl über sein Haar ausgoss, weil sie aus Liebe gehandelt hat.
Den Einwand der anderen Gäste kann man ja nachvollziehen, man hätte das Öl auch verkaufen und das Geld den Armen geben können. Aber Jesus macht deutlich: Wer aus tiefstem Herzen liebt, der rechnet nicht. Denn Liebe ist nur dann echt und überzeugend, wenn sie frei ist von Kalkül und Berechnung.

Frage ich mich selber:
- Worin bin ich großzügig, verschwenderisch?
- Wo habe ich selber schon Großzügigkeit erfahren dürfen?

Verschwenden und Sparen – solange die Liebe das zentrale Motiv unseres Handelns bleibt, werden wir wissen, was wann und wo angesagt ist.

Foto: Andreas Kohl

Geistliches Wort - 40./41. KW 2014 von Ewald Lorenz-Haggenmüller, Betriebsseelsorge Allgäu

Michael, Raphael, Gabriel …. alle(s) Erzengel oder was?

Wie viele es gibt und ob es sie gibt, ich weiß es nicht. Bis in den Himmel reicht das, was wir nachweisen können, einfach nicht hinein. Daher bleibt mir nur, zu nehmen, was ich über die Engel gehört, gesehen, gelesen oder gesungen habe und welches Bild von ihnenas vielfältige Wirken Gottes; jeder Engel so etwas wie ein kleines Stück Abbild von ihm.
Michael („wer ist wie Gott?“) ist der Anführer allen Kampfes gegen das Böse. Gewalt, Leid, Krieg, Vertreibung oder Ungerechtigkeit und Unterdrückung sind so mannigfaltig, dass ich mich gerne in den Dienst nehmen lasse, an der ein oder anderen Stelle etwas dagegen zu tun.

Gabriel („Gott ist mein Held“) ist der Bote, der Mittler, der Vermittler von Gott zu uns Menschen. Was ich als Auftrag Gottes, als seinen Dienst und seinen Willen erkennen kann und danach handeln will, wird mir durch Botinnen und Boten auf vielfältigste Art übermittelt.
Raphael („Gott heilt) ist der aufmerksame Begleiter auf meiner irdischen Pilgerschaft, heilsam bei Krankheiten ebenso wie in Beziehungen. Das gibt mir ein Stück von dem Trost, dass Gott in erster Linie an meinem Heil gelegen ist.
Früher waren die Namenstage der drei bekanntesten Erzengel übers Jahr verteilt, jetzt feiern alle, die so heißen, ihren Namenspatron am 29. September. Schade, dachte ich schon mal, warum musste auf einen einzigen Tag zusammengezogen werden, was wir doch eigentlich tagaus, tagein vonnöten haben. Das Böse bekämpfen, den Menschen wichtige Botschaften vermitteln und Heilen, ist für mich jeden Tag aufs Neue eine persönliche Herausforderung und Aufgabe.
Und darum denke ich an die (Erz-)Engel – vor allem aber an das, was sie symbolisieren und mir auftragen – nicht nur am vorletzten Tag im September.
Michael, Gabriel, Raphael und all ihr Engel des Himmels, steht mir bei alle Tage meines Lebens.

Photo: Herbert Fitzka

Geistliches Wort - 38./39. KW 2014 von Pastoralreferentin Martina Berndt-Hoffmann, Betriebsseelsorge Weißenhorn

Menschen sind Worte....

Im Urlaub entdeckten wir in den Dörfern und Städtchen des Vinschgaus immer wieder uralte Kirchen, die uns durch anschauliche Fresken biblische Szenen und Geschichten ohne viel Worte erzählten, ja fast greifbar nahe brachten. Staunend standen wir vor gemalten Engeln, Aposteln, Johannes dem Täufer oder Gottes Weltgericht - die "Lesebücher" einer Zeit, als echte Bücher eine  Rarität waren und kaum ein Mensch lesen konnte.

Anders als damals  werden wir heute oft überschwemmt von Nachrichten, Texten, Werbeslogans und Schlagzeilen. Ohne all die Zeitschriften, Werbeblätter, Mails, Nachrichten-Apps oder sonstige  Sondernachrichten jeder Form ist unsere heutige Welt nicht mehr vorstellbar. „Wer in den Medien nicht vorkommt, den gibt es nicht!" – so ein Fachmann aus dieser Branche.

Welche Chance haben da noch Werte wie Gerechtigkeit, Menschenwürde, kollegiales Miteinander, gegenseitige  Achtsamkeit, Solidarität oder gelebte Nächstenliebe?

„Menschen sind Worte, mit denen Gott seine Geschichte erzählt" (E.Schillebeeck) – dieser Satz macht mir Mut. Der  geduldige Kollege an der Maschine neben mir, die ermutigende Kollegin am Schreibtisch gegenüber, der aufmerksame Betriebsrat, die  freundliche Mitarbeiterin bei meinem Hausarzt, die hilfsbereite Frau am Bahnhof, der herzliche Nachbar von nebenan sind sie nicht alle kleine oder größere Worte, die von Gott und seiner Menschenliebe erzählen? Sind sie nicht alle Bilder, die die Werte und Geschichten der Bibel ohne viele Worte ins heute  übersetzen, ja den Menschen greifbar nahe bringen?

Nach dem Urlaub noch einmal ein neuer Start- nicht nur mit vielen Terminen und Veranstaltungen, sondern auch  mit der Chance, als CAJ, KAB und Betriebsseelsorge „Worte zu sein, mit denen Gott seine Geschichte erzählt"

Geistliches Wort - 36./37. KW 2014 von Pastoralreferent Thomas Hoffmann, Betriebsseelsorge Weißenhorn

Ich habe nichts gegen Ausländer

„Ich habe nichts gegen Ausländer, aber ein Deutscher kriegt nicht, was denen reingeschoben wird."
„Ich habe nichts gegen Ausländer, aber wir können uns nicht ein so großes Auto leisten."
„Ich habe nichts gegen Asylanten, aber die lungern nur herum und machen Krach bis tief in die Nacht. Da traut sich nicht mal die Polizei rein."
„Ich habe nichts gegen Ausländer, aber Deutsch sollten sie schon können und sich so benehmen, wie das in Deutschland nun mal üblich ist."
Sätze, die ich so aus dem Mund von KAB'lerinnen und KAB'lern kenne: Von KAB'lerinnen und KAB'lern, die oft selbst mit schwierigen Situationen in der Arbeit und der Familie zu kämpfen haben. Diese Sätze machen mich traurig und ohnmächtig zugleich. Ich merke, dass meine Versuche, nicht alles zu rechtfertigen, aber doch Verständnis zu wecken, Argumente ins Feld zu führen, verpuffen. Die Tiefe, aus der diese Sätze hochkommen, erreiche ich nicht. Dann heißt es gleich: „Das wird man ja doch mal sagen dürfen." Und dieses Muster wiederholt sich: „Ich habe nichts gegen Muslime, aber ...", „Ich habe nichts gegen Juden, aber ...".
Die diesjährige interkulturelle Woche, an der sich die KAB Neu-Ulm seit Jahrzehnten beteiligt, wirbt für ihr Anliegen unter dem Motto, „Gemeinsamkeiten finden, Unterschiede feiern", u.a. mit einer Postkarte, die ein japanisches Sprichwort zitiert: „Urteile nicht über Dinge, von denen du nur Echo und Schatten kennst. Und über Menschen erst recht nicht."
Auch so ein Satz. Ein Satz, den der Jude Jesus , meiner Überzeugung nach, unterschrieben hätte; Ein Satz, dem ich die Tiefe wünsche, um sich dort Platz zu schaffen gegen viele andere Sätze, die dort wohnen.
Das hätte doch was!

Geistliches Wort - 34./35. KW 2014 von Gemeindereferentin Regina Wühr, Geistliche Begleiterin der KAB im Bistum Augsburg

"Wenn du vernünftig bist, erweise dich als Schale und nicht als Kanal, der fast gleichzeitig empfängt und weitergibt, während jene wartet, bis sie gefüllt ist. Auf diese Weise gibt sie das, was bei ihr überfließt, ohne eigenen Schaden weiter.

Lerne auch du, nur aus der Fülle auszugießen, und  habe nicht den Wunsch, freigiebiger zu sein als Gott. Die Schale ahmt die Quelle nach. Erst wenn sie mit Wasser gesättigt ist, strömt sie zum Fluss, wird sie zur See. Du tue das Gleiche! Zuerst anfüllen und dann ausgießen. Die gütige und kluge Liebe ist gewohnt überzuströmen, nicht auszuströmen. Ich möchte nicht reich werden, wenn du dabei leer wirst.  Wenn du nämlich mit dir selber schlecht umgehst, wem bist du dann gut? Wenn du kannst, hilf mir aus deiner Fülle; wenn nicht, schone dich."

Bernhard von Clairvaux 1090-1153, Namenstag: 20. August

Dieser Auszug aus dem Schreiben des hl. Bernhard an seinen früheren Schüler, Papst Eugen III., liest sich wie eine Empfehlung zur Vorbeugung von Burnout. Burnout – Ausgebranntsein, eine körperlich-psychische Erschöpfung, die sich einstellt, wenn jemand sich über einen längeren Zeitraum hinweg verausgabt, stark belastet ist und keine Energien mehr sammeln kann.

Bernhards Argumentation ist simpel, aber umso zutreffender: wer nur ausströmt, ist bald leer, „ausgebrannt“ eben; unbeschadet kann nur geben, wer aus der Fülle schöpft. Wenn das nicht (mehr) möglich ist, dann gilt es, sich zu schonen und neue Kräfte zu sammeln.

Das allein ist der Sinn von Freizeit und Urlaubstagen, an unsere Quellen zu gehen und unsere Energiespeicher aufzufüllen. Daher müssen diese Tage absolut frei gehalten werden von Arbeit und Ansprüchen, die uns daran hindern.

Ich wünsche Ihnen eine erholsame zweite Augusthälfte!

Photo: Gertraud Sandherr-Sittmann

Geistliches Wort - 32./33. KW 2014 von Ulrich Hoffmann, Kreispräses Iller-Donau

Zachäus: Gottes Erinnerung - Gotteserinnerung

Die im Lukas-Evangelium überlieferte Geschichte des Zöllners Zachäus gehört bestimmt zu den bekanntesten Geschichten des neuen Testaments. Keiner kann den Grundschul-Religionsunterricht durchlaufen, ohne nicht Zachäus begegnet zu sein. Singspiele und viele neue geistliche Lieder gibt es rund um den kleinen Mann, der so gerne größer wäre, um den vom Volk verachteten Ausbeuter, der plötzlich wie verwandelt ist.

Der Name "Zachäus" hängt zusammen mit dem Namen "Sacharja", so heißt auch ein Prophet im Alten Testament. Der Name bedeutet "Gott hat sich erinnert".
Damit deutet sich schon an, dass die Geschichte außerordentlich Bedeutsames anspricht, ja: die Begegnung Jesu mit dem kleinen Mann im Baum berührt die Mitte der christlichen Existenz. „Zachäus, komm schnell herunter! Denn ich muss heute in deinem Haus zu Gast sein." Dieser kleine Satz hat es in sich. Hier steht nicht mehr und nicht weniger als der Aufruf zu einer Existenz, die sich ganz in Dienst nehmen lässt – für das Evangelium.
Unter dem liebenden Blick wird Zachäus gewandelt

- vom Zöllner zum Zeugen,
- vom Zuschauer zum Akteur,
- vom heillos Verlorenen zum vom Herrn Geheilten und Gefundenen.

Was Zachäus hier erfährt geht uns alle an: dass wir aufgefordert sind, die Zuschauerränge irgendwo oben im Maulbeerbaum – da, wo wir uns sicher wähnen, da wo wir uns die Hände nicht schmutzig machen müssen, da wo wir aus sicherer Distanz uns zu nichts bekennen müssen – zu verlassen, und zum Zeugen, zum Akteur zu werden.
Wir sind als Christen nicht für uns selbst da. Ohne das Evangelium Jesu Christi fehlt unserem Land etwas Entscheidendes. Es fehlt ihm »das Licht von oben«, der Gotteshorizont.
Ist das Evangelium nicht so etwas wie eine Stimme aus einer anderen Dimension?
Im Evangelium geht es nicht um Wirtschaft und Politik, um Wissenschaft oder Kunst, noch nicht einmal um Bildung und Erziehung. Das Evangelium ist in der Tat so etwas wie eine eigentümliche Beleuchtung aller menschlichen Wirklichkeitsbereiche. Es erzeugt eine Einfärbung aller Dinge, gleichsam eine Fermentierung, die eine alles durchdringende, Perspektiven verändernde Kraft hat.

Unserem Christsein sollte nicht abhanden kommen, was sein Markenzeichen ist: Es hat eine Botschaft, die alle Menschen angeht. Evangelium im christlichen Sinn ist die Ansage eines grundlegenden Machtwechsels. Es geht um die Ablösung aller gottfeindlichen Mächte und Gewalten aus ihren angemaßten Machtpositionen. Es geht um die Einsetzung des Auferstandenen zum Herrn über alle Welt. Jesus selbst spricht in seiner Verkündigung vom kommenden und schon jetzt angebrochenen Reich Gottes. Überall, wo Gottes Herrschaft anerkannt wird, beginnt etwas Neues, eben: das Reich des Vaters.
Zachäus erlebt das ganz unmittelbar. Er löst sich aus den alten Machtstrukturen, in die er als Zollpächter mit Haut und Haaren eingespannt war, und erkennt die befreienden Strukturen des Gottesreiches: „Herr, die Hälfte meines Vermögens will ich den Armen geben, und wenn ich von jemand zu viel gefordert habe, gebe ich ihm das Vierfache zurück."
Die ungerechten Strukturen, denen Zachäus gedient hat, bis ihn Jesus von seinem Baum geholt hat, sie wirken bis heute – und manchmal mögen wir den Eindruck haben: sie wirken machtvoller als je zuvor. Ein Blick in die Tageszeitungen und Nachrichtensendungen scheint doch klar und deutlich zu beweisen: die gottfeindlichen Mächte und Gewalten regieren, toben sich aus und verursachen grenzenloses Leid. Aber: Der Kampf um Heil oder Unheil meines Lebens ist schon positiv von Gott entschieden – „Heute ist diesem Haus das Heil geschenkt worden."
Immer wieder neu ist von uns diese Grundentscheidung des Herzens gefordert: Wem will ich gehören? Biblisch gesprochen: den Mächten dieser Welt, die mich versklaven wollen – oder Gott dem Herrn, der mich durch Christi Sieg fähig gemacht hat, »Anteil zu haben am Los der Heiligen, die im Lichte sind«, wie es in Kol 1,12 heißt.

Mit der wunderbar komponierten Bekehrungsgeschichte des Zachäus macht Gott uns Mut, Jesus freudig in unser Lebenshaus einzulassen, damit diesem unserem Haus das Heil geschenkt werde.
So werden wir vom Zuschauer zum Zeugen, zur Hebamme dafür, dass unseren Mitmenschen die Größe ihrer Berufung durch Gott aufgeht! Wie Zachäus dürfen wir und sie Anwärter seines Reiches werden, Schüler des Evangeliums, Menschen, die ihr Leben am Leben Jesu Christi ausrichten.

Ermutigen wir uns gegenseitig, die Angst zu überwinden, sich als gläubiger, praktizierender Christ zu bekennen, zu »outen«, über unsere Gottesbeziehung auskunftswillig und auskunftsfähig zu werden – füreinander und für andere.
Der Name "Zachäus" hängt zusammen mit dem Namen "Sacharja". Der Name bedeutet "Gott hat sich erinnert". Weil Gott sich an uns erinnert können wir auch an Gott erinnern als denjenigen, der alle Menschen zu Bewohnern des Gottesreiches machen und dem Angesicht der Erde den Gotteshorizont schenken möchte.

Geistliches Wort - 28./29. KW 2014 - von Pastoralreferent Christian Dorn, Betriebsseelsorge

Muss nur noch kurz die Welt retten

Prekäre Arbeitsbedingungen, Freihandelsabkommen, Klimawandel, Fracking – vieles bewegt uns, vieles hält uns in Atem, vieles ruft nach unserem Engagement. Gerade in einem Verband wie der KAB ist da viel an Einsatz, Aktivität, Kreativität, manchmal auch Ruhelosigkeit und Aktionismus wahrzunehmen. Es erinnert mich ein wenig an einen Liedtext von Tim Bendzko: „Da draußen brauchen sie mich jetzt, die Situation wird unterschätzt, und vielleicht hängt unser Leben davon ab … Muss nur noch kurz die Welt retten …“ Und dann höre ich die Worte Jesu aus dem Sonntagsevangelium (Mt 11,28): „Ich werde euch Ruhe verschaffen.“ Ruhe – bei all dem was in der Welt vorgeht? Ruhe – angesichts von Ungerechtigkeit und Not? Ruhe – wo sie mich doch da draußen brauchen?

Wie geht das zusammen? In der spirituellen Tradition gibt es ein sich ergänzendes Gegensatzpaar: Kontemplation und Aktion. Es beschreibt die Haltung eines Menschen, der sich einsetzt und engagiert, aber nicht anker- und ruhelos. „Wenn du alles, was in dir lebendig und weise ist, zum Handeln einsetzt und nichts zur Besinnung, soll ich dich da loben? Dafür lobe ich dich nicht.“ Bernhard von Clairvaux weist uns mit diesem Satz darauf hin, uns nicht allein über unser Handeln zu definieren. „Die Rettung der Welt hängt von mir ab – und mein Selbstwert davon, dass ich damit Erfolg habe.“ Diese Haltung führt einen Menschen ziemlich sicher in die Verzweiflung. Jesus mahnt in ähnlicher Weise die sehr engagierte Marta: „Marta, Marta, du machst dir viel Sorgen und Mühen. Aber nur eines ist notwendig.“ (Lk 10,41) Und als Vorbild verweist er sie auf ihre Schwester Maria, die eher den Eindruck macht, als würde sie der Arbeit gerne aus dem Weg gehen. 
Doch was ist dieses eine, das notwendig ist? Für den Franziskanerpater Richard Rohr besteht das Problem der meisten von uns darin, dass wir wie in einem Spiegelsaal leben. In jedem der Spiegel suchen wir nach Bestätigung. Die Spiegel mögen für das Urteil von Mitmenschen stehen, für meine Arbeit oder mein sonstiges Engagement. Richard Rohr möchte uns einladen, uns nur in einem Spiegel zu betrachten, in dem wir uns so sehen, wie Gott uns sieht. Mit seinem liebenden Blick, der uns bedeutet: Du bist gut, so wie du bist!

Um dies zu erfahren und uns davon beschenken zu lassen, bedarf es der Kontemplation oder Besinnung. So gelange ich zu meiner inneren Quelle, aus der heraus dann ein starkes soziales Engagement erwachsen kann. Und es wird ein Engagement mit großer Kraft und Ausdauer sein. Aber auch einer guten Prise Gelassenheit, wie sie in dem schönen Ausspruch von Henry David Thoreau zum Ausdruck kommt: „Wenn ich am Strand sitze und zuhöre, wie die Wellen auf den Strand schlagen, fühle ich mich von jeder Verpflichtung befreit und denke, dass alle Völker der Welt ihre Verfassungen ohne mich ändern können.“

Geistliches Wort - 24./25. KW 2014 von Diakon von Leonhard Bernhard, Betriebsseelsorge Pfingstfest

Wir feiern Pfingsten und verbinden dieses große Fest mit der Sendung des Heiligen Geistes.

In Liedern und Gebeten rufen wir um den Heiligen Geist. Dieses Flehen um den Heiligen Geist ist ein Auftrag, den uns Jesus gegeben hat.

Der Heilige Geist möge einziehen in die Herzen aller Menschen. Es geht um die schöpferische Kraft, die uns verheißen ist.

Ich habe zu diesem Pfingstgedanken ein Tor als Bild gewählt. Für mich hat das Tor eine  Bedeutung in unserem menschlichen und spirituellen Leben.

Die Pfingstfrage könnte doch heißen: Wie weit öffne ich das Tor meines Herzens, damit der Heilige Geist in mir willkommen ist? Ist es mir ein Anliegen, dass Gottes guter Geist in meinem Tun und Denken eine zentrale Rolle einnimmt?

Im Alltag kann ich folgende Erfahrung machen: Wenn ich ein Haus oder eine Firma betrete, ist manchmal spürbar, welcher Geist hier Zuhause ist.

Der Heilige Geist ist nämlich an ganz bestimmten Merkmalen zu erkennen, so wie es Paulus im Epheserbrief 4,2 beschreibt:

"Seid demütig, friedfertig und geduldig, ertragt einander in Liebe"

Wenn ich mich im Arbeitsleben umsehe, wird meist "geklotzt, gezockt und gerackert auf Teufel komm raus". Und dann wundern wir uns, wenn Menschen dieses System nicht mehr ertragen. Wenn Menschen in allen Altersgruppen verheizt werden. Wenn tüchtige junge Leute ausbrennen und der Belastung nicht mehr standhalten können.

Da lobe ich mir den Paulus, der sagt: "Seid demütig, friedfertig und geduldig, ertragt einander in Liebe." Dann kann etwas Neues entstehen. Dieser Heilige Geist ist in der Lage, "das Antlitz der Erde erneuern". Um diesen Geist lohnt es sich zu beten. Für diesen Heiligen Geist will ich mich  öffnen wie ein großes Tor.

Ich wünsche allen Lesern ein gesegnetes Pfingstfest und die Freude am Geist des Herrn!

Geistliches Wort 20./21. KW 2014 - von Pastoralreferent Andreas Kohl, Betriebsseelsorge Weilheim

Am 6. Mai war der 5. Todestag von Pfarrer Martin Bummele. 10 Jahre lang (1988-1998) hat er als KAB-Diözesanpräses das Leben, die Arbeit und Spiritualität unseres Verbandes im Bistum Augsburg mitgeprägt.

Ich persönlich habe ihn insbesondere als Pfarrer von Blaichach, Ofterschwang und Seifriedsberg noch in guter Erinnerung.

In dieser österlichen Zeit muss ich an einen Brauch denken, den Martin Bummele in Ofterschwang eingeführt (und zuvor wohl aus Frankreich importiert) hat:
Am Ende des Ostergottesdienstes wurden die Mitfeiernden eingeladen, ihre Augen mit dem frisch geweihten Osterwasser zu benetzen.

Warum das? Wie kommt man auf so eine Idee?

Der tiefe Sinn ist der, dass Ostern einen neuen Blick ermöglicht. Wer Ostern gefeiert hat, der kann die Dinge um sich herum, die Menschen, mit denen er zu tun hat, sein eigenes Leben, ja das Leben selbst nicht mehr mit den alten Augen ansehen – die alten Augen ermöglichen auch nur eine alte, die gewohnte Sichtweise. Wer das Leben mit Osteraugen sieht, der sieht alles um sich herum mit neuen Augen.

Wie bei den Jüngern, die das leere Grab entdeckt hatten: Die alten Augen sahen nur ein schwarzes Loch. Doch dann erkannten sie nach und nach, dass da etwas Neues am Werk ist, dass da etwas Unerwartetes, Unglaubliches geschehen ist.

Die Erfahrung können wir auch in unserem Leben immer wieder machen: Manchmal bin ich wie mit Blindheit geschlagen. Da hab’ ich für etwas keine Augen. Und plötzlich – vielleicht in einem unerwarteten Moment - gehen mir die Augen auf.

Ich sehe mit Osteraugen:

- Wenn ich auch nach vielen Ehejahren neugierig darauf bin, bei meiner Frau/meinem Mann neue Seiten wahrzunehmen oder manche liebenswerte Eigenschaft wiederentdecke.

- Wenn ich meinen Kindern etwas zutraue und in ihnen das Potential sehe, das in ihnen schlummert.

- Wenn ich in der Arbeit in meiner Kollegin/meinem Kollegen den Menschen mit seiner persönlichen Situation, mit seinen eigenen Sorgen und Bedürfnissen sehe und ihn frage: „Wie geht’s Dir?“

- Wenn ich als Christ das Vertrauen habe, dass der Geist Jesu Christi seine Kirche und den einzelnen Gläubigen nie verlässt und gewiss ans Ziel führt.

„Ich wünsche uns Osteraugen,
die im Tod bis zum Leben,

in der Schuld bis zur Vergebung,
in der Trennung bis zur Einheit,

in den Wunden bis zur Herrlichkeit,
im Menschen bis zu Gott,

in Gott bis zum Menschen,
im Ich bis zum Du

zu sehen vermögen.

Und dazu alle österliche Kraft.“

(Bischof Klaus Hemmerle, im Angesicht des Todes)

Geistliches Wort 18./19. KW 2014 - von Pastoralreferentin Martina Berndt-Hoffmann, Weißenhorn

Gut, dass wir einander haben,

gut, dass wir einander sehn,

Sorgen, Freuden, Kräfte teilen

Und auf einem Wege gehen….

… das durften die Jünger Jesu erleben, als sie mit ihm Tag für Tag unterwegs waren- sogar über seinen Tod hinaus, auf dem österlichen Weg nach Emmaus.

Und heute?

  • Gut, dass Ihr auch da seid- hören wir als KAB, als Betriebsseelsorge immer wieder, wenn es gilt, bei betrieblichen Konflikten Flagge zu zeigen…

  • „Neben der tausendfach gezeigten Sympathie… ist die über die gesamte schwere Zeit nach dem Beginn der Insolvenz tätige und gelebte Solidarität der katholischen Betriebsseelsorge ganz besonders zu erwähnen „( aus einem Buch über die Schlecker-Insolvenz).

  • Als ich letztes Jahr ein paar Tage im Krankenhaus war, bekam ich von zwei Betriebsrätinnen eine Karte “Wir denken an Dich“ und eine andere schickte mir eine wunderschöne Osterkerze.

  • In den letzten Wochen besuchten wir unsre Tochter in ihrem freiwilligen sozialen Jahr in Argentinien. Die dortige Gemeindereferentin erzählte, dass die Gemeinde Besuch von  einer Gruppe aus Deutschland hatte. Ihre eigene Skepsis, ob so etwas Sinn macht, wurde entkräftet, als eine Frau aus der Gemeinde sagte: Wie schön, zu wissen, dass es auch in Deutschland Menschen gibt, die an uns denken und für uns beten.
  • In der Woche vom 28.4.-4.5. wird es eine besondere Brücke zwischen der Augsburger KAB und unserer Partner- KAB in Songea/ Tansania geben. In einer Kontinente und Grenzen überschreitenden gebetsbrücke werden wir gegenseitig für die Anliegen der KAB in Songea und Augsburg beten.

Gut, dass wir einander haben- gut, immer wieder entdecken zu dürfen, dass wir gemeinsam unterwegs sind auf den Spuren Jesu!

Geistliches Wort 16./17. KW 2014 von Pfarrer Mathias Kotonski, Gablingen

Gottes Kraft geht alle Wege mit

Die Bibel ist ein Buch mit vielen Weg-Geschichten.
Menschen sind unterwegs,
angefangen von Abraham und Mose
bis hin zu Paulus.
Sie gehen ihre Wege im Bewusstsein,
dass Gott mit ihnen geht.

Auch an den Kar-und Ostertagen werden viele Wege gegangen.
Die wichtigsten sind der Kreuzweg und der Weg nach Emmaus.

Beim Kreuzweg trägt Jesus das Kreuz nach Golgotha,
dem Ort der Kreuzigung.
In diesem Kreuzweg können wir auch viel von unserem Leben entdecken.
Es gleicht manchmal auch einem Kreuzweg,
wir brechen zusammen unter den Belastungen des Lebens,
Menschen stehen am Rand, spottend oder helfend.
Doch weil wir wissen, dass das Ziel des Kreuzwegs
nicht der Tod am Karfreitag,
sondern die Auferstehung an Ostern ist,
brauchen wir angesichts unserer Kreuze nicht verzweifeln,
sondern können vielmehr durch das Betrachten und Beten des Kreuzwegs Hoffnung und Zuversicht schöpfen.

Auch bei den Jüngern die nach Emmaus gehen
ist manches genauso wie bei uns.
Wir sind unterwegs, traurig und depremiert.
Aber Jesus geht mit, auch wenn wir ihn nicht erkennen.
Er hört uns zu. Er nimmt unsere Sorgen und Ängste ganz ernst.
Er kann unsere Herzen brennen machen für die Botschaft von Ostern:
Jesus ist auferstanden. Das Leben lebt. Der Tod ist tot!
Wir können ihn erkennen beim Brechen des Brotes
in der Hl. Messe und im Alltag.

Gottes Kraft geht alle Wege mit – die Kreuzwege und die Wege nach Emmaus!

Geistliches Wort - 14./15. KW 2014 von Erwin Helmer, KAB-Diözesanpräses, Augsburg

„Vorrangige Option für die Armen"
Deutsche Kirchen suchen wirtschaftlichen und sozialen Konsens

Vor genau 17 Jahren haben die beiden großen Kirchen in Deutschland ein viel beachtetes „Wirtschafts- und Sozialwort" veröffentlicht. Nun starten Erzbischof Zollitsch und EKD-Präses Schneider eine neue Runde der ökumenischen Zusammenarbeit mit der Sozialinitiative 
„Gemeinsame Verantwortung für eine gerechte Gesellschaft". Was vor 17 Jahren absolut besonders war: es gab einen breiten Beratungsprozess. Denn die Kirchen starteten damals mit einem Entwurf, ließen diskutieren, veröffentlichten einen zweiten Entwurf, ließen diskutieren und formulierten ein abschließendes Paper, das von einer breiten Mehrheit getragen wurde. Auch dieses Mal wollen die Kirchen die Fachleute des sozialen Lebens – das sind wir alle – einbeziehen. Sie haben einen ersten Entwurf als „Sozialinitiative" gestartet, der nun vorliegt. Wir sind nun gerufen, den Text anzuschauen und zu kommentieren. Selbstverständlich werden wir uns als KAB, als Betriebsseelsorge, als CAJ damit intensiv befassen. Übrigens kamen bereits 1995 bis 1997 sehr viele Rückmeldungen an beide Kirchen von uns als KAB und insbesondere aus der Diözese Augsburg.

Was mir beim ersten Durchlesen gleich sehr gut gefällt, das ist:

Endlich bekennen sich dir deutschen Kirchen zu einer eindeutigen „vorrangigen Option für die Armen". Die Liebe zu den Benachteiligten und der besondere Blick für die Entwürdigten in allen wirtschaftlichen und sozialen Fragen halte ich für wesentlich und für zutiefst christlich.Endlich reden die Kirchen auch klar von einem sinnvollen Mindestlohn, der einzuführen ist.Sie legen die Finger in die Wunden der Arbeitswelt, benennen die „prekäre Arbeit" (Leiharbeit, Werkverträge, Geringfügige Beschäftigung ...) als Problem und suchen Lösungen.Und sie sprechen neben der Forderung nach mehr Beteiligung auch von mehr Verteilungsgerechtigkeit – ein Wort, das man zeitweise öffentlich kaum in den Mund nehmen konnte.

Also los geht's!
Wer eine Meinung hat, der meine!
Wer eine Position hat, der positioniere sich!
Wer einen Kommentar hat, der teile ihn mit mir!  Mail an erwin.helmer@kab-augsburg.org

P.S.: Sie können die 10 Thesen der Sozialinitiative herunterladen unter:   www.dbk.de
Die Internetadresse für Ihre direkten Rückmeldungen lautet: www.sozialinitiative-kirchen.de
(Bitte senden Sie Ihren Kommentar auch an:  erwin.helmer@kab-augsburg.org)

Geistliches Wort - 12./13. KW 2014 von Gemeindereferentin Regina Wühr, Geistliche Begleiterin der KAB Diözese Augsburg

Wer in diesen Tagen die Moritzkirche in Augsburg betritt, wird überrascht  von einer Installation, die die Künstlerin Sara Opic für die Fastenzeit gestaltet hat. Es handelt sich um drei aus Lehm und Stroh gefertigte Figuren, die eine junge Frau aus unseren Tagen darstellt, und in unterschiedlichen Körperhaltungen und an unterschiedlichen Orten in der Kirche platziert sind.

Die Figuren verkörpern menschliche Haltungen und Werte und setzen durch das verwendete Material  und die Formgebung einen starken Impuls, sich mit ihnen auseinander zu setzen.

Sie sind eingeladen, sich von den Bildern ansprechen zu lassen und sich zusätzlich zu den hier vorgeschlagenen Impulsen eigene Gedanken zu machen.

Übrigens: die Frauen tragen den Namen „Johanna“, das heißt übersetzt: Gott ist (mir) gnädig. Wenn Sie in Augsburg sind, besuchen Sie sie doch einmal. Sie sind noch bis einschließlich 16. April zu sehen.

Fotos: Bernhard Stappel

Geistliches Wort 10./11. KW 2014 von Pastoralreferent Christian Dorn, Betriebsseelsorge Allgäu

Die offene Tür des Paradieses

Am 3. März des Jahres 321 n. Chr. verfügte Kaiser Konstantin in einem Edikt: „Alle Richter, Stadtleute und Gewerbetreibenden sollen am verehrungswürdigen Tag der Sonne ruhen.“ Seither ist der Sonntag in christlich geprägten Ländern ein geschütztes Gut. Seit einigen Jahren gerät der arbeitsfreie Sonntag unter Beschuss. Unter dem Druck großer Handels­konzerne und anderer Interessensgruppen öffnet die Politik immer mehr (Hinter-)Türchen, die das Arbeiten und Einkaufen am Sonntag erlauben. Mit dem Sonntag ginge aber mehr verloren als ein freier Tag. Unsere Gesellschaft verlöre ihren Rhythmus zwischen Arbeit und Ruhe. Was dies bedeutet, macht ein Beispiel des Zeitforschers Karlheinz Geißler deutlich:

„Ich kenne keinen überzeugenderen Beweis, als jenen, den der weltberühmte Geiger Josua Bell zu Beginn dieses Jahres lieferte. Am 12. Januar 2007, um 7 Uhr 51 Ortszeit begab dieser sich in eine Washingtoner U-Bahnstation. Als Straßenmusikant gekleidet, begann er auf seiner kostbaren Stradivari Johann Sebastian Bachs Chaconne in d-Moll zu spielen. Die weitaus meisten ein- und aussteigenden Passanten rannten, ungebremst in ihrem Fortschrittsdrang, hektisch an dem musizierenden Künstler vorbei. Erst der 64. Passant hielt kurz inne, warf dem genialen Musiker ein paar Cent in den leeren Geigenkasten, und eilte weiter. Nach 43 Minuten außergewöhnlich guter Musik an einem außergewöhnlichen Ort waren schließlich 1070 Personen an dem Kunstereignis vorbeigerast. Nur einige wenige hatten für einen kurzen Moment ihren Dauerlauf unterbrochen. Im Geigenkasten fanden sich nach der Aufführung 32,17 Dollar.

Die Botschaft ist eindeutig: Es ist die Eile, die Hetze, die ‚Zeit-ist-Geld Mentalität’, die uns an der offenen Tür des Paradieses vorbeilaufen lässt. Wir bleiben, wenn wir nicht innehalten, taub für das Wohlklingende, das Schöne und alles „seelisch Erhebende“. Das gilt selbstverständlich nicht nur, wie im eben zitierten Beispiel,  für wohlklingende Töne, das gilt ebenso für jene Erlebnisse und Erfahrungen, die unser Auge erfreuen, die den Geschmack entfalten und die Nähe zu lieben Menschen kultivieren. Wir verpassen im Leben immer etwas, auch diejenigen, die innehalten, verpassen etwas. All jene aber, die nicht innehalten, verpassen das Schönste.“

Deshalb: Sonntag schützen! Eine konkrete Möglichkeit: Fragen Sie die Kandidatinnen und Kandidaten zur Kommunalwahl am 16. März nach deren Haltung zum Schutz des Sonntags!

Geistliches Wort - 8./9. KW 2014 von Pastoralreferent Thomas Hoffmann, Betriebsseelsorge Weißenhorn

Rathaussturm

Demnächst ist es wieder soweit, zumindest in Neu-Ulm und Ulm: Hexen hocken an den offenen Fenstern des Rathauses, Guggenmusik spielt, Gratis-Leberkäse erfreut des Schwaben Seele und Leib, der Oberbürgermeister übergibt den Rathausschlüssel, die Lokalpresse titelt, „Narren übernehmen die Macht", und ich denke mir: Nun ist es also offiziell.

Über die realen Narren an der Macht lässt sich genüsslich lästern. Manche haben sich den Spott redlich verdient. Andererseits stehen gerade wieder Wahlen an: Kommunalwahlen, Betriebsratswahlen, Europawahlen: Ich kann wählen und abwählen. Gehe ich wählen? Kandidiere ich? Wichtig, so die KAB im Blick auf die Betriebsratswahlen, „wichtig sind Menschen, die Verantwortung übernehmen". Nächsten Sonntag hören wir von Paulus, dass wir „Gottes Tempel" sind und der Geist Gottes in uns wohnt (vgl. 1Kor 3,16). „Gottes Tempel": Gottes Barmherzigkeit, Gerechtigkeit, Liebe, Gottes befreiende Gegenwart lebt in uns, verleiht uns göttliche Würde. Diese göttliche Würde kommt allen zu: Christen wie Muslimen, Flüchtlingen, Geringverdienenden, Managern ... Ringen wir im Wissen darum um unsere Wahlentscheidung, darum wie und wo wir Verantwortung übernehmen?

Letztes Wochenende haben wir die Pfarrgemeinderäte gewählt: Das ist ja nun noch viel weiter von einem Rathaussturm entfernt. Wenn das vorher Gesagte nicht ganz falsch ist, müssten wir da nicht auch innerkirchlich deutlich mehr Demokratie wagen?

Geistliches Wort - 6./7. KW 2014 von Peter Ziegler, KAB-Diözesansekretär

"Liebe ist nicht Trost, sie ist Licht"

Simone Weil als geborene Mystikerin für unsere Bewegung?

In den letzten Wochen befasse ich mich immer wieder mit der „nichtchristlichen Christin" Simone Weil. Wahrscheinlich passt auf sie Karl Rahners Rede vom „anonymen Christentum" besser als auf jeden anderen Menschen – denn „die Wege zu Gott führen nicht immer über die Kirche". Leider ist Weil weit unbekannter als etwa Madeleine Delbrêl, ihre Schwester im Geiste. Wie sie stammte sie aus Frankreich, wie Delbrêl war auch ihr die Religiosität nicht in die Wiege gelegt.

Vielmehr begann die 1909 geborene und in wohlsituierten Verhältnissen aufgewachsene Simone als radikale Pazifistin und Gewerkschafterin, die aber den Marxismus aufs Schärfste kritisierte („Nicht die Religion, die Revolution ist Opium für das Volk"). Trotz ihrer schwachen körperlichen Konstitution verließ die studierte Philosophin den Schuldienst, um über ein Jahr als Fabrikarbeiterin im Akkord zu arbeiten. In dieser Zeit entstand ihr „Arbeitstagebuch", in dem sie die „Verzweckung" des Arbeiters auf Schärfste kritisierte. Im Spanischen Bürgerkrieg arbeitete sie 1936 bis zur Selbstaufopferung.

Im gleichen Jahr nahm die Annäherung der geborenen Jüdin an den Katholizismus ihren Anfang: In einer kleinen romanischen Kapelle in Umbrien zwang sie die Übermacht der mystischen Erfahrung auf die Knie. Im weiteren Verlauf prägt sie die Liebe zu den Menschen ebenso wie die zu dem für sie unfassbaren Gott – sie erkennt den Sinn des Menschen in der Spiritualität („Die Schwerkraft des Geistes lässt uns nach oben fallen.") und setzt auf die Verantwortung jedes Einzelnen für Veränderungen („Wenn du die Welt verändern willst, beginne mit dem Menschen, den du jeden Morgen im Spiegel siehst."). Gleichzeitig schätzt die intellektuelle Überfliegerin ihre eigenen geistigen Fähigkeiten nur allzu gering („Ein Mensch, der sich etwas auf seine Intelligenz einbildet, ist wie ein Sträfling, der mit seiner großen Zelle prahlt.").

Obwohl ihre mystischen Darlegungen bisweilen nicht sehr leicht zu verstehen sind, wäre sie eine passende weibliche Ergänzung zu den Märtyrern unserer Bewegung...

Geistliches Wort - 4./5. KW 2914 von Hans Reich, Betriebsseelsorge Allgäu

"Seht das Lamm Gottes ...."

Im Evangelium vom Sonntag hörten wir von Johannes dem Täufer: "Seht das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinweg nimmt!" (Joh 1,29) Der Anblick von Lämmern war den Menschen damals wohl um einiges vertrauter als uns Menschen heute. Doch auch wir wissen, wie junge Tiere oft lieblich wirken. So ist das Lamm sicher ein Zeichen für Reinheit, Friedfertigkeit und Unschuld. Lammfromm nennt man jemanden, der wohl keiner Fliege etwas zu Leide tun könnte. Manchmal vergleichen wir auch Menschen mit Tieren: Er ist „wie ein Löwe" - sagen wir von jemandem und wollen damit seine Stärke und Kraft hervorheben. „Wie eine Schlange" - und wir meinen damit seine Wendigkeit, manchmal auch seine Giftigkeit und Gefährlichkeit. Wenn wir jemanden als Esel bezeichnen, oder schlimmer noch als Affen, so ist das eher beleidigend. Der Vergleich mit Tieren soll oft helfen, besondere Eigenheiten und Eigenschaften eines Menschen hervorzuheben, oder einen Menschen zu charakterisieren.

Christus wird von Johannes nicht als König oder als Herrscher der Welt gekennzeichnet, sondern als Lamm Gottes. Johannes hat damit eine Sehnsucht angesprochen, die die Menschen damals wie heute in sich tragen. Die Menschen sehnen sich danach, dass einer kommt, der sie von dem "Müll" und den Sünden dieser Welt befreit. Jesus Christus, das Lamm Gottes wird zum Gegenpol unmenschlicher Strukturen, in Politik, Wirtschaft und in der Kirche. Die Gewaltlosigkeit des Lammes befreit die Menschheit von den Verwundungen und Dunkelheiten des Lebens, von Streit und Sünde und wird somit zu einem Wegweiser für unser Leben.

Und wenn Johannes ausruft: „Siehe, das ist das Lamm Gottes!", kündigt er an: Jetzt ändert sich was. Jetzt kommt Bewegung in die Sache, denn dieses Lamm Gottes lässt die Not und die Sünde der Welt nicht liegen. Christus hebt sie auf und trägt sie weg, schafft sie aus der Welt. Das Lamm Gottes räumt den Weg frei! Ich möchte Sie ermutigen, bewusster mit Ihren Gedanken, Worten und Taten umzugehen und sich jeden Tag für das Gute zu entscheiden.

Geistliches Wort - 2./3. KW 2014 von Hans Gilg, Pastoralreferent

Gottesweg – Königsweg

Gott mag die schmalen Wege,
die staubigen, auf denen man sich dreckig macht.
Wege auf denen man Begegnungen nur schwer ausweichen kann,
wo Zeit ist für einen Gruß und für ein paar nette Worte.
Seinen Weg finden:
Für mich heißt das nicht, Wege breit zu machen, zu teeren und mit 
Schildern zuzupflastern.
Für mich heißt es:  Stelle Dich an den Anfang seines Weges
und mache die ersten zaghaften Schritte. 
Geh solidarisch mit den Menschen – gerade auch mit den „Kleinen“ in unserer Welt,
teile, was Du hast
und lass Dich beschenken.

Geistliches Wort - 1. KW 2014 von Diakon Leonhard Bernhard

Gedanken zum Jahreswechsel

Mit der beginnenden Adventszeit spricht man gerne von der Zeit der Muse und der Stille. Ja, dieser Zeit wird eine besondere Atmosphäre zugesprochen.

Vermutlich ist dies die innere Sehnsucht im Menschen, mit guten Freunden gute Gespräche zu führen. Ja es ist immer wieder schön, wenn dies gelingt - nicht nur in der Advents- und Weihnachtszeit.

Weil Begegnungen so wichtig sind, weil sie als Grundbedürfnis zum Leben gehören, haben sie einen besonderen Stellenwert. Von Geburt an sind wir auf das Du ausgerichtet. In jedem Menschen steckt das Bedürfnis verstanden zu werden. Geachtet und geliebt zu sein. Es ist die Suche nach Glück und Harmonie.

Und was ist, wenn es nicht gelingt?

Was ist, wenn sowohl in der Familie als auch am Arbeitsplatz der Ansprechpartner fehlt? Was passiert, wenn Kinder kein richtiges Zuhause mehr haben, weil die Eltern getrennte Wege gehen? Was passiert, wenn alle diese Urbedürfnisse nicht gestillt werden?

Dann wird eine hoffnungslose Sehnsucht verdrängt, seelische Not und Süchte nehmen überhand.

Diese Hoffnungslosigkeit ist in vielen Bereichen unserer Gesellschaft zu erkennen.

Wir nennen es heute Burnout, Depression oder Zivilisationskrankheit.

Vielen Menschen fehlt heute das Ziel oder der Sinn ihrer Bemühungen.

Darum ist es so wichtig, den Leuten an dem Platz, wo man steht - ob in der Schule, am Arbeitsplatz, in der Familie oder auf der Straße - ein gutes Wort zu schenken. Ein Wort der Anerkennung und der Achtung. Die biblischer Aussage dazu heißt: Ein Segen sollst du sein in dieser Welt. (Gen 12,2)

Dies könnte ein Vorsatz für das neue Jahr sein.

So wünsche ich allen Lesern und allen Menschen dieser Welt ein gesegnetes neues Jahr 2014.

Leonhard Bernhard, Betriebsseelsorge

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