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„Die Worte die wir wählen und die Taten dir wir setzen verändern die Welt“ (Rabbiner Henry G. Brandt, Ehrenbürger der Stadt Augsburg)

Am 9. November, 85 Jahre nachdem in der „Friedensstadt“ Augsburg in der sogenannten Reichspogromnacht ein orchestrierter Mob aus Uniformierten und Zivilisten die örtliche Synagoge in Brand setzte und in der ganzen Stadt Jagd auf jüdische Bürger machte, lud die Israelische Kultusgemeinde Augsburg-Schwaben zu einer Gedenkstunde in eben jene Synagoge ein. Auch die KAB war mit den Diözesansekretären Ulrike Dirr und Stefan Hanft vertreten. Uns beiden war die Teilnahme ein persönliches Anliegen. Wir wollten uns – als Personen aber auch Vertreter der KAB – solidarisch mit Juden in Augsburg, Israel und auf der ganzen Welt zeigen. Ein kleines Zeichen setzen: Wir sehen Euch, wir stehen zu Euch!

Doch was heißt Solidarität in Zeiten wie diesen? In Zeiten in denen es immer schwerer fällt zwischen Gut und Böse, Richtig und Falsch, Terroristen und Freiheitskämpfern oder Angriff und Verteidigung zu unterscheiden? Die Bibel gibt darauf eine recht eindeutige Antwort: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst, heißt es dort. Darauf baut auch das Selbstverständnis der KAB auf: Wir setzen uns für Menschen und Arbeitnehmende auf der ganzen Welt ein, unabhängig von Religion, Rasse und Geschlecht. Es ist weiter unser Selbstverständnis sich für die Schwachen, die Ausgegrenzten und Unterdrückten einzusetzen. Im übertragenen Kontext bedeutet dies, dass Solidarität niemals ausschließend wirken darf, niemals nur einer Partei zu Teil werden darf, sondern immer jedem der ihrer bedarf: Palästinensern und Israelis, Muslimen und Juden also gleichermaßen.

Nun wird der KAB-Diözesanverband Augsburg den tief wurzelnden und komplexen Konflikt in Nahost nicht lösen können. Hierrüber brauchen wir uns keine Illusionen machen. Doch sind wir als christlicher Verband spätestens dann gefragt, wenn Konflikte von außerhalb hierher überzuschwappen drohen oder dies längst sind. Dass Juden auf den Straßen Augsburgs Angst haben müssen sich als solche erkenntlich zu machen, etwa durch das Tragen bestimmter Kleidungsstücke oder durch Verwendung der hebräischen Sprache, muss jedem von uns unerträglich sein. „Wie lange darf man zusehen bis etwas passiert, das man hat kommen sehen?“ fragte Eva Weber in ihrer Gedenkrede. Wir dürfen nicht länger zusehen, dachten wohl die meisten Zuhörer im Chor. „Falsch verstandene Toleranz hilft uns nicht weiter“, fuhr die Oberbürgermeister fort. Recht hat sie! Keine Toleranz den Intoleranten.

Doch zurück zur Solidarität: Wer glaubt der Sache der Palästinenser zu dienen indem er auf deutschen Straßen die Flagge der Terrororganisation Hamas schwenkt, der irrt. Wer glaubt der Sache der Israelis zu nützen indem er sich unreflektiert mit dem Apartheid-Staat Israel solidarisiert und die Augen vor dem Leid der Palästinenser verschließt, der irrt ebenso. Ein friedliches Palästina/Israel kann nur ein demokratisches und von Nächstenliebe getragenes sein. Daran haben die kriegsführenden Parteien auf beiden Seiten allerdings und ganz offensichtlich kein Interesse. Auch hierrüber sollte sich niemand Illusionen machen.

Gleiches gilt für unsere Heimat, für unsere schöne und multikulturelle Stadt Augsburg. Ein friedliches Zusammenleben wird mit Schwarz-Weiß-Malerei, Zuschreibungen von „hier die Bösen“ und „dort die Guten“ nicht gelingen. Solidarität, ich betone es erneut, darf keine Unterscheidung zwischen Menschen(-gruppen) machen. Wir dürfen nicht zulassen, dass sich unsere (Stadt-)Gesellschaft durch gutgemeinte aber fehlgeleitete, weil eindimensionale Solidaritätsbemühungen spalten lässt. Dabei ist jeder Einzelne gefragt, wie schon der ehemalige Augsburger Rabbiner und Ehrenbürger der Stadt, Henry G. Brandt, wusste. Denn „die Worte die wir wählen und die Taten dir wir setzen verändern die Welt“.

Stefan Hanft

Innenraum Synagoge Augsburg (Foto: Ulrike Dirr)

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