Am Samstag 08.07.2023 fand eine eintägige Studienfahrt nach Stuttgart statt, organisiert vom KAB Kreisverband Memmingen - Unterallgäu. Eine Gruppe von zehn Teilnehmenden begab sich auf eine Reise, um die Stadt aus der Perspektive sozial benachteiligter Menschen zu erkunden und wichtige Einblicke in das umstrittene Bahnprojekt Stuttgart21 zu erhalten.
Die Fahrt begann mit einer gut organisierten Zugreise von Memmingen nach Stuttgart. Trotz der sommerlichen Hitze verlief die Zugfahrt reibungslos, und die Gruppe erreichte die baden-württembergische Landeshauptstadt voller Vorfreude auf die bevorstehenden Erlebnisse.
Die alternative Stadtführung hingegen vermittelte den Teilnehmenden eindringliche Erfahrungen. Die schockierenden Zahlen von mehreren Tausend Obdachlosen in Stuttgart rückten die sozialen Brennpunkte der Stadt in den Fokus. Der Rundgang führte sie zu zahlreichen Einrichtungen der Wohnungslosen- und Suchtkrankenhilfe, die den Menschen Schutz und Hilfe bieten. Auch eine Anlaufstelle für Jugendliche, die auf der Straße leben wurde angesteuert. Besonders berührend war die Tatsache, dass der Stadtführer selbst lange Jahre auf der Straße gelebt hatte. Seine persönlichen Geschichten und Erlebnisse bewegten die Gruppe zutiefst und ließen die Realität der sozial Benachteiligten deutlich vor Augen treten.
Gezielte Nachfragen der Teilnehmenden brachten weitere Einsichten und verdeutlichten die drängenden Herausforderungen im Umgang mit sozialer Ungerechtigkeit. Die Studienfahrt bot eine Plattform für offene Gespräche und Diskussionen über soziale Themen, die oft in der Gesellschaft vernachlässigt werden.
Beim Bahnprojekt Stuttgart21 hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, den Tunnelbau unter Stuttgart zu erkunden und Einblicke in den Ausbau des neuen Hauptbahnhofs zu erhalten. Zunächst rekapitulierte die Gruppe den historischen Werdegang des Projekts und thematisierte dabei auch dessen Umstrittenheit. Dabei wurden sowohl politische Ziele, als auch die Bedeutung der optimierten Achse Stuttgart – Ulm – Augsburg auf Landes-, Bundes- und internationaler Ebene thematisiert.
In einem mehrstündigen Marsch durch die Tunnel, begutachtete die Gruppe den Bau von Gleisen, durchquerte Schutzräume und Rettungswege. Die Gruppe zeigte sich beeindruckt von den Ausmaßen und der Komplexität des Projekts. Die Wichtigkeit einer guten Zusammenarbeit aller Gewerke und der Respekt davor was die Arbeitnehmenden verschiedener Nationalitäten täglich zu leisten haben, kristallisierte sich dabei besonders heraus.
Insgesamt war die Studienfahrt nach Stuttgart ein bereicherndes Erlebnis für die Teilnehmenden. Sie erhielten nicht nur wichtige Einblicke in das Bahnprojekt Stuttgart21, sondern auch ein tieferes Verständnis für die Lebenssituation von obdachlosen Menschen in der Stadt.
