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„Lobt Gott“ – Exzerpt des Apostolischen Schreibens „Laudate Deum“ anlässlich der Misereor-Fasteneröffnung 2024

Am 25.02.2024 findet die diözesane Eröffnung der Misereor-Fastenaktion in Marktoberdorf/St. Martin statt, getragen und ausgerichtet von den katholischen Verbänden im Bistum Augsburg, der Abteilung Weltkirche sowie der örtlichen Pfarrgemeinde MOD. Mit der Fastenaktion unter dem diesjährigen Motto „Interessiert mich die Bohne“ teilen wir die Sehnsucht nach einer gerechten Welt ohne Hunger und das Anliegen, unserer Ernährung wieder mehr Wertschätzung entgegenzubringen.

Bei all den Planungen und Bemühungen rund um eine gelungene Fasten-Eröffnung kam es nicht ungelegen, war weniger treffender Zufall als Ausdruck unserer Zeit, dass Papst Franziskus im Oktober 2023 in seinem apostolischen Schreiben „Laudate Deum“ (zur Enzyklika Laudato si`) die Klima- und Umweltkrise erneut zum Gegenstand seiner Betrachtungen und Mahnungen machte und dabei implizit auch vor den Folgen auf die Ernährung der Ärmsten dieser Welt warnt. Dieser Text, geistige Nahrung für alle Weltverbesserer und ein Appell an die Gläubigen, soll im Folgenden für den interessierten Leser exzerpiert werden:

Franziskus erinnert in seinem Schreiben – und angesichts der (nicht-)stattgefundenen Entwicklung nicht ohne einen bitteren Ton der Verzweiflung - an seine nunmehr vor acht Jahren veröffentlichte Enzyklika „Laudato si`“. Er unternimmt sowohl den Versuch einer Präzisierung seiner Gedanken als auch einer Bilanzierung des zwischenzeitlich Geschehenen. Wie bereits in der vorangegangenen „Klimaenzyklika“ möchte Franziskus mit dem neuen Begleittext in erster Linie wachrütteln und dafür sensibilisieren, dass es der Mensch ist, der das Klima verändert und seine Umwelt vergiftet. Doch geht es Franziskus dabei nicht allein um das Klima an sich, als viel mehr um die Folgen der als „globales soziales Problem“ bezeichneten Klimakrise auf das Zusammenleben der Menschen, also auf die globale Verteilung von Wohlstand und gerechten Lebensperspektiven. Eine zum Himmel schreiende Ungerechtigkeit bestünde darin, dass die (Haupt-)Verursacher der Klimakrise zunächst nicht die von ihr betroffenen Opfer sind. Die Leidtragenden seien vielmehr die Ärmsten der Erde, die selbst nur wenig zum CO2-Gehalt der Atmosphäre beigetragen haben. Eben durch jenen Blick auf die „soziale“ Dimension der Klimakrise steht „Laudato si`“ in guter Tradition zu den apostolischen Sozialenzykliken.

Franziskus richtet seine päpstliche Klima- und Sozialkritik allerdings weniger direkt gegen Konzerne, Staaten und andere große Co2-Emittenten. Hauptaugenmerk liegt viel eher auf einer zeitgenössischen Art zu denken und die Welt in der wir leben zu begreifen. Dieses fehlleitete Denken nennt er das „technokratische Paradigma“, d.h. „zu denken, als ginge die Wirklichkeit, das Gute und die Wahrheit spontan aus der technologischen und wirtschaftlichen Macht selbst hervor“. Gemeint ist eine „Ideologie, der eine Besessenheit zugrunde liegt: Die menschliche Macht über alles Vorstellbare hinaus zu steigern, für die die nicht-menschliche Wirklichkeit nur eine Ressource zu ihren Diensten ist. Alles, was existiert, hört auf, ein Geschenk zu sein, das man würdigt, schätz und pflegt, und wird zum Sklaven, zum Opfer einer belieben Laune des menschlichen Geistes und seiner Fähigkeiten.“ Dieses Paradigma besteht also in der fehlerhaften Annahme, die Welt der Menschen sei nur ein Objekt der „Ausbeutung“ und ihrer „unbegrenzter Ambitionen“, etwas das man vermessen, konsumieren oder unbedacht zweckdienlich ausnutzen kann. Auf fatale Weise wird dabei ignoriert, dass die Natur nicht nur den Rahmen menschlichen Daseins bildet, sondern wir „sind ein Teil von ihr und leben mit ihr in wechselseitiger Durchdringung“. Man müsse „anerkennen, dass das menschliche Leben ohne andere Lebewesen nicht verstanden und nicht aufrechterhalten werden kann“, man müsse „die Welt nicht von außen, sondern von innen her“ betrachten und eine „gesunde und harmonische Beziehung“ zu ihr herstellen. Dies sei angesichts der „Logik des maximalen Profits“ jedoch kaum möglich. Kurz um: Abseits von CO2-Emissionen und Umweltverschmutzungen, aber als deren Mitursache, bestehe ein grundsätzliches Missverhältnis zwischen Mensch und Natur. Oder besser gesagt: Es besteht ein Missverständnis über die Rolle des Menschen innerhalb dieses Verhältnisses, der nicht Herr über die Natur, sondern ein immanenter Teil von ihr ist. Während er sie sich (ökonomisch) nützlich macht und dabei blind für die Folgen seines Handelns ist, zerstört er seine und die Lebensgrundlage unzähliger anderer Geschöpfe.

Trotz dieses harten Urteils über den Zustand der Welt ist Franziskus` Botschaft mitnichten frei von Hoffnung. Einen ersten Hoffnungsschimmer erblickt er perspektivisch in der „postmodernen Kultur“, jener Kulturströmung, die verkürzt dargestellt menschliche Pluralität und Verschiedenheit positiv betont, traditionelle Annahmen und Normen in Frage stellt und damit die herrschenden Hegemonialverhältnissen (Stichwort: alter weißer Mann) in Frage stellt. Denn diese Strömung habe „eine neue Sensibilität gegenüber den Schwächeren und weniger Mächtigen hervorgebracht“, sie schärft den Blick der Gesellschaften auf globale und nationale Subalternitäten und damit einhergehende Missstände und Ungerechtigkeiten. Hiermit zusammenhängend und darüber hinaus sei es eine Folge der Globalisierung und des zunehmenden Kulturaustauschs, dass sich heute neue Formen der länderübergreifenden Zusammenarbeit herausbilden würden, die ein „Multilateralismus von unten“ begründen: „Forderungen, die überall auf der Welt von unten kommen, wo sich engagierte Personen aus den unterschiedlichsten Ländern gegenseitig helfen und begleiten, könnten letztlich Druck auf die Machtverhältnisse ausüben“. So könne ein Multilateralismus von unten, also eine staatenübergreifende Zusammenarbeit, deren Akteure nicht (nur) die Staaten selbst, sondern einfache Bürger sind, dazu beitragen „die wirklichen Probleme der Menschheit zu lösen und dabei vor allem die Würde der Person so zu achten, dass die Ethik Vorrang vor lokalen oder umständebedingten Zweckmäßigkeit hat“. „Niemand rettet sich allein“, so das Fazit und der Appell des Oberhauptes der katholischen Kirche.

Der Einladung „diesen Weg der Versöhnung mit der Welt, die uns beherbergt, zu begleiten und ihn mit einem eigenen Beitrag zu bereichern“, wollen wir als Vorbereitungsteam der Misereor-Fasteneröffnung Folge leisten und laden alle Interessierten zum Mitmachen ein. Es ist mehr als nur ein warmer Gedanke, dass wir mit unseren Bemühungen Teil etwas Größeren sind und unsere eigene Arbeit bewusst in diesen sinnstiftenden Zusammenhang betrachten dürfen. Im Sinne des „Multilateralismus von unten“ freuen wir uns nicht zuletzt ganz besonders auf den Austausch mit unserem Ehrengast, der Landwirtin Frau Nidia Cielito Meneses Meneses aus Kolumbien, die dank der Vermittlung durch das Misereor-Hilfswerk unser Zusammensein bei der diözesanen Fasteneröffnung am 25.02.24 in Marktoberdorf bereichern wird.

Autor: Stefan Hanft

Bild: Bill Shortridge / Pixabay

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